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Kreative Lösungssuche in der Mediation - Sellnow.de

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100_110 15.11.2002 13:55 Uhr Seite 100<br />

Grundlagen und Entwicklungen<br />

MEDIATION UND KONFLIKTMANAGEMENT<br />

Re<strong>in</strong>hard <strong>Sellnow</strong><br />

<strong>Kreative</strong> <strong>Lösungssuche</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Mediation</strong><br />

<strong>Mediation</strong> ist e<strong>in</strong> freiwilliger, von gesetzlichen<br />

und rechtlichen Zuständigkeiten<br />

unabhängiger Prozess, <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>m die beteiligten Personen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gruppen übere<strong>in</strong>kommen, unter <strong>de</strong>m<br />

Beistand e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache neutralen<br />

und allparteilichen Dritten ihre<br />

Konfliktpunkte offen zu legen, zu<br />

strukturieren und ihre gegensätzlichen<br />

Standpunkte auszutauschen.<br />

1. Das Dilemma<br />

Dies geschieht mit <strong>de</strong>m Ziel, im geme<strong>in</strong>samen<br />

Gespräch Alternativen und Optionen<br />

zu erarbeiten, die für bei<strong>de</strong> Seiten<br />

vorteilhaft s<strong>in</strong>d (w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Lösung) und<br />

schließlich zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>vernehmlichen,eigenverantwortlichen<br />

und tragfähigen Konsens<br />

zu kommen.Soweit e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> akzeptierte<br />

Def<strong>in</strong>ition, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>erseits die<br />

Notwendigkeit e<strong>in</strong>er „kreativen <strong>Lösungssuche</strong>“<br />

(w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Lösung) bereits <strong>de</strong>utlich<br />

hervorgeht, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits aber je<strong>de</strong>m<br />

Kenner und Praktiker <strong>de</strong>n Schweiß auf die<br />

Stirn treibt,weil er weiß,dass die häufig gegebene<br />

<strong>Mediation</strong>s-Atmosphäre <strong>de</strong>s Misstrauens,<br />

<strong>de</strong>s Taktierens, <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechthaberei<br />

und evtl. gar <strong><strong>de</strong>r</strong> Fe<strong>in</strong>dschaft e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Kreativität fast unmöglich macht.<br />

Kann man sich vorstellen, dass erbitterte<br />

Gegner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Mediation</strong> zusammen e<strong>in</strong>e<br />

Aufwärmübung tänzerischer Art machen,<br />

sich dann als Lockerungsübung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

meditativen Zeitreise <strong>in</strong> Phantasiewelten<br />

begeben, um danach Ihre Visionen mit<br />

Wachsmalkrei<strong>de</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />

Bild festzuhalten o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Puppenspiel<br />

auszudrücken? Ich glaube nicht, und<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mediator, <strong><strong>de</strong>r</strong> dies „bl<strong>in</strong>d“ versuchte,<br />

müsste fürchten, als unsensibler, wirklichkeitsfrem<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sp<strong>in</strong>ner se<strong>in</strong>en guten Ruf zu<br />

verlieren.<br />

Doch auch diese Realitätserkenntnis<br />

än<strong><strong>de</strong>r</strong>t nichts an <strong>de</strong>m Dilemma,da die Aufgabe,<br />

e<strong>in</strong>e noch unbekannte Lösung für<br />

<strong>de</strong>n Konflikt zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, die für alle möglichst<br />

nur Vor- und für nieman<strong>de</strong>n Nachteile<br />

hat (w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>), ja immer noch als<br />

große Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung im Raum steht.<br />

Es kann also nicht darum gehen, Mediatoren<br />

zu raten, sich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Buchhandlung<br />

mit e<strong>in</strong>em halben Meter Literatur zu<br />

Kreativitätstechniken e<strong>in</strong>zu<strong>de</strong>cken und<br />

munter drauflos zu experimentieren<br />

– die Bauchlandung<br />

wäre gewiss. Diese<br />

Bücher unterstellen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Regel (meist stillschweigend)<br />

e<strong>in</strong>e weitgehend homogene,<br />

offene, <strong>in</strong>teressierte,<br />

neugierige Gruppe, die<br />

sich kennt und vertraut und<br />

mite<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> das Experiment kreativer <strong>Lösungssuche</strong><br />

wagen will. Dies ist im <strong>Mediation</strong>sfall<br />

kaum gegeben.<br />

Heißt das also, auf Kreativitätstechniken<br />

<strong>in</strong> <strong>Mediation</strong>en verzichten zu müssen?<br />

Je<strong>in</strong> – es kommt auf die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong>n,ihre<br />

„Dosierung“,die Art ihrer E<strong>in</strong>führung<br />

und natürlich – wie immer – auf<br />

<strong>de</strong>n E<strong>in</strong>zelfall an. Spektakuläre, eher spielerische,<br />

Gefühl und Intuition e<strong>in</strong>setzen<strong>de</strong><br />

Kreativitätstechniken (Zeitreisen, Malen,<br />

Puppen- und Rollenspiele, Märchen, Tanz,<br />

Sketche, Pantomimen, Collagen usw.) halte<br />

ich eher für problematisch.Reaktionen wie<br />

„Wir s<strong>in</strong>d doch hier nicht im K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>garten“<br />

s<strong>in</strong>d zu befürchten und können das<br />

Vertrauen zum Mediator belasten. Rational-analytische<br />

Techniken (Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g,<br />

Bra<strong>in</strong>writ<strong>in</strong>g, Assoziationen, Analogien<br />

usw.) wären da leichter anzuwen<strong>de</strong>n,<br />

verlangen aber <strong>de</strong>nnoch auch F<strong>in</strong>gerspitzengefühl.<br />

Ich b<strong>in</strong> zutiefst überzeugt davon, dass<br />

die kreative <strong>Lösungssuche</strong> nur zu e<strong>in</strong>em<br />

Teil e<strong>in</strong>e Frage von Kreativitätstechniken<br />

ist. Techniken s<strong>in</strong>d Hilfs-, aber ke<strong>in</strong>e Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>mittel.<br />

Ohne Wissen darüber, warum<br />

wir gewöhnlich eher unkreativ s<strong>in</strong>d und<br />

welche günstigen Voraussetzungen wir<br />

beim E<strong>in</strong>zelnen und <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

dafür schaffen können, helfen die<br />

Techniken alle<strong>in</strong> nur wenig o<strong><strong>de</strong>r</strong> zufällig.<br />

Hauptsächlich geht es me<strong>in</strong>es Erachtens<br />

darum, als Mediator das Wesen kreativer<br />

<strong>Lösungssuche</strong> im Kern zu verstehen<br />

und diese Erkenntnisse vorsichtig für <strong>de</strong>n<br />

<strong>Mediation</strong>sprozess <strong>in</strong>sgesamt nutzbar zu<br />

machen. Die Möglichkeiten hierzu s<strong>in</strong>d<br />

nicht sehr spektakulär, aber trotz<strong>de</strong>m<br />

wirksam. Statt e<strong>in</strong>em bee<strong>in</strong>drucken<strong>de</strong>n<br />

