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Nr. 4/2012 - Magazin Humanité

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16<br />

25<br />

Impressum<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong><br />

Dezember <strong>2012</strong><br />

ISSN 1664-1159<br />

Titelbild und Rückseite: Remo Nägeli<br />

Herausgeber: Schweizerisches Rotes Kreuz,<br />

Rainmattstrasse 10, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 387 71 11, info@redcross.ch,<br />

www.redcross.ch<br />

Spenden: Postkonto 30-9700-0<br />

Adressänderungen: E-Mail an<br />

pf.service@redcross.ch oder<br />

Telefon 031 387 74 64<br />

Redaktionsadresse: Schweizerisches<br />

Rotes Kreuz, Redaktion <strong>Humanité</strong>,<br />

Postfach, 3001 Bern,<br />

humanite@redcross.ch,<br />

www.magazin-humanite.ch<br />

Redaktion: Tanja Pauli (Redaktionsleitung), Urs<br />

Frieden (Gesundheit und Integration), Andreas<br />

Häner (Public Fundraising), Isabelle Roos (Corporate<br />

Partnerships), Christine Rüfenacht (Gesundheit und<br />

Integration), Isabel Rutschmann (Kommunikation),<br />

Katharina Schindler (Internationale Zusammenarbeit),<br />

Karl Schuler (Internationale Zusammenarbeit)<br />

Mitarbeitende dieser Ausgabe: Cécile Eisenring,<br />

Laurence Jolliet, Markus Mader, Marco Ratschiller,<br />

Josef Reinhardt, Beat Wagner, Julia Zurfluh<br />

Abo-Kosten: Das Abonnement kostet CHF 6.–<br />

pro Jahr und ist für SRK-Gönnerinnen und<br />

SRK-Gönner im Beitrag enthalten.<br />

Erscheinungsweise: vier Mal jährlich<br />

Sprachen: deutsch und französisch<br />

Gesamtauflage: 107000<br />

Bildrechte aller Fotos ohne Hinweis:<br />

Schweizerisches Rotes Kreuz<br />

Übersetzungen: Übersetzungsdienst SRK<br />

Layout, Lektorat und Druck: Vogt-Schild Druck AG,<br />

Derendingen<br />

Report – Aids-Waise in Togo<br />

4 Eine Chance für Gracia<br />

8 Die Zukunft schneidern<br />

9 Vorbeugen und zur Seite stehen<br />

12 ERLEBT – Patientenverfügung SRK<br />

Damit der eigene Wille zählt<br />

14 Überzeugt – Generationendialog<br />

Greis spricht für die Jungen<br />

16 KONKRET – Menschlichkeit macht Schule<br />

Lernen durch Engagement<br />

18 ENGAGIERT – Otto Baumann, freiwilliger Helfer<br />

2 5 Weihnachten<br />

Alle Jahre wieder<br />

22 KONKRET – Pflegehelferin/Pflegehelfer SRK<br />

Für alte Menschen da sein<br />

25 KONKRET – Weissrussland<br />

Die unermüdlichen Babuschkas<br />

29 KREUZ & QUER<br />

Was der Garten hergibt<br />

Rätsel/Cartoon<br />

Nächste Ausgabe: Februar 2013<br />

neutral<br />

Drucksache<br />

No. 01-12-179258 – www.myclimate.org<br />

© myclimate – The Climate Protection Partnership<br />

2 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>


editorial<br />

© SRK, Caspar Martig<br />

Was wirklich zählt<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Weihnachten ist die Zeit des Schenkens. Für Ihre Spende kann ich Ihnen nichts zurückgeben,<br />

ausser aufrichtigen Dank und mein Wort, dass Ihre Spende Menschen in Not<br />

hilft. Das SRK kann Ihnen keinen Musikwunsch erfüllen und keine Plattform für kurzfristigen<br />

Ruhm in Radio oder Fernsehen bieten. Deshalb sind Sie, als diskrete Spenderin<br />

oder Spender, wahrhafte Helden. Auf Ihre Unterstützung ist das SRK angewiesen, da<br />

wir auch in der Zusammenarbeit mit der Glückskette oder anderen Partnern unseren<br />

Beitrag leisten müssen. Ihre Spende ans SRK legt immer wieder neu den Grundstein für<br />

ein wichtiges Hilfsprojekt und trägt dieses lange weiter. Auch dann, wenn die Medienberichterstattung<br />

über menschliche Not eingestellt wird. Die Projektverantwortlichen<br />

und Augenzeugen des SRK vor Ort arbeiten und berichten weiter und schreiben darüber<br />

auf der Website redcross.ch, in den Spendenbriefen oder hier im <strong>Magazin</strong> <strong>Humanité</strong>.<br />

Auch in der letzten Ausgabe des Jahres können Sie lesen, wo menschliches Elend<br />

weiterhin unseren Einsatz erfordert und was wir gemeinsam bereits erreicht haben.<br />

Sie, geschätzte Spenderin, geschätzter Spender des SRK, Sie dürfen stolz sein auf Ihre<br />

Art und Weise, Menschlichkeit und Solidarität zu zeigen.<br />

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ruhige, glückliche Weihnachten mit den besten<br />

Hoffnungen für das neue Jahr.<br />

Herzliche Grüsse<br />

Markus Mader<br />

Direktor des Schweizerischen Roten Kreuzes<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 3


<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 5


Report<br />

Es ist still im Schulhaus von Blitta, einer<br />

kleinen Ortschaft im Zentrum des<br />

westafrikanischen Kleinstaates Togo. Die<br />

Kinder haben Schulferien. Nur in einem<br />

der karg eingerichteten Zimmer sitzen<br />

ein paar Mädchen und Buben in den<br />

Bänken. Unter ihnen der vierzehnjährige<br />

Paloulam und seine siebenjährige<br />

Schwester Akely. Sie warten auf den Mitarbeiter<br />

des lokalen Roten Kreuzes, der<br />

ihnen heute das Material für das nächste<br />

Schuljahr übergeben wird. Ein Grund<br />

zur Freude, könnte man meinen. Denn<br />

nur wer das Schulmaterial mitbringt,<br />

darf am Unterricht teilnehmen und hat<br />

somit die Chance auf Bildung und eine<br />

berufliche Zukunft.<br />

Die Schicksalsgemeinschaft<br />

Bei Paloulam und Akely kommen aber<br />

keine Glücksgefühle auf. Auch nicht, als<br />

sie die neuen Hefte, das Schreibzeug,<br />

den Rucksack und den Stoff für die Schuluniform<br />

im Arm halten. Im Gegenteil:<br />

Ihnen stehen die Sorgen ins Gesicht geschrieben.<br />

Akely reibt sich gar verstohlen<br />

eine Träne aus den Augen. Denn vor drei<br />

Tagen mussten die Geschwister ihre Mutter<br />

zu Grabe tragen, die an Aids gestorben<br />

war. Ein schwerer Schicksalsschlag<br />

für die beiden. Seit die Mutter krank<br />

wurde, leben sie bei ihrem Grossvater.<br />

Der Vater arbeitet auswärts und kommt<br />

nur zwei Mal im Jahr nach Hause. Palou-<br />

Die sechsjährige<br />

Gracia wirkt reif für<br />

ihr Alter und hilft ihrer<br />

Grossmutter<br />

lam und Akely gehören, wie alle Kinder,<br />

die heute hier sind, zu den elternlosen<br />

Kindern. Ihnen ermöglicht das SRK den<br />

Schulbesuch. Heute hier zu sein bedeutet:<br />

Ein oder beide Elternteile haben sich<br />

mit dem HI-Virus angesteckt, sind an<br />

Aids erkrankt, bereits daran gestorben<br />

oder sind in eine grössere Stadt abgewandert.<br />

Alle Kinder, die heute hier<br />

sind, wachsen elternlos auf.<br />

Das geschenkte Schulmaterial ist für Paloulam und Akely kein Trost, ihre Mutter ist vor drei Tagen verstorben<br />

