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Dr. Sonja Kretzschmar - Heinz-Kühn-Stiftung

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<strong>Dr</strong>. <strong>Sonja</strong> <strong>Kretzschmar</strong><br />

Südafrika<br />

11. Die Medienwissenschaft und die NGOs: Prof. Tuwana Kupe und<br />

Jane Duncan<br />

Es dauert eine Weile, bis ich den Seminarraum an der Witwatersrand<br />

University, kurz „Wits“ genannt, gefunden habe. Das liegt nicht nur an der<br />

verwirrenden Architektur auf dem Campus, sondern auch daran, dass ich<br />

ohne Studenten-Chip nicht durch die Sicherheitsschleuse am Eingang komme.<br />

Erst ein Pförtner, den ich über ein Außentelefon herbeirufen kann, lässt<br />

sich davon überzeugen, dass ich wirklich zu einem Seminar will, ohne als<br />

Studentin eingeschrieben zu sein.<br />

Etwa zwanzig Studenten sind gekommen zu der Veranstaltungsreihe<br />

„Transformation of the Media – Reflections on Ten Years of Freedom“, die<br />

Tuwana Kupe, Professor für Medienwissenschaften, zusammen mit Jane<br />

Duncan, Leiterin des FXI (Freedom of Expression Institute), an der Wits<br />

University durchführt.<br />

„Die Medien in Südafrika haben sich in den letzten Jahren ähnlich entwickelt<br />

wie in Ost-Deutschland“, beginnt Professor Kupe, „weg von staatlich<br />

kontrollierten Medien zu einer privaten Medienwirtschaft.“ Ich überlege,<br />

ob ich vielleicht einige Unterschiede zwischen beiden Systemen klarstellen<br />

soll, entscheide mich aber dagegen. Schließlich geht es nicht um die spezielle<br />

Situation ostdeutscher Medien, sondern um Südafrika.<br />

Tuwana Kupe spricht viele Probleme der letzten zehn Jahre an, die mir<br />

auch verschiedene andere Interviewpartner immer wieder bestätigt haben.<br />

Zum einen kam es nach der politischen Wende fast in allen Redaktionen<br />

zu einem kompletten Austausch des Personals. In öffentlich-rechtlichen<br />

Medienanstalten sollten die Stellen nun vor allem mit „formerly underprivileged<br />

persons“ (FUP) besetzt werden, eine Regel, die auch alle Betriebe betrifft,<br />

die mit Regierungsbehörden zusammenarbeiten; das Prinzip der „affirmative<br />

action“ ist dabei aus den USA übernommen worden. Viele Weiße<br />

sahen darin zum einen das Ende ihrer Karrierechancen in Südafrika; zum<br />

anderen waren nach der Wende auch die Reisebeschränkungen gelockert,<br />

viele weiße Journalisten leben und arbeiten seitdem dauerhaft in den USA<br />

oder Großbritannien.<br />

Eine neue Regierung musste relativ schnell besetzt werden: Gerade<br />

Journalisten wechselten in großer Zahl in die Politik oder wurden<br />

Pressesprecher für Behörden und Regierungsinstitutionen. Es kam zu einer<br />

„Juniorisation“, zu einer radikalen Verjüngung der Redaktionen: Die neuen,<br />

nachrückenden Journalisten hatten relativ wenig Erfahrung. Obwohl das<br />

nun schon zehn Jahre her ist, hat sich das Grundproblem nicht wesentlich<br />

geändert. „Die Gehälter, die in Südafrika im Journalismus heute gezahlt<br />

werden, sind meist so niedrig, dass die Leute nach der Einarbeitungsphase<br />

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