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IDOMENEO - Styriarte

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1. (Premiere) / 3. / 8. / 10. / 12. & 15. Juli 2008, 19 Uhr<br />

Helmut-List-Halle<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)<br />

Idomeneo, KV 366<br />

Dramma per musica in drei Akten<br />

Libretto: Gianbattista Varesco (1736–1805)<br />

Uraufführung: 29. Januar 1781, München (Neues Hoftheater)<br />

Szenische Produktion in italienischer Sprache<br />

Pause nach dem zweiten Akt<br />

Aufführungsdauer bis ca. 22.45 Uhr<br />

Die Handlung spielt in Sidon, der Hauptstadt von Kreta<br />

Patronanz:<br />

Hörfunk: Donnerstag, 10. Juli 2008, Ö1 live<br />

1


Idomeneo, König von Kreta (Tenor)<br />

Saimir Pirgu<br />

Idamante, sein Sohn (Mezzosopran) Marie-Claude Chappuis<br />

Ilia, Tochter des Priamos (Sopran)<br />

Julia Kleiter<br />

Elettra, Tochter des Agamemnon (Sopran)<br />

Eva Mei<br />

Arbace, Vertrauter des Königs (Tenor)<br />

Jeremy Ovenden<br />

Gran Sacerdote, Oberpriester Neptuns (Tenor) Rudolf Schasching<br />

Voce, Stimme (Bass)<br />

Yasushi Hirano<br />

Arnold Schoenberg Chor (Einstudierung: Erwin Ortner)<br />

Chorsolisten: Rutana Calugarescu (Sopran),<br />

Johanna Aschenbrenner (Alt),<br />

Nenad Marinkovi ć (Tenor), Michal Kucharko (Bass)<br />

Solisten des Züricher Balletts:<br />

Neptun: Arman Grigoryan<br />

Erstes Paar: Galina Mihaylova & Vahe Martirosyan<br />

Zweites Paar: Pilar Nevado Pascual & Stanislav Jermakov<br />

Artur Babajanyan, Oleksandr Kirichenko, Sergiy<br />

Kirichenko, Daniel Mulligan, Imre Sárosi, Yuriy Volk<br />

Concentus Musicus Wien<br />

Musikalische Leitung: Nikolaus Harnoncourt<br />

Inszenierung: Nikolaus Harnoncourt &<br />

Philipp Harnoncourt<br />

Choreographie: Heinz Spoerli<br />

Bühne: Rolf Glittenberg<br />

Kostüme: Renate Martin & Andreas Donhauser<br />

Technische Leitung & Lichtdesign: Friedrich Rom<br />

Statisten: Roland Gössler, Michael Jaritz,<br />

Anna La Fontaine, Irina Mocnik,<br />

Gabriela Müller-Hauszer, Christian Plach<br />

2


Kinderstatisten: Felix Laundl, Maximilian Singer<br />

(Arbace-Kinder), Oskar Dexl, Viktoria Dexl,<br />

Alba Doujenis, Delia Doujenis, Alina Pucher,<br />

Nikolaus Singer, Adrian Zingl<br />

Regieassistenz & Abendspielleitung: Rainer Vierlinger<br />

Bühnenbildassistenz: Mario Ferrara<br />

Kostümassistenz: Monika Wallner<br />

Assistenz Technische Leitung & Lichtdesign: Doris Votava<br />

Regiehospitanz: David Treffinger<br />

Kostümhospitanz: Natascha Eibl, Johanna Fricke<br />

Maske: Herbert Zehetner, Margit Hadrawa<br />

Requisite: Dietmar Vlaj<br />

Requisitenassistenz: Martina Rom<br />

Pyrotechnische Effekte: Thomas Bautenbacher<br />

Videotechnik: provideo Thomas Hinteregger<br />

Bühnenmeister: Alfred Koral, Christian Bader<br />

Bühnentechnik: Paul-Erik Arian-Schad,<br />

Robert Czerny, Hugo Karre, Hans-Peter Köstinger,<br />

Markus Merkl, Sebastian Zäschke<br />

Beleuchtung: Andreas Heidrich, Jonathan Maier,<br />

Edith Offenhauser, Sabine Wiesenbauer<br />

Leitung der Garderoben: Lydia Schoberwalter<br />

Stagione-Schneiderin: Ina Prettner<br />

Studienleitung: Günter Fruhmann<br />

Korrepetition: Christoph Barwinek (Ballett),<br />

Stefan Gottfried, Adolf Hennig<br />

Ballettmeister: François Petit<br />

3


Inspizienz: Werner Lahnsteiner, Jana Ostrowski<br />

Lichtinspizienz: Belma Bešli ć<br />

Übertitelsteuerung: Peter Baran<br />

Souffleuse: Anneliese Dreier<br />

Sprachcoaching: Carmen Grasso<br />

Stunteinweisung: STUNT.AT – Michael Haider,<br />

Christian Löschnigg, Joe Tödtling<br />

Produktionsleitung: Alexandra Pifrader<br />

Produktionsassistenz: Angelika Dorfer, Gerhard Waltl<br />

Die Bühne wurde hergestellt von:<br />

Dekorationswerkstätten der art & event<br />

Theaterservice Graz GmbH<br />

Die Kostüme wurden hergestellt von:<br />

design schiller, Wien (Damensolo)<br />

Kostümabteilung der art & event<br />

Theaterservice Graz GmbH (Herrensolo)<br />

modeco Zürich & Jeanine Pieterse,<br />

Nelly van de Velden (Ballett)<br />

ART factory s.r.o., Bratislava (Chor & Statisterie)<br />

Jakob Scheid, Wien (Masken, Metallarbeiten)<br />

Bau der Donnermaschine und der Sprunglade:<br />

Christian Bader<br />

Aufführungsmaterial: Bärenreiter-Verlag Kassel Basel London<br />

New York Praha, vertreten durch Alkor-Edition Kassel<br />

4


Das Projekt „<strong>IDOMENEO</strong>“ wird mit<br />

Unterstützung der Europäischen<br />

Kommission im Rahmen des Programms<br />

„Kultur 2007-2013“ finanziert.<br />

Ziel dieses Kulturprogramms ist es, die kulturelle Zusammenarbeit<br />

innerhalb Europas zu unterstützen. Die<br />

gemeinsamen kulturellen Werte und Wurzeln sollen als<br />

Schlüsselelement der europäischen Identität und der<br />

Zugehörigkeit zu einer Gesellschaft, die sich auf Grundwerte<br />

wie Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie, Toleranz<br />

und Solidarität gründet, stärker hervorgehoben werden<br />

und können auch dem Erscheinungsbild der Europäischen<br />

Union in der Welt mehr Kontur geben.<br />

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der<br />

Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Ver wendung der darin<br />

enthaltenen Angaben.<br />

5


Synopsis<br />

AKT I: IM KÖNIGSPALAST VON KRETA: ILIA, DIE TOCHTER<br />

des Königs Priamos, hadert mit ihrem Schicksal. Nach dem Untergang<br />

Trojas, dem Blutbad an Vater und Brüdern und der<br />

schmachvollen Sklaverei muss sie nun auch noch die Qualen der<br />

Liebe und Eifersucht ertragen: Sie hat sich in Idamante, den<br />

Sohn des Kreterkönigs Idomeneo, verliebt. Doch der junge Prinz<br />

scheint sich nur für Elettra zu interessieren, die Schwester des<br />

Orest, die vor den Bluttaten ihrer Familie von Argos nach Kreta<br />

geflohen ist. Hin- und hergerissen zwischen dem anerzogenen<br />

Hass auf Griechenland und der aufkeimenden Liebe zu einem<br />

Griechen, traut Ilia sich nicht, ihre Gefühle dem Geliebten zu<br />

gestehen. Idamante dagegen macht ihr eine Liebeserklärung und<br />

gibt im Überschwang der Gefühle auch die trojanischen Gefangenen<br />

frei. Die Versöhnungsfeier der beiden Völker wird von<br />

Elettra gestört. Da bringt Arbace, der Erzieher des Prinzen, die<br />

Nachricht, dass König Idomeneo vor der Küste in einen Sturm<br />

geraten und ertrunken sei. Bestürzt stürmen alle zum Strand<br />

außer Elettra, die ihren Gefühlen von Rache und Eifersucht freien<br />

Lauf lässt.<br />

Im Sturm kämpfen Idomeneos Männer mit Wind und Wellen.<br />

Der König leistet dem Meeresgott Neptun ein verhängnisvolles<br />

Gelübde. Als er gerettet am Ufer anlangt, erfahren wir mehr über<br />

den Schwur: Er soll für sein eigenes gerettetes Leben einen Unschuldigen<br />

opfern. Schon ahnt der König, wie ihn der Schatten<br />

des Ermordeten verfolgen wird. Da kommt das Opfer: der erste<br />

Mensch, dem der König am Strand begegnet. Es ist Idamante,<br />

sein eigener Sohn. Doch die beiden erkennen einander nicht,<br />

weil der Prinz noch ein Kind war, als Idomeneo in den Krieg zog.<br />

Erst nach und nach ahnt der Vater, wer ihm gegenübersteht. Als<br />

es Gewissheit wird, verflucht er die Götter, stößt den Sohn<br />

zurück und verbietet ihm, ihn wiederzusehen. Idamante bleibt<br />

verzweifelt zurück.<br />

6


In einem Zwischenaktballett mit Chor (Intermezzo) feiern die<br />

Griechen den Meeresgott Neptun.<br />

AKT II: IM PALAST SUCHEN ARBACE UND <strong>IDOMENEO</strong> NACH<br />

einem Ausweg. Arbace rät dem König, seinen Sohn wegzuschicken.<br />

Er soll mit Elettra nach Argos fahren, um ihr dort zu<br />

helfen, ihre Widersacher zu besiegen. Während Arbace den beiden<br />

die Nachricht überbringt, erscheint Ilia vor dem König. Sie<br />

offenbart ihm überraschend zärtliche Gefühle für Kreta, ihre<br />

neue Heimat. Schnell erkennt der König dahinter Ilias Liebe zu<br />

Idamante und die Gegenseitigkeit dieser Liebe. Nun versucht er,<br />

seine eigene Schuld zu bagatellisieren, ja, sie auf Idamante abzuwälzen,<br />

weil er die Feinde in seiner allgemeinen Menschenliebe<br />

befreit hatte. Verzweifelt sieht er sich einem Sturm der<br />

Gefühle ausgesetzt, der den ersten Sturm bei weitem übertrifft.<br />

Nur Elettra ist überglücklich: Sie darf mit dem Prinzen, den sie<br />

liebt, abreisen. Sie weiß: In der Fremde wird sie seine Liebe schon<br />

erwecken. Eine fern klingende Marschmusik gemahnt sie an den<br />

Aufbruch. Im Hafen haben sich die Seeleute zu einem Abschiedschor<br />

versammelt, in den Elettra einstimmt. Der König und der<br />

Prinz treten auf. Nur widerwillig gehorcht Idamante. In Gedanken<br />

ist er ganz bei Ilia, und noch kennt er nicht den Grund für<br />

den Zorn des Vaters. Unheil schwebt über dem Abschied der drei.<br />

Als sie sich den Schiffen nähern, bricht erneut ein Sturm los. Die<br />

Blitze setzen die Schiffe in Brand, die Meerswogen überschwemmen<br />

den Hafen, ein Seeungeheuer taucht auf. Entsetzt sucht das<br />

Volk nach einem Schuldigen. Idomeneo bekennt seine Schuld<br />

und verweigert Neptun das unschuldige Opfer. Der Sturm tobt<br />

weiter, alle fliehen vor dem Ungeheuer.<br />

AKT III: NUR IN DER EINSAMKEIT TRAUT SICH ILIA, DEN<br />

Winden und den Blumen ihre wahren Gefühle zu offenbaren.<br />

Als Idamante erscheint, versucht sie wieder, ihm auszuweichen.<br />

Erst als er verkündet, den Tod zu suchen, gesteht sie ihm ihre<br />

Liebe. In einem Duett besiegeln die beiden ihren Bund, werden<br />

aber von Idomeneo und Elettra überrascht. Vom Vater erneut<br />

brüsk abgewiesen, beschließt Idamante, in den Tod zu gehen.<br />

7


Ilia will ihn begleiten, Idomeneo und Elettra verzweifeln. In<br />

einem Quartett prallen die Gefühle der vier Protagonisten aufeinander.<br />

Am Ende geht Idamante einsam und allein weg. Da<br />

bringt Arbace eine neue Hiobsbotschaft: Das Volk hat sich, angeführt<br />

vom Operpriester, vor dem Palast versammelt und verlangt<br />

Rechenschaft vom König. Arbace bleibt allein zurück, besingt<br />

das schwere Schicksal seiner Heimat und bittet die Götter<br />

wenigstens um Gnade für den Prinzen. Noch hofft er, dass ein<br />

freundlicher Gott sich der Kreter erbarmen wird. Vor dem Palast<br />

macht sich der Oberpriester zum Volksführer: Er klagt den<br />

König an und fordert ultimativ, das Opfer zu vollstrecken. Nun<br />

erst gesteht Idomeneo den Kretern, wer es ist, den er opfern<br />

muss: sein eigener Sohn. Entsetzt bricht das Volk in einen Klagegesang<br />

aus, während der Oberpriester den Himmel um Gnade<br />

anfleht.<br />

Im Tempel bereiten die Priester alles zum Opfer vor. Idomeneo<br />

stimmt das Opfergebet an, als plötzlich von ferne ein Triumphchor<br />

erschallt. Arbace bringt die Nachricht, Idamante habe das<br />

Ungeheuer getötet. Schon erscheint der Prinz, jedoch nicht als<br />

triumphierender Sieger – er bietet sich vielmehr aus freiem<br />

Willen als Opfer an. In einem langen, zärtlichen Zwiegespräch<br />

überredet er den Vater, das Opfer zu vollstrecken. Doch in dem<br />

Augenblick, als der König die Doppelaxt hebt, stürmt Ilia herein<br />

und hält ihn auf: Sie selbst sei die wahre Schuldige, eine Feindin<br />

der Griechen, sie müsse geopfert werden. Da erschüttert ein<br />

lautes Geräusch den Tempel. Eine unterirdische Stimme verkündet<br />

das Urteil: Die Liebe hat gesiegt und die Gnade der Götter<br />

bewirkt. Idomeneo soll abdanken, statt seiner wird Idamante<br />

König und Ilia seine Gemahlin. Der Friede kehrt nach Kreta zurück.<br />

Alle sind erleichtert außer Elettra. Überwältigt von Gefühlen<br />

der Erniedrigung stürzt sie sich in den Tod. Idomeneo<br />

dankt ab, verkündet seinem Volk den Frieden und setzt das neue<br />

Herrscherpaar ein. Die Kreter feiern den neuen König und seine<br />

Braut mit Gesang und einem großen Ballett.<br />

8


Synopsis<br />

ACT I: IN THE KING’S PALACE IN CRETE: ILIA, THE DAUGHTER<br />

of King Priam, struggles with her fate. After the fall of Troy, the<br />

massacre of her father and brothers, and her disgraceful slavery,<br />

she now has to go through the agonies of love and jealousy, too.<br />

She has fallen in love with Idamante, the son of the Cretan king,<br />

Idomeneo. However, the young prince only seems to be int e-<br />

rested in Electra, Orestes’ sister, who fled from Argos to Crete to<br />

escape her family’s bloody deeds. Torn between her instilled<br />

hatred of Greece and her burgeoning love for a Greek, Ilia does<br />

not dare to confess her feelings to her beloved. Idamante, on the<br />

other hand, declares his love for her and, in an exuberance of<br />

feeling, frees the Trojan prisoners, too. Electra disrupts the<br />

celebration of reconciliation of the two peoples. Arbace, the<br />

prince’s tutor, brings news that King Idomeneo has been caught<br />

in a storm not far from the coast and has drowned. Everybody is<br />

distraught and rushes to the beach, except for Electra, who gives<br />

free reign to her feelings of revenge and jealousy.<br />

In the storm, Idomeneo’s men fight against the wind and the<br />

waves. The king makes a fatal vow to Neptune, the god of the<br />

sea. As soon as he is rescued and reaches the beach, we learn<br />

more about the vow: He is to sacrifice the life of an innocent<br />

person for his own rescued life. The king already has a premonition<br />

of how the shadow of the murdered person will haunt him.<br />

Here comes the victim: The first person that the king encounters<br />

on the beach. It is Idamante, his own son. And yet they do not<br />

recognize each other because the prince was still a child when<br />

Idomeneo went to war. Only after a while does the father suspect<br />

who he is facing. As soon as he is sure, he curses the gods,<br />

rebuffs his son, and forbids him to ever see him again. Idamante<br />

is left behind in despair.<br />

9


The Greeks celebrate Neptune, the god of the sea, in an interval<br />

act with ballet and chorus (intermezzo).<br />

ACT II: IN THE PALACE, ARBACE AND <strong>IDOMENEO</strong> LOOK FOR<br />

a way out. Arbace advises the king to send his son away. He is to<br />

go to Argos with Electra to help her defeat her adversaries there.<br />

While Arbace delivers the news to them, Ilia appears before the<br />

king. Surprisingly, she reveals to him her tender feelings for<br />

Crete, her new home. The king quickly catches on to Ilia’s love<br />

for Idamante and his love for her. He now tries to play down his<br />

own fault, yes, even trying to shift the blame on to Idamante,<br />

since he was the one who had freed their enemies in his all-embracing<br />

love of mankind. Desperate, he finds himself caught in a<br />

storm of emotions, one that is much stronger than the first<br />

storm. Electra is the only one who is overjoyed: She is allowed to<br />

depart with the prince she loves. And she knows that when they<br />

are abroad, she will manage to arouse his love for her. She is reminded<br />

of their departure by the far-reaching sound of marches.<br />

In the harbour, the sailors have gathered together to form a farewell<br />

choir and Electra joins in as well. The king and the prince<br />

appear together. Idamante only obeys reluctantly. All of his<br />

thoughts turn to Ilia and yet he still does not know the reason<br />

for his father’s anger. Mischief hovers over their farewell. As<br />

they approach the ships, another storm breaks out. Lightning<br />

sets the ships on fire, big waves flood the harbour, and a sea<br />

monster appears. The horrified people look for a culprit. Idomeneo<br />

confesses his guilt and refuses to sacrifice the innocent victim<br />

to Neptune. The storm continues to rage and everybody flees<br />

the monster.<br />

ACT III: ONLY WHEN SHE IS ALONE DOES ILIA DARE TO<br />

reveal her true feelings to the winds and the flowers. As soon as<br />

Idamante appears, she tries to avoid him once again. Only when<br />

he announces to kill himself does she confess her love for him.<br />

While they both seal their union by a duet, they are surprised by<br />

Idomeneo und Electra. As his father brusquely rejects him again,<br />

Idamante decides to commit suicide. Ilia wants to accompany<br />

10


him and Idomeneo and Electra are driven to despair. The emotions<br />

of all four protagonists collide in a quartet. In the end,<br />

Idamante exits lonely and alone. Arbace comes with more devastating<br />

news: Led by the high priest, the people have gathered<br />

in front of the palace and call the king to account. Arbace is left<br />

behind alone, sings about the hard fate of his homeland, and<br />

begs the gods for mercy, at least for the prince. He still hopes<br />

that a friendly god will have pity on the Cretans. In front of the<br />

palace, the high priest makes himself the people’s leader: He<br />

accuses the king and ultimately demands that the sacrifice be<br />

carried out. Only now does Idomeneo confess to the Cretans<br />

who the person is whose sacrifice is demanded: His own son.<br />

The people are horrified and break out into a lament while the<br />

high priest begs the heavens for mercy.<br />

In the temple, the priests are preparing for the sacrifice. Idomeneo<br />

is intoning the sacrificial prayer, when all of a sudden a<br />

triumphal choir sounds in the distance. Arbace brings the news<br />

that Idamante has killed the monster. And the prince appears<br />

soon afterwards, but not as a triumphant victor. Instead, he<br />

voluntarily offers himself as the sacrifice. In a long, tender<br />

dialogue, he convinces his father to go through with the sacrifice.<br />

However, the moment the king raises the labrys, Ilia storms<br />

in and stops him: She herself is the true culprit, an enemy of the<br />

Greeks, and she should be sacrificed. Suddenly, a loud noise rocks<br />

the temple. A subterranean voice delivers the ruling: Love has<br />

prevailed and has brought about the mercy of the gods. Idomeneo<br />

is to abdicate, and Idamante is to take his place as king and<br />

marry Ilia. Peace returns to Crete. Everybody is relieved except<br />

for Electra. Overwhelmed by humiliating emotions, she falls to<br />

her death. Idomeneo abdicates, proclaims peace to his people,<br />

and enthrones the new couple. The Cretans celebrate their new<br />

king and his wife by singing and a huge ballet.<br />

11


Ad notam<br />

„WER MOZARTS <strong>IDOMENEO</strong> ALS OPERA SERIA BEZEICHNET,<br />

hat entweder das Werk nicht verstanden oder die Gattung.“ So<br />

scharf umriss der amerikanische Musikwissenschaftler Daniel<br />

Heartz vor 30 Jahren die Besonderheit von Mozarts „Münchner<br />

Opera“. Die Entstehungsgeschichte, die er und andere minutiös<br />

rekonstruierten, belegt die doppelte Eigenart des Werkes: Der<br />

„Idomeneo“ war eine französische Oper im italienischen Gewand<br />

und eine Mannheimer Oper auf Münchner Boden.<br />

Ein lange ersehnter Auftrag<br />

IM SOMMER 1780 WAR ES ENDLICH SO WEIT: AUS MÜNCHEN<br />

traf der lang ersehnte Auftrag ein, die Oper für den nächsten<br />

Fasching zu schreiben. Für den jungen Mozart hatten zwei Jahre<br />

der Stagnation und des vagen Hoffens in Salzburger Hofdiensten<br />

ein Ende. Nun sollte er eine „große Opera“ schreiben – für das<br />

beste Orchester der Welt und einige der berühmtesten Sänger<br />

der Epoche, ein antikisches Drama mit allem, was dazugehört:<br />

Chor und Ballett, einer feierlichen Tempelszene, einem Orakel<br />

und einem wütenden Gott, der seinen Zorn in Sturm und Gewitter<br />

kundtut.<br />

Schon bevor er Anfang November selbst in München eintraf –<br />

sein Hinterteil mit den Händen in die Höhe haltend ob des<br />

harten Postwagens –, war Mozart im siebten Opernhimmel. Von<br />

langer Hand hatte der Vater den Opernauftrag eingefädelt.<br />

Leopolds strategische Fernsteuerungen waren durch das Schlafzimmer<br />

der Gräfin Paumgarten, der Mätresse des in München<br />

regierenden Kurfürsten, und durch diverse Musikerhände gegangen.<br />

Nun hatten sie ihr Ziel erreicht, und Vater und Sohn<br />

machten sich an die Arbeit.<br />

12


Das Procedere war höchst ungewöhnlich und eröffnete dem<br />

Komponisten ungeahnte Möglichkeiten. Wäre der Auftrag noch<br />

vom alten bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph gekommen,<br />

