Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1. (Premiere) / 3. / 8. / 10. / 12. & 15. Juli 2008, 19 Uhr<br />
Helmut-List-Halle<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)<br />
Idomeneo, KV 366<br />
Dramma per musica in drei Akten<br />
Libretto: Gianbattista Varesco (1736–1805)<br />
Uraufführung: 29. Januar 1781, München (Neues Hoftheater)<br />
Szenische Produktion in italienischer Sprache<br />
Pause nach dem zweiten Akt<br />
Aufführungsdauer bis ca. 22.45 Uhr<br />
Die Handlung spielt in Sidon, der Hauptstadt von Kreta<br />
Patronanz:<br />
Hörfunk: Donnerstag, 10. Juli 2008, Ö1 live<br />
1
Idomeneo, König von Kreta (Tenor)<br />
Saimir Pirgu<br />
Idamante, sein Sohn (Mezzosopran) Marie-Claude Chappuis<br />
Ilia, Tochter des Priamos (Sopran)<br />
Julia Kleiter<br />
Elettra, Tochter des Agamemnon (Sopran)<br />
Eva Mei<br />
Arbace, Vertrauter des Königs (Tenor)<br />
Jeremy Ovenden<br />
Gran Sacerdote, Oberpriester Neptuns (Tenor) Rudolf Schasching<br />
Voce, Stimme (Bass)<br />
Yasushi Hirano<br />
Arnold Schoenberg Chor (Einstudierung: Erwin Ortner)<br />
Chorsolisten: Rutana Calugarescu (Sopran),<br />
Johanna Aschenbrenner (Alt),<br />
Nenad Marinkovi ć (Tenor), Michal Kucharko (Bass)<br />
Solisten des Züricher Balletts:<br />
Neptun: Arman Grigoryan<br />
Erstes Paar: Galina Mihaylova & Vahe Martirosyan<br />
Zweites Paar: Pilar Nevado Pascual & Stanislav Jermakov<br />
Artur Babajanyan, Oleksandr Kirichenko, Sergiy<br />
Kirichenko, Daniel Mulligan, Imre Sárosi, Yuriy Volk<br />
Concentus Musicus Wien<br />
Musikalische Leitung: Nikolaus Harnoncourt<br />
Inszenierung: Nikolaus Harnoncourt &<br />
Philipp Harnoncourt<br />
Choreographie: Heinz Spoerli<br />
Bühne: Rolf Glittenberg<br />
Kostüme: Renate Martin & Andreas Donhauser<br />
Technische Leitung & Lichtdesign: Friedrich Rom<br />
Statisten: Roland Gössler, Michael Jaritz,<br />
Anna La Fontaine, Irina Mocnik,<br />
Gabriela Müller-Hauszer, Christian Plach<br />
2
Kinderstatisten: Felix Laundl, Maximilian Singer<br />
(Arbace-Kinder), Oskar Dexl, Viktoria Dexl,<br />
Alba Doujenis, Delia Doujenis, Alina Pucher,<br />
Nikolaus Singer, Adrian Zingl<br />
Regieassistenz & Abendspielleitung: Rainer Vierlinger<br />
Bühnenbildassistenz: Mario Ferrara<br />
Kostümassistenz: Monika Wallner<br />
Assistenz Technische Leitung & Lichtdesign: Doris Votava<br />
Regiehospitanz: David Treffinger<br />
Kostümhospitanz: Natascha Eibl, Johanna Fricke<br />
Maske: Herbert Zehetner, Margit Hadrawa<br />
Requisite: Dietmar Vlaj<br />
Requisitenassistenz: Martina Rom<br />
Pyrotechnische Effekte: Thomas Bautenbacher<br />
Videotechnik: provideo Thomas Hinteregger<br />
Bühnenmeister: Alfred Koral, Christian Bader<br />
Bühnentechnik: Paul-Erik Arian-Schad,<br />
Robert Czerny, Hugo Karre, Hans-Peter Köstinger,<br />
Markus Merkl, Sebastian Zäschke<br />
Beleuchtung: Andreas Heidrich, Jonathan Maier,<br />
Edith Offenhauser, Sabine Wiesenbauer<br />
Leitung der Garderoben: Lydia Schoberwalter<br />
Stagione-Schneiderin: Ina Prettner<br />
Studienleitung: Günter Fruhmann<br />
Korrepetition: Christoph Barwinek (Ballett),<br />
Stefan Gottfried, Adolf Hennig<br />
Ballettmeister: François Petit<br />
3
Inspizienz: Werner Lahnsteiner, Jana Ostrowski<br />
Lichtinspizienz: Belma Bešli ć<br />
Übertitelsteuerung: Peter Baran<br />
Souffleuse: Anneliese Dreier<br />
Sprachcoaching: Carmen Grasso<br />
Stunteinweisung: STUNT.AT – Michael Haider,<br />
Christian Löschnigg, Joe Tödtling<br />
Produktionsleitung: Alexandra Pifrader<br />
Produktionsassistenz: Angelika Dorfer, Gerhard Waltl<br />
Die Bühne wurde hergestellt von:<br />
Dekorationswerkstätten der art & event<br />
Theaterservice Graz GmbH<br />
Die Kostüme wurden hergestellt von:<br />
design schiller, Wien (Damensolo)<br />
Kostümabteilung der art & event<br />
Theaterservice Graz GmbH (Herrensolo)<br />
modeco Zürich & Jeanine Pieterse,<br />
Nelly van de Velden (Ballett)<br />
ART factory s.r.o., Bratislava (Chor & Statisterie)<br />
Jakob Scheid, Wien (Masken, Metallarbeiten)<br />
Bau der Donnermaschine und der Sprunglade:<br />
Christian Bader<br />
Aufführungsmaterial: Bärenreiter-Verlag Kassel Basel London<br />
New York Praha, vertreten durch Alkor-Edition Kassel<br />
4
Das Projekt „<strong>IDOMENEO</strong>“ wird mit<br />
Unterstützung der Europäischen<br />
Kommission im Rahmen des Programms<br />
„Kultur 2007-2013“ finanziert.<br />
Ziel dieses Kulturprogramms ist es, die kulturelle Zusammenarbeit<br />
innerhalb Europas zu unterstützen. Die<br />
gemeinsamen kulturellen Werte und Wurzeln sollen als<br />
Schlüsselelement der europäischen Identität und der<br />
Zugehörigkeit zu einer Gesellschaft, die sich auf Grundwerte<br />
wie Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie, Toleranz<br />
und Solidarität gründet, stärker hervorgehoben werden<br />
und können auch dem Erscheinungsbild der Europäischen<br />
Union in der Welt mehr Kontur geben.<br />
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der<br />
Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Ver wendung der darin<br />
enthaltenen Angaben.<br />
5
Synopsis<br />
AKT I: IM KÖNIGSPALAST VON KRETA: ILIA, DIE TOCHTER<br />
des Königs Priamos, hadert mit ihrem Schicksal. Nach dem Untergang<br />
Trojas, dem Blutbad an Vater und Brüdern und der<br />
schmachvollen Sklaverei muss sie nun auch noch die Qualen der<br />
Liebe und Eifersucht ertragen: Sie hat sich in Idamante, den<br />
Sohn des Kreterkönigs Idomeneo, verliebt. Doch der junge Prinz<br />
scheint sich nur für Elettra zu interessieren, die Schwester des<br />
Orest, die vor den Bluttaten ihrer Familie von Argos nach Kreta<br />
geflohen ist. Hin- und hergerissen zwischen dem anerzogenen<br />
Hass auf Griechenland und der aufkeimenden Liebe zu einem<br />
Griechen, traut Ilia sich nicht, ihre Gefühle dem Geliebten zu<br />
gestehen. Idamante dagegen macht ihr eine Liebeserklärung und<br />
gibt im Überschwang der Gefühle auch die trojanischen Gefangenen<br />
frei. Die Versöhnungsfeier der beiden Völker wird von<br />
Elettra gestört. Da bringt Arbace, der Erzieher des Prinzen, die<br />
Nachricht, dass König Idomeneo vor der Küste in einen Sturm<br />
geraten und ertrunken sei. Bestürzt stürmen alle zum Strand<br />
außer Elettra, die ihren Gefühlen von Rache und Eifersucht freien<br />
Lauf lässt.<br />
Im Sturm kämpfen Idomeneos Männer mit Wind und Wellen.<br />
Der König leistet dem Meeresgott Neptun ein verhängnisvolles<br />
Gelübde. Als er gerettet am Ufer anlangt, erfahren wir mehr über<br />
den Schwur: Er soll für sein eigenes gerettetes Leben einen Unschuldigen<br />
opfern. Schon ahnt der König, wie ihn der Schatten<br />
des Ermordeten verfolgen wird. Da kommt das Opfer: der erste<br />
Mensch, dem der König am Strand begegnet. Es ist Idamante,<br />
sein eigener Sohn. Doch die beiden erkennen einander nicht,<br />
weil der Prinz noch ein Kind war, als Idomeneo in den Krieg zog.<br />
Erst nach und nach ahnt der Vater, wer ihm gegenübersteht. Als<br />
es Gewissheit wird, verflucht er die Götter, stößt den Sohn<br />
zurück und verbietet ihm, ihn wiederzusehen. Idamante bleibt<br />
verzweifelt zurück.<br />
6
In einem Zwischenaktballett mit Chor (Intermezzo) feiern die<br />
Griechen den Meeresgott Neptun.<br />
AKT II: IM PALAST SUCHEN ARBACE UND <strong>IDOMENEO</strong> NACH<br />
einem Ausweg. Arbace rät dem König, seinen Sohn wegzuschicken.<br />
Er soll mit Elettra nach Argos fahren, um ihr dort zu<br />
helfen, ihre Widersacher zu besiegen. Während Arbace den beiden<br />
die Nachricht überbringt, erscheint Ilia vor dem König. Sie<br />
offenbart ihm überraschend zärtliche Gefühle für Kreta, ihre<br />
neue Heimat. Schnell erkennt der König dahinter Ilias Liebe zu<br />
Idamante und die Gegenseitigkeit dieser Liebe. Nun versucht er,<br />
seine eigene Schuld zu bagatellisieren, ja, sie auf Idamante abzuwälzen,<br />
weil er die Feinde in seiner allgemeinen Menschenliebe<br />
befreit hatte. Verzweifelt sieht er sich einem Sturm der<br />
Gefühle ausgesetzt, der den ersten Sturm bei weitem übertrifft.<br />
Nur Elettra ist überglücklich: Sie darf mit dem Prinzen, den sie<br />
liebt, abreisen. Sie weiß: In der Fremde wird sie seine Liebe schon<br />
erwecken. Eine fern klingende Marschmusik gemahnt sie an den<br />
Aufbruch. Im Hafen haben sich die Seeleute zu einem Abschiedschor<br />
versammelt, in den Elettra einstimmt. Der König und der<br />
Prinz treten auf. Nur widerwillig gehorcht Idamante. In Gedanken<br />
ist er ganz bei Ilia, und noch kennt er nicht den Grund für<br />
den Zorn des Vaters. Unheil schwebt über dem Abschied der drei.<br />
Als sie sich den Schiffen nähern, bricht erneut ein Sturm los. Die<br />
Blitze setzen die Schiffe in Brand, die Meerswogen überschwemmen<br />
den Hafen, ein Seeungeheuer taucht auf. Entsetzt sucht das<br />
Volk nach einem Schuldigen. Idomeneo bekennt seine Schuld<br />
und verweigert Neptun das unschuldige Opfer. Der Sturm tobt<br />
weiter, alle fliehen vor dem Ungeheuer.<br />
AKT III: NUR IN DER EINSAMKEIT TRAUT SICH ILIA, DEN<br />
Winden und den Blumen ihre wahren Gefühle zu offenbaren.<br />
Als Idamante erscheint, versucht sie wieder, ihm auszuweichen.<br />
Erst als er verkündet, den Tod zu suchen, gesteht sie ihm ihre<br />
Liebe. In einem Duett besiegeln die beiden ihren Bund, werden<br />
aber von Idomeneo und Elettra überrascht. Vom Vater erneut<br />
brüsk abgewiesen, beschließt Idamante, in den Tod zu gehen.<br />
7
Ilia will ihn begleiten, Idomeneo und Elettra verzweifeln. In<br />
einem Quartett prallen die Gefühle der vier Protagonisten aufeinander.<br />
Am Ende geht Idamante einsam und allein weg. Da<br />
bringt Arbace eine neue Hiobsbotschaft: Das Volk hat sich, angeführt<br />
vom Operpriester, vor dem Palast versammelt und verlangt<br />
Rechenschaft vom König. Arbace bleibt allein zurück, besingt<br />
das schwere Schicksal seiner Heimat und bittet die Götter<br />
wenigstens um Gnade für den Prinzen. Noch hofft er, dass ein<br />
freundlicher Gott sich der Kreter erbarmen wird. Vor dem Palast<br />
macht sich der Oberpriester zum Volksführer: Er klagt den<br />
König an und fordert ultimativ, das Opfer zu vollstrecken. Nun<br />
erst gesteht Idomeneo den Kretern, wer es ist, den er opfern<br />
muss: sein eigener Sohn. Entsetzt bricht das Volk in einen Klagegesang<br />
aus, während der Oberpriester den Himmel um Gnade<br />
anfleht.<br />
Im Tempel bereiten die Priester alles zum Opfer vor. Idomeneo<br />
stimmt das Opfergebet an, als plötzlich von ferne ein Triumphchor<br />
erschallt. Arbace bringt die Nachricht, Idamante habe das<br />
Ungeheuer getötet. Schon erscheint der Prinz, jedoch nicht als<br />
triumphierender Sieger – er bietet sich vielmehr aus freiem<br />
Willen als Opfer an. In einem langen, zärtlichen Zwiegespräch<br />
überredet er den Vater, das Opfer zu vollstrecken. Doch in dem<br />
Augenblick, als der König die Doppelaxt hebt, stürmt Ilia herein<br />
und hält ihn auf: Sie selbst sei die wahre Schuldige, eine Feindin<br />
der Griechen, sie müsse geopfert werden. Da erschüttert ein<br />
lautes Geräusch den Tempel. Eine unterirdische Stimme verkündet<br />
das Urteil: Die Liebe hat gesiegt und die Gnade der Götter<br />
bewirkt. Idomeneo soll abdanken, statt seiner wird Idamante<br />
König und Ilia seine Gemahlin. Der Friede kehrt nach Kreta zurück.<br />
Alle sind erleichtert außer Elettra. Überwältigt von Gefühlen<br />
der Erniedrigung stürzt sie sich in den Tod. Idomeneo<br />
dankt ab, verkündet seinem Volk den Frieden und setzt das neue<br />
Herrscherpaar ein. Die Kreter feiern den neuen König und seine<br />
Braut mit Gesang und einem großen Ballett.<br />
8
Synopsis<br />
ACT I: IN THE KING’S PALACE IN CRETE: ILIA, THE DAUGHTER<br />
of King Priam, struggles with her fate. After the fall of Troy, the<br />
massacre of her father and brothers, and her disgraceful slavery,<br />
she now has to go through the agonies of love and jealousy, too.<br />
She has fallen in love with Idamante, the son of the Cretan king,<br />
Idomeneo. However, the young prince only seems to be int e-<br />
rested in Electra, Orestes’ sister, who fled from Argos to Crete to<br />
escape her family’s bloody deeds. Torn between her instilled<br />
hatred of Greece and her burgeoning love for a Greek, Ilia does<br />
not dare to confess her feelings to her beloved. Idamante, on the<br />
other hand, declares his love for her and, in an exuberance of<br />
feeling, frees the Trojan prisoners, too. Electra disrupts the<br />
celebration of reconciliation of the two peoples. Arbace, the<br />
prince’s tutor, brings news that King Idomeneo has been caught<br />
in a storm not far from the coast and has drowned. Everybody is<br />
distraught and rushes to the beach, except for Electra, who gives<br />
free reign to her feelings of revenge and jealousy.<br />
In the storm, Idomeneo’s men fight against the wind and the<br />
waves. The king makes a fatal vow to Neptune, the god of the<br />
sea. As soon as he is rescued and reaches the beach, we learn<br />
more about the vow: He is to sacrifice the life of an innocent<br />
person for his own rescued life. The king already has a premonition<br />
of how the shadow of the murdered person will haunt him.<br />
Here comes the victim: The first person that the king encounters<br />
on the beach. It is Idamante, his own son. And yet they do not<br />
recognize each other because the prince was still a child when<br />
Idomeneo went to war. Only after a while does the father suspect<br />
who he is facing. As soon as he is sure, he curses the gods,<br />
rebuffs his son, and forbids him to ever see him again. Idamante<br />
is left behind in despair.<br />
9
The Greeks celebrate Neptune, the god of the sea, in an interval<br />
act with ballet and chorus (intermezzo).<br />
ACT II: IN THE PALACE, ARBACE AND <strong>IDOMENEO</strong> LOOK FOR<br />
a way out. Arbace advises the king to send his son away. He is to<br />
go to Argos with Electra to help her defeat her adversaries there.<br />
While Arbace delivers the news to them, Ilia appears before the<br />
king. Surprisingly, she reveals to him her tender feelings for<br />
Crete, her new home. The king quickly catches on to Ilia’s love<br />
for Idamante and his love for her. He now tries to play down his<br />
own fault, yes, even trying to shift the blame on to Idamante,<br />
since he was the one who had freed their enemies in his all-embracing<br />
love of mankind. Desperate, he finds himself caught in a<br />
storm of emotions, one that is much stronger than the first<br />
storm. Electra is the only one who is overjoyed: She is allowed to<br />
depart with the prince she loves. And she knows that when they<br />
are abroad, she will manage to arouse his love for her. She is reminded<br />
of their departure by the far-reaching sound of marches.<br />
In the harbour, the sailors have gathered together to form a farewell<br />
choir and Electra joins in as well. The king and the prince<br />
appear together. Idamante only obeys reluctantly. All of his<br />
thoughts turn to Ilia and yet he still does not know the reason<br />
for his father’s anger. Mischief hovers over their farewell. As<br />
they approach the ships, another storm breaks out. Lightning<br />
sets the ships on fire, big waves flood the harbour, and a sea<br />
monster appears. The horrified people look for a culprit. Idomeneo<br />
confesses his guilt and refuses to sacrifice the innocent victim<br />
to Neptune. The storm continues to rage and everybody flees<br />
the monster.<br />
ACT III: ONLY WHEN SHE IS ALONE DOES ILIA DARE TO<br />
reveal her true feelings to the winds and the flowers. As soon as<br />
Idamante appears, she tries to avoid him once again. Only when<br />
he announces to kill himself does she confess her love for him.<br />
While they both seal their union by a duet, they are surprised by<br />
Idomeneo und Electra. As his father brusquely rejects him again,<br />
Idamante decides to commit suicide. Ilia wants to accompany<br />
10
him and Idomeneo and Electra are driven to despair. The emotions<br />
of all four protagonists collide in a quartet. In the end,<br />
Idamante exits lonely and alone. Arbace comes with more devastating<br />
news: Led by the high priest, the people have gathered<br />
in front of the palace and call the king to account. Arbace is left<br />
behind alone, sings about the hard fate of his homeland, and<br />
begs the gods for mercy, at least for the prince. He still hopes<br />
that a friendly god will have pity on the Cretans. In front of the<br />
palace, the high priest makes himself the people’s leader: He<br />
accuses the king and ultimately demands that the sacrifice be<br />
carried out. Only now does Idomeneo confess to the Cretans<br />
who the person is whose sacrifice is demanded: His own son.<br />
The people are horrified and break out into a lament while the<br />
high priest begs the heavens for mercy.<br />
In the temple, the priests are preparing for the sacrifice. Idomeneo<br />
is intoning the sacrificial prayer, when all of a sudden a<br />
triumphal choir sounds in the distance. Arbace brings the news<br />
that Idamante has killed the monster. And the prince appears<br />
soon afterwards, but not as a triumphant victor. Instead, he<br />
voluntarily offers himself as the sacrifice. In a long, tender<br />
dialogue, he convinces his father to go through with the sacrifice.<br />
However, the moment the king raises the labrys, Ilia storms<br />
in and stops him: She herself is the true culprit, an enemy of the<br />
Greeks, and she should be sacrificed. Suddenly, a loud noise rocks<br />
the temple. A subterranean voice delivers the ruling: Love has<br />
prevailed and has brought about the mercy of the gods. Idomeneo<br />
is to abdicate, and Idamante is to take his place as king and<br />
marry Ilia. Peace returns to Crete. Everybody is relieved except<br />
for Electra. Overwhelmed by humiliating emotions, she falls to<br />
her death. Idomeneo abdicates, proclaims peace to his people,<br />
and enthrones the new couple. The Cretans celebrate their new<br />
king and his wife by singing and a huge ballet.<br />
11
Ad notam<br />
„WER MOZARTS <strong>IDOMENEO</strong> ALS OPERA SERIA BEZEICHNET,<br />
hat entweder das Werk nicht verstanden oder die Gattung.“ So<br />
scharf umriss der amerikanische Musikwissenschaftler Daniel<br />
Heartz vor 30 Jahren die Besonderheit von Mozarts „Münchner<br />
Opera“. Die Entstehungsgeschichte, die er und andere minutiös<br />
rekonstruierten, belegt die doppelte Eigenart des Werkes: Der<br />
„Idomeneo“ war eine französische Oper im italienischen Gewand<br />
und eine Mannheimer Oper auf Münchner Boden.<br />
Ein lange ersehnter Auftrag<br />
IM SOMMER 1780 WAR ES ENDLICH SO WEIT: AUS MÜNCHEN<br />
traf der lang ersehnte Auftrag ein, die Oper für den nächsten<br />
Fasching zu schreiben. Für den jungen Mozart hatten zwei Jahre<br />
der Stagnation und des vagen Hoffens in Salzburger Hofdiensten<br />
ein Ende. Nun sollte er eine „große Opera“ schreiben – für das<br />
beste Orchester der Welt und einige der berühmtesten Sänger<br />
der Epoche, ein antikisches Drama mit allem, was dazugehört:<br />
Chor und Ballett, einer feierlichen Tempelszene, einem Orakel<br />
und einem wütenden Gott, der seinen Zorn in Sturm und Gewitter<br />
kundtut.<br />
Schon bevor er Anfang November selbst in München eintraf –<br />
sein Hinterteil mit den Händen in die Höhe haltend ob des<br />
harten Postwagens –, war Mozart im siebten Opernhimmel. Von<br />
langer Hand hatte der Vater den Opernauftrag eingefädelt.<br />
Leopolds strategische Fernsteuerungen waren durch das Schlafzimmer<br />
der Gräfin Paumgarten, der Mätresse des in München<br />
regierenden Kurfürsten, und durch diverse Musikerhände gegangen.<br />
Nun hatten sie ihr Ziel erreicht, und Vater und Sohn<br />
machten sich an die Arbeit.<br />
12
Das Procedere war höchst ungewöhnlich und eröffnete dem<br />
Komponisten ungeahnte Möglichkeiten. Wäre der Auftrag noch<br />
vom alten bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph gekommen,<br />
er hätte nichts weiter umfasst als die schematische Vertonung<br />
eines gängigen Opernlibrettos von Pietro Metastasio, dem<br />
Wiener Hofpoeten und Dichterfürsten des Zeitalters. Mozart<br />
hätte nur in seinen Bücherschrank greifen müssen, um den betreffenden<br />
Band der Metastasio-Gesamtausgabe hervorzuholen,<br />
und hätte ansonsten genau gewusst, was zu tun war, um eine<br />
klassische Opera seria abzuliefern. Seit 1778 aber wehte ein anderer<br />
