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Vorwort zum Bestand 330 Helmarshausen - Hessisches Archiv ...

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<strong>Vorwort</strong> <strong>zum</strong> <strong>Bestand</strong> <strong>330</strong> <strong>Helmarshausen</strong><br />

(Stand: 1.10.2008)<br />

Der <strong>Bestand</strong> vereint das gesamte archivwürdige Schriftgut der früheren Stadt<br />

<strong>Helmarshausen</strong>, die im Zuge der hessischen Gebiets- und Gemeindereform mit Wirkung<br />

vom 1.8.1972 in die Stadt Karlshafen eingegliedert worden ist. Eine<br />

Verfassungsbeschwerde der Bürger zu <strong>Helmarshausen</strong> gegen diesen zwangsweisen<br />

Zusammenschluß blieb erfolglos.<br />

Im Jahre 1920 wurde das Staatsarchiv Marburg erstmals auf das Vorhandensein einer<br />

größeren Anzahl älterer <strong>Archiv</strong>alien, u.a. Pergamenturkunden, Ratsprotokolle,<br />

Stadtrechnungen und Zunftakten in <strong>Helmarshausen</strong> hingewiesen. Bürgermeister<br />

Wissemann hatte mit Schreiben vom 6. Juli 1920 bei dem Staatsarchiv in Marburg<br />

angefragt, ob durch seinen Amtsvorgänger Dr. Wernecke in den Jahren 1916-1918<br />

<strong>Archiv</strong>alien nach Marburg abgegeben worden seien, <strong>zum</strong>al der Verdacht bestehe, größere<br />

Mengen von Altschriftgut seien 1917 bei einer Altpapiersammlung vernichtet worden. Das<br />

Staatsarchiv Marburg teilte wenige Tage später der Stadt mit, daß sich bei ihm weder<br />

Urkunden noch Akten aus den Registraturen der Stadt befänden. In einem weiteren<br />

Schreiben vom 20. November 1920 berichtet die Stadt <strong>Helmarshausen</strong>, daß sie zwei<br />

Pergamenturkunden aufgefunden habe, auch seien die Kämmereirechnungen des 18.<br />

Jahrhunderts, die bereits in einem Sack <strong>zum</strong> Abtransport und zur Vernichtung bereit<br />

standen, durch das Eingreifen des Stadtverordnetenvorstehers Schindewolf vor der<br />

Vernichtung bewahrt worden.<br />

Daß der Magistrat der Stadt intensiv nach dem Verbleib des verschwundenen Schriftgutes<br />

forschte und weiter Dr. Wernecke verdächtigte, die Vernichtung von Urkunden und Akten<br />

angeordnet zu haben, zeigt die Einschaltung des Regierungspräsidenten zu Kassel, der<br />

allerdings am 21. Oktober 1920 der Stadt mitteilen musste, Dr. Wernecke habe erklärt,<br />

von ihm sei keine Vernichtung älteren Schriftgutes angeordnet worden. Er könne über<br />

den Verbleib der Urkunden und der Stadtrechnungen somit auch keine Auskunft geben.<br />

Damit war die Angelegenheit zunächst einmal erledigt, erst im Jahre 1935 kommt es zu<br />

erneuten Verhandlungen zwischen der Stadt <strong>Helmarshausen</strong> und dem Staatsarchiv in<br />

Marburg, <strong>zum</strong>al jetzt durch Verfügungen des preußischen Ministerpräsidenten und des<br />

Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau 1935 festgelegt wurde, daß wertvolles<br />

Aktenmaterial dem zuständigen Staatsarchiv zur Aufbewahrung zu überweisen sei. Der<br />

Marburger <strong>Archiv</strong>ar Dr. Gutbier war zu diesem Zweck nach <strong>Helmarshausen</strong> gereist, um<br />

eine Sichtung des vorhandenen Schriftgutes vorzunehmen. Mit Schreiben vom 7.<br />