„Metho<strong>de</strong>n-Feuerwerk“ wird es eher um<br />

kle<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Fragen, H<strong>in</strong>weise, Hilfestellungen,Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>,Metaphern<br />

und E<strong>in</strong>ladungen zu<br />

Aufgaben gehen, damit <strong>de</strong>n<br />

Konfliktparteien „e<strong>in</strong> Licht<br />

aufgeht“.Der Mediator steht<br />

nicht als Zauberer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

<strong>Mediation</strong>szirkus, <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Zuschauer verblüfft und<br />

um Applaus buhlt. Er hat<br />

sehr unspektakulär im Wesentlichen<br />

nur die Möglichkeit,<br />

Fragen zu stellen,Wahrnehmungen zu<br />

äußern und vorsichtige H<strong>in</strong>weise zu geben.<br />

Hierfür gibt es ke<strong>in</strong>e Metho<strong>de</strong>nsammlung.<br />

Es geht eher um <strong>in</strong>nere Haltungen,<br />

Blickw<strong>in</strong>kel und Fragestellungen als um<br />

Rezepte für „tolle“ Techniken. Im Folgen<strong>de</strong>n<br />

soll auf <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Fakten und Zusammenhänge<br />

aufmerksam gemacht wer<strong>de</strong>n,<br />

die Grundlage für e<strong>in</strong>e sensible Hilfestellung<br />

<strong>de</strong>s Mediators bei <strong><strong>de</strong>r</strong> kreativen <strong>Lösungssuche</strong><br />

s<strong>in</strong>d.<br />

2. Was ist kreatives Denken?<br />

Es soll im Folgen<strong>de</strong>n ganz pragmatisch<br />

und ohne haarscharfe Abgrenzung zu<br />

benachbarten Begriffen, Kreativität im<br />

Denken und <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Lösungssuche</strong> verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n als:<br />

e<strong>in</strong> Denken <strong>in</strong> Möglichkeiten und Alternativen;<br />

e<strong>in</strong> flexibler, spielerischer Umgang mit<br />

Denkmustern;<br />

e<strong>in</strong> Denken <strong>in</strong> neuen Komb<strong>in</strong>ationen<br />

von weitgehend bekannten Elementen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> (Problem-)Situation.<br />

Diese Art von Kreativität ist nicht geniehaft<br />

angeboren.Sie kann gelernt und verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie sucht nicht gleich die e<strong>in</strong>e,<br />

neue, richtige „Lösung“, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sammelt<br />

erst viele Möglichkeiten und Alternativen,<br />

bevor sie sich für die <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> konkreten Situation<br />

angemessene, beste, effektivste<br />

entschei<strong>de</strong>t. Sie akzeptiert, dass wir alle <strong>in</strong><br />

Denkmustern verschie<strong>de</strong>nster Art gefangen<br />

s<strong>in</strong>d und „spielt“ mit Mustern, um<br />

neue Blickw<strong>in</strong>kel und E<strong>in</strong>sichten zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Und sie „spielt“ auch e<strong>in</strong>fach mit <strong>de</strong>n<br />

Elementen und Bestimmungsgrößen e<strong>in</strong>er<br />

Situation, um so zu vielleicht überraschen<strong>de</strong>n<br />

neuen Anordnungen zu kommen.<br />

100<br />

ZKM 3/2000


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MEDIATION UND KONFLIKTMANAGEMENT<br />

Grundlagen und Entwicklungen<br />

3. Denkmuster erkennen<br />

E<strong>in</strong> Beispiel: Kle<strong>in</strong>-Eva spielt im Wohnzimmer<br />

und läuft <strong><strong>de</strong>r</strong> stricken<strong>de</strong>n<br />

Großmutter immer <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Wollfa<strong>de</strong>n. Es<br />

gibt Streit und vom ständigen Ermahnen<br />

genervt schlägt <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater vor, Kle<strong>in</strong>-Eva <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>n Laufstall zu stecken, damit die<br />

Großmutter <strong>in</strong> Ruhe stricken kann. Daraufh<strong>in</strong><br />

schlägt die Mutter vor, doch lieber die<br />

Oma <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Laufstall zu setzen, wo sie genauso<br />

ungestört stricken, Kle<strong>in</strong>-Eva jedoch<br />

weiterh<strong>in</strong> im Zimmer herumtoben kann.<br />

Wie schafft man es, das Denkmuster<br />

„Laufstall“ nicht nur mit e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

– wenn es s<strong>in</strong>nvoll ist – auch mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Oma <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu setzen und damit zu<br />

e<strong>in</strong>er neuen und machbaren Lösung zu gelangen?<br />

Wenn wir nicht immer <strong>in</strong> <strong>de</strong>nselben<br />

bekannten Sackgassen verbleiben wollen,<br />

müssen wir uns das Denken anschauen, das<br />

uns <strong>in</strong> die Sackgasse h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geführt hat und<br />

nach Alternativen Ausschau halten, die uns<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> h<strong>in</strong>ausführen.Dies ist nicht ganz e<strong>in</strong>fach,<br />

weil wir selten etwas über die Muster<br />

und Strukturen erfahren haben,<strong>in</strong> <strong>de</strong>nen wir<br />

<strong>de</strong>nken, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n meist nur über die Inhalte.<br />

Was also s<strong>in</strong>d nun Denkmuster? Können<br />

wir sie erkennen, unterschei<strong>de</strong>n, benennen?<br />

E<strong>in</strong> weiteres Beispiel: Als Mutter<br />

Theresa, Engel <strong><strong>de</strong>r</strong> Ärmsten, am Straßenrand<br />

<strong>in</strong> Kalkutta bei e<strong>in</strong>em schmutzigen,<br />

sterben<strong>de</strong>n Mann kniete und ihn pflegte,<br />

sagte e<strong>in</strong> amerikanischer Reporter zu ihr:<br />

„Das wür<strong>de</strong> ich nicht für 1000,00 Dollar<br />

tun.“ Sie erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te: „Ich auch nicht.“<br />

E<strong>in</strong>e Aufgabe, die sich je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mediator<br />

stellen kann, heißt schlicht, die mit <strong>de</strong>n<br />

Problemen jeweils verknüpften Denkmuster<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Konfliktparteien erkennen zu lernen,<br />

ihre Angemessenheit und Leistungsgrenzen<br />

zu erfassen und als Wahrnehmung<br />

bzw. sensibel fragend <strong>in</strong> <strong>de</strong>n <strong>Mediation</strong>sprozess<br />

e<strong>in</strong>fließen zu lassen. Erst<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> spielerische Umgang mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

Blickw<strong>in</strong>keln, Wahrnehmungen,<br />

Betrachtungsweisen, Weltanschauungen,<br />

Mustern und Strukturen schafft die nötige<br />

Vielfalt im Denken, die nicht nur versucht,<br />

das En<strong>de</strong> e<strong>in</strong>er Sackgasse noch zu verlängern,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aus ihr herauszukommen.<br />

4. Wahrnehmung von Wirklichkeit<br />

Wir han<strong>de</strong>ln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wirklichen Welt.<br />

Wenn wir die Wirklichkeit nicht<br />

erfassen, wie sie ist, und wesentliche Elemente<br />

und Bestimmungsfaktoren übersehen,<br />

vergessen o<strong><strong>de</strong>r</strong> verharmlosen, dann<br />

bekommen wir die „Quittung“ dafür, d. h.<br />

neue Probleme über unerwartete Folgeund<br />

Nebenwirkungen. Es ist also von<br />

großer Be<strong>de</strong>utung <strong>in</strong> <strong>Mediation</strong>sverfahren,<br />

die Wirklichkeit<br />

so ganzheitlich und ungeteilt<br />

wie möglich wahrzunehmen.<br />

Vorrangig nehmen wir die<br />

Welt über unsere S<strong>in</strong>nesorgane<br />

wahr (Hören, Sehen, Riechen,<br />

Schmecken, Tasten). Doch wie<br />

verlässlich s<strong>in</strong>d unsere S<strong>in</strong>ne?<br />

Ist alles wirklich und wahr,was<br />

wir z. B. sehen? (Falls ja, dann<br />

gehen Sie doch mal raus und<br />

schauen nach, ob sich die Er<strong>de</strong><br />

wirklich um die Sonne dreht, wie die Wissenschaftler<br />

behaupten). Wir sehen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nacht noch lange nicht das, was e<strong>in</strong>e Katze<br />

sieht, und riechen nicht das, was e<strong>in</strong> Hund<br />

riecht. Wer ist näher an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit/Wahrheit?<br />