Geist im zuvor so konservativen München. Der neue Kurfürst<br />
Carl Theodor hatte aus seiner pfälzischen Residenz einen<br />
entschieden französischen Geschmack mit an die Isar gebracht.<br />
In seinem riesigen Mannheimer Opernhaus hatte er in den<br />
1760er Jahren einige der aufregendsten Beispiele für antikische<br />
Operntragödien im gemischt französisch-italienischen Geschmack<br />
aufführen lassen, wie etwa die „Sofonisba“ von Tommaso<br />
Traetta oder die „Ifigenia in Tauride“ von Ciccio de Majo.<br />
Nun wollte der neue Kurfürst auch den Münchnern zeigen, wie<br />
aufregend ein solches italienisches Operndrama unter französischen<br />
Prämissen sein konnte.<br />
Ein französisches Buch und seine Umarbeitung<br />
GENAU AUS DIESEM GRUNDE FAND MOZART IN DEM<br />
Päckchen aus München neben dem Vertrag auch ein „Büchel“<br />
in französischer Sprache vor. Es war der Text einer alten<br />
französischen Operntragödie aus dem Jahre 1713, des „Idoménée“<br />
von Antoine Danchet, den seinerzeit André Campra vertont<br />
hatte – ein düsteres Schauerdrama aus dem alten Kreta, das in<br />
seinem blutrünstigen Finale etwas von der bedrückenden<br />
Atmosphäre jener Jahre widerspiegelte, als in Versailles die<br />
Herrschaft des Sonnenkönigs in den letzten Zügen lag. Diese<br />
„Tragédie lyrique“, wie man in Frankreich die ernste Oper<br />
nannte, sollte der Salz burger Hofkaplan Gianbattista Varesco<br />
nun in ein „Dramma per musica“ verwandeln, in den Text für<br />
13
eine italienische ernste Oper. Dazu hatten die Münchner<br />
Auftraggeber eigens einen „Plan“ mitgeschickt, der alle Schritte<br />
der Bearbeitung genau festlegte – bis hin zu der Frage, an<br />
welchen Stellen sich die Solisten zum Duett, Terzett oder<br />
Quartett zusammenfinden sollten. Die fünf Akte der französischen<br />
Tragödie hatte Varesco auf drei italienische Opernakte<br />
zu ver teilen, ungefähr 60 Prozent des Danchet-Textes schlicht<br />
ins Italienische zu übersetzen und zusätzlich Texte für Arien<br />
und Ensembles einzufügen.<br />
Viele typisch französische Szenen blieben in dieser Bearbeitung<br />
erhalten wie etwa der drohende Schiffbruch des Idomeneo im<br />
ersten Akt oder das Hafenbild im zweiten Akt mit seinen aufmarschierenden<br />
Marinesoldaten, die später von einem furchterregenden<br />
Seeungeheuer in die Flucht geschlagen werden. Fast<br />
alle Chorszenen im „Idomeneo“ entstammen direkt der französischen<br />
Vorlage. Man kann sie zwei verschiedenen Genres zuordnen:<br />
dem „Divertissement“ und dem „Merveilleux“.<br />
Die festlichen „getanzten Chöre“ im Rhythmus einer Chaconne<br />
oder anderer französischer Barocktänze entstammen der Welt<br />
der „Divertissements“, jener festlichen Unterbrechungen, wie sie<br />
in der Tragédie lyrique in jedem Opernakt üblich waren. Ein<br />
solches „Divertissement“ übernahm Varesco etwa an der Stelle<br />
zu Beginn des Hafenbildes, wo die Seeleute die baldige Abreise<br />
feiern und Elettra in ihre Mitte nehmen. Mozart wurde diese<br />
Idylle gar zu lang, weshalb er die sechs Strophen (!) der Elettra<br />
innerhalb des Chores auf eine einzige zusammenstrich. Er wollte<br />
schneller zum Wesentlichen kommen: zum „Merveilleux naturel“,<br />
dem Wunderbaren, wie es sich in der aufgepeitschten Natur<br />
am Ende des Aktes kundtut. Bevor jedoch Donnerwetter und<br />
Seemonster alle Anwesenden aufschrecken, musste Varesco ein<br />
italienisches Terzett für die Solisten einschieben. Das drohende<br />
Chaos des französischen Aktschlusses schwebt wie ein Damoklesschwert<br />
über ihrem Gesang – ein typisches Beispiel für die<br />
Überlagerung von italienischem und französischem Stil im<br />
„Idomeneo“.<br />
14
Während seines Pariser Sommers 1778 hatte Mozart genügend<br />
Gelegenheit gehabt, französische Chorszenen im vollen Raffinement<br />
der Pariser Bühnenmaschinerie zu bestaunen, untermalt<br />
von der Musik eines Rameau oder Grétry. In der italienischen<br />
Oper dagegen galten auf der Bühne erscheinende Götter, Seeungeheuer<br />
in der Wellenmaschine oder Blitz und Donner aus dem<br />
Schnürboden als Fossilien einer barocken Ästhetik. Die Mannheimer<br />
in München brachten sie wieder in Mode – ein Trend, der<br />
damals auch fortschrittliche italienische Bühnen wie die gerade<br />
erst eröffnete Scala erfasste. Da man aber in München auf solche<br />
Formen des französischen Bühnenzaubers nicht vorbereitet<br />
war, ließ der Mannheimer Bühnenbildner Lorenzo Quaglio vor<br />
dem „Idomeneo“ erst einmal die veraltete Bühnenmaschinerie<br />
des Cuvilliéstheaters auf Vordermann bringen und etliche<br />
Bühnenbilder aus Mannheim herbeischaffen: „Felsen“, „bewegtes<br />
Meer“, „Tempel“ etc. In diesen typisch französischen Dekorationen<br />
spielten sich jene Manifestationen des „Merveilleux“ ab,<br />
die dem jungen Mozart die Gelegenheit gaben, sich als Klangmaler<br />
in französischer Manier zu bewähren.<br />
Die Mannheimer in München<br />
SELTEN HAT DAS ORCHESTERGENIE MOZART SO RÜCKhaltlos<br />
aus dem Vollen geschöpft wie im „Idomeneo“. Von den<br />
schneidenden Tönen der Piccoloflöte in der zweiten Sturmszene<br />
bis hin zu den schmelzenden H-Klarinetten in Ilias dritter Arie<br />
benutzte er die gesamte Palette des zeitgenössischen Orchesters.<br />
Nie vorher und nie nachher war er so unkonventionell, was<br />
klangmalerische Wirkungen, spektakuläre Instrumentationseffekte<br />
und wild sich aufbäumende Dynamik im Orchester<br />
anbelangt. Denn seinen „Idomeneo“ schrieb er für das damals<br />
beste Orchester der Welt: die Mannheimer Hofkapelle.<br />
Nachdem Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz 1778 seinen<br />
bayerischen Cousin beerbt hatte und an die Isar übergesiedelt<br />
war, wollte er auf die Klangkultur seines weltberühmten Orchesters<br />
nicht verzichten und ordnete kurzerhand eine Orchester-<br />
15
fusion an – die erste der deutschen Musikgeschichte. Mozart bekam<br />
das Ergebnis schon im Fasching 1779 in München zu hören<br />
und durfte sich freuen, da an allen ersten Pulten der vereinigten<br />
„pfalz-bayerischen Hofkapelle“ Mannheimer Musiker saßen. Er<br />
kannte viele von ihnen, seit er mit ihnen in Mannheim zwei Jahre<br />
zuvor Freundschaft geschlossen hatte. Damals hatte er ihre<br />
phänomenale Klangkultur schon in einigen raffiniert instrumentierten<br />
Konzertarien ausgenutzt. Nun konnte er aus dem<br />
Vollen schöpfen. „Kommen Sie – hören Sie, bewundern Sie das<br />
Orchester“, schrieb Mozart wie in Trance an seinen Vater, als er<br />
die Mannheimer im November 1780 kurz nach seiner Ankunft in<br />
München wieder gehört hatte.<br />
Jene Mannheimer Konzertarien sind auch der schönste Beleg für<br />
Mozarts Freundschaft mit dem großen Dreigestirn der Mannheimer<br />
Oper, das ihm nun im „Idomeneo“ wieder begegnete: die<br />
Primadonna Dorothea Wendling, die praktischerweise mit dem<br />
Soloflötisten des Orchesters verheiratet war, ihre Schwägerin<br />
Elisabeth Wendling, die Secondadonna und Koloratursopranistin<br />
des Ensembles, und der Tenor Anton Raaff, der größte heroische<br />
Tenor des 18. Jahrhunderts, ein Rheinländer, der auf allen<br />
großen Bühnen Italiens, in Madrid und Lissabon drei Jahrzehnte<br />
lang die größten Erfolge gefeiert hatte, bevor er in Mannheim<br />
einen mit wenigen Opernpflichten verbundenen Vorruhestand<br />
genoss. Auch Dorothea Wendling war mit ihren 44 Jahren schon<br />
beinahe pensioniert. Doch beide, die ältere Wendling und Raaff,<br />
kehrten für Mozarts „Idomeneo“ noch einmal auf die Opernbühne<br />
zurück und sangen ihre jeweils letzten Rollen: die Trojanerprinzessin<br />
Ilia und den Kreterkönig Idomeneo.<br />
Auch in diesem Fall konnte Mozart an seine Mannheimer Erfahrungen<br />
nahtlos anknüpfen. Den drei vertrauten Stimmen<br />
schrieb er Arien auf den Leib, die so „angemessen“ waren „wie<br />
ein gutgemachts Kleid“. Die beiden Frauen bedachte er dabei<br />
nicht zufällig mit einer Musik des Parlando und Agitato, des<br />
„Sturm und Drang“. Denn gerade Dorothea Wendling war in<br />
ihren Mannheimer Opernrollen, als Sofonisba und Ifigenia,<br />
16
Giunia und Aspasia, zum Inbegriff des tiefen Gefühls auf der<br />
Opernbühne geworden. In die Partie der Sofonisba hatte sie 1762<br />
sogar einen „urlo francese“, einen Schrei nach französischer Art,<br />
eingebaut. Um puren Belcanto ging es dieser Sängerdarstellerin<br />
nicht, ebenso wenig ihrer Schwägerin in der Rolle der Elettra.<br />
Für Anton Raaff war Mozart zwar zu manchem Zugeständnis<br />
bereit, um den großen Tenor „recht zu bedienen“. Doch immerhin<br />
gab er auch hier dem „Ausdruck der Worte“ den Vorrang vor<br />
bloßer Konvention.<br />
Es ist keine Übertreibung, wenn man den „Idomeneo“ als eine<br />
Manifestation der französisch geprägten Mannheimer Opernästhetik<br />
auf Münchner Boden bezeichnet. Und dies erklärt auch,<br />
warum man Mozart gerade diesen Auftrag erteilte: Dank seiner<br />
langen Jahre in Italien, seiner Mannheimer Erfahrungen und<br />
seiner Vertrautheit mit der französischen Oper war er genau der<br />
richtige Mann, um die ganz spezifische Stilsynthese, wie man sie<br />
für den „Idomeneo“ erwartete, in die Tat umzusetzen. Wenige<br />
Monate später in Wien plante Mozart, die Oper „mehr auf<br />
französische Art einzurichten“, was voraussetzt, dass schon die<br />
Münchner Urfassung ein erhebliches Maß an Französischem<br />
enthielt.<br />
Ein Kastrat ohne Stimme und<br />
zwei Münchner Tenöre<br />
NICHT MIT ALLEN SÄNGERN WAR MOZART IN DIESER<br />
Produktion so einverstanden wie mit den beiden Schwägerinnen<br />
Wendling. An Anton Raaff hatte er manches auszusetzen, besonders,<br />
als der Tenor am großen Quartett im dritten Akt herumnörgelte,<br />
für Mozart das Kernstück der Oper. „der einzige Raaff<br />
meint, es wird nicht Effect machen … ich sagte nur; liebster<br />
freund! – wenn ich nur eine Note wüste, die in diesen quartetto<br />
zu ändern wäre, so würde ich es sogleich thun. – allein – ich bin<br />
noch mit keiner sache in dieser opera so zufrieden gewesen wie<br />
mit diesen quartett … was terzetten und Quartetten anbelangt<br />
muß man dem Compositeur seinen freyen Willen lassen.“ Mo-<br />
17
zarts Unbill konnte sich auch daran entzünden, dass Raaff auf<br />
der Bühne so steif wie eine „Statue“ war, dass er in der ersten<br />
Arie „zu sehr ins Cantabile“ machte, in der zweiten „zu sehr auf<br />
den alten Schlendrian versessen“ war, „dass man Blut dabei<br />
schwitzen möchte“. Grundsätzlichen Respekt aber konnte er dem<br />
großen Raaff, seinem „liebsten besten Freund“, nicht versagen.<br />
Der „Stein des Anstoßes“ in der neuen Oper war der Kastrat: „Der<br />
Bub kann doch gar nichts. Seine Stimme wäre nicht so übel,<br />
wenn er sie nicht in den Hals und in die Gurgel nehmete. Übrigens<br />
hat er aber gar keine Intonation, keine Methode, keine Empfindung.“<br />
Der „Bub“ hieß Vincenzo dal Prato und war ein junger<br />
Kastrat aus Italien, den der Münchner Intendant auf höchsten<br />
Wunsch, aber mit wenig Geschick für die neue Oper verpflichtet<br />
hatte. Mozart war im Kastratenfach anderes gewohnt, denn<br />
schon als Jugendlicher hatte er mit einigen der größten Sänger<br />
des Jahrhunderts zusammengearbeitet: mit Manzuoli und<br />
Tenducci, Rauzzini und Consoli. Nun musste er seinem „Molto<br />
Amato Castrato del Prato“ die ganze Oper Note für Note beibringen.<br />
Und auf der Bühne war an tragische Wirkungen kaum<br />
zu denken, „weil Raaff und dal Prato die elendsten Acteurs, die<br />
jemals die Bühne trug, sind.“<br />
Ein guter Schauspieler dagegen und ein Fossil der alten Münchner<br />
Oper war der italienische Tenor Domenico de’ Panzacchi. Bis<br />
1778 hatte er in den Münchner Karnevalsopern stets die Hauptrolle<br />
gesungen – einmal einen Intriganten wie in der „Zenobia“,<br />
einmal einen gütigen Alten wie im „Eroe cinese“. Ihm zur Seite<br />
stand damals als zweiter Tenor Johann Walleshauser, der sich<br />
selbst Giovanni Valesi nannte und ein von Mozart geschätzter<br />
Gesangslehrer war. Diese beiden Tenöre nun hatten am Rand des<br />
Geschehens ihr eigenes Duell auszufechten: das zwischen dem<br />
königlichen Berater Arbace und dem Oberpriester. Den weisen<br />
und gütigen Arbace verkörperte Panzacchi so überzeugend, dass<br />
ihm Mozart im dritten Akt die längste Arie der Oper auf den Leib<br />
schrieb, eine wundervolle Huldigung an die alte Münchner<br />
Seria, präludiert von einem erschütternden Rezitativ über die<br />
18
Leiden des kretischen Volkes. Unmittelbar danach durfte Valesi<br />
als bigotter Oberpriester auftreten – eine Rolle, die für den<br />
Münchner Tenor neu ins Stück hineingeschrieben wurde und<br />
die sich im dritten Akt zunehmend zum Gegenspieler des Königs<br />
und Arbaces entwickelt.<br />
Drei Akte und ein glückliches Ende<br />
DER DRITTE AKT DES „<strong>IDOMENEO</strong>“ IST OHNE ZWEIFEL DER<br />
Höhepunkt der Oper und einer der unkonventionellsten Opernakte<br />
des gesamten 18. Jahrhunderts – in seiner zunehmenden<br />
Düsternis und dem Überborden der Rezitative vielleicht nur<br />
dem dritten Akt von Händels „Hercules“ vergleichbar. Liest man<br />
die ausführliche Korrespondenz Mozarts mit seinem Vater, in<br />
der die beiden jeden Schritt in der Entstehung der Oper kommentierten,<br />
kann man die zunehmende Verdichtung förmlich<br />
spüren, die Mozart immer tiefer in seinen Stoff hineinführte<br />
und zu immer radikaleren Brüchen mit der Opernästhetik seiner<br />
Zeit animierte.<br />
Im ersten Akt des „Idomeneo“ ist das Verhältnis zwischen italienischen<br />
Arien und französischen Chorszenen noch ausgewogen.<br />
Schon gegen Ende des zweiten Aktes aber behält die französische<br />
Ästhetik die Oberhand: Eine Cavatina des Idomeneo ersetzte Mozart<br />
kurzerhand durch ein „feuriges Rezitativ, welches man mit<br />
Donner und Blitz nach Belieben accompagnieren kann“. Das<br />
übliche Ballett-Divertissement am Ende des zweiten Aktes – „il<br />
solito Divertimento“, wie es im Libretto genannt wird –, verwandelte<br />
sich unter seinen Händen in die verzweifelte Flucht<br />
der Kreter vor dem Seeungeheuer, untermalt von bestürzender<br />
Orchestermusik und bestürzten Gesten der Tänzer.<br />
Im dritten Akt ging Mozart dann völlig neue Wege: „Kopf und<br />
Hände sind mir so von dem dritten Ackte voll, daß es kein<br />
Wunder wäre, wenn ich selbst zu einem dritten Ackt würde. – der<br />
allein kostet mehr Mühe als eine ganze opera – denn es ist fast<br />
keine scene darinn die nicht äusserst intereßant wäre … Man hat<br />
19
gefunden daß er die 2 Erstern Ackte noch um viel übertrift. – Nur<br />
ist die Poesie darinn gar zu lang und folglich die Musick auch,<br />
welches ich immer gesagt habe.“<br />
In der letzten Fassung mit allen Strichen Mozarts enthält der<br />
Akt nur noch ganze zwei Arien: Ilias „Zefiretti lusinghieri“ zu<br />
Beginn und die Arie des Arbace. Die Führung im Drama übernehmen<br />
andere Formen: die großen, vom Orchester begleiteten Rezitativdialoge,<br />
die Ensembles und Chöre. Dabei geht es Schlag auf<br />
Schlag: Auf das Duett der Liebenden folgt das große Quartett,<br />
auf die eingeschobene Szene des Arbace der dramatische Dialog<br />
zwischen dem Oberpriester und Idomeneo, auf diesen der erschütternde<br />
Trauerchor „O voto tremendo“ mit dem Solo des<br />
Gran Sacerdote. Selbst Idomeneos Gebet im Tempel, eingebettet<br />
in Priestermarsch und Priesterchor, hat Mozart verkürzt, um<br />
sich ganz auf die Hauptszene zu konzentrieren: den Dialog zwischen<br />
Vater und Sohn vor der Opferung. Es ist das zarteste, rührendste<br />
und längste Recitativo accompagnato für zwei Sänger,<br />
das er jemals geschrieben hat.<br />
Dieser Versöhnung im Angesicht des Todes musste alles weichen,<br />
was störte: die Arie des Idamante, die Schlussarie der tobenden<br />
Elettra, ja sogar die Abschiedsarie des Idomeneo. Der<br />
Orakelspruch der göttlichen Stimme musste auf ein Mindestmaß<br />
zusammengekürzt werden, nicht nur, um die Illusion aufrechtzuerhalten,<br />
dass hier tatsächlich ein Gott „schreckbar“ zu<br />
den Menschen spricht. Mozart wollte auch die Wendung zum<br />
Hellen und Guten, den Durchbruch zur Welt des Idamante und<br />
der Ilia, am Ende weder aufhalten noch eintrüben. Das alte Kreta<br />
muss weichen. Es dankt in Idomeneos letzter Ansprache mit<br />
dem König ab. Am Ende bleiben nur zwei verzückte Liebende in<br />
schwebenden Durakkorden, die vom jubelnden Chor und vom<br />
Ballett in eine lichte Zukunft getragen werden. Der Schluss des<br />
Dramas um Idomeneo sollte nach seinem Willen „nichts als<br />
Ruhe und Zufriedenheit zeigen, … denn das Unglück, welches er<br />
alles auszustehen gehabt hat, haben wir die ganze Oper durch<br />
genug gesehen, gehört und gefühlt“.<br />
20
In diesem Schluss hat sich Mozarts Vorstellung von einem italienischen<br />
Operntheater nach französischen Maximen vollkommen<br />
erfüllt. Zugleich wird aus dem scheinbar konventionellen<br />
„lieto fine“, dem Happy End einer Opera seria, der Durchbruch<br />
der Menschen zum Geist der Aufklärung. So stieß Mozart am<br />
Ende seiner „Münchner Opera“ ins Visionäre vor. Es war das<br />
Ende eines langen Weges, den nicht nur die Gestalten der Oper<br />
vom Beginn des ersten Aktes an zu durchleiden haben, sondern<br />
den auch Mozart selbst vom Eintreffen des Auftrags in Salzburg<br />
bis zur Vollendung des Schlussballetts zurücklegte.<br />
Karl Böhmer<br />
21
Zur gespielten Fassung<br />
WOHL KEIN DIRIGENT BISLANG HAT SICH IN SEINER<br />
Fassung des Idomeneo so kompromisslos an der Version der<br />
Münchner Uraufführung orientiert wie Nikolaus Harnoncourt.<br />
Mozarts Arbeit an dem Werk ist hauptsächlich in fünf verschiedenen<br />
Quellen dokumentiert: im Briefwechsel mit dem Vater, in<br />
den beiden gedruckten Versionen des Librettos, die erheblich<br />
voneinander abweichen, in Mozarts Autograph und in jener<br />
Münchner Partiturabschrift, die Christian Cannabich als Dirigent<br />
der Uraufführung benutzt hat. Gerade diese letzte Quelle,<br />
die erst 1980 im Archiv der Bayerischen Staatsoper vollständig<br />
wieder auftauchte, offenbart unmissverständlich, was bei der<br />
Uraufführung tatsächlich erklang und vor allem: was nicht! Mozarts<br />
Striche, besonders im dritten Akt, sind hier ausgeführt und<br />
nicht wie im Autograph quasi als Optionen in den Raum gestellt.<br />
In vielen Produktionen des Werkes aber, gerade auch in aktuellen<br />
Aufführungen, werden Mozarts Striche wieder aufgemacht.<br />
Dadurch wird aus einer Oper, die in der Uraufführung nachweislich<br />
ohne Pausen drei Stunden dauerte, ein mehr als vierstündiges<br />
Ereignis.<br />
Mozarts Striche<br />
NIKOLAUS HARNONCOURT IST DEN QUELLEN TREU GEblieben<br />
und hat die zum Teil herben Einschnitte Mozarts in<br />
seine eigene Partitur radikal umgesetzt. Im dritten Akt entfallen<br />
die Arien des Idamante, der Elettra und des Idomeneo, aber auch<br />
Teile einzelner Nummern wie die zweite Strophe von Idomeneos<br />
Gebet mit dem Chor der Priester oder sieben der herrlichen acht<br />
Orchestertakte, die seine Abdankungsrede einleiten. All dies hat<br />
Mozart in seiner eigenen Partitur gestrichen, und es fand keinen<br />
Eingang in die Münchner Dirigierpartitur.<br />
22
Lediglich an zwei Stellen hat sich Harnoncourt zum Aufmachen<br />
von Strichen entschlossen, um die Nebenrollen, Arbace und Gran<br />
Sacerdote, stärker zu profilieren: Während Mozart Arbaces Koloraturarie<br />
im zweiten Akt singen ließ, die lyrische Arie im dritten<br />
Akt aber fortließ, geht Harnoncourt den umgekehrten Weg. So<br />
bleibt das wundervolle Rezitativ „Sventurata Sidon“ mit der Arie<br />
„Se colà ne’ fatti è scritto“ als letzter Arien-Einschnitt vor dem<br />
Denouement stehen. Im wenig später folgenden Trauerchor des<br />
Volkes „O voto tremendo“ strich Mozart den ersten Teil und das<br />
Solo des Oberpriesters und ließ nur den letzten chorischen Teil<br />
stehen. Harnoncourt hat diesen Strich aufgemacht, um dem<br />
Satz und besonders der Rolle des Oberpriesters seine zentrale<br />
Stellung im Schlussakt zurückzugeben.<br />
Ansonsten werden Mozarts Kürzungen genau befolgt, bis hin<br />
zu feinsten Verästelungen in den Rezitativen mit oft überraschenden<br />
harmonischen Übergängen, die man aus dem Autograph<br />
erst minutiös herauslesen muss, weil die Neue Mozartausgabe<br />
in den ersten beiden Akten noch ohne Kenntnis von<br />
