Buch Magazin August 2013
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KRIMI & THRILLER<br />
Finden Sie ein Cello erotisch?<br />
Natürlich empfindet jeder Musiker<br />
das von ihm gewählte Instrument<br />
als erotisch. Schließlich widmet<br />
er zeitlebens niemandem<br />
anderen so viel Zeit… Als Cellist<br />
kann ich nur sagen: Betrachten<br />
Sie doch einmal den Körper eines<br />
Cellos, und dann erst seine<br />
Stimme… Das ist doch pure<br />
Erotik!<br />
Sie selbst bezeichnen sich als<br />
"schreibender Cellist". Wie<br />
wurde aus einem Cellisten ein<br />
schreibender Cellist?<br />
Als meine Diplomarbeit in Musiksoziologie<br />
in die Hände des Verlegers<br />
Hubertus Czernin kam, rief<br />
dieser mich an und forderte mich<br />
dazu auf, ein <strong>Buch</strong> daraus zu<br />
machen. Nach fünf Jahren harter<br />
Arbeit waren die „Götter im<br />
Frack“ fertiggestellt, die übrigens<br />
mit der Diplomarbeit nur mehr<br />
das Thema gemein hatten. Bereits<br />
bei der <strong>Buch</strong>präsentation bat er<br />
mich, aus den Anekdoten, die ich<br />
dabei erzählt hatte, das nächste<br />
<strong>Buch</strong> zu machen. Und da ich keinesfalls<br />
gewillt war, auf mein<br />
geliebtes Cello zu verzichten,<br />
hatte ich von da an eben zwei<br />
Berufe.<br />
Beides fordert viel Zeit. Wie<br />
kriegen Sie das Üben und das<br />
Schreiben unter einen Hut?<br />
Das ist gar nicht so schwierig. Als<br />
frei schaffender Musiker verfügt<br />
man über den Luxus, sich auch<br />
einmal aus seinem Berufsleben<br />
zurückziehen zu können. So<br />
nehme ich mir, meist im Sommer,<br />
einige Monate Zeit, um in meinem<br />
Landhaus im Burgenland<br />
mein neues <strong>Buch</strong> zu schreiben.<br />
Allerdings ist das Cello immer<br />
dabei. Das tägliche Üben hilft<br />
trefflich dabei, die Gedanken zu<br />
ordnen.<br />
Und wie schalten Sie ab?<br />
Mit täglichen Spaziergängen mit<br />
meinen beiden Greyhounds, mit<br />
abendlichen Bridge-Turnieren im<br />
Internet, mit Ausflügen mit meinen<br />
Oldtimern und, natürlich, mit<br />
meinem geliebten Eheweib und<br />
meiner wunderbaren Tochter.<br />
Vielen Dank.<br />
Interview: Sandra Kielmann<br />
Leseprobe “Hausmaestro”<br />
Als Cellist bei den Wiener Philharmonikern kann Schöttle ein detail- und realitätsgenaues Bild der<br />
Wiener Opernszene liefern<br />
PROLOG<br />
Welch ein prachtvoller Hintern!<br />
Mit zufriedenem Lächeln betrachtete<br />
er das wohl gestaltete Gesäß, dessen<br />
harmonisch gerundete Backen<br />
durch eine nicht allzu lange<br />
Afterspalte getrennt wurden, die in<br />
geradezu idealer Linie etwa zwei<br />
Finger breit unter dem Steißbein<br />
endete.<br />
Als wäre das nicht genug, wurde<br />
das Ganze auch noch von zwei wohl<br />
ausgeprägten Grübchen rechts und<br />
links der Lendenwirbel gekrönt.<br />
Ohnehin war er der festen Überzeugung,<br />
dass der Hintern der<br />
Mittelpunkt des Körpers sei und<br />
man allein schon an diesem erkennen<br />
könne, wes Geistes sein Träger<br />
war. Schließlich gibt es ausgesprochen<br />
unsympathische Ärsche, deren<br />
Inhaber sich beim näheren Kennenlernen<br />
fast immer als ebensolche<br />
herausstellen.<br />
Und das, was sich ihm hier in tausendfacher<br />
Spiegelung darbot, war<br />
um nichts weniger als eben ein<br />
prachtvoller Hintern.<br />
Nach einigen Sekunden des entzückten<br />
Verweilens ließ er seinen<br />
Blick nach unten wandern.<br />
Den nahezu perfekten Übergang<br />
von den ausdrucksvollen Backen zu<br />
den Oberschenkeln fast lässlich<br />
übergehend widmete er sich nun<br />
der Betrachtung der wohlgeformten<br />
Beine: Ganz gerade waren sie, nicht<br />
einmal mit einer Andeutung eines<br />
Os oder gar eines X’. Ein wenig länger<br />
hätten sie vielleicht sein können,<br />
was aber angesichts ihrer sonstigen<br />
Makellosigkeit nicht wirklich ins<br />
Gewicht fiel. Auch die Füße waren<br />
weder gespreizt noch gesenkt. In<br />
ihrer schmalen Linienführung, die<br />
durch keinerlei Druckstellen oder<br />
gar Hühneraugen verunziert war,<br />
muteten sie ihn geradezu aristokratisch<br />
an.<br />
Auch der obere Teil des Rückens<br />
hielt jedem noch so kritischen Blick<br />
stand.<br />
Zart wölbten sich die Rückenteile<br />
rechts und links von der geraden<br />
Wirbelsäule, um in gottgeschaffener<br />
Schönheit in den Schulterbereich zu<br />
münden, der in einem zarten<br />
Nacken zusammenlief.<br />
Mit Ausnahme eines kleinen Nestes<br />
von blondem Flaum, das sich durch<br />
eine Laune der Natur direkt über<br />
dem Hinterteil gebildet hatte und<br />
den Anschein eines zarten Pfirsichs<br />
nur verstärkte, wurde die<br />
Hinteransicht von keinem weiteren<br />
Haarbewuchs gestört.<br />
Als er sich der Vorderseite zuwandte,<br />
erfreute er sich an den nur schwer<br />
zähmbaren braunen Locken, die sich<br />
über einer nicht zu breiten, wohl<br />
geformten Stirn krausten. Die zwei<br />
schön geschwungenen Augenbrauenbögen,<br />
die in einer sehr schmalen<br />
Nase zusammenliefen, deren<br />
Wurzel in fast ununterbrochener<br />
Linie mit der Stirn verbunden war,<br />
rundeten den Anschein eines edlen<br />
Aristokratenantlitzes ab. Geradezu<br />
ideal fügte sich dazu die Kühnheit<br />
der stahlblauen Augen, die im Übrigen<br />
zur dunklen Färbung der<br />
Haarpracht in reizvollem Kontrast<br />
standen.<br />
Die hoch gestellten Wangenknochen<br />
warfen einen leichten Schatten auf<br />
die schmalen Backen, die in ein kräf-<br />
BUCH-MAGAZIN | 49