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Die Methode der Zukunftswerkstatt - Sellnow.de

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Reinhard <strong>Sellnow</strong>Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ation & Mediation<strong>Die</strong> <strong>Metho<strong>de</strong></strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zukunftswerkstatt</strong>Erschienen in:Braczyk, Kerst, Seltz (Hrsg.): „Kreativität als Chance für <strong>de</strong>n Standort Deutschland“,Springer-Verlag, Berlin - Hei<strong>de</strong>lberg - New York, 1998, S. 145 - 152, ISBN 3-540-63020-11. ZieleDas Ziel einer <strong>Zukunftswerkstatt</strong> ist es, daß Menschen für eine gewisse Zeit an einemOrt zusammenkommen und gemeinsam nach kreativen Lösungen für ein drängen<strong>de</strong>sProblem o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Aufgabe suchen. Nach Prof. Robert Jungk will und soll eine <strong>Zukunftswerkstatt</strong>jedoch mehr sein, als nur eine geschickte Denk- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kreativitätstechnik.Sie ist darüberhinaus: <strong><strong>de</strong>r</strong> Ort an <strong>de</strong>m etwas Seltenes, aber sehr Wichtiges hergestellt wird: ein menschlichesVerhältnis, bei <strong>de</strong>m alle Beteiligten zugleich Produzenten und Konsumentensind, ein auch soziales und politisches Geburtsereignis, das mit seinen Wirkungen weitüber die Veranstaltung selbst hinausreicht und für die Teilnehmer oft ein Erlebnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Motivation, <strong><strong>de</strong>r</strong> Stärkung <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls,<strong>de</strong>s Weckens von Eigeninitiative und Engagement.Je nach Thema und Schwerpunktsetzung kann mit Zukunftswerkstätten angestrebtwer<strong>de</strong>n: langfristige Perspektiven in die Arbeit einer Gruppe o<strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation zu bringen, Lösungen für konkrete Probleme o<strong><strong>de</strong>r</strong> Planungen zu entwickeln, Beteiligung an Zukunftsentwicklungen zu ermöglichen, Bildung, Aufklärung und Mobilisierung zu bewirken, Resignation und Apathie zu überwin<strong>de</strong>n, Eigenverantwortung zu stärken und Mut zumachen, an<strong><strong>de</strong>r</strong>s zu lernen (sinnlich, konkret, aktiv, kreativ, spielerisch, phantasievoll).2. Ablauf<strong>Die</strong> Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Ablaufes einer <strong>Zukunftswerkstatt</strong> orientiert sich am Drei-Phasen-ZW-Mo<strong>de</strong>ll von Prof. Robert Jungk:_________________________________________________________________________________________________________Reinhard <strong>Sellnow</strong>Stadtplaner und Amtmannsbrücklein 1 Tel. +49 (0) 911 / 35 77 61 e-mail: reinhard@sellnow.<strong>de</strong>Diplom–Volkswirt D 90475 Nürnberg Fax.:+49 (0) 911 / 35 77 67 homepage: www. sellnow.<strong>de</strong>


Reinhard <strong>Sellnow</strong>:<strong>Die</strong> <strong>Metho<strong>de</strong></strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zukunftswerkstatt</strong>_________________________________________________________________________________________________________Phase I:Phase II:Phase III:Bestandsaufnahme / KritikPhantasie / UtopieVerwirklichung / Umsetzung.Ihm liegt die einfache aber geniale Erkenntnis zugrun<strong>de</strong>, daß viele Diskussionen undAuseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzungen an zwei Hauptfehlern lei<strong>de</strong>n:a) an <strong>de</strong>m ständigen Durcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> von Kritik, I<strong>de</strong>en, Beschwer<strong>de</strong>n, Hinweisen aufZuständigkeiten und Sachzwängen, Lösungsvorschlägen, Verwirklichungsschwierigkeitenusw. undb) an <strong><strong>de</strong>r</strong> nur mündlichen Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung, die - insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e bei persönlicherBetroffenheit, Ärger o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar Wut - schnell vergessen läßt, was schon vor 20 Minutengesagt wur<strong>de</strong>.Der methodische Vorschlag besteht daher:a) im sauberen