er hätte nichts weiter umfasst als die schematische Vertonung<br />

eines gängigen Opernlibrettos von Pietro Metastasio, dem<br />

Wiener Hofpoeten und Dichterfürsten des Zeitalters. Mozart<br />

hätte nur in seinen Bücherschrank greifen müssen, um den betreffenden<br />

Band der Metastasio-Gesamtausgabe hervorzuholen,<br />

und hätte ansonsten genau gewusst, was zu tun war, um eine<br />

klassische Opera seria abzuliefern. Seit 1778 aber wehte ein anderer<br />

Geist im zuvor so konservativen München. Der neue Kurfürst<br />

Carl Theodor hatte aus seiner pfälzischen Residenz einen<br />

entschieden französischen Geschmack mit an die Isar gebracht.<br />

In seinem riesigen Mannheimer Opernhaus hatte er in den<br />

1760er Jahren einige der aufregendsten Beispiele für antikische<br />

Operntragödien im gemischt französisch-italienischen Geschmack<br />

aufführen lassen, wie etwa die „Sofonisba“ von Tommaso<br />

Traetta oder die „Ifigenia in Tauride“ von Ciccio de Majo.<br />

Nun wollte der neue Kurfürst auch den Münchnern zeigen, wie<br />

aufregend ein solches italienisches Operndrama unter französischen<br />

Prämissen sein konnte.<br />

Ein französisches Buch und seine Umarbeitung<br />

GENAU AUS DIESEM GRUNDE FAND MOZART IN DEM<br />

Päckchen aus München neben dem Vertrag auch ein „Büchel“<br />

in französischer Sprache vor. Es war der Text einer alten<br />

französischen Operntragödie aus dem Jahre 1713, des „Idoménée“<br />

von Antoine Danchet, den seinerzeit André Campra vertont<br />

hatte – ein düsteres Schauerdrama aus dem alten Kreta, das in<br />

seinem blutrünstigen Finale etwas von der bedrückenden<br />

Atmosphäre jener Jahre widerspiegelte, als in Versailles die<br />

Herrschaft des Sonnenkönigs in den letzten Zügen lag. Diese<br />

„Tragédie lyrique“, wie man in Frankreich die ernste Oper<br />

nannte, sollte der Salz burger Hofkaplan Gianbattista Varesco<br />

nun in ein „Dramma per musica“ verwandeln, in den Text für<br />

13


eine italienische ernste Oper. Dazu hatten die Münchner<br />

Auftraggeber eigens einen „Plan“ mitgeschickt, der alle Schritte<br />

der Bearbeitung genau festlegte – bis hin zu der Frage, an<br />

welchen Stellen sich die Solisten zum Duett, Terzett oder<br />

Quartett zusammenfinden sollten. Die fünf Akte der französischen<br />

Tragödie hatte Varesco auf drei italienische Opernakte<br />

zu ver teilen, ungefähr 60 Prozent des Danchet-Textes schlicht<br />

ins Italienische zu übersetzen und zusätzlich Texte für Arien<br />

und Ensembles einzufügen.<br />

Viele typisch französische Szenen blieben in dieser Bearbeitung<br />

erhalten wie etwa der drohende Schiffbruch des Idomeneo im<br />

ersten Akt oder das Hafenbild im zweiten Akt mit seinen aufmarschierenden<br />

Marinesoldaten, die später von einem furchterregenden<br />

Seeungeheuer in die Flucht geschlagen werden. Fast<br />

alle Chorszenen im „Idomeneo“ entstammen direkt der französischen<br />

Vorlage. Man kann sie zwei verschiedenen Genres zuordnen:<br />

dem „Divertissement“ und dem „Merveilleux“.<br />

Die festlichen „getanzten Chöre“ im Rhythmus einer Chaconne<br />

oder anderer französischer Barocktänze entstammen der Welt<br />

der „Divertissements“, jener festlichen Unterbrechungen, wie sie<br />

in der Tragédie lyrique in jedem Opernakt üblich waren. Ein<br />

solches „Divertissement“ übernahm Varesco etwa an der Stelle<br />

zu Beginn des Hafenbildes, wo die Seeleute die baldige Abreise<br />

feiern und Elettra in ihre Mitte nehmen. Mozart wurde diese<br />

Idylle gar zu lang, weshalb er die sechs Strophen (!) der Elettra<br />

innerhalb des Chores auf eine einzige zusammenstrich. Er wollte<br />

schneller zum Wesentlichen kommen: zum „Merveilleux naturel“,<br />

dem Wunderbaren, wie es sich in der aufgepeitschten Natur<br />

am Ende des Aktes kundtut. Bevor jedoch Donnerwetter und<br />

Seemonster alle Anwesenden aufschrecken, musste Varesco ein<br />

italienisches Terzett für die Solisten einschieben. Das drohende<br />

Chaos des französischen Aktschlusses schwebt wie ein Damoklesschwert<br />

über ihrem Gesang – ein typisches Beispiel für die<br />

Überlagerung von italienischem und französischem Stil im<br />

„Idomeneo“.<br />

14


Während seines Pariser Sommers 1778 hatte Mozart genügend<br />

Gelegenheit gehabt, französische Chorszenen im vollen Raffinement<br />

der Pariser Bühnenmaschinerie zu bestaunen, untermalt<br />

von der Musik eines Rameau oder Grétry. In der italienischen<br />

Oper dagegen galten auf der Bühne erscheinende Götter, Seeungeheuer<br />

in der Wellenmaschine oder Blitz und Donner aus dem<br />

Schnürboden als Fossilien einer barocken Ästhetik. Die Mannheimer<br />

in München brachten sie wieder in Mode – ein Trend, der<br />

damals auch fortschrittliche italienische Bühnen wie die gerade<br />

erst eröffnete Scala erfasste. Da man aber in München auf solche<br />

Formen des französischen Bühnenzaubers nicht vorbereitet<br />

war, ließ der Mannheimer Bühnenbildner Lorenzo Quaglio vor<br />

dem „Idomeneo“ erst einmal die veraltete Bühnenmaschinerie<br />

des Cuvilliéstheaters auf Vordermann bringen und etliche<br />

Bühnenbilder aus Mannheim herbeischaffen: „Felsen“, „bewegtes<br />

Meer“, „Tempel“ etc. In diesen typisch französischen Dekorationen<br />

spielten sich jene Manifestationen des „Merveilleux“ ab,<br />

die dem jungen Mozart die Gelegenheit gaben, sich als Klangmaler<br />

in französischer Manier zu bewähren.<br />

Die Mannheimer in München<br />

SELTEN HAT DAS ORCHESTERGENIE MOZART SO RÜCKhaltlos<br />

aus dem Vollen geschöpft wie im „Idomeneo“. Von den<br />

schneidenden Tönen der Piccoloflöte in der zweiten Sturmszene<br />

bis hin zu den schmelzenden H-Klarinetten in Ilias dritter Arie<br />

benutzte er die gesamte Palette des zeitgenössischen Orchesters.<br />

Nie vorher und nie nachher war er so unkonventionell, was<br />

klangmalerische Wirkungen, spektakuläre Instrumentationseffekte<br />

und wild sich aufbäumende Dynamik im Orchester<br />

anbelangt. Denn seinen „Idomeneo“ schrieb er für das damals<br />

beste Orchester der Welt: die Mannheimer Hofkapelle.<br />

Nachdem Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz 1778 seinen<br />

bayerischen Cousin beerbt hatte und an die Isar übergesiedelt<br />

war, wollte er auf die Klangkultur seines weltberühmten Orchesters<br />

nicht verzichten und ordnete kurzerhand eine Orchester-<br />

15


fusion an – die erste der deutschen Musikgeschichte. Mozart bekam<br />

das Ergebnis schon im Fasching 1779 in München zu hören<br />

und durfte sich freuen, da an allen ersten Pulten der vereinigten<br />

„pfalz-bayerischen Hofkapelle“ Mannheimer Musiker saßen. Er<br />

kannte viele von ihnen, seit er mit ihnen in Mannheim zwei Jahre<br />

zuvor Freundschaft geschlossen hatte. Damals hatte er ihre<br />

phänomenale Klangkultur schon in einigen raffiniert instrumentierten<br />

Konzertarien ausgenutzt. Nun konnte er aus dem<br />

Vollen schöpfen. „Kommen Sie – hören Sie, bewundern Sie das<br />

Orchester“, schrieb Mozart wie in Trance an seinen Vater, als er<br />

die Mannheimer im November 1780 kurz nach seiner Ankunft in<br />

München wieder gehört hatte.<br />

Jene Mannheimer Konzertarien sind auch der schönste Beleg für<br />

Mozarts Freundschaft mit dem großen Dreigestirn der Mannheimer<br />

Oper, das ihm nun im „Idomeneo“ wieder begegnete: die<br />

Primadonna Dorothea Wendling, die praktischerweise mit dem<br />

Soloflötisten des Orchesters verheiratet war, ihre Schwägerin<br />

Elisabeth Wendling, die Secondadonna und Koloratursopranistin<br />

des Ensembles, und der Tenor Anton Raaff, der größte heroische<br />

Tenor des 18. Jahrhunderts, ein Rheinländer, der auf allen<br />

großen Bühnen Italiens, in Madrid und Lissabon drei Jahrzehnte<br />

lang die größten Erfolge gefeiert hatte, bevor er in Mannheim<br />

einen mit wenigen Opernpflichten verbundenen Vorruhestand<br />

genoss. Auch Dorothea Wendling war mit ihren 44 Jahren schon<br />

beinahe pensioniert. Doch beide, die ältere Wendling und Raaff,<br />

kehrten für Mozarts „Idomeneo“ noch einmal auf die Opernbühne<br />

zurück und sangen ihre jeweils letzten Rollen: die Trojanerprinzessin<br />

Ilia und den Kreterkönig Idomeneo.<br />

Auch in diesem Fall konnte Mozart an seine Mannheimer Erfahrungen<br />

nahtlos anknüpfen. Den drei vertrauten Stimmen<br />

schrieb er Arien auf den Leib, die so „angemessen“ waren „wie<br />

ein gutgemachts Kleid“. Die beiden Frauen bedachte er dabei<br />

nicht zufällig mit einer Musik des Parlando und Agitato, des<br />

„Sturm und Drang“. Denn gerade Dorothea Wendling war in<br />

ihren Mannheimer Opernrollen, als Sofonisba und Ifigenia,<br />

16


Giunia und Aspasia, zum Inbegriff des tiefen Gefühls auf der<br />

Opernbühne geworden. In die Partie der Sofonisba hatte sie 1762<br />

sogar einen „urlo francese“, einen Schrei nach französischer Art,<br />

eingebaut. Um puren Belcanto ging es dieser Sängerdarstellerin<br />

nicht, ebenso wenig ihrer Schwägerin in der Rolle der Elettra.<br />

Für Anton Raaff war Mozart zwar zu manchem Zugeständnis<br />

bereit, um den großen Tenor „recht zu bedienen“. Doch immerhin<br />

gab er auch hier dem „Ausdruck der Worte“ den Vorrang vor<br />

bloßer Konvention.<br />

Es ist keine Übertreibung, wenn man den „Idomeneo“ als eine<br />

Manifestation der französisch geprägten Mannheimer Opernästhetik<br />

auf Münchner Boden bezeichnet. Und dies erklärt auch,<br />

warum man Mozart gerade diesen Auftrag erteilte: Dank seiner<br />

langen Jahre in Italien, seiner Mannheimer Erfahrungen und<br />

seiner Vertrautheit mit der französischen Oper war er genau der<br />

richtige Mann, um die ganz spezifische Stilsynthese, wie man sie<br />

für den „Idomeneo“ erwartete, in die Tat umzusetzen. Wenige<br />

Monate später in Wien plante Mozart, die Oper „mehr auf<br />

französische Art einzurichten“, was voraussetzt, dass schon die<br />

Münchner Urfassung ein erhebliches Maß an Französischem<br />

enthielt.<br />

Ein Kastrat ohne Stimme und<br />

zwei Münchner Tenöre<br />

NICHT MIT ALLEN SÄNGERN WAR MOZART IN DIESER<br />

Produktion so einverstanden wie mit den beiden Schwägerinnen<br />

Wendling. An Anton Raaff hatte er manches auszusetzen, besonders,<br />

als der Tenor am großen Quartett im dritten Akt herumnörgelte,<br />

für Mozart das Kernstück der Oper. „der einzige Raaff<br />

meint, es wird nicht Effect machen … ich sagte nur; liebster<br />

freund! – wenn ich nur eine Note wüste, die in diesen quartetto<br />

zu ändern wäre, so würde ich es sogleich thun. – allein – ich bin<br />

noch mit keiner sache in dieser opera so zufrieden gewesen wie<br />

mit diesen quartett … was terzetten und Quartetten anbelangt<br />

muß man dem Compositeur seinen freyen Willen lassen.“ Mo-<br />

17


zarts Unbill konnte sich auch daran entzünden, dass Raaff auf<br />

der Bühne so steif wie eine „Statue“ war, dass er in der ersten<br />

Arie „zu sehr ins Cantabile“ machte, in der zweiten „zu sehr auf<br />

den alten Schlendrian versessen“ war, „dass man Blut dabei<br />

schwitzen möchte“. Grundsätzlichen Respekt aber konnte er dem<br />

großen Raaff, seinem „liebsten besten Freund“, nicht versagen.<br />

Der „Stein des Anstoßes“ in der neuen Oper war der Kastrat: „Der<br />

Bub kann doch gar nichts. Seine Stimme wäre nicht so übel,<br />

wenn er sie nicht in den Hals und in die Gurgel nehmete. Übrigens<br />

hat er aber gar keine Intonation, keine Methode, keine Empfindung.“<br />

Der „Bub“ hieß Vincenzo dal Prato und war ein junger<br />

Kastrat aus Italien, den der Münchner Intendant auf höchsten<br />

Wunsch, aber mit wenig Geschick für die neue Oper verpflichtet<br />

hatte. Mozart war im Kastratenfach anderes gewohnt, denn<br />

schon als Jugendlicher hatte er mit einigen der größten Sänger<br />

des Jahrhunderts zusammengearbeitet: mit Manzuoli und<br />

Tenducci, Rauzzini und Consoli. Nun musste er seinem „Molto<br />

Amato Castrato del Prato“ die ganze Oper Note für Note beibringen.<br />

Und auf der Bühne war an tragische Wirkungen kaum<br />

zu denken, „weil Raaff und dal Prato die elendsten Acteurs, die<br />

jemals die Bühne trug, sind.“<br />

Ein guter Schauspieler dagegen und ein Fossil der alten Münchner<br />

Oper war der italienische Tenor Domenico de’ Panzacchi. Bis<br />

1778 hatte er in den Münchner Karnevalsopern stets die Hauptrolle<br />

gesungen – einmal einen Intriganten wie in der „Zenobia“,<br />

einmal einen gütigen Alten wie im „Eroe cinese“. Ihm zur Seite<br />

stand damals als zweiter Tenor Johann Walleshauser, der sich<br />

selbst Giovanni Valesi nannte und ein von Mozart geschätzter<br />

Gesangslehrer war. Diese beiden Tenöre nun hatten am Rand des<br />

Geschehens ihr eigenes Duell auszufechten: das zwischen dem<br />

königlichen Berater Arbace und dem Oberpriester. Den weisen<br />

und gütigen Arbace verkörperte Panzacchi so überzeugend, dass<br />

ihm Mozart im dritten Akt die längste Arie der Oper auf den Leib<br />

schrieb, eine wundervolle Huldigung an die alte Münchner<br />

Seria, präludiert von einem erschütternden Rezitativ über die<br />

18


Leiden des kretischen Volkes. Unmittelbar danach durfte Valesi<br />

als bigotter Oberpriester auftreten – eine Rolle, die für den<br />

Münchner Tenor neu ins Stück hineingeschrieben wurde und<br />

die sich im dritten Akt zunehmend zum Gegenspieler des Königs<br />

und Arbaces entwickelt.<br />

Drei Akte und ein glückliches Ende<br />

DER DRITTE AKT DES „<strong>IDOMENEO</strong>“ IST OHNE ZWEIFEL DER<br />

Höhepunkt der Oper und einer der unkonventionellsten Opernakte<br />

des gesamten 18. Jahrhunderts – in seiner zunehmenden<br />

Düsternis und dem Überborden der Rezitative vielleicht nur<br />

dem dritten Akt von Händels „Hercules“ vergleichbar. Liest man<br />

die ausführliche Korrespondenz Mozarts mit seinem Vater, in<br />

der die beiden jeden Schritt in der Entstehung der Oper kommentierten,<br />

kann man die zunehmende Verdichtung förmlich<br />

spüren, die Mozart immer tiefer in seinen Stoff hineinführte<br />

und zu immer radikaleren Brüchen mit der Opernästhetik seiner<br />

Zeit animierte.<br />

Im ersten Akt des „Idomeneo“ ist das Verhältnis zwischen italienischen<br />

Arien und französischen Chorszenen noch ausgewogen.<br />

Schon gegen Ende des zweiten Aktes aber behält die französische<br />

Ästhetik die Oberhand: Eine Cavatina des Idomeneo ersetzte Mozart<br />

kurzerhand durch ein „feuriges Rezitativ, welches man mit<br />

Donner und Blitz nach Belieben accompagnieren kann“. Das<br />

übliche Ballett-Divertissement am Ende des zweiten Aktes – „il<br />

solito Divertimento“, wie es im Libretto genannt wird –, verwandelte<br />

sich unter seinen Händen in die verzweifelte Flucht<br />

der Kreter vor dem Seeungeheuer, untermalt von bestürzender<br />

Orchestermusik und bestürzten Gesten der Tänzer.<br />

Im dritten Akt ging Mozart dann völlig neue Wege: „Kopf und<br />

Hände sind mir so von dem dritten Ackte voll, daß es kein<br />

Wunder wäre, wenn ich selbst zu einem dritten Ackt würde. – der<br />

allein kostet mehr Mühe als eine ganze opera – denn es ist fast<br />

keine scene darinn die nicht äusserst intereßant wäre … Man hat<br />

19


gefunden daß er die 2 Erstern Ackte noch um viel übertrift. – Nur<br />

ist die Poesie darinn gar zu lang und folglich die Musick auch,<br />

welches ich immer gesagt habe.“<br />

In der letzten Fassung mit allen Strichen Mozarts enthält der<br />

Akt nur noch ganze zwei Arien: Ilias „Zefiretti lusinghieri“ zu<br />

Beginn und die Arie des Arbace. Die Führung im Drama übernehmen<br />

andere Formen: die großen, vom Orchester begleiteten Rezitativdialoge,<br />

die Ensembles und Chöre. Dabei geht es Schlag auf<br />

Schlag: Auf das Duett der Liebenden folgt das große Quartett,<br />

auf die eingeschobene Szene des Arbace der dramatische Dialog<br />

zwischen dem Oberpriester und Idomeneo, auf diesen der erschütternde<br />

Trauerchor „O voto tremendo“ mit dem Solo des<br />

Gran Sacerdote. Selbst Idomeneos Gebet im Tempel, eingebettet<br />

in Priestermarsch und Priesterchor, hat Mozart verkürzt, um<br />

sich ganz auf die Hauptszene zu konzentrieren: den Dialog zwischen<br />

Vater und Sohn vor der Opferung. Es ist das zarteste, rührendste<br />

und längste Recitativo accompagnato für zwei Sänger,<br />

das er jemals geschrieben hat.<br />

Dieser Versöhnung im Angesicht des Todes musste alles weichen,<br />

was störte: die Arie des Idamante, die Schlussarie der tobenden<br />

Elettra, ja sogar die Abschiedsarie des Idomeneo. Der<br />

Orakelspruch der göttlichen Stimme musste auf ein Mindestmaß<br />

zusammengekürzt werden, nicht nur, um die Illusion aufrechtzuerhalten,<br />

dass hier tatsächlich ein Gott „schreckbar“ zu<br />

den Menschen spricht. Mozart wollte auch die Wendung zum<br />

Hellen und Guten, den Durchbruch zur Welt des Idamante und<br />

der Ilia, am Ende weder aufhalten noch eintrüben. Das alte Kreta<br />

muss weichen. Es dankt in Idomeneos letzter Ansprache mit<br />

dem König ab. Am Ende bleiben nur zwei verzückte Liebende in<br />

schwebenden Durakkorden, die vom jubelnden Chor und vom<br />

Ballett in eine lichte Zukunft getragen werden. Der Schluss des<br />

Dramas um Idomeneo sollte nach seinem Willen „nichts als<br />

Ruhe und Zufriedenheit zeigen, … denn das Unglück, welches er<br />

alles auszustehen gehabt hat, haben wir die ganze Oper durch<br />

genug gesehen, gehört und gefühlt“.<br />

20


In diesem Schluss hat sich Mozarts Vorstellung von einem italienischen<br />

Operntheater nach französischen Maximen vollkommen<br />

erfüllt. Zugleich wird aus dem scheinbar konventionellen<br />

„lieto fine“, dem Happy End einer Opera seria, der Durchbruch<br />

der Menschen zum Geist der Aufklärung. So stieß Mozart am<br />

Ende seiner „Münchner Opera“ ins Visionäre vor. Es war das<br />

Ende eines langen Weges, den nicht nur die Gestalten der Oper<br />

vom Beginn des ersten Aktes an zu durchleiden haben, sondern<br />

den auch Mozart selbst vom Eintreffen des Auftrags in Salzburg<br />

bis zur Vollendung des Schlussballetts zurücklegte.<br />

Karl Böhmer<br />

21


Zur gespielten Fassung<br />

WOHL KEIN DIRIGENT BISLANG HAT SICH IN SEINER<br />

Fassung des Idomeneo so kompromisslos an der Version der<br />

Münchner Uraufführung orientiert wie Nikolaus Harnoncourt.<br />

Mozarts Arbeit an dem Werk ist hauptsächlich in fünf verschiedenen<br />

Quellen dokumentiert: im Briefwechsel mit dem Vater, in<br />

den beiden gedruckten Versionen des Librettos, die erheblich<br />

voneinander abweichen, in Mozarts Autograph und in jener<br />

Münchner Partiturabschrift, die Christian Cannabich als Dirigent<br />

der Uraufführung benutzt hat. Gerade diese letzte Quelle,<br />

die erst 1980 im Archiv der Bayerischen Staatsoper vollständig<br />

wieder auftauchte, offenbart unmissverständlich, was bei der<br />

Uraufführung tatsächlich erklang und vor allem: was nicht! Mozarts<br />

Striche, besonders im dritten Akt, sind hier ausgeführt und<br />

nicht wie im Autograph quasi als Optionen in den Raum gestellt.<br />

In vielen Produktionen des Werkes aber, gerade auch in aktuellen<br />

Aufführungen, werden Mozarts Striche wieder aufgemacht.<br />

Dadurch wird aus einer Oper, die in der Uraufführung nachweislich<br />

ohne Pausen drei Stunden dauerte, ein mehr als vierstündiges<br />

Ereignis.<br />

Mozarts Striche<br />

NIKOLAUS HARNONCOURT IST DEN QUELLEN TREU GEblieben<br />

und hat die zum Teil herben Einschnitte Mozarts in<br />

seine eigene Partitur radikal umgesetzt. Im dritten Akt entfallen<br />

die Arien des Idamante, der Elettra und des Idomeneo, aber auch<br />

Teile einzelner Nummern wie die zweite Strophe von Idomeneos<br />

Gebet mit dem Chor der Priester oder sieben der herrlichen acht<br />

Orchestertakte, die seine Abdankungsrede einleiten. All dies hat<br />

Mozart in seiner eigenen Partitur gestrichen, und es fand keinen<br />

Eingang in die Münchner Dirigierpartitur.<br />

22


Lediglich an zwei Stellen hat sich Harnoncourt zum Aufmachen<br />

von Strichen entschlossen, um die Nebenrollen, Arbace und Gran<br />

Sacerdote, stärker zu profilieren: Während Mozart Arbaces Koloraturarie<br />

im zweiten Akt singen ließ, die lyrische Arie im dritten<br />

Akt aber fortließ, geht Harnoncourt den umgekehrten Weg. So<br />

bleibt das wundervolle Rezitativ „Sventurata Sidon“ mit der Arie<br />

„Se colà ne’ fatti è scritto“ als letzter Arien-Einschnitt vor dem<br />

Denouement stehen. Im wenig später folgenden Trauerchor des<br />

Volkes „O voto tremendo“ strich Mozart den ersten Teil und das<br />

Solo des Oberpriesters und ließ nur den letzten chorischen Teil<br />

stehen. Harnoncourt hat diesen Strich aufgemacht, um dem<br />

Satz und besonders der Rolle des Oberpriesters seine zentrale<br />

Stellung im Schlussakt zurückzugeben.<br />

Ansonsten werden Mozarts Kürzungen genau befolgt, bis hin<br />

zu feinsten Verästelungen in den Rezitativen mit oft überraschenden<br />

harmonischen Übergängen, die man aus dem Autograph<br />

erst minutiös herauslesen muss, weil die Neue Mozartausgabe<br />

in den ersten beiden Akten noch ohne Kenntnis von<br />

Mozarts Originalhandschrift auskommen musste. Auch hier<br />

ist die Grazer Fassung von Nikolaus Harnoncourt näher am<br />

Original als alle bisherigen Versionen. In den brieflichen Diskussionen<br />

mit seinem Vater über zwei zentrale Rezitativdialoge –<br />

die Erkennungsszene zwischen Vater und Sohn und das erste<br />

Gespräch zwischen dem König und seinem Berater Arbace –<br />

plädierte Mozart mit Zähigkeit für die kürzeste denkbare Lösung.<br />

„Man muss aus der Not eine Tugend machen!“, lautete seine<br />

Formel, um seine Striche zu rechtfertigen. Tatsächlich entsteht<br />

aus Mozarts Kürzungen die Tugend eines wunderbar geschlossenen,<br />

fast ohne Einschnitte voranschreitenden „Drama per<br />

musica“ (So nannte er selbst das Werk, als er auf die Münchner<br />

Dirigierpartitur eigenhändig den Titel schrieb). Am Autograph<br />

der ersten beiden Akte kann man wunderbar ablesen, wie er<br />

diese Kontinuität des Dramas dadurch noch betonte, dass er die<br />

„Konzertschlüsse“ von Arien ausstrich und sie durch Übergänge<br />

in die nächste Nummer ersetzte. „Applauskiller“ nannte das die<br />

23


Münchner Sopranistin Juliane Banse aus leidvoller Erfahrung:<br />

Alle drei Arien der Ilia gehen unmittelbar ins folgende Rezitativ<br />

über. Mozart ging es um Dichte des Dramas, nicht um Szenenapplaus<br />

für seine Primadonna.<br />

Klangliche Eigenarten<br />

AUCH IN KLANGLICHER HINSICHT HAT SICH NIKOLAUS<br />

Harnoncourt um größtmögliche Treue zu Mozarts Partitur<br />

bemüht. Für Ilias Arie zu Beginn des dritten Aktes, „Zefiretti<br />

lusinghieri“, ließ er eigens ein Paar H-Klarinetten bauen. Diese<br />

seltene Stimmung ist heute neben den B- und A-Klarinetten<br />

völlig in Vergessenheit geraten, wurde aber von den Klarinettisten<br />

der Mannheimer bzw. Münchner Hofkapelle gerne zu koloristischen<br />

Zwecken eingesetzt. Schon Johann Christian Bach<br />

hat davon in seinen Mannheimer Opern „Temistocle“, „Lucio<br />

Silla“ und „Amore vincitore“ wirkungsvollen Gebrauch gemacht.<br />

Die auf H-Dur eingestimmten Klarinetten verleihen der Arie in<br />

E-Dur eine ganz eigene Färbung.<br />

Im Rückgriff auf den Originalklang des Concentus Musicus<br />

gewinnt die Grazer Aufführung viele ursprüngliche Klangwirkungen<br />

zurück. Die Flötensoli in d-Moll und Es-Dur, die<br />

Mozart seinem Freund Jean Baptiste Wendling in der ersten<br />

Elettra-Arie und in Ilias „Se il padre perdei“ auf den Leib schrieb,<br />

entfalten auf einer Traversflöte der Mozartzeit einen ganz<br />

eigenen klanglichen Reiz. Die Schreckensakkorde, mit denen die<br />

Bläser im Finale des zweiten Aktes die Schreie des wütenden<br />

Volkes aufgreifen („Il reo qual è?“ „Der Schuldige, wer ist’s?“),<br />

klingen auf Naturhörnern und historischen Holzblasinstrumenten<br />

ungleich furchterregender als in einem modernen<br />

Bläsersatz. Die Bläser-Sordinen – Dämpfer, die Mozart eigens<br />

von seinem Vater in Salzburg anforderte, – verleihen dem Klang<br />

von Naturhörnern und Naturtrompeten eine gespenstische Aura.<br />

Auch in unserer Vorstellung werden österreichische barocke<br />

Originalhorn- und Trompetendämpfer verwendet.<br />

24


Mit Hilfe der Dämpfer gelang Mozart im Marsch des zweiten<br />

Aktes ein besonders raffinierter Klangeffekt: das allmähliche Anwachsen<br />

des Orchesterklangs von einer Art „Fernklang“ zum<br />

vollen Klang einer „Military Band“. Dieser Effekt ist ganz in die<br />

Szene integriert: Am Ende ihrer idyllischen Arie „Idol mio“ hört<br />

Elettra von ferne Marschklänge, die sie an den Aufbruch gemahnen.<br />

Während sie den Palast verlässt, um dem Hafen zuzustreben,<br />

wechselt das Bühnenbild, und zu den immer lauter<br />

werdenden Klängen des Marsches stellen sich die Seeleute im<br />

Hafen auf: „Nach dem Maße, wie die Scenen verändert werden,<br />

hört man den Marsch immer näher“, heißt es im deutschen Teil<br />

des Librettos. Mozart trug alle Details dieses ausinstrumentierten<br />

Crescendos in seine Partitur ein: Zu Beginn spielen Flöten<br />

und Fagott „piano assai“, die Hörner und Trompeten con sordini,<br />

die Pauke „coperto“, wie eine echte Marschmusik, die man ganz<br />

von ferne hört. „Pianissimo“ treten die gedämpften Streicher<br />

hinzu, ab dem zweiten Mal die Oboen, ab dem dritten Mal die<br />

Klarinetten. Beim zweiten Durchlauf „nehmen die Waldhorn<br />

und Trompetten die Sordinen weg“, beim dritten Durchlauf<br />

„wächst das ganze Orchester bis zum Fortissimo“. Meist wird gerade<br />

dieser minutiös kalkulierte Klangeffekt auf nur zwei Durchläufe<br />

des Marsches reduziert.<br />

So enthält die Grazer Fassung des Idomeneo zahllose Details,<br />

die direkt auf Mozarts Partitur und ihre erste Münchner Aufführung<br />

zurückgehen.<br />

Karl Böhmer<br />

25


O-Ton Mozart: Leopold und Wolfgang<br />

ZU KEINER ANDEREN OPER MOZARTS HAT SICH EIN SO<br />

genaues Protokoll der Entstehungsgeschichte und der ersten<br />

Proben erhalten wie zum Idomeneo. Es handelt sich um den<br />

Briefwechsel mit dem Vater, der zu Hause in Salzburg die<br />

Änderungswünsche des Münchner Produktionsteams bei dem<br />

Librettisten Varesco durchsetzen musste, Arientexte, Trompetensordinen<br />

und vieles mehr nach München schickte, vor allem<br />

gute Ratschläge an seinen Sohn, die Musik und das Drama betreffend.<br />

Hier die schönsten Stellen aus Wolfgangs Briefen und<br />

einige Antworten seines Vaters, geordnet nach Themen.<br />

Zu den Sängern<br />

DOROTHEA UND ELISABETH WENDLING (ILIA UND<br />

Elettra): „Mad:me Dorothea Wendling ist mit ihrer Scene<br />

Arci=Contentißima – Sie hat sie 3 mal nach einander hören wollen“<br />

(8.11.1780). „die lisel Wendling hat auch schon ihre zwey Arien<br />

ein halb=duzendmal durchgesungen – sie ist sehr zufrieden.<br />

Ich habe es von einer dritten hand, daß die 2 Wendlinge ihre<br />

Arien sehr gelobt haben“ (15.11.1780).<br />

Vincenzo dal Prato (Idamante): „Meinem Molto amato Castrato<br />

del Prato muß ich aber die ganze Oper lehren. Er ist nicht im<br />

Stande einen Eingang in einer aria zu machen der etwas heist;<br />

und eine ungleiche stimme“ (15.11.1780)! „vorgestern hat der Del<br />