Beschränken wir die Anerkennung<br />

von Wirklichkeit nur auf die beweisbaren,<br />

exakten Naturwissenschaften<br />

(Zählen, Messen, Wiegen) o<strong><strong>de</strong>r</strong> hat z. B.<br />

auch die „unwissenschaftliche“,aber „wirksame“<br />

Heilmetho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Homöopathie dar<strong>in</strong><br />

Platz? Was wissen wir von <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Wirklichkeitsebenen e<strong>in</strong> und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Sache, Person o<strong><strong>de</strong>r</strong> Situation?<br />

S<strong>in</strong>d Gefühle, Ahnung und Intuition <strong>in</strong> unserem<br />

Bild von Wirklichkeit enthalten? Wie<br />

sieht es mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ebene <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele und <strong>de</strong>s<br />

Geistes, ja <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion aus? Das s<strong>in</strong>d Fragen,<br />

die hier nur angetippt wer<strong>de</strong>n können,<br />

die nach<strong>de</strong>nklich machen sollen und die<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong>dividuellen Klärung bedürfen.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e ständige Frage und Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung,<br />

wie viel wir von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtheit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit erfasst haben.Die Lebenserfahrung<br />

zeigt, dass wir die Ten<strong>de</strong>nz haben,<br />

nur Ausschnitte wahrzunehmen und<br />

diese dann für die ganze Wirklichkeit zu<br />

halten. Auch hier liegt e<strong>in</strong>e Aufgabe <strong>de</strong>s<br />

Mediators, die Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit<br />

als Thema fragend <strong>in</strong>s Spiel zu<br />

br<strong>in</strong>gen und damit möglicherweise verengte<br />

Blickw<strong>in</strong>kel <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfliktparteien zu<br />

erweitern.<br />

Viele Menschen<br />

können ihr<br />

kreatives Potenzial<br />

nicht entfalten,<br />

weil sie<br />

durch so genannte<br />

„Killerphrasen“<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

I<strong>de</strong>enentwicklung<br />

gebremst<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

5. Arbeitsweisen <strong>de</strong>s Gehirns<br />

Wissenschaftler haben vor noch gar<br />

nicht langer Zeit herausgefun<strong>de</strong>n,<br />

dass das Gehirn <strong>de</strong>s Menschen <strong>in</strong> zwei Hemisphären<br />

geteilt ist, die sich auf unterschiedliche<br />

Funktionen spezialisiert haben.Das<br />

l<strong>in</strong>ksseitige Zentrum ist zuständig<br />

für Daten und Fakten, Logik und Analyse,<br />

Sprache und Details, es merkt sich Texte<br />

und Zahlen. Das rechtsseitige<br />

Zentrum sorgt für die ganzheitliche<br />

Betrachtung, <strong>de</strong>nkt <strong>in</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

er<strong>in</strong>nert Gefühle und alles,<br />

was wir mit <strong>de</strong>n Augen gesehen<br />

haben.Von dieser Seite kommen<br />

die kreativen Impulse eher. Also<br />

nicht „l<strong>in</strong>ks“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „rechts“ lautet<br />

die Alternative, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n „l<strong>in</strong>ks“<br />

und „rechts“, „sowohl als auch“.<br />

Nur durch harmonische Teamarbeit<br />

bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Gehirnhälften<br />

kommt <strong><strong>de</strong>r</strong> gewollte „ganze“<br />

Mensch zustan<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> all se<strong>in</strong>e Fähigkeiten<br />

und Gaben ausschöpft und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Lösungssuche</strong> e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt.<br />

Auch <strong>in</strong> Problemlösungsverfahren<br />

können die Fähigkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Hirnhälfte<br />

vom Mediator behutsam, aber bewusst<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>de</strong>n. Ansatzweise<br />

kann dies durch angenehme Räumlichkeiten,<br />

Sorge für das leibliche Wohl,<br />

evtl. Entspannungsübungen, gegebenenfalls<br />

Spiele, vor allem aber angemessene<br />

Visualisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit (z. B. P<strong>in</strong>wandtechnik,<br />

Dias, Vi<strong>de</strong>o, OHP), aber auch<br />

durch Pausen mit entspannen<strong><strong>de</strong>r</strong> Musik<br />

und Bewegung geschehen. Wir sollten<br />

nicht vergessen, dass Archime<strong>de</strong>s das<br />

Problem <strong>de</strong>s „Messens <strong>de</strong>s Volumens e<strong>in</strong>es<br />

unregelmäßigen Körpers“ nicht am<br />

Schreibtisch, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ba<strong>de</strong>wanne<br />

gelöst hat …<br />

6. Blocka<strong>de</strong>n<br />

Viele Menschen können ihr kreatives<br />

Potenzial nicht entfalten,weil sie durch<br />

so genannte „Killerphrasen“ <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>enentwicklung<br />

gebremst wer<strong>de</strong>n. Täglich erlebte<br />

Beispiele s<strong>in</strong>d: „Das ist ja viel zu teuer!“,„Das<br />

ist aber nicht logisch!“,„Das geht<br />

uns doch gar nichts an!“,„Das haben wir ja<br />

noch nie so gemacht!“, „Wo kommen wir<br />

<strong>de</strong>nn da h<strong>in</strong>?“,„Wenn das je<strong><strong>de</strong>r</strong> so wollte!“,<br />

„Das gehört doch nicht zum Thema!“ usw.<br />

Häufig s<strong>in</strong>d die Blocka<strong>de</strong>n, die von<br />

außen kommen, von <strong>de</strong>n Verursachern gar<br />

nicht bewusst gewählt und gewollt.Sie wissen<br />

es halt nicht besser, erfahren es selber<br />

so und geben diese „Killerphrasen“ gedankenlos<br />

weiter. Hier können schon e<strong>in</strong><br />

ZKM 3/2000 101


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Grundlagen und Entwicklungen<br />

MEDIATION UND KONFLIKTMANAGEMENT<br />

klären<strong>de</strong>s Gespräch und vere<strong>in</strong>barte Spielregeln<br />

und Reaktionen Wun<strong><strong>de</strong>r</strong> wirken.<br />

Blocka<strong>de</strong>n unserer Kreativität stammen<br />

jedoch nicht nur von außen.Viele s<strong>in</strong>d<br />

auch selbst gemacht und müssen daher –<br />

gegebenenfalls durch H<strong>in</strong>weise und Hilfestellungen<br />

<strong>de</strong>s Mediators – selbst gelöst<br />

wer<strong>de</strong>n. Zu ihnen zählen z. B.:<br />

Pessimismus: Ohne e<strong>in</strong>em unbegrün<strong>de</strong>ten,<br />

grenzenlosen Optimismus das<br />

Wort re<strong>de</strong>n zu wollen, ist klar, dass e<strong>in</strong>e<br />

ständige Erwartung negativer Entwicklungen<br />

und schlechter Erfahrungen<br />

ke<strong>in</strong> guter Nährbo<strong>de</strong>n für kreative Experimente<br />

und Wagnisse s<strong>in</strong>d. Bedrohte<br />

Zukunft ist nicht nur e<strong>in</strong> Ort <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Angst, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch e<strong>in</strong> Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Hoffnung<br />

und viele Menschen haben dies <strong>in</strong><br />

Notzeiten bewiesen und erfahren. Wo<br />

das Bedrohliche wächst, wächst auch<br />

das Retten<strong>de</strong>. Man muss es nur erkennen<br />

und för<strong><strong>de</strong>r</strong>n – auch ohne die Sicherheit<br />

<strong>de</strong>s Gel<strong>in</strong>gens.<br />

Konformismus: Auch im Wunsch nach<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung mit <strong>de</strong>n Werten und<br />

Vorstellungen unserer Freun<strong>de</strong>, Nachbarn<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft kann e<strong>in</strong>e<br />

Blocka<strong>de</strong> für notwendige Neuerungen<br />

liegen. Die so genannte breite Masse<br />

steht nie an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze neuer Entwicklungen.<br />

