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Dr. Sonja Kretzschmar - Heinz-Kühn-Stiftung

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<strong>Dr</strong>. <strong>Sonja</strong> <strong>Kretzschmar</strong><br />

Südafrika<br />

mein Auto unbewacht auf dem Parkplatz stehen kann, obwohl er nicht weit<br />

von der Polizei entfernt ist, und wie ich hier wegkommen soll, wenn das<br />

Auto nicht mehr fährt oder ganz einfach weg ist.<br />

Doch wir haben Glück. Der Chef der Polizeiwache kommt nach einer<br />

guten Stunde, und in Kombination von Simons FRU-Ausweis und meiner<br />

Visitenkarte mit Doktortitel gelingt es uns, den Polizeichef soweit zu beeindrucken,<br />

dass wir, mit einigen Ermahnungen, gehen können.<br />

Simon dreht seine Wollmütze in den Händen, als wir zum Community<br />

Center zurückgehen. „Integration between black and white is still very difficult“,<br />

sagt er.<br />

Mein Auto ist noch da, und aus dem Nichts taucht auch Desmond wieder<br />

auf. Während der Rückfahrt nach Johannesburg schweigen wir beide. „Ist es<br />

so wie der Teil von Soweto, wo du wohnst?“, frage ich Desmond. „Nein“,<br />

sagt er. „Das kann man nicht vergleichen. Soweto ist viel weiter entwickelt.“<br />

Ich denke an die Jugendlichen, die in ihrem Township leben, ohne irgendetwas<br />

zu tun, außer dem Engagement gegen Gewalt und den Befreiungsfilmen<br />

am „Human Rights Day“. Aber kann man das jeden Tag acht Stunden lang<br />

tun? „Wir denken darüber nach, einen Elektrozaun auf die Mauer um unser<br />

Grundstück zu setzen“, erzählt mir am Abend die Schwester meines<br />

Mitbewohners. „Wir haben hier so viele Überfälle. Es ist so gefährlich.“<br />

5. Der Film: Gespräch Teboho Malatsi<br />

„Es ist mein erstes Mal.“ – „Willst Du es lieber mit einem anderen Schüler<br />

tun, auf der Schultoilette, hinterm Busch oder im Auto, weil zu Hause deine<br />

Mutter ist?“ Mit diesen romantischen Worten beginnt die Affäre zwischen<br />

Kekeletso, kurz KK, die vielleicht vierzehn Jahre alt ist, und ihrem<br />

Englischlehrer Elliot Khubeka, in dessen Wohnung. Sehr bald ist sie auch<br />

schon wieder zu Ende. Dabei hatte KKs Freundin Nomsa doch vorher auf<br />

dem Schulklo gesagt: „Du wirst eine Frau sein, und Mr. Khubeka ist der<br />

Jackpot!“<br />

Der ungeschminkte Alltag in einer Township-Schule ist das Thema der<br />

Reihe „Yizo Yizo“ (zu Deutsch: „So ist es.“). „Saying the unsaid, seeing the<br />

unseen“ ist das Motto der Serie, und was die Zuschauer zu sehen bekommen,<br />

schockiert: Missbrauch, Vergewaltigung, Mord, Auto-Überfälle, Einbrüche,<br />

Prostitution und HIV/AIDS. Mit vier Millionen Zuschauern wurde Yizo<br />

Yizo zum Straßenfeger, der die Nation spaltete. „Kinder-Pornographie“ riefen<br />

ANC-Politiker und wollten die Serie, deren erste Staffel 1998 ausgestrahlt<br />

wurde, verbieten, als auch noch die Vergewaltigung eines Mannes<br />

im Gefängnis thematisiert wurde. Nelson Mandela hingegen bekannte sich<br />

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