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40 Verladung an den Containerbrücken in Bremerhaven - Brand Eins

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Weg auf Spezialschiffe f<strong>in</strong><strong>den</strong> sollen. Das wäre für <strong>den</strong> Hafen<br />

neben Conta<strong>in</strong>ern und Autos e<strong>in</strong> weiteres St<strong>an</strong>dbe<strong>in</strong> – und<br />

<strong>den</strong> Herstellern, die vor Ort die W<strong>in</strong>dräder fertigen, würde es<br />

auch helfen.<br />

Um dem Projekt Schwung zu geben, <strong>in</strong>vestierten Bremenports<br />

und die BLG rund 30 Millionen Euro <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Start-Term<strong>in</strong>al für die 900 Tonnen schweren W<strong>in</strong>drad-Fundamente.<br />

Der Pl<strong>an</strong> e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> privaten F<strong>in</strong><strong>an</strong>zierung für das<br />

Gesamtprojekt scheiterte: Angesichts der <strong>an</strong>halten<strong>den</strong> politischen<br />

Diskussionen um Energiewende und <strong>den</strong> Ausbau der<br />

W<strong>in</strong>dparks schien <strong>den</strong> Anbietern das Investitionsrisiko zu<br />

groß. Weshalb der Bremer Senat im Dezember verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahres beschloss, das 180 Millionen Euro teure Term<strong>in</strong>al aus<br />

dem eigenen Haushalt zu f<strong>in</strong><strong>an</strong>zieren.<br />

Totgesagte leben länger<br />

Alle Kraft nach <strong>Bremerhaven</strong> – so wirkt es auf <strong>den</strong> ersten<br />

Blick. Und das ist auch nicht g<strong>an</strong>z falsch. Zwar hat Bremenports<br />

<strong>in</strong> Bremen die Zufahrt zum Industriehafen verbreitert,<br />

der mit se<strong>in</strong>em Erz- und Stahlumschlag <strong>den</strong> Löwen<strong>an</strong>teil der<br />

bremischen Gütermenge bewältigt. Zudem soll das Becken<br />

vertieft wer<strong>den</strong>. Doch der Tr<strong>an</strong>sport von konventionellem<br />

Stückgut s<strong>in</strong>kt weltweit. Und Bremen, das rund 65 Kilometer<br />

von der Küste entfernt <strong>an</strong> e<strong>in</strong>em immer schmaler und flacher<br />

wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Fluss liegt, k<strong>an</strong>n dem wenig entgegensetzen. Geht<br />

es mit Bremens Hafen zu Ende?<br />

„Oft totgesagt, aber immer noch sehr lebendig“, beschreibt<br />

Ullrich Hautau die Lage vor Ort. Hautau, der bei der<br />

H<strong>an</strong>delskammer Bremen für Häfen und Verkehr zuständig<br />

ist, neigt nicht zu übertriebenem Lob. Den Fokus auf <strong>Bremerhaven</strong><br />

sieht er durchaus kritisch: „Wir hätten das gerne <strong>an</strong>ders.“<br />

Doch er weiß, dass im europäischen Hafenwettbewerb<br />

mit Kirchturm<strong>den</strong>ken nicht zu bestehen ist. „Für Bremen-<br />

Stadt geht es darum, die bestehen<strong>den</strong> Mengen zu halten. Und<br />

dafür müssen wir uns neue Nischen suchen.“ Hautau k<strong>an</strong>n<br />

sich e<strong>in</strong>iges vorstellen: <strong>den</strong> Umschlag von W<strong>in</strong>dpark-Komponenten<br />

oder mehr Zubr<strong>in</strong>gerverkehr mit kle<strong>in</strong>en Feederschiffen<br />

von <strong>Bremerhaven</strong>. Er sieht Bremen als möglichen Pufferplatz<br />

für Conta<strong>in</strong>er, wenn die Anlagen <strong>in</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />

überquellen, oder als Verteilstation <strong>in</strong>s Inl<strong>an</strong>d für <strong>den</strong> weiter<br />

wachsen<strong>den</strong> JadeWeserPort.<br />

Auf e<strong>in</strong>en wichtigen Bündnispartner k<strong>an</strong>n sich Hautau<br />

je<strong>den</strong>falls verlassen: auf die im Hafen <strong>an</strong>sässigen Unternehmer.<br />

Für sie spricht Werner Maywald, Geschäftsführer der<br />

Initiative Stadtbremische Häfen e.V. (ISH), e<strong>in</strong> Zusammenschluss<br />

von 50 Firmen, die <strong>in</strong> Bremen rund <strong>40</strong>00 Menschen<br />

Arbeit geben. „Seit die BLG nach <strong>Bremerhaven</strong> gezogen ist,<br />

glauben die Leute, <strong>in</strong> Bremen gebe es ke<strong>in</strong>en Hafen mehr.“<br />

Maywald zieht <strong>an</strong> se<strong>in</strong>em Zigarillo und schaut h<strong>in</strong>über zum<br />

e<strong>in</strong>stigen Überseehafen, wo derzeit die Überseestadt entsteht.<br />