Mozarts Originalhandschrift auskommen musste. Auch hier<br />
ist die Grazer Fassung von Nikolaus Harnoncourt näher am<br />
Original als alle bisherigen Versionen. In den brieflichen Diskussionen<br />
mit seinem Vater über zwei zentrale Rezitativdialoge –<br />
die Erkennungsszene zwischen Vater und Sohn und das erste<br />
Gespräch zwischen dem König und seinem Berater Arbace –<br />
plädierte Mozart mit Zähigkeit für die kürzeste denkbare Lösung.<br />
„Man muss aus der Not eine Tugend machen!“, lautete seine<br />
Formel, um seine Striche zu rechtfertigen. Tatsächlich entsteht<br />
aus Mozarts Kürzungen die Tugend eines wunderbar geschlossenen,<br />
fast ohne Einschnitte voranschreitenden „Drama per<br />
musica“ (So nannte er selbst das Werk, als er auf die Münchner<br />
Dirigierpartitur eigenhändig den Titel schrieb). Am Autograph<br />
der ersten beiden Akte kann man wunderbar ablesen, wie er<br />
diese Kontinuität des Dramas dadurch noch betonte, dass er die<br />
„Konzertschlüsse“ von Arien ausstrich und sie durch Übergänge<br />
in die nächste Nummer ersetzte. „Applauskiller“ nannte das die<br />
23
Münchner Sopranistin Juliane Banse aus leidvoller Erfahrung:<br />
Alle drei Arien der Ilia gehen unmittelbar ins folgende Rezitativ<br />
über. Mozart ging es um Dichte des Dramas, nicht um Szenenapplaus<br />
für seine Primadonna.<br />
Klangliche Eigenarten<br />
AUCH IN KLANGLICHER HINSICHT HAT SICH NIKOLAUS<br />
Harnoncourt um größtmögliche Treue zu Mozarts Partitur<br />
bemüht. Für Ilias Arie zu Beginn des dritten Aktes, „Zefiretti<br />
lusinghieri“, ließ er eigens ein Paar H-Klarinetten bauen. Diese<br />
seltene Stimmung ist heute neben den B- und A-Klarinetten<br />
völlig in Vergessenheit geraten, wurde aber von den Klarinettisten<br />
der Mannheimer bzw. Münchner Hofkapelle gerne zu koloristischen<br />
Zwecken eingesetzt. Schon Johann Christian Bach<br />
hat davon in seinen Mannheimer Opern „Temistocle“, „Lucio<br />
Silla“ und „Amore vincitore“ wirkungsvollen Gebrauch gemacht.<br />
Die auf H-Dur eingestimmten Klarinetten verleihen der Arie in<br />
E-Dur eine ganz eigene Färbung.<br />
Im Rückgriff auf den Originalklang des Concentus Musicus<br />
gewinnt die Grazer Aufführung viele ursprüngliche Klangwirkungen<br />
zurück. Die Flötensoli in d-Moll und Es-Dur, die<br />
Mozart seinem Freund Jean Baptiste Wendling in der ersten<br />
Elettra-Arie und in Ilias „Se il padre perdei“ auf den Leib schrieb,<br />
entfalten auf einer Traversflöte der Mozartzeit einen ganz<br />
eigenen klanglichen Reiz. Die Schreckensakkorde, mit denen die<br />
Bläser im Finale des zweiten Aktes die Schreie des wütenden<br />
Volkes aufgreifen („Il reo qual è?“ „Der Schuldige, wer ist’s?“),<br />
klingen auf Naturhörnern und historischen Holzblasinstrumenten<br />
ungleich furchterregender als in einem modernen<br />
Bläsersatz. Die Bläser-Sordinen – Dämpfer, die Mozart eigens<br />
von seinem Vater in Salzburg anforderte, – verleihen dem Klang<br />
von Naturhörnern und Naturtrompeten eine gespenstische Aura.<br />
Auch in unserer Vorstellung werden österreichische barocke<br />
Originalhorn- und Trompetendämpfer verwendet.<br />
24
Mit Hilfe der Dämpfer gelang Mozart im Marsch des zweiten<br />
Aktes ein besonders raffinierter Klangeffekt: das allmähliche Anwachsen<br />
des Orchesterklangs von einer Art „Fernklang“ zum<br />
vollen Klang einer „Military Band“. Dieser Effekt ist ganz in die<br />
Szene integriert: Am Ende ihrer idyllischen Arie „Idol mio“ hört<br />
Elettra von ferne Marschklänge, die sie an den Aufbruch gemahnen.<br />
Während sie den Palast verlässt, um dem Hafen zuzustreben,<br />
wechselt das Bühnenbild, und zu den immer lauter<br />
werdenden Klängen des Marsches stellen sich die Seeleute im<br />
Hafen auf: „Nach dem Maße, wie die Scenen verändert werden,<br />
hört man den Marsch immer näher“, heißt es im deutschen Teil<br />
des Librettos. Mozart trug alle Details dieses ausinstrumentierten<br />
Crescendos in seine Partitur ein: Zu Beginn spielen Flöten<br />
und Fagott „piano assai“, die Hörner und Trompeten con sordini,<br />
die Pauke „coperto“, wie eine echte Marschmusik, die man ganz<br />
von ferne hört. „Pianissimo“ treten die gedämpften Streicher<br />
hinzu, ab dem zweiten Mal die Oboen, ab dem dritten Mal die<br />
Klarinetten. Beim zweiten Durchlauf „nehmen die Waldhorn<br />
und Trompetten die Sordinen weg“, beim dritten Durchlauf<br />
„wächst das ganze Orchester bis zum Fortissimo“. Meist wird gerade<br />
dieser minutiös kalkulierte Klangeffekt auf nur zwei Durchläufe<br />
des Marsches reduziert.<br />
So enthält die Grazer Fassung des Idomeneo zahllose Details,<br />
die direkt auf Mozarts Partitur und ihre erste Münchner Aufführung<br />
zurückgehen.<br />
Karl Böhmer<br />
25
O-Ton Mozart: Leopold und Wolfgang<br />
ZU KEINER ANDEREN OPER MOZARTS HAT SICH EIN SO<br />
genaues Protokoll der Entstehungsgeschichte und der ersten<br />
Proben erhalten wie zum Idomeneo. Es handelt sich um den<br />
Briefwechsel mit dem Vater, der zu Hause in Salzburg die<br />
Änderungswünsche des Münchner Produktionsteams bei dem<br />
Librettisten Varesco durchsetzen musste, Arientexte, Trompetensordinen<br />
und vieles mehr nach München schickte, vor allem<br />
gute Ratschläge an seinen Sohn, die Musik und das Drama betreffend.<br />
Hier die schönsten Stellen aus Wolfgangs Briefen und<br />
einige Antworten seines Vaters, geordnet nach Themen.<br />
Zu den Sängern<br />
DOROTHEA UND ELISABETH WENDLING (ILIA UND<br />
Elettra): „Mad:me Dorothea Wendling ist mit ihrer Scene<br />
Arci=Contentißima – Sie hat sie 3 mal nach einander hören wollen“<br />
(8.11.1780). „die lisel Wendling hat auch schon ihre zwey Arien<br />
ein halb=duzendmal durchgesungen – sie ist sehr zufrieden.<br />
Ich habe es von einer dritten hand, daß die 2 Wendlinge ihre<br />
Arien sehr gelobt haben“ (15.11.1780).<br />
Vincenzo dal Prato (Idamante): „Meinem Molto amato Castrato<br />
del Prato muß ich aber die ganze Oper lehren. Er ist nicht im<br />
Stande einen Eingang in einer aria zu machen der etwas heist;<br />
und eine ungleiche stimme“ (15.11.1780)! „vorgestern hat der Del<br />
Prato in der Accademie gesungen daß es eine schande war – ich<br />
will wetten daß der Mensch nicht einmahl die Proben, vielweniger<br />
die opera aushällt – der ganze kerl ist inwendig nicht gesund<br />
… er muß seine ganze Rolle wie ein kind lernen. Er hat um keinnen<br />
kreützer Methode“ (22.11.1780). „Der Bub kann doch gar nichts. –<br />
seine stimme wäre nicht so übel, wenn er sie nicht in den hals<br />
und in die Gurgel nehmete – übrigens hat er aber gar keine<br />
Intonation – keine Methode – keine Empfindung“ (30.12.1780).<br />
26
Anton Raaff (Idomeneo): „hören sie, der Raaff ist der beste, Ehrlichste<br />
Mann von der Welt, aber – auf den Alten schlendrian versessen<br />
– das man blut dabey schwitzen möchte; – folglich sehr<br />
schwer für ihn zu schreiben. – sehr leicht auch wenn sie wollen,<br />
wenn man so alle tag arien machen will. – wie par Exemple die<br />
Erste aria Vedròmi intorno Etc: wenn sie sie hören werden, sie ist<br />
gut, sie ist schön – aber wenn ich sie für Zonca geschrieben hätte,<br />
so würde sie noch besser auf den Text gemacht seyn. – er liebt die<br />
geschnittenen Nudeln zu sehr – und sieht nicht auf die Expreßion“<br />
(27.12.1780). „wegen der 2 scenen die abgekürzt werden sollen<br />
… und warum ich sogleich nemlicher Meynung war, ist, weil<br />
Raaff und del Prato das Rezitativ ganz ohne geist und feuer, so<br />
ganz Monoton herab singen – und die Elendsten acteurs, die<br />
Jemals die Bühne trug, sind“ (27.12.1780).<br />
Domenico de’ Panzacchi (Arbace): „dem Ehrlichen, alten Mann<br />
muß man doch auch etwas zu guten thun, – dieser möchte nur<br />
um etwas ein paar Verse sein Recitativ im 3:ten Ackt verlängert<br />
haben. – welches wegen dem Chiaro e scuro und weil er ein guter<br />
acteur ist, von guter wirkung seyn wird.“<br />
Zu den drei Akten<br />
AKT I: „NACH DEM ERSTEN ACKT SAGTE MIR DER CHURfürst<br />
überlaut Bravo, und als ich hingieng ihm die hand zu<br />
küssen, sagte er: Diese opera wird charmante werden; er wird<br />
gewis Ehre davon haben“ (27.12.1780). „Die Probe ist ausserordentlich<br />
gut außgefallen … Ich kann Ihnen nicht sagen, wie<br />
alles voll freüde und Erstaunen war … graf seinsheim sagte zu<br />
mir; - ich versichere sie daß ich mir sehr viel von ihnen erwartet<br />
habe – aber das hab ich wahrlich nicht erwartet … Ramm sagte<br />
mir – das kann ich Ihnen wohl gestehen, daß mir noch keine Musique<br />
solche impreßion gemacht hat – und ich versichere sie, daß<br />
ich wohl 50 mahl auf ihrem H: vatter gedacht habe, was dieser<br />
Mann für eine freüde haben muß, wenn er diese opera hört“<br />
(1.12.1780). * Leopold Mozart: „H: Becke, welcher voll der Lobes-<br />
27
erhebungen deiner Musik des ersten Ackts war, schrieb, daß ihm<br />
die Zeher in die Augen tratten als er diese Musik hörte vor freude<br />
und vergnügen, und daß alle behaupteten, das wäre die schönste<br />
Musik, die sie gehört hätten, daß alles neu und fremd wäre &c:“<br />
Akt 2: „die lezte Prob ist wie die Erste, recht gut ausgefallen –<br />
und hat sich das orchestre wie alle zuhörer mit vergnügen betrogen<br />
gefunden, daß der 2:te Ackt in Ausdruck und Neuheit ohnmöglich<br />
stärker als der Erste seyn kann“ (19.12.1780). „weil der<br />
Churfürst nicht wuste, ob er so lange da bleiben kann, so muste<br />
man ihm die Concertirende aria und das Donnerwetter zu anfangs<br />
zweyten Ackt machen. – nach diesem gab er mir wieder auf<br />
das freundlichste seinen Beyfall, und sagte lachend: – man sollte<br />
nicht meynen, daß in einem so kleinen kopf, so was grosses<br />
stecke. – er hat auch andern tages frühe beym Cercle meine opera<br />
sehr gelobt“ (27.12.1780). „der Churfürst war lezthin bey der Probe<br />
so zufrieden, daß er … Jederman der zu ihm gekommen ist, von<br />
meiner Musick geredet hat, mit diesem aus=druck. – ich war ganz<br />
surprenirt – noch hat mir keine Musik den Effect gemacht; – das<br />
ist eine Magnifique Musick“ (30.12.1780). * Leopold Mozart: „Herr<br />
Becke schrieb mir, daß der Chor im zweyten Acte beym Sturme<br />
so stark wäre, daß er Jedem, auch in der größten Sommerhitze,<br />
eiskalt machen müßte … Herr Esser, daß er die zwey Acte gehört,<br />
und: che abbia sentito una musica ottima e particolare, universalmente<br />
applaudita“ (25.12.1780).<br />
Akt 3: „Kopf und Hände sind mir so von dem dritten Ackte voll,<br />
daß es kein Wunder wäre, wenn ich selbst zu einem dritten Ackt<br />
würde. – der allein kostet mehr Mühe als eine ganze opera – denn<br />
es ist fast keine scene darinn die nicht äussert intereßant wäre“<br />
(3.1.1781). „die Probe mit dem dritten Ackt ist vortreflich ausgefallen.<br />
man hat gefunden daß er die 2 Erstern Ackte noch um viel<br />
übertrift. Nur ist die Poesie darinn gar zu lang, und folglich die<br />
Musick auch; (welches ich immer gesagt habe) deswegen bleibt<br />
die aria vom Idamante, Nò, la morte io non pavento, weg, –<br />
welche ohnedieß ungeschickt da ist – worüber aber die leute die<br />
sie in Musick gehört haben, darüber seüfzen – und die letzte von<br />
28
Raaff auch – worüber man noch mehr seüfzt – allein – man muß<br />
aus der Noth eine tugend machen“ (18.1.1781). „man ist doch froh<br />
wenn man von einer so grossen, Mühsammen Arbeit Endlich<br />
befreyet – und mit Ehr und Ruhm befreyet ist“ (19.1.1781).<br />
Zu einzelnen Nummern<br />
STURMSZENE IM ERSTEN AKT: „IM ERSTEN ACKT SCENA VIII.<br />
hat H. Quaglio den nemlichen Einwurf gemacht den wir gleich<br />
anfangs machten. nemlich daß es sich nicht schicke, das der<br />
könig ganz allein zu schiff seye – glaubt der H. Abbè daß man ihn<br />
in den gräulichen sturm von Jedermann verlassen, ohne schiff,<br />
ganz allein in gröster gefahr schwimmend sich so vernünftig<br />
vorstellen kann, so mag alles so bleiben, aber NB: ohne schiff,<br />
denn, im schiff kann er allein nicht seyn“ (13.11.1780). * Leopold<br />
Mozart: „Du weist, daß ich diesen Einwurf nach München<br />
gemacht habe; allein man schrieb zurück, daß sich die donnerwetter<br />
und das Meer an keine Étiquette kehren“ (18.11.1780).<br />
Ilias Arie „Se il padre perdei“: „die Aria der Ilia im zweyten Ackt<br />
möchte ich für das was ich Brauche ein wenig verändert haben<br />
… eine ganz Natürlich fortfliessende Aria – wo ich nicht so sehr<br />
an die Worte gebunden, nur so ganz leicht auch fortschreiben<br />
kann, denn wir haben uns verabredet hier eine aria Andantino<br />
mit 4 Concertirenden Blas=Instrumenten anzubringen, nemlich<br />
auf eine flaute, eine oboe, ein Horn, und ein Fagott“ (8.11.1780).<br />
Idomeneos Arie „Fuor del mar“: „gestern vormittag war wieder<br />
M:r Raaff bey mir, um die Aria im zweyten ackt zu hören – der<br />
Mann ist so in seine Aria verliebt, als es nur immer ein junger<br />
feuriger Mann in seine Schöne seyn kann. Denn Nachts, ehe er<br />
einschläft, und Morgens, da er erwacht, singt er sie“ (1.12.1780).<br />
„die aria ist ganz gut auf die Wörter geschrieben – man hört das<br />
– mare – und das mare funesto und die Paßagen sind auf Minacciar<br />
angebracht, welche dann das Minacciar, das Drohen – gänzlich<br />
ausdrücken. – und überhaupt ist das – die Prächtigste aria in<br />
der opera – und hat allgemeinen Beyfall gehabt“ (27.12.1780).<br />
29
Hafenbild im zweiten Akt: „fragen sie doch den Abate varesco ob<br />
man bey dem Chor im 2:ten Ackt Placido è il mar Etc. nachdemm<br />
nach der Ersten strophe der Elletra der Chor wiederhollet worden,<br />
nicht aufhören könte? … es wird doch gar zu lang“<br />
(24.11.1780).<br />
Sturmszene im zweiten Akt: „in der letzten scene im 2:ten Ackt<br />
hat Idomeneo zwischen den Chören eine Aria oder vielmehr art<br />
von Cavatina – hier wird es besser seyn, ein blosses Recitativ zu<br />
machen, darunter die Instrumenten gut arbeiten können – denn,<br />
in dieser scene die (wegen der action und den Gruppen, wie wir<br />
sie kürzlich mit le grand verabredet haben) die schönste der<br />
ganzen opera seyn wird, wird ein solcher lärm und Confusion<br />
auf dem theater seyn, daß eine aria eine schlechte figur auf diesem<br />
Platze machen würde – und über=dieß ist das donnerWetter<br />
– und das wird wohl wegen der Aria von H: Raaff nicht auf hören?<br />
– und der Effect; eines Recitativs, zwischen den Chören ist ungleich<br />
besser“ (15.11.1780). * Leopold Mozart: „die zwischen den<br />
Chören stehende Aria wird in ein feuriges Recitat: verwandelt<br />
werden, welches man mit donner und Blitz nach belieben<br />
accompagnieren kann“ (18.11.1780).<br />
Quartett: „das quartett, wie öfter ich es mir auf dem theater fürstelle,<br />
wie mehr Effect macht es mir. – und hat auch allen die es<br />
noch so am Clavier gehört haben, gefallen. – der einzige Raaff<br />
meint es wird nicht Effect machen. er sagte es mir ganz allein. –<br />
non c’è da spianar la voce – es ist zu Eng – als ob man in einem<br />
quartetto nicht viel mehr reden als singen sollte. Dergleichen sachen<br />
versteht er gar nicht. ich sagte nur; liebster freund! – wenn<br />
ich nur eine Note wüste, die in diesen quartetto zu ändern wäre,<br />
so würde ich es sogleich thun. – allein – ich bin noch mit keiner<br />
sache in dieser opera so zufrieden gewesen wie mit diesen quartett<br />
… ich habe mich bey ihren 2 Arien alle mühe gegeben sie<br />
recht zu Bedienen – werde es auch bey der dritten thun – und<br />
hoffe es zu stande zu bringen – aber was terzetten und Quartetten<br />
anbelangt muß man dem Compositeur seinen freyen<br />
Willen lassen“ (27.12.1780). * Leopold Mozart: „wegen den Quar-<br />
30
tetten etc will gar nichts sagen, dazu gehört Declamation und<br />
Action und keine grosse Singkunst oder das ewige Spianar la<br />
Voce. da gehört Handlung und reden her“ (29.12.1780).<br />
Tempelszene: „da hab ich einen ganz simpeln Marsche auf<br />
2 violin, Bratsch, Bass und 2 oboen gemacht, welcher à mezza<br />
voce gespielt wird – und worunter der könig kömmt, und die<br />
Priester die zum Opfer gehörigen sachen bereiten – dann sezt<br />
sich der könig auf die knie, und fängt das gebett an“ (3.1.1781).<br />
„Unterirdische Stimme“ und Schlussszenen: „sie sehen wohl,<br />
wenn sie die scene überlesen, daß die scene durch eine aria oder<br />
Duetto matt und kalt wird – und für die andern acteurs, die so<br />
hier stehen müssen sehr genant ist“ (13.11.1780) „in den Recitativ<br />
der Ellettra nach der unterirdischen stimme kömmt (es) mir so<br />
einfältig vor daß diese geschwind wegzukommen eilen – nur um<br />
Mad:me Elettra allein zu lassen“ (3.1.1781). „der orackel spruch ist<br />
auch noch viel zu lange – ich habe es abgekürzt“ (18.1.1781). * Leopold<br />
Mozart: „nun haben Idamante und Ilia noch einen ganz<br />
kurzen Streitt von etlichen Worten in Recitativ, welcher von<br />
einem unterirrdischen Geräusche, so zu sagen, unterbrochen<br />
und der ausspruch durch eine unterirrdische Stimme gehört<br />
wird, welche Stimme und ihre Begleitung rührend, schreckbar<br />
und ausserordentlich seyn muß, das kann ein Meisterstück der<br />
Harmonie werden … dieses Recit: muß am Ende sehr Lebhaft<br />
recitiert werden, wo sie zum Altar läuft, er aber sie zurück hält,<br />
und ehe ihre Rede zu Ende gehet … der unterirrdische Lerme sie<br />
zu reden verhindert und alles in Erstaunen und furcht setzt.<br />
Wenns ordentlich, schlag auf schlag geht, wird es eine grosse<br />
wirkung auf die zuseher machen“ (18.11.1780).<br />
Zusammengestellt von Karl Böhmer<br />
31
Nikolaus Harnoncourt im Gespräch<br />
VOR 30 JAHREN BEGANN NIKOLAUS HARNONCOURT,<br />
Mozarts „Idomeneo“ auf radikale Weise neu zu deuten: Mit<br />
einem Schlag rückte der Geniestreich des 25-Jährigen aus der<br />
Pose des Seria-Theaters hinein ins Leben leidender Menschen -<br />
damals in der legendären Interpretation mit Werner Hollweg in<br />
der Titelrolle und Rachel Yakar als Ilia. Seitdem hat der „Idomeneo“<br />
den Grazer Maestro nicht mehr losgelassen. Neue Quellenfunde<br />
eröffneten neue Perspektiven, immer tiefer drang Harnoncourt<br />
ins Wesen des Werkes ein. Bei der styriarte führt er – zum<br />
ersten und einzigen Mal in seinem Leben, wie er gelobt – selbst<br />
Regie, und zwar gemeinsam mit seinem Sohn Philipp. Über die<br />
Gründe für diesen Schritt, über die Eigenarten des „Idomeneo“<br />
und der bevorstehenden Grazer Aufführungen äußerte sich der<br />
Maestro im Interview mit styriarte-Dramaturg Karl Böhmer und<br />
Intendant Mathis Huber.<br />
Herr Harnoncourt. wir haben unser letztes gemeinsames Opernprojekt<br />
unter der Überlegung gestartet, dass da eine Oper ist, die auf allen möglichen<br />
Bühnen dieser Welt gespielt und dabei meist schmählich behandelt<br />
wird. Das war „Carmen“, die wurde dann hier in der Helmut-List-Halle<br />
vor drei Jahren ganz neu gesehen. Im „Idomeneo“ haben wir eine andere<br />
Situation: Das ist ein Stück, das beschäftigt Sie schon lange, das haben Sie<br />
schon in Zürich und in Wien herausgebracht. Warum heuer dieser dritte<br />
„Idomeneo“?<br />
NH: „Idomeneo“ ist, so lange ich mit Oper überhaupt zu tun<br />
habe, und das sind noch viel mehr als 30 Jahre, immer vollkommen<br />
falsch eingeordnet und falsch aufgeführt worden. Dies<br />
gilt sogar für die beiden Regisseure, mit denen ich die Oper bisher<br />
aufgeführt habe, das waren Jean-Pierre Ponnelle in Zürich –<br />
32
die erste Mozart-Oper, die ich überhaupt dirigiert habe – und<br />
dann Johannes Schaaf an der Wiener Staatsoper. Bei der Züricher<br />
Aufführung war ich irgendwie noch ein bisschen zu naiv, um<br />
voll zu verstehen, was wir richtig und was wir falsch machen.<br />
Bei der Wiener Aufführung sind wir um einige Schritte weiter<br />
ge kommen, aber es war mir nicht möglich, den Regisseur vom<br />
Werk voll zu überzeugen. Man war der Meinung, Mozart hat<br />
schon ein paar Opere serie geschrieben, „Mitridate“ und „Lucio<br />
Silla“, und jetzt kommt einfach die dritte, aber mit dem Unterschied,<br />
dass Mozart jetzt bereits über sein volles, erwachsenes<br />
Genie verfügt. Und daher sagt man so im Allgemeinen, der<br />
„Idomeneo“ wäre die erste große, italienische Oper Mozarts. Und<br />
das ist einfach von Grund auf falsch. Es ist die erste große Oper<br />
Mozarts, und sie hat eigentlich wenig zu tun mit der italienischen<br />
Oper.<br />
Aber es wird doch Italienisch gesungen …<br />
NH: Notwendigerweise oder zufälligerweise steht das Werk in<br />
italienischer Sprache, aber es ist keine italienische Oper. Da<br />