Prato in der Accademie gesungen daß es eine schande war – ich<br />

will wetten daß der Mensch nicht einmahl die Proben, vielweniger<br />

die opera aushällt – der ganze kerl ist inwendig nicht gesund<br />

… er muß seine ganze Rolle wie ein kind lernen. Er hat um keinnen<br />

kreützer Methode“ (22.11.1780). „Der Bub kann doch gar nichts. –<br />

seine stimme wäre nicht so übel, wenn er sie nicht in den hals<br />

und in die Gurgel nehmete – übrigens hat er aber gar keine<br />

Intonation – keine Methode – keine Empfindung“ (30.12.1780).<br />

26


Anton Raaff (Idomeneo): „hören sie, der Raaff ist der beste, Ehrlichste<br />

Mann von der Welt, aber – auf den Alten schlendrian versessen<br />

– das man blut dabey schwitzen möchte; – folglich sehr<br />

schwer für ihn zu schreiben. – sehr leicht auch wenn sie wollen,<br />

wenn man so alle tag arien machen will. – wie par Exemple die<br />

Erste aria Vedròmi intorno Etc: wenn sie sie hören werden, sie ist<br />

gut, sie ist schön – aber wenn ich sie für Zonca geschrieben hätte,<br />

so würde sie noch besser auf den Text gemacht seyn. – er liebt die<br />

geschnittenen Nudeln zu sehr – und sieht nicht auf die Expreßion“<br />

(27.12.1780). „wegen der 2 scenen die abgekürzt werden sollen<br />

… und warum ich sogleich nemlicher Meynung war, ist, weil<br />

Raaff und del Prato das Rezitativ ganz ohne geist und feuer, so<br />

ganz Monoton herab singen – und die Elendsten acteurs, die<br />

Jemals die Bühne trug, sind“ (27.12.1780).<br />

Domenico de’ Panzacchi (Arbace): „dem Ehrlichen, alten Mann<br />

muß man doch auch etwas zu guten thun, – dieser möchte nur<br />

um etwas ein paar Verse sein Recitativ im 3:ten Ackt verlängert<br />

haben. – welches wegen dem Chiaro e scuro und weil er ein guter<br />

acteur ist, von guter wirkung seyn wird.“<br />

Zu den drei Akten<br />

AKT I: „NACH DEM ERSTEN ACKT SAGTE MIR DER CHURfürst<br />

überlaut Bravo, und als ich hingieng ihm die hand zu<br />

küssen, sagte er: Diese opera wird charmante werden; er wird<br />

gewis Ehre davon haben“ (27.12.1780). „Die Probe ist ausserordentlich<br />

gut außgefallen … Ich kann Ihnen nicht sagen, wie<br />

alles voll freüde und Erstaunen war … graf seinsheim sagte zu<br />

mir; - ich versichere sie daß ich mir sehr viel von ihnen erwartet<br />

habe – aber das hab ich wahrlich nicht erwartet … Ramm sagte<br />

mir – das kann ich Ihnen wohl gestehen, daß mir noch keine Musique<br />

solche impreßion gemacht hat – und ich versichere sie, daß<br />

ich wohl 50 mahl auf ihrem H: vatter gedacht habe, was dieser<br />

Mann für eine freüde haben muß, wenn er diese opera hört“<br />

(1.12.1780). * Leopold Mozart: „H: Becke, welcher voll der Lobes-<br />

27


erhebungen deiner Musik des ersten Ackts war, schrieb, daß ihm<br />

die Zeher in die Augen tratten als er diese Musik hörte vor freude<br />

und vergnügen, und daß alle behaupteten, das wäre die schönste<br />

Musik, die sie gehört hätten, daß alles neu und fremd wäre &c:“<br />

Akt 2: „die lezte Prob ist wie die Erste, recht gut ausgefallen –<br />

und hat sich das orchestre wie alle zuhörer mit vergnügen betrogen<br />

gefunden, daß der 2:te Ackt in Ausdruck und Neuheit ohnmöglich<br />

stärker als der Erste seyn kann“ (19.12.1780). „weil der<br />

Churfürst nicht wuste, ob er so lange da bleiben kann, so muste<br />

man ihm die Concertirende aria und das Donnerwetter zu anfangs<br />

zweyten Ackt machen. – nach diesem gab er mir wieder auf<br />

das freundlichste seinen Beyfall, und sagte lachend: – man sollte<br />

nicht meynen, daß in einem so kleinen kopf, so was grosses<br />

stecke. – er hat auch andern tages frühe beym Cercle meine opera<br />

sehr gelobt“ (27.12.1780). „der Churfürst war lezthin bey der Probe<br />

so zufrieden, daß er … Jederman der zu ihm gekommen ist, von<br />

meiner Musick geredet hat, mit diesem aus=druck. – ich war ganz<br />

surprenirt – noch hat mir keine Musik den Effect gemacht; – das<br />

ist eine Magnifique Musick“ (30.12.1780). * Leopold Mozart: „Herr<br />

Becke schrieb mir, daß der Chor im zweyten Acte beym Sturme<br />

so stark wäre, daß er Jedem, auch in der größten Sommerhitze,<br />

eiskalt machen müßte … Herr Esser, daß er die zwey Acte gehört,<br />

und: che abbia sentito una musica ottima e particolare, universalmente<br />

applaudita“ (25.12.1780).<br />

Akt 3: „Kopf und Hände sind mir so von dem dritten Ackte voll,<br />

daß es kein Wunder wäre, wenn ich selbst zu einem dritten Ackt<br />

würde. – der allein kostet mehr Mühe als eine ganze opera – denn<br />

es ist fast keine scene darinn die nicht äussert intereßant wäre“<br />

(3.1.1781). „die Probe mit dem dritten Ackt ist vortreflich ausgefallen.<br />

man hat gefunden daß er die 2 Erstern Ackte noch um viel<br />

übertrift. Nur ist die Poesie darinn gar zu lang, und folglich die<br />

Musick auch; (welches ich immer gesagt habe) deswegen bleibt<br />

die aria vom Idamante, Nò, la morte io non pavento, weg, –<br />

welche ohnedieß ungeschickt da ist – worüber aber die leute die<br />

sie in Musick gehört haben, darüber seüfzen – und die letzte von<br />

28


Raaff auch – worüber man noch mehr seüfzt – allein – man muß<br />

aus der Noth eine tugend machen“ (18.1.1781). „man ist doch froh<br />

wenn man von einer so grossen, Mühsammen Arbeit Endlich<br />

befreyet – und mit Ehr und Ruhm befreyet ist“ (19.1.1781).<br />

Zu einzelnen Nummern<br />

STURMSZENE IM ERSTEN AKT: „IM ERSTEN ACKT SCENA VIII.<br />

hat H. Quaglio den nemlichen Einwurf gemacht den wir gleich<br />

anfangs machten. nemlich daß es sich nicht schicke, das der<br />

könig ganz allein zu schiff seye – glaubt der H. Abbè daß man ihn<br />

in den gräulichen sturm von Jedermann verlassen, ohne schiff,<br />

ganz allein in gröster gefahr schwimmend sich so vernünftig<br />

vorstellen kann, so mag alles so bleiben, aber NB: ohne schiff,<br />

denn, im schiff kann er allein nicht seyn“ (13.11.1780). * Leopold<br />

Mozart: „Du weist, daß ich diesen Einwurf nach München<br />

gemacht habe; allein man schrieb zurück, daß sich die donnerwetter<br />

und das Meer an keine Étiquette kehren“ (18.11.1780).<br />

Ilias Arie „Se il padre perdei“: „die Aria der Ilia im zweyten Ackt<br />

möchte ich für das was ich Brauche ein wenig verändert haben<br />

… eine ganz Natürlich fortfliessende Aria – wo ich nicht so sehr<br />

an die Worte gebunden, nur so ganz leicht auch fortschreiben<br />

kann, denn wir haben uns verabredet hier eine aria Andantino<br />

mit 4 Concertirenden Blas=Instrumenten anzubringen, nemlich<br />

auf eine flaute, eine oboe, ein Horn, und ein Fagott“ (8.11.1780).<br />

Idomeneos Arie „Fuor del mar“: „gestern vormittag war wieder<br />

M:r Raaff bey mir, um die Aria im zweyten ackt zu hören – der<br />

Mann ist so in seine Aria verliebt, als es nur immer ein junger<br />

feuriger Mann in seine Schöne seyn kann. Denn Nachts, ehe er<br />

einschläft, und Morgens, da er erwacht, singt er sie“ (1.12.1780).<br />

„die aria ist ganz gut auf die Wörter geschrieben – man hört das<br />

– mare – und das mare funesto und die Paßagen sind auf Minacciar<br />

angebracht, welche dann das Minacciar, das Drohen – gänzlich<br />

ausdrücken. – und überhaupt ist das – die Prächtigste aria in<br />

der opera – und hat allgemeinen Beyfall gehabt“ (27.12.1780).<br />

29


Hafenbild im zweiten Akt: „fragen sie doch den Abate varesco ob<br />

man bey dem Chor im 2:ten Ackt Placido è il mar Etc. nachdemm<br />

nach der Ersten strophe der Elletra der Chor wiederhollet worden,<br />

nicht aufhören könte? … es wird doch gar zu lang“<br />

(24.11.1780).<br />

Sturmszene im zweiten Akt: „in der letzten scene im 2:ten Ackt<br />

hat Idomeneo zwischen den Chören eine Aria oder vielmehr art<br />

von Cavatina – hier wird es besser seyn, ein blosses Recitativ zu<br />

machen, darunter die Instrumenten gut arbeiten können – denn,<br />

in dieser scene die (wegen der action und den Gruppen, wie wir<br />

sie kürzlich mit le grand verabredet haben) die schönste der<br />

ganzen opera seyn wird, wird ein solcher lärm und Confusion<br />

auf dem theater seyn, daß eine aria eine schlechte figur auf diesem<br />

Platze machen würde – und über=dieß ist das donnerWetter<br />

– und das wird wohl wegen der Aria von H: Raaff nicht auf hören?<br />

– und der Effect; eines Recitativs, zwischen den Chören ist ungleich<br />

besser“ (15.11.1780). * Leopold Mozart: „die zwischen den<br />

Chören stehende Aria wird in ein feuriges Recitat: verwandelt<br />

werden, welches man mit donner und Blitz nach belieben<br />

accompagnieren kann“ (18.11.1780).<br />

Quartett: „das quartett, wie öfter ich es mir auf dem theater fürstelle,<br />

wie mehr Effect macht es mir. – und hat auch allen die es<br />

noch so am Clavier gehört haben, gefallen. – der einzige Raaff<br />

meint es wird nicht Effect machen. er sagte es mir ganz allein. –<br />

non c’è da spianar la voce – es ist zu Eng – als ob man in einem<br />

quartetto nicht viel mehr reden als singen sollte. Dergleichen sachen<br />

versteht er gar nicht. ich sagte nur; liebster freund! – wenn<br />

ich nur eine Note wüste, die in diesen quartetto zu ändern wäre,<br />

so würde ich es sogleich thun. – allein – ich bin noch mit keiner<br />

sache in dieser opera so zufrieden gewesen wie mit diesen quartett<br />

… ich habe mich bey ihren 2 Arien alle mühe gegeben sie<br />

recht zu Bedienen – werde es auch bey der dritten thun – und<br />

hoffe es zu stande zu bringen – aber was terzetten und Quartetten<br />

anbelangt muß man dem Compositeur seinen freyen<br />

Willen lassen“ (27.12.1780). * Leopold Mozart: „wegen den Quar-<br />

30


tetten etc will gar nichts sagen, dazu gehört Declamation und<br />

Action und keine grosse Singkunst oder das ewige Spianar la<br />

Voce. da gehört Handlung und reden her“ (29.12.1780).<br />

Tempelszene: „da hab ich einen ganz simpeln Marsche auf<br />

2 violin, Bratsch, Bass und 2 oboen gemacht, welcher à mezza<br />

voce gespielt wird – und worunter der könig kömmt, und die<br />

Priester die zum Opfer gehörigen sachen bereiten – dann sezt<br />

sich der könig auf die knie, und fängt das gebett an“ (3.1.1781).<br />

„Unterirdische Stimme“ und Schlussszenen: „sie sehen wohl,<br />

wenn sie die scene überlesen, daß die scene durch eine aria oder<br />

Duetto matt und kalt wird – und für die andern acteurs, die so<br />

hier stehen müssen sehr genant ist“ (13.11.1780) „in den Recitativ<br />

der Ellettra nach der unterirdischen stimme kömmt (es) mir so<br />

einfältig vor daß diese geschwind wegzukommen eilen – nur um<br />

Mad:me Elettra allein zu lassen“ (3.1.1781). „der orackel spruch ist<br />

auch noch viel zu lange – ich habe es abgekürzt“ (18.1.1781). * Leopold<br />

Mozart: „nun haben Idamante und Ilia noch einen ganz<br />

kurzen Streitt von etlichen Worten in Recitativ, welcher von<br />

einem unterirrdischen Geräusche, so zu sagen, unterbrochen<br />

und der ausspruch durch eine unterirrdische Stimme gehört<br />

wird, welche Stimme und ihre Begleitung rührend, schreckbar<br />

und ausserordentlich seyn muß, das kann ein Meisterstück der<br />

Harmonie werden … dieses Recit: muß am Ende sehr Lebhaft<br />

recitiert werden, wo sie zum Altar läuft, er aber sie zurück hält,<br />

und ehe ihre Rede zu Ende gehet … der unterirrdische Lerme sie<br />

zu reden verhindert und alles in Erstaunen und furcht setzt.<br />

Wenns ordentlich, schlag auf schlag geht, wird es eine grosse<br />

wirkung auf die zuseher machen“ (18.11.1780).<br />

Zusammengestellt von Karl Böhmer<br />

31


Nikolaus Harnoncourt im Gespräch<br />

VOR 30 JAHREN BEGANN NIKOLAUS HARNONCOURT,<br />

Mozarts „Idomeneo“ auf radikale Weise neu zu deuten: Mit<br />

einem Schlag rückte der Geniestreich des 25-Jährigen aus der<br />

Pose des Seria-Theaters hinein ins Leben leidender Menschen -<br />

damals in der legendären Interpretation mit Werner Hollweg in<br />

der Titelrolle und Rachel Yakar als Ilia. Seitdem hat der „Idomeneo“<br />

den Grazer Maestro nicht mehr losgelassen. Neue Quellenfunde<br />

eröffneten neue Perspektiven, immer tiefer drang Harnoncourt<br />

ins Wesen des Werkes ein. Bei der styriarte führt er – zum<br />

ersten und einzigen Mal in seinem Leben, wie er gelobt – selbst<br />

Regie, und zwar gemeinsam mit seinem Sohn Philipp. Über die<br />

Gründe für diesen Schritt, über die Eigenarten des „Idomeneo“<br />

und der bevorstehenden Grazer Aufführungen äußerte sich der<br />

Maestro im Interview mit styriarte-Dramaturg Karl Böhmer und<br />

Intendant Mathis Huber.<br />

Herr Harnoncourt. wir haben unser letztes gemeinsames Opernprojekt<br />

unter der Überlegung gestartet, dass da eine Oper ist, die auf allen möglichen<br />

Bühnen dieser Welt gespielt und dabei meist schmählich behandelt<br />

wird. Das war „Carmen“, die wurde dann hier in der Helmut-List-Halle<br />

vor drei Jahren ganz neu gesehen. Im „Idomeneo“ haben wir eine andere<br />

Situation: Das ist ein Stück, das beschäftigt Sie schon lange, das haben Sie<br />

schon in Zürich und in Wien herausgebracht. Warum heuer dieser dritte<br />

„Idomeneo“?<br />

NH: „Idomeneo“ ist, so lange ich mit Oper überhaupt zu tun<br />

habe, und das sind noch viel mehr als 30 Jahre, immer vollkommen<br />

falsch eingeordnet und falsch aufgeführt worden. Dies<br />

gilt sogar für die beiden Regisseure, mit denen ich die Oper bisher<br />

aufgeführt habe, das waren Jean-Pierre Ponnelle in Zürich –<br />

32


die erste Mozart-Oper, die ich überhaupt dirigiert habe – und<br />

dann Johannes Schaaf an der Wiener Staatsoper. Bei der Züricher<br />

Aufführung war ich irgendwie noch ein bisschen zu naiv, um<br />

voll zu verstehen, was wir richtig und was wir falsch machen.<br />

Bei der Wiener Aufführung sind wir um einige Schritte weiter<br />

ge kommen, aber es war mir nicht möglich, den Regisseur vom<br />

Werk voll zu überzeugen. Man war der Meinung, Mozart hat<br />

schon ein paar Opere serie geschrieben, „Mitridate“ und „Lucio<br />

Silla“, und jetzt kommt einfach die dritte, aber mit dem Unterschied,<br />

dass Mozart jetzt bereits über sein volles, erwachsenes<br />

Genie verfügt. Und daher sagt man so im Allgemeinen, der<br />

„Idomeneo“ wäre die erste große, italienische Oper Mozarts. Und<br />

das ist einfach von Grund auf falsch. Es ist die erste große Oper<br />

Mozarts, und sie hat eigentlich wenig zu tun mit der italienischen<br />

Oper.<br />

Aber es wird doch Italienisch gesungen …<br />

NH: Notwendigerweise oder zufälligerweise steht das Werk in<br />

italienischer Sprache, aber es ist keine italienische Oper. Da<br />

kommt so vieles vor, was in der italienischen Oper überhaupt<br />

nicht vorkommen darf. Es sind die Quellen ganz andere. Mozart<br />

hat auf seiner Paris-Reise tiefe Bekanntschaft gemacht mit dem<br />

französischen Theater und mit der französischen Musik. Er hat<br />

dort verstanden, was eigentlich zwischen Lully und Rameau passiert<br />

ist, und dann Ähnliches mit Gluck auf einem ziemlich inferioren<br />

musikalischen Niveau, aber auf einem ganz hohen theatermäßigen<br />

Niveau. Und er hat da ganz bestimmt zutiefst Lunte<br />

gerochen. Jetzt hatte er in Mannheim den damaligen Kurfürsten<br />

von der Pfalz und den damaligen Hofstaat, besonders das berühmte<br />

Mannheimer Orchester kennen gelernt, das offensichtlich<br />

das beste Orchester der Welt damals war, und sich befreundet<br />

mit den führenden Orchestermusikern. Genau in der Zeit<br />

zwischen seiner Pariser Reise und dem „Idomeneo“ ist der Mannheimer<br />

Kurfürst der Münchner Chef geworden, ist mit seinem<br />

gesamten Mannheimer Orchester nach München gezogen. Das<br />

33


Mannheimer Orchester war musikalisch aber sehr stark nach<br />

Paris orientiert, die hatten in Paris sozusagen ihr Sommerquartier<br />

wie heutzutage die amerikanischen Orchester in Tanglewood.<br />

Nun hatte Mozart dieses Orchester mit dem starken<br />

französischen Einfluss in München in der Nähe von Salzburg,<br />

und er hatte die Kenntnis des französischen Theaters und der<br />

französischen Oper. An sich musste die Oper natürlich italienisch<br />

sein, aber was dabei herausgekommen ist, das ist eine<br />

große „Tragédie lyrique“, eine französische Operntragödie, keine<br />

Opera seria.<br />

Worin liegt denn der Unterschied?<br />

NH: Das können Sie an der Form sehen, wenn der erste Akt mit<br />

einer Chaconne endet – Marsch und Chaconne, das gehört zusammen<br />

– und der letzte Akt endet mit einem Marsch und einer<br />

Chaconne, dann kann das keine italienische Oper sein, weil es<br />

das dort gar nicht gibt. Jeder Akt endet ein oder zwei Stücke vor<br />

dem Ende. Es steht also nach einer traurigen Arie des Idamante<br />

„fine del atto primo“ und danach kommt ein Marsch und danach<br />

eine große Chor-Chaconne. Meinen bisherigen Regisseuren ist<br />

das nicht aufgefallen. Die haben geglaubt, der hat das „fine del<br />

atto primo“ einfach um zehn Seiten zu früh hingeschrieben.<br />

Danach steht aber „Intermezzo“, das ist ein Kennzeichen der<br />

französischen Oper. In der englischen Halboper finden wir das<br />

auch, dort heißt das dann „masque“, und das bringt eine vollkommen<br />

andere Idee in das Stück. Es endet jeder Akt mit einem<br />

Intermezzo, symmetrisch der erste und der letzte Akt mit Marsch<br />

und Chaconne. Die letzte Chaconne ist ein Stück von fünfzehn<br />

Minuten wie die großen französischen Chaconnen, mit denen<br />

sämtliche französische Opern enden. Also, das ist etwas, das kein<br />

Regisseur spielen lässt. Das macht man nicht, weil das Opernpublikum<br />

normalerweise in die Oper geht, um Opern zu sehen<br />

und die Sänger singen zu hören, möglichst viele hohe Töne, und<br />

die wollen nicht am Schluss irgendein Ballett sehen. Wenn aber<br />

das Werk so angelegt ist, so komponiert ist und überhaupt eine<br />

34


ganz andere Form hat, und wenn das größte musikdramatische<br />

Genie, das je gelebt hat, wenn der das komponiert, dann bin ich<br />

mit dem ersten Scheitern vor über 30 Jahren angereizt, und ich<br />

will irgendwann einmal selber scheitern, wenn schon gescheitert<br />

sein muss, und will das, was ich mir immer vorstelle,<br />

machen.<br />

Kommen wir von der Form zum Inhalt. Worin liegt für Sie die Botschaft<br />

im Idomeneo?<br />

NH: Er hat ganz zeitgemäße Botschaften. Es ist das Aufeinanderprallen<br />

von drei verschiedenen Kulturen. Es kommt bereits am<br />

Anfang im Monolog der Trojanerin Ilia. Da sieht man, dass die<br />

Trojaner eine Kultur haben, die auf einem viel höheren Niveau<br />

steht als die Kultur der Kreter. Es ist bereits ein Kulturschock,<br />

den die trojanischen Gefangenen in Kreta erleben. Das kommt<br />

im Text vor und das ist komponiert. Dann gibt es innerhalb der<br />

kretischen Kultur zwei Parteien: den traditionellen Altkreter<br />

sozusagen und die Neuerer. Die Protagonisten der Altkreter sind<br />

Idomeneo und der Oberpriester. Die haben Angst – das ist das<br />

Hauptgefühl, ab dem ersten Ton der Ouvertüre hört man: Hier<br />

geht’s um Angst. Die haben Angst vor dem Meer, wie fast alle<br />

Inselbewohner, sie haben Angst vor der Verkörperung des<br />

Meeres, vor Neptun, und um dieser Angst irgendwie Herr zu<br />

werden, sind sie bereit, Menschen zu opfern. Also, das ist eine<br />

Ur religion, bei der es um Menschenopfer und um Angst geht.<br />

Und der Oberpriester ist natürlich der, der das am härtesten vertritt,<br />

neben Idomeneo und Elettra, die auch zu dieser Kultur gehört.<br />

Ilia kommt aus Troja, sie versteht das überhaupt nicht, die<br />

kriegt von klein auf gesagt (das sagt sie in ihrer Arie), wenn du<br />

das Wort „Grieche“ hörst, dann gibt’s nur Hass, also Fremdenfeindlichkeit<br />

in höchstem Maße. Dann gibt es innerhalb Kretas<br />

eine junge, aufgeklärte Gruppe um Idamante, die überhaupt<br />

keine Angst hat, die nicht neptungläubig ist, für die Terror und<br />

Angst das Alte ist, das unbedingt überwunden werden muss.<br />

Und die hat auch ihren Mentor, Arbace, der ist der große Lehrer<br />

35


des Idamante. Er ist der große Gegenspieler des Ober priesters,<br />

der das Volk aufhetzt gegen die Jungen und gegen die Troer.<br />

Arbace lehrt Frieden, Versöhnung und Überwindung von Aberglauben<br />

und Angst. Es sind also diese drei Welten, in der kretischen<br />

Welt verkörpert durch die zwei Anführer Ober priester<br />

und Arbace. Der alte Guru Arbace, der vielleicht sogar schon der<br />

Lehrer des Idomeneo war, was man am Anfang des zweiten<br />

Aktes erkennt, wo die beiden miteinander sprechen: Er spricht<br />

mit Idomeneo wie mit einem Schulbuben, da spürt man, der ist<br />

vielleicht noch einmal um zehn oder um zwanzig Jahre älter<br />

und hat schon den erzogen, das ist aber nicht ganz gelungen. Der<br />

Oberpriester hat auch eine menschliche Seite, das ist ganz bewegend,<br />

finde ich, der sagt, das Opfer muss gemacht werden,<br />

dem Idamante muss der Kopf abgehackt werden. Und dann, wie<br />

er bemerkt, das ist ja der Sohn des Idomeneo, sagt er: „Du darfst<br />

das nicht machen, arresta la mano, du bist ja der Vater.“ Dabei<br />

denkt er: „Ich habe ja auch Kinder und womöglich geht’s dann<br />

meinen Kindern auch einmal so.“ Da kommt also für ein paar<br />

Sekunden ein menschlicher Zug in diesen Oberpriester. Im<br />

nächsten Moment kommt Ilia und will den Idamante retten. Da<br />

sagt er: „Störe nicht das Opfer, das hat jetzt zu geschehen!“ Das<br />

ist so zeitgemäß, das ist so heutig, da brauche ich gar nicht ein<br />

historisches Stück aufzuführen, da höre ich nur Heutiges.<br />

Noch einmal zurück zum Musikalischen: Sie gehen ja immer möglichst<br />

zurück auf die Originalquellen. Auf welche Originalquellen können Sie<br />

sich hier bei „Idomeneo“ stützen?<br />

NH: Originalquellen sind unvermeidlich, sie sind notwendig.<br />

Denn im Grunde sind wir alle, mich eingeschlossen, gegenüber<br />

den Originalen Trotteln! Man kann in den Ausgaben Meinungen<br />

erkennen, aber keinen „Urtext“. Jede Ausgabe ist Interpretation.<br />

Jetzt will ich aber nicht die Interpretation von jemand anderem.<br />

In diesem Fall haben wir ein fantastisches Autograph mit sehr<br />

vielen Eintragungen von Mozart, das Faksimile habe ich auch<br />

hier bei den Proben – es kann jeder Sänger hineinschauen, wenn<br />

36


ich ihm sage, warum er diese drei Töne anders singen soll, als sie<br />

in der gedruckten Ausgabe stehen. Dann zeige ich ihm, was der<br />

Mozart da geschrieben hat. Also das haben wir hier. Das hatte<br />

man für die Neue Mozartausgabe noch nicht, weil das damals in<br />

Krakau war. Und es wurde später ja auch das Münchner Aufführungsmaterial<br />

aufgefunden. Das ist unglaublich interessant,<br />

weil man erkennen kann, wie Mozart pragmatisch von Aufführung<br />

zu Aufführung gehandelt hat. Die Art, wie er einen<br />

Strich macht, ist genial. Wir plagen uns herum: Wie kriegen wir<br />

das harmonisch hin? Und dann kommen die großen Künstler,<br />

die das irgendwie zusammennageln an den schwierigen Stellen.<br />

Für Mozart war das ein Klacks. Also, man kann aus dieser Münchner<br />

Fassung wahnsinnig viel lernen.<br />

Gibt es weitere Quellen, die für Sie wichtig waren?<br />

NH: Natürlich der Briefwechsel. Sein Vater war in Salzburg, er<br />

war in München, und die haben sich praktisch täglich geschrieben<br />

über den Verlauf der Proben. So ein Protokoll über die<br />

Entstehung einer Oper gibt’s ja sonst gar nicht! Und wo jeder<br />

wirklich versteht, was der andere meint. Aus diesem Für und<br />

Wider kann man so viel lernen. Zum Beispiel: „Diese Arie muss<br />

weg, weil man sonst aus der Oper geht und nur diese Arie gehört<br />

hat.“ Dann lässt er die tollste Arie der ganzen Oper weg! So einen<br />

Mut muss ein Komponist haben und auch die Sänger dazu<br />

kriegen, dass sie auf ihre effektvollsten Stücke verzichten. Aus<br />

diesem Studium haben wir das herausdestilliert, was wir hier<br />

aufführen. Und dann kommt natürlich dazu: Was bedeutet französische<br />

Oper? Die bedeutet ja sehr viel Tanz. Dass das Ballett da<br />

auf einmal daherkommt für das Finale, das ist zu wenig. Die<br />

Frage ist, was war mit dem Ballett überhaupt. Da stellt sich<br />

heraus, dass die Oper inszeniert worden ist vom Ballettmeister<br />

in München. Und Mozart schreibt immer wieder vom Ballett,<br />

und dann zeigt sich’s, dass die Ouvertüre gar keine reine Ouvertüre<br />

ist. Also, das ist auch eine entscheidende Frage für die Aufführung<br />

dieses Stückes.<br />

37


Sie haben gerade gesagt, wie schwierig es für Mozart wahrscheinlich<br />

gewesen ist, seinen Anton Raaff und seine Elisabeth Wendling davon zu<br />

überzeugen, dass sie auf ihre besten Stücke verzichten. Auch unsere Sänger<br />

hier bei der Produktion müssen auf gewohnte Effekte verzichten, wie etwa<br />

unser Idomeneo Saimir Pirgu in seiner Bravourarie. Jeder anständige<br />

Tenor kommt daher und singt hier so laut wie möglich: „Fuor del mar!“.<br />

Aber Sie fordern ihn auf, piano zu singen.<br />

NH: Ich zeige ihm nur, was dasteht! Ich frage ihn, warum<br />

schreibt denn der Mozart da ein „piano“ hin? Natürlich toll, „Fuor<br />

del mar“, fantastisch, auch in einer angenehmen Lage laut zu<br />

singen! Aber sehr intensive Sachen werden ja viel intensiver,<br />

wenn sie leise sind. Wenn jemand droht und dazu brüllt, wird<br />

das im Allgemeinen nicht ernst genommen. Aber wenn jemand<br />

droht und sehr leise wird, dann kann eine Drohung sehr gefährlich<br />

sein. Das habe ich schon in meiner Schulzeit so erlebt,<br />

wahrscheinlich jeder von Ihnen, die jüngeren nicht, weil jetzt<br />

gibt’s das ja nicht mehr.<br />

Subtiler, aber ebenso gefährlich! Warum haben Sie den Idomeneo mit<br />

einem so jungen Sänger besetzt?<br />

NH: Wie alt ist Idomeneo? Naja, Idamante ist, sagen wir, 18 bis<br />

20, er erlebt seine erste Liebe. Der Vater hat den Trojanischen<br />

Krieg mitgemacht, in führender Position, der ist, sagen wir,<br />

43. Ich muss ehrlich sagen, ich weiß nicht genau, wie alt unser<br />

Solist Saimir Pirgu ist, der ist ein bisschen jünger als die 43. Aber<br />

ist das so wichtig? Ich hab mir immer gewünscht, dass eine<br />

60-jährige, kugelförmige Schauspielerin das Gretchen spielt und<br />

so eine große Schauspielerin ist, dass sie nach fünf Minuten<br />

17 Jahre alt ist für mich. Das ist Theater! Wenn ich die Leute<br />

nach ihrem Alter aussuchen würde, dann würde ich Kino<br />

machen. Aber ich bin sehr glücklich mit meiner Besetzung hier<br />

in Graz.<br />

38


Neben den Sängern spielt das Ballett eine herausragende Rolle.<br />

NH: Das Ballett geht durch das Stück durch! Und zwar dort, wo<br />

quasi ballettmäßig komponiert ist, dort ist Tanz. Das wäre eben<br />

auch nie so in einer italienischen Oper. Es ist ein Merkmal der<br />

französischen Oper, dass der Tanz als körperhafter Ausdruck<br />

eine wesentliche Mitteilungsform ist. Es ist die einzige Oper, bei<br />

der Mozart das macht. Diese Tänzchen da bei „Le nozze di Figaro“<br />

und „Don Giovanni“, das ist ja ganz etwas anderes. Aber das ist<br />

ein wirklich professioneller Tanz, das muss eine Ballettkompanie<br />

machen.<br />

Es ist ja das erste Mal, dass Sie den „Idomeneo“ mit dem Concentus Musicus<br />

machen, also im Klang der Mozart-Zeit. Ist das eine besondere Herausforderung?<br />

