magazin - DRK Landesverband Brandenburg eV
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helfen<br />
14 000 Stunden im<br />
Hochwassereinsatz<br />
Über 400 Rotkreuzhelferinnen und -helfer aus <strong>Brandenburg</strong> waren während der Hochwasserkatastrophe<br />
im Juni unterwegs, um Schlimmeres zu verhindern: Sie sicherten Deiche, retteten Menschen, versorgten<br />
Einsatzkräfte und bekochten die Flutopfer.<br />
Der 60-PS-Motor reicht kaum aus, um das<br />
Boot der <strong>DRK</strong>-Wasserwacht Teltow-Fläming<br />
auf Kurs zu halten. Anfang Juni führt<br />
die Schwarze Elster Hochwasser. Bei Arnsnesta<br />
hielt der Deich dem Druck nicht mehr<br />
Stand und brach auf zehn Metern Länge.<br />
Die Bruchstelle liegt in Sachsen-Anhalt, die<br />
Wassermassen schießen ins Hinterland.<br />
Um die anliegenden Ortschaften zu schützen,<br />
muss schnell gehandelt werden. Die<br />
grenzüberschreitende Hilfe ist selbstverständlich<br />
für das <strong>Brandenburg</strong>er <strong>DRK</strong>. „Wir<br />
waren von dem Hochwasser nicht ganz so<br />
schlimm betroffen, wie die benachbarten<br />
Bundesländer. Daher konnten wir mit unseren<br />
Fachleuten Sachsen und Sachsen-<br />
10 <strong>Brandenburg</strong>er rotkreuz<strong>magazin</strong> 3_13<br />
Anhalt unterstützen und hatten immer<br />
noch ausreichend Kapazitäten vorgehalten,<br />
falls sich auch in <strong>Brandenburg</strong> die Lage<br />
noch weiter verschlimmern sollte“, sagt<br />
Hubertus C. Diemer, Vorstandsvorsitzender<br />
des <strong>Landesverband</strong>es <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Freiwillige Helfer beluden das Boot der<br />
Wasserwacht mit Sandsäcken. Bis zu 1,5<br />
Tonnen können pro Fahrt transportiert<br />
werden. Oliver Schmidt manövriert das tief<br />
im Wasser liegende Boot durch die gefährliche<br />
Strömung zu der Bruchstelle. Er muss<br />
sich beeilen, hinten sieht man schon wieder<br />
den ersten Hubschrauber der Bundeswehr<br />
anfliegen, unter ihm hängt ein Netz mit<br />
Sandsäcken. Zwei Bootsladungen, drei<br />
Hubschrauberladungen – so ist der Rhythmus.<br />
Wenn der Hubschrauber ankommt,<br />
muss das Boot vertäut oder weiter flussaufwärts<br />
sein, sonst drückt der Wind der Rotorblätter<br />
das Boot auf den durchweichten<br />
Deich. Zwei Tage lang von Sonnenauf- bis<br />
Sonnenuntergang arbeiten Freiwillige,<br />
Bundeswehr, Feuerwehr und das <strong>DRK</strong><br />
Hand in Hand, bis der Deich gesichert ist.<br />
7. Juni, Mühlberg muss evakuiert werden.<br />
Mit Lautsprecherwagen fordert die<br />
Polizei die Bewohner auf, ihre Häuser zu<br />
verlassen. Einsatzkräfte des <strong>DRK</strong> helfen der<br />
Bevölkerung. „Wir sind erst spät alarmiert<br />
worden, die Evakuierung hat bis in die<br />
Nacht gedauert. Da ist es verständlich, dass<br />
nicht alle ihre Häuser verlassen wollten“,<br />
berichtet Steffen Reich, Kreisbereitschaftsleiter<br />
des Kreisverbandes Elbe-Elster-Nord.<br />
Der <strong>Landesverband</strong> <strong>Brandenburg</strong> hatte<br />
nach dem Hochwasser die betroffenen<br />
Kreisverbände eingeladen, um den Einsatz<br />
auszuwerten. Ein Kritikpunkt war die Alarmierungs-<br />
und Meldekette. „Wir mussten<br />
teils an den Landkreis und den <strong>Landesverband</strong><br />
melden. Das ist mitten im Einsatz<br />
nicht immer leicht“, so Reich. Gemeinsam<br />
mit den Kreisverbänden will der <strong>Landesverband</strong><br />
nun versuchen, eine vereinfachte<br />
Kommunikationsstruktur im Einsatz zu<br />
etablieren, die die Stäbe der Landkreise<br />
ebenso aktuell informiert wie den <strong>Landesverband</strong>,<br />
der eine Übersicht über die vorhandenen<br />
Einsatzkapazitäten im Land<br />