Dies ist <strong>de</strong>n Pionieren vorbehalten,<br />

die mutig und selbstbewusst<br />

unkonventionelle neue Wege f<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />

müssen. Man kann nicht immer bei<strong>de</strong>s<br />

haben.<br />

Angst:Angst ist e<strong>in</strong> schlechter Ratgeber.<br />

Sie lähmt uns, weil wir z. B. nichts<br />

falsch machen, nicht auffallen und<br />

nicht geta<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n wollen. Wir wollen<br />

uns am liebsten verkriechen, nicht<br />

da se<strong>in</strong>, die Augen zumachen. Mit diesem<br />

Gefühl überlassen wir das Han<strong>de</strong>ln<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Zufall. Wir<br />

müssen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirklichkeit <strong>in</strong>s Auge sehen,<br />

besonnen han<strong>de</strong>ln mit Herz und<br />

Verstand, am besten mit e<strong>in</strong>em fröhlichen:<br />

„Hurra, e<strong>in</strong> Problem, das von mir<br />

gelöst wer<strong>de</strong>n will.“<br />

Vorurteile: Wer kennt ihn nicht, <strong>de</strong>n<br />

Hang zum vorschnellen Urteil. Die Situation<br />

ist noch gar nicht erfasst, die<br />

Person noch gar nicht kennen gelernt,<br />

da me<strong>in</strong>en wir schon,das Problem o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gar die Lösung zu kennen, um wenig<br />

später – angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Wirklichkeit<br />

– beschämt festzustellen, dass<br />

wir wie<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>mal zu schnell waren.<br />

Derweil haben wir aber schon neue<br />

Fakten geschaffen mit neuen Wirkungen<br />

…<br />

Rout<strong>in</strong>e: Gewohnheitshan<strong>de</strong>ln ist bequem<br />

und erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t nicht viel Nach<strong>de</strong>nken.<br />

Wir könnten auch nicht <strong>in</strong><br />

ständiger Alarmbereitschaft für das<br />

Außergewöhnliche leben. Dennoch<br />

brauchen wir e<strong>in</strong> Gespür dafür, wann<br />

Gewohnheitshan<strong>de</strong>ln nicht mehr angemessen<br />

ist, sonst trägt uns das Glatteis<br />

<strong>de</strong>s ersten „völlig überraschen<strong>de</strong>n“<br />

Nachtfrosts <strong>de</strong>s W<strong>in</strong>ters auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

Graben. O<strong><strong>de</strong>r</strong> wir machen unser Leben<br />

unnötig arm, wie folgen<strong>de</strong> Geschichte<br />

über 50 Jahre gewohnheitsmäßige Höflichkeit<br />

zeigt:<br />

E<strong>in</strong> älteres Ehepaar feierte nach langen<br />

Ehejahren gol<strong>de</strong>ne Hochzeit. Beim geme<strong>in</strong>samen<br />

Frühstück dachte die Frau:<br />

„Seit fünfzig Jahren habe ich immer auf<br />

me<strong>in</strong>en Mann Rücksicht genommen<br />

und ihm immer das knusprige Oberteil<br />

<strong>de</strong>s Brötchens gegeben. Heute will ich<br />

mir endlich diese Delikatesse gönnen.“<br />

Sie schmierte sich das Oberteil<br />

<strong>de</strong>s Brötchens und gab<br />

das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Teil ihrem Mann.<br />

Entgegen ihrer Erwartung<br />

war dieser hocherfreut,<br />

küsste ihre Hand und sagte:<br />

„Me<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>g, du bereitest<br />

mir die größte Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Tages. Über 50 Jahre habe<br />

ich das Brötchenunterteil<br />

nicht mehr gegessen, das ich<br />

vom Brötchen am allerliebsten<br />

mag. Ich dachte immer,<br />

du solltest es haben, weil es dir so gut<br />

schmeckt.“<br />

Auswege aus diesen Blocka<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d nicht<br />

ganz e<strong>in</strong>fach, aber <strong>de</strong>nnoch möglich. Es<br />

gibt kreativitätsför<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong> Haltungen, Eigenschaften<br />

und Verhaltensweisen, die<br />

man sich als solche bewusst machen kann<br />

und die geübt wer<strong>de</strong>n wollen. Hier liegt die<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s Mediators im sensiblen, möglichst<br />

humorvollen Aufmerksammachen.<br />

7. Das Drei-Phasen-Mo<strong>de</strong>ll: Kritik –<br />

Phantasie – Verwirklichung<br />

Als ich Mitte <strong><strong>de</strong>r</strong> 80er Jahre die<br />

Zukunftswerkstatt-Metho<strong>de</strong> beim<br />

Zukunftsforscher Robert Jungk kennen<br />

lernte, begegnete ich erstmals <strong>de</strong>m konsequenten<br />

methodischen Dreischritt:<br />

Es gibt kreativitätsför<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong><br />

Haltungen, Eigenschaften<br />

und<br />

Verhaltensweisen,<br />

die man<br />

sich als solche<br />

bewusst machen<br />

kann und die<br />

geübt wer<strong>de</strong>n<br />

wollen.<br />

1. Kritik-, 2. Phantasie- und 3. Verwirklichungsphase.<br />

Er war die Antwort auf die<br />

altbekannte Erfahrung aus unstrukturierten<br />

Sitzungen und Konferenzen, dass<br />

es meist e<strong>in</strong> Durche<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> von gleichzeitiger<br />

Kritik, Problemen, I<strong>de</strong>en, Beschwer<strong>de</strong>n,<br />

Lösungsvorschlägen, Verwirklichungsschwierigkeiten,<br />

H<strong>in</strong>weisen<br />

auf gegebene Sachzwänge usw. gibt, bei<br />

<strong>de</strong>m häufig nach 2–3 Stun<strong>de</strong>n alle<br />

genervt und ohne Ergebnis wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gehen. Erst <strong><strong>de</strong>r</strong> kle<strong>in</strong>e, fe<strong>in</strong>e,<br />

aber geniale „Trick“, diese drei absolut<br />

notwendigen Phasen e<strong>in</strong>er Problemlösung<br />

nicht gleichzeitig, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n strikt<br />

nache<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> ablaufen zu lassen, entzerrt<br />

das sonst unübersichtliche Verfahren und<br />

macht es handhabbar.<br />

Die praktischen Erfahrungen, die ich<br />

mit diesem Dreischritt im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung von Zukunftswerkstätten<br />

und Problemlösungsverfahren<br />

sammeln konnte, überzeugten mich so<br />

sehr, dass ich im Grundsatz bei je<strong><strong>de</strong>r</strong> Problemlösung<br />

damit arbeite.<br />

Damit ist auch gesagt, dass<br />

es für mich ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Anwendung<br />

alle<strong>in</strong> von Kreativitätstechniken<br />

im S<strong>in</strong>ne <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Phantasiephase gibt. Man kann<br />

sich nicht Erfolg versprechend<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e phantasievolle I<strong>de</strong>ensuche<br />

begeben, wenn man sich<br />

vorher nicht sorgfältig vergewissert<br />

hat,dass man <strong>de</strong>m richtigen<br />

Problem auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Spur ist.<br />

Man kann nicht mit e<strong>in</strong>er tollen<br />

Phantasiephase en<strong>de</strong>n, ohne<br />

sorgfältig die Realisierungschancen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ergebnisse geprüft zu haben, sonst bleibt<br />

man mit <strong>de</strong>n Füßen fest <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Wolken<br />

stecken …<br />

7.1 Die Kritikphase – o<strong><strong>de</strong>r</strong>: Was ist<br />

<strong>de</strong>nn das Problem?<br />

Solange wir nur e<strong>in</strong>e begrenzte und unvollständige<br />

Wahrnehmung von Wirklichkeit<br />

haben, können wir nie sicher se<strong>in</strong>,<br />

ob das, was wir vor<strong><strong>de</strong>r</strong>gründig o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf die<br />