„Aber das ist e<strong>in</strong>fach nicht wahr. Wir haben hier hervorragende<br />

Mittelständler – nur hauen die nicht so sehr auf <strong>den</strong> Putz.<br />

Was aber nicht heißt, dass sie sich nicht bewegen.“<br />

Zum Beispiel Christi<strong>an</strong> Vollers, der Geschäftsführer der<br />

Vollers Group GmbH & Co. KG, e<strong>in</strong>em global agieren<strong>den</strong><br />

Lagerunternehmen mit weltweit 380 Mitarbeitern, das sich<br />

seit se<strong>in</strong>er Gründung durch Berthold Vollers im Jahr 1932 vor<br />

allem um Kaffee und Tee kümmert. Das Unternehmen re<strong>in</strong>igt,<br />

mischt, lagert und verschickt für Händler <strong>in</strong> aller Welt<br />

pro Jahr alle<strong>in</strong> von Bremen aus rund 100 000 Tonnen Rohkaffee,<br />

es liefert <strong>an</strong> Röstereien und arbeitet <strong>den</strong> Kaffeebörsen <strong>in</strong><br />

London und New York mit e<strong>in</strong>em speziellen Mustervers<strong>an</strong>d<br />

zu. Kaffee aus Asien gel<strong>an</strong>gt über <strong>den</strong> Hamburger Hafen <strong>in</strong><br />

Vollers Lagerhäuser, Bohnen aus Südamerika kommen über<br />

<strong>Bremerhaven</strong>. „Wir liegen mittenm<strong>an</strong>g“, sagt der Unternehmer,<br />

„wir können beide Häfen nutzen. Und wenn der Jade-<br />

WeserPort mal richtig läuft, liegen wir auch dicht dr<strong>an</strong>.“<br />

Parallel zur Entwicklung des Hafens hat sich auch das<br />

mittelständische Unternehmen weiterentwickelt: vom Lageristen<br />

zum Lebensmittelproduzenten. Vollers ist stets auf der<br />

Suche nach e<strong>in</strong>em Mehrwert für se<strong>in</strong>e Kun<strong>den</strong>. „E<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e<br />

Büchse aufmachen, das reicht nicht.“ Heute stapeln sich im<br />

Teelager <strong>in</strong> l<strong>an</strong>gen Blechregalen blaue Plastikk<strong>an</strong>ister. „V<strong>an</strong>ille,<br />

Anis, Irish Cream“, liest Vollers die Etiketten vor. In e<strong>in</strong>em<br />

<strong>an</strong>deren Raum dr<strong>in</strong>gt stechender Geruch aus Säcken mit<br />

Pf<strong>in</strong>gstrosen, getrockneten Erdbeerscheiben und „Rhabarberstücken<br />

6,4 mm“. Aus all dem, aus künstlichen und natürlichen<br />

Aromen, mischt das Unternehmen Tee, die der E<strong>in</strong>zelhändler<br />

nur noch verpacken muss. „Eigentlich“, sagt Christi<strong>an</strong><br />

Vollers, „s<strong>in</strong>d wir nur e<strong>in</strong> Lagerdienst. Aber wirklich entschei<strong>den</strong>d<br />

ist das Drumherum, der Service. Wir mischen Tee.<br />

Andere lackieren Autos.“<br />

Das entschei<strong>den</strong>de Drumherum – darauf haben sich mit<br />

<strong>den</strong> Jahren auch <strong>an</strong>dere spezialisiert. Werner Maywald von<br />

der ISH zählt auf: In se<strong>in</strong>em Hafen gibt es <strong>den</strong> ehemaligen<br />

Heizölimporteur, der längst auch <strong>in</strong> Holzpellets, Solar- und<br />

W<strong>in</strong>dkraft<strong>an</strong>lagen macht. Den Holzimporteur, der mittlerweile<br />

selbst Gartenhäuser baut und <strong>an</strong> Baumärkte verkauft.<br />

Die Packfirmen, die aus diversen Kle<strong>in</strong>sendungen vollständige<br />

Conta<strong>in</strong>erladungen zusammenstellen. Viele kle<strong>in</strong>e Pfl<strong>an</strong>zen<br />

auf verschie<strong>den</strong>en Beeten. Für Maywald ist gerade die<br />

Vielfalt e<strong>in</strong> unschätzbarer Vorteil, der die bremischen Häfen<br />

vor Krisen schützt. Neben der günstigen Lage: „Wir sitzen<br />

hier schön im Dreieck mit Hamburg und <strong>Bremerhaven</strong>.“<br />

Gut gelegen allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d <strong>an</strong>dere auch. Es ist wohl eher<br />

das ausgeprägt vernetzte Denken, das die Menschen <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

bremischen Häfen prägt und das sie geschickt zu nutzen<br />

wissen. Geht es Hamburg gut, geht es <strong>Bremerhaven</strong> gut, geht<br />

es Bremen gut – und umgekehrt. Gegene<strong>in</strong><strong>an</strong>der zu arbeiten,<br />

dafür haben sie hier ke<strong>in</strong>e Zeit. Sie haben genug zu tun.<br />

br<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>s Neul<strong>an</strong>d 06<br />

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