Trennen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kritik von <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en und Lösungsvorschlägen und diesewie<strong><strong>de</strong>r</strong>um von <strong><strong>de</strong>r</strong> Prüfung auf Verwirklichung (drei Phasen) undb) im Vorschlag <strong>de</strong>s schriftlichen Diskutierens, das dazu zwingt, mündliche Argumentezusätzlich stichwortartig auf Karteikarten o<strong><strong>de</strong>r</strong> großen Papierbögen festzuhalten,womit <strong><strong>de</strong>r</strong> Diskussionsverlauf je<strong>de</strong>m transparent und vollständig vor Augen ist undaußer<strong>de</strong>m das Argument von <strong><strong>de</strong>r</strong> Person getrennt wird, was wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um zur Versachlichungbeiträgt.2.1 Begrüßung / Kennenlernen / EinführungIm Fall, daß sich die TN nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur zum Teil kennen, sollte <strong>de</strong>m Kennenlernen nach<strong><strong>de</strong>r</strong> Begrüßung ein hoher Stellenwert beigemessen wer<strong>de</strong>n. Nach<strong>de</strong>m jemand <strong><strong>de</strong>r</strong> ungewöhnlichePhantasie o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar Utopien entwickelt in unserer Gesellschaft sehr schnellals "Spinner" und "Traumtänzer" abgestempelt ist, muß das nötige Vertrauen da sein,sich ungeschützt phantasievoll zu äußern. Vertrauen setzt ein Kennen voraus, dasmehr umfaßt als <strong>de</strong>n Namen, Wohnort und Beruf <strong>de</strong>s An<strong><strong>de</strong>r</strong>en.Ist die ZW <strong>de</strong>n Teilnehmern noch nicht bekannt, sollte eine kurze Einführung in die <strong>Metho<strong>de</strong></strong>erfolgen, wobei es hilfreich ist, wenn das Drei-Phasen-Mo<strong>de</strong>ll mit seinen Schrittenirgendwo an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wand hängt und je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Stand <strong>de</strong>s Verfahrens überprüft wer<strong>de</strong>nkann. Zur Einführung gehört auch ein Besprechen und Einigen über die angestrebtenZiele und die verwen<strong>de</strong>ten "Spiel"-Regeln.2.2 Phase I: Bestandsaufnahme / Kritik<strong>Die</strong> Phase I beginnt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einladung an die Teilnehmer, eine kritische Bestandsaufnahme<strong>de</strong>s Themas o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Problem<strong>de</strong>finition und -abgrenzung zu erstellen. <strong>Die</strong>skann auf Zuruf geschehen, wobei 1-2 Helfer die Argumente auf Karten mitschreiben,o<strong><strong>de</strong>r</strong> die TN schreiben ihre Kritik selbst auf Karten. Zugunsten <strong>de</strong>s Kritikflusses wird hier_________________________________________________________________________________________________________Seite 2


Reinhard <strong>Sellnow</strong>:<strong>Die</strong> <strong>Metho<strong>de</strong></strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zukunftswerkstatt</strong>_________________________________________________________________________________________________________auf eine Diskussion verzichtet, es geht zunächst um eine möglichst vollständige Materialsammlung<strong><strong>de</strong>r</strong> Beschwer<strong>de</strong>n, Kritiken und <strong>de</strong>s evtl. aufgestauten Ärgers.Zu <strong>de</strong>n auf Packpapier gehefteten Karten fin<strong>de</strong>t dann eine Verständnisdiskussion statt,in <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelne Argumente durch Beispiele erläutert wer<strong>de</strong>n. Es gibt keine Grundsatzdiskussionen,ob eine geäußerte Kritik "richtig" o<strong><strong>de</strong>r</strong> "falsch", "berechtigt" o<strong><strong>de</strong>r</strong> "unberechtigt"ist - je<strong>de</strong> Äußerung hat ihre Existenzberechtigung. Hat die Kritiksammlung eineunübersehbare Flut ergeben, so wer<strong>de</strong>n die Karten im nächsten Schritt nach Themenbereichengemeinsam geordnet und mit Gruppenüberschriften versehen.Ist die Bandbreite und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Tiefe <strong><strong>de</strong>r</strong> Themenbereiche in <strong><strong>de</strong>r</strong> vorgegebenen Zeitnicht zu bewältigen, muß eine Auswahl und Schwerpunktsetzung erfolgen. <strong>Die</strong>s geschiehtam einfachsten durch Punktvergabe. Nach <strong>de</strong>m Auszählen <strong><strong>de</strong>r</strong> Punkte ist eineDringlichkeitsliste <strong><strong>de</strong>r</strong> Themenbereiche vorhan<strong>de</strong>n.Ein letzter Arbeitsschritt besteht darin, die Probleme und Kritikpunkte, zu <strong>de</strong>nen manphantasievolle Lösungen entwickeln will, positiv zu wen<strong>de</strong>n. Es geht darum, alle negativenFormulierungen und Beschwer<strong>de</strong>n so umzuformulieren, daß eine zustimmen<strong>de</strong>,bejahen<strong>de</strong> Sicht <strong>de</strong>s kritisierten Zustands entsteht. <strong>Die</strong>se Fleißarbeit, z.B. aus "gefähr<strong>de</strong>tenFußgängern" ungefähr<strong>de</strong>te o<strong><strong>de</strong>r</strong> aus "zuviel Beton in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt" ganz viel Grün in<strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt zu machen, bil<strong>de</strong>t eine Art positives und konstruktives Fundament für diePhantasiephase.2.3 Phase II: Utopie / PhantasieWeil es in unserer beruflichen, politischen und gesellschaftlichen Welt nicht selbstverständlichson<strong><strong>de</strong>r</strong>n ungewöhnlich ist, Wünschen, Träumen, Phantasien und UtopienRaum, Anerkennung und positiven Stellenwert zu geben, weil die "Sachzwänge" alsSchere im Kopf immer gleich mitgedacht wer<strong>de</strong>n müssen, um nicht als weltfremd und"Spinner" zu gelten, weil rationales und wirtschaftliches Denken <strong><strong>de</strong>r</strong> fraglose, selbstverständlicheMaßstab für "Vernunft" sind, haben wir wenig Übung und Erfahrung mit <strong>de</strong>mPhantasieren. Es zeigt sich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, daß es sehr schwierig ist, sich wie ein Kind inPhantasiewelten zu begeben, sich ohne Grenzen auszumalen, wie's wäre, wenn'sschön wäre.Es ist eine schwierige aber reizvolle Aufgabe für <strong>de</strong>n Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ator, hier methodisch Hilfestellungzu leisten, ohne damit aufdringlich zu sein o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar mit Beispielen und Muster-I<strong>de</strong>en die Phantasie <strong><strong>de</strong>r</strong> TN zu lenken und zu bin<strong>de</strong>n. Je nach verfügbarer Zeit kanndas Eintauchen in die Phantasiephase schon mit äußeren Bedingungen erleichtert wer<strong>de</strong>n.Hierzu zählen - je nach TN-Zusammensetzung unterschiedlich geeignet - Lockerungs-und Entspannungsübungen, Gymnastik, Spiel, Tanz, Meditation, Musik, Malenusw.Von <strong>de</strong>n vielfältigen und nicht begrenzten Möglichkeiten, eine Phantasiephase zu gestalten,möchte ich hier als Beispiel das Bild einer dreistufigen "Phantasie-Rakete" benutzen,die als Fundament und Startrampe die o.g. positiv gewen<strong>de</strong>ten Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong>_________________________________________________________________________________________________________Seite 3


Reinhard <strong>Sellnow</strong>:<strong>Die</strong> <strong>Metho<strong>de</strong></strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zukunftswerkstatt</strong>_________________________________________________________________________________________________________Kritik-Phase hat. Es kommt nun als erste "Raketenstufe" die brainstorming bzw. brainwriting-<strong>Metho<strong>de</strong></strong>zur Anwendung, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> soviel I<strong>de</strong>en und Phantasien wie möglich zusammengetragen(und aufgeschrieben o<strong><strong>de</strong>r</strong> -gezeichnet) wer<strong>de</strong>n sollen. Hier ist aufMenge und Vielfalt zu drängen, damit Auswahlmöglichkeiten für eine spätere Vertiefungund die Verwirklichungsprüfung gegeben sind. Man hat in vielen Versuchen festgestellt,daß aus 100 I<strong>de</strong>en vielleicht nur 5 - 8 wirklich neu, originell und brauchbar sind, daßman auf sie aber niemals durch scharfes Nach<strong>de</strong>nken allein gekommen wäre, son<strong><strong>de</strong>r</strong>ndaß man die 92 o<strong><strong>de</strong>r</strong> 95 an<strong><strong>de</strong>r</strong>en mit<strong>de</strong>nken mußte, um auf diese "Perlen" zu stoßen.