Es bedeutet auch, in grosser Armut bei<br />

Verwandten aufzuwachsen und kaum<br />

das Nötigste zum Überleben zu haben.<br />

Von einem solchen oder ähnlichen<br />

Schicksal sind in Togo viele Kinder betroffen:<br />

eine Viertelmillion Menschen<br />

sind mit dem Aids-Virus infiziert.<br />

Auch die sechsjährige Gracia wird die<br />

Schule in Blitta besuchen und bekommt<br />

heute vom Roten Kreuz ihr Schulmaterial.<br />

Da sie etwas weiter entfernt wohnt,<br />

6 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>


eport<br />

infiziertem Blut, als sie für die Fusspflege<br />

die gleiche Messerklinge benutzte wie<br />

die Mutter von Gracia. Bei der 52-jährigen<br />

Yolo Abiba ist Aids dank medikamentöser<br />

Therapie nicht ausgebrochen.<br />

Sie ist trotz der schwierigen Umstände<br />

für ihre Enkelin da, obwohl es am Nötigsten<br />

fehlt.<br />

Gegen Diskriminierung<br />

Rotkreuz-Freiwillige unterstützen Yolo<br />

Abiba durch Aufklärungsarbeit darin,<br />

dass sie trotz ihrer Krankheit in der<br />

Gesellschaft ein gutes Ansehen hat und<br />

von ihrer Familie nicht geächtet wird.<br />

Denn ohne das Engagement des Roten<br />

Kreuzes wären Yolo Abiba und ihr<br />

Grosskind von der Gesellschaft ausgegrenzt.<br />

Es wäre schlimm für Gracia.<br />

und lassen die Betroffenen nicht allein.<br />

Die Rotkreuz-Freiwilligen helfen der<br />

Grossmutter, die Medikamente vom Gesundheitsministerium<br />

zu besorgen und<br />

bestärken sie darin, diese regelmässig<br />

und ohne Unterbrechung einzunehmen.<br />

Ohne Aufklärungsarbeit<br />

würden HIV-positive Menschen<br />

ausgegrenzt.<br />

Yolo Abiba und Gracia erhalten ausserdem<br />

durch die Freiwilligen Grundnahrungsmittel<br />

und Hygieneartikel vom SRK.<br />

In ein paar Jahren, wenn Gracia in die<br />

Oberstufe kommt, wird das SRK auch ihr<br />

Schulgeld bezahlen. Dafür ist Yolo Abiba<br />

unendlich dankbar, weil sie weiss, wie<br />

wichtig der Schulbesuch für die Zukunft<br />

bringt es ihr der zuständige Mitarbeiter<br />

Lucien Lokou nach Hause. Das Mädchen<br />

ist aufgeregt, als es den Mann mit dem<br />

roten Kreuz auf dem weissen T-Shirt die<br />

Strasse heraufkommen sieht. Es hüpft<br />

von einem Bein auf das andere wie ein<br />

Kind, das den Weihnachtsmann mit den<br />

Geschenken erwartet.<br />

HIV-positiv und alleinerziehend<br />

Die Schulsachen drückt Gracia fest an<br />

sich und rennt damit zu ihrer Grossmutter.<br />

Gemeinsam schauen sich die beiden<br />

das Lesebuch an. «Schau mal, diese<br />

Buchstaben werde ich in der zweiten<br />

Klasse lernen», erklärt Gracia. Das Mädchen<br />

wächst ohne Mutter und Vater auf.<br />

Ihre Grossmutter Yolo Abiba sorgt für<br />

sie. 300 Kilometer trennen Gracia und<br />

ihre Eltern. Sie sind in der Hauptstadt<br />

Lomé auf der ständigen Suche nach Arbeit.<br />

Vater und Mutter sind beide HIV-positiv.<br />

Auch Gracias Grossmutter trägt das<br />

Aids-Virus in sich. Sie kam in Kontakt mit<br />

Ein Ofen aus Lehm<br />

schützt das Feuer und<br />

dient Yolo Abiba als<br />

Kochherd<br />

Niemand würde mit ihr spielen wollen,<br />

niemand würde sie und ihre Grossmutter<br />

im Alltag unterstützen. Ausserdem haben<br />

die Rotkreuz-Freiwilligen Yolo Abiba genau<br />

über die Ansteckungsgefahren aufgeklärt<br />

und ihr aufgezeigt, wie sie im<br />

Zusammenleben mit ihrer Enkelin, die<br />

HIV-negativ ist, jedes Risiko einer Ansteckung<br />

ausschalten kann.<br />

Die Freiwilligen des Roten Kreuzes sind<br />

für Yolo Abiba zu wichtigen Bezugspersonen<br />

geworden. Sie sind da in der Not<br />

ihrer Enkelin ist. «Es ist ein grosses Geschenk<br />

für mich, dass Gracia dank dem<br />

Roten Kreuz die Schule besuchen kann.<br />

Sie soll es dereinst besser haben», sagt<br />

Grossmutter Yolo. Doch an die Oberstufe<br />

denkt Gracia heute noch nicht. Viel mehr<br />

freut sie sich darauf, dass bald wieder<br />

Leben ins Schulhaus von Blitta kommen<br />

wird und sie als Zweitklässlerin endlich<br />

nicht mehr die Jüngste an der Schule sein<br />

wird.<br />

➥ redcross.ch/togo<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 7


Report<br />

Kodjo Debolema<br />

Die Zukunft schneidern<br />

Zwei Nähmaschinen und ein Bügeleisen: Mit dieser Grundausstattung eröffnete Kodjo Debolema letztes Jahr<br />

sein eigenes Nähatelier. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) unterstützt den Aids-Halbwaisen in Togo seit er<br />

zwölf Jahre alt ist und hat ihm das Inventar für den Start in die Selbstständigkeit zur Verfügung gestellt.<br />

Text: Isabel Rutschmann<br />

Bilder: Remo Nägeli<br />

Schneider wie Kodjo Debolema sind in Togo gefragt, weil die Kinder nur den Stoff für die Schuluniform erhalten<br />

Eigentlich hat Kodjo Debolema keine te zu erzählen. Ihm habe ich das alles hier<br />

Zeit zum Plaudern. Ein Berg aus verschiedenen<br />

Stoffen wartet neben der Näh-<br />

deutet dabei mit einer ausladenden Hand-<br />

zu verdanken», sagt Kodjo Debolema und<br />

maschine darauf, von ihm zu Kleidern verarbeitet<br />

zu werden. An der Wand hängen Sein Reich, das ist ein Nähatelier in einer<br />

bewegung auf sein Reich.<br />

die von ihm gefertigten Kleidungsstücke: kleinen Hütte in der Ortschaft Sotouboua<br />

Elegante Männerhemden, bunte, traditionelle<br />

und kunstvoll bestickte Blusen, Bund-<br />

Nähmaschinen, ein mit Kohle beheiz-<br />

im Zentrum von Togo. Einen Tisch, zwei<br />

faltenhosen und Blazer. Kodjo Debolema bares Bügeleisen und einen Stuhl hat<br />

der Schneider vom SRK erhalten, damit<br />

«Dem SRK habe ich das alles er sich ein eigenes Geschäft aufbauen<br />

hier zu veranken.»<br />

kann. Diese Chance hat der ehrgeizige<br />

junge Mann beim Schopf gepackt.<br />

hat alle Hände voll zu tun. In zwei Wochen<br />

sind die Schulferien zu Ende und er bei weitem nicht selbstverständlich: Als er<br />

Was er aus seinem Leben gemacht hat, ist<br />

muss bis dahin viele neue Schuluniformen elf Jahre alt war, starb sein Vater an Aids,<br />

nähen. Das Geschäft laufe sehr gut, sagt und seine Mutter konnte die fünf Kinder<br />

der 23-Jährige, während er mit seinem kaum ernähren, geschweige denn das<br />

Fuss die bei uns als Antiquität geltende Singer-Nähmaschine<br />

antreibt. «Für das SRK Das SRK sprang ein und übernahm die-<br />

Schulgeld und Material für sie bezahlen.<br />

nehme ich mir gerne Zeit, meine Geschichse<br />

Kosten. Neben der Schule konnte der<br />

Halbwaise im Schneideratelier seines Onkels<br />

erste Erfahrungen im Nähen sammeln.<br />

Kodjo Debolema fand Gefallen an diesem<br />

Beruf und so erlernte er nach Abschluss der<br />

Schule bei seinem Onkel das Handwerk.<br />

Das SRK half ihm danach, den Grundstein<br />

für die Selbstständigkeit zu legen.<br />

Mittlerweile gelingt es ihm, etwa 30 Aufträge<br />

pro Monat hereinzuholen. Damit ist<br />

er gut ausgelastet. Heute spricht er davon,<br />

den Betrieb zu vergrössern und sich ein<br />

eigenes Haus zu bauen. Er unterstützt seine<br />

Mutter finanziell und kann sich vorstellen,<br />

in absehbarer Zeit eine eigene Familie<br />

zu gründen. Ausserdem möchte er gerne<br />

Lehrlinge ausbilden: «Das Rote Kreuz hat<br />

mich gestützt und gefördert. Ich bin sehr<br />

dankbar dafür. Ich möchte diese Hilfe gerne<br />

weitergeben.» So, genug geplaudert.<br />

Kodjo Debolema beugt sich über seine<br />

alte «Singer» und trampelt los. Die Hose<br />

muss noch heute fertig werden.<br />

➥ redcross.ch/togo<br />

Die antike Nähmaschine des SRK funktioniert ohne Elektrizität<br />

8 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>


eport<br />

Afassou Tao und Sandrine<br />

Atchota wurden<br />

vom Roten Kreuz für<br />

die Aufklärungsarbeit<br />

ausgebildet, sie sind<br />

glaubwürdig<br />

Gegen das HI-Virus in Togo<br />

Vorbeugen und zur Seite stehen<br />

Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) bekämpft die Ausbreitung des HI-Virus in vernachlässigten Regionen wie<br />

Zentraltogo. Es ist ein Kampf: einerseits gegen Aids und andererseits gegen die Ausgrenzung von HIV-positiven<br />

Menschen und ihren Angehörigen. Die Massnahmen: Aufklärung, Prävention, Beratung und Betreuung.<br />

