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BELLETRISTIK<br />
Legenden. Am Ende seiner<br />
Kindheit erzählt er seine<br />
Geschichte: von der Sehnsucht<br />
nach einer intakten Sprache,<br />
vom Verhältnis zu seiner Mutter,<br />
einer erfolglosen Malerin, die ihr<br />
Scheitern in der Kunst und im<br />
Leben mit ihrer grenzüberschreitenden<br />
Liebe zum Sohn kompensiert.<br />
Doch wie der morastige<br />
Boden am Rand des norddeutschen<br />
Dorfes, in dem er aufwächst,<br />
ist auch Dions Sprache<br />
voller Löcher und Spalten.<br />
Unfähig, erzählend das Chaos in<br />
ihm und um ihn zu ordnen, leiht<br />
er seine Stimme einem Gegenüber,<br />
das ihm von allen am nächsten<br />
scheint: seiner Kindheitslandschaft.<br />
Und lässt so das Moor<br />
für ihn sprechen.<br />
Was Menschen tun, um der Einsamkeit<br />
zu entkommen, wie sie<br />
andere verletzen, um die eigene<br />
Versehrtheit an Körper und Seele<br />
auszuhalten, und was sie dabei<br />
der Liebe zumuten und abverlangen,<br />
davon erzählt dieser Roman<br />
– sprachmächtig, bildmächtig,<br />
kühn; und mit einer den Naturgewalten<br />
abgelauschten Erzählerstimme,<br />
die dem Leser buchstäblich<br />
den Boden unter den Füßen<br />
entzieht.<br />
Autor: Gunther Geltinger<br />
440 Seiten, gebunden<br />
Suhrkamp<br />
Euro 22,95 (D)<br />
Euro 23,60 (A)<br />
sFr 32,90 (UVP)<br />
ISBN 978-3-518-42393-6<br />
IN EINEM BOOT<br />
Grace ist frisch verheiratet mit<br />
Henry Winter, einem jungen<br />
Mann aus reichem Hause, als sie<br />
sich am Vorabend des ersten<br />
Weltkriegs auf der “Zarin Alexandra”<br />
einschifft. Doch nach einer<br />
mysteriösen Explosion sinkt der<br />
Ozeandampfer, und Henry<br />
erkauft seiner Frau einen Platz in<br />
einem Rettungsboot.<br />
Den Naturgewalten schutzlos<br />
ausgeliefert, treibt das überladene<br />
Boot wochenlang<br />
auf offener<br />
See. In einer<br />
Atmosphäre<br />
aus Misstrauen<br />
und unterdrückter<br />
Aggression<br />
stellen sich<br />
existenzielle<br />
Fragen.<br />
Sollen die<br />
Stärkeren sich opfern, damit die<br />
Schwächeren überleben können?<br />
Oder besser umgekehrt? Wer darf<br />
das entscheiden? Und sitzt Grace<br />
überhaupt zu Recht in diesem<br />
Boot?<br />
Grace überlebt die Katastrophe,<br />
findet sich aber Wochen später<br />
vor einem Gericht in New York<br />
wieder. Die Anklage lautet auf<br />
Mord.<br />
Autorin: Charlotte Rogan<br />
336 Seiten, gebunden<br />
Script 5<br />
Euro 18,95 (D)<br />
Euro 19,50 (A)<br />
ISBN 978-3-839-00150-9<br />
KRIEG<br />
In seinem neuen Roman "Krieg"<br />
erzählt Jochen Rausch meisterhaft<br />
lakonisch und in Bildern voll<br />
untergründiger Spannung von<br />
einem Mann<br />
und seinem<br />
äußeren und<br />
inneren Krieg.<br />
Mit seinem<br />
packenden<br />
Psychothriller<br />
legt Rausch<br />
eine genaue<br />
Kartografie<br />
der Angst<br />
vor.<br />
Seit Monaten schon lebt<br />
Arnold Steine, ein Mann um die<br />
50, zurückgezogen und menschenscheu<br />
inmitten der rauen<br />
Welt der Berge, nur selten kommt<br />
er ins Dorf, um das Nötigste zu<br />
besorgen. Einziger treuer Begleiter<br />
ist "Hund", der ihm in der<br />
ehemaligen Berghütte eines Bildhauers<br />
Gesellschaft leistet. Doch<br />
eines Tages wird in die Hütte eingebrochen<br />
und Arnold der letzten<br />
Dinge geraubt, die ihm etwas<br />
bedeuten.<br />
Arnold ist ein gebrochener Mann,<br />
wie die in Rückblenden erzählte<br />
Geschichte seiner Familie zeigt:<br />
Als sein einziger Sohn Christian,<br />
zwanzigjährig, freiwillig zu einem<br />
Einsatz nach Afghanista geht,<br />
leben Arnold und seine Frau<br />
Karen in ständiger Angst vor dem<br />
Allerschlimmsten. Arnold hält per<br />
E-Mail Kontakt mit Christian und<br />
erfährt aus erster Hand von den<br />
Gräueln des dortigen Krieges.<br />
Die Daheimgebliebenen zählen<br />
die Tage bis zu Christians Heimkehr,<br />
bis sich schließlich alle Befüchtungen<br />
bestätigen. Nachdem<br />
sie die Nachricht erhalten haben,<br />
dass Christian gefallen ist, verfällt<br />
Karin in eine tiefe Depression und<br />
nimmt sich schließlich das<br />
Leben...<br />
Die bedrohlichen Zwischenfälle<br />
rund ums Arnolds Exil in den<br />
Bergen häufen sich und werden<br />
immer brutaler: So wird "Hund<br />
mit einem Bolzenschussgerät verletzt,<br />
die Eingangstür der Hütte<br />
vernagelt, sein Auto in den Abgrund<br />
gefahren...<br />
Anstatt Anzeige zu erstatten,<br />
macht sich Arnold selbst auf die<br />
Suche nach dem Täter und entdeckt<br />
auf seinen Streifzügen<br />
durch die Berge alsbald ein verdächtiges<br />
Zelt, das er kurzerhand<br />
abfackelt.<br />
Arnolds Krieg mit dem Unbekannten<br />
im Wald spitzt sich weiter<br />
zu, und auf einmal begreift er,<br />
wie alles zusammenhängt – das<br />
Schicksal seines Sohnes mit der<br />
zerstörerischen Trauer seiner Frau<br />
und der eigenen Flucht aus seinem<br />
Leben, in dem er sich nur<br />
einmal zur Wehr setzte...<br />
14 | BUCH-MAGAZIN