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Übersetzen mit Stil – ein unmögliches Ziel?

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dargelegt hat. 9 Das Deutsche ist durch sog. Linksdirektionalität (Rechtsperipherität)<br />

des Verbs gekennzeichnet, insofern Objekte etc. grundsätzlich vor dem regierenden<br />

Verb stehen, dieses also, wenn infinit oder im Nebensatz realisiert, am Ende<br />

(rechtsperipher) steht und von rechts nach links regiert; außerdem werden die<br />

grammatischen Funktionen (Subjekt, Objekt) primär durch den morphologischen<br />

Kasus signalisiert, so daß die Satzgliedstellung ansonsten weitgehend für semantische<br />

und pragmatische Zwecke, darunter eben Zwecke der Informationsstrukturierung,<br />

zur Verfügung steht. Norwegisch hingegen ist <strong>ein</strong>e morphologisch arme<br />

rechtsdirektionale (linksperiphere) Sprache, in der grammatische Funktionen primär<br />

positionell signalisiert werden. Andererseits sind Deutsch und Norwegisch beide im<br />

Unterschied zum Englischen sog. Verb-Zweit-Sprachen: Das finite Verb ersch<strong>ein</strong>t in<br />

deklarativen Hauptsätzen an zweiter Stelle, so daß das Subjekt nach dem finiten<br />

Verb stehen muß (sog. Inversion), wenn <strong>ein</strong> anderes Satzglied in die Topikposition<br />

am Satzanfang, d.h. ins sog. Vorfeld, gerückt wird.<br />

In unserem Zusammenhang interessieren vor allem folgende Auswirkungen der<br />

deutsch-norwegischen Strukturunterschiede:<br />

(i) Das Subjekt kann im Deutschen zum Zwecke der Fokussierung (Rhematisierung)<br />

ziemlich weit hinten im Satz stehen und dabei u.a. <strong>ein</strong>em Objekt nachfolgen; dies ist<br />

im Norwegischen ausgeschlossen.<br />

(ii) Freie (lokale, temporale- kausale, …) Adverbiale haben im Deutschen ihren<br />

normalen Platz im sog. Mittelfeld, d.h. vor dem übergeordneten Verb in der<br />

kanonischen Verb-Letzt-Position; im Norwegischen hingegen lassen sich solche<br />

Adverbiale vor oder nach dem Verb unterbringen. Sind mehrere valenzfreie<br />

Satzglieder vorhanden, wird demnach im Deutschen das Mittelfeld aufschwellen wie<br />

in (1a) 10 , während die Informationen im Norwegischen auf Positionen vor und nach<br />

dem Verb verteilt werden können wie in (1b-c); <strong>ein</strong>e Häufung von Adverbialen vor<br />

dem Verb wie in (1d) wirkt eher schwerfällig.<br />

1a … daß Ulrich <strong>ein</strong>ige Jahre vorher gleichwohl aus unbekannten Gründen das<br />

Studium gewechselt hatte.<br />

1b … at Ulrik likevel hadde skiftet studium noen år før av ukjente grunner.<br />

9 Siehe z.B. Doherty (1996) und Mach<strong>ein</strong>er (1991, 1995) <strong>mit</strong> weiteren Hinweisen. Zur<br />

typologischen Charakterisierung des Deutschen siehe auch Askedal (1996).<br />

10 Von der sog. Ausklammerung als <strong>ein</strong>er markierten zusätzlichen Möglichkeit im Deutschen<br />

wurde hier abgesehen. Vgl. zur Stellung der Adverbiale auch Mach<strong>ein</strong>er (1991: 69ff.).<br />

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