NH: Bei meiner ersten Aufführung habe ich bereits die Streicher,<br />

ich würde sagen, gezwungen, auf Darmsaiten zu spielen. Ich<br />

hatte schon einige historische Blasinstrumente bei der Züricher<br />

Oper, aber ich hatte nicht den kompletten Bläsersatz. Dann ist<br />

da ja auch die Frage der Stimmtonhöhe, wie hoch, das ist auch<br />

sehr wichtig für die Sänger. Wir spielen in der Stimmtonhöhe,<br />

von der wir glauben, dass sie damals in München verwendet<br />

wurde, auf 430 Hz. Das ist also 10–15 Schwingungen tiefer, als<br />

heute normalerweise gespielt wird, und ist eine große Hilfe für<br />

die Sänger. Aber es ist natürlich klar: „Idomeneo“ ist für das<br />

weltbeste Orchester geschrieben. Und das ist eine sehr große<br />

Herausforderung!<br />

39


Die Texte<br />

Ouverture<br />

ATTO PRIMO<br />

Appartimenti d’Ilia nel palazzo reale,<br />

in fondo al prospetto una galeria<br />

SCENA I<br />

Ilia sola<br />

Recitativo<br />

ILIA<br />

Quando avran fine omai<br />

l’aspre sventure mie? Ilia infelice!<br />

Di tempesta crudel misero avanzo,<br />

del genitor, e de’ germani priva<br />

del barbaro nemico<br />

misto col sangue il sangue<br />

vittime generose,<br />

a qual sorte più rea<br />

ti riserbano i Numi? …<br />

Pur vendicaste voi<br />

di Priamo e di Troia i danni e l’onte?<br />

Perì la flotta Argiva, e Idomeneo<br />

pasto forse sarà d’orca vorace …<br />

ma che mi giova, oh ciel! se al primo aspetto<br />

di quel prode Idamante,<br />

che all’onde mi rapì, l’odio deposi,<br />

e pria fu schiavo il cor, che m’accorgessi<br />

40


Ouvertüre<br />

Gemächer Ilias im Königspalast,<br />

im Hintergrund eine Galerie<br />

SZENE I<br />

Ilia allein<br />

ERSTER AKT<br />

Rezitativ<br />

ILIA<br />

Wann enden jemals<br />

meine bitteren Leiden? Unglückliche Ilia!<br />

Elende Überlebende des grausamen Sturmes,<br />

des Vaters und der Brüder beraubt,<br />

die ihr Blut mit dem des<br />

barbarischen Feindes vermischend<br />

sich heldenhaft opferten …<br />

für welch noch schrecklicheres Schicksal<br />

sparen dich die Götter auf?<br />

Habt ihr noch immer nicht die Schuld<br />

des Priamos und die Schmach Trojas gerächt?<br />

Zwar ging die Flotte der Griechen unter, und Idomeneo ist<br />

vielleicht die Beute des gefräßigen Wales … doch was hilft es<br />

mir, o Himmel, wenn ich beim ersten Anblick dieses tapferen<br />

Idamante,<br />

der mich den Wellen entriss, vom Hass abließ<br />

und mein Herz schneller Sklave wurde,<br />

41


d’essere prigioniera.<br />

Ah qual contrasto, oh Dio! d’opposti affetti<br />

mi destate nel sen odio, ed amore!<br />

Vendetta deggio a chi mi diè la vita<br />

gratitudine a chi vita mi rende …<br />

oh Ilia! oh genitor! oh prence! oh sorte!<br />

oh vita sventurata! oh dolce morte!<br />

Ma che? m’ama Idamante? … ah no; l’ingrato<br />

per Elettra sospira, e quell’ Elettra<br />

meschina principessa esule d’Argo,<br />

d’Oreste alle sciagure a queste arene<br />

fuggitiva, raminga, è mia rivale.<br />

Quanti mi siete intorno<br />

carnefici spietati? … orsù sbranate<br />

vendetta, gelosia, odio, ed amore,<br />

sbranate sì quest’infelice core!<br />

42


als ich mich selbst als Gefangene erkannte.<br />

O Gott, welch einen Kampf der gegensätzlichen Gefühle<br />

erwecken Hass und Liebe mir im Herzen!<br />

Rache schulde ich dem, der das Leben mir gab,<br />

Dankbarkeit dem, der es mir rettete …<br />

oh Ilia! oh Vater! oh Prinz! oh Schicksal!<br />

oh qualvolles Leben! oh süßer Tod!<br />

Jedoch – liebt mich denn Idamante? … ach nein, der Undankbare<br />

seufzt um Elektra, und diese armselige<br />

Prinzessin Elektra, aus Argos verbannt,<br />

vor dem Unglück des Orest auf diese Insel geflüchtet,<br />

diese Umherirrende ist meine Rivalin.<br />

Sind denn nur mitleidlose Henker<br />

um mich herum? … wohlan, so zerfleischt,<br />

Rache, Eifersucht, Hass und Liebe,<br />

zerfleischt doch dieses unglückliche Herz!<br />

43


No. 1 – Aria<br />

ILIA<br />

Padre, germani, addio!<br />

Voi foste, io vi perdei.<br />

Grecia, cagion tu sei.<br />

E un greco adorerò?<br />

D’ingrata al sangue mio<br />

So, che la colpa avrei;<br />

Ma quel sembiante, oh Dei!<br />

Odiare ancor non so.<br />

Recitativ<br />

ILIA<br />

Ecco Idamante, ahimè!<br />

se’n vien. Misero core<br />

Tu palpiti, e paventi.<br />

Deh cessate per poco, oh miei tormenti!<br />

SCENA II<br />

Idamante, Ilia<br />

IDAMANTE<br />

Del fato de’ Troian più non dolerti.<br />

Farà il figlio per lor quanto farebbe<br />

il genitor, e ogn’altro<br />

vincitor generoso. Ecco: abbian fine,<br />

principessa, i lor guai:<br />

rendo lor libertade, e omai fra noi<br />

sol prigioniero fia, sol fin, che porta,<br />

che tua beltà legò care ritorte.<br />

44


Nr. 1 – Arie<br />

ILIA<br />

Vater, Brüder, lebt wohl!<br />

Ihr seid dahin, ich habe euch verloren,<br />

Griechenland, du bist Schuld daran.<br />

Und einen Griechen soll ich lieben?<br />

Undankbar gegen mein Blut,<br />

ich weiß, würde ich schuldig.<br />

Doch dieses Antlitz, ihr Götter,<br />

kann ich trotzdem nicht hassen.<br />

Rezitativ<br />

ILIA<br />

Was sehe ich? Idamante? weh mir,<br />

er kommt. Armes Herz,<br />

du zitterst und zagst.<br />

Ach, endet doch für einen Moment, oh meine Qualen!<br />

2. SZENE<br />

Idamante, Ilia<br />

IDAMANTE<br />

Beklage nicht länger das Los der Trojaner.<br />

Der Sohn wird für sie tun, was der Vater<br />

getan hätte und jeder andere<br />

großmütige Sieger. Siehe, Prinzessin, ihre Leiden<br />

sollen ein Ende haben.<br />

Ich schenke ihnen die Freiheit, und unter uns wird nur ein<br />

einziger noch Gefangener sein, nur einer, der die teuren Fesseln<br />

trägt, die deine Schönheit ihm anlegte.<br />

45


ILIA<br />

Che dici?<br />

IDAMANTE<br />

Sì, di Citerea il figlio<br />

incogniti tormenti<br />

stillommi in petto; a te pianto e scompiglio<br />

Marte portò, cercò vendetta amore<br />

in me de’ mali tuoi, quei vaghi rai,<br />

que’ tuoi vezzi adoprò … ma all’amor mio<br />

d’ira e rossor tu avvampi?<br />

ILIA<br />

In questi accenti<br />

mal soffro un temerario ardir, deh pensa,<br />

pensa Idamante, oh Dio!<br />

il padre tuo qual è, qual era il mio.<br />

No. 2 – Aria<br />

IDAMANTE<br />

Non ho colpa, e mi condanni<br />

Idol mio, perché t’adoro.<br />

Colpa è vostra, oh Dei tiranni,<br />

E di pena afflitto io moro<br />

D’un error, che mio non è.<br />

Se tu il brami, al tuo impero<br />

Aprirommi questo seno.<br />

Ne’ tuoi lumi il leggo, è vero,<br />

Ma me ’l dica il labbro almeno,<br />

E non chiedo altra mercé.<br />

46


ILIA<br />

Was sagst du da?<br />

IDAMANTE<br />

Ja, Kythereas Sohn<br />

senkte mir nie gekannte Qualen<br />

in die Brust. Mars brachte dir<br />

Tränen und Schrecken, Amor übte Rache<br />

an mir für deine Leiden, er benutzte<br />

deine schönen Augen, deinen Zauber … aber meiner Liebe<br />

wegen erglühst du in Zornesröte?<br />

ILIA<br />

Die unbedachte Verwegenheit deiner Worte<br />

ertrage ich kaum. Ach, bedenke doch,<br />

bedenke Idamante, o Himmel,<br />

wer dein Vater ist und wer der meine war.<br />

Nr. 2 – Arie<br />

IDAMANTE<br />

Ich bin schuldlos, und du verurteilst mich,<br />

mein Alles, weil ich dich liebe.<br />

Ihr tragt die Schuld, tyrannische Götter,<br />

und schmerzbeladen sterbe ich<br />

eines Vergehens wegen, das ich nicht beging.<br />

Wenn du es willst, so befiehl es,<br />

und ich werde mir die Brust öffnen.<br />

In deinen Augen lese ich es wohl,<br />

doch soll es mir auch dein Mund sagen,<br />

eine andere Gnade begehre ich nicht.<br />

47


Recitativo<br />

ILIA<br />

Vede condurre i prigionieri<br />

Ecco il misero resto de’ Troiani,<br />

dal nemico furor salvi.<br />

SCENA III<br />

Idamante, Ilia, Troiani prigionieri, uomini, e donne Cretesi<br />

IDAMANTE<br />

Scingete le catene,<br />

Si levano a’prigionieri la catene, li quali dimostrano gratitudine.<br />

ed oggi il mondo,<br />

oh fedele Sidon suddita nostra,<br />

vegga due gloriosi<br />

popoli in dolce nodo avvinti, e stretti<br />

di perfetta amistà.<br />

Elena armò la Grecia, e l’Asia, ed ora<br />

disarma, e riunisce, ed Asia, e Grecia<br />

eroina novella,<br />

Principessa più amabile, e più bella.<br />

No. 3 – Coro<br />

CORO DE’ TROIANI E CRETESI<br />

Godiam la pace,<br />

Trionfi amore:<br />

Ora ogni core<br />

Giubilerà.<br />

48


Rezitativ<br />

ILIA<br />

sieht, wie die Gefangenen gebracht werden<br />

Da kommt der elende Rest der Trojaner,<br />

die dem Wüten der Feinde entronnen sind.<br />

3. SZENE<br />

Idamante, Ilia, die gefangenen Trojaner, Männer und Frauen von Kreta<br />

IDAMANTE<br />

Löst die Ketten,<br />

Man löst die Ketten der Gefangenen, die ihre Dankbarkeit bekunden.<br />

heute soll die Welt<br />

o unser treues, ergebenes Sidon,<br />

zwei ruhmreiche Völker sehen,<br />

verknüpft durch süße Bande und<br />

verbunden in wahrer Freundschaft.<br />

Helena rief Griechenland und Asien zu den Waffen,<br />

und heute entwaffnet und vereint<br />

eine neue Heldin Asien und Griechenland,<br />

eine noch lieblichere und schönere Prinzessin.<br />

Nr. 3 – Chor<br />

CHOR DER TROJANER UND KRETER<br />

Freuen wir uns des Friedens,<br />

Amor triumphiere,<br />

jetzt soll jedes Herz<br />

jubilieren.<br />

49


DUE CRETESI<br />

Grazie a chi estinse<br />

Face di guerra:<br />

Or si la terra<br />

Riposo avrà.<br />

TUTTI<br />

Godiam la pace, ecc.<br />

DUE TROIANI<br />

A voi dobbiamo<br />

Pietosi Numi!<br />

E a quei bei lumi<br />

La libertà.<br />

TUTTI<br />

Godiam la pace, ecc.<br />

SCENA IV<br />

Elettra, e detti<br />

Recitativo<br />

ELETTRA<br />

agitata da gelosia<br />

Prence, signor, tutta la Grecia oltraggi;<br />

tu proteggi il nemico.<br />

50


ZWEI KRETER<br />

Dank sei dem,<br />

der die Fackel des Krieges auslöschte:<br />

Jetzt wird die Erde<br />

zur Ruhe finden.<br />

ALLE<br />

Freuen wir uns des Friedens, etc.<br />

ZWEI TROJANER<br />

Euch,<br />

barmherzige Götter,<br />

und diesen schönen Augen<br />

verdanken wir die Freiheit.<br />

ALLE<br />

Freuen wir uns des Friedens, etc.<br />

4. SZENE<br />

Elektra und die Vorigen<br />

Rezitativ<br />

ELEKTRA<br />

von Eifersucht erregt<br />

Prinz, Herr, ganz Griechenland beleidigst du;<br />

du beschützt den Feind.<br />

51


IDAMANTE<br />

Veder basti alla Grecia<br />

vinto il nemico. Opra di me più degna<br />

a mirar s’apparecchi, oh principessa:<br />

vegga il vinto felice.<br />

Vede venire Arbace<br />

Arbace viene.<br />

SCENA V<br />

Arbace, e detti. Arbace è mesto.<br />

IDAMANTE timoroso<br />

Ma quel pianto che annunzia?<br />

ARBACE<br />

Mio signore,<br />

de’ mali il più terribil …<br />

IDAMANTE ansioso<br />

Più non vive<br />

il genitor?<br />

ARBACE<br />

Non vive … barbaro fato! …<br />

Corrasi al lido … ahimè! son disperato!<br />

Parte<br />

ILIA<br />

Dell’ Asia i danni ancora<br />

troppo risento, e pur d’un grand’eroe<br />

al nome, al caso, il cor parmi commosso,<br />

e negargli i sospir ah no non posso.<br />

Parte sospirando<br />

52


IDAMANTE<br />

Griechenland mag zufrieden sein,<br />

den Feind besiegt zu sehen; jetzt mache man sich<br />

auf Werke gefasst, die meiner würdiger sind, o Prinzessin:<br />

den Besiegten glücklich zu sehen!<br />

Er sieht Arbace kommen.<br />

Da kommt Arbace.<br />

5. SZENE<br />

Arbace und die Vorigen. Arbace ist traurig.<br />

IDAMANTE ängstlich<br />

Doch was künden diese Tränen?<br />

ARBACE<br />

Mein Gebieter,<br />

das schrecklichste Unglück …<br />

IDAMANTE ängstlich<br />

Lebt etwa mein Vater<br />

nicht mehr?<br />

ARBACE<br />

Er ist tot. Grausames Schicksal! …<br />

Ich eile zum Strand … ach, ich verzweifle!<br />

Geht ab.<br />

ILIA<br />

Noch fühle ich zu stark Asiens Verwüstung,<br />

und doch scheint des großen Helden Namen<br />

und Schicksal mein Herz zu bewegen,<br />

und, ach, ich kann ihm mein Mitleid nicht versagen.<br />

Geht traurig ab.<br />

53


SCENA VI<br />

Elettra sola<br />

ELETTRA<br />

Estinto è Idomeneo? … Tutto a’ miei danni,<br />

tutto congiura il ciel. Può a suo talento<br />

Idamante disporre<br />

d’un impero, e del cor, e a me non resta<br />

ombra di speme? A mio dispetto, ahi lassa!<br />

vedrò, vedrà la Grecia a suo gran scorno,<br />

una schiava Troiana di quel soglio,<br />

e del talamo a parte … in vano Elettra<br />

ami l’ingrato … e soffre<br />

Una Figlia d’un re, ch’ha re vassalli,<br />

che una vil schiava aspiri al grande acquisto? …<br />

Oh sdegno! oh smanie! oh duol! …<br />

più non resisto.<br />

No. 4 – Aria<br />

ELETTRA<br />

Tutte nel cor vi sento<br />

Furie del crudo averno<br />

Lunge a si gran tormento<br />

Amor, mercé, pietà.<br />

Chi mi rubò quel core,<br />

Quel, che tradito ha il mio,<br />

Provin dal mio furore<br />

Vendetta, e crudeltà.<br />

Parte<br />

54


6. SZENE<br />

Elektra allein<br />

ELEKTRA<br />

Idomeneo ist tot? … Alles wendet sich gegen mich, der ganze<br />

Himmel hat sich verschworen! Idamante kann jetzt nach<br />

seinem Belieben über ein Reich<br />

und über sein Herz bestimmen, und mir bleibt nicht der<br />

Schatten einer Hoffnung? Zu meiner Schmach, wehe mir!<br />

werde ich sehen, wird Griechenland zu seiner großen Schande<br />

sehen, wie eine trojanische Sklavin mit ihm Thron und Brautbett<br />

teilt … vergeblich, Elektra,<br />

liebst du den Undankbaren … soll es<br />

eines Königs Tochter dulden, die königliche Vasallen hat,<br />

dass eine niedrige Sklavin nach dem hohen Ziel greift?<br />

O Wut, oh Raserei, oh Schmerz! …<br />

Ich ertrage es nicht mehr!<br />

Nr. 4 – Arie<br />

ELEKTRA<br />

Euch alle fühle ich im Herzen,<br />

Furien des wilden Hades.<br />

Weit weg von mir sollen in solch großer Marter<br />

Liebe, Gnade, Erbarmen sein!<br />

Die mir dieses Herz raubte,<br />

welches das meine verriet,<br />

sie wird durch meine Wut<br />

Rache und Grauen erleben.<br />

Geht ab.<br />

55


SCENA VII<br />

Spiagge del mare ancora agitato attorniate da dirupi.<br />

Rottami di navi sul lido.<br />

No. 5 – Coro<br />

CORO VICINO<br />

Pietà! Numi, pietà!<br />

Aiuto oh giusti Numi!<br />

A noi volgete i lumi …<br />

CORO LONTANO<br />

Pietà! Numi, pietà!<br />

Il ciel, il mare, il vento<br />

Ci opprimon di spavento …<br />

CORO VICINO<br />

Pietà Numi, pietà.<br />

In braccio a cruda morte<br />

Ci spinge l’empia sorte …<br />

SCENA VIII<br />

Pantomima<br />

Nettuno comparisce sul mare. Fa cenno a’ venti di ritirarsi alle loro<br />

spelonche. Il mare poco a poco si calma. Idomeneo, vedendo il Dio del<br />

mare, implora la sua potenza. Nettuno riguardandolo con occhio torvo, e<br />

minaccevole si tuffa nell’onde e sparisce.<br />

56


7. SZENE<br />

Strand am noch bewegten Meer, von steilen Felsen umgeben.<br />

Am Ufer die Trümmer eines Schiffs.<br />

Nr. 5 – Chor<br />

CHOR IN DER NÄHE<br />

Erbarmen! Götter, Erbarmen!<br />

Helft, gerechte Götter!<br />

Wendet uns eure Blicke zu …<br />

CHOR IN DER FERNE<br />

Erbarmen! Götter, Erbarmen!<br />

Himmel, Meer und Sturm<br />

bedrängen uns mit Entsetzen …<br />

CHOR IN DER NÄHE<br />

Erbarmen! Götter, Erbarmen!<br />

Dem grausamen Tod in die Arme<br />

stößt uns das verruchte Geschick …<br />

8. SZENE<br />

Pantomime<br />

Neptun erscheint auf dem Meer. Er gibt den Winden ein Zeichen, sich<br />

in ihre Höhlen zurückzuziehen. Das Meer beruhigt sich allmählich.<br />

Idomeneo erblickt den Meeresgott und ruft seine Macht an. Neptun<br />

richtet einen finsteren und bedrohenden Blick auf ihn und taucht in die<br />

Wellen und verschwindet.<br />

57


Recitativo<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Eccoci salvi alfin.<br />

SCENA IX<br />

Idomeneo solo s’inoltra sul lido, contemplando.<br />

Tranquillo è il mar, aura soave spira<br />

di dolce calma, e le cerulee sponde<br />

il biondo Dio indora, ovunque io miro,<br />

tutto di pace in seri riposa, e gode.<br />

Io sol, io sol su queste aride spiagge<br />

d’affanno, e da disagio estenuato<br />

quella calma, oh Nettuno, in me non provo,<br />

che al tuo regno impetrai.<br />

Oh voto insano, atroce!<br />

Giuramento crudel! ah qual de’ Numi<br />

mi serba ancora in vita,<br />

oh qual di voi mi porge almen aita?<br />

No. 6 – Aria<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Vedrommi intorno<br />

L’ombra dolente,<br />

Che notte, e giorno:<br />

Sono innocente<br />

M’accennerà.<br />

58


Rezitativ<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Endlich sind wir gerettet.<br />

9. SZENE<br />

Idomeneo begibt sich allein, in Nachdenken versunken, an den Strand.<br />

Still ist das Meer, ein sanfter Wind atmet<br />

süße Ruhe, und die blauen Ufer vergoldet der blonde Gott:<br />

wohin ich blicke,<br />

ruht alles in Frieden und genießt.<br />

Nur ich, nur ich, an dieser kargen Küste<br />

von Leid und Entbehrung erschöpft,<br />

ich verspüre diese Ruhe nicht in mir, o Neptun,<br />

die ich von deiner Macht erflehte.<br />

Oh unbedachtes, grässliches Gelübde!<br />

Grausamer Schwur! Ach, wer von euch Göttern<br />

steht mir im Leben bei,<br />

oh wer von euch bringt mir wenigstens Hilfe?<br />

Nr. 6 – Arie<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Um mich herum werde ich<br />

den schmerzerfüllten Schatten sehen,<br />

mich Tag und Nacht<br />

anklagend:<br />

„Ich bin unschuldig“.<br />

59


Nel sen trafitto,<br />

Nel corpo esangue<br />

Il mio delitto,<br />

Lo sparso sangue<br />

M’additerà.<br />

Qual spavento,<br />

Qual dolore!<br />

Di tormento<br />

Questo core<br />

Quante volte morirà!<br />

Vede un uomo che s’avvincina.<br />

Recitativo<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Cieli! che veggo? Ecco, la sventurata<br />

vittima, ahimè! s’appressa … e queste mani<br />

le ministre saran? … mani esecrande!<br />

barbari, ingiusti Numi! are nefande!<br />

SCENA X<br />

Idamante, Idomeneo in disparte<br />

IDAMANTE<br />

Spiagge romite, e voi scoscese rupi<br />

testimoni al mio duol siate, e cortesi<br />

di questo vostro albergo<br />

a un agitato cor … quanto spiegate<br />

di mia sorte il rigor solinghi orrori! …<br />

Vedo fra quellli avanzi<br />

di fracassate navi su quel lido<br />

sconosciuto guerrier … voglio ascoltarlo.<br />

60


Die durchbohrte Brust,<br />

der ausgeblutete Körper<br />

wird mich an mein Verbrechen,<br />

an das vergossene Blut<br />

gemahnen.<br />

Welch Entsetzen,<br />

welch ein Schmerz!<br />

Wie oft wird<br />

vor Qual<br />

dieses Herz sterben!<br />

Er sieht einen Mann näher kommen.<br />

Rezitativ<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Himmel! Was sehe ich! Da, das unselige<br />

Opfer, weh mir, nähert sich … und diese Hände<br />

werden die Vollstrecker sein? … verwünschte Hände!<br />

rohe, ungerechte Götter! ruchlose Altäre!<br />

10. SZENE<br />

Idamante, Idomeneo abseits für sich<br />

IDAMANTE<br />

Ihr einsamen Ufer und ihr, zerklüftete Felsen,<br />

seid Zeugen meines Schmerzes und<br />

vergönnt eine ruhige Zuflucht<br />

einem aufgewühlten Herzen … wie gleicht ihr der Härte<br />

meines Loses, einsame Schreckensbilder! …<br />

Dort sehe ich zwischen den Resten<br />

zertrümmerter Schiffe am Ufer<br />

einen unbekannten Krieger … Ich will ihn anhören.<br />

61


<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />

Qual voce, qual pietà il mio sen trafigge!<br />

ad Idamante<br />

O tu chi sei! Che cerchi?<br />

Qual ti guida or qui stella crudel?<br />

IDAMANTE<br />

Dell’amor mio,<br />

cielo! il più caro oggetto,<br />

in quelli abissi spinto<br />

giace l’eroe Idomeneo estinto.<br />

Ma tu sospiri, e piangi?<br />

t’è noto Idomeneo.<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Uom più di questo<br />

deplorabil non v’è.<br />

Ma d’onde nasce<br />

questa, che per lui nutri<br />

tenerezza d’amor?<br />

IDAMANTE con enfasi<br />

Ah, ch’egli è il padre …<br />

<strong>IDOMENEO</strong> interrompendolo impaziente<br />

Oh Dio!<br />

Parla: di chi è egli padre?<br />

IDAMANTE con voce fiacca<br />

È il padre mio.<br />

<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />

Spietatissimi Dei!<br />

62


<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />

Diese Stimme! Welch Mitleid zerreißt mir die Brust!<br />

zu Idamante<br />

Wer bist du? Was suchst du?<br />

Welcher grausame Stern führt dich hierher?<br />

IDAMANTE<br />

Der teuerste Gegenstand<br />

meiner Liebe, o Himmel …<br />

in diese Abgründe geworfen<br />

liegt der tote Held Idomeneo.<br />

Doch du seufzt und weinst?<br />

Ist dir Idomeneo bekannt?<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Es gibt keinen beklagenswerteren<br />