kommt so vieles vor, was in der italienischen Oper überhaupt<br />
nicht vorkommen darf. Es sind die Quellen ganz andere. Mozart<br />
hat auf seiner Paris-Reise tiefe Bekanntschaft gemacht mit dem<br />
französischen Theater und mit der französischen Musik. Er hat<br />
dort verstanden, was eigentlich zwischen Lully und Rameau passiert<br />
ist, und dann Ähnliches mit Gluck auf einem ziemlich inferioren<br />
musikalischen Niveau, aber auf einem ganz hohen theatermäßigen<br />
Niveau. Und er hat da ganz bestimmt zutiefst Lunte<br />
gerochen. Jetzt hatte er in Mannheim den damaligen Kurfürsten<br />
von der Pfalz und den damaligen Hofstaat, besonders das berühmte<br />
Mannheimer Orchester kennen gelernt, das offensichtlich<br />
das beste Orchester der Welt damals war, und sich befreundet<br />
mit den führenden Orchestermusikern. Genau in der Zeit<br />
zwischen seiner Pariser Reise und dem „Idomeneo“ ist der Mannheimer<br />
Kurfürst der Münchner Chef geworden, ist mit seinem<br />
gesamten Mannheimer Orchester nach München gezogen. Das<br />
33
Mannheimer Orchester war musikalisch aber sehr stark nach<br />
Paris orientiert, die hatten in Paris sozusagen ihr Sommerquartier<br />
wie heutzutage die amerikanischen Orchester in Tanglewood.<br />
Nun hatte Mozart dieses Orchester mit dem starken<br />
französischen Einfluss in München in der Nähe von Salzburg,<br />
und er hatte die Kenntnis des französischen Theaters und der<br />
französischen Oper. An sich musste die Oper natürlich italienisch<br />
sein, aber was dabei herausgekommen ist, das ist eine<br />
große „Tragédie lyrique“, eine französische Operntragödie, keine<br />
Opera seria.<br />
Worin liegt denn der Unterschied?<br />
NH: Das können Sie an der Form sehen, wenn der erste Akt mit<br />
einer Chaconne endet – Marsch und Chaconne, das gehört zusammen<br />
– und der letzte Akt endet mit einem Marsch und einer<br />
Chaconne, dann kann das keine italienische Oper sein, weil es<br />
das dort gar nicht gibt. Jeder Akt endet ein oder zwei Stücke vor<br />
dem Ende. Es steht also nach einer traurigen Arie des Idamante<br />
„fine del atto primo“ und danach kommt ein Marsch und danach<br />
eine große Chor-Chaconne. Meinen bisherigen Regisseuren ist<br />
das nicht aufgefallen. Die haben geglaubt, der hat das „fine del<br />
atto primo“ einfach um zehn Seiten zu früh hingeschrieben.<br />
Danach steht aber „Intermezzo“, das ist ein Kennzeichen der<br />
französischen Oper. In der englischen Halboper finden wir das<br />
auch, dort heißt das dann „masque“, und das bringt eine vollkommen<br />
andere Idee in das Stück. Es endet jeder Akt mit einem<br />
Intermezzo, symmetrisch der erste und der letzte Akt mit Marsch<br />
und Chaconne. Die letzte Chaconne ist ein Stück von fünfzehn<br />
Minuten wie die großen französischen Chaconnen, mit denen<br />
sämtliche französische Opern enden. Also, das ist etwas, das kein<br />
Regisseur spielen lässt. Das macht man nicht, weil das Opernpublikum<br />
normalerweise in die Oper geht, um Opern zu sehen<br />
und die Sänger singen zu hören, möglichst viele hohe Töne, und<br />
die wollen nicht am Schluss irgendein Ballett sehen. Wenn aber<br />
das Werk so angelegt ist, so komponiert ist und überhaupt eine<br />
34
ganz andere Form hat, und wenn das größte musikdramatische<br />
Genie, das je gelebt hat, wenn der das komponiert, dann bin ich<br />
mit dem ersten Scheitern vor über 30 Jahren angereizt, und ich<br />
will irgendwann einmal selber scheitern, wenn schon gescheitert<br />
sein muss, und will das, was ich mir immer vorstelle,<br />
machen.<br />
Kommen wir von der Form zum Inhalt. Worin liegt für Sie die Botschaft<br />
im Idomeneo?<br />
NH: Er hat ganz zeitgemäße Botschaften. Es ist das Aufeinanderprallen<br />
von drei verschiedenen Kulturen. Es kommt bereits am<br />
Anfang im Monolog der Trojanerin Ilia. Da sieht man, dass die<br />
Trojaner eine Kultur haben, die auf einem viel höheren Niveau<br />
steht als die Kultur der Kreter. Es ist bereits ein Kulturschock,<br />
den die trojanischen Gefangenen in Kreta erleben. Das kommt<br />
im Text vor und das ist komponiert. Dann gibt es innerhalb der<br />
kretischen Kultur zwei Parteien: den traditionellen Altkreter<br />
sozusagen und die Neuerer. Die Protagonisten der Altkreter sind<br />
Idomeneo und der Oberpriester. Die haben Angst – das ist das<br />
Hauptgefühl, ab dem ersten Ton der Ouvertüre hört man: Hier<br />
geht’s um Angst. Die haben Angst vor dem Meer, wie fast alle<br />
Inselbewohner, sie haben Angst vor der Verkörperung des<br />
Meeres, vor Neptun, und um dieser Angst irgendwie Herr zu<br />
werden, sind sie bereit, Menschen zu opfern. Also, das ist eine<br />
Ur religion, bei der es um Menschenopfer und um Angst geht.<br />
Und der Oberpriester ist natürlich der, der das am härtesten vertritt,<br />
neben Idomeneo und Elettra, die auch zu dieser Kultur gehört.<br />
Ilia kommt aus Troja, sie versteht das überhaupt nicht, die<br />
kriegt von klein auf gesagt (das sagt sie in ihrer Arie), wenn du<br />
das Wort „Grieche“ hörst, dann gibt’s nur Hass, also Fremdenfeindlichkeit<br />
in höchstem Maße. Dann gibt es innerhalb Kretas<br />
eine junge, aufgeklärte Gruppe um Idamante, die überhaupt<br />
keine Angst hat, die nicht neptungläubig ist, für die Terror und<br />
Angst das Alte ist, das unbedingt überwunden werden muss.<br />
Und die hat auch ihren Mentor, Arbace, der ist der große Lehrer<br />
35
des Idamante. Er ist der große Gegenspieler des Ober priesters,<br />
der das Volk aufhetzt gegen die Jungen und gegen die Troer.<br />
Arbace lehrt Frieden, Versöhnung und Überwindung von Aberglauben<br />
und Angst. Es sind also diese drei Welten, in der kretischen<br />
Welt verkörpert durch die zwei Anführer Ober priester<br />
und Arbace. Der alte Guru Arbace, der vielleicht sogar schon der<br />
Lehrer des Idomeneo war, was man am Anfang des zweiten<br />
Aktes erkennt, wo die beiden miteinander sprechen: Er spricht<br />
mit Idomeneo wie mit einem Schulbuben, da spürt man, der ist<br />
vielleicht noch einmal um zehn oder um zwanzig Jahre älter<br />
und hat schon den erzogen, das ist aber nicht ganz gelungen. Der<br />
Oberpriester hat auch eine menschliche Seite, das ist ganz bewegend,<br />
finde ich, der sagt, das Opfer muss gemacht werden,<br />
dem Idamante muss der Kopf abgehackt werden. Und dann, wie<br />
er bemerkt, das ist ja der Sohn des Idomeneo, sagt er: „Du darfst<br />
das nicht machen, arresta la mano, du bist ja der Vater.“ Dabei<br />
denkt er: „Ich habe ja auch Kinder und womöglich geht’s dann<br />
meinen Kindern auch einmal so.“ Da kommt also für ein paar<br />
Sekunden ein menschlicher Zug in diesen Oberpriester. Im<br />
nächsten Moment kommt Ilia und will den Idamante retten. Da<br />
sagt er: „Störe nicht das Opfer, das hat jetzt zu geschehen!“ Das<br />
ist so zeitgemäß, das ist so heutig, da brauche ich gar nicht ein<br />
historisches Stück aufzuführen, da höre ich nur Heutiges.<br />
Noch einmal zurück zum Musikalischen: Sie gehen ja immer möglichst<br />
zurück auf die Originalquellen. Auf welche Originalquellen können Sie<br />
sich hier bei „Idomeneo“ stützen?<br />
NH: Originalquellen sind unvermeidlich, sie sind notwendig.<br />
Denn im Grunde sind wir alle, mich eingeschlossen, gegenüber<br />
den Originalen Trotteln! Man kann in den Ausgaben Meinungen<br />
erkennen, aber keinen „Urtext“. Jede Ausgabe ist Interpretation.<br />
Jetzt will ich aber nicht die Interpretation von jemand anderem.<br />
In diesem Fall haben wir ein fantastisches Autograph mit sehr<br />
vielen Eintragungen von Mozart, das Faksimile habe ich auch<br />
hier bei den Proben – es kann jeder Sänger hineinschauen, wenn<br />
36
ich ihm sage, warum er diese drei Töne anders singen soll, als sie<br />
in der gedruckten Ausgabe stehen. Dann zeige ich ihm, was der<br />
Mozart da geschrieben hat. Also das haben wir hier. Das hatte<br />
man für die Neue Mozartausgabe noch nicht, weil das damals in<br />
Krakau war. Und es wurde später ja auch das Münchner Aufführungsmaterial<br />
aufgefunden. Das ist unglaublich interessant,<br />
weil man erkennen kann, wie Mozart pragmatisch von Aufführung<br />
zu Aufführung gehandelt hat. Die Art, wie er einen<br />
Strich macht, ist genial. Wir plagen uns herum: Wie kriegen wir<br />
das harmonisch hin? Und dann kommen die großen Künstler,<br />
die das irgendwie zusammennageln an den schwierigen Stellen.<br />
Für Mozart war das ein Klacks. Also, man kann aus dieser Münchner<br />
Fassung wahnsinnig viel lernen.<br />
Gibt es weitere Quellen, die für Sie wichtig waren?<br />
NH: Natürlich der Briefwechsel. Sein Vater war in Salzburg, er<br />
war in München, und die haben sich praktisch täglich geschrieben<br />
über den Verlauf der Proben. So ein Protokoll über die<br />
Entstehung einer Oper gibt’s ja sonst gar nicht! Und wo jeder<br />
wirklich versteht, was der andere meint. Aus diesem Für und<br />
Wider kann man so viel lernen. Zum Beispiel: „Diese Arie muss<br />
weg, weil man sonst aus der Oper geht und nur diese Arie gehört<br />
hat.“ Dann lässt er die tollste Arie der ganzen Oper weg! So einen<br />
Mut muss ein Komponist haben und auch die Sänger dazu<br />
kriegen, dass sie auf ihre effektvollsten Stücke verzichten. Aus<br />
diesem Studium haben wir das herausdestilliert, was wir hier<br />
aufführen. Und dann kommt natürlich dazu: Was bedeutet französische<br />
Oper? Die bedeutet ja sehr viel Tanz. Dass das Ballett da<br />
auf einmal daherkommt für das Finale, das ist zu wenig. Die<br />
Frage ist, was war mit dem Ballett überhaupt. Da stellt sich<br />
heraus, dass die Oper inszeniert worden ist vom Ballettmeister<br />
in München. Und Mozart schreibt immer wieder vom Ballett,<br />
und dann zeigt sich’s, dass die Ouvertüre gar keine reine Ouvertüre<br />
ist. Also, das ist auch eine entscheidende Frage für die Aufführung<br />
dieses Stückes.<br />
37
Sie haben gerade gesagt, wie schwierig es für Mozart wahrscheinlich<br />
gewesen ist, seinen Anton Raaff und seine Elisabeth Wendling davon zu<br />
überzeugen, dass sie auf ihre besten Stücke verzichten. Auch unsere Sänger<br />
hier bei der Produktion müssen auf gewohnte Effekte verzichten, wie etwa<br />
unser Idomeneo Saimir Pirgu in seiner Bravourarie. Jeder anständige<br />
Tenor kommt daher und singt hier so laut wie möglich: „Fuor del mar!“.<br />
Aber Sie fordern ihn auf, piano zu singen.<br />
NH: Ich zeige ihm nur, was dasteht! Ich frage ihn, warum<br />
schreibt denn der Mozart da ein „piano“ hin? Natürlich toll, „Fuor<br />
del mar“, fantastisch, auch in einer angenehmen Lage laut zu<br />
singen! Aber sehr intensive Sachen werden ja viel intensiver,<br />
wenn sie leise sind. Wenn jemand droht und dazu brüllt, wird<br />
das im Allgemeinen nicht ernst genommen. Aber wenn jemand<br />
droht und sehr leise wird, dann kann eine Drohung sehr gefährlich<br />
sein. Das habe ich schon in meiner Schulzeit so erlebt,<br />
wahrscheinlich jeder von Ihnen, die jüngeren nicht, weil jetzt<br />
gibt’s das ja nicht mehr.<br />
Subtiler, aber ebenso gefährlich! Warum haben Sie den Idomeneo mit<br />
einem so jungen Sänger besetzt?<br />
NH: Wie alt ist Idomeneo? Naja, Idamante ist, sagen wir, 18 bis<br />
20, er erlebt seine erste Liebe. Der Vater hat den Trojanischen<br />
Krieg mitgemacht, in führender Position, der ist, sagen wir,<br />
43. Ich muss ehrlich sagen, ich weiß nicht genau, wie alt unser<br />
Solist Saimir Pirgu ist, der ist ein bisschen jünger als die 43. Aber<br />
ist das so wichtig? Ich hab mir immer gewünscht, dass eine<br />
60-jährige, kugelförmige Schauspielerin das Gretchen spielt und<br />
so eine große Schauspielerin ist, dass sie nach fünf Minuten<br />
17 Jahre alt ist für mich. Das ist Theater! Wenn ich die Leute<br />
nach ihrem Alter aussuchen würde, dann würde ich Kino<br />
machen. Aber ich bin sehr glücklich mit meiner Besetzung hier<br />
in Graz.<br />
38
Neben den Sängern spielt das Ballett eine herausragende Rolle.<br />
NH: Das Ballett geht durch das Stück durch! Und zwar dort, wo<br />
quasi ballettmäßig komponiert ist, dort ist Tanz. Das wäre eben<br />
auch nie so in einer italienischen Oper. Es ist ein Merkmal der<br />
französischen Oper, dass der Tanz als körperhafter Ausdruck<br />
eine wesentliche Mitteilungsform ist. Es ist die einzige Oper, bei<br />
der Mozart das macht. Diese Tänzchen da bei „Le nozze di Figaro“<br />
und „Don Giovanni“, das ist ja ganz etwas anderes. Aber das ist<br />
ein wirklich professioneller Tanz, das muss eine Ballettkompanie<br />
machen.<br />
Es ist ja das erste Mal, dass Sie den „Idomeneo“ mit dem Concentus Musicus<br />
machen, also im Klang der Mozart-Zeit. Ist das eine besondere Herausforderung?<br />
NH: Bei meiner ersten Aufführung habe ich bereits die Streicher,<br />
ich würde sagen, gezwungen, auf Darmsaiten zu spielen. Ich<br />
hatte schon einige historische Blasinstrumente bei der Züricher<br />
Oper, aber ich hatte nicht den kompletten Bläsersatz. Dann ist<br />
da ja auch die Frage der Stimmtonhöhe, wie hoch, das ist auch<br />
sehr wichtig für die Sänger. Wir spielen in der Stimmtonhöhe,<br />
von der wir glauben, dass sie damals in München verwendet<br />
wurde, auf 430 Hz. Das ist also 10–15 Schwingungen tiefer, als<br />
heute normalerweise gespielt wird, und ist eine große Hilfe für<br />
die Sänger. Aber es ist natürlich klar: „Idomeneo“ ist für das<br />
weltbeste Orchester geschrieben. Und das ist eine sehr große<br />
Herausforderung!<br />
39
Die Texte<br />
Ouverture<br />
ATTO PRIMO<br />
Appartimenti d’Ilia nel palazzo reale,<br />
in fondo al prospetto una galeria<br />
SCENA I<br />
Ilia sola<br />
Recitativo<br />
ILIA<br />
Quando avran fine omai<br />
l’aspre sventure mie? Ilia infelice!<br />
Di tempesta crudel misero avanzo,<br />
del genitor, e de’ germani priva<br />
del barbaro nemico<br />
misto col sangue il sangue<br />
vittime generose,<br />
a qual sorte più rea<br />
ti riserbano i Numi? …<br />
Pur vendicaste voi<br />
di Priamo e di Troia i danni e l’onte?<br />
Perì la flotta Argiva, e Idomeneo<br />
pasto forse sarà d’orca vorace …<br />
ma che mi giova, oh ciel! se al primo aspetto<br />
di quel prode Idamante,<br />
che all’onde mi rapì, l’odio deposi,<br />
e pria fu schiavo il cor, che m’accorgessi<br />
40
Ouvertüre<br />
Gemächer Ilias im Königspalast,<br />
im Hintergrund eine Galerie<br />
SZENE I<br />
Ilia allein<br />
ERSTER AKT<br />
Rezitativ<br />
ILIA<br />
Wann enden jemals<br />
meine bitteren Leiden? Unglückliche Ilia!<br />
Elende Überlebende des grausamen Sturmes,<br />
des Vaters und der Brüder beraubt,<br />
die ihr Blut mit dem des<br />
barbarischen Feindes vermischend<br />
sich heldenhaft opferten …<br />
für welch noch schrecklicheres Schicksal<br />
sparen dich die Götter auf?<br />
Habt ihr noch immer nicht die Schuld<br />
des Priamos und die Schmach Trojas gerächt?<br />
Zwar ging die Flotte der Griechen unter, und Idomeneo ist<br />
vielleicht die Beute des gefräßigen Wales … doch was hilft es<br />
mir, o Himmel, wenn ich beim ersten Anblick dieses tapferen<br />
Idamante,<br />
der mich den Wellen entriss, vom Hass abließ<br />
und mein Herz schneller Sklave wurde,<br />
41
d’essere prigioniera.<br />
Ah qual contrasto, oh Dio! d’opposti affetti<br />
mi destate nel sen odio, ed amore!<br />
Vendetta deggio a chi mi diè la vita<br />
gratitudine a chi vita mi rende …<br />
oh Ilia! oh genitor! oh prence! oh sorte!<br />
oh vita sventurata! oh dolce morte!<br />
Ma che? m’ama Idamante? … ah no; l’ingrato<br />
per Elettra sospira, e quell’ Elettra<br />
meschina principessa esule d’Argo,<br />
d’Oreste alle sciagure a queste arene<br />
fuggitiva, raminga, è mia rivale.<br />
Quanti mi siete intorno<br />
carnefici spietati? … orsù sbranate<br />
vendetta, gelosia, odio, ed amore,<br />
sbranate sì quest’infelice core!<br />
42
als ich mich selbst als Gefangene erkannte.<br />
O Gott, welch einen Kampf der gegensätzlichen Gefühle<br />
erwecken Hass und Liebe mir im Herzen!<br />
Rache schulde ich dem, der das Leben mir gab,<br />
Dankbarkeit dem, der es mir rettete …<br />
oh Ilia! oh Vater! oh Prinz! oh Schicksal!<br />
oh qualvolles Leben! oh süßer Tod!<br />
Jedoch – liebt mich denn Idamante? … ach nein, der Undankbare<br />
seufzt um Elektra, und diese armselige<br />
Prinzessin Elektra, aus Argos verbannt,<br />
vor dem Unglück des Orest auf diese Insel geflüchtet,<br />
diese Umherirrende ist meine Rivalin.<br />
Sind denn nur mitleidlose Henker<br />
um mich herum? … wohlan, so zerfleischt,<br />
Rache, Eifersucht, Hass und Liebe,<br />
zerfleischt doch dieses unglückliche Herz!<br />
43
No. 1 – Aria<br />
ILIA<br />
Padre, germani, addio!<br />
Voi foste, io vi perdei.<br />
Grecia, cagion tu sei.<br />
E un greco adorerò?<br />
D’ingrata al sangue mio<br />
So, che la colpa avrei;<br />
Ma quel sembiante, oh Dei!<br />
Odiare ancor non so.<br />
Recitativ<br />
ILIA<br />
Ecco Idamante, ahimè!<br />
se’n vien. Misero core<br />
Tu palpiti, e paventi.<br />
Deh cessate per poco, oh miei tormenti!<br />
SCENA II<br />
Idamante, Ilia<br />
IDAMANTE<br />
Del fato de’ Troian più non dolerti.<br />
Farà il figlio per lor quanto farebbe<br />
il genitor, e ogn’altro<br />
vincitor generoso. Ecco: abbian fine,<br />
principessa, i lor guai:<br />
rendo lor libertade, e omai fra noi<br />
sol prigioniero fia, sol fin, che porta,<br />
che tua beltà legò care ritorte.<br />
44
Nr. 1 – Arie<br />
ILIA<br />
Vater, Brüder, lebt wohl!<br />
Ihr seid dahin, ich habe euch verloren,<br />
Griechenland, du bist Schuld daran.<br />
Und einen Griechen soll ich lieben?<br />
Undankbar gegen mein Blut,<br />
ich weiß, würde ich schuldig.<br />
Doch dieses Antlitz, ihr Götter,<br />
kann ich trotzdem nicht hassen.<br />
Rezitativ<br />
ILIA<br />
Was sehe ich? Idamante? weh mir,<br />
er kommt. Armes Herz,<br />
du zitterst und zagst.<br />
Ach, endet doch für einen Moment, oh meine Qualen!<br />
2. SZENE<br />
Idamante, Ilia<br />
IDAMANTE<br />
Beklage nicht länger das Los der Trojaner.<br />
Der Sohn wird für sie tun, was der Vater<br />
getan hätte und jeder andere<br />
großmütige Sieger. Siehe, Prinzessin, ihre Leiden<br />
sollen ein Ende haben.<br />
Ich schenke ihnen die Freiheit, und unter uns wird nur ein<br />
einziger noch Gefangener sein, nur einer, der die teuren Fesseln<br />
trägt, die deine Schönheit ihm anlegte.<br />
45
ILIA<br />
Che dici?<br />
IDAMANTE<br />
Sì, di Citerea il figlio<br />
incogniti tormenti<br />
stillommi in petto; a te pianto e scompiglio<br />
Marte portò, cercò vendetta amore<br />
in me de’ mali tuoi, quei vaghi rai,<br />
que’ tuoi vezzi adoprò … ma all’amor mio<br />
d’ira e rossor tu avvampi?<br />
ILIA<br />
In questi accenti<br />
mal soffro un temerario ardir, deh pensa,<br />
pensa Idamante, oh Dio!<br />
il padre tuo qual è, qual era il mio.<br />
No. 2 – Aria<br />
IDAMANTE<br />
Non ho colpa, e mi condanni<br />
Idol mio, perché t’adoro.<br />
Colpa è vostra, oh Dei tiranni,<br />
E di pena afflitto io moro<br />
D’un error, che mio non è.<br />
Se tu il brami, al tuo impero<br />
Aprirommi questo seno.<br />
Ne’ tuoi lumi il leggo, è vero,<br />
Ma me ’l dica il labbro almeno,<br />
E non chiedo altra mercé.<br />
46
ILIA<br />
Was sagst du da?<br />
IDAMANTE<br />
Ja, Kythereas Sohn<br />
senkte mir nie gekannte Qualen<br />
in die Brust. Mars brachte dir<br />
Tränen und Schrecken, Amor übte Rache<br />
an mir für deine Leiden, er benutzte<br />
deine schönen Augen, deinen Zauber … aber meiner Liebe<br />
wegen erglühst du in Zornesröte?<br />
ILIA<br />
Die unbedachte Verwegenheit deiner Worte<br />
ertrage ich kaum. Ach, bedenke doch,<br />
bedenke Idamante, o Himmel,<br />
wer dein Vater ist und wer der meine war.<br />
Nr. 2 – Arie<br />
IDAMANTE<br />
Ich bin schuldlos, und du verurteilst mich,<br />
mein Alles, weil ich dich liebe.<br />
Ihr tragt die Schuld, tyrannische Götter,<br />
und schmerzbeladen sterbe ich<br />
eines Vergehens wegen, das ich nicht beging.<br />
Wenn du es willst, so befiehl es,<br />
und ich werde mir die Brust öffnen.<br />
In deinen Augen lese ich es wohl,<br />
doch soll es mir auch dein Mund sagen,<br />
eine andere Gnade begehre ich nicht.<br />
47
Recitativo<br />
ILIA<br />
Vede condurre i prigionieri<br />
Ecco il misero resto de’ Troiani,<br />
dal nemico furor salvi.<br />
SCENA III<br />
Idamante, Ilia, Troiani prigionieri, uomini, e donne Cretesi<br />
IDAMANTE<br />
Scingete le catene,<br />
Si levano a’prigionieri la catene, li quali dimostrano gratitudine.<br />
ed oggi il mondo,<br />
oh fedele Sidon suddita nostra,<br />
