Wenige Tage später stattet uns Helmut Heinz Dittel ... - AFFH
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<strong>Wenige</strong> <strong>Tage</strong> <strong>später</strong> <strong>stattet</strong> <strong>uns</strong> <strong>Helmut</strong> <strong>Heinz</strong> <strong>Dittel</strong> persönlich seinen ersten Besuch ab. Wir seien<br />
doch so freundliche Leute, habe seine Frau ihm erzählt und außerdem müsse in diesem Land, das vor<br />
Betrügern nur so wimmelt, doch einer dem anderen helfen. Besonders Neuankömmlinge, so sagt er,<br />
würden gerne zu Anfang ihres Daseins in der Dominikanischen Republik über den Tisch gezogen. Da<br />
er jedoch alle schrägen Vögel in und um Sosua kenne, werde er <strong>uns</strong> schon rechtzeitig warnen, sollte<br />
einer von ihnen bei <strong>uns</strong> auftauchen. <strong>Dittel</strong> stellt sich <strong>uns</strong> als studierter deutscher Architekt vor (in<br />
Wirklichkeit hat er in Deutschland als Schaufensterdekorateur und Raumausstatter gearbeitet. Von<br />
einem Studium der Architektur kann keine Rede sein. Sein Architektur‐Diplom muß er daher wohl als<br />
sogenanntes „Stewardessen‐Diplom“ im Flugzeug auf dem Weg in die Dominikanische Republik<br />
bekommen haben.)<br />
Auf den ersten Blick wirkt <strong>Dittel</strong> recht sympathisch. Er weiß sich zu artikulieren, besitzt gute<br />
Umgangsformen und ist ordentlich gekleidet. Bei seinem ersten Besuch bleibt er gleich zum<br />
Mittagessen und auch noch zum Abendbrot. Er redet ununterbrochen und trinkt dabei Unmengen an<br />
Kaffee, während er fortwährend von seinem in <strong>uns</strong>erer Nachbarschaft geplanten Health‐Resort<br />
redet. Sorge scheint ihm nur zu bereiten, ob Ernst Kromp in der Lage ist, für diese wage Idee, die auf<br />
<strong>Dittel</strong>s Initiative hin ins Leben gerufen wurde, die notwendigen Geldgeber zu finden, da <strong>Dittel</strong> selbst<br />
über keinerlei Mittel verfügt. Er selbst sieht sich bereits, seinen Ausführungen nach, als gut<br />
verdienender Verwalter der Anlage. Auch wir werden von <strong>Dittel</strong> wiederholt gefragt, ob wir <strong>uns</strong> nicht<br />
als Geldgeber am <strong>Dittel</strong>´schen Health‐Resort beteiligen möchten.<br />
Eine weitere Lieblingsbeschäftigung von ihm ist es, auf die katholische und evangelische Kirche zu<br />
schimpfen. Zwei ausschließlich geldgierige Vereine seien diese, ist seine Meinung. Er selbst ist<br />
Protestant aber schon vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten. Sein Interesse gilt den Zeugen<br />
Jehovas in Sosua, denen er gerne beitreten möchte (die ihn jedoch aus diversen Gründen nicht haben<br />
wollen, was er <strong>uns</strong> aber verschweigt). Freimütig erzählt er auch, wie er als junger Mann Heroin im<br />
Mastbaum seines Surfbrettes von Hawaii nach Deutschland geschmuggelt hat. (<strong>Dittel</strong> und seine<br />
Lebensgefährtin Dagmar Hoffmann sind zum Zeitpunkt seines Besuches schon beide<br />
drogenabhängig!) In den nächsten vier Monaten kommt er nun Tag für Tag zum Kaffee und bleibt<br />
meistens auch noch zum Abendessen. Er fängt an, scheinbar belanglose Fragen über <strong>uns</strong>ere<br />
finanziellen Verhältnisse zu stellen. Auch der Inhalt <strong>uns</strong>eres Containers, den wir in Kürze erwarten,<br />
sowie dessen Wert interessieren ihn. <strong>Dittel</strong> fühlt auch schon einmal vorsichtig vor, ob er vielleicht das<br />
2 x 2 Meter große Bett aus Mahagoni, die Couchgarnitur, sowie die Eßzimmermöbel, alles<br />
Gegenstände, die die Vorbesitzer in <strong>uns</strong>erem Haus gelassen haben, geschenkt erhalten kann, sobald<br />
<strong>uns</strong>er Container da ist. So langsam fangen wir an, <strong>Dittel</strong>s Verhalten und sein darauf basierendes<br />
Ansinnen einordnen zu können. Während wir ihn zu Anfang lediglich für einen ungefährlichen<br />
Schwätzer gehalten haben, dämmert es <strong>uns</strong> immer mehr, daß <strong>Dittel</strong> selbst zu den schrägen Vögeln<br />
gehört, vor denen er <strong>uns</strong> bei <strong>uns</strong>erer Ankunft gewarnt hat. Die meisten Menschen sprechen<br />
bekanntlich über ihr eigenes Problem.<br />
Über Dritte erfahren wir, daß das Haus auf La Mulata 2, in dem <strong>Dittel</strong> mit seiner Lebensgefährtin<br />
Dagmar Hoffmann wohnt, entgegen seiner Beteuerung, nicht sein Eigentum ist. Er ist hier nur als<br />
Hausaufpasser geduldet, lebt dafür mietfrei und muß den in Deutschland lebenden Besitzer des<br />
Hauses einmal im Jahr für vier Wochen bedienen. In diesen vier Wochen werden dann er und seine<br />
Lebensgefährtin, die von ihrer ersten Ehe mit einem 60 Jahre älteren und steinreichen Münchner<br />
Großindustriellen wahrhaft Besseres gewohnt ist, zu Angestellten und Lakaien degradiert. Sie müssen<br />
putzen, Wäsche waschen, Brötchen holen, die Besitzer des Hauses bedienen und durch das Land<br />
fahren. Denn auch das Auto, das er fährt, gehört ihm nicht, sondern dem Hausbesitzer. Fernsehen
kann er auch nur, weil er sich bei Nacht und Nebel klammheimlich an das unterirdische Fernsehkabel<br />
seiner Nachbarn, der deutschen Familie Stephan, angeklemmt hat, die für ihren Kabel‐Anschluß die<br />
monatlichen Gebühren natürlich bezahlt. <strong>Dittel</strong> versteht es perfekt, auf dem Rücken anderer als<br />
Schmarotzer und Parasit zu leben.<br />
Auch Ernst Kromp, der seit mehreren Wochen auf <strong>uns</strong>ere Einladung hin, täglich an <strong>uns</strong>erem<br />
Mittagstisch sitzt, fängt an zu erzählen, welche Probleme er seit einiger Zeit mit <strong>Dittel</strong> hat.<br />
Insbesondere die Tatsache, daß <strong>Dittel</strong> offensichtlich damit begonnen hat, von ihm erhaltene Gelder<br />
für den Bau seines Hauses zu veruntreuen, macht ihm Sorgen. Ständig rechnet er in <strong>uns</strong>erem Beisein<br />
nach, wieviel Holz, welches hier auf der Insel sündhaft teuer ist, für die Dachkonstruktion tatsächlich<br />
verbaut wurde. Der Wert der verbauten Holzmenge stimmt in keinster Weise mit der Geldsumme<br />
überein, die er <strong>Dittel</strong> für den Kauf des Holzes übergeben hat. Auch glaubt Herr Kromp, daß <strong>Dittel</strong> den<br />
Pool, den er für ihn gebaut hat, nicht ordnungsgemäß abgerechnet habe