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Weihnachten

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Titelthema<br />

Inklusion an der Filderschule<br />

Seit 2010 werden Werkrealschüler der Filderschule und Schüler der Möhringer Bodelschwinghschule<br />

in einer Außenklasse in Degerloch unterrichtet. Die Erfahrungen auf beiden<br />

Seiten sind mehr als positiv.<br />

Denis, Laurenz und Emir bauen das Planetensystem nach – Lehrer Andreas Bernhardt gibt praktische Tipps<br />

gerlinde ehehalt<br />

Eine gute Inklusionsschule ist<br />

auch eine gute Schule für<br />

alle. Diesen Satz sagte Ursula<br />

Marx in einer der letzten Bezirksbeiratsitzungen.<br />

Seit einem Jahr<br />

ist sie Behindertenbeauftragte der<br />

Stadt Stuttgart. Damit sprach sie<br />

der Sonderschulpädagogin Gudrun<br />

Nägele, die zum Kollegium der Bodelschwinghschule<br />

in Möhringen<br />

gehört und gemeinsam mit ihrem<br />

Kollegen Andreas Bernhardt seit<br />

2010 eine Außenklasse an der<br />

Filderschule unterrichtet, voll aus<br />

dem Herzen. »Ein Haus, ein Ort und<br />

alle Schüler nei!« wäre der Wunsch<br />

von Pädagogin Nägele. »Das Ziel<br />

Samuela, Carmela und Filomena<br />

Ursula Marx – Behindertenbeauftragte<br />

morgen behandeln Gudrun Nägele<br />

und Andreas Bernhardt das Planetensystem.<br />

Dazu braucht man<br />

natürlich auch die Mathematik.<br />

»Das ist mein Lieblingsfach«, verrät<br />

Denis begeistert. Und Laurenz<br />

weiß ganz viele Einzelheiten aus<br />

der Geometrie, kennt sich prima<br />

mit Durchmesser oder dem Radius<br />

eines Kreises aus. Zunächst<br />

erklärt Lehrer Andreas Bernhardt<br />

verschiedene Utensilien wie zum<br />

Beispiel den Zirkel oder das Geodreieck<br />

und wie diese im Einzelnen<br />

funktionieren. Der Unterricht ist<br />

fächerübergreifend und interessenbezogen,<br />

orientiert sich aber<br />

stets am Bildungsplan. »Wir legen<br />

großen Wert auf eine möglichst in-<br />

der Inklusion ist, die Strukturen<br />

der Gesellschaft so zu verändern,<br />

dass jeder Mensch von vornherein<br />

dazu gehört und nicht ausgegrenzt<br />

wird«, betonte Ursula Marx. Am<br />

letzten Montag berichtete sie im<br />

Stuttgarter Rathaus über ihr erstes<br />

Jahr als Behindertenbeauftragte<br />

und referierte zum Thema »Nur<br />

mit uns – Selbstbestimmung für<br />

Menschen mit Behinderung«. Die<br />

Kooperation von Filderschule und<br />

Bodelschwinghschule zielt seit<br />

dem Schuljahr 2010/2011 darauf<br />

ab, Kindern in einer Außenklasse<br />

das gemeinsame Lernen in Integration<br />

zu ermöglichen und die Inklusion<br />

zu praktizieren.<br />

Wer einmal zu Besuch<br />

in einer Unterrichtsstunde<br />

war, spürt die<br />

positiven Effekte sofort.<br />

Die Atmosphäre<br />

ist gelöst und locker<br />

und die Schüler der 8.<br />

Klasse der Filderschule<br />

beteiligen sich interessiert<br />

und mit viel<br />

Freude am Unterricht.<br />

An diesem Dienstagdiviuelle,<br />

ganzheitliche Erziehung<br />

und Bildung. Die Vermittlung von<br />

Kommunikations-, Entscheidungsund<br />

Handlungsfähigkeiten sind<br />

besonders wichtig, damit die Kinder<br />

ein Realitätsbewusstsein ausbilden«,<br />

erklärt Andrea Regner die<br />

Rektorin der Bodelschwinghschule.<br />

Die Sonderschulpädagogen Andreas<br />

Bernhardt und Gudrun Nägele<br />

haben sehr gute Erfahrungen mit<br />

dem gemeinsamen Unterricht von<br />

Werkrealschülern und Schülern mit<br />

geistiger Behinderung gemacht.<br />

Diese Form des Lernens stärkt<br />

das soziale Bewusstsein, sensibilisiert<br />

das Mitgefühl für andere<br />

Menschen und stärkt gleichzeitig<br />

das Selbstbewusstsein. Sowohl<br />

bei den behinderten als auch bei<br />

den Kindern der Regelschule. Die<br />

Schüler sind seit der 5. Klasse in<br />

der Filderschule zusammen. Die<br />

Klasse an der Filderschule ist eine<br />

der fünf Außenklassen der Bodelschwinghschule.<br />

Ganz vieles ist<br />

bei den Schülern beider Schulen<br />

gleich. Ȇber die Sprache erfahren<br />

die Schüler Bestätigung, sie lernen<br />

über den Austausch«, berichtet<br />

Andreas Bernhardt. In offenen<br />

Situationen gebe es manchmal<br />

Reiberein, da die Bodelschwingh-<br />

Schüler oft verbal unterlegen sind.<br />

»Wir gucken, dass niemand zu kurz<br />

kommt«, betont Bernhardt. »Und<br />

arbeiten Probleme ganz offen<br />

auf, genau wie die Fragen, wer<br />

ist schwach, wer kann was, warum<br />

kann ich manches nicht, was<br />

ein Gleichaltriger aus der Partnerschule<br />

kann?« Über die Reflexion<br />

mit den Alltagserlebnissen in der<br />

Schule geschieht Bewusstseinsbildung.<br />

»In der Realität ist nicht alles<br />

rosarot, das lernen die Schüler<br />

der Außenklasse viel schneller als<br />

die anderen, sie müssen sich Situationen<br />

früher stellen, empfinden<br />

ihr Handicap drastischer als im<br />

geschützten Raum einer anderen<br />

Umgebung«, sagt Bernhardt.<br />

»Die wertvollen Lernprozesse hier<br />

an der Filderschule werden sensibel<br />

von den Kollegen der Bodelschwinghschule<br />

begleitet«, lobt Filderschulrektorin<br />

Carola Frech. Der<br />

Austausch funktioniere bestens<br />

und es sei ein großer Gewinn, die<br />

Außenklasse an der Degerlocher<br />

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