Text: Isabel Rutschmann<br />

Bild: Remo Nägeli<br />

Das Engagement des SRK gegen Aids<br />

stützt sich in Togo auf ein Netz von<br />

lokalen Rotkreuz-Freiwilligen. Wann immer<br />

diese in den Dörfern auftreten, haben sie<br />

die volle Aufmerksamkeit der Bevölkerung<br />

auf ihrer Seite. Ihre Aufgabe ist trotzdem<br />

nicht leicht. Mit Hilfsmitteln wie Illustrationen<br />

oder Demonstrationsmaterial informieren<br />

sie und klären auf. Es schaut niemand weg,<br />

wenn die Freiwilligen an einem Penis aus<br />

Holz die korrekte Anwendung eines Kondoms<br />

vorzeigen. Im Gegenteil: Die Frauen<br />

und Männer machen ohne Hemmungen<br />

mit und inszenieren das Ganze als kleine<br />

Show, an der alle Spass haben. Auch bei<br />

den Bildern über Ansteckungsgefahren, Geschlechtskrankheiten<br />

oder Präventionsmassnahmen<br />

diskutieren alle mit. In der Prävention<br />

wird der Akzent auf Abstinenz, Treue<br />

und Verwendung von Kondomen gelegt.<br />

Die Freiwilligen verkaufen verbilligte Prä-<br />

Die Rotkreuz-Freiwilligen<br />

werben für Treue und Abstinenz,<br />

erklären aber auch die<br />

Verwendung von Kondomen.<br />

servative und motivieren die Bevölkerung<br />

ausserdem, sich auf HIV testen zu lassen.<br />

Das Engagement des SRK geht aber weit<br />

über die Prävention hinaus: Freiwillige statten<br />

bei an Aids erkrankten Personen Hausbesuche<br />

ab und betreuen diese in ihrem Zuhause.<br />

Ein besonderes Augenmerk wird auf die<br />

Begleitung von schwangeren Frauen gelegt:<br />

Diese werden ermuntert, die Untersuchungen<br />

zur Schwangerschaftsvorsorge konsequent<br />

einzuhalten. In Selbsthilfegruppen tauschen<br />

sich HIV-positive Personen regelmässig aus.<br />

Das macht Mut und sie unterstützen sich so<br />

gegenseitig, indem sie sich Tipps geben oder<br />

sogar gemeinsam einen Zusatzverdienst aufbauen.<br />

Eine Gruppe von gut 20 Frauen hat<br />

zum Beispiel vom SRK Saatgut erhalten, um<br />

Getreide anzubauen. Die Frauen produzieren<br />

ein Mehl, das mit wichtigen Nährstoffen<br />

angereichert ist und verkaufen es an Spitäler.<br />

Das SRK-Einsatzgebiet in der Zentralregion<br />

von Togo umfasst etwa 170 Dörfer<br />

mit rund 320 000 Personen.<br />

➥ redcross.ch/aids<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 9


Eine Erwartung:<br />

Dass sie immer<br />

so schnell da<br />

sind, um mein<br />

Leben zu retten.<br />

Die Allianz Helpbox ®<br />

kann Leben retten!<br />

Erhöhen Sie jetzt Sicherheit für die<br />

ganze Familie: Die Allianz Helpbox ®<br />

alarmiert bei einem schweren<br />

Unfall die Hilfskräfte, sofort und<br />

automatisch.<br />

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www.allianz-suisse.ch<br />

Die Allianz Suisse ist offizieller Partner des SRK.<br />

Gemeinsam schützen und helfen wir.<br />

humanite_Spital_4c_180x270_d.indd 1 15.10.12 11:26


kurz & bündig<br />

Golfen fürs Rote Kreuz<br />

Anlässlich eines Canon-Golfturniers in der<br />

Region Sempach haben im September sowohl<br />

internationale Profi-Golfspieler wie<br />

Canon-Kunden 2500 Franken zu Gunsten<br />

der SRK Jugend erspielt. Canon unterstützt<br />

seit mehr als 6 Jahren die Jugendprojekte<br />

des Schweizerischen Roten Kreuzes.<br />

Diskreter Rotkreuz-Notruf<br />

Der Rotkreuz-Notruf<br />

kann nun auch mit der<br />

eleganten Schweizer<br />

Uhr Limmex verwendet<br />

werden. Mithilfe<br />

der Uhr kann ein<br />

Notruf an die Rotkreuz-Zentrale<br />

ausgelöst<br />

werden. Die Zentrale alarmiert die<br />

entsprechenden Rettungskräfte. Der Rotkreuz-Notruf<br />

wird von der Allianz unterstützt.<br />

Mehr Informationen:<br />

➥ rotkreuz-notruf.ch<br />

REDOG bildet Hundeführer in Japan aus<br />

Nach der verheerenden Erdbebenkatastrophe<br />

in Japan vom März 2011 reisten<br />

Rettungshunde-Teams in die betroffene Region,<br />

um Überlebende aufzuspüren. Nun<br />

schulen die Ausbildnerinnen und Ausbildner<br />

von REDOG die japanischen Suchhundeteams.<br />

Als Teil der Rettungskette<br />

Schweiz verfügt REDOG über jahrelange<br />

Erfahrung und ist ein international anerkannter<br />

Ausbildner im Bereich Suche.<br />

REDOG ist als humanitäre Freiwilligenorganisation<br />

für Sondereinsätze dieser<br />

Art auf finanzielle Unterstützung angewiesen.<br />

Die Schulungen in Japan hat die<br />

Swiss Re ermöglicht, die sich seit 2010<br />

in verschiedener Hinsicht bei REDOG engagiert.<br />

REDOG Such- und Rettungshunde-Teams<br />

können über den Notruf 1414<br />

angefordert werden.<br />

➥ redog.ch<br />

Kostenlose Testamentberatungen<br />

Reise in die Vergangenheit<br />

Vor mehr als 140 Jahren hatte das<br />

Schweizerische Rote Kreuz seinen ersten<br />

grossen Hilfseinsatz im eigenen<br />

Land. Als wäre man mitten drin, erlebt<br />

man im Bourbaki-Panorma den Winter<br />

1871 im Val de Travers. Damals, als<br />

87 000 erschöpfte Soldaten unter General<br />

Bourbaki in der Schweiz ankamen.<br />

Seit letztem Jahr beleuchtet eine<br />

zusätzliche Ausstellung zum weltberühmten<br />

Rundbild in Luzern eindrückliche<br />

Einzelheiten. Wer findet das Rote<br />

Kreuz im Rundbild auf den ersten Blick?<br />

Weitere Informationen und Öffnungszeiten:<br />

➥ bourbakipanorama.ch<br />

© Bourbaki-Panorama<br />

Spielen Sie mit dem Gedanken, das<br />

SRK in Ihrem Testament zu berücksichtigen?<br />

Wir bieten Ihnen in allen grösseren<br />

Schweizer Städten auf Voranmeldung<br />

ein kostenloses Beratungsgespräch mit<br />

einer Fachperson an. Sie erfahren, welche<br />

Möglichkeiten es gibt. Zum Beispiel,<br />

wenn Sie einen Teil Ihres Vermögens dem<br />

SRK für einen bestimmten Zweck vermachen<br />

möchten, der Ihnen besonders am<br />

Herzen liegt. Gerne beantworten wir<br />

im Gespräch auch<br />

Ihre übrigen Fragen<br />

hinsichtlich<br />

Ihres letzten Willens.<br />

Sie stellen so<br />

sicher, dass Ihr Testament<br />

unanfechtbar,<br />

rechtsgültig<br />

und ganz in Ihrem<br />

Sinn aufgesetzt ist.<br />

Mit einem Legat an<br />

das SRK werden<br />

Sie Teil der bald<br />

150-jährigen Geschichte<br />

für mehr<br />

Menschlichkeit auf<br />

der Welt. Sie setzen ein Zeichen für<br />

die nachkommenden Generationen und<br />

tragen dazu bei, dass das SRK auch in<br />

Zukunft für die Menschen da sein kann,<br />

die Hilfe am Nötigsten haben. Für Terminanfragen<br />

oder um den kostenlosen Testament-Ratgeber<br />

unverbindlich zu bestellen,<br />

rufen Sie uns an oder schicken Sie<br />

eine E-Mail.<br />

➥ Telefon 031 387 72 83 oder E-Mail<br />

laurence.jolliet@redcross.ch<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 11


erlebt<br />

Patientenverfügung SRK<br />

Damit der eigene Wille zählt<br />

Mit der Patientenverfügung SRK erhält man auch dann die gewünschte medizinische Behandlung, wenn man<br />

sich nicht mehr selbst äussern kann. Ab nächstem Jahr ist die Ärzteschaft gesetzlich verpflichtet, den Willen<br />

zu respektieren, der rechtsgültig festgehalten ist. Weshalb ist es wichtig, sich frühzeitig Gedanken zu machen?<br />

Ein Gespräch mit Beatrice Gehri, die im Kanton Solothurn für die Patientenverfügung SRK zuständig ist.<br />