Menschen als ihn.<br />

Doch woher kommt<br />

diese zärtliche Liebe,<br />

die du für ihn hegst?<br />

IDAMANTE mit Nachdruck<br />

Ach, er ist der Vater …<br />

<strong>IDOMENEO</strong> ihn ungeduldig unterbrechend<br />

Oh Gott!<br />

Sprich: Wessen Vater ist er?<br />

IDAMANTE mit matter Stimme<br />

Er ist mein Vater.<br />

<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />

Ihr unbarmherzigen Götter!<br />

63


IDAMANTE<br />

Meco compiangi<br />

dei padre mio il destin?<br />

<strong>IDOMENEO</strong> dolente<br />

Ah figlio! …<br />

IDAMANTE tutto giulivo<br />

Ah padre! … ah Numi!<br />

dove son io? … oh qual trasporto! … Soffri,<br />

genitor adorato, che al tuo seno …<br />

Vuole abbracciarlo<br />

e che un amplesso …<br />

Il padre si ritira turbato<br />

ahimè! perché ti sdegni?<br />

disperato mi fuggi? … ah dove, ah dove?<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Non mi seguir, te ’l vieto:<br />

meglio per te saria il non avermi<br />

veduto or qui; paventa il rivedermi!<br />

Parte in fretta<br />

IDAMANTE<br />

Ah qual gelido orror m’ingombra i sensi! …<br />

lo vedo appena, il riconosco, e a miei<br />

teneri’ accenti in un balen s’invola.<br />

Misero! in che l’offesi, e come mai<br />

quel sdegno io meritai, quelle minaccie? …<br />

vuo’ seguirlo e veder, oh sorte dura!<br />

qual mi sovrasti ancor più rea sventura.<br />

64


IDAMANTE<br />

Beklagst du mit mir<br />

das Schicksal meines Vaters?<br />

<strong>IDOMENEO</strong> schmerzbewegt<br />

Ach, mein Sohn! …<br />

IDAMANTE glücklich<br />

Vater! … Ihr Götter!<br />

wo bin ich? … oh welch Entzücken! … Lass mich,<br />

geliebter Vater, an deiner Brust …<br />

will ihn umarmen<br />

und in deinen Armen …<br />

Der Vater weicht verwirrt zurück.<br />

Weh mir! Warum zürnst du?<br />

Fliehst mich verzweifelt? … ach, wohin, ach wohin?<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Folge mir nicht, ich verbiete es dir.<br />

Für dich wäre es besser gewesen, du hättest mich hier nicht<br />

getroffen. Hüte dich, mich wiederzusehen!<br />

Geht eilig ab.<br />

IDAMANTE<br />

Ach, welch kaltes Entsetzen lähmt mir die Sinne! …<br />

Kaum sehe ich ihn, erkenne ich ihn,<br />

entflieht er im Nu meinen zärtlichen Worten.<br />

Ich Unglücklicher! Womit habe ich ihn beleidigt,<br />

wie verdiente ich diesen Zorn, diese Drohungen? …<br />

Ich will ihm folgen und sehen, o hartes Los,<br />

welches noch größere Unheil mir noch bevorsteht.<br />

65


No. 7 – Aria<br />

IDAMANTE<br />

Il padre adorato<br />

Ritrovo, e lo perdo.<br />

Mi fugge sdegnato<br />

Fremendo d’orror.<br />

Morire credei<br />

Di gioia, e d’amore;<br />

Or, barbari Dei!<br />

M’uccide il dolor.<br />

Parte addolorato<br />

Fine dell’Atto Primo<br />

INTERMEZZO<br />

Il mare è tutto tranquillo. Sbarcano le truppe Cretesi arrivate con<br />

Idomeneo. I guerrieri cantano il seguente Coro in onore di Nettuno. Le<br />

donne Cretesi accorrono ad abbracciare i loro felicemente arrivati e<br />

sfogano la vicendevole gioia con un ballo generale, che termina col Coro.<br />

Marcia guerriera durante lo sbarco.<br />

66


Nr. 7 – Arie<br />

IDAMANTE<br />

Den geliebten Vater<br />

finde ich und verliere ich.<br />

Er flieht mich im Zorn,<br />

bebend vor Entsetzen.<br />

Ich glaubte zu sterben<br />

vor Freude und Liebe;<br />

jetzt, ihr unmenschlichen Götter,<br />

tötet mich der Schmerz.<br />

Er geht schmerzbewegt ab.<br />

Ende des Ersten Akts<br />

INTERMEZZO<br />

Das Meer ist ganz ruhig. Die Truppen der Kreter, die mit Idomeneo<br />

gekommen sind, gehen an Land. Die Krieger singen den folgenden Chor zu<br />

Neptuns Ehren. Die kretischen Frauen eilen herbei und umarmen ihre<br />

glücklich Heimgekehrten und bekunden ihre Wiedersehensfreude mit<br />

einem allgemeinen Tanz, der mit einem Chor endet. Kriegerischer Marsch<br />

während der Landung.<br />

67


No. 8 – Marcia<br />

No. 9 – Coro<br />

Coro de’ guerrieri sbarcarti<br />

TUTTI<br />

Nettuno s’onori,<br />

Quel nome risuoni,<br />

Quel Nume s’adori,<br />

Sovrano del mar;<br />

Con danze e con suoni<br />

Convien festeggiar.<br />

SOLO<br />

Dal lunge ei mira<br />

Di Giove l’ira,<br />

E in un baleno<br />

Va all’Eghe in seno,<br />

Da regal sede<br />

Tosto provvede,<br />

Fa i generosi<br />

Destrier squammosi,<br />

Ratto accoppiar.<br />

SOLO<br />

Dall’onde fuore<br />

Suonan sonore<br />

Tritoni araldi<br />

Robusti e baldi<br />

Buccine intorno.<br />

Gia riede il giorno,<br />

Che il gran tridente<br />

Il mar furente<br />

Seppe domar.<br />

68


Nr. 8 – Marsch<br />

Nr. 9 – Chor<br />

Chor der Krieger, die an Land gehen.<br />

ALLE<br />

Neptun sei Ehre,<br />

sein Name erschalle,<br />

dieser Gott sei verehrt,<br />

der Herrscher des Meeres<br />

soll mit Tänzen und Gesängen<br />

gefeiert werden.<br />

SOLO<br />

Von weitem erkennt er<br />

den Zorn Jupiters,<br />

und in Blitzesschnelle<br />

fährt er in der Ägäis Schoß hinab,<br />

vom königlichen Thron aus<br />

bereitet er eilig alles,<br />

lässt die feurigen<br />

geschuppten Rosse<br />

schleunigst anschirren.<br />

SOLO<br />

Aus den Wellen hervor<br />

lassen starke und kühne<br />

Herolds–Tritonen<br />

ringsum klangvolle Trompeten<br />

erschallen.<br />

Schon lacht der Tag,<br />

weil der große Dreizack<br />

das wütende Meer<br />

zu zähmen verstand.<br />

69


TUTTI<br />

Nettuno s’onori, ecc.<br />

SOLO<br />

Su conca d’oro<br />

Regio decoro<br />

Spira Nettuno.<br />

Scherza Portuno<br />

Ancor bambino<br />

Col suo delfino,<br />

Con Anfitrite;<br />

Or noi di Dite<br />

Fe’ trionfar.<br />

Nereide amabili,<br />

Ninfe adorabili,<br />

Che alla gran Dea,<br />

Con Galatea<br />

Corteggio fate,<br />

Deh ringraziate<br />

Per noi quei Numi,<br />

Che i nostri lumi<br />

Fero asciugar.<br />

TUTTI<br />

Nettuno s’onori, ecc.<br />

…<br />

Or suonin le trombe,<br />

Solenne ecatombe<br />

Andiam preparar.<br />

Fin dell’Intermezzo<br />

70


ALLE<br />

Neptun sei Ehre, etc.<br />

SOLO<br />

Auf der goldenem Muschel,<br />

der königlichen Zier,<br />

bläst Neptun;<br />

Palaemon spielt,<br />

noch ein Kind,<br />

mit seinem Delphin<br />

zusammen mit Amphitrite;<br />

heute ließ er uns über den Hades<br />

triumphieren.<br />

Liebliche Nereiden,<br />

bezaubernde Nymphen,<br />

die ihr, der großen Göttin<br />

gemeinsam mit Galatea,<br />

das Gefolge bereitet,<br />

ach, dankt doch<br />

in unserem Namen den Göttern,<br />

die unsere Tränen<br />

versiegen ließen.<br />

ALLE<br />

Neptun sei Ehre, etc.<br />

…<br />

Lasst die Trompeten erschallen,<br />

feierliche Opfer<br />

wollen wir jetzt darbringen.<br />

Ende des Intermezzos.<br />

71


ATTO SECONDO<br />

Appartamenti reali<br />

SCENA PRIMA<br />

Arbace, Idomeneo<br />

No. 10a – Recitativo ed Aria<br />

ARBACE<br />

Tutto m’è noto.<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Gonfio di tante imprese<br />

al varco al fin m’attese il fier Nettuno …<br />

ARBACE<br />

E so che a’ danni tuoi,<br />

il suo regno sconvolse …<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Sì, che m’estorse in voto<br />

umana vittima.<br />

ARBACE<br />

Di chi?<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Del primo,<br />

Che sulla spiaggia incauto<br />

a me s’appressi.<br />

72


ZWEITER AKT<br />

Königliche Gemächer<br />

ERSTE SZENE<br />

Arbace, Idomeneo<br />

Nr. 10a – Rezitativ und Arie<br />

ARBACE<br />

Ich weiß alles.<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Stolzgeschwellt von so vielen Siegen war ich, da erwartete<br />

mich auf der Überfahrt schließlich der wilde Neptun …<br />

ARBACE<br />

Und ich weiß auch, dass er gegen dich<br />

sein Element aufpeitschte …<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Ja, dass er mir das Gelübde abrang,<br />

ihm einen Menschen zu opfern.<br />

ARBACE<br />

Und wen?<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Den ersten,<br />

der mir am Ufer ahnungslos<br />

entgegenkäme.<br />

73


ARBACE<br />

Or dimmi:<br />

che primo tu incontrasti?<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Inorridisci:<br />

Il mio figlio …<br />

ARBACE perdendosi d’animo<br />

Idamante … io vengo meno …<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Dammi Arbace il consiglio,<br />

salvami per pietà, salvami il figlio.<br />

ARBACE pensa, poi risolve<br />

Trovisi in altro clima altro soggiorno.<br />

Purché al popol si celi.<br />

Per altra via intanto<br />

Nettun si placherà, qualche altro Nume<br />

di lui cura n’avrà.<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Ben dici, è vero …<br />

Resta un poco pensoso e poi decide<br />

In Argo ei vada, e sul paterno soglio<br />

rimetta Elettra …<br />

or vanne a lei, e al figlio,<br />

fa che sian pronti; il tutto<br />

sollecito disponi.<br />

Custodisci l’arcano; a te mi fido,<br />

a te dovranno, oh caro, oh fido Arbace,<br />

la vita il figlio e il genitor la pace.<br />

74


ARBACE<br />

Nun sage mir:<br />

Wem bist du zuerst begegnet?<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Erschaudre:<br />

meinem Sohn …<br />

ARBACE verliert die Haltung<br />

Idamante! … Mir schwinden die Sinne! …<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Arbace, gib mir einen Rat,<br />

rette mir um Himmels willen, rette meinen Sohn.<br />

ARBACE denkt nach, dann entschlossen<br />

Er müsste Zuflucht in einem anderen Lande finden.<br />

Wenn er nur dem Volk verborgen bleibt.<br />

Neptun wird schon auf andere Weise<br />

zu beschwichtigen sein, irgendein anderer Gott<br />

wird für ihn Sorge tragen.<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Ein guter Rat, wahrhaftig …<br />

Erst nachdenklich, dann entschlossen<br />

Er soll nach Argos gehen und Elektra<br />

auf den Thron ihres Vaters zurückführen …<br />

gehe jetzt zu ihr und zu meinem Sohn.<br />

Sorge, dass sie bereit sind;<br />

erledige alles in Eile.<br />

Hüte das Geheimnis. Dir vertraue ich,<br />

dir, mein teurer, treuer Arbace, werden mein Sohn<br />

sein Leben und der Vater seinen Frieden danken.<br />

75


SCENA II<br />

Idomeneo, Ilia<br />

Recitativo<br />

ILIA<br />

Se mai pomposo apparse<br />

sull’Argivo orizzonte il Dio di Delo,<br />

eccolo in questo giorno, oh sire, in cui<br />

l’augusta tua presenza, i tuoi diletti<br />

sudditi torna in vita, e lor pupille,<br />

che ti piansero estinto, or rasserena.<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Principessa gentil, il bel sereno<br />

anche alle tue pupille omai ritorni,<br />

il lungo duol dilegua.<br />

ILIA<br />

Io piansi, e vero<br />

e invano l’are tue<br />

o Glauca Dea bagnai:<br />

Ecuba genitrice, ah tu lo sai!<br />

Piansi in veder l’antico Priamo genitor dell’armi sotto al grave<br />

incarco, al suo partir, al tristo<br />

avviso di sua morte, e piansi poi<br />

al vedere nel tempio il ferro, il fuoco,<br />

la patria distrutta e me rapita<br />

in questa acerba età,<br />

fra nemici, e tempeste, prigionera<br />

sotto un polo stranier …<br />

76


2. SZENE<br />

Idomeneo, Ilia<br />

Rezitativ<br />

ILIA<br />

Wenn jemals der Gott von Delos<br />

am griechischen Horizont in aller Pracht erschien,<br />

so an diesem Tage, o Herr, an dem<br />

deine erhabene Gegenwart deine geliebten<br />

Untertanen ins Leben zurückruft und ihre Augen,<br />

die deinen Tod beweinten, wieder aufheitert.<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Edle Prinzessin, die schöne Freude<br />

kehre nun auch in deine Augen zurück.<br />

Der lange Schmerz sei beendet.<br />

ILIA<br />

Ich weinte, es ist wahr<br />

und vergeblich, überschwemmte ich,<br />

oh Minerva, deinen Altar;<br />

Hekuba, oh Mutter, du weißt es!<br />

Ich weinte, als ich meinen alten Vater Priamos gebeugt unter<br />

der Last der Waffen sah bei seinem Abschied,<br />

dann bei der traurigen Nachricht von seinem Tod, und ich<br />

weinte dann beim Anblick der Waffen und des Feuers im<br />

Tempel, und als das Vaterland zerstört war und ich geraubt, in<br />

so zartem Alter,<br />

unter Feinden und in Stürmen, eine Gefangene<br />

unter einem fremden Himmel …<br />

77


<strong>IDOMENEO</strong><br />

Assai soffristi …<br />

ma ogni trista memoria or si sbandisca<br />

Di me, de’ miei tesori<br />

Ilia, disponi, e mia cura sarà<br />

dartene chiare prove<br />

Dell’amicizia mia.<br />

ILIA<br />

Son certa, e un dubbio in me colpa sarìa.<br />

No. 11 – Aria<br />

ILIA<br />

Se il padre perdei,<br />

La patria, il riposo,<br />

a Idomeneo<br />

Tu padre mi sei,<br />

Soggiorno amoroso<br />

È Creta per me.<br />

Or più non rammento<br />

Le angoscie, gli affanni,<br />

Or gioia, e contento,<br />

Compenso a miei danni<br />

Il cielo mi diè.<br />

Parte<br />

SCENA III<br />

Idomeneo solo<br />

78


<strong>IDOMENEO</strong><br />

Du littest allzu viel …<br />

doch jetzt vergiss jede traurige Erinnerung.<br />

Verfüge über mich, über meine Reichtümer,<br />

Ilia, und ich will mich bemühen,<br />

dir deutliche Beweise<br />

meiner Freundschaft zu geben.<br />

ILIA<br />

Dessen bin ich gewiss und wollte ich daran zweifeln,<br />

würde ich schuldig.<br />

Nr. 11 – Arie<br />

ILIA<br />

Da ich den Vater verlor,<br />

die Heimat und den Frieden,<br />

zu Idomeneo<br />

so bist du mir jetzt Vater,<br />

und liebevolle Bleibe<br />

ist mir Kreta.<br />

Jetzt denke ich nicht mehr<br />

an die Ängste und Qualen,<br />

jetzt gab mir der Himmel<br />

zum Ausgleich für meine Leiden<br />

Freude und Zufriedenheit.<br />

Geht ab.<br />

3. SZENE<br />

Idomeneo allein<br />

79


Recitativo<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Qual mi conturba i sensi<br />

equivoca favella? … ne’ suoi casi<br />

qual mostra a un tratto intempestiva gioia<br />

la Frigia principessa? … Quei, ch’esprime<br />

teneri sentimenti per il prence,<br />

sarebber forse … ahimè! …<br />

sentimenti d’amor, gioia di speme? …<br />

Non m’inganno, reciproco è l’amore.<br />

Troppo, Idamante, a scior quelle ritorte<br />

sollecito tu fosti … Ecco il delitto,<br />

che in te punisce il ciel … Sì, sì, a Nettuno<br />

il figlio, il padre, ed Ilia,<br />

tre vittime saran su l’ara istessa<br />

da egual dolor afflitte,<br />

una dal ferro, e due dal duol trafitte.<br />

No. 12a – Aria<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Fuor del mar ho un mare in seno,<br />

Che del primo è più funesto.<br />

E Nettuno ancora in questo<br />

Mai non cessa minacciar.<br />

Fiero Nume! dimmi almeno:<br />

Se al naufragio è sì vicino<br />

Il mio cor, qual rio destino<br />

Or gli vieta il naufragar?<br />

Parte<br />

80


Rezitativ<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Wie verwirrt mir die zweideutige Rede<br />

die Sinne! … Welch stürmische<br />

Freude zeigt plötzlich trotz ihrer Lage<br />

die phrygische Prinzessin! … Diese zärtlichen<br />

Gefühle für den Prinzen, die sie zu erkennen gibt,<br />

sollten vielleicht – weh mir –<br />

Liebesgefühle, Hoffnungsfreude sein? …<br />

Ich täusche mich nicht, es ist gegenseitige Liebe!<br />

Allzu eilig, Idamante, hast du jene Ketten gesprengt …<br />

das also ist das Vergehen,<br />

das der Himmel an dir straft … Ja, ja, für Neptun<br />

werden der Sohn, der Vater und Ilia, alle drei zum Opfer auf<br />

demselben Altar: von gleichem Schmerz gepeinigt,<br />

der eine vom Schwert,<br />

die beiden anderen vom Kummer durchbohrt.<br />

Nr. 12a – Arie<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Dem Meer entronnen, habe ich ein Meer in der Brust,<br />

noch mörderischer als das erste.<br />

Und Neptun wird auch in diesem<br />

nie zu drohen aufhören.<br />

Grausamer Gott! Sage mir wenigstens:<br />

Wenn mein Herz so nahe<br />

am Schiffbruch ist, welches schreckliches Schicksal<br />

lässt es noch nicht zerbrechen?<br />

Geht ab.<br />

81


SCENA IV<br />

Elettra sola<br />

Recitativo<br />

ELETTRA<br />

Chi mai del mio provò piacer più dolce?<br />

Parto, e l’unico oggetto,<br />

che amo, ed adoro, oh Dei!<br />

meco se’n vien? Ah troppo<br />

troppo angusto è il mio cor a tanta gioia!<br />

Lunge dalla rivale<br />

farò ben io con vezzi, e con lusinghe,<br />

che quel foco, che pria<br />

spegnere non potei,<br />

a quei lumi s’estingua, e avvampi ai miei.<br />

No. 13 – Aria<br />

ELETTRA<br />

Idol mio, se ritroso<br />

Altra amante a me ti rende,<br />

Non m’offende rigoroso,<br />

Più m’alletta austero amor.<br />

Scaccierà vicino ardore<br />

Dal tuo sen l’ardor lontano;<br />

Più la mano può d’amore,<br />

S’è vicin l’amante cor.<br />

S’ode da lontano armoniosa marcia.<br />

82


4. SZENE<br />

Elektra allein<br />

Rezitativ<br />

ELEKTRA<br />

Wer fühlte je süßere Wonne als ich?<br />

Ich gehe, und das einzige Wesen,<br />

das ich liebe und anbete, ihr Götter,<br />

geht mit mir! Viel, viel zu eng<br />

ist mir das Herz für solche Freude!<br />

Fern von der Rivalin,<br />

werde ich mit Liebkosen und Schmeicheln leicht<br />

bewirken, dass jenes Feuer, das ich vorher<br />

nicht löschen konnte, für jene Augen erkalte<br />

und an den meinen sich entzünde.<br />

Nr. 13 – Arie<br />

ELEKTRA<br />

Mein Geliebter, wenn widerstrebend<br />

eine andere Geliebte dich mir zurückgibt,<br />

so verletzt mich die Strenge der Liebe nicht,<br />

vielmehr reizt sie mich!<br />

Das Feuer, das dir nahe ist,<br />

wird aus deinem Herzen das ferne Feuer vertreiben;<br />

mehr vermag die Hand Amors,<br />

wenn das liebende Herz nahe ist.<br />

Man hört von ferne einen wohlklingenden Marsch.<br />

83


No. 14 – Marcia<br />

ELETTRA<br />

Odo da lunge armonioso suono,<br />

che mi chiama all’imbarco, orsù si vada.<br />

Parte in fretta<br />

SCENA V<br />

Porto di Sidone con bastimenti lungo le spiagge<br />

Elettra, truppa d’Argivi, di Cretesi, e di marinari.<br />

Recitativo<br />

ELETTRA<br />

Sidonie sponde! o voi<br />

per me di pianto, e duol, d’amor nemico<br />

crudo ricetto, or ch’astro più clemente<br />

a voi mi toglie, io vi perdono, e in pace<br />

al lieto partir mio<br />

al fin vi lascio, e dò l’estremo addio!<br />

No. 15 – Coro<br />

CORO<br />

Placido è il mar, andiamo,<br />

Tutto ci rassicura.<br />

Felice avrem ventura,<br />

Su su, partiamo or or.<br />

84


Nr. 14 – Marsch<br />

ELEKTRA<br />

Ich höre von weitem den wohlklingenden Ton,<br />

der mich an Bord des Schiffes ruft – wohlan, ich komme!<br />

Sie geht schnell ab.<br />

5. SZENE<br />

Der Hafen von Sidon mit Befestigungen längs der Ufer.<br />

Elektra, Krieger aus Argos und Kreter und Seeleute.<br />

Rezitativ<br />

ELEKTRA<br />

Gestade Sidons! Ihr meiner Tränen,<br />

meines Schmerzes, meiner unglücklichen Liebe<br />

harte Stätte! Jetzt, da ein glücklicherer Stern<br />

mich euch entführt, verzeihe ich euch und sage euch<br />

in Frieden, da ich glücklich abreise,<br />

das letzte Lebewohl!<br />

Nr. 15 – Chor<br />

CHOR<br />

Das Meer ist friedlich, fahren wir;<br />

alles sieht beruhigend aus.<br />

Wir werden Glück haben,<br />

auf, auf, lasst uns jetzt scheiden.<br />

85


ELETTRA<br />

Soavi zeffiri soli spirate,<br />

Del freddo borea l’ira calmate.<br />

D’aura piacevole cortesi siate,<br />

Se da voi spargesi per tutto amor.<br />

CORO<br />

Placido è il mar, andiamo, ecc.<br />

SCENA VI<br />

Idomeneo, Idamante, Elettra. Seguito del re<br />

Recitativo<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Vattene, prence.<br />

IDAMANTE<br />

Oh ciel!<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Troppo t’arresti.<br />

Parti, e non dubbia fama<br />

di mille eroiche imprese il tuo ritorno<br />

prevenga. Di regnare<br />

se l’arte apprender vuoi, ora incomincia<br />

a renderti de’ miseri il sostegno,<br />

del padre, e di te stesso ognor più degno.<br />

86


ELEKTRA<br />

Sanfte Zephire, haucht alleine,<br />

besänftigt des eisigen Nordwinds Zorn.<br />

Wenn ihr uns mit angenehmer Luft gefällig seid,<br />

breitet sich über alles die Liebe aus.<br />

CHOR<br />

Das Meer ist friedlich, fahren wir, etc.<br />

6. SZENE<br />

Idomeneo, Idamante, Elektra, Gefolge des Königs<br />

Rezitativ<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Geh jetzt, Prinz.<br />

IDAMANTE<br />

Oh Himmel!<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Du zögerst zu lange.<br />

Fahre jetzt, und ehe du zurückkommst,<br />

soll ein unfehlbarer Ruf tausend Heldentaten<br />

von dir verkünden. Wenn du die Kunst<br />

des Herrschens lernen willst, dann fange jetzt an,<br />

den Bedürftigen eine Stütze zu sein,<br />

deines Vaters und deiner selbst immer würdiger.<br />

87


No. 16 – Terzetto<br />

IDAMANTE<br />

Pria di partir, oh Dio!<br />

Soffri, che un bacio imprima<br />

Sulla paterna man.<br />

ELETTRA<br />

Soffri, che un grato addio<br />

Sul labbro il cor esprima:<br />

Addio degno sovran!<br />

<strong>IDOMENEO</strong> a Elettra<br />

Vànne, sarai felice<br />

a Idamante<br />

Figlio! tua sorte è questa.<br />

Seconda i voti, o ciel!<br />

ELETTRA<br />

Quanto sperar mi lice!<br />

IDAMANTE<br />

Vado!<br />

da sé<br />

E il mio cor qui resta.<br />

TUTTI<br />

Addio!<br />

<strong>IDOMENEO</strong>, IDAMANTE da sé<br />

Destin crudel!<br />

IDAMANTE da sé<br />

Oh Ilia!<br />

88


Nr. 16 – Terzett<br />

IDAMANTE<br />

Ehe ich scheide, o Gott!<br />

lass mich einen Kuss<br />

auf die Hand des Vaters drücken.<br />

ELEKTRA<br />

Erlaube, dass das Herz<br />

durch meine Lippen dankbar Lebewohl sagt:<br />

Lebe wohl, edler Herrscher!<br />

<strong>IDOMENEO</strong> zu Elektra<br />

Gehe, du wirst glücklich sein.<br />

zu Idamante<br />

Sohn! dies ist deine Bestimmung!<br />

Sei unseren Wünschen gewogen, oh Himmel!<br />

ELEKTRA<br />

Wie viel darf ich erhoffen!<br />

IDAMANTE<br />

Ich gehe!<br />

für sich<br />

Doch mein Herz bleibt hier.<br />

ALLE<br />

Lebe wohl!<br />

<strong>IDOMENEO</strong>, IDAMANTE für sich<br />

Grausames Schicksal!<br />

IDAMANTE für sich<br />

Oh Ilia!<br />

89


<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />

Oh figlio!<br />

IDAMANTE<br />

Oh padre! oh partenza!<br />

ELETTRA<br />

Oh Dei! che sarà?<br />

ELLETTRA, IDAMANTE, <strong>IDOMENEO</strong><br />

Deh cessi il scompiglio;<br />

Del ciel la clemenza<br />

Sua man porgerà.<br />

Vanno verso le navi.<br />

Mentre vanno ad imbarcarsi sorge improvvisa tempesta.<br />

No. 17 – Coro<br />

CORO<br />

Qual nuovo terrore!<br />

Qual rauco muggito!<br />

De’ Numi il furore<br />

Ha il mare infierito,<br />

Nettuno, mercé!<br />

Incalza la tempesta, il mare si gonfia, il cielo tuona e lampeggia, e i<br />

frequenti fulmini incendiano le navi. Un mostro formidabile<br />

s’appresenta fuori dell’onde.<br />

90


<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />

Mein Sohn!<br />

IDAMANTE<br />

Mein Vater! Oh Abschied!<br />

ELEKTRA<br />

Ihr Götter! Was wird noch alles geschehen?<br />

ALLE<br />

Ach, diese Verwirrung muss aufhören;<br />

der gütige Himmel<br />

reiche seine Hand.<br />

Während sie auf das Schiff gehen, erhebt sich plötzlich ein Sturm.<br />

Nr. 17 – Chor<br />

CHOR<br />

Welch neuer Schrecken!<br />

Welch raues Gebrüll!<br />

Die Wut der Götter<br />

hat das Meer aufgepeitscht.<br />

Neptun, Erbarmen!<br />

Das Unwetter wird heftiger, das Meer schwillt an, der Himmel<br />

donnert und blitzt und die vielen Blitze setzen die Schiffe in Brand.<br />

Ein furchtbares Ungeheuer entsteigt den Wellen.<br />

91


CORO<br />

Qual odio, qual ira<br />

Nettuno ci mostra!<br />

Se il cielo s’adira,<br />

Qual colpa è la nostra?<br />

Il reo qual è?<br />

Recitatívo<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Eccoti in me, barbaro Nume! il reo!<br />

lo solo errai, me sol punisci, e cada<br />

sopra di me il tuo sdegno. La mia morte<br />

ti sazi al fin; ma se altra aver pretendi<br />

vittima al fallo mio, una innocente<br />

darti io non posso, e se pur tu la vuoi …<br />

ingiusto sei, pretenderla non puoi.<br />

La tempesta continua. I Cretesi spaventati fuggono e nel seguente coro col<br />

canto e con pantomime esprimono il loro terrore, ciò che tutto forma<br />

un’azione analoga e chiude l’atto coi solito Divertimento.<br />

No. 18 – Coro<br />

CORO<br />

Corriamo, fuggiamo<br />

Quel mostro spietato.<br />

Ah preda già siamo!<br />

Chi, perfido fato!<br />

Più crudo è di te?<br />

partendo<br />

Corriamo, fuggiamo!<br />

92


CHOR<br />

Welchen Hass, welchen Zorn<br />

zeigt uns Neptun!<br />

Wenn der Himmel zürnt,<br />

was ist unser Vergehen?<br />

Wer ist der Schuldige?<br />

Rezitativ<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Sieh in mir, grausamer Gott, den Schuldigen!<br />

