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Oltech im gordischen (Verkehrs-) Knoten - oltech GmbH

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Arbeitslosigkeit macht krank<br />

Sachthema<br />

Arbeitslose haben deutlich mehr gesundheitliche Probleme als die Gesamtbevölkerung.<br />

Besonders beeinträchtigt sind das psychische Befinden und der Glaube an die eigene Handlungsfähigkeit.<br />

Das Kompetenzzentrum Bern gibt Gegensteuer.<br />

zueinander in einer Wechselwirkung.<br />

Vorhandene Probleme werden durch<br />

Zukunftsängste, schwindendes Selbstbewusstsein,<br />

finanzielle Engpässe verschl<strong>im</strong>mert,<br />

positive Einflüsse wie Tagesstruktur,<br />

Status oder soziale Kontakte<br />

brechen weg.<br />

6<br />

Existenzängste und materielle Engpässe<br />

Nur etwas mehr als die Hälfte der Erwerbslosen,<br />

die Sozialhilfe beziehen, bezeichnet<br />

ihren Gesundheitszustand als gut<br />

oder sehr gut. Bei der Gesamtbevölkerung<br />

beträgt der entsprechende Anteil 88,6%.<br />

Diese Diskrepanz zeigt sich in einer Untersuchung<br />

über die «Gesundheit sozialhilfebeziehender<br />

Erwerbsloser», die die<br />

Berner Fachhochschule Soziale Arbeit vor<br />

etwas mehr als einem Jahr durchgeführt<br />

hat. Befragt wurden in ausführlichen Interviews<br />

84 Teilnehmende von Programmen<br />

des Kompetenzzentrums Arbeit (KA) Bern.<br />

Als Vergleichzahlen (Gesamtbevölkerung)<br />

wurden die Ergebnisse aus der Schweizerischen<br />

Gesundheitsbefragung 2007 beigezogen.<br />

Stress und Hilflosigkeit<br />

Negativ wirkt sich die Arbeitslosigkeit vor<br />

allem in steigendem psychischem Druck<br />

aus. Im Vergleich zu körperlichen und sozialen<br />

Defiziten wird dieser drei bzw. vier<br />

Mal häufiger erwähnt. Die Betroffenen<br />

sprechen von Trauer, Freudlosigkeit, Zukunfts-<br />

und Existenzängsten. Folgerichtig<br />

wird die Lebensqualität als niedrig empfunden;<br />

insbesondere bei den 26- bis<br />

45-Jährigen, wo über drei Viertel kein oder<br />

wenig Selbstvertrauen haben. Diese Altersgruppe,<br />

die gemäss allgemeiner Auffassung<br />

«mitten <strong>im</strong> Leben auf dem Zenith<br />

der Schaffenskraft steht», erlebt das Abweichen<br />

von der gesellschaftlichen Norm<br />

am stärksten. Die Jüngeren sind von der<br />

Erwerbslosigkeit (noch) weniger gezeichnet,<br />

und bei den über 56-Jährigen sorgt<br />

das nahende Rentenalter gleichsam für<br />

eine Rückkehr in die Normalität, folglich<br />

für Entlastung.<br />

Fast 60% der KA-Teilnehmenden stufen<br />

ihre Selbstwirksamkeit als niedrig ein. Bei<br />

der Gesamtbevölkerung ist dieser Anteil<br />

drei Mal kleiner. Bloss jeder Zwanzigste ist<br />

zudem der Meinung, sein Leben in hohem<br />

Mass beeinflussen zu können, gegenüber<br />

beinahe 40% bei der Gesamtbevölkerung.<br />

Diese Form von Resignation ist bereits bei<br />

den 18- bis 25-Jährigen stark ausgeprägt.<br />

Gesamthaft recht positiv wird die soziale<br />

Integration beurteilt, während über ein<br />

Drittel in starken bis sehr starken materiellen<br />

Schwierigkeiten steckt.<br />

Mit ihren Bewältigungsstrategien versuchen<br />

die betroffenen Menschen, das Problem<br />

einerseits zu beseitigen, anderseits<br />

damit leben zu können. Den höchsten<br />

Stellenwert haben Arbeitssuche und berufliche<br />

Qualifizierung. Oft genannt werden<br />

auch „positives Denken“ und «Ansprüche<br />

reduzieren». Drei von fünf Befragten erklären<br />

sich zudem bereit, in einem Projekt<br />

zu Gesundheitsförderung mitzumachen.<br />

Arbeitslosigkeit und Gesundheit stehen<br />

Projekte zur Gesundheitsförderung<br />

Das KA Bern hat auf die Ergebnisse der Untersuchung<br />

reagiert. Es hat die Projektteilnehmenden<br />

dazu ermuntert, eigene Gruppenaktivitäten<br />

zur Gesundheitsförderung<br />

zu entfalten. Jürg Fassbind, Leiter des KA,<br />

wollte nicht einfach fixfertige Angebote<br />

„von oben“ präsentieren. Wörtlich hält er<br />

fest: „Es ist für uns wichtig, dass Stellensuchende<br />

ihre Projektideen selbst einbringen<br />

und lancieren. Jeweils eine Mitarbeiterin<br />

oder ein Mitarbeiter des KA begleitet<br />

die Idee. Bis heute sind sieben Projekte<br />

lanciert worden. Einzelne laufen noch, andere<br />

sind abgeschlossen. Die Kriterien sind<br />

klar: Mindestens fünf Teilnehmende, eine<br />

Ansprechperson und eine Projektskizze.“<br />

Auf dieser Basis sind bemerkenswerte<br />

Initiativen entwickelt worden. Ein Projekt<br />

heisst „Gesund und billig essen und<br />

kochen“. Seit 14 Monaten nehmen daran<br />

wöchentlich vier bis acht Personen teil.<br />

Einer der Sozialhilfebezüger ist gelernter<br />

Gemeinsam einkaufen, kochen, essen<br />

Koch. Auch das Entspannungsprojekt wird<br />

von einer Stellensuchenden geleitet, die<br />

eine Ausbildung in Körperarbeit mitbringt.<br />

Geplant ist weiter ein Chorprojekt für je

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