interview: Christine Rüfenacht<br />

Bilder: Roland Blattner<br />

Beatrice Gehri, was spricht für eine<br />

Patienten verfügung?<br />

Wenn ich eine Patientenverfügung verfasse,<br />

bestimme ich über mein Leben. Ich<br />

nehme meine Verantwortung wahr. Am<br />

1. Januar 2013 tritt das neue Erwachsenenschutzrecht<br />

in Kraft. Das Behandlungsteam<br />

muss abklären, ob eine Patientenverfügung<br />

vorliegt und diese umsetzen.<br />

Ohne ein solches Dokument müssen die<br />

Angehörigen entscheiden. Eine Patienten-<br />

verfügung schützt somit auch die eigene<br />

Familie vor einer heiklen Entscheidung.<br />

Zudem lässt sich so verhindern, dass die<br />

«Die Patientenverfügung<br />

schützt die eigene Familie vor<br />

einer heiklen Entscheidung.»<br />

ganze Familie diskutiert, was für den Patienten<br />

gut ist, und sich womöglich zerstreitet.<br />

Wie kann ich sicher sein, dass meine<br />

Patientenverfügung zweckmässig ist?<br />

Ärztinnen und Ärzte können eine Patientenverfügung<br />

nur umsetzen, wenn sie<br />

rechtlich, ethisch und medizinisch haltbar<br />

ist. Sie muss richtig formuliert sein und<br />

darf keine Widersprüche oder Wünsche<br />

enthalten, die das Behandlungsteam nicht<br />

erfüllen kann. In der Patientenverfügung<br />

werden Situationen festgehalten, in denen<br />

die Verfügung angewendet werden<br />

12 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>


erlebt<br />

Die Beraterin erklärt<br />

einzelne medizinische<br />

Anordnungen und deren<br />

Konsequenzen<br />

darf. Neben der persönlichen Werthaltung<br />

und dem Namen einer Vertrauensperson<br />

muss angegeben werden, ob eine<br />

Behandlung gewünscht wird oder nicht.<br />

Die Erstellung des Dokumentes erfordert<br />

demnach eingehende Überlegungen.<br />

Ideal ist eine Beratung durch eine Fachperson,<br />

wie sie das SRK anbietet.<br />

Welche Vorteile bietet die Beratung<br />

beim SRK?<br />

Kaum einer hat in seinem Umfeld jemanden,<br />

der wirklich Bescheid weiss und sich<br />

Zeit nimmt für dieses Gespräch und für<br />

die Erstellung des Dokumentes. Die Beratungsperson<br />

des SRK ist neutral. Ich<br />

getraue mich, Fragen zu stellen. Das ist<br />

sehr hilfreich. Im Gespräch mit der Person<br />

finde ich heraus, was ich möchte und<br />

denke. Erst danach wird das Formular<br />

ausgefüllt. Damit habe ich Gewissheit,<br />

eine verlässliche und persönliche Patientenverfügung<br />

zu erhalten.<br />

APROPOS<br />

Die Patientenverfügung SRK<br />

Das SRK bietet die Möglichkeit, die<br />

Patientenverfügung im Rahmen eines<br />

Beratungsgesprächs abzufassen. Auf<br />

der neuen Website kann ab Januar<br />

2013 das Formular aber auch ohne<br />

Hilfe ausgefüllt werden. Die selbstständig<br />

ausgefüllte Patientenverfügung<br />

SRK kann ebenfalls von einer Beratungsperson<br />

überprüft und der Hinterlegungsstelle<br />

SRK anvertraut werden.<br />

Wer das Dokument hinterlegt, wird regelmässig<br />

daran erinnert, es allenfalls<br />

zu aktualisieren. Alle diese Dienstleistungen<br />

bietet das SRK zu einem fairen<br />

Tarif an. Weitere Informationen oder<br />

Terminvereinbarungen für ein Beratungsgespräch:<br />

➥ patientenverfuegung-srk.ch oder<br />

Telefon 031 960 75 75<br />

Oft ist es hilfreich, mit einer<br />

engen Bezugsperson zu<br />

diskutieren, die auf Wunsch<br />

beim Beratungsgespräch<br />

dabei sein kann<br />

Wann kommt eine Patientenverfügung<br />

zum Einsatz?<br />

Das Dokument wird erst beigezogen,<br />

wenn die Patientin oder der Patient nicht<br />

mehr urteilsfähig ist. Nicht immer geht es<br />

um Leben oder Tod. Eine Patientenverfügung<br />

kann auch hilfreich sein, wenn bei<br />

einer Alzheimererkrankung ein Heimeintritt<br />

notwendig wird. Denn so weiss das<br />

Pflegepersonal, was diesem Menschen<br />

wichtig ist, zum Beispiel der Kontakt<br />

zur Natur, und kann auf diese Wünsche<br />

eingehen. Bei einem Verkehrsunfall wird<br />

aber nicht erst nach einer Patientenverfügung<br />

gesucht. Dann steht die Erste Hilfe<br />

im Vordergrund.<br />

Wie gewährleiste ich, dass die<br />

Patientenverfügung im Notfall<br />

verfügbar ist?<br />

Bewahren Sie das Dokument nicht zu<br />

Hause auf, ohne jemanden zu informieren.<br />

Auch in den Ferien könnte ja etwas<br />

passieren. Deshalb kann die Patientenverfügung<br />

SRK beim Roten Kreuz hinterlegt<br />

werden. Dort ist sie jederzeit abrufbar<br />

und Sie werden alle zwei Jahre aufgefordert,<br />

Ihre Verfügung zu aktualisieren.<br />

So können Sie überprüfen, ob der Inhalt<br />

immer noch Ihrem Willen entspricht.<br />

Beatrice Gehri<br />

Die 59-Jährige leitet die Regionalstelle<br />

Grenchen des Roten<br />

Kreuzes. Sie hat die Patientenverfügung<br />

SRK im Kanton Solothurn<br />

eingeführt und ein Beraterteam<br />

aufgebaut.<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 13


Überzeugt<br />

Mein Beitrag am Generationendialog,<br />

eine Art Showblock während<br />

der Nationalen Fachtagung des SRK in<br />

Bern, war ein dankbarer und seltener<br />

Auftrag. Denn bei einer Diskussion findet<br />

mehr Austausch statt, als wenn ich auf der<br />

Bühne musiziere. Und ich sende nicht nur,<br />

sondern empfange auch und reagiere. Ich<br />

entwickle unvorbereitete Sätze. Ziemlich<br />

freestyle. Im Generationendialog habe<br />

ich als 34-Jähriger meine Generation vertreten.<br />

SP-Nationalrat Matthias Aebischer<br />

mit seinen 45 Jahren die nächste Generation<br />

und die ehemalige Politikerin Leni<br />

Robert schon eher die übernächste. Sie<br />

ist mit 76 mehr als doppelt so alt wie ich.<br />

Für mich war gut, dass ich mich nicht gross<br />

vorbereiten musste. Denn wir konnten ja<br />

als Generationenvertreter einfach aus dem<br />

Leben erzählen, unsere Erlebnisse, unsere<br />

Empfindungen – über unseren ganzen Lifestyle.<br />

Das ist ein Lebensgefühl, das muss<br />

niemand irgendwo nachschlagen. Dass<br />

ich zuerst nach dem Ursprung des Namens<br />

«Greis» gefragt wurde, war ja klar.<br />

Die Erklärung ist einfach: Ich kam auf die<br />

Idee, als wir in der Schule den Pleonasmus<br />

durchnahmen und von weissen Schimmeln<br />

sprachen. Da wollte ich ein wenig mit dem<br />

Gegenteil provozieren. Ein junger Greis.<br />

Das Generationenthema ist mir überhaupt<br />

nicht fremd. Nicht nur weil ich mich als<br />

«Früher habe ich das Alter(n)<br />

stark romantisiert.»<br />

freischaffender Künstler schon jetzt mit der<br />

AHV herumschlagen muss. Früher habe<br />

ich das Alter(n) stark romantisiert. Mir kamen<br />

zum Beispiel im Dok-Film «Que sera»<br />

über ein Berner Altersheim, dem auch eine<br />

Kinderkrippe angeschlossen ist, die Tränen.<br />

Aber mit dieser Romantisierung bin<br />

ich auch schon auf die Schnauze gefallen.<br />

Bei der Vernissage der Ausstellung «Sechsundsechzig»<br />

in Liestal BL hielten sich die<br />

vorwiegend älteren Gäste die Ohren zu<br />

und schüttelten den Kopf. Als ich das Konzert<br />

vorzeitig stoppte und das letzte Stück<br />

ankündigte, stand eine Frau auf und rief:<br />

«Nei, es längt jetz!» Ein Albtraum.<br />

Trotzdem wollte ich einmal ernsthaft und<br />

freiwillig in einem Altersheim Dienst leisten.<br />

Ich rief bei einer solchen Institution an und<br />

alles entwickelte sich gut, bis ich meinen<br />

Greis mit Nationalrat Matthias Aebischer an der Fachtagung des SRK<br />

Namen – Greis eben – nannte. Da dachte<br />

die Frau am Telefon an einen Scherz und<br />

sagte: «Okay, ich hänge jetzt auf.» Danach<br />

habe ich es nie mehr probiert.<br />

Der Generationendialog hat Spass gemacht.<br />

Das Publikum hat überraschend<br />

gut mitgemacht und mitgelacht. Matthias<br />

Aebischer kannte ich erst flüchtig. Mir gefällt,<br />

dass er seine eigene Meinung vertritt<br />

und nicht das Parteiprogramm rezitiert.<br />

Bei Leni Robert, die ich erstmals getroffen<br />

habe, kommt mir spontan in den Sinn,<br />

dass ich sie in meiner Jugend besonders<br />

schätzte. Nicht wegen ihrer Politik als Erziehungsdirektorin<br />

des Kantons Bern – damals<br />

verstand ich noch zu wenig davon –,<br />

sondern weil ich als frisch zugezogener<br />

Romand, der noch wenig deutsch sprach,<br />

froh war, dass eine Berner Politikerin einen<br />

für mich gut aussprechbaren Namen trug.<br />

Ich komme jederzeit wieder an einen solchen<br />

Anlass. Und ich freue mich, in ein<br />

paar Jahrzehnten auch mal als Vertreter<br />

der älteren Generation dabei zu sein und<br />

zu schauen, wie stark ich meine Positionen<br />

verändert habe.<br />

➥ redcross.ch/nft12<br />

Bild: www.greis.ch<br />

APROPOS<br />

Nationale Fachtagung SRK<br />

Das SRK organisiert seit 2003 jedes<br />

Jahr eine Nationale Fachtagung. Bei<br />

der zehnten Durchführung war das<br />

«Europäische Jahr des aktiven Alterns»<br />

für die Themenwahl ausschlaggebend.<br />

Am 20. September <strong>2012</strong><br />

tauschten sich 100 Fachleute in Bern<br />

aus über «Zukunft Alter – Neue Wege<br />

für eine generationenfreundliche Gesellschaft».<br />

Der Generationendialog<br />

mit Rapper Greis fand dabei – als<br />

Auflockerung zu Referaten und Workshops<br />

– viel Beachtung.<br />

Greis<br />

wurde als Grégoire Vuilleumier<br />

1978 in Lausanne geboren.<br />

Er gilt als einer der besten<br />

Schweizer Musiker im Bereich<br />

Hip-Hop. Er ist Master UZH der<br />

Publizistik, Politikwissenschaft<br />

sowie Wirtschaftsgeschichte und<br />

lebt in Bern und Basel.<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 15


engagiert<br />

Der 80-jährige Otto Baumann will auch dieses Jahr die Aktion 2 5 Weihnachten tatkräftig unterstützen<br />

Otto Baumann, freiwilliger Helfer 2 5 Weihnachten<br />

Alle Jahre wieder<br />

Im Samariterverein hat Otto Baumann erfahren, dass die Aktion 2 5 Weihnachten freiwillige Helfer sucht.<br />