Ich allein fehlte, mich allein strafe, und mich allein<br />

treffe dein Zorn. Mein Tod möge<br />

dich endlich befriedigen; doch begehrst du ein anderes<br />

Opfer für mein Vergehen, so kann ich dir<br />

kein unschuldiges geben, und wenn du es dennoch verlangst, so<br />

bist du ungerecht, das darfst du nicht fordern!<br />

Das Unwetter dauert an. Die entsetzten Kreter fliehen und drücken im<br />

folgenden Chor mit Gesang und Pantomime ihren Schrecken aus, so dass<br />

alles eine gleichzeitige Handlung bildet und den Akt mit dem üblichen<br />

Divertimento beendet.<br />

Nr. 18 – Chor<br />

CHOR<br />

Laufen wir, fliehen wir<br />

vor diesem gnadenlosen Ungeheuer!<br />

Ach, schon sind wir seine Beute!<br />

Wer, heimtückisches Schicksal,<br />

ist grausamer als du?<br />

im Abgehen<br />

Laufen wir, fliehen wir …<br />

93


ATTO TERZO<br />

Giardino reale<br />

SCENA PRIMA<br />

Ilia sola<br />

Recitativo<br />

ILIA<br />

Solitudini amiche, aure amorose,<br />

piante fiorite, e fiori vaghi!<br />

Udite d’una infelice amante<br />

i lamenti, che a voi lassa confido.<br />

Quanto il tacer presso al mio vincitore,<br />

quanto il finger ti costa afflitto core!<br />

No. 19 – Aria<br />

ILIA<br />

Zeffiretti lusinghieri,<br />

Deh volate al mio tesoro:<br />

E gli dite, ch’io l’adoro<br />

Che mi serbi il cor fedel.<br />

E voi piante, e fior sinceri,<br />

Che ora innaffia il pianto amaro,<br />

Dite a lui, che amor più raro<br />

Mai vedeste sotto al ciel.<br />

94


DRITTER AKT<br />

Königlicher Garten<br />

ERSTE SZENE<br />

Ilia allein<br />

Rezitativ<br />

ILIA<br />

Freundliche Einsamkeit, zärtliche Lüfte,<br />

blühende Pflanzen und ihr, anmutige Blumen,<br />

hört die Klagen, die eine unglücklich Liebende<br />

euch schmachtend anvertraut.<br />

Was kostet es dich, vor meinem Überwinder zu schweigen,<br />

dich zu verstellen, mein gequältes Herz!<br />

Nr. 19 – Arie<br />

ILIA<br />

Schmeichelnde Zephire,<br />

fliegt hin zu meinem Liebsten<br />

und sagt ihm, dass ich ihn verehre<br />

und dass er mir ein treues Herz bewahren soll.<br />

Und ihr Pflanzen, ihr ehrlichen Blumen,<br />

die heute meine bittere Träne begießt,<br />

sagt ihm, dass ihr noch nie eine so besondere<br />

Liebe unter dem Himmel gesehen habt.<br />

95


Recitativo<br />

ILIA<br />

Ei stesso vien … oh Dei! … mi spiego, o taccio? …<br />

Resto? … parto? … o m’ascondo? …<br />

Ah risolver non posso, ah mi confondo!<br />

SCENA II<br />

Idamante, Ilia<br />

Recitativo<br />

IDAMANTE<br />

Principessa, a’ tuoi sguardi<br />

se offrir mi ardisco ancor, più non mi guida<br />

un temerario affetto; altro or non cerco,<br />

che appagarti e morir.<br />

ILIA<br />

Morir? tu, prence?<br />

IDAMANTE<br />

Un fiero mostro<br />

fa dapertutto orrida strage. Or questo<br />

a combatter si vada,<br />

e vincerlo si tenti,<br />

o finisca la morte i miei tormenti.<br />

ILIA<br />

Calma, o prence, un trasporto sì funesto;<br />

Rammenta, che tu sei d’un grand’impero<br />

l’unica speme.<br />

96


Rezitativ<br />

ILIA<br />

Da kommt er selbst … oh Götter! … erkläre ich mich oder<br />

schweige ich? …<br />

Soll ich bleiben … fortgehen … oder mich verbergen? … Ach, ich<br />

kann mich nicht entscheiden, ich bin verwirrt!<br />

2. SZENE<br />

Idamante, Ilia<br />

Rezitativ<br />

IDAMANTE<br />

Prinzessin, wenn ich es noch einmal wage,<br />

vor deine Augen zu treten, so verleitet mich<br />

diesmal keine vermessene Liebe; jetzt will ich nichts<br />

anderes als dich zufrieden stellen und sterben.<br />

ILIA<br />

Sterben? du, Prinz?<br />

IDAMANTE<br />

Ein schreckliches Ungeheuer<br />

richtet überall furchtbare Blutbäder an.<br />

Ich gehe nun, um es zu bekämpfen,<br />

und versuche, es zu besiegen,<br />

oder der Tod beende meine Leiden.<br />

ILIA<br />

Bezähme, oh Prinz, deinen unseligen Eifer.<br />

Bedenke, dass du die einzige Hoffnung<br />

eines großen Reiches bist.<br />

97


IDAMANTE<br />

Privo del tuo amore,<br />

privo, Ilia, di te, nulla mi cale.<br />

ILIA<br />

Misera me! … deh serba i giorni tuoi.<br />

IDAMANTE<br />

Il mio fato crudel seguir degg’io.<br />

ILIA<br />

Vivi … Ilia te ’l chiede.<br />

IDAMANTE<br />

Oh Dei! che ascolto?<br />

Principessa adorata! …<br />

ILIA<br />

Il cor turbato<br />

a te mal custodì<br />

la debolezza mia;<br />

pur troppo amore e tema<br />

indivisi ho nel sen.<br />

IDAMANTE<br />

Odo? o sol quel, che brama<br />

finge l’udito, o pure il grand’ardore<br />

m’agita i sensi, e il cor lusinga oppresso<br />

un dolce sogno?<br />

98


IDAMANTE<br />

Ohne deine Liebe,<br />

ohne dich, Ilia, kümmert mich nichts.<br />

ILIA<br />

Ich Unglückliche! … ach, bewahre dein Leben!<br />

IDAMANTE<br />

Ich muss meinem grausamen Schicksal folgen.<br />

ILIA<br />

Lebe … Ilia verlangt es von dir.<br />

IDAMANTE<br />

Ihr Götter! was höre ich?<br />

Heißgeliebte Prinzessin! …<br />

ILIA<br />

Mein verwirrtes Herz<br />

verbarg dir nur schlecht<br />

meine Schwäche;<br />

allzu sehr kämpfen Liebe und Angst<br />

in meiner Brust.<br />

IDAMANTE<br />

Was höre ich? entweder meine ich nur zu hören,<br />

was ich hören will, oder die heiße Liebesglut<br />

verwirrt mir die Sinne, und das sehnsuchtsvolle Herz<br />

betört ein süßer Traum?<br />

99


ILIA<br />

Ah! perché pria non arsi,<br />

che scoprir la mia fiamma? mille io sento<br />

rimorsi all’alma! il sacro mio dovere,<br />

la mia gloria, la patria, il sangue<br />

de’ miei ancor fumante, oh quanto al core<br />

rimproverano il mio ribelle amore! …<br />

ma al fin, che fo? – – –<br />

Già che in periglio estremo<br />

ti vedo, oh caro, e trarti sola io posso,<br />

odimi, io te ’l ridico:<br />

t’amo, t’adoro, e se morir tu vuoi,<br />

pria, che m’uccida il duol morir non puoi.<br />

No. 20a – Duetto<br />

IDAMANTE<br />

S’io non moro a questi accenti,<br />

Non è ver, che amor uccida,<br />

Che la gioia opprima un cor.<br />

ILIA<br />

Non più duol, non più lamenti;<br />

Io ti son costante e fida,<br />

Tu sei il solo mio tesor.<br />

IDAMANTE<br />

Tu sarai …<br />

ILIA<br />

Qual tu mi vuoi.<br />

IDAMANTE<br />

La mia sposa …<br />

100


ILIA<br />

Ach, warum brannte ich nicht früher,<br />

um dir meine Glut zu entdecken? … wie fühle ich tausend<br />

Gewissensbisse im Herzen: meine heilige Pflicht, meine Ehre,<br />

das Vaterland, das noch dampfende Blut der Meinen, ach, wie<br />

werfen sie meinem Herzen<br />

meine abtrünnige Liebe vor! …<br />

Doch was soll ich zuletzt denn tun? – – –<br />

Da ich dich in höchster Gefahr sehe, oh Geliebter,<br />

und nur ich dich zurückhalten kann,<br />

so höre mich, ich sage es dir wieder und wieder:<br />

ich liebe dich, ich bete dich an und wenn du sterben willst,<br />

darfst du erst sterben, nachdem mich der Schmerz getötet hat.<br />

Nr. 20a – Duett<br />

IDAMANTE<br />

Sterbe ich nicht bei diesen Worten,<br />

so ist es nicht wahr, dass Liebe tötet,<br />

dass die Freude ein Herz erdrückt.<br />

ILIA<br />

Kein Schmerz, keine Klagen mehr;<br />

ich stehe zu dir, beständig und treu;<br />

du bist mein einziges Gut!<br />

IDAMANTE<br />

Du wirst …<br />

ILIA<br />

alles sein, was du willst.<br />

IDAMANTE<br />

Meine Braut …<br />

101


ILIA<br />

Lo sposo mio sarai tu.<br />

IDAMANTE, ILIA<br />

Lo dica amor.<br />

Ah il gioir sorpassa in noi<br />

Il sofferto affanno rio:<br />

Tutto vince il nostro ardor.<br />

SCENA III<br />

Idomeneo, Elettra, e detti<br />

Recitativo<br />

<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />

Cieli! che vedo?<br />

ILIA a Idamante<br />

Ah siam scoperti, oh caro.<br />

IDAMANTE a Ilia<br />

Non temer, idol mio.<br />

ELETTRA da sé<br />

Ecco l’ingrato.<br />

<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />

Io ben m’apposi al ver. Ah crudo fato!<br />

IDAMANTE<br />

Signor, già più non oso<br />

padre chiamarti; a un suddito infelice,<br />

deh, questa almen concedi<br />

unica grazia.<br />

102


ILIA<br />

mein Bräutigam wirst du sein.<br />

IDAMANTE, ILIA<br />

Das besiegle die Liebe!<br />

Ach, die Freude überwältigt<br />

das erlittene, schwere Leid in uns.<br />

Unsere Liebe besiegt alles.<br />

3. SZENE<br />

Idomeneo, Elektra und die Vorigen<br />

Rezitativ<br />

<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />

Himmel! was sehe ich!<br />

ILIA zu Idamante<br />

Ach, wir sind entdeckt, Geliebter.<br />

IDAMANTE zu Ilia<br />

Fürchte dich nicht, meine Liebste.<br />

ELEKTRA für sich<br />

Da ist der Ungetreue.<br />

<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />

Ich habe die Wahrheit geahnt. Ach, grausames Schicksal!<br />

IDAMANTE<br />

Herr – ich wage dich schon nicht mehr<br />

Vater zu nennen: einem unglücklichen Untertanen<br />

gewähre wenigstens<br />

eine einzige Gnade.<br />

103


<strong>IDOMENEO</strong><br />

Parla.<br />

ELETTRA da sé<br />

Che dirà?<br />

IDAMANTE<br />

In che t’offesi mai? perché mi fuggi? …<br />

m’odi, e aborrisci?<br />

ILIA da sé<br />

Io tremo.<br />

ELETTRA da sé<br />

Io te ’l direi.<br />

<strong>IDOMENEO</strong> a Idamante<br />

Parti, te lo comando,<br />

fuggi il paterno lido, e cerca altrove<br />

sicuro asilo.<br />

ILIA a Elettra<br />

Ahimè!<br />

Pietosa principessa, ah mi conforta!<br />

ELETTRA<br />

Ch’io ti conforti? e come? …<br />

da sé<br />

ancor m’insulta l’indegna.<br />

IDAMANTE<br />

Dunque io me n’andrò … ma dove? …<br />

Ah Ilia! … oh genitor!<br />

ILIA risoluta<br />

O seguirti, o morir, mio ben, vogl’io.<br />

104


<strong>IDOMENEO</strong><br />

Sprich.<br />

ELEKTRA für sich<br />

Was wird er sagen?<br />

IDAMANTE<br />

Womit habe ich dich je beleidigt? Warum fliehst du mich? …<br />

hassest du mich, verabscheust du mich?<br />

ILIA für sich<br />

Ich bebe.<br />

ELEKTRA für sich<br />

Ich könnte es dir schon sagen.<br />

<strong>IDOMENEO</strong> zu Idamante<br />

Geh, ich befehle es dir,<br />

fliehe den heimatlichen Strand und suche anderswo<br />

sichere Zuflucht.<br />

ILIA zu Elektra<br />

Weh mir!<br />

Barmherzige Prinzessin, ach tröste mich!<br />

ELEKTRA<br />

Ich dich trösten? wie denn? …<br />

für sich<br />

Jetzt beleidigt die Schändliche mich auch noch.<br />

IDAMANTE<br />

Also werde ich gehen … aber wohin? …<br />

O Ilia! … o Vater!<br />

ILIA entschlossen<br />

Ich will dir folgen oder sterben, mein Geliebter.<br />

105


IDAMANTE<br />

Deh resta, oh cara, e vivi in pace. Addio!<br />

No. 21 – Quartetto<br />

IDAMANTE<br />

Andrò rammingo, e solo<br />

Morte cercando altrove<br />

Fin che la incontrerò.<br />

ILIA<br />

M’avrai compagna al duolo,<br />

Dove sarai, e dove<br />

Tu moia, io morirò.<br />

IDAMANTE<br />

Ah no …<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Nettun spietato!<br />

Chi per pietà m’uccide?<br />

ELETTRA da sé<br />

Quando vendetta avrò?<br />

IDAMANTE, ILIA a Idomeneo<br />

Serena il ciglio irato.<br />

<strong>IDOMENEO</strong>, IDAMANTE, ILIA<br />

Ah il cor mi si divide!<br />

106


IDAMANTE<br />

Ach bleibe, Liebste, und lebe in Frieden. Leb wohl!<br />

Nr. 21 – Quartett<br />

IDAMANTE<br />

Einsam werde ich umherirren<br />

und den Tod anderswo suchen,<br />

bis ich ihm einst begegne.<br />

ILIA<br />

Du wirst mich als Gefährtin im Leid haben,<br />

wo immer du bist und wo<br />

du stirbst, sterbe ich auch.<br />

IDAMANTE<br />

Ach nein!<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Unbarmherziger Neptun!<br />

Wer hat Mitleid und tötet mich?<br />

ELEKTRA für sich<br />

Wann werde ich gerächt werden?<br />

IDAMANTE, ILIA zu Idomeneo<br />

Erhelle den zornigen Blick.<br />

<strong>IDOMENEO</strong>, IDAMANTE, ILIA<br />

Ach, mir bricht das Herz!<br />

107


TUTTI<br />

Soffrir più non si può.<br />

Peggio è di morte<br />

Sì gran dolore.<br />

Più fiera sorte,<br />

Pena maggiore<br />

Nissun provò!<br />

Idamante parte addolorato.<br />

SCENA IV<br />

Arbace, Idomeneo, Ilia, Elettra<br />

Recitativo<br />

ARBACE<br />

Sire, alla reggia tua immensa turba<br />

di popolo affollato ad alta voce<br />

parlarti chiede.<br />

ILIA da sé<br />

A qualche nuovo affanno<br />

Preparati mio cor.<br />

<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />

Perduto è il figlio.<br />

ARBACE<br />

Del Dio de’ mari il sommo sacerdote<br />

lo guida.<br />

108


ALLE<br />

Mehr kann man nicht ertragen.<br />

Schlimmer als der Tod<br />

ist dieser große Schmerz.<br />

Ein grausameres Schicksal,<br />

eine schwerere Qual<br />

hat niemand erlitten!<br />

Idamante geht schmerzerfüllt ab.<br />

4. SZENE<br />

Arbace, Idomeneo, Ilia, Elektra<br />

Rezitativ<br />

ARBACE<br />

Mein König, vor deinem Palast ist eine gewaltige<br />

Volksmenge zusammengelaufen und fordert laut,<br />

dich zu sprechen.<br />

ILIA für sich<br />

Auf neuen Kummer<br />

sei gefasst, mein Herz.<br />

<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />

Mein Sohn ist verloren.<br />

ARBACE<br />

Der Oberpriester des Meeresgottes<br />

führt sie an.<br />

109


<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />

Ahi troppo disperato è il caso! …<br />

a Arbace<br />

Intesi, Arbace …<br />

ELETTRA da sé<br />

Qual nuovo disastro?<br />

ILIA da sé<br />

Il Popol sollevato …<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Or vado ad ascoltarla.<br />

Parte confuso<br />

ELETTRA<br />

Ti seguirò!<br />

Parte<br />

ILIA<br />

Voglio seguirti anch’io.<br />

Parte<br />

110


<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />

Ach, zu verzweifelt ist der Fall!<br />

zu Arbace<br />

Ich habe verstanden, Arbace …<br />

ELEKTRA für sich<br />

Welch ein neues Unglück?<br />

ILIA für sich<br />

Das Volk im Aufruhr …<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Ich gehe hin und höre sie an.<br />

Geht verwirrt ab.<br />

ELEKTRA<br />

Ich folge dir!<br />

Geht ab.<br />

ILIA<br />

Auch ich will dir folgen.<br />

Geht ab.<br />

111


SCENA V<br />

Arbace solo<br />

Recitativo<br />

ARBACE<br />

Sventurata Sidon! in te quai miro<br />

di morte, stragi, e orror lugubri aspetti?<br />

Ah Sidon più non sei,<br />

Sei la città del pianto, e questa reggia<br />

quella del duol! … Dunque è per noi dal cielo<br />

sbandita ogni pietà? …<br />

chi sà? io spero ancora …<br />

che qualche Nume amico<br />

si plachi a tanto sangue; un Nume solo<br />

basta tutti a piegar; alla clemenza<br />

il rigor cederà … ma ancor non scorgo<br />

qual ci miri pietoso … Ah sordo è il cielo!<br />

Ah Creta tutta io vedo<br />

finir sua gloria sotto alte rovine!<br />

No, sue miserie pria non avran fine.<br />

No. 22 – Aria<br />

Se colà ne’fati è scritto,<br />

Creta, oh Dei!, s’è rea, or cada.<br />

Paghi il fio del suo delitto,<br />

Ma salvate il prence, il re.<br />

Deh d’un sol vi plachi il sangue,<br />

Ecco il mio, se il mio v’aggrada,<br />

E il ben regno che già langue,<br />

Giusti Dei! abbia mercè.<br />

parte<br />

112


5. SZENE<br />

Arbace allein<br />

Rezitativ<br />

ARBACE<br />

Unglückliches Sidon! Was zeigst du mir für einen grausigen<br />

Anblick von Tod, Verheerung und Entsetzen?<br />

Nein, Sidon bist du nicht mehr,<br />

du bist die Stadt der Tränen und dieser Palast<br />

ist ein Sitz des Schmerzes! … So hat denn der Himmel für uns<br />

kein Erbarmen mehr? …<br />

Wer weiß? Noch hoffe ich,<br />

dass irgendein gütiger Gott<br />

sich erbarme vor so viel Blut; ein Gott allein<br />

genügt, alle anderen zu besänftigen; der Milde wird die Strenge<br />

weichen … aber noch entdecke ich keinen, der uns mitleidvoll<br />

anblickt … ach, der Himmel ist taub!<br />

Ich sehe schon, wie ganz Kreta<br />

seinen Ruhm unter ragenden Ruinen begräbt!<br />

Nein, eher wird sein Elend nicht enden.<br />

Nr. 22 – Arie<br />

Wenn dort im Schicksalsbuch geschrieben steht,<br />

dass Kreta, oh Götter, fallen soll, weil es schuldig ist,<br />

dann zahle es die Strafe für sein Vergehen,<br />

doch rettet den Prinzen, den König!<br />

Wenn aber eines Einzigen Blut euch besänftigen kann,<br />

nehmt das meine, wenn es euch recht ist,<br />

und des schönen Reiches, das schon dahinwelkt,<br />

gerechte Götter, erbarmt euch!<br />

Geht ab.<br />

113


SCENA VI<br />

Gran piazza abbellita di statue avanti al palazzo,<br />

di cui si vede da un lato il frontespizio.<br />

Arriva Idomeneo accompagnato d’Arbace e dal seguito reale; il re<br />

scortato d’Arbace si siede sopra il trono destinato alle pubbliche udienze;<br />

Gran Sacerdote, e quantità di popolo.<br />

No. 23 – Recitativo<br />

GRAN SACERDOTE<br />

Volgi intorno lo sguardo, oh sire, e vedi<br />

qual strage orrenda nel tuo nobil regno,<br />

fa il crudo mostro. Ah mira<br />

allagate di sangue<br />

quelle pubbliche vie. Ad ogni passo<br />

vedrai chi geme, e l’alma<br />

gonfia d’atro velen dal corpo esala.<br />

Mille, e mille in quell’ampio, e sozzo ventre<br />

pria sepolti, che morti<br />

perire io stesso vidi.<br />

Sempre di sangue lorde<br />

son quelle fauci, e son sempre più ingorde.<br />

Da te solo dipende<br />

il ripiego, da morte trar tu puoi<br />

il resto del tuo popolo, ch’esclama<br />

sbigottito, e da te l’aiuto implora,<br />

E indugi ancor? … Al tempio, sire, al tempio!<br />

Qual è, dov’è la vittima? … a Nettuno<br />

rendi quello ch’è suo …<br />

114


6. SZENE<br />

Großer, mit Statuen geschmückter Platz vor dem Palast,<br />

dessen Vorderfront man auf einer Seite sieht.<br />

Idomeneo, begleitet von Arbace und dem königlichen Gefolge, tritt auf;<br />

zusammen mit Arbace setzt er sich auf den für öffentliche Audienzen<br />

bestimmten Thron. Der Oberpriester und eine große Volksmenge.<br />

Nr. 23 – Rezitativ<br />

OBERPRIESTER<br />

Schau doch um dich, König, und sieh,<br />

welch grässliches Gemetzel in deinem edlen Reich das<br />

grausame Ungeheuer anrichtet.<br />

Sieh die Straßen überall von Blut überschwemmt.<br />

Auf Schritt und Tritt wirst du Stöhnende sehen,<br />

die geschwollen von schwarzem Gift<br />

die Seele aus dem Körper aushauchen.<br />

Tausende, Abertausende sah ich in diesem riesigen,<br />

schmutzigen Bauch, bei lebendem Leib begraben,<br />

vor meinen eigenen Augen umkommen.<br />

Immer trieft sein Rachen von Blut,<br />

und immer gieriger wird es.<br />

Von dir allein hängt die Rettung ab,<br />

du kannst den Rest deines Volkes dem Tode entreißen,<br />

das vor Entsetzen schreiend<br />

von dir Hilfe verlangt;<br />

Und du zögerst noch? … Zum Tempel, König, zum Tempel!<br />

Wer ist das Opfer und wo ist es? …<br />

Gib Neptun, was sein ist …<br />

115


<strong>IDOMENEO</strong><br />

Non più … sacro ministro;<br />

e voi popoli udite:<br />

La vittima è Idamante, e or or vedrete,<br />

Ah Numi! con qual ciglio?<br />

Svenar il genitor il proprio figlio.<br />

Parte turbato<br />

No. 24 – Coro<br />

POPOLO<br />

Oh voto tremendo!<br />

Spettacolo orrendo!<br />

Già regna la morte,<br />

D’abisso le porte<br />

Spalanca crudel.<br />

GRAN SACERDOTE<br />

Oh cielo clemente!<br />

Il figlio è innocente,<br />

Il voto è inumano;<br />

Arresta la mano<br />

Del padre fedel.<br />

CORO<br />

Oh voto tremendo! ecc.<br />

Partono tutti dolenti.<br />

116


<strong>IDOMENEO</strong><br />

Nicht weiter … heiliger Priester;<br />

und du, Volk, höre mich an:<br />

Das Opfer ist Idamante, und jetzt werdet ihr sehen,<br />

o Götter, mit welcher Haltung<br />

der Vater dem eigenen Sohn die Adern öffnet.<br />

Geht fassungslos ab.<br />

Nr. 24 – Chor<br />

VOLK<br />

Oh furchtbares Gelübde!<br />

Entsetzliches Schauspiel!<br />

Schon regiert der Tod,<br />

grausam reißt er<br />

die Pforten der Hölle auf.<br />

OBERPRIESTER<br />

Barmherziger Himmel!<br />

Der Sohn ist schuldlos,<br />

das Gelübde ist unmenschlich;<br />

halte die Hand<br />

des frommen Vaters auf.<br />

CHOR<br />

Furchtbares Gelübde! etc.<br />

Alle gehen schmerzbewegt ab.<br />

117


SCENA VII<br />

Veduta esteriore del magnifico tempio di Nettuno con vastissimo atrio che<br />

lo circonda, a traverso del quale si scuopre in lontano la spiaggia del<br />

mare.<br />

L’atrio e le gallerie del tempio sono ripiene d’una moltitudine di popolo, li<br />