vegga due gloriosi<br />
popoli in dolce nodo avvinti, e stretti<br />
di perfetta amistà.<br />
Elena armò la Grecia, e l’Asia, ed ora<br />
disarma, e riunisce, ed Asia, e Grecia<br />
eroina novella,<br />
Principessa più amabile, e più bella.<br />
No. 3 – Coro<br />
CORO DE’ TROIANI E CRETESI<br />
Godiam la pace,<br />
Trionfi amore:<br />
Ora ogni core<br />
Giubilerà.<br />
48
Rezitativ<br />
ILIA<br />
sieht, wie die Gefangenen gebracht werden<br />
Da kommt der elende Rest der Trojaner,<br />
die dem Wüten der Feinde entronnen sind.<br />
3. SZENE<br />
Idamante, Ilia, die gefangenen Trojaner, Männer und Frauen von Kreta<br />
IDAMANTE<br />
Löst die Ketten,<br />
Man löst die Ketten der Gefangenen, die ihre Dankbarkeit bekunden.<br />
heute soll die Welt<br />
o unser treues, ergebenes Sidon,<br />
zwei ruhmreiche Völker sehen,<br />
verknüpft durch süße Bande und<br />
verbunden in wahrer Freundschaft.<br />
Helena rief Griechenland und Asien zu den Waffen,<br />
und heute entwaffnet und vereint<br />
eine neue Heldin Asien und Griechenland,<br />
eine noch lieblichere und schönere Prinzessin.<br />
Nr. 3 – Chor<br />
CHOR DER TROJANER UND KRETER<br />
Freuen wir uns des Friedens,<br />
Amor triumphiere,<br />
jetzt soll jedes Herz<br />
jubilieren.<br />
49
DUE CRETESI<br />
Grazie a chi estinse<br />
Face di guerra:<br />
Or si la terra<br />
Riposo avrà.<br />
TUTTI<br />
Godiam la pace, ecc.<br />
DUE TROIANI<br />
A voi dobbiamo<br />
Pietosi Numi!<br />
E a quei bei lumi<br />
La libertà.<br />
TUTTI<br />
Godiam la pace, ecc.<br />
SCENA IV<br />
Elettra, e detti<br />
Recitativo<br />
ELETTRA<br />
agitata da gelosia<br />
Prence, signor, tutta la Grecia oltraggi;<br />
tu proteggi il nemico.<br />
50
ZWEI KRETER<br />
Dank sei dem,<br />
der die Fackel des Krieges auslöschte:<br />
Jetzt wird die Erde<br />
zur Ruhe finden.<br />
ALLE<br />
Freuen wir uns des Friedens, etc.<br />
ZWEI TROJANER<br />
Euch,<br />
barmherzige Götter,<br />
und diesen schönen Augen<br />
verdanken wir die Freiheit.<br />
ALLE<br />
Freuen wir uns des Friedens, etc.<br />
4. SZENE<br />
Elektra und die Vorigen<br />
Rezitativ<br />
ELEKTRA<br />
von Eifersucht erregt<br />
Prinz, Herr, ganz Griechenland beleidigst du;<br />
du beschützt den Feind.<br />
51
IDAMANTE<br />
Veder basti alla Grecia<br />
vinto il nemico. Opra di me più degna<br />
a mirar s’apparecchi, oh principessa:<br />
vegga il vinto felice.<br />
Vede venire Arbace<br />
Arbace viene.<br />
SCENA V<br />
Arbace, e detti. Arbace è mesto.<br />
IDAMANTE timoroso<br />
Ma quel pianto che annunzia?<br />
ARBACE<br />
Mio signore,<br />
de’ mali il più terribil …<br />
IDAMANTE ansioso<br />
Più non vive<br />
il genitor?<br />
ARBACE<br />
Non vive … barbaro fato! …<br />
Corrasi al lido … ahimè! son disperato!<br />
Parte<br />
ILIA<br />
Dell’ Asia i danni ancora<br />
troppo risento, e pur d’un grand’eroe<br />
al nome, al caso, il cor parmi commosso,<br />
e negargli i sospir ah no non posso.<br />
Parte sospirando<br />
52
IDAMANTE<br />
Griechenland mag zufrieden sein,<br />
den Feind besiegt zu sehen; jetzt mache man sich<br />
auf Werke gefasst, die meiner würdiger sind, o Prinzessin:<br />
den Besiegten glücklich zu sehen!<br />
Er sieht Arbace kommen.<br />
Da kommt Arbace.<br />
5. SZENE<br />
Arbace und die Vorigen. Arbace ist traurig.<br />
IDAMANTE ängstlich<br />
Doch was künden diese Tränen?<br />
ARBACE<br />
Mein Gebieter,<br />
das schrecklichste Unglück …<br />
IDAMANTE ängstlich<br />
Lebt etwa mein Vater<br />
nicht mehr?<br />
ARBACE<br />
Er ist tot. Grausames Schicksal! …<br />
Ich eile zum Strand … ach, ich verzweifle!<br />
Geht ab.<br />
ILIA<br />
Noch fühle ich zu stark Asiens Verwüstung,<br />
und doch scheint des großen Helden Namen<br />
und Schicksal mein Herz zu bewegen,<br />
und, ach, ich kann ihm mein Mitleid nicht versagen.<br />
Geht traurig ab.<br />
53
SCENA VI<br />
Elettra sola<br />
ELETTRA<br />
Estinto è Idomeneo? … Tutto a’ miei danni,<br />
tutto congiura il ciel. Può a suo talento<br />
Idamante disporre<br />
d’un impero, e del cor, e a me non resta<br />
ombra di speme? A mio dispetto, ahi lassa!<br />
vedrò, vedrà la Grecia a suo gran scorno,<br />
una schiava Troiana di quel soglio,<br />
e del talamo a parte … in vano Elettra<br />
ami l’ingrato … e soffre<br />
Una Figlia d’un re, ch’ha re vassalli,<br />
che una vil schiava aspiri al grande acquisto? …<br />
Oh sdegno! oh smanie! oh duol! …<br />
più non resisto.<br />
No. 4 – Aria<br />
ELETTRA<br />
Tutte nel cor vi sento<br />
Furie del crudo averno<br />
Lunge a si gran tormento<br />
Amor, mercé, pietà.<br />
Chi mi rubò quel core,<br />
Quel, che tradito ha il mio,<br />
Provin dal mio furore<br />
Vendetta, e crudeltà.<br />
Parte<br />
54
6. SZENE<br />
Elektra allein<br />
ELEKTRA<br />
Idomeneo ist tot? … Alles wendet sich gegen mich, der ganze<br />
Himmel hat sich verschworen! Idamante kann jetzt nach<br />
seinem Belieben über ein Reich<br />
und über sein Herz bestimmen, und mir bleibt nicht der<br />
Schatten einer Hoffnung? Zu meiner Schmach, wehe mir!<br />
werde ich sehen, wird Griechenland zu seiner großen Schande<br />
sehen, wie eine trojanische Sklavin mit ihm Thron und Brautbett<br />
teilt … vergeblich, Elektra,<br />
liebst du den Undankbaren … soll es<br />
eines Königs Tochter dulden, die königliche Vasallen hat,<br />
dass eine niedrige Sklavin nach dem hohen Ziel greift?<br />
O Wut, oh Raserei, oh Schmerz! …<br />
Ich ertrage es nicht mehr!<br />
Nr. 4 – Arie<br />
ELEKTRA<br />
Euch alle fühle ich im Herzen,<br />
Furien des wilden Hades.<br />
Weit weg von mir sollen in solch großer Marter<br />
Liebe, Gnade, Erbarmen sein!<br />
Die mir dieses Herz raubte,<br />
welches das meine verriet,<br />
sie wird durch meine Wut<br />
Rache und Grauen erleben.<br />
Geht ab.<br />
55
SCENA VII<br />
Spiagge del mare ancora agitato attorniate da dirupi.<br />
Rottami di navi sul lido.<br />
No. 5 – Coro<br />
CORO VICINO<br />
Pietà! Numi, pietà!<br />
Aiuto oh giusti Numi!<br />
A noi volgete i lumi …<br />
CORO LONTANO<br />
Pietà! Numi, pietà!<br />
Il ciel, il mare, il vento<br />
Ci opprimon di spavento …<br />
CORO VICINO<br />
Pietà Numi, pietà.<br />
In braccio a cruda morte<br />
Ci spinge l’empia sorte …<br />
SCENA VIII<br />
Pantomima<br />
Nettuno comparisce sul mare. Fa cenno a’ venti di ritirarsi alle loro<br />
spelonche. Il mare poco a poco si calma. Idomeneo, vedendo il Dio del<br />
mare, implora la sua potenza. Nettuno riguardandolo con occhio torvo, e<br />
minaccevole si tuffa nell’onde e sparisce.<br />
56
7. SZENE<br />
Strand am noch bewegten Meer, von steilen Felsen umgeben.<br />
Am Ufer die Trümmer eines Schiffs.<br />
Nr. 5 – Chor<br />
CHOR IN DER NÄHE<br />
Erbarmen! Götter, Erbarmen!<br />
Helft, gerechte Götter!<br />
Wendet uns eure Blicke zu …<br />
CHOR IN DER FERNE<br />
Erbarmen! Götter, Erbarmen!<br />
Himmel, Meer und Sturm<br />
bedrängen uns mit Entsetzen …<br />
CHOR IN DER NÄHE<br />
Erbarmen! Götter, Erbarmen!<br />
Dem grausamen Tod in die Arme<br />
stößt uns das verruchte Geschick …<br />
8. SZENE<br />
Pantomime<br />
Neptun erscheint auf dem Meer. Er gibt den Winden ein Zeichen, sich<br />
in ihre Höhlen zurückzuziehen. Das Meer beruhigt sich allmählich.<br />
Idomeneo erblickt den Meeresgott und ruft seine Macht an. Neptun<br />
richtet einen finsteren und bedrohenden Blick auf ihn und taucht in die<br />
Wellen und verschwindet.<br />
57
Recitativo<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Eccoci salvi alfin.<br />
SCENA IX<br />
Idomeneo solo s’inoltra sul lido, contemplando.<br />
Tranquillo è il mar, aura soave spira<br />
di dolce calma, e le cerulee sponde<br />
il biondo Dio indora, ovunque io miro,<br />
tutto di pace in seri riposa, e gode.<br />
Io sol, io sol su queste aride spiagge<br />
d’affanno, e da disagio estenuato<br />
quella calma, oh Nettuno, in me non provo,<br />
che al tuo regno impetrai.<br />
Oh voto insano, atroce!<br />
Giuramento crudel! ah qual de’ Numi<br />
mi serba ancora in vita,<br />
oh qual di voi mi porge almen aita?<br />
No. 6 – Aria<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Vedrommi intorno<br />
L’ombra dolente,<br />
Che notte, e giorno:<br />
Sono innocente<br />
M’accennerà.<br />
58
Rezitativ<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Endlich sind wir gerettet.<br />
9. SZENE<br />
Idomeneo begibt sich allein, in Nachdenken versunken, an den Strand.<br />
Still ist das Meer, ein sanfter Wind atmet<br />
süße Ruhe, und die blauen Ufer vergoldet der blonde Gott:<br />
wohin ich blicke,<br />
ruht alles in Frieden und genießt.<br />
Nur ich, nur ich, an dieser kargen Küste<br />
von Leid und Entbehrung erschöpft,<br />
ich verspüre diese Ruhe nicht in mir, o Neptun,<br />
die ich von deiner Macht erflehte.<br />
Oh unbedachtes, grässliches Gelübde!<br />
Grausamer Schwur! Ach, wer von euch Göttern<br />
steht mir im Leben bei,<br />
oh wer von euch bringt mir wenigstens Hilfe?<br />
Nr. 6 – Arie<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Um mich herum werde ich<br />
den schmerzerfüllten Schatten sehen,<br />
mich Tag und Nacht<br />
anklagend:<br />
„Ich bin unschuldig“.<br />
59
Nel sen trafitto,<br />
Nel corpo esangue<br />
Il mio delitto,<br />
Lo sparso sangue<br />
M’additerà.<br />
Qual spavento,<br />
Qual dolore!<br />
Di tormento<br />
Questo core<br />
Quante volte morirà!<br />
Vede un uomo che s’avvincina.<br />
Recitativo<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Cieli! che veggo? Ecco, la sventurata<br />
vittima, ahimè! s’appressa … e queste mani<br />
le ministre saran? … mani esecrande!<br />
barbari, ingiusti Numi! are nefande!<br />
SCENA X<br />
Idamante, Idomeneo in disparte<br />
IDAMANTE<br />
Spiagge romite, e voi scoscese rupi<br />
testimoni al mio duol siate, e cortesi<br />
di questo vostro albergo<br />
a un agitato cor … quanto spiegate<br />
di mia sorte il rigor solinghi orrori! …<br />
Vedo fra quellli avanzi<br />
di fracassate navi su quel lido<br />
sconosciuto guerrier … voglio ascoltarlo.<br />
60
Die durchbohrte Brust,<br />
der ausgeblutete Körper<br />
wird mich an mein Verbrechen,<br />
an das vergossene Blut<br />
gemahnen.<br />
Welch Entsetzen,<br />
welch ein Schmerz!<br />
Wie oft wird<br />
vor Qual<br />
dieses Herz sterben!<br />
Er sieht einen Mann näher kommen.<br />
Rezitativ<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Himmel! Was sehe ich! Da, das unselige<br />
Opfer, weh mir, nähert sich … und diese Hände<br />
werden die Vollstrecker sein? … verwünschte Hände!<br />
rohe, ungerechte Götter! ruchlose Altäre!<br />
10. SZENE<br />
Idamante, Idomeneo abseits für sich<br />
IDAMANTE<br />
Ihr einsamen Ufer und ihr, zerklüftete Felsen,<br />
seid Zeugen meines Schmerzes und<br />
vergönnt eine ruhige Zuflucht<br />
einem aufgewühlten Herzen … wie gleicht ihr der Härte<br />
meines Loses, einsame Schreckensbilder! …<br />
Dort sehe ich zwischen den Resten<br />
zertrümmerter Schiffe am Ufer<br />
einen unbekannten Krieger … Ich will ihn anhören.<br />
61
<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />
Qual voce, qual pietà il mio sen trafigge!<br />
ad Idamante<br />
O tu chi sei! Che cerchi?<br />
Qual ti guida or qui stella crudel?<br />
IDAMANTE<br />
Dell’amor mio,<br />
cielo! il più caro oggetto,<br />
in quelli abissi spinto<br />
giace l’eroe Idomeneo estinto.<br />
Ma tu sospiri, e piangi?<br />
t’è noto Idomeneo.<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Uom più di questo<br />
deplorabil non v’è.<br />
Ma d’onde nasce<br />
questa, che per lui nutri<br />
tenerezza d’amor?<br />
IDAMANTE con enfasi<br />
Ah, ch’egli è il padre …<br />
<strong>IDOMENEO</strong> interrompendolo impaziente<br />
Oh Dio!<br />
Parla: di chi è egli padre?<br />
IDAMANTE con voce fiacca<br />
È il padre mio.<br />
<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />
Spietatissimi Dei!<br />
62
<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />
Diese Stimme! Welch Mitleid zerreißt mir die Brust!<br />
zu Idamante<br />
Wer bist du? Was suchst du?<br />
Welcher grausame Stern führt dich hierher?<br />
IDAMANTE<br />
Der teuerste Gegenstand<br />
meiner Liebe, o Himmel …<br />
in diese Abgründe geworfen<br />
liegt der tote Held Idomeneo.<br />
Doch du seufzt und weinst?<br />
Ist dir Idomeneo bekannt?<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Es gibt keinen beklagenswerteren<br />
Menschen als ihn.<br />
Doch woher kommt<br />
diese zärtliche Liebe,<br />
die du für ihn hegst?<br />
IDAMANTE mit Nachdruck<br />
Ach, er ist der Vater …<br />
<strong>IDOMENEO</strong> ihn ungeduldig unterbrechend<br />
Oh Gott!<br />
Sprich: Wessen Vater ist er?<br />
IDAMANTE mit matter Stimme<br />
Er ist mein Vater.<br />
<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />
Ihr unbarmherzigen Götter!<br />
63
IDAMANTE<br />
Meco compiangi<br />
dei padre mio il destin?<br />
<strong>IDOMENEO</strong> dolente<br />
Ah figlio! …<br />
IDAMANTE tutto giulivo<br />
Ah padre! … ah Numi!<br />
dove son io? … oh qual trasporto! … Soffri,<br />
genitor adorato, che al tuo seno …<br />
Vuole abbracciarlo<br />
e che un amplesso …<br />
Il padre si ritira turbato<br />
ahimè! perché ti sdegni?<br />
disperato mi fuggi? … ah dove, ah dove?<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Non mi seguir, te ’l vieto:<br />
meglio per te saria il non avermi<br />
veduto or qui; paventa il rivedermi!<br />
Parte in fretta<br />
IDAMANTE<br />
Ah qual gelido orror m’ingombra i sensi! …<br />
lo vedo appena, il riconosco, e a miei<br />
teneri’ accenti in un balen s’invola.<br />
Misero! in che l’offesi, e come mai<br />
quel sdegno io meritai, quelle minaccie? …<br />
vuo’ seguirlo e veder, oh sorte dura!<br />
qual mi sovrasti ancor più rea sventura.<br />
64
IDAMANTE<br />
Beklagst du mit mir<br />
das Schicksal meines Vaters?<br />
<strong>IDOMENEO</strong> schmerzbewegt<br />
Ach, mein Sohn! …<br />
IDAMANTE glücklich<br />
Vater! … Ihr Götter!<br />
wo bin ich? … oh welch Entzücken! … Lass mich,<br />
geliebter Vater, an deiner Brust …<br />
will ihn umarmen<br />
und in deinen Armen …<br />
Der Vater weicht verwirrt zurück.<br />
Weh mir! Warum zürnst du?<br />
Fliehst mich verzweifelt? … ach, wohin, ach wohin?<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Folge mir nicht, ich verbiete es dir.<br />
Für dich wäre es besser gewesen, du hättest mich hier nicht<br />
getroffen. Hüte dich, mich wiederzusehen!<br />
Geht eilig ab.<br />
IDAMANTE<br />
Ach, welch kaltes Entsetzen lähmt mir die Sinne! …<br />
Kaum sehe ich ihn, erkenne ich ihn,<br />
entflieht er im Nu meinen zärtlichen Worten.<br />
Ich Unglücklicher! Womit habe ich ihn beleidigt,<br />
wie verdiente ich diesen Zorn, diese Drohungen? …<br />
Ich will ihm folgen und sehen, o hartes Los,<br />
welches noch größere Unheil mir noch bevorsteht.<br />
65
No. 7 – Aria<br />
IDAMANTE<br />
Il padre adorato<br />
Ritrovo, e lo perdo.<br />
Mi fugge sdegnato<br />
Fremendo d’orror.<br />
Morire credei<br />
Di gioia, e d’amore;<br />
Or, barbari Dei!<br />
M’uccide il dolor.<br />
Parte addolorato<br />
Fine dell’Atto Primo<br />
INTERMEZZO<br />
Il mare è tutto tranquillo. Sbarcano le truppe Cretesi arrivate con<br />
Idomeneo. I guerrieri cantano il seguente Coro in onore di Nettuno. Le<br />
donne Cretesi accorrono ad abbracciare i loro felicemente arrivati e<br />
sfogano la vicendevole gioia con un ballo generale, che termina col Coro.<br />
Marcia guerriera durante lo sbarco.<br />
66
Nr. 7 – Arie<br />
IDAMANTE<br />
Den geliebten Vater<br />
finde ich und verliere ich.<br />
Er flieht mich im Zorn,<br />
bebend vor Entsetzen.<br />
Ich glaubte zu sterben<br />
vor Freude und Liebe;<br />
jetzt, ihr unmenschlichen Götter,<br />
tötet mich der Schmerz.<br />
Er geht schmerzbewegt ab.<br />
Ende des Ersten Akts<br />
INTERMEZZO<br />
Das Meer ist ganz ruhig. Die Truppen der Kreter, die mit Idomeneo<br />
gekommen sind, gehen an Land. Die Krieger singen den folgenden Chor zu<br />
Neptuns Ehren. Die kretischen Frauen eilen herbei und umarmen ihre<br />
glücklich Heimgekehrten und bekunden ihre Wiedersehensfreude mit<br />
einem allgemeinen Tanz, der mit einem Chor endet. Kriegerischer Marsch<br />
während der Landung.<br />
67
No. 8 – Marcia<br />
No. 9 – Coro<br />
Coro de’ guerrieri sbarcarti<br />
TUTTI<br />
Nettuno s’onori,<br />
Quel nome risuoni,<br />
Quel Nume s’adori,<br />
Sovrano del mar;<br />
Con danze e con suoni<br />
Convien festeggiar.<br />
SOLO<br />
Dal lunge ei mira<br />
Di Giove l’ira,<br />
E in un baleno<br />
Va all’Eghe in seno,<br />
Da regal sede<br />
Tosto provvede,<br />
Fa i generosi<br />
Destrier squammosi,<br />
Ratto accoppiar.<br />
SOLO<br />
Dall’onde fuore<br />
Suonan sonore<br />
Tritoni araldi<br />
Robusti e baldi<br />
Buccine intorno.<br />
Gia riede il giorno,<br />
Che il gran tridente<br />
Il mar furente<br />
Seppe domar.<br />
68
Nr. 8 – Marsch<br />
Nr. 9 – Chor<br />
Chor der Krieger, die an Land gehen.<br />
ALLE<br />
Neptun sei Ehre,<br />
sein Name erschalle,<br />
dieser Gott sei verehrt,<br />
der Herrscher des Meeres<br />
soll mit Tänzen und Gesängen<br />
gefeiert werden.<br />
SOLO<br />
Von weitem erkennt er<br />
den Zorn Jupiters,<br />
und in Blitzesschnelle<br />
fährt er in der Ägäis Schoß hinab,<br />
vom königlichen Thron aus<br />
bereitet er eilig alles,<br />
lässt die feurigen<br />
geschuppten Rosse<br />
schleunigst anschirren.<br />
SOLO<br />
Aus den Wellen hervor<br />
lassen starke und kühne<br />
Herolds–Tritonen<br />
ringsum klangvolle Trompeten<br />
erschallen.<br />
Schon lacht der Tag,<br />
weil der große Dreizack<br />
das wütende Meer<br />
zu zähmen verstand.<br />
69
TUTTI<br />
Nettuno s’onori, ecc.<br />
SOLO<br />
Su conca d’oro<br />
Regio decoro<br />
Spira Nettuno.<br />
Scherza Portuno<br />
Ancor bambino<br />
Col suo delfino,<br />
Con Anfitrite;<br />
Or noi di Dite<br />
Fe’ trionfar.<br />
Nereide amabili,<br />
Ninfe adorabili,<br />
Che alla gran Dea,<br />
Con Galatea<br />
Corteggio fate,<br />
Deh ringraziate<br />
Per noi quei Numi,<br />
Che i nostri lumi<br />
Fero asciugar.<br />
TUTTI<br />
Nettuno s’onori, ecc.<br />
…<br />
Or suonin le trombe,<br />
Solenne ecatombe<br />
Andiam preparar.<br />
Fin dell’Intermezzo<br />
70
ALLE<br />
Neptun sei Ehre, etc.<br />
SOLO<br />
Auf der goldenem Muschel,<br />
der königlichen Zier,<br />
bläst Neptun;<br />
Palaemon spielt,<br />
noch ein Kind,<br />
mit seinem Delphin<br />
zusammen mit Amphitrite;<br />
heute ließ er uns über den Hades<br />
triumphieren.<br />
Liebliche Nereiden,<br />
bezaubernde Nymphen,<br />
die ihr, der großen Göttin<br />
gemeinsam mit Galatea,<br />
das Gefolge bereitet,<br />
ach, dankt doch<br />
in unserem Namen den Göttern,<br />
die unsere Tränen<br />
versiegen ließen.<br />
ALLE<br />
Neptun sei Ehre, etc.<br />
…<br />
Lasst die Trompeten erschallen,<br />
feierliche Opfer<br />
wollen wir jetzt darbringen.<br />
Ende des Intermezzos.<br />
71
ATTO SECONDO<br />
Appartamenti reali<br />
SCENA PRIMA<br />
Arbace, Idomeneo<br />
No. 10a – Recitativo ed Aria<br />
ARBACE<br />
Tutto m’è noto.<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Gonfio di tante imprese<br />
al varco al fin m’attese il fier Nettuno …<br />
ARBACE<br />
E so che a’ danni tuoi,<br />
il suo regno sconvolse …<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Sì, che m’estorse in voto<br />
umana vittima.<br />
ARBACE<br />
Di chi?<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Del primo,<br />
Che sulla spiaggia incauto<br />
a me s’appressi.<br />
72
ZWEITER AKT<br />
Königliche Gemächer<br />
ERSTE SZENE<br />
Arbace, Idomeneo<br />
Nr. 10a – Rezitativ und Arie<br />
ARBACE<br />
Ich weiß alles.<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Stolzgeschwellt von so vielen Siegen war ich, da erwartete<br />
mich auf der Überfahrt schließlich der wilde Neptun …<br />
ARBACE<br />
Und ich weiß auch, dass er gegen dich<br />
sein Element aufpeitschte …<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Ja, dass er mir das Gelübde abrang,<br />
ihm einen Menschen zu opfern.<br />
ARBACE<br />
Und wen?<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Den ersten,<br />
der mir am Ufer ahnungslos<br />
entgegenkäme.<br />
73
ARBACE<br />
Or dimmi:<br />
che primo tu incontrasti?<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Inorridisci:<br />
Il mio figlio …<br />
ARBACE perdendosi d’animo<br />
Idamante … io vengo meno …<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Dammi Arbace il consiglio,<br />