Das war kurz nach seiner Pensionierung vor 15 Jahren. Seither ist der ehemalige Speditionsleiter einer der<br />

unersetzlichen Freiwilligen, die jedes Jahr beim Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) um die 70 000 Pakete<br />

ausladen, auspacken und sortieren.<br />

interview: Tanja Pauli<br />

Bilder: Otto Baumann und Josef Reinhardt<br />

18 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>


engagiert<br />

Wie oft sind Sie jeweils im Einsatz für<br />

2 5 Weihnachten?<br />

Früher waren es von Anfang Januar bis<br />

Ende Februar zwei bis drei Tage pro<br />

Woche. Jetzt im Alter etwas weniger. Ich<br />

durfte diesen Herbst meinen achtzigsten<br />

Geburtstag feiern. Aber wenn ich mich<br />

gut fühle, komme ich auch dieses Jahr<br />

wieder. Ich habe Freude daran, es ist etwas<br />

Schönes. Oft überlege ich mir bei besonderen<br />

Sachen, wer sich wohl darüber<br />

freuen wird.<br />

Bleibt dafür Anfang Jahr bei Ihnen zu<br />

Hause die Arbeit liegen?<br />

Nein, gar nicht. Meine anderen Hobbys<br />

mache ich in den übrigen Wochen des<br />

Jahres. Zum Beispiel das Instandhalten<br />

von Nistkästen. Ich bin im Natur- und<br />

Vogelschutzverein Muri-Gümligen. Aber<br />

diese Arbeit läuft mir nicht davon. Ich<br />

bin jetzt 15 Jahre pensioniert und habe<br />

«Ich habe mir bei der Pensionierung<br />

vorgenommen, nie zu<br />

sagen, ich hätte keine Zeit.»<br />

noch nie gesagt: «Ich habe keine Zeit.»<br />

Das habe ich mir bei der Pensionierung<br />

vorgenommen und bis heute eingehalten.<br />

Meine Frau sagt jeweils: «Wenn es dir<br />

Freude macht, dann geh nur.»<br />

Welche Tätigkeit übernehmen Sie<br />

am liebsten?<br />

Ich mag alles und habe in den Jahren auch<br />

jede Arbeit gemacht. Vom Ausladen der<br />

Bahnwaggons, die früher bis unters Dach<br />

gefüllt waren, bis zum Entsorgen der Kartonschachteln.<br />

Ganz am Anfang haben<br />

wir die leeren Kartons für die Altpapiersammlung<br />

von Hand flach gedrückt. Jetzt<br />

gibt es dafür eine Presse, die ich auch<br />

schon bedient habe. Aber das Verteilen<br />

der Waren in die einzelnen Bereiche, das<br />

überlasse ich gerne den Frauen, obschon<br />

ich es zwischendurch auch mache. Es erfordert<br />

ein gutes Auge und Konzentration.<br />

Frauen können das besser.<br />

Kann man mit so viel Erfahrung erraten,<br />

was in einem Paket steckt?<br />

Nein, eigentlich nicht. Es ist immer wieder<br />

eine Überraschung. Ausser bei den schweren<br />

Paketen, da sind meist Lebensmittel<br />

drin. Manchmal muss man diese sogar zu<br />

zweit tragen, so reichhaltig gefüllt sind sie.<br />

Schickt die Schweizer Bevölkerung<br />

schöne, sinnvolle Dinge?<br />

Oh ja, wir sehen viele liebevoll zusammen<br />

gestellte Pakete, denen man anmerkt,<br />

dass sich jemand etwas überlegt<br />

hat. Sie enthalten Lebensmittel und praktische<br />

Gebrauchsgegenstände, die eigens<br />

dafür eingekauft wurden. Ich habe den<br />

Eindruck, dass früher häufiger Ramsch<br />

eingeschickt wurde als heute.<br />

Gibt es ein besonders schönes<br />

Erlebnis aus den letzten 14 Jahren<br />

2 5 Weihnachten?<br />

Ja, ein ganz persönliches Erlebnis. Ich hatte<br />

einen Klassenlehrer, für den wäre ich<br />

durchs Feuer gegangen. Er hat ein Buch<br />

mit Mundartgeschichten geschrieben. «Dr<br />

Morgestärn» von Karl Stocker. Lange suchte<br />

ich vergeblich nach diesem Buch. Es<br />

sei vergriffen, hiess es immer wieder. Und<br />

plötzlich, vor zwei Jahren beim SRK im Lager<br />

in Wabern, liegt genau dieses Buch<br />

vor mir! Ich konnte es kaum fassen. Da<br />

habe ich mir erlaubt, zu fragen, ob ich es<br />

behalten dürfte. Die Regeln sind sonst sehr<br />

strikt. Die Freiwilligen dürfen keine Waren<br />

an sich nehmen, auch keine Lebensmittel<br />

mit abgelaufenem Verfalldatum.<br />

Dieses Buch war besser als der<br />

grösste Lohn?<br />

Ja, absolut unbezahlbar! Und all die<br />

Erfahrungen sind es auch wert. Meine<br />

APROPOS<br />

2 5 Weihnachten<br />

Die Aktion wird zum 16. Mal vom<br />

Schweizerischen Roten Kreuz, der<br />

Schweizerischen Post und der SRG<br />

SSR durchgeführt. Vom 24. Dezember<br />

<strong>2012</strong> bis zum 12. Januar 2013<br />

spediert die Schweizerische Post alle<br />

Pakete, die mit 2 5 Weihnachten adressiert<br />

sind, kostenlos ans SRK. Das<br />

SRK sorgt dafür, dass die Gaben je<br />

zur Hälfte in der Schweiz und in Osteuropa<br />

an Bedürftige verteilt werden.<br />

Das ideale Paket enthält zum Beispiel<br />

Teigwaren, Reis, Speiseöl, Konserven,<br />

Zucker, Mehl, Trockenfrüchte, Zahnpasta,<br />

Zahnbürsten, Seife, Shampoo,<br />

Notizblöcke, Schreibhefte, Filzstifte,<br />

Bleistifte, Radiergummis usw.<br />

Alle Lebensmittel müssen mindestens<br />

noch sechs Monate haltbar sein. Wer<br />

lieber ein Paket spenden möchte, findet<br />

Informationen dazu im Internet:<br />

➥ 2xweihnachten.ch<br />

Hauptmotivation bleibt aber, dass ich<br />

etwas für die Ärmsten tun will. Wir leben<br />

im Überfluss und anderswo sind<br />

die Menschen dankbar für Kleinigkei -<br />

ten. Es macht Freude, zu sehen, was die<br />

Menschen für andere geben und selber<br />

etwas zu geben. Gerne wäre ich einmal<br />

mit dabei, wenn die Waren verteilt<br />

werden.<br />

Ausladen, auspacken,<br />

sortieren<br />

oder Kartons<br />

entsorgen – Otto<br />

Baumann hat<br />

jeden Arbeitsschritt<br />

schon gemeistert<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 19


Geld macht glücklich (<strong>Nr</strong>. 15). Geld macht glücklich, wenn man für<br />

jemanden da sein kann. Deshalb hat Swisscanto zusammen mit dem Schweizerischen<br />

Roten Kreuz (SRK) den Swisscanto Swiss Red Cross Charity Fund<br />

lanciert. Dabei spenden Sie die Hälfte Ihrer Erträge für mehr Menschlichkeit.<br />

Und profitieren gleich noch von einer sicherheitsorientierten Anlage in<br />

Obligationen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Kundenberater<br />

der Kantonalbank sowie unter www.redcross.ch oder www.swisscanto.ch/15.<br />

Die Informationen in dieser Publikation gelten nicht als Offerte. Sie dienen lediglich zu Informationszwecken. Kostenloser Bezug von Verkaufsprospekt, vereinfachtem Verkaufsprospekt,<br />

Jahres- oder Halbjahresbericht bei den Kantonalbanken, der Swisscanto Asset Management AG, Nordring 4, 3000 Bern 25 oder unter www.swisscanto.ch.<br />