Sacerdoti preparano le cose appartenenti al sacrifizio. Arriva Idomeneo<br />

accompagnato da numeroso e fastoso seguito.<br />

No. 25 – Marcia<br />

No. 26 – Cavatina con coro<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Accogli, oh re del mar, i nostri voti,<br />

placa lo sdegno tuo, il tuo rigor!<br />

SACERDOTI<br />

Accogli, oh re dei mar, i nostri voti,<br />

placa lo sdegno tuo, il tuo rigor!<br />

CORO entro le scene<br />

Stupenda vittoria!<br />

Eterna è tua gloria;<br />

Trionfa oh signor!<br />

118


7. SZENE<br />

Außenansicht des prächtigen Neptuntempels mit geräumig umlaufender<br />

Vorhalle, die den Blick auf den in der Ferne gelegenen Meeresstrand<br />

freigibt.<br />

Vorhalle und Galerien des Tempels sind von einer Volksmenge besetzt, die<br />

Priester sind mit den Vorbereitungen für das Opfer beschäftigt. Idomeneo<br />

tritt auf, von großem und prächtigem Gefolge begleitet.<br />

Nr. 25 – Marsch<br />

Nr. 26 – Kavatine mit Chor<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Empfange, Gott des Meeres, unsere Opfergaben,<br />

mildere deinen Zorn, deine Strenge!<br />

PRIESTER<br />

Empfange, Gott des Meeres, unsere Opfergaben,<br />

mildere deinen Zorn, deine Strenge!<br />

CHOR hinter der Bühne<br />

Strahlender Sieg!<br />

Ewig ist dein Ruhm;<br />

Du triumphierst, oh Herr!<br />

119


Recitativo<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Qual risuona qui intorno<br />

applauso di vittoria?<br />

SCENA VIII<br />

Arbace frettoloso, e detti<br />

ARBACE<br />

Sire, il prence,<br />

Idamante l’eroe, di morte in traccia<br />

disperato correndo<br />

il trionfo trovò. Su l’empio mostro<br />

scagliossi furibondo, il vinse, e uccise.<br />

Eccoci salvi al fin.<br />

Vede condurre Idamante<br />

Che vedo? … oh Numi!<br />

SCENA IX<br />

Idamante in veste bianca, ghirlanda di fiori in capo, circondato da<br />

guardie e da sacerdoti. Moltitudine di mesto popolo e suddetti.<br />

120


Rezitativ<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Was erschallt hier ringsum<br />

für ein Siegesjubel?<br />

8. SZENE<br />

Arbace in Eile und die Vorigen<br />

ARBACE<br />

König, der Prinz,<br />

der Held Idamante, der<br />

verzweifelt den Tod suchte,<br />

fand den Sieg. Auf das verruchte Ungeheuer<br />

stürzte er sich wütend, besiegte und tötete es.<br />

Endlich sind wir gerettet!<br />

Sieht, wie Idamante hereingeführt wird<br />

Was sehe ich! … um Himmels Willen!<br />

9. SZENE<br />

Idamante in weißem Gewand, mit einem Blumenkranz auf dem Kopf,<br />

umgeben von Wachen und Priestern. Traurige Volksmenge, die Vorigen.<br />

121


No. 27 – Recitativo<br />

IDAMANTE<br />

Padre, mio caro padre, ah dolce nome!<br />

Eccomi, a piedi tuoi; in questo estremo<br />

periodo fatal, su questa destra<br />

che il varco al sangue tuo nelle mie vene<br />

aprir dovrà, gl’ultimi baci accetta.<br />

Ora comprendo, che il tuo turbamento<br />

sdegno non era già, ma amor paterno.<br />

Oh mille volte, e mille<br />

fortunato Idamante,<br />

se chi vita ti dié vita ti toglie,<br />

e togliendola a te la rende al cielo,<br />

e dal cielo la sua in cambio impetra,<br />

ed impetra costante a’ suoi la pace,<br />

e de’ Numi l’amor sacro e verace.<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Oh figlio! oh caro figlio!<br />

perdona; il crudo uffizio<br />

in me scelta non è, pena è del fato …<br />

Barbaro, iniquo fato! … Ah no, non posso<br />

contro un figlio innocente<br />

alzar l’aspra bipenne … da ogni fibra<br />

già se’n fuggon le forze, e gl’occhi miei<br />

torbida notte ingombra … oh figlio! …<br />

IDAMANTE languente, poi risoluto<br />

Oh padre! …<br />

ah non t’arresti inutile pietà,<br />

né vana ti lusinghi<br />

Tenerezza d’amor. Deh vibra un colpo,<br />

che ambi tolga d’affanno.<br />

Eccomi pronto, adempi<br />

il sacrifizio, il voto.<br />

122


Nr. 27 – Rezitativ<br />

IDAMANTE<br />

Vater, mein lieber Vater, welch süßer Name!<br />

Sieh mich hier zu deinen Füßen; in dieser allerletzten<br />

schicksalsschweren Stunde empfange<br />

auf deinem Arm, der dem Blut den Weg aus meinen Adern<br />

öffnen muss, die letzten Küsse.<br />

Jetzt begreife ich, dass deine Verstörung<br />

nicht Zorn war, sondern väterliche Liebe.<br />

Oh tausend und tausendmal<br />

glücklicher Idamante,<br />

wenn der, der das Leben dir gab, das Leben dir<br />

nimmt und es, dir nehmend, dem Himmel zurückgibt,<br />

und dafür vom Himmel das Seine erlangt<br />

und für die Seinen beständigen Frieden<br />

und der Götter heilige und wahre Liebe.<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Mein Sohn! mein lieber Sohn!<br />

vergib; das grausame Amt habe<br />

nicht ich mir erwählt, es ist die Strafe des Schicksals …<br />

Unmenschliches, ungerechtes Schicksal! … Nein, ich kann<br />

nicht gegen einen unschuldigen Sohn die<br />

scharfe Doppelaxt erheben … aus jeder Faser<br />

entweichen mir schon die Kräfte, und meine Augen verdunkelt<br />

mir trübe Nacht … mein Sohn! …<br />

IDAMANTE matt, danach mit Entschlossenheit<br />

Vater! …<br />

dich halte kein fruchtloses Mitleid zurück,<br />

noch erweiche dich falsche<br />

Zärtlichkeit der Liebe. Ach, führe den Schlag,<br />

der uns beide dem Leiden entreißt.<br />

Sieh, ich bin bereit, erfülle<br />

das Opfer, den Schwur.<br />

123


<strong>IDOMENEO</strong><br />

Oh qual mi sento<br />

in ogni vena insolito vigor? …<br />

or risoluto io son … l’ultimo amplesso<br />

ricevi … e mori.<br />

IDAMANTE<br />

Oh Padre! …<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Oh figlio! …<br />

IDAMANTE, <strong>IDOMENEO</strong><br />

Oh Dio! …<br />

IDAMANTE da sé<br />

Oh Ilia … ahimè!<br />

a Idomeneo<br />

Vivi felice,<br />

IDAMANTE, <strong>IDOMENEO</strong><br />

Addio.<br />

Nell’atto di ferire sopraviene Ilia ed impedisce il colpo.<br />

SCENA X<br />

Ilia frettolosa, Elettra e detti<br />

ILIA Corre a ritenere il braccio d’Idomeneo<br />

Ferma, oh sire, che fai?<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

La vittima io sveno,<br />

che promisi a Nettuno.<br />

124


<strong>IDOMENEO</strong><br />

Oh, wie fühle ich<br />

ungeahnte Kraft in jeder Ader …<br />

jetzt bin ich entschlossen … eine letzte Umarmung<br />

noch … und stirb.<br />

IDAMANTE<br />

O Vater! …<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Oh Sohn! …<br />

IDAMANTE, <strong>IDOMENEO</strong><br />

O Gott! …<br />

IDAMANTE für sich<br />

Oh Ilia … weh mir! …<br />

zu Idomeneo<br />

Lebe glücklich.<br />

IDAMANTE, <strong>IDOMENEO</strong><br />

Lebe wohl.<br />

Während Idomeneo zuschlagen will, erscheint Ilia und verhindert den Streich.<br />

10. SZENE<br />

Ilia in Eile, Elektra und die Vorigen<br />

ILIA läuft herbei und hält Idomeneo am Arm fest.<br />

Halt ein, König, was tust du?<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Ich schlachte das Opfer,<br />

das ich Neptun versprach.<br />

125


IDAMANTE<br />

Ilia, t’accheta …<br />

GRAN SACERDOTE a Ilia<br />

Deh non turbar il sacrifizio …<br />

ILIA<br />

In vano<br />

quella scure altro petto<br />

tenta ferir. Eccoti, sire, il mio,<br />

la vittima io son.<br />

Benchè innocente anch’io,<br />

benchè ora amica,<br />

di Priamo son figlia<br />

e Frigia io nacqui per natura nemica<br />

al Greco nome.<br />

Orsu mi svena.<br />

S’inginocchia avanti al Gran Sacerdote.<br />

S’ode gran strepito sotterraneo, la statua di Nettuno si scuote; il Gran<br />

Sacerdote si trova avanti all’ara in estasi. Tutti rimangono attoniti ed<br />

immobili per lo spavento. Una voce profonda e grave pronunzia la<br />

seguente sentenza del cielo:<br />

No. 28d – La Voce<br />

LA VOCE<br />

Ha vinto amore …<br />

Idomeneo<br />

cessi esser re …<br />

lo sia Idamante<br />

ed Ilia a lui sia sposa.<br />

La pace renderà di Creta al regno<br />

Stabilito nel ciel nodo si degno.<br />

126


IDAMANTE<br />

Ilia, beruhige dich …<br />

OBERPRIESTER zu Ilia<br />

Störe nicht das Opfer …<br />

ILIA<br />

Vergeblich<br />

sucht diese Klinge eines anderen Blut<br />

zu verspritzen. Hier, König, ist das Meine,<br />

das Opfer bin ich.<br />

Zwar bin auch ich unschuldig,<br />

zwar bin ich jetzt euch Freundin,<br />

doch ich bin des Priamos Tochter<br />

und als geborene Phrygierin von Natur aus<br />

Griechenlands Feindin.<br />

Wohlan, tötet mich.<br />

Sie kniet vor dem Oberpriester nieder.<br />

Man hört großen unterirdischen Lärm, die Statue Neptuns erbebt; der<br />

Oberpriester steht in Ekstase vor dem Altar. Alle sind erstaunt und starr<br />

vor Angst. Eine tiefe und schwere Stimme verkündet den folgenden<br />

Spruch des Himmels:<br />

Nr. 28d – Die Stimme<br />

DIE STIMME<br />

Amor hat gesiegt …<br />

Idomeneo<br />

trete als König zurück …<br />

der soll Idamante sein,<br />

und Ilia sei seine Gattin.<br />

Dem kretischen Reich bringe dieser im Himmel<br />

beschlossene, so würdige Bund den Frieden zurück.<br />

127


No. 29 – Recitativo<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Oh ciel pietoso!<br />

IDAMANTE<br />

Ilia …<br />

ILIA<br />

Idamante, udisti?<br />

ARBACE<br />

Oh gioia! oh amor, oh Numi!<br />

ELETTRA<br />

Oh smania! oh furie!<br />

oh disperata Elettra! …<br />

Vedrò Idamante alla rivale in braccio? …<br />

Ah no; il germano Oreste<br />

ne’ cupi abissi io vuo’ seguir,<br />

or or compagna<br />

m’avrai là nell’inferno,<br />

a sempiterni guai, al pianto eterno.<br />

Parte infuriata<br />

SCENA ULTIMA<br />

Idomeneo, Idamante, Ilia, Arbace. Seguito d’Idomeneo,<br />

d’Idamante, e d’Ilia; popolo<br />

128


Nr. 29 – Rezitativ<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

O barmherziger Himmel!<br />

IDAMANTE<br />

Ilia …<br />

ILIA<br />

Idamante, hast du gehört?<br />

ARBACE<br />

O Freude! O Liebe, o Götter!<br />

ELEKTRA<br />

O Raserei! O ihr Furien!<br />

Oh verzweifelte Elektra! …<br />

Soll ich Idamante in den Armen der Rivalin sehen?<br />

Nein, meinem Bruder Orest<br />

will ich in die schwarze Hölle folgen,<br />

bald, bald bin ich dir<br />

in der Hölle zur Gefährtin<br />

der ewigen Qualen, der ewigen Tränen.<br />

Sie geht ab, von Furien besessen.<br />

LETZTE SZENE<br />

Idomeneo, Idamante, Ilia, Arbace, Gefolge des Idomeneo,<br />

Idamantes und der Ilia, Volk<br />

129


No. 30 – Recitativo<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Popoli, a voi l’ultima legge impone<br />

Idomeneo, qual re. Pace v’annunzio.<br />

Compiuto è il sacrifizio, e sciolto il voto.<br />

A Idamante mio figlio, al caro figlio<br />

cedo il soglio di Creta, e tutto insieme<br />

il sovrano poter. I suoi comandi<br />

rispettate: questa è la legge.<br />

Eccovi la real sposa. Mirate<br />

in questa bella coppia un don del cielo<br />

serbato a voi. Quanto a sperar vi lice!<br />

Oh Creta fortunata! Oh me felice!<br />

No. 31 – Coro<br />

CORO<br />

Scenda Amor, scenda Imeneo,<br />

E Giunone ai regi sposi,<br />

D’alma pace omai li posi<br />

La Dea pronuba nel sen.<br />

130


Nr. 30 – Rezitativ<br />

<strong>IDOMENEO</strong><br />

Mein Volk, euch gebe Idomeneo sein letztes Gesetz<br />

als König. Ich verkünde euch Frieden.<br />

Das Opfer ist vollbracht, das Gelübde eingelöst,<br />

Meinem Sohn Idamante, dem teuren Sohn,<br />

überlasse ich Kretas Thron und zugleich damit<br />

die Herrschermacht. Achtet seine Befehle:<br />

dies ist das Gesetz.<br />

Seht hier die königliche Braut. Bewundert<br />

in diesem schönen Paar ein Geschenk des Himmels<br />

an euch. Was dürft ihr jetzt alles erhoffen!<br />

Oh gesegnetes Kreta! Oh ich Glücklicher!<br />

Nr. 31 – Chor<br />

CHOR<br />

Steig herab, Amor, steige herab, Hymen<br />

und auch Juno zum königlichen Brautpaar;<br />

auf ewig senke die Göttin der Ehe<br />

ihnen den Frieden der Seele ins Herz.<br />

Nr. 32 – Ballett<br />

(KV 367)<br />

Chaconne<br />

Larghetto<br />

La Chaconne qui reprend<br />

Largo – Allegretto – Largo<br />

Übersetzung: Philipp Harnoncourt<br />

131


Saimir Pirgu


Marie-Claude Chappuis, Saimir Pirgu<br />

Marie-Claude Chappuis, Saimir Pirgu<br />

Eva Mei


Julia Kleiter<br />

Marie-Claude Chappuis


Arnold Schoenberg Chor, Eva Mei<br />

Arnold Schoenberg Chor


Julia Kleiter<br />

Julia Kleiter, Marie-Claude Chappuis


Marie-Claude Chappuis, Eva Mei, Julia Kleiter<br />

Jeremy Ovenden


Rudolf Schasching, Saimir Pirgu, Jeremy Ovenden<br />

Saimir Pirgu


Solisten des Züricher Balletts<br />

Julia Kleiter, Marie-Claude Chappuis


Die Interpreten<br />

Nikolaus Harnoncourt, Dirigent & Regie<br />

IN BERLIN GEBOREN, VERBRACHTE DER ÖSTERREICHISCHE<br />

Dirigent seine Kindheit und Jugend in Graz. Schon früh künstlerisch<br />

ambitioniert, zieht er schließlich das Cellostudium dem<br />

Marionettentheater vor, das ihn über Jahre intensiv beschäftigt<br />

hatte. Nach der Ausbildung an der Wiener Musikakademie wird<br />

er 1952 Cellist bei den Wiener Symphonikern. Ein Jahr später<br />

gründet er gemeinsam mit seiner Frau Alice den Concentus<br />

Musicus Wien, um seiner immer intensiveren Arbeit mit Originalinstrumenten<br />

und der musikalischen Aufführungspraxis von<br />

Renaissance- und Barockmusik ein Forum zu geben. Nikolaus<br />

Harnoncourt sammelt historische Instrumente – allerdings ausschließlich,<br />

um sie zum Musizieren einzusetzen – und entwickelt<br />

parallel zum Musizieren und Dirigieren auch in musikphilosophischen<br />

Schriften, die im Salzburger Unterricht entstanden,<br />

seine Analysen der „Musik als Klangrede“, bis heute die<br />

Standardwerke der historischen Aufführungspraxis, die Eröffnung<br />

eines ganzen Kosmos von vergessenen Werken und verschütteten<br />

Klangerfahrungen.<br />

Von 1972 an unterrichtete Nikolaus Harnoncourt Aufführungspraxis<br />

und historische Instrumentenkunde als Professor am<br />

Salzburger Mozarteum. Parallel dazu wächst sein Erfolg als<br />

Operndirigent. Nach seinem Debüt am Theater an der Wien mit<br />

Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“ 1971 folgte der inzwischen<br />

legendäre Zyklus von Monteverdis Musiktheaterwerken,<br />

zusammen erarbeitet mit dem Regisseur Jean-Pierre<br />

Ponnelle am Opernhaus Zürich, ein weltweit als sensationell<br />

140


etrachteter Durchbruch. Dem schloss sich, ebenso exemplarisch<br />

und richtungweisend, am selben Haus und mit Ponnelle<br />

als Partner ein Zyklus von Mozart-Opern an.<br />

Sowohl im symphonischen Repertoire als auch im Musiktheater<br />

führt Nikolaus Harnoncourts Weg als Dirigent über die Wiener<br />

Klassik zum romantischen Repertoire und ins 20. Jahrhundert.<br />

Einige Stationen auf diesem Weg: die Wiener Staatsoper mit<br />

einem Mozart-Zyklus, die Salzburger Festspiele mit Monteverdis<br />

„L’incoronazione di Poppea“ und Mozarts „Le nozze di Figaro“,<br />

„Don Giovanni“ und „La clemenza di Tito“. Dazwischen immer<br />

wieder Zürich: Webers „Freischütz“, Schuberts „Des Teufels Lustschloss“<br />

und „Alfonso und Estrella“, Offenbachs „La belle Hélène“,<br />

„La Périchole“ und „La Grande-Duchesse de Gérolstein“ oder<br />

Verdis „Aida“.<br />

In der Orchesterarbeit sind es das Concertgebouw-Orkest Amsterdam,<br />

das Chamber Orchestra of Europe, die Wiener und die<br />

Berliner Philharmoniker, mit denen Nikolaus Harnoncourt das<br />

große Repertoire zyklisch erarbeitet und immer wieder neu entdeckt:<br />

die Konzerte und Symphonien von Haydn und Mozart,<br />

Beethoven, Mendelssohn, Schubert, Schumann, Brahms, Dvoˇ rák<br />

und Bruckner, aber auch Béla Bartók und Alban Berg.<br />

Ein zentraler Ort für viele dieser Projekte war und ist die styriarte,<br />

1985 in Graz gegründet, um Nikolaus Harnoncourt enger an seine<br />

Heimatstadt zu binden. Hier dirigierte er unter anderem auch<br />

zum ersten Mal Schumanns „Genoveva“, Vorspiel und Liebestod<br />

aus Wagners „Tristan und Isolde“ oder 2001 Verdis „Requiem“.<br />

2003 kam mit Offenbachs „La Grande-Duchesse de Gérolstein“<br />

eine Oper hinzu, 2005 dirigierte er hier Bizets „Carmen“.<br />

Heute ist Nikolaus Harnoncourt einer der wenigen wirklichen<br />

Weltstars unter den Dirigenten. Mit Auftritten wie beim<br />

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erreicht er ein<br />

Millionenpublikum – mit der gleichen Leidenschaft und dem<br />

flammenden Ernst, mit denen er überall auf der Welt konsequent<br />

vor allem eines ist: ein wahrer Diener der Kunst.<br />

142


Saimir Pirgu, Tenor<br />

1981 GEBOREN, ABsolvierte<br />

Saimir Pirgu<br />

zunächst ein Violinstudium<br />

in seiner<br />

Heimat stadt Elbasan<br />

in Albanien. Gesang<br />

studierte er erst anschließend<br />

an den<br />

Konservatorien von<br />

Tirana und Bozen, bei<br />

Vito Brunetti, der immer<br />

noch sein Lehrer<br />

ist. Seine Stimme ließ<br />

die Juroren bei wichtigen<br />

Wettbewerben<br />

aufhorchen: So öffnete<br />

ihm die Auszeichnung<br />

als „Bester<br />

junger Sänger“ beim<br />

Umberto-Sacchetti-<br />

Wettbewerb in Bologna 2001 den Weg zu den Siegen beim Internationalen<br />

„Caruso“ Gesangswettbewerb in Mailand und beim<br />

„Tito-Schipa“-Bewerb in Lecce 2002.<br />

Erste Rollen in „Il Viaggio a Reims“ und „Adina“ führten Saimir<br />

Pirgu 2002 zum Rossini-Opern-Festival in Pesaro. Staatsoperndirektor<br />

Ioan Holender gab ihm gleich darauf die Gelegenheit,<br />

in Wien als Nemorino („L’elisir d’amore“) an der Staatsoper zu<br />

debütieren. Dafür wurde er mit der Eberhard-Wächter-Medaille<br />

ausgezeichnet.<br />

In Ferrara sang er den Ferrando in Mozarts „Così fan tutte“ unter<br />

Claudio Abbado, sein Debüt bei den Salzburger Festspielen gab<br />

er mit derselben Rolle unter Philippe Jordan. Bedeutende Debüts<br />

brachten den jungen Sänger dann in die wichtigsten Opernhäuser:<br />

Hamburg, München, Berlin, Rom, Zürich, London, Madrid,<br />

143


Lissabon und Amsterdam. Neben den bereits Genannten stand er<br />

dabei unter dem Dirigat von Lorin Maazel, Daniele Gatti, Seiji<br />

Ozawa, Franz Welser Möst, Gustav Kuhn, Nikolaus Harnoncourt<br />

oder Antonio Pappano.<br />

Los Angeles und die New Yorker Met dürfen sich in Bälde auf<br />

ihn freuen. Dort wird Saimir Pirgu die Rolle des Rinuccio in<br />

„Gianni Schicci“ singen. Außerdem stehen „La Traviata“ in Santa<br />

Fe, London und Wien und „Lucia di Lammermoor“ an der Hamburger<br />

Staatsoper auf dem Plan. Im Februar 2006 erschien sein<br />

erstes Album mit Opernarien: „Angelo casto e bel“ mit dem<br />

Haydn-Orchester unter Gustav Kuhn.<br />

Marie-Claude Chappuis, Mezzosopran<br />

DIE MEZZOSOPRAnistin<br />

Marie-Claude<br />

Chappuis wurde bei<br />

Tiny Westendorp in<br />

ihrer Heimatstadt<br />

Freiburg (Schweiz)<br />

sowie bei Breda Zakotnik<br />

am Salzburger<br />

Mozarteum ausgebildet.<br />

Ihr erstes Engagement<br />

führte sie 1998<br />

ans Tiroler Landestheater<br />

in Innsbruck,<br />

dem sie bis 2003 angehörte<br />

und wo sie<br />

Partien wie Hänsel,<br />

Armindo („Partenope“<br />

von Händel), Charlotte<br />

(„Werther“), Frau<br />

Reich („Die lustigen<br />

Weiber von Windsor“), Sesto („La clemenza di Tito“), Zaida („Il<br />

turco in Italia“) und Carmen sang.<br />

144


Bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik verkörperte sie<br />

2003 die Messaggera, Speranza und Proserpina in „Orfeo“ unter<br />

René Jacobs, mit dem sie seither regelmäßig zusammenarbeitet:<br />

Neben Gastspielen der „Orfeo“-Produktion an der Berliner Staatsoper<br />

Unter den Linden und beim Festival d’Aix-en-Provence 2007<br />

war sie unter seiner Leitung als Annio in „La clemenza di Tito“ in<br />

Brüssel, Köln, Paris und Berlin zu hören. In Berlin und am Théâtre<br />

de la Monnaie in Brüssel sang sie 2006 unter Jacobs die Ottavia<br />

in „L’incoronazione di Poppea“. Als Carmen war sie in Bern<br />

zu erleben, in Luzern gab sie ihre Rollendebüts als Dorabella<br />

(„Così fan tutte“) und als Purcells Dido, als Sesto gastierte sie in<br />

Zürich, Baden-Baden und Luxembourg. Am Grand Théâtre de Genève<br />

gab die Sängerin nach Annio, Penelope („Il ritorno d’Ulisse<br />

in patria“) und Ottavia im September 2007 die Anna in Berlioz’<br />

„Les Troyens“ unter John Nelson. Die Rolle des Lazuli in Chabriers<br />

„L’Etoile“ gestaltete sie unter John Eliot Gardiner am Opernhaus<br />

Zürich. Mit Riccardo Muti sang sie die Rolle der Contessa<br />

di Sarzana („Matrimonio inaspettato“ von Paisiello) bei den<br />

Pfingstfestspielen Salzburg 2008.<br />

Als Konzertsängerin ist Marie-Claude Chappuis in ganz Europa<br />

und in den USA aufgetreten und hat u. a. mit René Jacobs,<br />

Philippe Herreweghe, John Nelson, Roger Norrington, Giovanni<br />

Antonini und Riccardo Chailly zusammengearbeitet.<br />

Auf der CD-Einspielung „La Clemenza di Tito“, die für den<br />

Grammy Music Award 2007 nominiert wurde, ist sie unter René<br />

Jakobs als Annio zu hören. Auf dem DVD „The Great Mass“ von<br />

Uwe Scholz singt sie die Mozart C-moll Messe.<br />

Julia Kleiter, Sopran<br />

STAMMT AUS LIMBURG UND STUDIERTE BEI WILLIAM<br />

Workmann in Hamburg und bei Klesie Kelly-Moog in Köln. Die<br />

deutsche Sopranistin begann ihre internationale Karriere im<br />

März 2004 mit konzertanten Aufführungen von Richard Strauss’<br />

„Daphne“ in Köln unter Semyon Bychkov, im Juni 2004 debü-<br />

145


146<br />

tierte sie als Pamina<br />

in der Bob Wilson-<br />

Produktion der „Zauberflöte“<br />

an der Opéra<br />

Bastille in Paris unter<br />

Jiri Kout.<br />

2005 sang sie weitere<br />

konzertante Aufführungen<br />

der Daphne<br />

und übernahm kurzfristig<br />

die Pamina in<br />

einer Neuproduktion<br />

der „Zauberflöte“ unter<br />

Marc Minkowski<br />

in Paris. Es folgten<br />

eine Neuproduktion<br />

der „Zauberflöte“ (Papagena),<br />

dirigiert von<br />

Claudio Abbado in<br />

Reggio Emilia, und eine Neuproduktion von „Boris Godunov“<br />

(Xenia) im Teatro Comunale in Florenz unter Semyon Bychkov.<br />

2006 sang sie u. a. (unter Nikolaus Harnoncourt) in Zürich, am<br />

Teatro Filarmonico in Verona, am Teatro La Fenice in Venedig<br />

und bei den Salzburger Festspielen. 2007 arbeitete Julia Kleiter<br />

in Zürich und an der Opéra Bastille in Paris. 2008 standen die<br />

Euridike in einer Pina-Bausch-Produktion in Paris unter Thomas<br />

Hengelbrock oder Händels „Acis und Galathea“ unter Nicolas<br />

McGeegan auf dem Programm. In Paris wird sie unter Cambreling<br />

noch die Marzelline singen. 2010 debütiert Julia Kleiter an<br />

der Met als Pamina.<br />

Auch als Konzertsängerin ist Julia Kleiter vielfach zu hören.<br />

2006 hatte sie Auftritte unter Riccardo Muti in Paris, Toulouse<br />

und anlässlich der Salzburger Festspiele, unter Claudio Abbado<br />

in Berlin, unter Christoph Poppen bei den Salzburger Fest spielen,<br />

eine Japan-Tournee unter Nikolaus Harnoncourt mit Werken


von Händel und Mozart. Sie ist auch eine gefragte Liedinterpretin:<br />

2006 gab sie ein Recital beim Lucerne Festival, 2007 waren<br />

gemeinsame Auftritte mit Christoph Prégardien und Hugo<br />

Wolfs Italienischem Liederbuch in Belgien und Deutschland am<br />

Plan.<br />

Eva Mei, Sopran<br />

DIE ITALIENERIN<br />

studierte Gesang am<br />

Konservatorium „Luigi<br />

Cherubini“ in Florenz.<br />

Dort schloss sie<br />

ihr Studium 1989 ab.<br />

Ein Jahr später gewann<br />

sie beim Internationalen<br />

Mozartwettbewerb<br />

in Wien<br />

den Caterina-Cavalieri-Preis<br />

für ihre Interpretation<br />

der Konstanze<br />

in „Die Ent -<br />

führung aus dem<br />

Serail“. Mit dieser<br />

Partie debütierte die<br />

junge Sängerin im<br />

selben Jahr an der<br />

Staatsoper Wien. Dies<br />

war der Beginn einer kometenhaften Karriere, die schnell internationales<br />

Niveau erreichte und die Sopranistin an die bedeutendsten<br />

Opernhäuser der Welt führte.<br />

Eva Mei gastiert, frenetisch gefeiert, auf allen großen Opernbühnen:<br />

Amsterdam, Budapest, Palermo, Wien, Zürich, Berlin, Rom,<br />

Turin, Venedig, Tokio, Mailand, München, London, Paris, Brüssel<br />

etc. Ihr Repertoire umfasst zahllose Partien, sie ist einfach auf<br />

der Bühne zu Hause.<br />

147


Die Sopranistin ist auch eine begehrte und viel umjubelte Konzertsängerin,<br />

die schon auf allen großen Konzertpodien Europas<br />

aufgetreten ist. Zu ihrem Repertoire gehören Lieder von Claude<br />

Debussy, Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn, Gioachino Rossini,<br />