salvami per pietà, salvami il figlio.<br />
ARBACE pensa, poi risolve<br />
Trovisi in altro clima altro soggiorno.<br />
Purché al popol si celi.<br />
Per altra via intanto<br />
Nettun si placherà, qualche altro Nume<br />
di lui cura n’avrà.<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Ben dici, è vero …<br />
Resta un poco pensoso e poi decide<br />
In Argo ei vada, e sul paterno soglio<br />
rimetta Elettra …<br />
or vanne a lei, e al figlio,<br />
fa che sian pronti; il tutto<br />
sollecito disponi.<br />
Custodisci l’arcano; a te mi fido,<br />
a te dovranno, oh caro, oh fido Arbace,<br />
la vita il figlio e il genitor la pace.<br />
74
ARBACE<br />
Nun sage mir:<br />
Wem bist du zuerst begegnet?<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Erschaudre:<br />
meinem Sohn …<br />
ARBACE verliert die Haltung<br />
Idamante! … Mir schwinden die Sinne! …<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Arbace, gib mir einen Rat,<br />
rette mir um Himmels willen, rette meinen Sohn.<br />
ARBACE denkt nach, dann entschlossen<br />
Er müsste Zuflucht in einem anderen Lande finden.<br />
Wenn er nur dem Volk verborgen bleibt.<br />
Neptun wird schon auf andere Weise<br />
zu beschwichtigen sein, irgendein anderer Gott<br />
wird für ihn Sorge tragen.<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Ein guter Rat, wahrhaftig …<br />
Erst nachdenklich, dann entschlossen<br />
Er soll nach Argos gehen und Elektra<br />
auf den Thron ihres Vaters zurückführen …<br />
gehe jetzt zu ihr und zu meinem Sohn.<br />
Sorge, dass sie bereit sind;<br />
erledige alles in Eile.<br />
Hüte das Geheimnis. Dir vertraue ich,<br />
dir, mein teurer, treuer Arbace, werden mein Sohn<br />
sein Leben und der Vater seinen Frieden danken.<br />
75
SCENA II<br />
Idomeneo, Ilia<br />
Recitativo<br />
ILIA<br />
Se mai pomposo apparse<br />
sull’Argivo orizzonte il Dio di Delo,<br />
eccolo in questo giorno, oh sire, in cui<br />
l’augusta tua presenza, i tuoi diletti<br />
sudditi torna in vita, e lor pupille,<br />
che ti piansero estinto, or rasserena.<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Principessa gentil, il bel sereno<br />
anche alle tue pupille omai ritorni,<br />
il lungo duol dilegua.<br />
ILIA<br />
Io piansi, e vero<br />
e invano l’are tue<br />
o Glauca Dea bagnai:<br />
Ecuba genitrice, ah tu lo sai!<br />
Piansi in veder l’antico Priamo genitor dell’armi sotto al grave<br />
incarco, al suo partir, al tristo<br />
avviso di sua morte, e piansi poi<br />
al vedere nel tempio il ferro, il fuoco,<br />
la patria distrutta e me rapita<br />
in questa acerba età,<br />
fra nemici, e tempeste, prigionera<br />
sotto un polo stranier …<br />
76
2. SZENE<br />
Idomeneo, Ilia<br />
Rezitativ<br />
ILIA<br />
Wenn jemals der Gott von Delos<br />
am griechischen Horizont in aller Pracht erschien,<br />
so an diesem Tage, o Herr, an dem<br />
deine erhabene Gegenwart deine geliebten<br />
Untertanen ins Leben zurückruft und ihre Augen,<br />
die deinen Tod beweinten, wieder aufheitert.<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Edle Prinzessin, die schöne Freude<br />
kehre nun auch in deine Augen zurück.<br />
Der lange Schmerz sei beendet.<br />
ILIA<br />
Ich weinte, es ist wahr<br />
und vergeblich, überschwemmte ich,<br />
oh Minerva, deinen Altar;<br />
Hekuba, oh Mutter, du weißt es!<br />
Ich weinte, als ich meinen alten Vater Priamos gebeugt unter<br />
der Last der Waffen sah bei seinem Abschied,<br />
dann bei der traurigen Nachricht von seinem Tod, und ich<br />
weinte dann beim Anblick der Waffen und des Feuers im<br />
Tempel, und als das Vaterland zerstört war und ich geraubt, in<br />
so zartem Alter,<br />
unter Feinden und in Stürmen, eine Gefangene<br />
unter einem fremden Himmel …<br />
77
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Assai soffristi …<br />
ma ogni trista memoria or si sbandisca<br />
Di me, de’ miei tesori<br />
Ilia, disponi, e mia cura sarà<br />
dartene chiare prove<br />
Dell’amicizia mia.<br />
ILIA<br />
Son certa, e un dubbio in me colpa sarìa.<br />
No. 11 – Aria<br />
ILIA<br />
Se il padre perdei,<br />
La patria, il riposo,<br />
a Idomeneo<br />
Tu padre mi sei,<br />
Soggiorno amoroso<br />
È Creta per me.<br />
Or più non rammento<br />
Le angoscie, gli affanni,<br />
Or gioia, e contento,<br />
Compenso a miei danni<br />
Il cielo mi diè.<br />
Parte<br />
SCENA III<br />
Idomeneo solo<br />
78
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Du littest allzu viel …<br />
doch jetzt vergiss jede traurige Erinnerung.<br />
Verfüge über mich, über meine Reichtümer,<br />
Ilia, und ich will mich bemühen,<br />
dir deutliche Beweise<br />
meiner Freundschaft zu geben.<br />
ILIA<br />
Dessen bin ich gewiss und wollte ich daran zweifeln,<br />
würde ich schuldig.<br />
Nr. 11 – Arie<br />
ILIA<br />
Da ich den Vater verlor,<br />
die Heimat und den Frieden,<br />
zu Idomeneo<br />
so bist du mir jetzt Vater,<br />
und liebevolle Bleibe<br />
ist mir Kreta.<br />
Jetzt denke ich nicht mehr<br />
an die Ängste und Qualen,<br />
jetzt gab mir der Himmel<br />
zum Ausgleich für meine Leiden<br />
Freude und Zufriedenheit.<br />
Geht ab.<br />
3. SZENE<br />
Idomeneo allein<br />
79
Recitativo<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Qual mi conturba i sensi<br />
equivoca favella? … ne’ suoi casi<br />
qual mostra a un tratto intempestiva gioia<br />
la Frigia principessa? … Quei, ch’esprime<br />
teneri sentimenti per il prence,<br />
sarebber forse … ahimè! …<br />
sentimenti d’amor, gioia di speme? …<br />
Non m’inganno, reciproco è l’amore.<br />
Troppo, Idamante, a scior quelle ritorte<br />
sollecito tu fosti … Ecco il delitto,<br />
che in te punisce il ciel … Sì, sì, a Nettuno<br />
il figlio, il padre, ed Ilia,<br />
tre vittime saran su l’ara istessa<br />
da egual dolor afflitte,<br />
una dal ferro, e due dal duol trafitte.<br />
No. 12a – Aria<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Fuor del mar ho un mare in seno,<br />
Che del primo è più funesto.<br />
E Nettuno ancora in questo<br />
Mai non cessa minacciar.<br />
Fiero Nume! dimmi almeno:<br />
Se al naufragio è sì vicino<br />
Il mio cor, qual rio destino<br />
Or gli vieta il naufragar?<br />
Parte<br />
80
Rezitativ<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Wie verwirrt mir die zweideutige Rede<br />
die Sinne! … Welch stürmische<br />
Freude zeigt plötzlich trotz ihrer Lage<br />
die phrygische Prinzessin! … Diese zärtlichen<br />
Gefühle für den Prinzen, die sie zu erkennen gibt,<br />
sollten vielleicht – weh mir –<br />
Liebesgefühle, Hoffnungsfreude sein? …<br />
Ich täusche mich nicht, es ist gegenseitige Liebe!<br />
Allzu eilig, Idamante, hast du jene Ketten gesprengt …<br />
das also ist das Vergehen,<br />
das der Himmel an dir straft … Ja, ja, für Neptun<br />
werden der Sohn, der Vater und Ilia, alle drei zum Opfer auf<br />
demselben Altar: von gleichem Schmerz gepeinigt,<br />
der eine vom Schwert,<br />
die beiden anderen vom Kummer durchbohrt.<br />
Nr. 12a – Arie<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Dem Meer entronnen, habe ich ein Meer in der Brust,<br />
noch mörderischer als das erste.<br />
Und Neptun wird auch in diesem<br />
nie zu drohen aufhören.<br />
Grausamer Gott! Sage mir wenigstens:<br />
Wenn mein Herz so nahe<br />
am Schiffbruch ist, welches schreckliches Schicksal<br />
lässt es noch nicht zerbrechen?<br />
Geht ab.<br />
81
SCENA IV<br />
Elettra sola<br />
Recitativo<br />
ELETTRA<br />
Chi mai del mio provò piacer più dolce?<br />
Parto, e l’unico oggetto,<br />
che amo, ed adoro, oh Dei!<br />
meco se’n vien? Ah troppo<br />
troppo angusto è il mio cor a tanta gioia!<br />
Lunge dalla rivale<br />
farò ben io con vezzi, e con lusinghe,<br />
che quel foco, che pria<br />
spegnere non potei,<br />
a quei lumi s’estingua, e avvampi ai miei.<br />
No. 13 – Aria<br />
ELETTRA<br />
Idol mio, se ritroso<br />
Altra amante a me ti rende,<br />
Non m’offende rigoroso,<br />
Più m’alletta austero amor.<br />
Scaccierà vicino ardore<br />
Dal tuo sen l’ardor lontano;<br />
Più la mano può d’amore,<br />
S’è vicin l’amante cor.<br />
S’ode da lontano armoniosa marcia.<br />
82
4. SZENE<br />
Elektra allein<br />
Rezitativ<br />
ELEKTRA<br />
Wer fühlte je süßere Wonne als ich?<br />
Ich gehe, und das einzige Wesen,<br />
das ich liebe und anbete, ihr Götter,<br />
geht mit mir! Viel, viel zu eng<br />
ist mir das Herz für solche Freude!<br />
Fern von der Rivalin,<br />
werde ich mit Liebkosen und Schmeicheln leicht<br />
bewirken, dass jenes Feuer, das ich vorher<br />
nicht löschen konnte, für jene Augen erkalte<br />
und an den meinen sich entzünde.<br />
Nr. 13 – Arie<br />
ELEKTRA<br />
Mein Geliebter, wenn widerstrebend<br />
eine andere Geliebte dich mir zurückgibt,<br />
so verletzt mich die Strenge der Liebe nicht,<br />
vielmehr reizt sie mich!<br />
Das Feuer, das dir nahe ist,<br />
wird aus deinem Herzen das ferne Feuer vertreiben;<br />
mehr vermag die Hand Amors,<br />
wenn das liebende Herz nahe ist.<br />
Man hört von ferne einen wohlklingenden Marsch.<br />
83
No. 14 – Marcia<br />
ELETTRA<br />
Odo da lunge armonioso suono,<br />
che mi chiama all’imbarco, orsù si vada.<br />
Parte in fretta<br />
SCENA V<br />
Porto di Sidone con bastimenti lungo le spiagge<br />
Elettra, truppa d’Argivi, di Cretesi, e di marinari.<br />
Recitativo<br />
ELETTRA<br />
Sidonie sponde! o voi<br />
per me di pianto, e duol, d’amor nemico<br />
crudo ricetto, or ch’astro più clemente<br />
a voi mi toglie, io vi perdono, e in pace<br />
al lieto partir mio<br />
al fin vi lascio, e dò l’estremo addio!<br />
No. 15 – Coro<br />
CORO<br />
Placido è il mar, andiamo,<br />
Tutto ci rassicura.<br />
Felice avrem ventura,<br />
Su su, partiamo or or.<br />
84
Nr. 14 – Marsch<br />
ELEKTRA<br />
Ich höre von weitem den wohlklingenden Ton,<br />
der mich an Bord des Schiffes ruft – wohlan, ich komme!<br />
Sie geht schnell ab.<br />
5. SZENE<br />
Der Hafen von Sidon mit Befestigungen längs der Ufer.<br />
Elektra, Krieger aus Argos und Kreter und Seeleute.<br />
Rezitativ<br />
ELEKTRA<br />
Gestade Sidons! Ihr meiner Tränen,<br />
meines Schmerzes, meiner unglücklichen Liebe<br />
harte Stätte! Jetzt, da ein glücklicherer Stern<br />
mich euch entführt, verzeihe ich euch und sage euch<br />
in Frieden, da ich glücklich abreise,<br />
das letzte Lebewohl!<br />
Nr. 15 – Chor<br />
CHOR<br />
Das Meer ist friedlich, fahren wir;<br />
alles sieht beruhigend aus.<br />
Wir werden Glück haben,<br />
auf, auf, lasst uns jetzt scheiden.<br />
85
ELETTRA<br />
Soavi zeffiri soli spirate,<br />
Del freddo borea l’ira calmate.<br />
D’aura piacevole cortesi siate,<br />
Se da voi spargesi per tutto amor.<br />
CORO<br />
Placido è il mar, andiamo, ecc.<br />
SCENA VI<br />
Idomeneo, Idamante, Elettra. Seguito del re<br />
Recitativo<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Vattene, prence.<br />
IDAMANTE<br />
Oh ciel!<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Troppo t’arresti.<br />
Parti, e non dubbia fama<br />
di mille eroiche imprese il tuo ritorno<br />
prevenga. Di regnare<br />
se l’arte apprender vuoi, ora incomincia<br />
a renderti de’ miseri il sostegno,<br />
del padre, e di te stesso ognor più degno.<br />
86
ELEKTRA<br />
Sanfte Zephire, haucht alleine,<br />
besänftigt des eisigen Nordwinds Zorn.<br />
Wenn ihr uns mit angenehmer Luft gefällig seid,<br />
breitet sich über alles die Liebe aus.<br />
CHOR<br />
Das Meer ist friedlich, fahren wir, etc.<br />
6. SZENE<br />
Idomeneo, Idamante, Elektra, Gefolge des Königs<br />
Rezitativ<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Geh jetzt, Prinz.<br />
IDAMANTE<br />
Oh Himmel!<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Du zögerst zu lange.<br />
Fahre jetzt, und ehe du zurückkommst,<br />
soll ein unfehlbarer Ruf tausend Heldentaten<br />
von dir verkünden. Wenn du die Kunst<br />
des Herrschens lernen willst, dann fange jetzt an,<br />
den Bedürftigen eine Stütze zu sein,<br />
deines Vaters und deiner selbst immer würdiger.<br />
87
No. 16 – Terzetto<br />
IDAMANTE<br />
Pria di partir, oh Dio!<br />
Soffri, che un bacio imprima<br />
Sulla paterna man.<br />
ELETTRA<br />
Soffri, che un grato addio<br />
Sul labbro il cor esprima:<br />
Addio degno sovran!<br />
<strong>IDOMENEO</strong> a Elettra<br />
Vànne, sarai felice<br />
a Idamante<br />
Figlio! tua sorte è questa.<br />
Seconda i voti, o ciel!<br />
ELETTRA<br />
Quanto sperar mi lice!<br />
IDAMANTE<br />
Vado!<br />
da sé<br />
E il mio cor qui resta.<br />
TUTTI<br />
Addio!<br />
<strong>IDOMENEO</strong>, IDAMANTE da sé<br />
Destin crudel!<br />
IDAMANTE da sé<br />
Oh Ilia!<br />
88
Nr. 16 – Terzett<br />
IDAMANTE<br />
Ehe ich scheide, o Gott!<br />
lass mich einen Kuss<br />
auf die Hand des Vaters drücken.<br />
ELEKTRA<br />
Erlaube, dass das Herz<br />
durch meine Lippen dankbar Lebewohl sagt:<br />
Lebe wohl, edler Herrscher!<br />
<strong>IDOMENEO</strong> zu Elektra<br />
Gehe, du wirst glücklich sein.<br />
zu Idamante<br />
Sohn! dies ist deine Bestimmung!<br />
Sei unseren Wünschen gewogen, oh Himmel!<br />
ELEKTRA<br />
Wie viel darf ich erhoffen!<br />
IDAMANTE<br />
Ich gehe!<br />
für sich<br />
Doch mein Herz bleibt hier.<br />
ALLE<br />
Lebe wohl!<br />
<strong>IDOMENEO</strong>, IDAMANTE für sich<br />
Grausames Schicksal!<br />
IDAMANTE für sich<br />
Oh Ilia!<br />
89
<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />
Oh figlio!<br />
IDAMANTE<br />
Oh padre! oh partenza!<br />
ELETTRA<br />
Oh Dei! che sarà?<br />
ELLETTRA, IDAMANTE, <strong>IDOMENEO</strong><br />
Deh cessi il scompiglio;<br />
Del ciel la clemenza<br />
Sua man porgerà.<br />
Vanno verso le navi.<br />
Mentre vanno ad imbarcarsi sorge improvvisa tempesta.<br />
No. 17 – Coro<br />
CORO<br />
Qual nuovo terrore!<br />
Qual rauco muggito!<br />
De’ Numi il furore<br />
Ha il mare infierito,<br />
Nettuno, mercé!<br />
Incalza la tempesta, il mare si gonfia, il cielo tuona e lampeggia, e i<br />
frequenti fulmini incendiano le navi. Un mostro formidabile<br />
s’appresenta fuori dell’onde.<br />
90
<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />
Mein Sohn!<br />
IDAMANTE<br />
Mein Vater! Oh Abschied!<br />
ELEKTRA<br />
Ihr Götter! Was wird noch alles geschehen?<br />
ALLE<br />
Ach, diese Verwirrung muss aufhören;<br />
der gütige Himmel<br />
reiche seine Hand.<br />
Während sie auf das Schiff gehen, erhebt sich plötzlich ein Sturm.<br />
Nr. 17 – Chor<br />
CHOR<br />
Welch neuer Schrecken!<br />
Welch raues Gebrüll!<br />
Die Wut der Götter<br />
hat das Meer aufgepeitscht.<br />
Neptun, Erbarmen!<br />
Das Unwetter wird heftiger, das Meer schwillt an, der Himmel<br />
donnert und blitzt und die vielen Blitze setzen die Schiffe in Brand.<br />
Ein furchtbares Ungeheuer entsteigt den Wellen.<br />
91
CORO<br />
Qual odio, qual ira<br />
Nettuno ci mostra!<br />
Se il cielo s’adira,<br />
Qual colpa è la nostra?<br />
Il reo qual è?<br />
Recitatívo<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Eccoti in me, barbaro Nume! il reo!<br />
lo solo errai, me sol punisci, e cada<br />
sopra di me il tuo sdegno. La mia morte<br />
ti sazi al fin; ma se altra aver pretendi<br />
vittima al fallo mio, una innocente<br />
darti io non posso, e se pur tu la vuoi …<br />
ingiusto sei, pretenderla non puoi.<br />
La tempesta continua. I Cretesi spaventati fuggono e nel seguente coro col<br />
canto e con pantomime esprimono il loro terrore, ciò che tutto forma<br />
un’azione analoga e chiude l’atto coi solito Divertimento.<br />
No. 18 – Coro<br />
CORO<br />
Corriamo, fuggiamo<br />
Quel mostro spietato.<br />
Ah preda già siamo!<br />
Chi, perfido fato!<br />
Più crudo è di te?<br />
partendo<br />
Corriamo, fuggiamo!<br />
92
CHOR<br />
Welchen Hass, welchen Zorn<br />
zeigt uns Neptun!<br />
Wenn der Himmel zürnt,<br />
was ist unser Vergehen?<br />
Wer ist der Schuldige?<br />
Rezitativ<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Sieh in mir, grausamer Gott, den Schuldigen!<br />
Ich allein fehlte, mich allein strafe, und mich allein<br />
treffe dein Zorn. Mein Tod möge<br />
dich endlich befriedigen; doch begehrst du ein anderes<br />
Opfer für mein Vergehen, so kann ich dir<br />
kein unschuldiges geben, und wenn du es dennoch verlangst, so<br />
bist du ungerecht, das darfst du nicht fordern!<br />
Das Unwetter dauert an. Die entsetzten Kreter fliehen und drücken im<br />
folgenden Chor mit Gesang und Pantomime ihren Schrecken aus, so dass<br />
alles eine gleichzeitige Handlung bildet und den Akt mit dem üblichen<br />
Divertimento beendet.<br />
Nr. 18 – Chor<br />
CHOR<br />
Laufen wir, fliehen wir<br />
vor diesem gnadenlosen Ungeheuer!<br />
Ach, schon sind wir seine Beute!<br />
Wer, heimtückisches Schicksal,<br />
ist grausamer als du?<br />
im Abgehen<br />
Laufen wir, fliehen wir …<br />
93
ATTO TERZO<br />
Giardino reale<br />
SCENA PRIMA<br />
Ilia sola<br />
Recitativo<br />
ILIA<br />
Solitudini amiche, aure amorose,<br />
piante fiorite, e fiori vaghi!<br />
Udite d’una infelice amante<br />
i lamenti, che a voi lassa confido.<br />
Quanto il tacer presso al mio vincitore,<br />
quanto il finger ti costa afflitto core!<br />
No. 19 – Aria<br />
ILIA<br />
Zeffiretti lusinghieri,<br />
Deh volate al mio tesoro:<br />
E gli dite, ch’io l’adoro<br />
Che mi serbi il cor fedel.<br />
E voi piante, e fior sinceri,<br />
Che ora innaffia il pianto amaro,<br />
Dite a lui, che amor più raro<br />
Mai vedeste sotto al ciel.<br />
94
DRITTER AKT<br />
Königlicher Garten<br />
ERSTE SZENE<br />
Ilia allein<br />
Rezitativ<br />
ILIA<br />
Freundliche Einsamkeit, zärtliche Lüfte,<br />
blühende Pflanzen und ihr, anmutige Blumen,<br />
hört die Klagen, die eine unglücklich Liebende<br />
euch schmachtend anvertraut.<br />
Was kostet es dich, vor meinem Überwinder zu schweigen,<br />
dich zu verstellen, mein gequältes Herz!<br />
Nr. 19 – Arie<br />
ILIA<br />
Schmeichelnde Zephire,<br />
fliegt hin zu meinem Liebsten<br />
und sagt ihm, dass ich ihn verehre<br />
und dass er mir ein treues Herz bewahren soll.<br />
Und ihr Pflanzen, ihr ehrlichen Blumen,<br />
die heute meine bittere Träne begießt,<br />
sagt ihm, dass ihr noch nie eine so besondere<br />
Liebe unter dem Himmel gesehen habt.<br />
95
Recitativo<br />
ILIA<br />
Ei stesso vien … oh Dei! … mi spiego, o taccio? …<br />
Resto? … parto? … o m’ascondo? …<br />
Ah risolver non posso, ah mi confondo!<br />
SCENA II<br />
Idamante, Ilia<br />
Recitativo<br />
IDAMANTE<br />
Principessa, a’ tuoi sguardi<br />
se offrir mi ardisco ancor, più non mi guida<br />
un temerario affetto; altro or non cerco,<br />
che appagarti e morir.<br />
ILIA<br />
Morir? tu, prence?<br />
IDAMANTE<br />
Un fiero mostro<br />
fa dapertutto orrida strage. Or questo<br />
a combatter si vada,<br />
e vincerlo si tenti,<br />
o finisca la morte i miei tormenti.<br />
ILIA<br />
Calma, o prence, un trasporto sì funesto;<br />
Rammenta, che tu sei d’un grand’impero<br />
l’unica speme.<br />
96
Rezitativ<br />
ILIA<br />
Da kommt er selbst … oh Götter! … erkläre ich mich oder<br />
schweige ich? …<br />
Soll ich bleiben … fortgehen … oder mich verbergen? … Ach, ich<br />
kann mich nicht entscheiden, ich bin verwirrt!<br />
2. SZENE<br />
Idamante, Ilia<br />
Rezitativ<br />
IDAMANTE<br />
Prinzessin, wenn ich es noch einmal wage,<br />
vor deine Augen zu treten, so verleitet mich<br />
diesmal keine vermessene Liebe; jetzt will ich nichts<br />
anderes als dich zufrieden stellen und sterben.<br />
ILIA<br />
Sterben? du, Prinz?<br />
IDAMANTE<br />
Ein schreckliches Ungeheuer<br />
richtet überall furchtbare Blutbäder an.<br />
Ich gehe nun, um es zu bekämpfen,<br />
und versuche, es zu besiegen,<br />
oder der Tod beende meine Leiden.<br />
ILIA<br />
Bezähme, oh Prinz, deinen unseligen Eifer.<br />
Bedenke, dass du die einzige Hoffnung<br />
eines großen Reiches bist.<br />
97
IDAMANTE<br />
Privo del tuo amore,<br />
privo, Ilia, di te, nulla mi cale.<br />
ILIA<br />
Misera me! … deh serba i giorni tuoi.<br />
IDAMANTE<br />
Il mio fato crudel seguir degg’io.<br />
ILIA<br />
Vivi … Ilia te ’l chiede.<br />
IDAMANTE<br />
Oh Dei! che ascolto?<br />
Principessa adorata! …<br />
ILIA<br />
Il cor turbato<br />
a te mal custodì<br />
la debolezza mia;<br />
pur troppo amore e tema<br />
indivisi ho nel sen.<br />
IDAMANTE<br />
Odo? o sol quel, che brama<br />
finge l’udito, o pure il grand’ardore<br />
m’agita i sensi, e il cor lusinga oppresso<br />
un dolce sogno?<br />
98
IDAMANTE<br />
Ohne deine Liebe,<br />