In Zusammenarbeit mit


kurz & bündig<br />

Neue Notzelte für<br />

tropisches Klima<br />

Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) hat<br />

420 leichte, widerstandsfähige Zelte beschafft.<br />

Sie eignen sich speziell als Notunterkunft<br />

in tropischem Klima. Da dieser<br />

Zelttyp keine Bodenverankerung braucht,<br />

ist er besonders gut geeignet für den städtischen<br />

Raum. Das SRK lagert diese Zelte<br />

und andere Hilfsgüter in Ghana und<br />

Malaysia, damit im Katastrophenfall die<br />

Transportwege kürzer sind. In Ghana<br />

wurden die Zelte vom Team der internationalen<br />

Katastrophenhilfe des SRK getestet<br />

(Bild).<br />

Wer verdient den<br />

Rotkreuzpreis 2013?<br />

Kennen Sie eine Person oder eine Organisation,<br />

deren humanitäre Leistung beispielhaft,<br />

herausragend und nachhaltig<br />

ist? Dieser Mensch oder diese Organisation<br />

engagiert sich auf aussergewöhnliche<br />

Weise im In- oder Ausland im Geist<br />

der Menschlichkeit, der Unparteilichkeit,<br />

Neutralität sowie der Freiwilligkeit und<br />

verdient eine Würdigung. Mehr Informationen<br />

finden Sie auf www.redcross.ch.<br />

Ihren Vorschlag für den mit 30 000 Franken<br />

dotierten Rotkreuzpreis nimmt das SRK<br />

bis am 31. Dezember <strong>2012</strong> entgegen:<br />

➥ Schweizerisches Rotes Kreuz, Kommunikation,<br />

Postfach, 3001 Bern<br />

Soforthilfe für syrische Flüchtlinge<br />

Sonnenbrille kaufen und Augenlicht schenken<br />

Liza Andrea Kuster, Moderatorin und Miss<br />

Earth Schweiz 2010, unterstützt seit Jahren<br />

das Engagement des SRK gegen die<br />

Armutsblindheit. Als kreativer Kopf der<br />

Schweizer Sportsonnenbrillenmarke TN<br />

hat sie für das SRK eine limitierte Spezialausgabe<br />

«Augenlicht<br />

schenken» lanciert.<br />

Die TN Sonnenbrille<br />

ist ausgestattet mit einem<br />

unzerbrechlichen<br />

Hightech-Rahmen, einem<br />

100-prozentigen<br />

UV-Schutzfilter sowie<br />

Wechselgläser in vier<br />

Farben. Zudem wiegt<br />

sie weniger als 28<br />

Gramm und wird klimaneutral<br />

produziert.<br />

Ab Mitte Dezember<br />

Der grosse Teil der über 200 000 syrischen<br />

Flüchtlinge in Jordanien lebt in<br />

gemieteten Räumlichkeiten oder bei<br />

Gastfamilien. Viele Frauen sind mit ihren<br />

Kindern alleine, da die Männer oftmals<br />

in Syrien zurückgeblieben sind. Die<br />

Flüchtlinge müssen für ihre Nahrung, für<br />

Wasser und Strom selber aufkommen,<br />

um in ihrer Unterkunft den Winter verbringen<br />

zu dürfen. Deshalb unterstützt<br />

das SRK 1000 besonders verletzliche<br />

Familien mit einem monatlichen Barbeitrag<br />

von umgerechnet 220 Franken.<br />

Diese direkte finanzielle Unterstützung in<br />

den Grenzstädten Ajlou und Jerash wird<br />

während mindestens drei Monaten fortgeführt.<br />

Auch Hilfsgüter für den Winter<br />

verteilt das SRK. Bereits über 2000 Personen<br />

haben Decken, Hygieneartikel sowie<br />

Haushaltgeräte erhalten. Insgesamt<br />

wendet das SRK mit der Unterstützung<br />

der Glückskette 1,3 Millionen Franken<br />

auf für die Hilfe an die syrischen Kriegsopfer.<br />

gibt es die Spezialausgabe für 199 Franken<br />

im SRK-Shop. 50 Franken vom Kaufpreis<br />

fliessen in das SRK Projekt «Augenlicht<br />

schenken» und ermöglichen eine<br />

Augenoperation.<br />

➥ redcross.ch/shop<br />

Symbolbild<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 21


KONKRET<br />

Am Beispiel einer Kursteilnehmerin zeigt Catherine Pictet, wie man beim Aufstehen hilft<br />

Pflegehelferin/Pflegehelfer SRK<br />

Für alte Menschen da sein<br />

Der Lehrgang Pflegehelfer/-in SRK vermittelt die Grundlagen für die Pflege und Betreuung von gebrechlichen,<br />

kranken oder behinderten Menschen. Angehende Pflegehelferinnen* erhalten dabei das Rüstzeug für<br />

den Umgang mit Betagten und Behinderten. Sie lernen, deren Bedürfnisse zu erkennen und wie sie diese<br />

mit Respekt, Freundlichkeit und Geduld erfüllen.<br />

Text: Christine Rüfenacht<br />

Bilder: Thierry Parel<br />

22 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>


konkret<br />

Menschen, Sexualität, Ernährung, Ausscheidung,<br />

Atmung, Bewegung, Schlaf<br />

und das Älterwerden an sich. Dieser letzte<br />

Punkt zeigt den künftigen – eher jungen<br />

– Pflegehelferinnen auf, mit welchen<br />

körperlichen Veränderungen das Älterwerden<br />

verbunden ist. Auch die Folgen<br />

eines Eintritts in ein Alters- oder Pflegeheim<br />

sowie andere Sorgen und Ängste<br />

werden besprochen.<br />

Praktische Erfahrungen<br />

Die Selbstständigkeit fördern, aber bedarfsgerechte<br />

Unterstützung anbieten und<br />

den Bedürfnissen von gebrechlichen Menschen<br />

Aufmerksamkeit entgegenbringen.<br />

Das sind die Grundpfeiler der Tätigkeit<br />

«Die Pflegehelferin soll nicht<br />

hetzen, sondern sich um die<br />

Menschen kümmern.»<br />

einer Pflegehelferin. Die Kursleitende<br />

weist besonders darauf hin, dass der Tagesablauf<br />

der betagten Menschen zu respektieren<br />

ist. «Die Pflegehelferin soll nicht<br />

hetzen, sondern sich um die Menschen<br />

kümmern», erklärt Catherine Pictet, seit<br />

20 Jahren Kursleiterin beim Roten Kreuz in<br />

Genf. Respekt, Freundlichkeit und Geduld<br />

sind ihr sehr wichtig. Ein grosser Pluspunkt<br />

des Lehrgangs ist zweifelsohne auch der<br />

praktische Teil. An jedem Kurstag repetieren<br />

die Teilnehmenden die richtigen Handgriffe.<br />

Zum Beispiel wie man jemandem<br />

sanft beim Aufstehen hilft, anschliessend<br />

APROPOS<br />

Die Aufgaben der<br />

Pflegehelferinnen SRK<br />

Ein Teil der Ausbildung befasst sich mit<br />

Krankheiten, die im Alter häufig auftreten.<br />

Symptome, Ursachen, Therapien<br />

und vor allem die Massnahmen, welche<br />

die Pflegehelferinnen in diesem Zusammenhang<br />

treffen, werden gezeigt. Bei<br />

Schwindelproblemen wären dies zum<br />

Beispiel:<br />

– Angaben über Schwindel der Patienten<br />

ernst nehmen<br />

– Ihnen beim Aufstehen genügend Zeit<br />

lassen, insbesondere nach langem Liegen<br />

und Sitzen<br />

– Vor dem Aufsetzen der Person das<br />

Kopfende des Bettes hochziehen<br />

– Kurze Bewegungsübungen machen<br />

(Beine und Füsse bewegen, strecken,<br />

tief durchatmen, beim Aufstehen geradeaus<br />

schauen)<br />

– Stürze verhindern, Sicherheit geben<br />

Um das Zertifikat Pflegehelfer/-in SRK<br />

zu erwerben, sind 120 Stunden Theorie<br />

und 12 Tage Praktikum nötig. Der<br />

Lehrgang vermittelt alle wichtigen Grundlagen,<br />

die eine Tätigkeit in einem Altersoder<br />

Pflegeheim im Spital oder in der<br />

Spitex erfordert. Auf dem Kursprogramm<br />

stehen praxis orientierte und sensible<br />

Themen wie: Kommunikation mit pflegebedürftigen<br />

Menschen, Hygiene- und<br />

Sicherheitsrichtlinien, Körperpflege, Anund<br />

Auskleiden, Pflege von sterbenden<br />

* Für eine leichtere Lesbarkeit erlauben wir uns, nur<br />

die weibliche Form zu verwenden. Der Lehrgang<br />

wird fast ausschliesslich von Frauen absolviert.<br />

Beim Rollentausch erleben Pflegehelferinnen auch, wie es sich anfühlt, Hilfe anzunehmen<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 23


konkret<br />

Augen der Kursleiterin sowie der Kolleginnen<br />

und Kollegen, die vielfach bereits über<br />

praktische Erfahrungen verfügen und sich<br />

gegenseitig unterstützen.<br />

Während des praktischen Teils kommt auch<br />

die Kommunikation nicht zu kurz. Catherine<br />

Pictet ist es wichtig, dass die künftigen<br />

Pflegehelferinnen sich klar und deutlich<br />

ausdrücken, jedoch die Pflegebedürftigen<br />

«Die wortlose Kommunikation<br />

durch Berührungen oder durch<br />

die Mimik ist ebenso wichtig.»<br />

in den Rollstuhl setzt und dabei den eigenen<br />

Rücken schont. Oder wie man eine<br />

Person im Bett wäscht, ihr beim Essen hilft<br />

und vieles mehr. Immer unter den strengen<br />

Wenn der Rollator<br />

beim Aufstehen<br />

als Stütze dient,<br />

immer die Bremsen<br />

anziehen<br />

nicht wie Kleinkinder behandeln. Ebenfalls<br />

nicht zu vernachlässigen ist die Art der<br />

wortlosen Kommunikation, sei es durch<br />

Berührungen oder durch die Mimik. Umso<br />

mehr, als viele Pflegehelferinnen fremdsprachig<br />

sind. «Am Ende des Lehrgangs<br />

sind die Teilnehmenden bestens für die Aufgaben<br />

gerüstet», ist Catherine Pictet überzeugt.<br />

«Dies ist mit ein Grund, weshalb die<br />

Pflegehelferinnen SRK in den Alters- und<br />

Pflegeheimen so sehr geschätzt werden!»<br />

➥ redcross.ch/pflegehelferin<br />

Wer sind die künftigen Pflegehelferinnen und Pflegehelfer?<br />

Rund 4500 Frauen und Männer werden jedes Jahr von den 24 Rotkreuz-Kantonalverbänden ausgebildet.<br />

Drei Personen, die zurzeit die Ausbildung in Genf durchlaufen, in einem Kurzporträt:<br />