Schnelle für das Problem halten,auch wirklich<br />

das Problem ist. Täuschen wir uns da<br />

und s<strong>in</strong>d wir zu schnell, entwickeln wir<br />

möglicherweise e<strong>in</strong>e orig<strong>in</strong>elle und phantasievolle<br />

Lösung, aber lei<strong><strong>de</strong>r</strong> für das falsche<br />

Problem und damit vergeblich. Damit das<br />

nicht passiert, sollte man sich am Anfang<br />

102<br />

ZKM 3/2000


100_110 15.11.2002 13:55 Uhr Seite 103<br />

MEDIATION UND KONFLIKTMANAGEMENT<br />

Grundlagen und Entwicklungen<br />

e<strong>in</strong>ige Gedanken zur Analyse und Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>s Problems <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kritikphase machen.<br />

Akzeptieren Sie niemals e<strong>in</strong>e ungeprüfte,<br />

von außen vorgegebene Problem<strong>de</strong>f<strong>in</strong>ition.<br />

Behalten Sie sich vor, das zu<br />

bearbeiten<strong>de</strong> Thema „vorläufig“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>e<br />

„Problem-Hypothese“ zu nennen, die erst<br />

nach e<strong>in</strong>er Prüfung bestätigt, gegebenenfalls<br />

aber auch geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Wenn es richtig ist, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er komplexen<br />

Welt alle Elemente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vernetzten<br />

Zusammenhang stehen, und auch richtig<br />

ist,dass es sehr schwer ist,e<strong>in</strong>en vernetzten<br />

Zusammenhang <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ganzheit zu erkennen,<br />

dann kann man sich nicht mit e<strong>in</strong>em<br />

ersten o<strong><strong>de</strong>r</strong> oberflächlichen E<strong>in</strong>druck<br />

zufrie<strong>de</strong>n geben, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf e<strong>in</strong> „Problem“<br />

h<strong>in</strong><strong>de</strong>utet. Es könnte e<strong>in</strong> falscher E<strong>in</strong>druck<br />

se<strong>in</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> z. B. nicht die Ursache, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

die Wirkung e<strong>in</strong>es Vorgangs ist, die Nebenwirkung<br />

e<strong>in</strong>er Hauptwirkung o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Folge<br />

e<strong>in</strong>es ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Vorgangs.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>Mediation</strong><br />

wer<strong>de</strong>n mit diesem H<strong>in</strong>weis jedoch „Eulen<br />

nach Athen getragen“, ist doch das H<strong>in</strong>terfragen<br />

von (Streit-)Positionen durch<br />

Wechsel auf die Ebene <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessen (Bedürfnisse,<br />

Wünsche, Hoffnungen, Ängste)<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsphase „Konflikterhellung/<br />

Vertiefung“ gera<strong>de</strong>zu <strong><strong>de</strong>r</strong> sicherste Weg,die<br />

eigentlichen und „wahren“ Probleme <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Konfliktparteien zu ermitteln.<br />

7.2 Die Phantasiephase – o<strong><strong>de</strong>r</strong>: Wie’s<br />

wäre, wenn’s schön wäre<br />

Hier s<strong>in</strong>d wir nun <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> kreativen<br />

<strong>Lösungssuche</strong>, von <strong>de</strong>m man<br />

sich <strong>de</strong>n eigentlichen Durchbruch erhofft.<br />

7.2.1 Spielregeln<br />

Zu <strong>de</strong>n wenigen, aber bewährten allgeme<strong>in</strong>en<br />

Spielregeln von Phantasiephasen gehören<br />

folgen<strong>de</strong> 5, auf die geme<strong>in</strong>sam zu<br />

achten ist:<br />

klare Trennung zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung<br />

von I<strong>de</strong>en (Phantasiephase) und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Bewertung bzw. Kritik (Verwirklichungsphase);<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Phantasiephase I<strong>de</strong>en freien Lauf<br />

lassen, ohne Berücksichtigung evtl.<br />

Sachzwänge, Zuständigkeiten, Kosten<br />

usw.;<br />

e<strong>in</strong>e hohe Quantität von I<strong>de</strong>en anstreben,<br />

um die Auswahlmöglichkeiten<br />

und Trefferwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten zu erhöhen;<br />

es ist erlaubt und erwünscht, I<strong>de</strong>en von<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Teilnehmern aufzugreifen,<br />

weiterzuentwickeln, abzuwan<strong>de</strong>ln, zu<br />

komb<strong>in</strong>ieren usw. – es gibt ke<strong>in</strong> geistiges<br />

Eigentum;<br />

Aufhebung evtl. mitgebrachter Rollen,<br />

Hierarchien, Zuständigkeiten und<br />

Eigen<strong>in</strong>teressen; man darf und soll sich<br />

<strong>de</strong>n Kopf <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zerbrechen.<br />

7.2.2 Kreativitätstechniken<br />

Man unterschei<strong>de</strong>t <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel die emotional-<strong>in</strong>tuitiven<br />

Metho<strong>de</strong>n im Vergleich<br />

zu <strong>de</strong>n rational-analytischen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Gruppe,<br />

zu <strong>de</strong>nen ich mich oben bereits eher<br />

kritisch bezüglich <strong>de</strong>s E<strong>in</strong>satzes <strong>in</strong> <strong>Mediation</strong>sverfahren<br />

geäußert habe, wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Teilnehmern verschie<strong>de</strong>ne „Medien“ angeboten,<br />

mit <strong>de</strong>nen sie <strong>in</strong>tuitiv, gefühlsmäßig<br />

und spielerisch Lösungen entwickeln<br />

können. Nach Interesse und Neigung<br />

kann dies z. B. e<strong>in</strong> Rollenspiel, e<strong>in</strong><br />

Puppenspiel, e<strong>in</strong>e Pantomime o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong><br />

Sketch se<strong>in</strong>, die Erstellung e<strong>in</strong>es Hörspiels<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>er Reportage, die Erf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es<br />

Märchens, Lie<strong>de</strong>s o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>er Balla<strong>de</strong>, die<br />

Form e<strong>in</strong>es Gedichts, Reims o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Festre<strong>de</strong> haben, die Erf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es<br />

Spiels, das Malen e<strong>in</strong>es Bil<strong>de</strong>s, die Erstellung<br />

e<strong>in</strong>er Collage,e<strong>in</strong>es Plakats o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Wandzeitung usw.<br />

Die rational-analytischen Metho<strong>de</strong>n<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Gruppe s<strong>in</strong>d da schon eher geeignet,<br />

wenn sie entsprechend vorgestellt<br />

und erläutert wer<strong>de</strong>n. Die e<strong>in</strong>zelnen Techniken<br />

und Übungen können hier nur stichwortartig<br />

benannt, aus Platzgrün<strong>de</strong>n aber<br />

nicht ausführlich dargestellt wer<strong>de</strong>n. Hier<br />

sei auf die praxis- und anwendungsorientierte<br />

Broschüre <strong>de</strong>s Verfassers „Die mit<br />

<strong>de</strong>n Problemen spielen …“ (am Schluss<br />

<strong>de</strong>s Texts) verwiesen.<br />

Metho<strong>de</strong> 635 (Bra<strong>in</strong>writ<strong>in</strong>g): 6 Personen<br />

schreiben 5 M<strong>in</strong>uten lang je 3 I<strong>de</strong>en zur Lösung<br />

e<strong>in</strong>es Problems auf. Dieser Vorgang<br />

wird 6-mal wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt. Zu diesem Zweck<br />

erhält je<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer e<strong>in</strong> Blatt, welches<br />

<strong>in</strong> 6 3 Kästchen aufgeteilt ist. Nach jeweils<br />

5 M<strong>in</strong>uten (und <strong><strong>de</strong>r</strong> Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schrift von<br />