<strong>Die</strong>se erste, grobe I<strong>de</strong>ensammlung kann vielfältige Formen (Karten, Skizzen, Zeichnungenusw.) haben, muß aber kommunizierbar sein, um die Ergebnisse <strong>de</strong>m Plenumvermitteln zu können. Wenn je<strong>de</strong> Kleingruppe nun ihr erstes I<strong>de</strong>enfeuerwerk vorstellt,soll von <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en TN mit Fragen, Vorschlägen und Anregungen weiterer "Treibstoff"für die zweite "Phantasie-Raketenstufe" geliefert wer<strong>de</strong>n. Es ist verboten, zu kritisieren,Be<strong>de</strong>nken anzumel<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar Realisierungsschwierigkeiten aufzuzeigen. Es gehtausschließlich darum, die bisherigen I<strong>de</strong>en <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Gruppe von außen fortzuführen,draufzusatteln, anzureichern, zu übertreiben usw. Durch das Einstreuen von methodischenTips und Hinweisen sowie einer Vielzahl kleiner Kreativitätstechniken kann<strong><strong>de</strong>r</strong> Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ator für weitere "Schubkraft" in <strong><strong>de</strong>r</strong> Rakete sorgen. <strong>Die</strong> Funktion dieser zwischengeschaltetenPlenumsrun<strong>de</strong> ist ausschließlich Anregung und Hilfestellung. <strong>Die</strong>Gruppenmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> notieren sich die Vorschläge <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en und nehmen sie als einfreibleiben<strong>de</strong>s Hilfsangebot in die zweite Kleingruppenrun<strong>de</strong> (Zün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> 2. „Raketenstufe“).Sie prüfen während <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Stufe die Vorschläge und Anregungen, nehmen sie ano<strong><strong>de</strong>r</strong> verwerfen sie und vertiefen dabei ihre phantasievollen I<strong>de</strong>en, präzisieren sie, feilensie aus. Meist ist es notwendig, durch <strong>de</strong>n gegebenen engen Zeitrahmen eine Schwerpunktsetzungo<strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl vorzunehmen, was über das Punkten geschieht. Das Ergebnisdieser zweiten "Raketenstufe" ist je nach <strong>de</strong>m eine noch größere Vielfalt undBuntheit an I<strong>de</strong>en insgesamt o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Vertiefung und Präzisierung von I<strong>de</strong>en, die in<strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Run<strong>de</strong> schon da waren.<strong>Die</strong> dritte "Phantasie-Raketenstufe" bemüht sich, verstärkt die nonverbalen, intuitiveno<strong><strong>de</strong>r</strong> emotionalen Fähigkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer anzusprechen und in die I<strong>de</strong>ensuche,Ausgestaltung, Ergänzung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Präzisierung einzubeziehen. <strong>Die</strong>s könnte z.B. durch dieAuffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung geschehen, die 2-3 faszinierendsten I<strong>de</strong>en o<strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>enzusammenhängeaufzugreifen und in einem gemeinsamen Bild o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer Collage auszudrücken, o<strong><strong>de</strong>r</strong>eine Zukunftsvision in einem kleinen Theatersketch, Puppen- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Rollenspiel auszudrücken,o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Radiosendung (Nachrichten, Interview, Hörspiel) aus <strong>de</strong>m Jahr 2050dazu zu gestalten (zwei Cass.-Recor<strong><strong>de</strong>r</strong>, Mikro, versch. bespielte Cassetten müssenvorhan<strong>de</strong>n sein) o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit Bausteinen o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf einem Waldspaziergang gesammeltemMaterial eine Vision zu bauen, usw....Mit dieser spielerischen Seite treten sehr oft noch Aspekte einer I<strong>de</strong>e zutage, die in <strong>de</strong>nvorherigen Diskussionsphasen gar nicht gesehen wur<strong>de</strong>n. In manchen Gruppen hatsich eine Umkehrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihenfolge bewährt, d.h. mit <strong><strong>de</strong>r</strong> intuitiv-spielerischen I<strong>de</strong>en-_________________________________________________________________________________________________________Seite 4