Stéphane Zanone, 42 Jahre<br />

Stéphane Zanone<br />

ist Drogist und war<br />

auf der Suche nach<br />

einer Anstellung,<br />

als er sich nach<br />

einem Praktikum in<br />

einem Altersheim<br />

für die Ausbildung<br />

zum Pflegehelfer<br />

entschloss. Er ist kontaktfreudig und<br />

interessiert sich für alle Gesundheitsbereiche.<br />

Er hofft durch die Ausbildung,<br />

seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu<br />

verbessern. «Man hat mir geraten, einen<br />

eidg. Fähigkeitsausweis zu machen;<br />

aber mit 42 Jahren bin ich zu alt dafür!<br />

Ich bevorzuge eine kürzere Schulung/<br />

Weiterbildung, um möglichst schnell<br />

arbeiten zu können», erklärt er.<br />

Ana Correia Pires, 25 Jahre<br />

Die Mutter eines<br />

kleinen Mädchens<br />

hat bis jetzt noch<br />

keine Ausbildung<br />

absolviert. Das<br />

möchte sie nun<br />

nachholen. Ihr Ziel<br />

ist es, sich nach<br />

dem Pflegehelferinnen-Lehrgang<br />

zur «Fachfrau Betreuung<br />

EFZ» ausbilden zu lassen. Ana Correia Pires<br />

ist äusserst hilfsbereit, insbesondere älteren<br />

Menschen gegenüber, die sie sehr mag<br />

und respektiert. Während eines Praktikums<br />

in einem Alters- und Pflegeheim hat sie<br />

erkannt, wo man sie am meisten braucht.<br />

«Am Anfang hatte ich Mühe, die Leute zu<br />

waschen. Ich sagte mir aber: ‹Wenn ich es<br />

nicht mache, wer macht es dann?›»<br />

Isabella Dias, 29 Jahre<br />

Wie viele andere<br />

in ihrer Klasse<br />

hat Isabella Dias<br />

bereits Erfahrung<br />

in der Pflege von<br />

älteren Men schen,<br />

die sich aber auf<br />

die Betreuung zu<br />

Hause beschränkt.<br />

Sie schätzt den Lehrgang, der ihr Antworten<br />

auf viele Fragen. Mit dem Zertifikat<br />

erhofft sie sich eine Tätigkeit in einem<br />

Alters- oder Pflegeheim, die ihr die Türen<br />

für eine weiterführende Ausbildung öffnet.<br />

Sie ist 29 Jahre alt und Mutter von<br />

drei Kindern. Im Moment hat sie weder<br />

die Zeit noch die finanziellen Mittel, um<br />

eine umfangreichere Berufsausbildung<br />

zu machen.<br />

24 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>


konkret<br />

Möchten Sie auch ein Gläschen Wodka?»<br />

Die freundliche Einladung von<br />

Nina Shumik lässt sich umso weniger ausschlagen,<br />

als sie von einer ehemaligen Ärztin<br />

ausgesprochen wird. Der 78-Jährigen<br />

scheint das gelegentliche Gläschen jedenfalls<br />

nicht geschadet zu haben. Sie ist körperlich<br />

und geistig bewundernswert vital<br />

und besitzt eine grosse Ausstrahlung. Seit<br />

ihrer Pensionierung vor 14 Jahren engagiert<br />

sich Nina Shumik gemeinsam mit sechs anderen<br />

noch rüstigen «Babuschkas», Grossmüttern,<br />

für den Rotkreuz-Besuchsdienst<br />

im Städtchen Schuschin. Wenn sie nicht<br />

gerade auf Hausbesuch ist, verbringt sie<br />

bei sich zu Hause viel Zeit beim Nähen<br />

und Stricken, um die älteren Kranken und<br />

Behinderten mit etwas Nützlichem zu überraschen.<br />

In ganz Weissrussland sind es<br />

700 ältere Freiwillige, die pflegebedürftige<br />

und isoliert lebende Betagte regelmässig<br />

besuchen und mit Rat und Tat beistehen.<br />

APROPOS<br />

Schöne Landschaft –<br />

bedrückende Realität<br />

Fünf Mal so gross wie die Schweiz<br />

und mit 9,5 Millionen Einwohnern eher<br />

dünn besiedelt, so lässt sich Weissrussland<br />

oder Belarus zusammenfassen. In<br />

der Hauptstadt Minsk leben 1,7 Millionen<br />

Menschen. Ein Drittel der Landesfläche<br />

ist bewaldet, naturbelassene Flüsse<br />

sowie Moore und Sümpfe prägen das<br />

Landschaftsbild.<br />

Weissrussland hat eine tragische Geschichte.<br />

Die Verbrechen des Stalinismus<br />

und dann während der deutschen<br />

Besetzung im Zweiten Weltkrieg haben<br />

Hunderttausenden von Menschen das<br />

Leben gekostet. Nach dem Zusammenbruch<br />

der Sowjetunion wurde Weissrussland<br />

1991 formell unabhängig.<br />

Doch unter seinem gegenwärtigen autoritären<br />

Regime ist das Land politisch<br />

und wirtschaftlich stark von Russland<br />

abhängig. Wirtschaftlich bekommt die<br />

Bevölkerung Weissrusslands die Folgen<br />

der hohen Inflation stark zu spüren und<br />

auch die Arbeitslosigkeit ist angestiegen.<br />

Viele gut ausgebildete Jugendliche<br />

verlassen das Land.<br />

Dabei entlasten sie die Krankenschwestern<br />

des Spitexdienstes, denen damit mehr Zeit<br />

bleibt für die medizinische Betreuung.<br />

Schicksalsschläge bewältigt<br />

In ihrer sorgfältig eingerichteten Wohnung<br />

erzählt uns Nina Shumik ihr persönliches<br />

Schicksal. Nur wenige Jahre, bevor<br />

sie ihre berufliche Laufbahn als Laborärztin<br />

beendete, kamen ihr Sohn und ihre<br />

Schwiegertochter bei einem Autounfall<br />

ums Leben. Sie liessen zwei schulpflichtige<br />

Kinder zurück, um die sie sich als<br />

Grossmutter fortan kümmerte. Ihr Mann,<br />

ebenfalls Arzt, verstarb nur drei Monate<br />

später an Herzversagen. Die beiden<br />

Enkelkinder sind inzwischen erwachsen,<br />

und sie hat nun mehr Zeit für ihr freiwilliges<br />

Engagement im Besuchsdienst des<br />

Roten Kreuzes. Das wöchentliche Treffen<br />

mit den sechs anderen freiwillig tätigen<br />

Babuschkas dient sowohl der Weiterbildung<br />

wie auch dem Erfahrungsaustausch.<br />

«Wir sind wie eine Familie und geben<br />

uns gegenseitig Halt. Mit unserem Einsatz<br />

für allein lebende kranke Menschen<br />

verleihen wir auch unserem eigenen Leben<br />

einen tieferen Sinn», meint Nina Shumik.<br />

Mit 78 ist sie die Älteste der aktiven<br />

Frauengruppe und damit 20 Jahre älter<br />

als deren jüngstes Mitglied.<br />

Hausbesuch auf<br />

Weissrussisch-Polnisch<br />

Wir begleiten Nina Shumik beim Besuch<br />

der 85-jährigen Yva-Everina Yoch. In der<br />

Wohnung der zierlichen Frau treffen wir<br />

auch die Krankenschwester des Spitexdienstes<br />

des Roten Kreuzes. Diese kommt<br />

zwei Mal pro Woche bei der Herzpatientin<br />

vorbei. Dank dieser medizinischen<br />

Pflege und vor allem der regelmässigen<br />

Besuche von Nina Shumik kann die alte<br />

Dame noch in ihrer eigenen Wohnung<br />

leben.<br />

Mit ihrer klangvollen Stimme erzählt<br />

Yva-Everina Yoch aus ihrem Leben. Die<br />

kinderlose Witwe arbeitete über 40<br />

26 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>


konkret<br />

Kurz befragt<br />

Christine<br />

Rutschmann<br />

Die Programmverantwortliche<br />

des SRK für Osteuropa ist<br />

ausgebildete Pflegefachfrau<br />

und hat einen Master in Public<br />

Health. Die 52-Jährige arbeitet<br />

seit 1990 fürs SRK und hat<br />

eine 15-jährige Tochter.<br />

Wie erleben Sie Weissrussland?<br />

Die Bevölkerung ist zurückhaltend,<br />

aber enorm gastfreundlich und stolz.<br />

Sogar die Ärmsten würden ihrem Gast<br />

eine Suppe kochen und niemals zugeben,<br />

dass sie zu wenig für sich haben.<br />

Nach der Wirtschaftskrise 2008 hat<br />

die Armut sehr stark zugenommen. Einige<br />

müssen sich im Winter sogar entscheiden<br />

zwischen Heizen oder Essen.<br />

Ihr Glaube, die Kolleginnen<br />

vom Roten Kreuz und<br />

Gutes tun für die Schwächsten<br />

– das alles gibt der<br />

Rotkreuz-Freiwilligen<br />

Nina Shumik Energie und<br />

Lebensfreude<br />

Jahre als Serviceangestellte im selben<br />

Restaurant, worauf sie besonders stolz<br />

ist. Als junge Frau verbrachte sie einige<br />

Jahre im benachbarten Polen, wo noch<br />

zwei ihrer Geschwister leben. Die Melodie<br />

in ihrer Stimme führt daher, dass<br />

ihre weissrussische Muttersprache noch<br />

«Wir verleihen unserem eigenen<br />

Leben einen tieferen Sinn.»<br />

heute mit polnischen Ausdrücken ausgeschmückt<br />

wird, wie uns die Übersetzerin<br />

verrät. Wie bei allen älteren Menschen<br />

hier ist der Zweite Weltkrieg, unter dem<br />

sowohl Weissrussland wie auch Polen<br />

besonders stark litten, in ihrer Erinnerung<br />

stark präsent.<br />

Letzter Sonnenstrahl<br />

Doch es ist nicht nur die Erinnerung an die<br />

schwere Kriegszeit, welche die beiden<br />

Frauen verbindet. Nina Shumik bringt<br />

auch die Welt und den Alltag von aussen<br />

in die Stube von Yva-Everina Yoch. Sie haben<br />

ein Vertrauensverhältnis aufgebaut.<br />

«Die langen Tage und schlaflosen Nächte<br />

sind einsam und der Besuch von Nina<br />

ist ein Lichtblick», sagt die hochbetagte<br />

Frau. Dazu gehören das Gespräch beim<br />

Tee ebenso wie die Handreichungen von<br />

Nina Shumik im Haushalt oder die Pflege<br />

des kleinen Blumengartens vor dem Fenster,<br />

an dessen Anblick sich Yva-Everina<br />