<strong>Brandenburg</strong> haben muss. Denn nur so<br />
können sich Landes- und Kreisverbände<br />
gegenseitig unterstützen. So hatte zum Beispiel<br />
der Landkreis Prignitz 400 Feldbetten<br />
vom Hamburger Roten Kreuz bekommen.<br />
Der <strong>Landesverband</strong> <strong>Brandenburg</strong> hatte den<br />
Bedarf an das Führungs- und Lagezentrum<br />
des Generalsekretariates gemeldet und die<br />
haben gesehen, dass in Hamburg noch Kapazitäten<br />
vorhanden sind. Das ist die Stärke<br />
des Roten Kreuzes: die bundesweite<br />
Kooperation und Unterstützung im Einsatz.<br />
<strong>Brandenburg</strong>er Spezialisten<br />
Über 14 000 Einsatzstunden haben die<br />
<strong>Brandenburg</strong>er Rotkreuzler während des<br />
Hochwassers geleistet. Einen Großteil davon<br />
in anderen Bundesländern: Drei<br />
Luftretter der Wasserwacht waren in Sachsen<br />
und seilten sich aus dem Hubschrauber<br />
zu vom Hochwasser eingeschlossenen Menschen<br />
ab, um diese zu retten. In Sachsen-<br />
Anhalt waren Spezialisten der <strong>Brandenburg</strong>er<br />
Wasserwacht im Stab, um dort die Einsätze<br />
mit zu koordinieren. Taucher sicherten<br />
mit Schutzfolien die Deiche in <strong>Brandenburg</strong><br />
von der Wasserseite aus. Über 400 Helfer<br />
aus <strong>Brandenburg</strong> wurden eingesetzt, die<br />
meisten von ihnen stammen aus den Bereitschaften.<br />
Sie sorgten dafür, dass die Einsatzkräfte<br />
vor Ort zu essen bekamen. Wenn<br />
Supermärkte und Tankstellen wegen des<br />
Breites Spektrum: Im Hochwassereinsatz hat das <strong>Brandenburg</strong>er <strong>DRK</strong> Deiche gesichert, Einsatzkräfte<br />
verpflegt, Notunterkünfte betrieben, Altenheime evakuiert und den Sanitätsdienst gestellt<br />
Hochwassers ausverkauft oder geschlossen<br />
sind, erfordert die Verpflegung viel logistisches<br />
Geschick. Die Mitglieder der Einsatzgruppen<br />
für Verpflegung sind die ersten, die<br />
morgens aufstehen, um Frühstück für 200<br />
und mehr Personen vorzubereiten und die<br />
letzten, die sich abends nach dem Abwasch<br />
auf die Feldbetten legen. Sanitätseinheiten<br />
standen bereit, um die Einsatzkräfte im Notfall<br />
medizinisch zu versorgen. Wie in Mühlberg,<br />
wo die Sanitätseinheit aus Elbe-Elster-<br />
Nord mit neun Helfern auf dem Feldweg<br />
hinterm Deich Position bezogen hatte. „Das<br />
ist oft sehr anstrengend: das Warten, bis man<br />
gebraucht wird“, erzählt Reich. „Aber zum<br />
Glück gab es keine ernsthaften Verletzungen<br />
und wir konnten immer direkt vor Ort helfen.“<br />
<strong>DRK</strong>ler bauten Notfallquartiere auf,<br />
um Leuten, die ihre Häuser verlassen mussten,<br />
eine Unterkunft zu bieten. Registriert<br />
wurden die Flutopfer von den Mitarbeitern<br />
des Suchdienstes. So konnten Anfragen von<br />
besorgten Angehörigen schnell beantwortet<br />
werden.<br />
Die Rotkreuzler engagierten sich überwiegend<br />
ehrenamtlich, um den Hochwasseropfern<br />
zu helfen. „Die meisten unserer<br />
Helfer stehen in einem festen Arbeitsverhältnis<br />
und mussten für den Einsatz freigestellt<br />
werden. Auch wenn die Arbeitgeber<br />
dafür eine finanzielle Entschädigung erhalten,<br />
ist es gerade für kleinere Betriebe nicht<br />
leicht, über mehrere Tage auf ihre Arbeitskraft<br />
zu verzichten. Ein Hilfseinsatz des<br />
Roten Kreuzes ist also nicht nur ein Einsatz<br />
der Helfer, sondern immer auch der Arbeitgeber.<br />
Und darum gilt mein ausdrücklicher<br />
Dank den Fluthelfern und ihren Arbeitgebern“,<br />
sagt Thomas Brozat, Präsident des<br />
<strong>Landesverband</strong>es <strong>Brandenburg</strong>. <br />
g<br />
IRIS MÖKER<br />
<strong>Brandenburg</strong>er rotkreuz<strong>magazin</strong> 3_13 11