3 I<strong>de</strong>en) wird es im Uhrzeigers<strong>in</strong>n<br />

weitergegeben. Es ist ausdrücklich erlaubt,<br />

die vorhergehen<strong>de</strong>n Wünsche zu lesen und<br />

darauf zu reagieren (anknüpfen, vertiefen,<br />

ausbauen usw.). Wenn alle Blätter e<strong>in</strong>mal<br />

herumgelaufen s<strong>in</strong>d, hat je<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer<br />

maximal 18 I<strong>de</strong>en aufgeschrieben. Insgesamt<br />

ergibt diese – auch Bra<strong>in</strong>writ<strong>in</strong>g genannte<br />

– Metho<strong>de</strong> 108 I<strong>de</strong>en <strong>in</strong> 30 M<strong>in</strong>uten.<br />

Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g: Das Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g („Gehirnsturm“)<br />

ist die bekannteste <strong>in</strong> Gruppen<br />

e<strong>in</strong>gesetzte Kreativitätsmetho<strong>de</strong>, die<br />

bei nicht allzu komplexen Problemen<br />

schnell und leicht anzuwen<strong>de</strong>n ist. Unter<br />

strenger Beachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> oben genannten<br />

Spielregeln entwickeln die Teilnehmer<br />

mündlich frei und spontan Lösungen<br />

zum vere<strong>in</strong>barten Thema/Problem; ohne<br />

Reihenfolge, aber auch ohne Diskussion –<br />

die I<strong>de</strong>en sollen e<strong>in</strong>fach spru<strong>de</strong>ln. Der<br />

vorher bestimmte Protokollführer hält<br />

die zugerufenen I<strong>de</strong>en und Beiträge<br />

stichwortartig auf großen Papierbögen<br />

fest. Gibt es ke<strong>in</strong>en Protokollführer,<br />

schreibt im Wechsel immer e<strong>in</strong> Teilnehmer<br />

die Zurufe mit.<br />

Diese klassische Form kann auch noch<br />

abgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n durch e<strong>in</strong> Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g:<br />

mit E<strong>in</strong>schränkungen,<br />

mit Ersatzthema,<br />

zweistufig,<br />

mit Rotation,<br />

mit „Wie“-Phase,<br />

mit „Übersetzung“,<br />

nach vorgegebenen Pr<strong>in</strong>zipien,<br />

mit Vernetzung,<br />

mit Rollentausch,<br />

mit Reizworten.<br />

Assoziatives Denken: Hier geht es darum,<br />

sich auf verschie<strong>de</strong>nartige Weise vom eigentlichen<br />

Problem zu entfernen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Lebensbereiche anzusprechen, um<br />

dann mit Assoziationen im Kopf zum eigentlichen<br />

Problem und <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Lösungssuche</strong><br />

zurückzukehren. E<strong>in</strong>e Möglichkeit wäre,<br />

Fotos <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nsten Art auszulegen<br />

und die Teilnehmer die Fotos auswählen zu<br />

lassen, die sie beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s (positiv o<strong><strong>de</strong>r</strong> negativ)<br />

ansprechen und berühren.Auf Zuruf<br />

wer<strong>de</strong>n die durch die Fotos ausgelösten<br />

Empf<strong>in</strong>dungen, Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>, Visionen aufgeschrieben.<br />

Dann wird versucht, e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Ausgangsproblem<br />

herzustellen und Lösungsmöglichkeiten<br />

zu entwickeln.<br />

Analogien entwickeln: Die Gruppe kann<br />

sich die Aufgabe stellen, das gegebene Problem<br />

zu verfrem<strong>de</strong>n, <strong>in</strong><strong>de</strong>m Analogien aus<br />

Lebensbereichen gesucht wer<strong>de</strong>n, die von<br />

ZKM 3/2000 103


100_110 15.11.2002 13:55 Uhr Seite 104<br />

Grundlagen und Entwicklungen<br />

MEDIATION UND KONFLIKTMANAGEMENT<br />

diesem möglichst weit entfernt liegen.Viele<br />

technische Lösungen s<strong>in</strong>d auf diese Weise<br />

durch Analogien z. B. aus <strong>de</strong>m Bereich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Natur gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n (Flugzeuge –<br />

Vögel), aber auch soziale, durch Anregung<br />

aus technischen Bereichen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> juristische,<br />

z. B. mit <strong>de</strong>m Vorschlag, man möge<br />

doch neue Gesetze gleich automatisch mit<br />

e<strong>in</strong>em Verfallsdatum (analog <strong>de</strong>n Lebensmitteln)<br />

verabschie<strong>de</strong>n.<br />

Um es an e<strong>in</strong>em Beispiel zu illustrieren:<br />

E<strong>in</strong>e Selbsthilfegruppe bemerkt,<br />

dass die Teilnahme an <strong>de</strong>n Treffen immer<br />

unregelmäßiger wird. Man setzt sich zusammen,<br />

um die Situation zu analysieren<br />

und stellt fest, dass es an Zusammenhalt,<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl und Freu<strong>de</strong> fehlt.<br />

Man merkt schnell,dass das „Klima“ und<br />

die persönlichen Beziehungen mehr gepflegt<br />

wer<strong>de</strong>n müssten, und fragt sich bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>ensuche, <strong>in</strong> welchem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lebensbereich<br />

ebenfalls viel Pflege<br />

benötigt wird. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach Analogien<br />

für Pflegebedürftigkeit nennt jemand<br />

<strong>de</strong>n „Blumentopf“. Nun wird geme<strong>in</strong>sam<br />

zusammengetragen, wie sich<br />

Blumenpflege äußert: regelmäßig<br />

gießen, von Zeit zu Zeit <strong>de</strong>n Topf wechseln<br />

und Humus geben, <strong>in</strong> das Fenster<br />

stellen, damit er genügend Sonne bekommt<br />

usw. Was be<strong>de</strong>utet dies für das<br />

Gruppenleben, das kurz vor <strong>de</strong>m Verdorren<br />

steht? Welche I<strong>de</strong>en und Lösungen<br />

lassen sich daraus ableiten?<br />

Kreativitätsimpulse: Gerät <strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>enfluss<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer <strong>in</strong> Phantasiephasen <strong>in</strong>s<br />

Stocken, so kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ator/Mediator<br />

versuchen, durch gezielte Impulse, die an<br />

bisherige I<strong>de</strong>en anknüpfen,Anregungen zu<br />

geben, die <strong>de</strong>n Prozess wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> Gang<br />

br<strong>in</strong>gen. Entsprechen<strong>de</strong> Anstöße könnten<br />

se<strong>in</strong>:<br />

Anpassen an bestehen<strong>de</strong> Verfahren,<br />

Produkte, I<strong>de</strong>en;<br />

Übernehmen von Vorbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> Parallelen<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit;<br />

neue Verwendungszwecke für vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Materialien, Produkte, Dienstleistungen;<br />

Komb<strong>in</strong>ieren vorhan<strong>de</strong>ner Produkte,<br />

Verfahren, Dienstleistungen;<br />

Isolieren von erfolgreichen Teilen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bisherigen Lösung;<br />

neu Anordnen von Bewährtem und Bestehen<strong>de</strong>m;<br />

Umkehren von Bestehen<strong>de</strong>m <strong>in</strong> das Gegenteil<br />

(Ursache – Wirkung);<br />

Ersetzen von bisherigen Arbeitsweisen,<br />

Material,Verfahren, Personal;<br />

Tauschen von Rollen, Zuständigkeiten,<br />

Arbeitsfel<strong><strong>de</strong>r</strong>n, Erfahrungen;<br />

Abän<strong><strong>de</strong>r</strong>n von Form, Farbe, Funktion,<br />

Zusammensetzung, Eigenschaften;<br />

Vergrößern, Übertreiben, Überspitzen,<br />

Verzerren;<br />

Verkle<strong>in</strong>ern, Reduzieren, E<strong>in</strong>sparen,<br />

Verharmlosen.<br />

7.3 Die Verwirklichungsphase – o<strong><strong>de</strong>r</strong>:<br />

Wie könnt’s <strong>de</strong>nn gehen?<br />

So schön <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhenflug e<strong>in</strong>er gelungenen<br />

