10.12.2013 Aufrufe

Buch Magazin August 2013

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

KRIMI & THRILLER<br />

Finden Sie ein Cello erotisch?<br />

Natürlich empfindet jeder Musiker<br />

das von ihm gewählte Instrument<br />

als erotisch. Schließlich widmet<br />

er zeitlebens niemandem<br />

anderen so viel Zeit… Als Cellist<br />

kann ich nur sagen: Betrachten<br />

Sie doch einmal den Körper eines<br />

Cellos, und dann erst seine<br />

Stimme… Das ist doch pure<br />

Erotik!<br />

Sie selbst bezeichnen sich als<br />

"schreibender Cellist". Wie<br />

wurde aus einem Cellisten ein<br />

schreibender Cellist?<br />

Als meine Diplomarbeit in Musiksoziologie<br />

in die Hände des Verlegers<br />

Hubertus Czernin kam, rief<br />

dieser mich an und forderte mich<br />

dazu auf, ein <strong>Buch</strong> daraus zu<br />

machen. Nach fünf Jahren harter<br />

Arbeit waren die „Götter im<br />

Frack“ fertiggestellt, die übrigens<br />

mit der Diplomarbeit nur mehr<br />

das Thema gemein hatten. Bereits<br />

bei der <strong>Buch</strong>präsentation bat er<br />

mich, aus den Anekdoten, die ich<br />

dabei erzählt hatte, das nächste<br />

<strong>Buch</strong> zu machen. Und da ich keinesfalls<br />

gewillt war, auf mein<br />

geliebtes Cello zu verzichten,<br />

hatte ich von da an eben zwei<br />

Berufe.<br />

Beides fordert viel Zeit. Wie<br />

kriegen Sie das Üben und das<br />

Schreiben unter einen Hut?<br />

Das ist gar nicht so schwierig. Als<br />

frei schaffender Musiker verfügt<br />

man über den Luxus, sich auch<br />

einmal aus seinem Berufsleben<br />

zurückziehen zu können. So<br />

nehme ich mir, meist im Sommer,<br />

einige Monate Zeit, um in meinem<br />

Landhaus im Burgenland<br />

mein neues <strong>Buch</strong> zu schreiben.<br />

Allerdings ist das Cello immer<br />

dabei. Das tägliche Üben hilft<br />

trefflich dabei, die Gedanken zu<br />

ordnen.<br />

Und wie schalten Sie ab?<br />

Mit täglichen Spaziergängen mit<br />

meinen beiden Greyhounds, mit<br />

abendlichen Bridge-Turnieren im<br />

Internet, mit Ausflügen mit meinen<br />

Oldtimern und, natürlich, mit<br />

meinem geliebten Eheweib und<br />

meiner wunderbaren Tochter.<br />

Vielen Dank.<br />

Interview: Sandra Kielmann<br />

Leseprobe “Hausmaestro”<br />

Als Cellist bei den Wiener Philharmonikern kann Schöttle ein detail- und realitätsgenaues Bild der<br />

Wiener Opernszene liefern<br />

PROLOG<br />

Welch ein prachtvoller Hintern!<br />

Mit zufriedenem Lächeln betrachtete<br />

er das wohl gestaltete Gesäß, dessen<br />

harmonisch gerundete Backen<br />

durch eine nicht allzu lange<br />

Afterspalte getrennt wurden, die in<br />

geradezu idealer Linie etwa zwei<br />

Finger breit unter dem Steißbein<br />

endete.<br />

Als wäre das nicht genug, wurde<br />

das Ganze auch noch von zwei wohl<br />

ausgeprägten Grübchen rechts und<br />

links der Lendenwirbel gekrönt.<br />

Ohnehin war er der festen Überzeugung,<br />

dass der Hintern der<br />

Mittelpunkt des Körpers sei und<br />

man allein schon an diesem erkennen<br />

könne, wes Geistes sein Träger<br />

war. Schließlich gibt es ausgesprochen<br />

unsympathische Ärsche, deren<br />

Inhaber sich beim näheren Kennenlernen<br />

fast immer als ebensolche<br />

herausstellen.<br />

Und das, was sich ihm hier in tausendfacher<br />

Spiegelung darbot, war<br />

um nichts weniger als eben ein<br />

prachtvoller Hintern.<br />

Nach einigen Sekunden des entzückten<br />

Verweilens ließ er seinen<br />

Blick nach unten wandern.<br />

Den nahezu perfekten Übergang<br />

von den ausdrucksvollen Backen zu<br />

den Oberschenkeln fast lässlich<br />

übergehend widmete er sich nun<br />

der Betrachtung der wohlgeformten<br />

Beine: Ganz gerade waren sie, nicht<br />

einmal mit einer Andeutung eines<br />

Os oder gar eines X’. Ein wenig länger<br />

hätten sie vielleicht sein können,<br />

was aber angesichts ihrer sonstigen<br />

Makellosigkeit nicht wirklich ins<br />

Gewicht fiel. Auch die Füße waren<br />

weder gespreizt noch gesenkt. In<br />

ihrer schmalen Linienführung, die<br />

durch keinerlei Druckstellen oder<br />

gar Hühneraugen verunziert war,<br />

muteten sie ihn geradezu aristokratisch<br />

an.<br />

Auch der obere Teil des Rückens<br />

hielt jedem noch so kritischen Blick<br />

stand.<br />

Zart wölbten sich die Rückenteile<br />

rechts und links von der geraden<br />

Wirbelsäule, um in gottgeschaffener<br />

Schönheit in den Schulterbereich zu<br />

münden, der in einem zarten<br />

Nacken zusammenlief.<br />

Mit Ausnahme eines kleinen Nestes<br />

von blondem Flaum, das sich durch<br />

eine Laune der Natur direkt über<br />

dem Hinterteil gebildet hatte und<br />

den Anschein eines zarten Pfirsichs<br />

nur verstärkte, wurde die<br />

Hinteransicht von keinem weiteren<br />

Haarbewuchs gestört.<br />

Als er sich der Vorderseite zuwandte,<br />

erfreute er sich an den nur schwer<br />

zähmbaren braunen Locken, die sich<br />

über einer nicht zu breiten, wohl<br />

geformten Stirn krausten. Die zwei<br />

schön geschwungenen Augenbrauenbögen,<br />

die in einer sehr schmalen<br />

Nase zusammenliefen, deren<br />

Wurzel in fast ununterbrochener<br />

Linie mit der Stirn verbunden war,<br />

rundeten den Anschein eines edlen<br />

Aristokratenantlitzes ab. Geradezu<br />

ideal fügte sich dazu die Kühnheit<br />

der stahlblauen Augen, die im Übrigen<br />

zur dunklen Färbung der<br />

Haarpracht in reizvollem Kontrast<br />

standen.<br />

Die hoch gestellten Wangenknochen<br />

warfen einen leichten Schatten auf<br />

die schmalen Backen, die in ein kräf-<br />

BUCH-MAGAZIN | 49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!