Giuseppe Verdi, Richard Strauss usw. Eva Mei sang u. a. unter<br />

Myung-Whum Chung, Riccardo Muti, Sir Colin Davis, Nikolaus<br />

Harnoncourt, Daniel Oren, Marcello Viotti, Franz<br />

Welser-Möst und Wolfgang Sawallisch. Mehrere CDs, Videos,<br />

Rundfunk- und Fernsehauftritte in ganz Europa runden die<br />

künstlerische Tätigkeit der Sängerin ab.<br />

Jeremy Ovenden, Tenor<br />

DER ENGLISCHE TENOR STUDIERTE AM ROYAL COLLEGE OF<br />

Music in London und erhielt dann den Ian-Fleming-Förderpreis,<br />

der es ihm ermöglichte, Gesangsunterricht bei Nicolai Gedda zu<br />

nehmen. Er war Finalist<br />

beim Kathleen-<br />

Ferrier-Wettbewerb<br />

1998.<br />

148<br />

Nach seinem gefeierten<br />

Debüt als Don<br />

Ottavio in Italien etablierte<br />

sich Jeremy<br />

Ovenden schnell als<br />

einer der besten Mozart-Tenöre<br />

seiner Generation.<br />

Zu seinen<br />

künstlerischen Höhepunkten<br />

zählen seine<br />

Mitwirkung in „Così<br />

fan tutte“, „La clemenza<br />

di Tito“, „Don Giovanni“,<br />

„Die Zauberflöte“,<br />

„Zaïde“ und „Il


sogno di Scipione“ an so bedeutenden europäischen Opernhäusern<br />

wie dem Teatro Comunale in Florenz, der Bayerischen<br />

Staatsoper München, dem Teatro La Fenice in Venedig, an der<br />

Scala in Mailand, Monnaie in Brüssel und Nederlandse Opera in<br />

Amsterdam sowie auf bedeutenden Festivals wie Glyndebourne,<br />

La Coruna, Aix-en-Provence und den Salzburger Festspielen.<br />

Jeremy Ovenden ist überdies ein großartiger Interpret von<br />

Barock-Repertoire, vor allem Bach und Händel, und arbeitet<br />

regelmäßig mit auf diesem Gebiet spezialisierten Dirigenten<br />

wie Rousset, Jacobs, Koopman, Biondi, Alessandrini, Pinnock,<br />

Zagrosek und Harnoncourt zusammen. Aufnahmen mit Jeremy<br />

Ovenden sind bei Erato, Harmonia Mundi, Hyperion, ASV und<br />

ARTS erschienen.<br />

Rudolf Schasching, Tenor<br />

DER IN ENGELhartszell/Oberösterreich<br />

geborene Tenor<br />

erhielt seine erste<br />

sängerische Ausbildung<br />

bei den St. Florianer<br />

Sängerknaben<br />

und später an der<br />

Wiener Musikhochschule<br />

bei Hilde Rössel-Majdan.<br />

Über die<br />

Wiener Kammer oper<br />

gelangte er an das<br />

Staatstheater Saarbrücken,<br />

wo er seit<br />

25 Jahren in mehr als<br />

80 Partien des jugendlichen<br />

Heldentenor-,<br />

aber auch des<br />

149


Charaktertenorfaches aufgetreten ist. Seit August 2000 ist er<br />

auch Ensemblemitglied der Zürcher Oper.<br />

Vorwiegend singt der Künstler Rollen von Richard Wagner und<br />

Richard Strauss, aber auch Partien wie den Max im „Freischütz“,<br />

den Idomeneo und Laca in „Jenufa“. 1996 gab er in Saarbrücken<br />

die drei Tenorpartien im Zyklus „Zweite Wiener Schule“: Aron in<br />

„Moses und Aron“, Alwa Schön in „Lulu“ und Tambourmajor im<br />

„Wozzeck“.<br />

Gastspiele führen und führten ihn an verschiedene Opernhäuser<br />

Europas wie die Wiener Staatsoper, das Teatro Gran Liceu Barcelona<br />

oder die Opera Bastille Paris, aber auch zu den Festspielen<br />

nach Glyndebourne, Salzburg, Bregenz und zur styriarte. Nebenbei<br />

brachte ihn seine Konzerttätigkeit vorwiegend mit Franz<br />

Schmidts „Buch mit sieben Siegeln“ sowie mit Beethovens<br />

9. Symphonie und Missa solemnis in die Konzerthäuser von<br />

Köln, London, Luxemburg, Prag und nach Tokio. Im Juni 2003<br />

wurde Rudolf Schasching vom Saarländischen Kultusminister<br />

der Titel Kammersänger verliehen.<br />

Yasushi Hirano, Bass<br />

WURDE IN SEINER HEIMATSTADT TOKIO UND ANschließend<br />

an der Wiener Musikuniversität bei Rotraut Hansmann,<br />

Michael Temme, Leo Plettner, Robert Holl und Charles<br />

Spencer ausgebildet. 2007 schloss er sein Studium mit Auszeichnung<br />

ab. Erste Engagements folgten an der Kammeroper Schloss<br />

Rheinsberg als Emirone („Ottone“), in Krakau als Colline („La<br />

Bohème“) sowie beim Tongyong International Music Festival in<br />

Südkorea. Beim KlangBogen Wien sang er 2003 unter Bertrand<br />

de Billy in „Idomeneo“.<br />

Zu seinem Repertoire zählen außerdem Mozarts „Figaro“ und<br />

Hauptrollen in Opern von Rossini, Lortzing, Tschaikowski, Wagner<br />

und Verdi. 2006 stand er in Viktor Ullmanns „Der Kaiser von<br />

Atlantis“ in Wien auf der Bühne und trat bei den Festspielen in<br />

150


Salzburg in „Gogo no Eiko“ von Hans Werner Henze und in Bregenz<br />

in „Blaubart“ von Jacques Offenbach auf. Gleicher maßen<br />

aktiv ist er auf dem Konzertpodium.<br />

Er ist Preisträger des Ada Sari Gesangswettbewerbes in Nowy<br />

Sacz, Polen. Seit Juni 2007 ist Yasushi Hirano Mitglied im<br />

Opernstudio Graz und Ensemblemitglied der Deutschen Oper<br />

am Rhein. Ab der Saison 2008/2009 wird er Ensemblemitglied<br />

an der Wiener Volksoper.<br />

Philipp Harnoncourt, Inszenierung<br />

ARBEITET AM THEATER IN DEN VERSCHIEDENSTEN BEreichen:<br />

Er inszeniert Theaterstücke und Opernaufführungen,<br />

entwirft Raum- und Lichtkonzepte, organisierte als Technischer<br />

Direktor das ImPulsTanz-Festival in Wien, war Betriebsleiter am<br />

Wiener Schauspielhaus und schreibt auch selbst Theaterstücke<br />

(„Sei Partisan!“, UA 1987 in Wien; „Orfeus und Eurydike auf<br />

Alpha Centauri“, UA: 1996 in Klagenfurt, „Ein Tag in Khaleds<br />

Garten“, 1999, und „Der Blaue Ochs, 2003/04).<br />

Für Theater, Tanz und Oper machte er die Lichtgestaltung in<br />

zahlreichen Produktionen. Für Bühne und Licht verantwortlich<br />

war er etwa beim „Zigeunerbaron“ im Wiener Konzerthaus 1996,<br />

bei den Produktionen „in the Cage“ und „FLOWer“ von Karl<br />

Heinz Essl in der Kunsthalle Krems 1999 und 2000 oder in „Über<br />

Tiere“ von Elfriede Jelinek (Theater am Neumarkt Zürich). Von<br />

1993 bis 2002 organisierte er als Technischer Leiter des ImPuls-<br />

Tanz-Festivals Gastspiele und Eigenproduktionen im Wiener<br />

Burgtheater, in der Wiener Staatsoper, im Volkstheater, Museumsquartier<br />

und an vielen anderen Spielstätten. In der Opernsaison<br />

2000/2001 hatte er die Betriebsleitung am Wiener Schauspielhaus<br />

unter Hans Gratzer inne.<br />

Seit Mitte der 90er Jahre arbeitete Philipp Harnoncourt vermehrt<br />

als Regisseur in Inszenierungen, die von „Sommernachtstraum“<br />

bei styriarte 1996 über „Piramo e Tisbe“ im Wiener Schau-<br />

151


spielhaus 2001 und bei der styriarte 2002, „Der Bettelstudent“ im<br />

Landestheater Tirol, „Hoffmanns Erzählungen“ auf der Seebühne<br />

Stralsund, „Die Schuldigkeit des ersten Gebots“ von Mozart<br />

im Theater an der Wien/Osterklang 2006 bis zuletzt zu Mozarts<br />

„Entführung aus dem Serail“ im Schloss Kirchstetten reichen.<br />

Im Dezember 2007 inszenierte Philipp Harnoncourt die<br />

Humperdinck-Oper „Hänsel und Gretel“ in Rosenheim, im März<br />

2008 „Alcione“ von Marin Marais im Wiener Odeon.<br />

Heinz Spoerli, Choreographie<br />

DER AUS BASEL STAMMENDE HEINZ SPOERLI GEHÖRT ZU<br />

den wichtigsten Tanzschaffenden unserer Zeit und hat weit<br />

über seine Schweizer Heimat hinaus die Welt des Tanzes zutiefst<br />

beeinflusst. Seit 1996 ist er Direktor und Chefchoreograph<br />

des Züricher Balletts, welches unter seiner Leitung zu einer der<br />

bewundertsten Truppen Europas geworden ist. „Tanzmacher“,<br />

sagt Heinz Spoerli selbst, „diese Bezeichnung beschreibt meine<br />

Leidenschaft, meine Motivation und mein Schaffen schnörkellos“.<br />

Spoerli ist 1940 in Basel geboren; das Machen von Tänzen<br />

betreibt er seit 1967. Damals tanzte er beim Royal Winnipeg<br />

Ballet in Kanada: eine von einem halben Dutzend Stationen einer<br />

erfolgreichen Tänzerkarriere, die 1960 in seiner Heimatstadt<br />

begonnen hatte. In Köln traf er den amerikanischen Choreographen<br />

Tod Bolender, der ihn nach Winnipeg holte. Drei Jahre<br />

tanzte er dann in Montreal bei den Grands Ballets Canadiens. Im<br />

Herbst 1971 ließ er sich endgültig in der Schweiz nieder. Am<br />

Genfer Theater, das ihn nicht nur als Tänzer, sondern auch als<br />

Choreographen haben wollte, brachte er im folgenden Frühjahr<br />

sein erstes wirklich professionelles Ballett heraus. „Le Chemin“<br />

erwies sich als doppelter Glücksfall. Werner Düggelin, damals<br />

Intendant am Basler Theater, sah die Fernseh-Aufzeichnung<br />

und bot dem 30-Jährigen auf der Stelle einen Vertrag als Ballettdirektor<br />

an.<br />

152


Spoerli blieb 17 Jahre lang in Basel, führte sein Ensemble zielstrebig<br />

unter die führenden klassischen Kompanien des Kontinents<br />

und entwickelte einen Bienenfleiß als Choreograph. Bis zu<br />

sechs oder acht einaktige Stücke pro Spielzeit waren eher die<br />

Regel als die Ausnahme. Zu Beginn der neunziger Jahre wird<br />

Spoerli seine Heimatstadt Basel zu eng. In fünf Jahren bringt er<br />

das abgewirtschaftete Ballett der Deutschen Oper am Rhein in<br />

Düsseldorf wieder unter die führenden klassischen Ensembles in<br />

Deutschland. Aber als ihm 1996 Zürich die Möglichkeit bietet,<br />

das wichtigste Schweizer Ballett zu übernehmen, hält ihn nichts<br />

in Düsseldorf. Seitdem mehrt Spoerli als Direktor des Züricher<br />

Balletts seinen Ruf als einer der führenden Choreographen des<br />

Kontinents.<br />

Rolf Glittenberg, Bühne<br />

ARBEITETE AN WICHTIGEN OPERNHÄUSERN, THEATERN<br />

und Festivals, wie z. B. dem Thalia Theater Hamburg, dem<br />

Zürcher Schauspielhaus, dem Wiener Burgtheater, der Wiener<br />

Staats oper, dem Edinburgh Festival, der Nederlandse Opera<br />

Amsterdam, der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Stuttgart<br />

und den Salzburger Festspielen.<br />

Er entwarf für so unterschiedliche Regisseure wie George Tabori,<br />

Johannes Schaaf, Dieter Giesing, Otto Schenk, Claus Peymann,<br />

Götz Friedrich und Peter Mussbach Bühnenbilder. Mit den<br />

Regisseuren Luc Bondy, Martin Kušej und Sven-Eric Bechtolf<br />

besteht ein besonders enger Arbeitskontakt.<br />

Am Opernhaus Zürich erarbeitete er die Bühnenräume für Martin<br />

Kušejs „Elektra“-Inszenierung, für „La finta giardiniera“ in der Inszenierung<br />

von Tobias Moretti und die Bechtolf-Inszenierungen<br />

von „Lulu“, „Nozze di Figaro“, „Die tote Stadt“, „Der Rosenkavalier“,<br />

„Pelléas et Mélisande“ und „Don Giovanni“. Kurz zurückliegende<br />

Premieren sind die „Walküre“- und „Siegfried“-Produktionen<br />

mit Franz Welser-Möst und Sven-Eric Bechtolf an der Wiener<br />

Staatsoper und „Die Zauberflöte“ mit Nikolaus Harnoncourt und<br />

153


Martin Kušej am Opernhaus Zürich. Der letzte gemeinsame<br />

Streich dieser Konstellation war die sensationelle „Genoveva“-<br />

Inszenierung, die im Februar dieses Jahres in Zürich lief.<br />

Renate Martin & Andreas Donhauser, Kostüme<br />

RENATE MARTIN UND ANDREAS DONHAUSER SIND SEIT<br />

vielen Jahren gemeinsam für Bühne, Spielfilm und Musikvideos<br />

tätig, u. a. bei Projekten mit den Regisseuren Michael Sturminger<br />

(Opernhaus Zürich, Wiener Staatsoper, Volksoper Wien, Oper<br />

Graz, Stadttheater Klagenfurt, Bregenzer Festspiele, Kinofilm<br />

„Hurensohn“ u. a.), Tobias Moretti (Mozarts „La Finta Gardiniera“),<br />

Ulrich Seidl (Kinofilme „Hundstage“ – Goldener Löwe Venedig<br />

2001; „Import Export“ – Festival de Cannes Official Selection<br />

Competition 2007), Wolfgang Murnberger (Spielfilme „Silentium“,<br />

„Komm süßer Tod“, „Ich gelobe“), Michael Kreihsl, Michael<br />

Glawogger, Florian Flicker, Stefan Ruzowitzky u. a.<br />

Zu ihren letzten Projekten zählen die Mozartausstellung im<br />

Zoom Kindermuseum in Wien und im Nationalmuseum Singapur,<br />

Mozarts „Il sogno di Scipione“ am Stadttheater Klagenfurt<br />

(in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen) und die Oper<br />

„I hate Mozart“ (Libretto und Regie: Michael Sturminger, Musik:<br />

Bernhard Lang) im Theater an der Wien sowie „Die Fledermaus“<br />

am Opernhaus Zürich. In Zusammenarbeit mit Nikolaus und<br />

Philipp Harnoncourt realisierten sie schon die Ausstattung für<br />

Mozarts „Die Schuldigkeit des ersten Gebots“ am Theater an der<br />

Wien (siehe auch www.supersets.at).<br />

Friedrich Rom, Lichtdesign<br />

WURDE 1956 IN WIEN GEBOREN. NACH SEINEM LEHRABschluss<br />

für Elektrotechnik schlug er eine künstlerische Laufbahn<br />

ein. Zunächst arbeitete er als Beleuchtungsmeister im Theater in<br />

der Josefstadt, in den Wiener Kammerspielen, und im Theater<br />

im Rabenhof (Wien).<br />

154


Als Lichtdesigner war er neben den wichtigsten Theatern in<br />

Wien (vor allem am Burgtheater) und am Landestheater Innsbruck<br />

auch in Antwerpen, Stuttgart, Hamburg, Japan, der<br />

Schweiz und Belgien tätig. Für das VOESTival 2000 in Linz (Renato<br />

Zanella) gestaltete Friedrich Rom die Lichtchoreographie,<br />

ebenso für die Seefestspiele Mörbisch das Licht- und Laserdesign.<br />

Dabei arbeitete er mit herausragenden Regisseuren zusammen,<br />

darunter: David Alden, Philippe Arlaud, Wolfgang Bauernfeind,<br />

Andrea Breth, Robert Carsen, Axel Corti, Harry Kupfer, Helmut<br />

Lohner, Christine Mielitz, Hans Neuenfels oder Siegfried<br />

Hartmann. In der „Carmen“-Produktion der styriarte 2005 war<br />

er nicht nur Lichtdesigner, sondern hatte wie für den heurigen<br />

„Idomeneo“ auch die technische Gesamtleitung inne. Friedrich<br />

Rom hat einen Lehrauftrag für die Regieklasse des Wiener Reinhardtseminars<br />

und einen Lehrauftrag für die Bühnenbild-<br />

Meisterklasse von Erich Wonder. Im Jahr 2005 wurde er für den<br />

Nestroy-Theaterpreis nominiert.<br />

Erwin Ortner<br />

GRÜNDER UND KÜNSTLERISCHER LEITER DES ARNOLD<br />

Schoenberg Chores, studierte an der Wiener Musikhochschule<br />

(Dirigieren bei Hans Swarowsky, Chordirigieren bei Hans Gillesberger)<br />

und ist seit 1980 ordentlicher Hochschulprofessor für<br />

Chorleitung und chorische Stimmbildung an der Hochschule<br />

für Musik und darstellende Kunst in Wien, der er auch als Rektor<br />

vorstand. Er leitet verschiedene Sommerkurse für Chor- und<br />

Orchesterleitung und kommt einer umfangreichen Dirigententätigkeit<br />

im In- und Ausland nach. Mit der Grammy-Auszeichnung<br />

für den Arnold Schoenberg Chor wurde zugleich auch<br />

seine Leistung als Dirigent gewürdigt.<br />

Als Dirigent führten ihn Projekte gemeinsam mit Maurizio Pollini<br />

nach New York, Paris, Tokyo, Rom und Salzburg. Regelmäßige<br />

Einladungen von Orchestern, Opernhäusern und Konzert-<br />

155


veranstaltern (RSO-Wien, Camerata Salzburg, Deutsche<br />

Staatsoper Berlin, Theater an der Wien, Salzburger Festspiele,<br />

Mozartwoche Salzburg, Musikverein Wien, Wiener Konzerthaus<br />

u. a.) dokumentieren seine zahlreichen Engagements als Gastdirigent<br />

und seine vielseitige Konzerttätigkeit im In- und Ausland.<br />

Arnold Schoenberg Chor<br />

DER VON ERWIN ORTNER 1972 GEGRÜNDETE ARNOLD<br />

Schoenberg Chor besteht vorwiegend aus Studenten und Absolventen<br />

der Wiener Musikuniversität.<br />

Er zählt heute zu den vielseitigsten und meistbeschäftigten<br />

Vokalensembles Österreichs. Das Repertoire reicht von der<br />

Renaissance- und Barockmusik bis zur Gegenwart mit Schwerpunkt<br />

zeitgenössischer Musik. Ein besonderes Interesse des<br />

Chores gilt der A-cappella-Literatur, aber auch große Chor-Orchester-Werke<br />

stehen auf dem Programm, ebenso die Mitwirkung<br />

bei szenischen Opernproduktionen: etwa Schuberts „Fierrabras“<br />

unter Claudio Abbado an der Wiener Saatsoper oder Messiaens<br />

„Saint Francois d’Assise“ unter Esa-Pekka Salonen bei den Salzburger<br />

Festspielen 1992. Weitere Fixpunkte der szenischen Tätigkeit<br />

des Chores sind die regelmäßige Mitwirkung beim Festival<br />

Aix en Provence und bei den Opernproduktionen des Theaters<br />

an der Wien unter anderem bei Janaceks Aus einem Totenhaus<br />

(Regie: Patrice Chéreau) unter der musikalischen Leitung von Pierre<br />

Boulez; diese Produktion wurde zur besten Aufführung des<br />

Jahres 2007 unter allen Opernproduktionen im deutschsprachigen<br />

Raum gewählt. Eine enge Zusammenarbeit verbindet den<br />

Chor mit Nikolaus Harnoncourt, unter dessen Leitung zahlreiche<br />

Konzerte gegeben und viele Schallplatten aufgenommen<br />

wurden, u. a. Bachs „h-Moll-Messe“, Monteverdis „Marienvesper“<br />

oder die beiden Haydn-Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die<br />

Jahreszeiten“.<br />

156


Neben regelmäßigen Konzertreisen ist der Arnold Schoenberg<br />

Chor seit Jahren Gast bei den be deutendsten Festivals Österreichs<br />

wie der styriarte, den Salz burger Festspielen, den Wiener<br />

Festwochen, dem Carinthischen Sommer und der Schubertiade<br />

Feldkirch. 1994 wurde der Arnold Schoenberg Chor mit dem<br />

„Classical Music Award“ als bester Chor des Jahres ausgezeichnet.<br />

1996 nahm der Chor unter seinem künstlerischen Leiter Erwin<br />

Ortner das gesamte weltliche Chorwerk Franz Schuberts auf<br />

und erhielt dafür den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“,<br />

den „Diapason d’or“, den „Prix Caecilia“ und den „Grand Prize of<br />

the Academy Awards 1997“. Die Aufnahme der „Matt häus Passion“<br />

unter Nikolaus Harnoncourt erhielt 2002 einen Grammy.<br />

Die heutige Besetzung:<br />

Sopran: Shirin Asgari, Nasrin Asgari-Doulabi,<br />

Rutana Calugarescu, Kamelia Dara, Susanne Grunsky,<br />

Maria Haid, Rie Kunikado, Constanze Klug,<br />

Christina-Anna Posch, Eva Reicher-Kutrowatz,<br />

Ilse Stangl, Brigitta Völkerer<br />

Alt: Johanna Aschenbrenner, Andrea Frosch-Radivo,<br />

Monika Girardi-Kampf, Elisabeth Kogler-Schoberwalter,<br />

Anna Krasser, Christina Röckelein, Generose Sehr,<br />

Kanako Shimada, Daniela Sonntag, Elisabeth Sturm,<br />

Katrin Valk, Molly Wurth<br />

Tenor: Stefan Adamski, Alexander Apostolov, Bernd Brunner,<br />

Guillaume Fauchere, Roland Girardi, Christian Horvath,<br />

Georg Kreuzbauer, Alexander Linner, Nenad Marinkovi ´ c,<br />

Thomas Palfner, Viktor Saxinger, Martin Schranz<br />

Bass: Alexander Arbeiter, Istvan Ban, Stefan Dolinar,<br />

Peter Goldner, Peter Kövari, Marcell Krokovay,<br />

Michal Kucharko, Daniel Mair, Guy Putz, Severin Prassl,<br />

Andreas Werner, Martin Zeller<br />

157


Solisten des Züricher Balletts<br />

UNTER SEINEM DIREKTOR UND CHEFCHOREOGRAPHEN<br />

Heinz Spoerli ist das Züricher Ballett seit 1996 zu einer der<br />

meistbeachteten und angesehensten Ballettcompagnien Europas<br />

geworden und bereist unter stetigem Zuspruch von Publikum<br />

und Presse zahlreiche Länder der Erde. Fünfzig Spitzentänzer<br />

und Ausnahmebegabungen aus 24 Nationen gehören der Ballettcompagnie<br />

der Oper Zürich an: „Die ganze Welt tanzt auf der<br />

Zürcher Bühne.“<br />

Um die Basis seiner Kompanie zu verbreitern, stellte Heinz<br />

Spoerli das Junior Ballett für junge Tänzer auf die Beine. Im<br />

Jahre 2007 zählte Spoerlis Züricher Ballett 56 Tänzer (und damit<br />

19 mehr als 1996 bei Spoerlis Züricher Start): 37 in der Hauptkompanie,<br />

15 bei den Junioren; dazu kommen vier Eleven.<br />

Concentus Musicus Wien<br />

ALS ORIGINALKLANGENSEMBLE DER ERSTEN STUNDE HAT<br />

der Concentus Musicus Wien der historischen Aufführungs praxis<br />

und ihrer Erfolgsgeschichte den Weg geebnet. Gegründet wurde<br />

das Orchester 1953 von Nikolaus Harnoncourt, der das Ensemble<br />

bis 1987 vom Cello aus leitete und bis heute künstlerischer Leiter<br />

ist. „Die Musik jeder Epoche kann mit den Klangmitteln ihrer Zeit<br />

am lebendigsten dargestellt werden“, lautet Harnoncourts Credo.<br />

Mehr als vier Jahre lang verbrachten die Musikerinnen und<br />

Musiker des Ensembles zunächst ausschließlich mit Probenarbeit,<br />

feilten am Klangbild und einer adäquaten Interpretation<br />

barocker und vorbarocker Werke, bis sie 1957 im Wiener Palais<br />

Schwarzenberg erstmals an die Öffentlichkeit traten.<br />

Das Ereignis fand rasch seine Fortsetzung: mit jährlichen<br />

Konzertzyklen in Wien, Gastspielreisen (ab 1960) und einer<br />

Vielzahl von Schallplatteneinspielungen. Zu den vielen spektakulären<br />

Projekten des Concentus Musicus Wien zählt u. a. die<br />

Gesamtaufnahme aller Bach’schen Kantaten, die zwischen 1970<br />

158


und 1990 entstand und mit einem Gramophone Award ausgezeichnet<br />

wurde.<br />

Auch mit Operneinspielungen und -aufführungen ist das<br />

Ensemble hervorgetreten: Erwähnt seien zum Beispiel Mozarts<br />

„Lucio Silla“ und „Il re pastore“, Haydns „Armida“, Purcells „King<br />

Arthur“ zu den Salzburger Festspielen und „The Fairy Queen“<br />

oder Monteverdis „Orfeo“, außerdem zahlreiche Oratorien von<br />

Georg Friedrich Händel. Zuletzt erschien die bei der styriarte<br />

2005 eingespielte CD mit Haydns „Orlando Paladino“ und 2006<br />

kam eine Einspielung der „Zaïde“ Mozarts auf den Markt. 2007<br />

kam eine Einspielung von Bachs Weihnachtsoratorium dazu.<br />

Das Repertoire des Concentus Musicus spannt sich heute von<br />

der Renaissance bis zu Haydn und Mozart, es umfasst gleichermaßen<br />

geistliche und weltliche Werke. Konzertmeister in der<br />

Nachfolge von Alice Harnoncourt ist Erich Höbarth, für den<br />

Continuo an Cembalo und Orgel sorgt Herbert Tachezi.<br />

Die Besetzung:<br />

Violinen: Erich Höbarth (Konzertmeister),<br />

Maria Bader- Kubizek, Andrea Bischof, Christian Eisenberger,<br />

Editha Fetz, Annelie Gahl, Alice Harnoncourt, Silvia Iberer,<br />

Barbara Klebel-Vock, Veronika Kröner, Ingrid Loacker,<br />

Anita Mitterer, Peter Schoberwalter jun.,<br />

Peter Schoberwalter sen., Christian Tachezi, Irene Troi<br />

Violen: Ursula Kortschak, Gerold Klaus, Lynn Pascher,<br />

Herlinde Schaller, Dorle Sommer<br />

Violoncelli: Herwig Tachezi (Continuo), Dorothea Schönwiese,<br />

Peter Sigl<br />

Kontrabässe: Edi Hruza, Andrew Ackerman, Hermann Eisterer<br />

Oboen: Hans-Peter Westermann, Marie Wolf<br />

Flöten: Michael Schmid-Castorff, Reinhard Czasch<br />

159


Klarinetten: Wolfgang Meyer, Alvaro Iborra<br />

Fagotte: Milan Turkovi´c, Eleanor Froelich<br />

Hörner: Glen Borling, Edward Deskur. Sandor Endrödy,<br />

Michel Gasciarino<br />

Trompeten: Andreas Lackner, Herbert Walser<br />

Posaunen: Othmar Gaiswinkler, Johannes Fuchshuber,<br />

Josef Ritt<br />

Pauken: Dieter Seiler<br />

Cembalo: Herbert Tachezi<br />

Produktionsfotos: Werner Kmetitsch<br />

Die styriarte dankt der Internationalen Stiftung Mozarteum<br />

Salzburg für die Zurverfügungstellung der Übersetzung des<br />

Idomeneo-Textbuches für die weitere Verwendung.<br />

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