Phantasiephase auch se<strong>in</strong> mag, wir<br />

sollten danach wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Blick auf <strong>de</strong>n<br />

Bo<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsachen,das „Hier<br />

und Jetzt“ lenken, sonst könnte<br />

es e<strong>in</strong>en schmerzlichen „Absturz“<br />

geben. Falls Wünschen<br />

und Träumen nicht Selbstzweck<br />

s<strong>in</strong>d, muss nun <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

auf sicheren Bo<strong>de</strong>n und zur<br />

Umsetzung <strong>in</strong> die Tat führt.<br />

Am Beg<strong>in</strong>n dieser dritten<br />

Phase <strong><strong>de</strong>r</strong> kreativen <strong>Lösungssuche</strong><br />

steht man häufig vor e<strong>in</strong>em<br />

Berg ungeordneter,chaotischer<br />

I<strong>de</strong>en. Es empfiehlt sich so vorzugehen,<br />

dass dieser „Berg“ zunächst übersichtlich<br />

gestaltet wird (Sortieren und Ordnen)<br />

und danach e<strong>in</strong>e Prüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschläge<br />

(I<strong>de</strong>enbewertung) stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>t.<br />

Sehr häufig existieren die I<strong>de</strong>en nur<br />

<strong>in</strong> Form von Stichworten o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar nur vagen<br />

Überschriften. Dann wäre hier noch<br />

e<strong>in</strong> Arbeitsschritt „Maßnahmenbeschreibung“<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Projektentwicklung“ e<strong>in</strong>zuschieben,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>n Stichworten e<strong>in</strong>e Beschreibung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>e macht, die plastisch<br />

und anschaulich ist.E<strong>in</strong> Projekt ist e<strong>in</strong> ausformulierter,<br />

konkreter Umsetzungsvorschlag.<br />

Er besteht <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel aus mehreren<br />

Elementen, hat gegebenenfalls Voraussetzungen,<br />

benennbare Projektträger und<br />

-betreiber, e<strong>in</strong>en beschreibbaren Aufwand<br />

und Bedarf an Zuständigkeiten, Material,<br />

Personal, Zeit und F<strong>in</strong>anzen. Das Projekt<br />

sollte <strong>in</strong> zusammenhängen<strong>de</strong>n Sätzen beschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n. Es s<strong>in</strong>d auch Skizzen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeichnungen erlaubt.<br />

Die vorliegen<strong>de</strong>n, plastisch ausformulierten<br />

Lösungsi<strong>de</strong>en, Maßnahmen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Projekte s<strong>in</strong>d dann Gegenstand e<strong>in</strong>er ersten<br />

I<strong>de</strong>enbewertung und Realisierungsprüfung.<br />

Hierzu zwei methodische Vorschläge:<br />

7.3.1 PMI<br />

Am Beg<strong>in</strong>n<br />

dieser dritten<br />

Phase <strong><strong>de</strong>r</strong> kreativen<br />

<strong>Lösungssuche</strong><br />

steht man<br />

häufig vor<br />

e<strong>in</strong>em Berg<br />

ungeordneter,<br />

chaotischer<br />

I<strong>de</strong>en.<br />

Die PMI-Metho<strong>de</strong> nach Edward <strong>de</strong> Bono<br />

dient <strong><strong>de</strong>r</strong> bewusst gesteuerten Aufmerksamkeit,<br />

die sich zuerst auf die Sammlung<br />

von Plus-Punkten (P), dann auf die von<br />

M<strong>in</strong>us-Punkten (M) und letztlich auf die<br />

von <strong>in</strong>teressanten Punkten (I) e<strong>in</strong>er I<strong>de</strong>e<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>es Vorschlags richtet. Interessant<br />

wer<strong>de</strong>n die Gesichtspunkte genannt, die<br />

entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig positiv o<strong><strong>de</strong>r</strong> negativ<br />

s<strong>in</strong>d o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong>de</strong>nen noch Klärungsbedarf<br />

besteht (durch Literatur, Fachleute,<br />

Genehmigungsbehör<strong>de</strong>n usw.). Der Suchvorgang<br />

ist auf jeweils drei M<strong>in</strong>uten<br />

begrenzt. So haben Sie<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> kurzen Zeit von etwa<br />

zehn M<strong>in</strong>uten bereits e<strong>in</strong>en<br />

Überblick über die wichtigsten<br />

Vor- und Nachteile e<strong>in</strong>er I<strong>de</strong>e<br />

und die noch zu klären<strong>de</strong>n <strong>in</strong>teressanten<br />

Aspekte. In <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gruppe macht je<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer<br />

die Übung zunächst für sich auf<br />

e<strong>in</strong>em Zettel.Danach wer<strong>de</strong>n die<br />

E<strong>in</strong>zelergebnisse auf Zuruf zu<br />

e<strong>in</strong>em Gruppenergebnis auf e<strong>in</strong>em<br />

großen Plakat zusammengefasst.<br />

Da die Gesichtspunkte selten alle die<br />

gleiche Be<strong>de</strong>utung haben, kann noch e<strong>in</strong>e<br />

Gewichtung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Plus- und M<strong>in</strong>usspalte<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Am e<strong>in</strong>fachsten ist<br />

die Vergabe von 1–3 Punkten pro Vorschlag,<br />

die – aufaddiert pro Spalte – das<br />

Übergewicht von Vor- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nachteilen offenbaren.<br />

7.3.2 Vier Prüffragen<br />

E<strong>in</strong>e präzisere Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwirklichungsmöglichkeiten<br />

– und damit durchaus<br />

auch ergänzend zur PMI-Metho<strong>de</strong> anzuwen<strong>de</strong>n<br />

– ist die „Metho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> vier Prüffragen“.Mit<br />

ihr wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>gruppen-Diskussion<br />

vor e<strong>in</strong>er Plakatwand geme<strong>in</strong>sam<br />

folgen<strong>de</strong> Fragen untersucht und<br />

stichwortartig beantwortet:<br />

Welche Probleme, Sachzwänge und Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stän<strong>de</strong><br />

s<strong>in</strong>d zu erwarten, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vorschlag verwirklicht wer<strong>de</strong>n soll?<br />

Welche Folge- und Nebenwirkungen<br />

s<strong>in</strong>d zu erwarten? Hier soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache<br />

Rechnung getragen wer<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong><br />

Maßnahme ja <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „vernetzten Zu-<br />

104<br />

ZKM 3/2000


100_110 15.11.2002 13:55 Uhr Seite 105<br />

MEDIATION UND KONFLIKTMANAGEMENT<br />

Grundlagen und Entwicklungen<br />

sammenhang“ steht und bei ihrer E<strong>in</strong>führung<br />

sowohl erwünschte wie unerwünschte<br />

Folge- und Nebenwirkungen<br />

hat, die mitbedacht wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Gibt es Partner und Verbün<strong>de</strong>te, die bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verwirklichung helfen könnten?<br />

Wie sähen die ersten Schritte und das<br />

taktische Vorgehen (Ablaufplan) e<strong>in</strong>er<br />

Verwirklichung aus? In diesem letzten<br />

Prüfschritt wen<strong>de</strong>t man sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage<br />

zu, wie es gegebenenfalls nach Anpassung,Abwandlung<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Präzisierung <strong>de</strong>s<br />

Vorschlags doch gehen könnte. Es ist die<br />

Antwort auf die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Fragen 1,<br />