Reinhard <strong>Sellnow</strong>:<strong>Die</strong> <strong>Metho<strong>de</strong></strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zukunftswerkstatt</strong>_________________________________________________________________________________________________________suche (hier 3. Stufe) zu beginnen und die rational-analytischen Verfahren daran anzuschließen.Je nach Thema und Konkretheitsbedarf kann sich noch eine vierte Stufe in <strong><strong>de</strong>r</strong> Phantasiephaseanschließen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> aus zu suchen<strong>de</strong>n „Perlen“ in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fülle von Teili<strong>de</strong>en undGedankensplittern, run<strong>de</strong>, plastische, <strong>de</strong>tailreiche - aber immer noch phantasievolle! -Projekte entwickelt wer<strong>de</strong>n.2.4 Phase III: Verwirklichung / Umsetzung<strong>Die</strong> dritte Phase <strong><strong>de</strong>r</strong> Prüfung auf Verwirklichung beginnt mit <strong>de</strong>m Aufhängen <strong><strong>de</strong>r</strong> Papierbogenmit <strong>de</strong>n Phantasieergebnissen und einer gemeinsamen Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>eno<strong><strong>de</strong>r</strong> Projekte, die man auf Realisierungsmöglichkeiten hin prüfen will. <strong>Die</strong>s kann eingemeinsamer Diskussionsprozeß sein, kann aber auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> über ein Punkten <strong><strong>de</strong>r</strong>I<strong>de</strong>en / Projekte geschehen. Auswahlkriterium sollte dabei nicht ein vages o<strong><strong>de</strong>r</strong> spontanesGefühl <strong><strong>de</strong>r</strong> "Machbarkeit" o<strong><strong>de</strong>r</strong> "Realitätsnähe" sein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eher die Frage, welcheI<strong>de</strong>e o<strong><strong>de</strong>r</strong> welches Projekt ist so toll, faszinierend, ansprechend, Mut machend, begeisternd,daß man gern herausfin<strong>de</strong>n möchte, ob es nicht auch realisierbar wäre bzw.woran <strong>de</strong>nn die Realisierung so einer guten I<strong>de</strong>e Scheitern könnte.<strong>Die</strong> Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, sich innerhalb von 3-4 Stun<strong>de</strong>n einen ersten Eindruck von <strong><strong>de</strong>r</strong> Machbarkeitund Realitätsnähe von I<strong>de</strong>en / Projekten zu verschaffen, um entschei<strong>de</strong>n zukönnen, welche man dann vertiefen, konkretisieren und weiterverfolgen will, verlangtnach einfachen und schnellen Beurteilungstechniken.Eine ist die PMI-<strong>Metho<strong>de</strong></strong> nach Edward <strong>de</strong> Bono. Man wählt eine I<strong>de</strong>e / ein Projekt ausund legt eine dreispaltige Liste an. Zunächst konzentriert man sich darauf, in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten,„P“-Spalte (= Plus) konzentriert nach Pluspunkten und Vorteilen zu suchen. Danachsucht man in <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten, <strong><strong>de</strong>r</strong> „M“-Spalte (= Minus) nach erkennbaren Minuspunkteno<strong><strong>de</strong>r</strong> Nachteilen und schließlich in <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten, <strong><strong>de</strong>r</strong> „I“-Spalte (=Interessant), nach Gesichtspunkten,die man noch nicht ein<strong>de</strong>utig als positiv o<strong><strong>de</strong>r</strong> negativ bewerten kann o<strong><strong>de</strong>r</strong>zu <strong>de</strong>nen noch wichtige Informationen fehlen. Da die Gesichtspunkte selten alle diegleiche Be<strong>de</strong>utung haben, kann noch eine Gewichtung in <strong>de</strong>n P- und M-Spalten vorgenommenwer<strong>de</strong>n (z.B. Vergabe von 1-3 Punkten).