Yoch im Sommer täglich erfreut. Sie öffnet<br />

das Fenster ihrer Wohnung im ersten<br />

Stock und zeigt auf die blühenden Sonnenblumen.<br />

Schon bald werden sie verwelken<br />

und damit an die Vergänglichkeit<br />

des Lebens erinnern.<br />

Dank dem Einsatz von unermüdlichen<br />

Babuschkas wie Nina Shumik wird der<br />

letzte Lebensabschnitt von Yva-Everina<br />

Yoch und vielen anderen, die ein entbehrungsreiches<br />

Leben hinter sich haben,<br />

doch noch von einem Sonnenstrahl berührt.<br />

➥ redcross.ch/weissrussland<br />

Die politische Situation ist umstritten.<br />

Warum engagiert sich<br />

das SRK?<br />

Wir unterstützen das Weissrussische<br />

Rote Kreuz, das über zu wenig finanzielle<br />

Mittel verfügt und keine Spenden<br />

sammeln kann. Das SRK bringt sein<br />

Wissen ein. Nicht nur die Ausbildung<br />

von professionellen Pflegepersonen ist<br />

uns ein Anliegen, sondern auch die<br />

Freiwilligenschulung. Das ist dringend<br />

nötig. 20% der Bevölkerung wären auf<br />

Sozialhilfe angewiesen. Es gibt über<br />

eine halbe Million Behinderte und genau<br />

so viele alte Alleinstehende. Sie<br />

sind sich oft selbst überlassen.<br />

Erreichen Sie genug?<br />

Es ist kein Tropfen auf den heissen<br />

Stein, eher eine Lawine, die wir auslösen.<br />

Es geht darum, dem Staat zu<br />

beweisen, wie er mit einfachen Mitteln<br />

die Situation verbessern kann. Es gibt<br />

Dörfer, wo nur noch alte Menschen<br />

zurückgeblieben sind. Sie sind es sich<br />

nicht gewohnt, Unterstützung anzunehmen.<br />

Wir wollen zeigen, was Hilfe zur<br />

Selbsthilfe bewirkt. Vereinsamte Menschen<br />

werden häufiger krank, aber<br />

gegenseitige Unterstützung wirkt sich<br />

positiv auf die Gesundheit aus. Unser<br />

Ziel ist es, ein Netzwerk aufzubauen.<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 27


Kreuz & quer<br />

rezept<br />

Borschtsch<br />

Was der Garten<br />

hergibt<br />

Der Winter ist lang und eisigkalt in Osteuropa. Ist die Randensuppe<br />

Borschtsch auch wegen ihrer Farbe von Polen bis nach Russland so<br />

beliebt? Das bekannteste Gericht aus diesem riesigen Gebiet zaubert ein<br />

spannendes Rosa-Violett in weisse Teller und wärmt von innen.<br />

Vorsorgen für den harten<br />

Winter – in ländlichen<br />

Gebieten stammen die<br />

lagerfähigen Gemüsesorten<br />

für Borschtsch aus<br />

dem eigenen Garten<br />

text: Tanja Pauli Bild: Stefan Maurer<br />

Randen werden hierzulande fast ausschliesslich<br />

roh oder gekocht als Salat<br />

gegessen. In Ost- und Mitteleuropa hingegen<br />

kommt der leicht süssliche Geschmack<br />

der dunkelroten Rübe als Hauptzutat in<br />

einer nahrhaften Suppe zur Geltung.<br />

Borschtsch ist von Polen bis nach Russland<br />

so bekannt, wie in der Schweiz Rösti und<br />

Bratwurst. «In Weissrussland erhalten Sie<br />

in fast jedem Restaurant eine Variante von<br />

Borschtsch», sagt Christine Rutschmann,<br />

die SRK-Programmverantwortliche für<br />

Weissrussland (vgl. Interview Seite 27). Unser<br />

Rezept für warmen Borschtsch stammt<br />

von ihrer Kollegin aus Weissrussland. Eine<br />

Suppe mit Biss, denn sie enthält – wie in<br />

unserer Variante – oft Fleisch und Pilze.<br />

Püriert wird diese Suppe selten.<br />

Typisch für die Zubereitung ist eine lange<br />

Garzeit bei geringer Hitze. Deshalb<br />

wird eine Menge gekocht, die für mehrere<br />

Tage reicht. Christine Rutschmann<br />

schwärmt, dass die Suppe mit jedem Aufwärmen<br />

sogar noch besser werde. Die<br />

Kennerin weiss: «Borschtsch muss so viel<br />

Gemüse enthalten, dass ein Holzlöffel im<br />

Topf stehen bleibt. Essen Sie Gschwellti<br />

oder ein dunkles Brot dazu – köstlich!»<br />

Reich an Farbe und Vitaminen<br />

Gesund ist Borschtsch sowieso. Der Rande<br />

wird sogar eine leistungssteigernde<br />

Wirkung nachgesagt. Tatsache ist, dass<br />

die stark färbende Rübe einen hohen<br />

Gehalt an Kalium, Eisen und vor allem<br />

Folsäure aufweist. Was die Färbung betrifft,<br />

so wurden Randen früher als Färbemittel<br />

eingesetzt und werden noch heute<br />

für einen natürlichen Lebensmittelfarbstoff<br />

verwendet. Erdbeeren allein sind somit<br />

selten schuld, wenn ein Joghurt appetitlich<br />

rosa aussieht. Dahinter steht Betanin,<br />

auf Lebensmittelverpackungen besser bekannt<br />

als E162 oder anders gesagt: Randensaft.<br />

➥ magazin-humanite.ch/rezepte<br />

Warmer Borschtsch<br />

Für 2 Personen als Hauptspeise<br />

Vegetarisch: Dieses Rezept kann auch<br />

ohne Hackfleisch zubereitet werden.<br />

400 g gekochte, ungewürzte Randen<br />

2–3 grössere Karotten<br />

1–2 Zwiebeln<br />

Wasser<br />

Ca. 5 EL getrocknete Steinpilze,<br />

eingeweicht<br />

100 g Hackfleisch (Rind, Schwein,<br />

oder gemischt) etwas würzen und zu<br />

kleinen Kugeln formen<br />

Salz und Pfeffer<br />

Sauren Halbrahm (1–2 Becher à<br />

180 g, je nach Belieben)<br />

1 Tasse Randensaft<br />

Etwas Zitronensaft oder Balsamico<br />

(zum Ansäuern, je nach Belieben<br />

mehr oder weniger)<br />

Randen, Karotten und Zwiebeln schälen,<br />

klein schneiden. Etwas Wasser<br />

beigeben, die Suppe soll jedoch nicht<br />

zu dünn werden. Steinpilze klein<br />

schneiden und beifügen. Alles langsam<br />

aufkochen, salzen und pfeffern.<br />

Randensaft und ganz wenig Zitronensaft<br />

oder Essig beigeben (Säuregrad<br />

je nach Belieben). Hackfleischbällchen<br />

beigeben. Mindestens 1 Stunde<br />

auf kleinem Feuer köcheln lassen.<br />

Kurz vor dem Servieren je nach Geschmack<br />

sauren Halbrahm einrühren<br />

(kann man auch weglassen) und damit<br />

die Suppe garnieren.<br />

Gschwellti oder Schwarzbrot mit etwas<br />

Butter und frischem Dill (auch<br />

nach Belieben) dazu reichen.<br />

Prijatnawa Appetita!<br />

© bab.ch/StockFood<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 29


4002003<br />

kreuz & quer<br />

HuMANITé 3/<strong>2012</strong><br />

Lösungswort des letzten Kreuzworträtsels:<br />

SICH eNGAGIeReN<br />

Wir gratulieren den Gewinnerinnen<br />

und Gewinnern:<br />

Claudia Bärtschi, Münchenstein<br />

Carmen Eberlein, Lausanne<br />

Odile Luisier, Bernex<br />

Esther Känzig, Zürich<br />

Verena Zellweger, Allschwil<br />

Übrige Lösungen der letzten<br />

Ausgabe:<br />

Für <strong>Humanité</strong> zeichnet «Karma» alias Marco Ratschiller. Er ist Cartoonist und Chefredaktor des Satire-<strong>Magazin</strong>s Nebelspalter.<br />

labyrinth<br />

Vom Start bis ans Ziel wird der Weg mit feinen Linien markiert.<br />

Den gefundenen Weg ausfüllen – und schon erscheint das Bild.<br />

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06010030934<br />

(C) Conceptis Puzzles<br />

4003008<br />

Die Lösung zum Sudoku, zum Wortsuchspiel<br />

und zum Labyrinth finden Sie<br />

jeweils in der nächsten Ausgabe oder<br />

im Internet.<br />

➥ magazin-humanite.ch<br />

30 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>


kreuz & quer<br />

Kreuzworträtsel<br />

Sudoku<br />

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Conceptis Puzzles 06010010910<br />

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Conceptis Puzzles 06010010515<br />

gewinnen<br />

Teilnahmebedingungen für den Wettbewerb:<br />

Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.<br />

Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz<br />

geführt. Die Barauszahlung und der<br />

Rechtsweg sind ausgeschlossen.<br />

Füllen Sie die leeren Felder mit<br />

den Zahlen von 1 bis 9. Dabei<br />

darf jede Zahl in jeder Zeile,<br />

jeder Spalte und in jedem der<br />

neun 3 x 3-Blöcke nur einmal<br />

vorkommen.<br />

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Wortsuchspiel<br />

Finden Sie die 20 Wörter horizontal, vertikal und diagonal.<br />

Die Buchstaben können für mehrere Wörter gelten.<br />

Wir verlosen unter allen korrekt eingeschickten<br />

Lösungswörtern des Kreuzworträtsels<br />

fünf SRK-Wetterstationen<br />

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und Hygrometer.<br />

Senden Sie das Lösungswort und Ihre<br />

Adresse in einem E-Mail an<br />

crosswords@redcross.ch oder<br />

auf einer Postkarte an:<br />

Schweizerisches Rotes Kreuz<br />

<strong>Magazin</strong> «<strong>Humanité</strong>»<br />

Postfach, 3001 Bern<br />

Einsendeschluss: 31. Dezember <strong>2012</strong><br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 31


Bildung ist der Rucksack<br />

fürs Leben und ermöglicht<br />

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Alle Kinder verdienen diese<br />

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