2 und 3, die aufzeigt, wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung<br />

vorgegangen wer<strong>de</strong>n müsste.<br />

In <strong>Mediation</strong>sverfahren können diese<br />

bei<strong>de</strong>n Prüfverfahren nur <strong><strong>de</strong>r</strong> erste E<strong>in</strong>stieg<br />

se<strong>in</strong>, unter mehreren <strong>in</strong>teressanten<br />

I<strong>de</strong>en die erfolgversprechendsten herauszuf<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />

Nach dieser Annäherung müssen<br />

dann die besten 1–3 Lösungsansätze<br />

noch e<strong>in</strong>er gründlichen Prüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zielund<br />

Kriterienerreichung sowie Machbarkeit<br />

unterzogen wer<strong>de</strong>n,damit das Ergebnis<br />

realistisch ist und auch auf Dauer<br />

hält. 1<br />

Re<strong>in</strong>hard <strong>Sellnow</strong><br />

Stadtplaner, Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ator/Mediator<br />

Amtmannsbrückle<strong>in</strong> 1<br />

90475 Nürnberg<br />

<strong>Kreative</strong> <strong>Lösungssuche</strong> <strong>in</strong> <strong>Mediation</strong>sverfahren<br />

ist weniger e<strong>in</strong>e Frage „toller“<br />

Metho<strong>de</strong>n als <strong>de</strong>s fe<strong>in</strong>en Gespürs <strong>de</strong>s Mediators,wo<br />

und woran <strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>enfluss <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Konfliktparteien „hängt“. Die Steuerungsmöglichkeiten<br />

s<strong>in</strong>d eher durch sensibles<br />

Fragen, Rückmeldung von Wahrnehmungen<br />

und vorsichtige H<strong>in</strong>weise<br />

gegeben. Nur wenn das Arbeitsklima<br />

locker genug ist,können – mit ausdrücklicher<br />

Zustimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer –<br />

auch phantasievollere Arbeitsformen<br />

Anwendung f<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />

RESÜMEE<br />

Felix William Stoecker<br />

Die obligatorische Streitschlichtung<br />

nach § 15 a EGZPO im Vergleich zur<br />

<strong>Mediation</strong>spraxis <strong>in</strong> <strong>de</strong>n USA<br />

Am 1. 1. 2000 trat <strong>in</strong> Deutschland das<br />

Gesetz zur För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> außergerichtlichen<br />

Streitbeilegung <strong>in</strong> Kraft.<br />

Es hat bun<strong>de</strong>srechtlich e<strong>in</strong>e Öffnungsklausel<br />

<strong>in</strong> das E<strong>in</strong>führungsgesetz<br />

zur Zivilprozessordnung e<strong>in</strong>geführt,<br />

welche die Lan<strong>de</strong>sgesetzgeber<br />

dazu ermächtigt, für bestimmte zivilrechtliche<br />

Streitverfahren vor <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Durchführung <strong>de</strong>s streitigen (gerichtlichen)<br />

Verfahrens <strong>de</strong>n Nachweis<br />

über <strong>de</strong>n (erfolglosen) Versuch e<strong>in</strong>er<br />

außergerichtlichen Beilegung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Streitigkeit zu verlangen.<br />

Die <strong>in</strong> mehreren Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n bereits vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Gesetze bzw.entsprechen<strong>de</strong> Entwürfe<br />

zur Umsetzung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sgesetzes<br />

sehen Regelungen zur För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> außergerichtlichen<br />

Streitbeilegung vor, welche<br />

zahlreiche Parallelen zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis an Gerichten<br />

im amerikanischen Connecticut aufweisen.Der<br />

Autor will se<strong>in</strong>e Erfahrungen mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis am Hous<strong>in</strong>g Court <strong>in</strong> Hartford für<br />

„small claims“ und „commercial claims“ <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

geplanten obligatorischen Streitschlichtung<br />

<strong>in</strong> Deutschland gegenüberstellen.<br />

1. Regelungsgegenstand <strong>de</strong>s Gesetzes<br />

zur För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> außergerichtlichen<br />

Streitschlichtung<br />

Die obligatorische außergerichtliche<br />

Streitschlichtung wird durch die E<strong>in</strong>fügung<br />

<strong>de</strong>s § 15 a EGZPO <strong>in</strong> die <strong>de</strong>utsche<br />

Zivilprozessordnung e<strong>in</strong>geführt.Dieser gestattet<br />

<strong>de</strong>n Län<strong><strong>de</strong>r</strong>gesetzgebern die E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>er obligatorischen Streitschlichtung<br />

für zivilrechtliche Streitverfahren<br />

mit ger<strong>in</strong>gem Streitwert (Streitwertgrenze<br />

1 500,00 DM), nachbarrechtliche<br />

Sachen und Ehrenschutzangelegenheiten.<br />

Für die Durchführung <strong>de</strong>s streitigen Verfahrens<br />

soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachweis über <strong>de</strong>n (erfolglosen)<br />

Versuch e<strong>in</strong>er außergerichtlichen<br />

Beilegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Streitigkeit als Zulässigkeitsvoraussetzung<br />

normiert wer<strong>de</strong>n. Da<br />

die Partei, welche die <strong>Mediation</strong> vorschlägt,<br />

die Gegenpartei nicht zur Teilnahme<br />

zw<strong>in</strong>gen kann, wird die Besche<strong>in</strong>igung<br />

über <strong>de</strong>n Versuch e<strong>in</strong>er außergerichtlichen<br />

E<strong>in</strong>igung auch dann ausgestellt, wenn b<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>er Frist von drei Monaten das beantragte<br />

E<strong>in</strong>igungsverfahren nicht durchgeführt<br />

wor<strong>de</strong>n ist. Die Besche<strong>in</strong>igung über<br />

<strong>de</strong>n erfolglosen E<strong>in</strong>igungsversuch hat <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kläger später mit se<strong>in</strong>er Klage bei Gericht<br />

e<strong>in</strong>zureichen. Ab Klageerhebung gilt für<br />

das weitere Verfahren wie bisher die Zivilprozessordnung<br />

unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />

1.1 Umsetzung auf Län<strong><strong>de</strong>r</strong>ebene<br />

Es liegen Gesetze bzw. entsprechen<strong>de</strong><br />

Entwürfe zur Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> obligatorischen<br />

Streitschlichtung unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em <strong>in</strong><br />

Bayern, Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen und Schleswig-Holste<strong>in</strong> vor. Bisher<br />

lassen sich zwei <strong>in</strong>haltliche Ten<strong>de</strong>nzen<br />

erkennen. E<strong>in</strong>e Gruppe überträgt die Zuständigkeit<br />

für das Schlichtungsverfahren<br />

schwerpunktmäßig auf Schiedsfrauen und<br />

-männer (z. B. Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen und<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong>), die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gruppe<br />

will das Schlichtungsverfahren <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

durch Rechtsanwälte und Notare<br />

durchführen lassen (z. B. Bayern, Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg). Das Schiedsleutemo<strong>de</strong>ll<br />

wird von <strong>de</strong>n genannten Bun<strong>de</strong>slän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

propagiert, da bei<strong>de</strong> über e<strong>in</strong> flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s<br />

Netz von Schiedsstellen verfügen.<br />

In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen soll beispiels-<br />

1 Siehe zu allem auch <strong>Sellnow</strong>, Die mit <strong>de</strong>n Problemen spielen … Ratgeber zur kreativen Problemlösung, Stiftung Mitarbeit<br />

(Hrsg.), Arbeitshilfen für Selbsthilfe- und Bürger<strong>in</strong>itiativen Nr. 10, 80 S., Bonn, 2. Aufl. 1997 (Preis: 10 DM plus<br />

Porto. Erhältlich beim Verfasser, Re<strong>in</strong>hard <strong>Sellnow</strong>, Amtmannsbrückle<strong>in</strong> 1, 90475 Nürnberg, Tel.: 09 11/35 77 61,<br />

Fax: 09 11/35 77 67 o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Stiftung Mitarbeit, Bornheimer Str. 37, 53111 Bonn).<br />

ZKM 3/2000 105

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