Dezember 1936 teilt die Stadt <strong>Helmarshausen</strong> nun dem Staatsarchiv Marburg mit, sie sei<br />

jetzt bereit, die Unterlagen zur Aufbewahrung nach Marburg abzugeben, doch dürften ihr<br />

durch die Aufbewahrung in Marburg keinerlei Kosten entstehen. Das Staatsarchiv<br />

bestätigt die kostenfreie Lagerung der <strong>Archiv</strong>alien. Mit Schreiben vom 25. Januar 1937<br />

teilt die Stadt dem Staatsarchiv mit, daß per Bahn 11 Kisten, 5 Pakete und 3 Säcke "mit<br />

alten Akten" nach Marburg abgesandt worden seien. Der Eingang dieser <strong>Archiv</strong>alien wird<br />

der Stadt am 4. Februar 1937 durch das Staatsarchiv Marburg bestätigt. Erst seit diesem<br />

Zeitpunkt kann man von der Existenz eines Stadtarchivs <strong>Helmarshausen</strong> im Staatsarchiv<br />

Marburg sprechen, wobei der Stadt gegenüber noch einmal klar <strong>zum</strong> Ausdruck gebracht<br />

wurde, daß die nun nach Marburg gekommenen <strong>Archiv</strong>alien weiterhin als Eigentum der<br />

Stadt anzusehen seien und in Marburg nur deponiert würden.<br />

Eine nach dem Kriege in <strong>Helmarshausen</strong> aufgebaute historisch-geologische Sammlung<br />

konnte dank der Hilfe des Staatsarchivs Marburg durch die Fertigung von Abbildungen<br />

von Originaldokumenten vergrößert und anschaulicher gestaltet werden. Aufgrund einer<br />

Zeitungsnotiz aus dem Jahre 1966 wurde das Staatsarchiv darauf aufmerksam gemacht,<br />

daß sich auf dem Rathausboden in <strong>Helmarshausen</strong> noch ältere Akten, besonders aus den<br />

ersten Jahren des 19. Jahrhunderts, befinden. Zwischenzeitlich konnte das Staatsarchiv<br />

der Stadt mitteilen, daß die im Jahre 1937 nach Marburg überstellten <strong>Archiv</strong>alien durch<br />

einen Lehrgang der <strong>Archiv</strong>schule Marburg unter Leitung von Dr. Wolff nach archivischen<br />

Gesichtspunkten geordnet und verzeichnet worden seien. Bevor man daran dachte, ein<br />

Repertorium zu diesen neu verzeichneten und als <strong>Bestand</strong> <strong>330</strong> Stadtarchiv<br />

<strong>Helmarshausen</strong> aufgestellten <strong>Archiv</strong>alien zu erstellen, fragte man in <strong>Helmarshausen</strong> an,<br />

ob auch mit einer Überstellung der auf dem Rathausboden in <strong>Helmarshausen</strong> lagernden<br />

1


Altakten nach Marburg zu rechnen sei, was die Stadt mit Schreiben vom 11. März 1971<br />

aber verneinte. Die Fertigstellung eines gedruckten Repertoriums mußte zunächst einmal<br />

zurückgestellt werden.<br />

Anläßlich eines Besuches des Bearbeiters Armin Sieburg bei der Stadtverwaltung Bad<br />

Karlshafen wurde erneut die Frage nach der Überstellung weiterer Altakten aus<br />

<strong>Helmarshausen</strong> und der Fertigstellung eines Repertoriums aufgeworfen. Mit Schreiben<br />

vom 30. Januar 1984 teilt der Magistrat der Stadt Bad Karlshafen dem Staatsarchiv<br />

