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BELLETRISTIK<br />
Interview<br />
In seinem Roman “Königreich der Schatten” haben seine Protagonisten viel Blut an den<br />
Händen. Wir sprachen mit dem Autor Michael Stavaric über das Fleischergewerbe,<br />
Einkaufslisten und das Leben als Reise<br />
<strong>Buch</strong> <strong>Magazin</strong>: Was hat die<br />
Berufsgattung Fleischer so interessant<br />
für Sie gemacht, dass Sie<br />
sich entschieden, sie für ihre<br />
Protagonisten zu wählen?<br />
Michael Stavaric: Ich habe schon<br />
länger darüber nachgedacht, in<br />
einem Roman mit einem „blutigen“<br />
Gewerbe zu hantieren,<br />
Fleischer und Chirurgen standen<br />
hierfür in der Endauswahl.<br />
Letztlich wollte ich ein etwas<br />
„trashigeres“ <strong>Buch</strong> verfassen, das<br />
sich auch über das Visuelle<br />
erfahrbar machen lässt (deshalb<br />
auch das Konzept des „illustrierten<br />
Romans“).<br />
Blut und Fleisch waren dafür wie<br />
gemacht – und natürlich ließ sich<br />
hier viel Gesellschaftskritik verpacken<br />
(Essgewohnheiten,<br />
Tierhaltung, Markt etc.)<br />
Wofür steht das Fleischergewerbe?<br />
Die Deutungshoheit obliegt bei<br />
allen meinen Büchern meinen<br />
Leserinnen und Lesern. Ich<br />
schreibe ja durchaus „deutbare“<br />
Werke. Mir persönlich hat es viel<br />
Spaß gemacht, jene im <strong>Buch</strong><br />
erwähnte „Internationale<br />
Fleischereifachmesse“ mit einer<br />
<strong>Buch</strong>messe zu vergleichen.<br />
Essen Sie gern Fleisch? Oder<br />
sind Sie Vegetarier?<br />
Ich esse liebend gern Fisch, den<br />
ich auch selbst angele – Fleisch<br />
konsumiere ich weniger, vor<br />
allem kein Schweinefleisch oder<br />
generell keine Produkte aus der<br />
Massentierhaltung. Es ist aber<br />
durchaus möglich sich zum<br />
Beispiel Rindfleisch zu besorgen,<br />
wo man genau weiß, den Tieren<br />
ging es gut. Mir schmeckt Fleisch<br />
an sich schon, bewusste Ernährung<br />
steht bei mir an vorderster<br />
Stelle.<br />
Machen Sie sich selbst auch solche<br />
Listen, wie die 50 Dinge der<br />
Inventarliste des Großvaters?<br />
Wie sieht Ihre Einkaufsliste aus?<br />
Ich hab natürlich ein Faible für<br />
Listen, dies hatte ich schon als<br />
Kind. Vokabellisten waren bei mir<br />
eigentlich besonders beliebt. In<br />
meinem allerersten Roman „stillborn“<br />
hat die Hauptprotagonistin<br />
eine ausgesprochene Schwäche<br />
für Listen. Ich fürchte, das hat sie<br />
von mir. Auch im „Königreich<br />
der Schatten“ sehe<br />
ich mich in den Listen<br />
„personalisiert“. Einkaufslisten<br />
mache ich<br />
allerdings keine, ich ärgere<br />
mich aber regelmäßig<br />
über das eine oder andere,<br />
das ich zu kaufen vergessen<br />
habe.<br />
Foto: Lukas Beck<br />
Was beschäftigt Sie so<br />
an dem Thema Endzeitszenario<br />
bzw. -stimmung,<br />
dass es wiederholt<br />
in Ihren Büchern<br />
auftaucht?<br />
Ich habe das Gefühl, dass<br />
dieses Thema einfach<br />
sehr viel Raum in unserer<br />
Gesellschaft erfährt. Ich<br />
möchte natürlich meine<br />
Leser fesseln und zum<br />
Nachdenken anregen, an<br />
ihnen „vorbeischreiben“<br />
mag ich keineswegs. Das<br />
Dystopische ist und<br />
bleibt nach wie vor ein<br />
fixes Thema, weil wir in