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Magazin der Österreichischen Nationalbibliothek

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Froschleich-Pflaster<br />

Ein Rezeptbuch aus dem frühen 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Der bereits illustren Sammlung an<br />

medizinischen Handschriften und<br />

Arzneibüchern, die in <strong>der</strong> Sammlung<br />

von Handschriften und alten<br />

Drucken verwahrt wird, konnte nun ein<br />

äußerst faszinierendes Rezeptbuch aus<br />

<strong>der</strong> Zeit um 1700 hinzugefügt werden.<br />

In unscheinbarem braunen Le<strong>der</strong> eingebunden,<br />

findet sich darin ein reichhaltiger<br />

Schatz an medizinischem Wissen, <strong>der</strong><br />

über Jahrhun<strong>der</strong>te weitergegeben wurde.<br />

Die aufschlussreichen Anleitungen zur<br />

Heilung von Krankheiten erzählen viel<br />

über die medizinischen Gepflogenheiten<br />

<strong>der</strong> Zeit – ob sie auch geholfen haben,<br />

lässt sich allerdings schwer sagen. In<br />

jedem Fall entsprechen sie nicht mehr<br />

dem heutigen Medizin-Verständnis. Kleine<br />

Kostproben: „Das güldene Salbey-Waßer“<br />

vertreibt laut diesem Werk nicht nur alle<br />

Gebrechen, son<strong>der</strong>n sorgt auch für ein<br />

gutes Gedächtnis. Es gibt eine Anleitung<br />

zur Herstellung für ein „köstliches Pflaster<br />

zu Beinbrüchen“. O<strong>der</strong> wie wäre es mit<br />

einem „vortrefflichen Gift-Öhl vor die<br />

Pest“? Die Verarbeitung von Krebsaugen<br />

ist in dem Buch ebenso enthalten wie<br />

ein Rezept für ein Froschleich-Pflaster,<br />

das herrlich kühlen und frische Wunden<br />

heilen soll. Die Rezepte stammen aus verschiedenen<br />

Händen und beweisen gemeinsam<br />

mit den Besitzvermerken, dass<br />

dieses Werk rege benutzt wurde – weit<br />

über das 18. Jahrhun<strong>der</strong>t hinaus.<br />

medizin anno dazumal:<br />

„Von Saußen und Braußen<br />

<strong>der</strong> Ohren“<br />

Weltbewegendes und<br />

Hingekritzeltes<br />

Bibliothekarische Fachbegriffe<br />

Ob die schnell und schwungvoll<br />

geschriebene Partitur des Requiems<br />

von Wolfgang Amadeus<br />

Mozart o<strong>der</strong> die bis an den Rand vollgekritzelten<br />

Notizbücher Peter Handkes<br />

– insgesamt 355.000 Autografen<br />

bedeuten<strong>der</strong> Persönlichkeiten werden<br />

in <strong>der</strong> <strong>Österreichischen</strong> <strong>Nationalbibliothek</strong><br />

verwahrt. Jedes einzelne davon<br />

ein Unikat. Denn Autografen, also<br />

„eigenhändig Geschriebenes“, gibt es<br />

im Gegensatz zu beliebig reproduzierbaren<br />

Druckwerken nur einmal. Das<br />

macht das Mozart-Requiem letztlich<br />

genauso einzigartig wie Ernst Jandls<br />

Einkaufszettel, die sich unter zahlreichen<br />

Briefen, Notizen, Werkskizzen<br />

und Manuskripten des berühmten<br />

Dichters im Literaturarchiv befinden.<br />

Autografen geben einen unmittelbaren<br />

Einblick in die Gedankenwelt unterschiedlichster<br />

Menschen und offenbaren<br />

Alltägliches, Intimes o<strong>der</strong> Weltbewegendes:<br />

Hugo von Hofmannsthal<br />

erzählt von seiner Abendplanung, Kaiser<br />

Franz Joseph schreibt Liebesbriefe<br />

und Richard Strauss verfasst den „Rosenkavalier“.<br />

Die ganze Vielfalt an<br />

Handschriften lässt sich übrigens am<br />

einfachsten mit <strong>der</strong> Tastatur entdecken:<br />

im Digitalen Lesesaal <strong>der</strong> <strong>Österreichischen</strong><br />

<strong>Nationalbibliothek</strong>. Dort<br />

findet man auch Mozarts Requiem<br />

mit seiner schnellen, schwungvollen<br />

Notenschrift.<br />

ÖNB magazin NEUES IN DEN SAMMLUNGEN<br />

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