ohne dich, Ilia, kümmert mich nichts.<br />
ILIA<br />
Ich Unglückliche! … ach, bewahre dein Leben!<br />
IDAMANTE<br />
Ich muss meinem grausamen Schicksal folgen.<br />
ILIA<br />
Lebe … Ilia verlangt es von dir.<br />
IDAMANTE<br />
Ihr Götter! was höre ich?<br />
Heißgeliebte Prinzessin! …<br />
ILIA<br />
Mein verwirrtes Herz<br />
verbarg dir nur schlecht<br />
meine Schwäche;<br />
allzu sehr kämpfen Liebe und Angst<br />
in meiner Brust.<br />
IDAMANTE<br />
Was höre ich? entweder meine ich nur zu hören,<br />
was ich hören will, oder die heiße Liebesglut<br />
verwirrt mir die Sinne, und das sehnsuchtsvolle Herz<br />
betört ein süßer Traum?<br />
99
ILIA<br />
Ah! perché pria non arsi,<br />
che scoprir la mia fiamma? mille io sento<br />
rimorsi all’alma! il sacro mio dovere,<br />
la mia gloria, la patria, il sangue<br />
de’ miei ancor fumante, oh quanto al core<br />
rimproverano il mio ribelle amore! …<br />
ma al fin, che fo? – – –<br />
Già che in periglio estremo<br />
ti vedo, oh caro, e trarti sola io posso,<br />
odimi, io te ’l ridico:<br />
t’amo, t’adoro, e se morir tu vuoi,<br />
pria, che m’uccida il duol morir non puoi.<br />
No. 20a – Duetto<br />
IDAMANTE<br />
S’io non moro a questi accenti,<br />
Non è ver, che amor uccida,<br />
Che la gioia opprima un cor.<br />
ILIA<br />
Non più duol, non più lamenti;<br />
Io ti son costante e fida,<br />
Tu sei il solo mio tesor.<br />
IDAMANTE<br />
Tu sarai …<br />
ILIA<br />
Qual tu mi vuoi.<br />
IDAMANTE<br />
La mia sposa …<br />
100
ILIA<br />
Ach, warum brannte ich nicht früher,<br />
um dir meine Glut zu entdecken? … wie fühle ich tausend<br />
Gewissensbisse im Herzen: meine heilige Pflicht, meine Ehre,<br />
das Vaterland, das noch dampfende Blut der Meinen, ach, wie<br />
werfen sie meinem Herzen<br />
meine abtrünnige Liebe vor! …<br />
Doch was soll ich zuletzt denn tun? – – –<br />
Da ich dich in höchster Gefahr sehe, oh Geliebter,<br />
und nur ich dich zurückhalten kann,<br />
so höre mich, ich sage es dir wieder und wieder:<br />
ich liebe dich, ich bete dich an und wenn du sterben willst,<br />
darfst du erst sterben, nachdem mich der Schmerz getötet hat.<br />
Nr. 20a – Duett<br />
IDAMANTE<br />
Sterbe ich nicht bei diesen Worten,<br />
so ist es nicht wahr, dass Liebe tötet,<br />
dass die Freude ein Herz erdrückt.<br />
ILIA<br />
Kein Schmerz, keine Klagen mehr;<br />
ich stehe zu dir, beständig und treu;<br />
du bist mein einziges Gut!<br />
IDAMANTE<br />
Du wirst …<br />
ILIA<br />
alles sein, was du willst.<br />
IDAMANTE<br />
Meine Braut …<br />
101
ILIA<br />
Lo sposo mio sarai tu.<br />
IDAMANTE, ILIA<br />
Lo dica amor.<br />
Ah il gioir sorpassa in noi<br />
Il sofferto affanno rio:<br />
Tutto vince il nostro ardor.<br />
SCENA III<br />
Idomeneo, Elettra, e detti<br />
Recitativo<br />
<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />
Cieli! che vedo?<br />
ILIA a Idamante<br />
Ah siam scoperti, oh caro.<br />
IDAMANTE a Ilia<br />
Non temer, idol mio.<br />
ELETTRA da sé<br />
Ecco l’ingrato.<br />
<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />
Io ben m’apposi al ver. Ah crudo fato!<br />
IDAMANTE<br />
Signor, già più non oso<br />
padre chiamarti; a un suddito infelice,<br />
deh, questa almen concedi<br />
unica grazia.<br />
102
ILIA<br />
mein Bräutigam wirst du sein.<br />
IDAMANTE, ILIA<br />
Das besiegle die Liebe!<br />
Ach, die Freude überwältigt<br />
das erlittene, schwere Leid in uns.<br />
Unsere Liebe besiegt alles.<br />
3. SZENE<br />
Idomeneo, Elektra und die Vorigen<br />
Rezitativ<br />
<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />
Himmel! was sehe ich!<br />
ILIA zu Idamante<br />
Ach, wir sind entdeckt, Geliebter.<br />
IDAMANTE zu Ilia<br />
Fürchte dich nicht, meine Liebste.<br />
ELEKTRA für sich<br />
Da ist der Ungetreue.<br />
<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />
Ich habe die Wahrheit geahnt. Ach, grausames Schicksal!<br />
IDAMANTE<br />
Herr – ich wage dich schon nicht mehr<br />
Vater zu nennen: einem unglücklichen Untertanen<br />
gewähre wenigstens<br />
eine einzige Gnade.<br />
103
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Parla.<br />
ELETTRA da sé<br />
Che dirà?<br />
IDAMANTE<br />
In che t’offesi mai? perché mi fuggi? …<br />
m’odi, e aborrisci?<br />
ILIA da sé<br />
Io tremo.<br />
ELETTRA da sé<br />
Io te ’l direi.<br />
<strong>IDOMENEO</strong> a Idamante<br />
Parti, te lo comando,<br />
fuggi il paterno lido, e cerca altrove<br />
sicuro asilo.<br />
ILIA a Elettra<br />
Ahimè!<br />
Pietosa principessa, ah mi conforta!<br />
ELETTRA<br />
Ch’io ti conforti? e come? …<br />
da sé<br />
ancor m’insulta l’indegna.<br />
IDAMANTE<br />
Dunque io me n’andrò … ma dove? …<br />
Ah Ilia! … oh genitor!<br />
ILIA risoluta<br />
O seguirti, o morir, mio ben, vogl’io.<br />
104
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Sprich.<br />
ELEKTRA für sich<br />
Was wird er sagen?<br />
IDAMANTE<br />
Womit habe ich dich je beleidigt? Warum fliehst du mich? …<br />
hassest du mich, verabscheust du mich?<br />
ILIA für sich<br />
Ich bebe.<br />
ELEKTRA für sich<br />
Ich könnte es dir schon sagen.<br />
<strong>IDOMENEO</strong> zu Idamante<br />
Geh, ich befehle es dir,<br />
fliehe den heimatlichen Strand und suche anderswo<br />
sichere Zuflucht.<br />
ILIA zu Elektra<br />
Weh mir!<br />
Barmherzige Prinzessin, ach tröste mich!<br />
ELEKTRA<br />
Ich dich trösten? wie denn? …<br />
für sich<br />
Jetzt beleidigt die Schändliche mich auch noch.<br />
IDAMANTE<br />
Also werde ich gehen … aber wohin? …<br />
O Ilia! … o Vater!<br />
ILIA entschlossen<br />
Ich will dir folgen oder sterben, mein Geliebter.<br />
105
IDAMANTE<br />
Deh resta, oh cara, e vivi in pace. Addio!<br />
No. 21 – Quartetto<br />
IDAMANTE<br />
Andrò rammingo, e solo<br />
Morte cercando altrove<br />
Fin che la incontrerò.<br />
ILIA<br />
M’avrai compagna al duolo,<br />
Dove sarai, e dove<br />
Tu moia, io morirò.<br />
IDAMANTE<br />
Ah no …<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Nettun spietato!<br />
Chi per pietà m’uccide?<br />
ELETTRA da sé<br />
Quando vendetta avrò?<br />
IDAMANTE, ILIA a Idomeneo<br />
Serena il ciglio irato.<br />
<strong>IDOMENEO</strong>, IDAMANTE, ILIA<br />
Ah il cor mi si divide!<br />
106
IDAMANTE<br />
Ach bleibe, Liebste, und lebe in Frieden. Leb wohl!<br />
Nr. 21 – Quartett<br />
IDAMANTE<br />
Einsam werde ich umherirren<br />
und den Tod anderswo suchen,<br />
bis ich ihm einst begegne.<br />
ILIA<br />
Du wirst mich als Gefährtin im Leid haben,<br />
wo immer du bist und wo<br />
du stirbst, sterbe ich auch.<br />
IDAMANTE<br />
Ach nein!<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Unbarmherziger Neptun!<br />
Wer hat Mitleid und tötet mich?<br />
ELEKTRA für sich<br />
Wann werde ich gerächt werden?<br />
IDAMANTE, ILIA zu Idomeneo<br />
Erhelle den zornigen Blick.<br />
<strong>IDOMENEO</strong>, IDAMANTE, ILIA<br />
Ach, mir bricht das Herz!<br />
107
TUTTI<br />
Soffrir più non si può.<br />
Peggio è di morte<br />
Sì gran dolore.<br />
Più fiera sorte,<br />
Pena maggiore<br />
Nissun provò!<br />
Idamante parte addolorato.<br />
SCENA IV<br />
Arbace, Idomeneo, Ilia, Elettra<br />
Recitativo<br />
ARBACE<br />
Sire, alla reggia tua immensa turba<br />
di popolo affollato ad alta voce<br />
parlarti chiede.<br />
ILIA da sé<br />
A qualche nuovo affanno<br />
Preparati mio cor.<br />
<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />
Perduto è il figlio.<br />
ARBACE<br />
Del Dio de’ mari il sommo sacerdote<br />
lo guida.<br />
108
ALLE<br />
Mehr kann man nicht ertragen.<br />
Schlimmer als der Tod<br />
ist dieser große Schmerz.<br />
Ein grausameres Schicksal,<br />
eine schwerere Qual<br />
hat niemand erlitten!<br />
Idamante geht schmerzerfüllt ab.<br />
4. SZENE<br />
Arbace, Idomeneo, Ilia, Elektra<br />
Rezitativ<br />
ARBACE<br />
Mein König, vor deinem Palast ist eine gewaltige<br />
Volksmenge zusammengelaufen und fordert laut,<br />
dich zu sprechen.<br />
ILIA für sich<br />
Auf neuen Kummer<br />
sei gefasst, mein Herz.<br />
<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />
Mein Sohn ist verloren.<br />
ARBACE<br />
Der Oberpriester des Meeresgottes<br />
führt sie an.<br />
109
<strong>IDOMENEO</strong> da sé<br />
Ahi troppo disperato è il caso! …<br />
a Arbace<br />
Intesi, Arbace …<br />
ELETTRA da sé<br />
Qual nuovo disastro?<br />
ILIA da sé<br />
Il Popol sollevato …<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Or vado ad ascoltarla.<br />
Parte confuso<br />
ELETTRA<br />
Ti seguirò!<br />
Parte<br />
ILIA<br />
Voglio seguirti anch’io.<br />
Parte<br />
110
<strong>IDOMENEO</strong> für sich<br />
Ach, zu verzweifelt ist der Fall!<br />
zu Arbace<br />
Ich habe verstanden, Arbace …<br />
ELEKTRA für sich<br />
Welch ein neues Unglück?<br />
ILIA für sich<br />
Das Volk im Aufruhr …<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Ich gehe hin und höre sie an.<br />
Geht verwirrt ab.<br />
ELEKTRA<br />
Ich folge dir!<br />
Geht ab.<br />
ILIA<br />
Auch ich will dir folgen.<br />
Geht ab.<br />
111
SCENA V<br />
Arbace solo<br />
Recitativo<br />
ARBACE<br />
Sventurata Sidon! in te quai miro<br />
di morte, stragi, e orror lugubri aspetti?<br />
Ah Sidon più non sei,<br />
Sei la città del pianto, e questa reggia<br />
quella del duol! … Dunque è per noi dal cielo<br />
sbandita ogni pietà? …<br />
chi sà? io spero ancora …<br />
che qualche Nume amico<br />
si plachi a tanto sangue; un Nume solo<br />
basta tutti a piegar; alla clemenza<br />
il rigor cederà … ma ancor non scorgo<br />
qual ci miri pietoso … Ah sordo è il cielo!<br />
Ah Creta tutta io vedo<br />
finir sua gloria sotto alte rovine!<br />
No, sue miserie pria non avran fine.<br />
No. 22 – Aria<br />
Se colà ne’fati è scritto,<br />
Creta, oh Dei!, s’è rea, or cada.<br />
Paghi il fio del suo delitto,<br />
Ma salvate il prence, il re.<br />
Deh d’un sol vi plachi il sangue,<br />
Ecco il mio, se il mio v’aggrada,<br />
E il ben regno che già langue,<br />
Giusti Dei! abbia mercè.<br />
parte<br />
112
5. SZENE<br />
Arbace allein<br />
Rezitativ<br />
ARBACE<br />
Unglückliches Sidon! Was zeigst du mir für einen grausigen<br />
Anblick von Tod, Verheerung und Entsetzen?<br />
Nein, Sidon bist du nicht mehr,<br />
du bist die Stadt der Tränen und dieser Palast<br />
ist ein Sitz des Schmerzes! … So hat denn der Himmel für uns<br />
kein Erbarmen mehr? …<br />
Wer weiß? Noch hoffe ich,<br />
dass irgendein gütiger Gott<br />
sich erbarme vor so viel Blut; ein Gott allein<br />
genügt, alle anderen zu besänftigen; der Milde wird die Strenge<br />
weichen … aber noch entdecke ich keinen, der uns mitleidvoll<br />
anblickt … ach, der Himmel ist taub!<br />
Ich sehe schon, wie ganz Kreta<br />
seinen Ruhm unter ragenden Ruinen begräbt!<br />
Nein, eher wird sein Elend nicht enden.<br />
Nr. 22 – Arie<br />
Wenn dort im Schicksalsbuch geschrieben steht,<br />
dass Kreta, oh Götter, fallen soll, weil es schuldig ist,<br />
dann zahle es die Strafe für sein Vergehen,<br />
doch rettet den Prinzen, den König!<br />
Wenn aber eines Einzigen Blut euch besänftigen kann,<br />
nehmt das meine, wenn es euch recht ist,<br />
und des schönen Reiches, das schon dahinwelkt,<br />
gerechte Götter, erbarmt euch!<br />
Geht ab.<br />
113
SCENA VI<br />
Gran piazza abbellita di statue avanti al palazzo,<br />
di cui si vede da un lato il frontespizio.<br />
Arriva Idomeneo accompagnato d’Arbace e dal seguito reale; il re<br />
scortato d’Arbace si siede sopra il trono destinato alle pubbliche udienze;<br />
Gran Sacerdote, e quantità di popolo.<br />
No. 23 – Recitativo<br />
GRAN SACERDOTE<br />
Volgi intorno lo sguardo, oh sire, e vedi<br />
qual strage orrenda nel tuo nobil regno,<br />
fa il crudo mostro. Ah mira<br />
allagate di sangue<br />
quelle pubbliche vie. Ad ogni passo<br />
vedrai chi geme, e l’alma<br />
gonfia d’atro velen dal corpo esala.<br />
Mille, e mille in quell’ampio, e sozzo ventre<br />
pria sepolti, che morti<br />
perire io stesso vidi.<br />
Sempre di sangue lorde<br />
son quelle fauci, e son sempre più ingorde.<br />
Da te solo dipende<br />
il ripiego, da morte trar tu puoi<br />
il resto del tuo popolo, ch’esclama<br />
sbigottito, e da te l’aiuto implora,<br />
E indugi ancor? … Al tempio, sire, al tempio!<br />
Qual è, dov’è la vittima? … a Nettuno<br />
rendi quello ch’è suo …<br />
114
6. SZENE<br />
Großer, mit Statuen geschmückter Platz vor dem Palast,<br />
dessen Vorderfront man auf einer Seite sieht.<br />
Idomeneo, begleitet von Arbace und dem königlichen Gefolge, tritt auf;<br />
zusammen mit Arbace setzt er sich auf den für öffentliche Audienzen<br />
bestimmten Thron. Der Oberpriester und eine große Volksmenge.<br />
Nr. 23 – Rezitativ<br />
OBERPRIESTER<br />
Schau doch um dich, König, und sieh,<br />
welch grässliches Gemetzel in deinem edlen Reich das<br />
grausame Ungeheuer anrichtet.<br />
Sieh die Straßen überall von Blut überschwemmt.<br />
Auf Schritt und Tritt wirst du Stöhnende sehen,<br />
die geschwollen von schwarzem Gift<br />
die Seele aus dem Körper aushauchen.<br />
Tausende, Abertausende sah ich in diesem riesigen,<br />
schmutzigen Bauch, bei lebendem Leib begraben,<br />
vor meinen eigenen Augen umkommen.<br />
Immer trieft sein Rachen von Blut,<br />
und immer gieriger wird es.<br />
Von dir allein hängt die Rettung ab,<br />
du kannst den Rest deines Volkes dem Tode entreißen,<br />
das vor Entsetzen schreiend<br />
von dir Hilfe verlangt;<br />
Und du zögerst noch? … Zum Tempel, König, zum Tempel!<br />
Wer ist das Opfer und wo ist es? …<br />
Gib Neptun, was sein ist …<br />
115
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Non più … sacro ministro;<br />
e voi popoli udite:<br />
La vittima è Idamante, e or or vedrete,<br />
Ah Numi! con qual ciglio?<br />
Svenar il genitor il proprio figlio.<br />
Parte turbato<br />
No. 24 – Coro<br />
POPOLO<br />
Oh voto tremendo!<br />
Spettacolo orrendo!<br />
Già regna la morte,<br />
D’abisso le porte<br />
Spalanca crudel.<br />
GRAN SACERDOTE<br />
Oh cielo clemente!<br />
Il figlio è innocente,<br />
Il voto è inumano;<br />
Arresta la mano<br />
Del padre fedel.<br />
CORO<br />
Oh voto tremendo! ecc.<br />
Partono tutti dolenti.<br />
116
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Nicht weiter … heiliger Priester;<br />
und du, Volk, höre mich an:<br />
Das Opfer ist Idamante, und jetzt werdet ihr sehen,<br />
o Götter, mit welcher Haltung<br />
der Vater dem eigenen Sohn die Adern öffnet.<br />
Geht fassungslos ab.<br />
Nr. 24 – Chor<br />
VOLK<br />
Oh furchtbares Gelübde!<br />
Entsetzliches Schauspiel!<br />
Schon regiert der Tod,<br />
grausam reißt er<br />
die Pforten der Hölle auf.<br />
OBERPRIESTER<br />
Barmherziger Himmel!<br />
Der Sohn ist schuldlos,<br />
das Gelübde ist unmenschlich;<br />
halte die Hand<br />
des frommen Vaters auf.<br />
CHOR<br />
Furchtbares Gelübde! etc.<br />
Alle gehen schmerzbewegt ab.<br />
117
SCENA VII<br />
Veduta esteriore del magnifico tempio di Nettuno con vastissimo atrio che<br />
lo circonda, a traverso del quale si scuopre in lontano la spiaggia del<br />
mare.<br />
L’atrio e le gallerie del tempio sono ripiene d’una moltitudine di popolo, li<br />
Sacerdoti preparano le cose appartenenti al sacrifizio. Arriva Idomeneo<br />
accompagnato da numeroso e fastoso seguito.<br />
No. 25 – Marcia<br />
No. 26 – Cavatina con coro<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Accogli, oh re del mar, i nostri voti,<br />
placa lo sdegno tuo, il tuo rigor!<br />
SACERDOTI<br />
Accogli, oh re dei mar, i nostri voti,<br />
placa lo sdegno tuo, il tuo rigor!<br />
CORO entro le scene<br />
Stupenda vittoria!<br />
Eterna è tua gloria;<br />
Trionfa oh signor!<br />
118
7. SZENE<br />
Außenansicht des prächtigen Neptuntempels mit geräumig umlaufender<br />
Vorhalle, die den Blick auf den in der Ferne gelegenen Meeresstrand<br />
freigibt.<br />
Vorhalle und Galerien des Tempels sind von einer Volksmenge besetzt, die<br />
Priester sind mit den Vorbereitungen für das Opfer beschäftigt. Idomeneo<br />
tritt auf, von großem und prächtigem Gefolge begleitet.<br />
Nr. 25 – Marsch<br />
Nr. 26 – Kavatine mit Chor<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Empfange, Gott des Meeres, unsere Opfergaben,<br />
mildere deinen Zorn, deine Strenge!<br />
PRIESTER<br />
Empfange, Gott des Meeres, unsere Opfergaben,<br />
mildere deinen Zorn, deine Strenge!<br />
CHOR hinter der Bühne<br />
Strahlender Sieg!<br />
Ewig ist dein Ruhm;<br />
Du triumphierst, oh Herr!<br />
119
Recitativo<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Qual risuona qui intorno<br />
applauso di vittoria?<br />
SCENA VIII<br />
Arbace frettoloso, e detti<br />
ARBACE<br />
Sire, il prence,<br />
Idamante l’eroe, di morte in traccia<br />
disperato correndo<br />
il trionfo trovò. Su l’empio mostro<br />
scagliossi furibondo, il vinse, e uccise.<br />
Eccoci salvi al fin.<br />
Vede condurre Idamante<br />
Che vedo? … oh Numi!<br />
SCENA IX<br />
Idamante in veste bianca, ghirlanda di fiori in capo, circondato da<br />
guardie e da sacerdoti. Moltitudine di mesto popolo e suddetti.<br />
120
Rezitativ<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Was erschallt hier ringsum<br />
für ein Siegesjubel?<br />
8. SZENE<br />
Arbace in Eile und die Vorigen<br />
ARBACE<br />
König, der Prinz,<br />
der Held Idamante, der<br />
verzweifelt den Tod suchte,<br />
fand den Sieg. Auf das verruchte Ungeheuer<br />
stürzte er sich wütend, besiegte und tötete es.<br />
Endlich sind wir gerettet!<br />
Sieht, wie Idamante hereingeführt wird<br />
Was sehe ich! … um Himmels Willen!<br />
9. SZENE<br />
Idamante in weißem Gewand, mit einem Blumenkranz auf dem Kopf,<br />
umgeben von Wachen und Priestern. Traurige Volksmenge, die Vorigen.<br />
121
No. 27 – Recitativo<br />
IDAMANTE<br />
Padre, mio caro padre, ah dolce nome!<br />
Eccomi, a piedi tuoi; in questo estremo<br />
periodo fatal, su questa destra<br />
che il varco al sangue tuo nelle mie vene<br />
aprir dovrà, gl’ultimi baci accetta.<br />
Ora comprendo, che il tuo turbamento<br />
sdegno non era già, ma amor paterno.<br />
Oh mille volte, e mille<br />
fortunato Idamante,<br />
se chi vita ti dié vita ti toglie,<br />
e togliendola a te la rende al cielo,<br />
e dal cielo la sua in cambio impetra,<br />
ed impetra costante a’ suoi la pace,<br />
e de’ Numi l’amor sacro e verace.<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Oh figlio! oh caro figlio!<br />
perdona; il crudo uffizio<br />
in me scelta non è, pena è del fato …<br />
Barbaro, iniquo fato! … Ah no, non posso<br />
contro un figlio innocente<br />
alzar l’aspra bipenne … da ogni fibra<br />
già se’n fuggon le forze, e gl’occhi miei<br />
torbida notte ingombra … oh figlio! …<br />
IDAMANTE languente, poi risoluto<br />
Oh padre! …<br />
ah non t’arresti inutile pietà,<br />
né vana ti lusinghi<br />
Tenerezza d’amor. Deh vibra un colpo,<br />
che ambi tolga d’affanno.<br />
Eccomi pronto, adempi<br />
il sacrifizio, il voto.<br />
122
Nr. 27 – Rezitativ<br />
IDAMANTE<br />
Vater, mein lieber Vater, welch süßer Name!<br />
Sieh mich hier zu deinen Füßen; in dieser allerletzten<br />
schicksalsschweren Stunde empfange<br />
auf deinem Arm, der dem Blut den Weg aus meinen Adern<br />
öffnen muss, die letzten Küsse.<br />
Jetzt begreife ich, dass deine Verstörung<br />
nicht Zorn war, sondern väterliche Liebe.<br />
Oh tausend und tausendmal<br />
glücklicher Idamante,<br />
wenn der, der das Leben dir gab, das Leben dir<br />
nimmt und es, dir nehmend, dem Himmel zurückgibt,<br />
und dafür vom Himmel das Seine erlangt<br />
und für die Seinen beständigen Frieden<br />
und der Götter heilige und wahre Liebe.<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Mein Sohn! mein lieber Sohn!<br />
vergib; das grausame Amt habe<br />
nicht ich mir erwählt, es ist die Strafe des Schicksals …<br />
Unmenschliches, ungerechtes Schicksal! … Nein, ich kann<br />
nicht gegen einen unschuldigen Sohn die<br />
scharfe Doppelaxt erheben … aus jeder Faser<br />
entweichen mir schon die Kräfte, und meine Augen verdunkelt<br />
mir trübe Nacht … mein Sohn! …<br />
IDAMANTE matt, danach mit Entschlossenheit<br />
Vater! …<br />
dich halte kein fruchtloses Mitleid zurück,<br />
noch erweiche dich falsche<br />
Zärtlichkeit der Liebe. Ach, führe den Schlag,<br />
der uns beide dem Leiden entreißt.<br />
Sieh, ich bin bereit, erfülle<br />
das Opfer, den Schwur.<br />
123
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Oh qual mi sento<br />
in ogni vena insolito vigor? …<br />