Marburg mit, der Magistrat habe beschlossen, die im Bürgerhaus <strong>Helmarshausen</strong><br />

lagernden Altakten der ehemaligen Stadt <strong>Helmarshausen</strong> nach Marburg in das Depositum<br />

abzugeben, um auch diese ordnen und verzeichnen zu lassen. Es wurde zunächst<br />

vereinbart, im Frühjahr eine Sichtung des Schriftgutes in <strong>Helmarshausen</strong> vorzunehmen,<br />

um alle nicht archivwürdigen Altakten vor einer Überführung nach Marburg<br />

auszuscheiden. Die am 2. Mai 1984 in <strong>Helmarshausen</strong> ausgesonderten <strong>Archiv</strong>alien kamen<br />

am 10.5.1984 in das Staatsarchiv und wurden in den <strong>Bestand</strong> <strong>330</strong> <strong>Helmarshausen</strong><br />

eingegliedert. Eine weitere Aussonderung wurde am 10.7.1985 in <strong>Helmarshausen</strong> durch<br />

den Bearbeiter zusammen mit Herrn Jokiel von der Stadtverwaltung Bad Karlshafen<br />

durchgeführt, auch diese Unterlagen wurden in den <strong>Bestand</strong> <strong>330</strong> <strong>Helmarshausen</strong><br />

eingegliedert. Die in den Jahren 1984-1985 abgegebenen <strong>Archiv</strong>alien waren in einem<br />

völlig ungeordneten und nicht benutzbaren Zustand nach Marburg gekommen. Der<br />

Bearbeiter sah es nun als seine Aufgabe an, die neu nach Marburg gekommenen Altakten<br />

der ehemaligen Stadt <strong>Helmarshausen</strong> nahtlos mit dem älteren Teil, der 1937 abgegeben<br />

worden und inzwischen ja neu geordnet und verzeichnet war, zu vereinen. Mit den<br />

Neuordnungs- und Verzeichnungsarbeiten wurde sofort begonnen, doch mußten die<br />

Verzeichnungsarbeiten am Stadtarchiv <strong>Helmarshausen</strong> wegen dringender<br />

Ordnungsarbeiten an staatlichen Aktenbeständen des Staatsarchivs Marburg des öfteren<br />

unterbrochen werden, erst 1993 kann von einem eigentlichen Abschluß der<br />

Verzeichnungsarbeiten gesprochen werden. Durch den akuten Mangel an Schreibkräften<br />

verzögerte sich die Herausgabe eines gedruckten Repertoriums zu dem Gesamtbestand<br />

<strong>330</strong> <strong>Helmarshausen</strong> erneut.<br />

Bei der Neuverzeichnung des umfangreichen Akten- und Amtsbuchbestandes der<br />

ehemaligen Stadt <strong>Helmarshausen</strong> wurde eine strikte Trennung zwischen Amtsbüchern<br />

und Akten vorgenommen. Nach archivischen Ordnungsprinzipien wurden<br />

zusammengehörige Amtsbücher serienmäßig erfaßt, ohne daß das einzelne Amtsbuch<br />

selbst verzeichnet wurde. Es entstanden so 105 Amtsbuchserien, die in die drei großen<br />

Abteilungen Rechnungen, Protokolle und Stadtbücher sowie Kataster gegliedert wurden.<br />

Jede Amtsbuchserie ist durch ein der laufenden Seriennummer vorangestellten B<br />

gekennzeichnet. Bei der Verzeichnung des Altaktenbestandes vermied der Bearbeiter<br />

eine Trennung zwischen älteren und neueren Akten. Vielmehr wurde das gesamte<br />

Aktenschriftgut einzeln verzeichnet, wobei jedem Aktenband eine einzelne Nummer<br />

gegeben wurde. Der gesamte Aktenbestand der Stadt <strong>Helmarshausen</strong> umfaßt 1987<br />

Aktennummern, denen zur Unterscheidung von den Amtsbuchserien jeweils ein A vor die<br />

entsprechende Signatur vorgestellt wurde.<br />

Die Klassifikation der Akten erfolgte nach Haupt-, Mittel- und Untergruppen. Innerhalb<br />

der einzelnen Gruppen wurde eine chronologische Reihung der Akten vorgenommen.<br />

Die Erschließung von Nachträgen und späteren Ablieferungen erfolgt nunmehr direkt in<br />

der <strong>Archiv</strong>datenbank HADIS.<br />

[vgl. Einleitung <strong>zum</strong> veröffentlichten Findbuch von A. Sieburg, 2001]<br />

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