<strong>Die</strong>se erste grobe I<strong>de</strong>enbeurteilung mittels PMI kann mit einer zweiten <strong>Metho<strong>de</strong></strong> dannverfeinert wer<strong>de</strong>n. Kleingruppen prüfen ausgewählte I<strong>de</strong>en / Projekte mit vier Fragen:1. Stichwortartige Sammlung und Diskussion von Problemen, Sachzwängen und Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stän<strong>de</strong>n,mit <strong>de</strong>nen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verwirklichung <strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>e zu rechnenist;2. Suche nach positiven o<strong><strong>de</strong>r</strong> negativen Folge- und Nebenwirkungen, um einen Eindruckvon <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtwirklichkeit zu bekommen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sich diese I<strong>de</strong>e behauptenmuß bzw. in die sie vernetzt einzubetten ist;_________________________________________________________________________________________________________Seite 5


Reinhard <strong>Sellnow</strong>:<strong>Die</strong> <strong>Metho<strong>de</strong></strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zukunftswerkstatt</strong>_________________________________________________________________________________________________________3. Suche nach Partnern und Verbün<strong>de</strong>ten, die diese I<strong>de</strong>e vermutlich auch großartigfin<strong>de</strong>n und unterstützen wür<strong>de</strong>n;4. Suche nach ganz konkreten Strategien und taktischem Vorgehen, in welcher Reihenfolgedie I<strong>de</strong>e umgesetzt wer<strong>de</strong>n kann. Abhängig vom Thema, <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammensetzung<strong><strong>de</strong>r</strong> TN und <strong>de</strong>m Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> ZW ist das letzte Ergebnis dann möglicherweiseeine Auflistung von Arbeitsschritten, zu <strong>de</strong>nen man vereinbart, wer sie bis wann mitwem und ggf. auf welche Weise erledigen will.3. NachbereitungGera<strong>de</strong> in diesem letzten Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> ernsthaften konkreten Umsetzung geht dann die zunächsteinmalige <strong>Zukunftswerkstatt</strong> als Seminar ggf. in eine permanente <strong>Zukunftswerkstatt</strong>über. In ihr wer<strong>de</strong>n nun die Probleme, Lösungsansätze und Realisierungsprüfungenvertieft, die aus Zeitnot in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten ZW übergangen o<strong><strong>de</strong>r</strong> abgewählt wur<strong>de</strong>n. Jetztkönnen in Ruhe Zusatzinformationen beschafft wer<strong>de</strong>n, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> ZW nicht verfügbarwaren, Experten können befragt, Kontakte geknüpft und "Verbün<strong>de</strong>te" gesucht wer<strong>de</strong>n.Für eine permanente <strong>Zukunftswerkstatt</strong> ist es von großer Be<strong>de</strong>utung, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklungsgangund Entscheidungsprozeß in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten ZW gut dokumentiert ist, um auchnach Wochen für die TN noch nachvollziehbar zu sein und um auch neuen Interessiertenund Mitarbeitern, die an <strong><strong>de</strong>r</strong> ZW nicht teilgenommen haben, <strong>de</strong>n Zugang zum Themaund seiner Behandlung zu ermöglichen.---------------------------Ausführlichere Darstellungen <strong>de</strong>s Verfassers zur <strong>Metho<strong>de</strong></strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zukunftswerkstatt</strong> und zuTeilmetho<strong>de</strong>n für die einzelnen Phasen fin<strong>de</strong>n sich mit Beispielen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis im öffentlichenund Non-Profit-Bereich in:Reinhard <strong>Sellnow</strong>: „<strong>Die</strong> mit <strong>de</strong>n Problemen spielen. Ratgeber zur kreativen Problemlösung“,Stiftung Mitarbeit (Hrsg.), 5. Aufl., Bonn, 2001 (Bornheimer Str. 37, 53111 Bonn,Tel.: 0228/60422-0, Fax: 0228/60422-22, Preis: 5 €, www.mitarbeit.<strong>de</strong>)_________________________________________________________________________________________________________Seite 6

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