or risoluto io son … l’ultimo amplesso<br />
ricevi … e mori.<br />
IDAMANTE<br />
Oh Padre! …<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Oh figlio! …<br />
IDAMANTE, <strong>IDOMENEO</strong><br />
Oh Dio! …<br />
IDAMANTE da sé<br />
Oh Ilia … ahimè!<br />
a Idomeneo<br />
Vivi felice,<br />
IDAMANTE, <strong>IDOMENEO</strong><br />
Addio.<br />
Nell’atto di ferire sopraviene Ilia ed impedisce il colpo.<br />
SCENA X<br />
Ilia frettolosa, Elettra e detti<br />
ILIA Corre a ritenere il braccio d’Idomeneo<br />
Ferma, oh sire, che fai?<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
La vittima io sveno,<br />
che promisi a Nettuno.<br />
124
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Oh, wie fühle ich<br />
ungeahnte Kraft in jeder Ader …<br />
jetzt bin ich entschlossen … eine letzte Umarmung<br />
noch … und stirb.<br />
IDAMANTE<br />
O Vater! …<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Oh Sohn! …<br />
IDAMANTE, <strong>IDOMENEO</strong><br />
O Gott! …<br />
IDAMANTE für sich<br />
Oh Ilia … weh mir! …<br />
zu Idomeneo<br />
Lebe glücklich.<br />
IDAMANTE, <strong>IDOMENEO</strong><br />
Lebe wohl.<br />
Während Idomeneo zuschlagen will, erscheint Ilia und verhindert den Streich.<br />
10. SZENE<br />
Ilia in Eile, Elektra und die Vorigen<br />
ILIA läuft herbei und hält Idomeneo am Arm fest.<br />
Halt ein, König, was tust du?<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Ich schlachte das Opfer,<br />
das ich Neptun versprach.<br />
125
IDAMANTE<br />
Ilia, t’accheta …<br />
GRAN SACERDOTE a Ilia<br />
Deh non turbar il sacrifizio …<br />
ILIA<br />
In vano<br />
quella scure altro petto<br />
tenta ferir. Eccoti, sire, il mio,<br />
la vittima io son.<br />
Benchè innocente anch’io,<br />
benchè ora amica,<br />
di Priamo son figlia<br />
e Frigia io nacqui per natura nemica<br />
al Greco nome.<br />
Orsu mi svena.<br />
S’inginocchia avanti al Gran Sacerdote.<br />
S’ode gran strepito sotterraneo, la statua di Nettuno si scuote; il Gran<br />
Sacerdote si trova avanti all’ara in estasi. Tutti rimangono attoniti ed<br />
immobili per lo spavento. Una voce profonda e grave pronunzia la<br />
seguente sentenza del cielo:<br />
No. 28d – La Voce<br />
LA VOCE<br />
Ha vinto amore …<br />
Idomeneo<br />
cessi esser re …<br />
lo sia Idamante<br />
ed Ilia a lui sia sposa.<br />
La pace renderà di Creta al regno<br />
Stabilito nel ciel nodo si degno.<br />
126
IDAMANTE<br />
Ilia, beruhige dich …<br />
OBERPRIESTER zu Ilia<br />
Störe nicht das Opfer …<br />
ILIA<br />
Vergeblich<br />
sucht diese Klinge eines anderen Blut<br />
zu verspritzen. Hier, König, ist das Meine,<br />
das Opfer bin ich.<br />
Zwar bin auch ich unschuldig,<br />
zwar bin ich jetzt euch Freundin,<br />
doch ich bin des Priamos Tochter<br />
und als geborene Phrygierin von Natur aus<br />
Griechenlands Feindin.<br />
Wohlan, tötet mich.<br />
Sie kniet vor dem Oberpriester nieder.<br />
Man hört großen unterirdischen Lärm, die Statue Neptuns erbebt; der<br />
Oberpriester steht in Ekstase vor dem Altar. Alle sind erstaunt und starr<br />
vor Angst. Eine tiefe und schwere Stimme verkündet den folgenden<br />
Spruch des Himmels:<br />
Nr. 28d – Die Stimme<br />
DIE STIMME<br />
Amor hat gesiegt …<br />
Idomeneo<br />
trete als König zurück …<br />
der soll Idamante sein,<br />
und Ilia sei seine Gattin.<br />
Dem kretischen Reich bringe dieser im Himmel<br />
beschlossene, so würdige Bund den Frieden zurück.<br />
127
No. 29 – Recitativo<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Oh ciel pietoso!<br />
IDAMANTE<br />
Ilia …<br />
ILIA<br />
Idamante, udisti?<br />
ARBACE<br />
Oh gioia! oh amor, oh Numi!<br />
ELETTRA<br />
Oh smania! oh furie!<br />
oh disperata Elettra! …<br />
Vedrò Idamante alla rivale in braccio? …<br />
Ah no; il germano Oreste<br />
ne’ cupi abissi io vuo’ seguir,<br />
or or compagna<br />
m’avrai là nell’inferno,<br />
a sempiterni guai, al pianto eterno.<br />
Parte infuriata<br />
SCENA ULTIMA<br />
Idomeneo, Idamante, Ilia, Arbace. Seguito d’Idomeneo,<br />
d’Idamante, e d’Ilia; popolo<br />
128
Nr. 29 – Rezitativ<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
O barmherziger Himmel!<br />
IDAMANTE<br />
Ilia …<br />
ILIA<br />
Idamante, hast du gehört?<br />
ARBACE<br />
O Freude! O Liebe, o Götter!<br />
ELEKTRA<br />
O Raserei! O ihr Furien!<br />
Oh verzweifelte Elektra! …<br />
Soll ich Idamante in den Armen der Rivalin sehen?<br />
Nein, meinem Bruder Orest<br />
will ich in die schwarze Hölle folgen,<br />
bald, bald bin ich dir<br />
in der Hölle zur Gefährtin<br />
der ewigen Qualen, der ewigen Tränen.<br />
Sie geht ab, von Furien besessen.<br />
LETZTE SZENE<br />
Idomeneo, Idamante, Ilia, Arbace, Gefolge des Idomeneo,<br />
Idamantes und der Ilia, Volk<br />
129
No. 30 – Recitativo<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Popoli, a voi l’ultima legge impone<br />
Idomeneo, qual re. Pace v’annunzio.<br />
Compiuto è il sacrifizio, e sciolto il voto.<br />
A Idamante mio figlio, al caro figlio<br />
cedo il soglio di Creta, e tutto insieme<br />
il sovrano poter. I suoi comandi<br />
rispettate: questa è la legge.<br />
Eccovi la real sposa. Mirate<br />
in questa bella coppia un don del cielo<br />
serbato a voi. Quanto a sperar vi lice!<br />
Oh Creta fortunata! Oh me felice!<br />
No. 31 – Coro<br />
CORO<br />
Scenda Amor, scenda Imeneo,<br />
E Giunone ai regi sposi,<br />
D’alma pace omai li posi<br />
La Dea pronuba nel sen.<br />
130
Nr. 30 – Rezitativ<br />
<strong>IDOMENEO</strong><br />
Mein Volk, euch gebe Idomeneo sein letztes Gesetz<br />
als König. Ich verkünde euch Frieden.<br />
Das Opfer ist vollbracht, das Gelübde eingelöst,<br />
Meinem Sohn Idamante, dem teuren Sohn,<br />
überlasse ich Kretas Thron und zugleich damit<br />
die Herrschermacht. Achtet seine Befehle:<br />
dies ist das Gesetz.<br />
Seht hier die königliche Braut. Bewundert<br />
in diesem schönen Paar ein Geschenk des Himmels<br />
an euch. Was dürft ihr jetzt alles erhoffen!<br />
Oh gesegnetes Kreta! Oh ich Glücklicher!<br />
Nr. 31 – Chor<br />
CHOR<br />
Steig herab, Amor, steige herab, Hymen<br />
und auch Juno zum königlichen Brautpaar;<br />
auf ewig senke die Göttin der Ehe<br />
ihnen den Frieden der Seele ins Herz.<br />
Nr. 32 – Ballett<br />
(KV 367)<br />
Chaconne<br />
Larghetto<br />
La Chaconne qui reprend<br />
Largo – Allegretto – Largo<br />
Übersetzung: Philipp Harnoncourt<br />
131
Saimir Pirgu
Marie-Claude Chappuis, Saimir Pirgu<br />
Marie-Claude Chappuis, Saimir Pirgu<br />
Eva Mei
Julia Kleiter<br />
Marie-Claude Chappuis
Arnold Schoenberg Chor, Eva Mei<br />
Arnold Schoenberg Chor
Julia Kleiter<br />
Julia Kleiter, Marie-Claude Chappuis
Marie-Claude Chappuis, Eva Mei, Julia Kleiter<br />
Jeremy Ovenden
Rudolf Schasching, Saimir Pirgu, Jeremy Ovenden<br />
Saimir Pirgu
Solisten des Züricher Balletts<br />
Julia Kleiter, Marie-Claude Chappuis
Die Interpreten<br />
Nikolaus Harnoncourt, Dirigent & Regie<br />
IN BERLIN GEBOREN, VERBRACHTE DER ÖSTERREICHISCHE<br />
Dirigent seine Kindheit und Jugend in Graz. Schon früh künstlerisch<br />
ambitioniert, zieht er schließlich das Cellostudium dem<br />
Marionettentheater vor, das ihn über Jahre intensiv beschäftigt<br />
hatte. Nach der Ausbildung an der Wiener Musikakademie wird<br />
er 1952 Cellist bei den Wiener Symphonikern. Ein Jahr später<br />
gründet er gemeinsam mit seiner Frau Alice den Concentus<br />
Musicus Wien, um seiner immer intensiveren Arbeit mit Originalinstrumenten<br />
und der musikalischen Aufführungspraxis von<br />
Renaissance- und Barockmusik ein Forum zu geben. Nikolaus<br />
Harnoncourt sammelt historische Instrumente – allerdings ausschließlich,<br />
um sie zum Musizieren einzusetzen – und entwickelt<br />
parallel zum Musizieren und Dirigieren auch in musikphilosophischen<br />
Schriften, die im Salzburger Unterricht entstanden,<br />
seine Analysen der „Musik als Klangrede“, bis heute die<br />
Standardwerke der historischen Aufführungspraxis, die Eröffnung<br />
eines ganzen Kosmos von vergessenen Werken und verschütteten<br />
Klangerfahrungen.<br />
Von 1972 an unterrichtete Nikolaus Harnoncourt Aufführungspraxis<br />
und historische Instrumentenkunde als Professor am<br />
Salzburger Mozarteum. Parallel dazu wächst sein Erfolg als<br />
Operndirigent. Nach seinem Debüt am Theater an der Wien mit<br />
Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“ 1971 folgte der inzwischen<br />
legendäre Zyklus von Monteverdis Musiktheaterwerken,<br />
zusammen erarbeitet mit dem Regisseur Jean-Pierre<br />
Ponnelle am Opernhaus Zürich, ein weltweit als sensationell<br />
140
etrachteter Durchbruch. Dem schloss sich, ebenso exemplarisch<br />
und richtungweisend, am selben Haus und mit Ponnelle<br />
als Partner ein Zyklus von Mozart-Opern an.<br />
Sowohl im symphonischen Repertoire als auch im Musiktheater<br />
führt Nikolaus Harnoncourts Weg als Dirigent über die Wiener<br />
Klassik zum romantischen Repertoire und ins 20. Jahrhundert.<br />
Einige Stationen auf diesem Weg: die Wiener Staatsoper mit<br />
einem Mozart-Zyklus, die Salzburger Festspiele mit Monteverdis<br />
„L’incoronazione di Poppea“ und Mozarts „Le nozze di Figaro“,<br />
„Don Giovanni“ und „La clemenza di Tito“. Dazwischen immer<br />
wieder Zürich: Webers „Freischütz“, Schuberts „Des Teufels Lustschloss“<br />
und „Alfonso und Estrella“, Offenbachs „La belle Hélène“,<br />
„La Périchole“ und „La Grande-Duchesse de Gérolstein“ oder<br />
Verdis „Aida“.<br />
In der Orchesterarbeit sind es das Concertgebouw-Orkest Amsterdam,<br />
das Chamber Orchestra of Europe, die Wiener und die<br />
Berliner Philharmoniker, mit denen Nikolaus Harnoncourt das<br />
große Repertoire zyklisch erarbeitet und immer wieder neu entdeckt:<br />
die Konzerte und Symphonien von Haydn und Mozart,<br />
Beethoven, Mendelssohn, Schubert, Schumann, Brahms, Dvoˇ rák<br />
und Bruckner, aber auch Béla Bartók und Alban Berg.<br />
Ein zentraler Ort für viele dieser Projekte war und ist die styriarte,<br />
1985 in Graz gegründet, um Nikolaus Harnoncourt enger an seine<br />
Heimatstadt zu binden. Hier dirigierte er unter anderem auch<br />
zum ersten Mal Schumanns „Genoveva“, Vorspiel und Liebestod<br />
aus Wagners „Tristan und Isolde“ oder 2001 Verdis „Requiem“.<br />
2003 kam mit Offenbachs „La Grande-Duchesse de Gérolstein“<br />
eine Oper hinzu, 2005 dirigierte er hier Bizets „Carmen“.<br />
Heute ist Nikolaus Harnoncourt einer der wenigen wirklichen<br />
Weltstars unter den Dirigenten. Mit Auftritten wie beim<br />
Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erreicht er ein<br />
Millionenpublikum – mit der gleichen Leidenschaft und dem<br />
flammenden Ernst, mit denen er überall auf der Welt konsequent<br />
vor allem eines ist: ein wahrer Diener der Kunst.<br />
142
Saimir Pirgu, Tenor<br />
1981 GEBOREN, ABsolvierte<br />
Saimir Pirgu<br />
zunächst ein Violinstudium<br />
in seiner<br />
Heimat stadt Elbasan<br />
in Albanien. Gesang<br />
studierte er erst anschließend<br />
an den<br />
Konservatorien von<br />
Tirana und Bozen, bei<br />
Vito Brunetti, der immer<br />
noch sein Lehrer<br />
ist. Seine Stimme ließ<br />
die Juroren bei wichtigen<br />
Wettbewerben<br />
aufhorchen: So öffnete<br />
ihm die Auszeichnung<br />
als „Bester<br />
junger Sänger“ beim<br />
Umberto-Sacchetti-<br />
Wettbewerb in Bologna 2001 den Weg zu den Siegen beim Internationalen<br />
„Caruso“ Gesangswettbewerb in Mailand und beim<br />
„Tito-Schipa“-Bewerb in Lecce 2002.<br />
Erste Rollen in „Il Viaggio a Reims“ und „Adina“ führten Saimir<br />
Pirgu 2002 zum Rossini-Opern-Festival in Pesaro. Staatsoperndirektor<br />
Ioan Holender gab ihm gleich darauf die Gelegenheit,<br />
in Wien als Nemorino („L’elisir d’amore“) an der Staatsoper zu<br />
debütieren. Dafür wurde er mit der Eberhard-Wächter-Medaille<br />
ausgezeichnet.<br />
In Ferrara sang er den Ferrando in Mozarts „Così fan tutte“ unter<br />
Claudio Abbado, sein Debüt bei den Salzburger Festspielen gab<br />
er mit derselben Rolle unter Philippe Jordan. Bedeutende Debüts<br />
brachten den jungen Sänger dann in die wichtigsten Opernhäuser:<br />
Hamburg, München, Berlin, Rom, Zürich, London, Madrid,<br />
143
Lissabon und Amsterdam. Neben den bereits Genannten stand er<br />
dabei unter dem Dirigat von Lorin Maazel, Daniele Gatti, Seiji<br />
Ozawa, Franz Welser Möst, Gustav Kuhn, Nikolaus Harnoncourt<br />
oder Antonio Pappano.<br />
Los Angeles und die New Yorker Met dürfen sich in Bälde auf<br />
ihn freuen. Dort wird Saimir Pirgu die Rolle des Rinuccio in<br />
„Gianni Schicci“ singen. Außerdem stehen „La Traviata“ in Santa<br />
Fe, London und Wien und „Lucia di Lammermoor“ an der Hamburger<br />
Staatsoper auf dem Plan. Im Februar 2006 erschien sein<br />
erstes Album mit Opernarien: „Angelo casto e bel“ mit dem<br />
Haydn-Orchester unter Gustav Kuhn.<br />
Marie-Claude Chappuis, Mezzosopran<br />
DIE MEZZOSOPRAnistin<br />
Marie-Claude<br />
Chappuis wurde bei<br />
Tiny Westendorp in<br />
ihrer Heimatstadt<br />
Freiburg (Schweiz)<br />
sowie bei Breda Zakotnik<br />
am Salzburger<br />
Mozarteum ausgebildet.<br />
Ihr erstes Engagement<br />
führte sie 1998<br />
ans Tiroler Landestheater<br />
in Innsbruck,<br />
dem sie bis 2003 angehörte<br />
und wo sie<br />
Partien wie Hänsel,<br />
Armindo („Partenope“<br />
von Händel), Charlotte<br />
(„Werther“), Frau<br />
Reich („Die lustigen<br />
Weiber von Windsor“), Sesto („La clemenza di Tito“), Zaida („Il<br />
turco in Italia“) und Carmen sang.<br />
144
Bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik verkörperte sie<br />
2003 die Messaggera, Speranza und Proserpina in „Orfeo“ unter<br />
René Jacobs, mit dem sie seither regelmäßig zusammenarbeitet:<br />
Neben Gastspielen der „Orfeo“-Produktion an der Berliner Staatsoper<br />
Unter den Linden und beim Festival d’Aix-en-Provence 2007<br />
war sie unter seiner Leitung als Annio in „La clemenza di Tito“ in<br />
Brüssel, Köln, Paris und Berlin zu hören. In Berlin und am Théâtre<br />
de la Monnaie in Brüssel sang sie 2006 unter Jacobs die Ottavia<br />
in „L’incoronazione di Poppea“. Als Carmen war sie in Bern<br />
zu erleben, in Luzern gab sie ihre Rollendebüts als Dorabella<br />
(„Così fan tutte“) und als Purcells Dido, als Sesto gastierte sie in<br />
Zürich, Baden-Baden und Luxembourg. Am Grand Théâtre de Genève<br />
gab die Sängerin nach Annio, Penelope („Il ritorno d’Ulisse<br />
in patria“) und Ottavia im September 2007 die Anna in Berlioz’<br />
„Les Troyens“ unter John Nelson. Die Rolle des Lazuli in Chabriers<br />
„L’Etoile“ gestaltete sie unter John Eliot Gardiner am Opernhaus<br />
Zürich. Mit Riccardo Muti sang sie die Rolle der Contessa<br />
di Sarzana („Matrimonio inaspettato“ von Paisiello) bei den<br />
Pfingstfestspielen Salzburg 2008.<br />
Als Konzertsängerin ist Marie-Claude Chappuis in ganz Europa<br />
und in den USA aufgetreten und hat u. a. mit René Jacobs,<br />
Philippe Herreweghe, John Nelson, Roger Norrington, Giovanni<br />
Antonini und Riccardo Chailly zusammengearbeitet.<br />
Auf der CD-Einspielung „La Clemenza di Tito“, die für den<br />
Grammy Music Award 2007 nominiert wurde, ist sie unter René<br />
Jakobs als Annio zu hören. Auf dem DVD „The Great Mass“ von<br />
Uwe Scholz singt sie die Mozart C-moll Messe.<br />
Julia Kleiter, Sopran<br />
STAMMT AUS LIMBURG UND STUDIERTE BEI WILLIAM<br />
Workmann in Hamburg und bei Klesie Kelly-Moog in Köln. Die<br />
deutsche Sopranistin begann ihre internationale Karriere im<br />
März 2004 mit konzertanten Aufführungen von Richard Strauss’<br />
„Daphne“ in Köln unter Semyon Bychkov, im Juni 2004 debü-<br />
145
146<br />
tierte sie als Pamina<br />
in der Bob Wilson-<br />
Produktion der „Zauberflöte“<br />
an der Opéra<br />
Bastille in Paris unter<br />
Jiri Kout.<br />
2005 sang sie weitere<br />
konzertante Aufführungen<br />
der Daphne<br />
und übernahm kurzfristig<br />
die Pamina in<br />
einer Neuproduktion<br />
der „Zauberflöte“ unter<br />
Marc Minkowski<br />
in Paris. Es folgten<br />
eine Neuproduktion<br />
der „Zauberflöte“ (Papagena),<br />
dirigiert von<br />
Claudio Abbado in<br />
Reggio Emilia, und eine Neuproduktion von „Boris Godunov“<br />
(Xenia) im Teatro Comunale in Florenz unter Semyon Bychkov.<br />
2006 sang sie u. a. (unter Nikolaus Harnoncourt) in Zürich, am<br />
Teatro Filarmonico in Verona, am Teatro La Fenice in Venedig<br />
und bei den Salzburger Festspielen. 2007 arbeitete Julia Kleiter<br />
in Zürich und an der Opéra Bastille in Paris. 2008 standen die<br />
Euridike in einer Pina-Bausch-Produktion in Paris unter Thomas<br />
Hengelbrock oder Händels „Acis und Galathea“ unter Nicolas<br />
McGeegan auf dem Programm. In Paris wird sie unter Cambreling<br />
noch die Marzelline singen. 2010 debütiert Julia Kleiter an<br />
der Met als Pamina.<br />
Auch als Konzertsängerin ist Julia Kleiter vielfach zu hören.<br />
2006 hatte sie Auftritte unter Riccardo Muti in Paris, Toulouse<br />
und anlässlich der Salzburger Festspiele, unter Claudio Abbado<br />
in Berlin, unter Christoph Poppen bei den Salzburger Fest spielen,<br />
eine Japan-Tournee unter Nikolaus Harnoncourt mit Werken
von Händel und Mozart. Sie ist auch eine gefragte Liedinterpretin:<br />
2006 gab sie ein Recital beim Lucerne Festival, 2007 waren<br />
gemeinsame Auftritte mit Christoph Prégardien und Hugo<br />
Wolfs Italienischem Liederbuch in Belgien und Deutschland am<br />
Plan.<br />
Eva Mei, Sopran<br />
DIE ITALIENERIN<br />
studierte Gesang am<br />
Konservatorium „Luigi<br />
Cherubini“ in Florenz.<br />
Dort schloss sie<br />
ihr Studium 1989 ab.<br />
Ein Jahr später gewann<br />
sie beim Internationalen<br />
Mozartwettbewerb<br />
in Wien<br />
den Caterina-Cavalieri-Preis<br />
für ihre Interpretation<br />
der Konstanze<br />
in „Die Ent -<br />
führung aus dem<br />
Serail“. Mit dieser<br />
Partie debütierte die<br />
junge Sängerin im<br />
selben Jahr an der<br />
Staatsoper Wien. Dies<br />
war der Beginn einer kometenhaften Karriere, die schnell internationales<br />
Niveau erreichte und die Sopranistin an die bedeutendsten<br />
Opernhäuser der Welt führte.<br />
Eva Mei gastiert, frenetisch gefeiert, auf allen großen Opernbühnen:<br />
Amsterdam, Budapest, Palermo, Wien, Zürich, Berlin, Rom,<br />
Turin, Venedig, Tokio, Mailand, München, London, Paris, Brüssel<br />
etc. Ihr Repertoire umfasst zahllose Partien, sie ist einfach auf<br />
der Bühne zu Hause.<br />
147
Die Sopranistin ist auch eine begehrte und viel umjubelte Konzertsängerin,<br />
die schon auf allen großen Konzertpodien Europas<br />
aufgetreten ist. Zu ihrem Repertoire gehören Lieder von Claude<br />
Debussy, Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn, Gioachino Rossini,<br />
Giuseppe Verdi, Richard Strauss usw. Eva Mei sang u. a. unter<br />
Myung-Whum Chung, Riccardo Muti, Sir Colin Davis, Nikolaus<br />
Harnoncourt, Daniel Oren, Marcello Viotti, Franz<br />
Welser-Möst und Wolfgang Sawallisch. Mehrere CDs, Videos,<br />
Rundfunk- und Fernsehauftritte in ganz Europa runden die<br />
künstlerische Tätigkeit der Sängerin ab.<br />
Jeremy Ovenden, Tenor<br />
DER ENGLISCHE TENOR STUDIERTE AM ROYAL COLLEGE OF<br />
Music in London und erhielt dann den Ian-Fleming-Förderpreis,<br />
der es ihm ermöglichte, Gesangsunterricht bei Nicolai Gedda zu<br />
nehmen. Er war Finalist<br />
beim Kathleen-<br />
Ferrier-Wettbewerb<br />
1998.<br />
148<br />
Nach seinem gefeierten<br />
Debüt als Don<br />
Ottavio in Italien etablierte<br />
sich Jeremy<br />
Ovenden schnell als<br />
einer der besten Mozart-Tenöre<br />
seiner Generation.<br />
Zu seinen<br />
künstlerischen Höhepunkten<br />
zählen seine<br />
Mitwirkung in „Così<br />
fan tutte“, „La clemenza<br />
di Tito“, „Don Giovanni“,<br />
„Die Zauberflöte“,<br />
„Zaïde“ und „Il
sogno di Scipione“ an so bedeutenden europäischen Opernhäusern<br />
wie dem Teatro Comunale in Florenz, der Bayerischen<br />
Staatsoper München, dem Teatro La Fenice in Venedig, an der<br />
Scala in Mailand, Monnaie in Brüssel und Nederlandse Opera in<br />
Amsterdam sowie auf bedeutenden Festivals wie Glyndebourne,<br />
La Coruna, Aix-en-Provence und den Salzburger Festspielen.<br />
Jeremy Ovenden ist überdies ein großartiger Interpret von<br />
Barock-Repertoire, vor allem Bach und Händel, und arbeitet<br />
regelmäßig mit auf diesem Gebiet spezialisierten Dirigenten<br />
wie Rousset, Jacobs, Koopman, Biondi, Alessandrini, Pinnock,<br />
Zagrosek und Harnoncourt zusammen. Aufnahmen mit Jeremy<br />
Ovenden sind bei Erato, Harmonia Mundi, Hyperion, ASV und<br />
ARTS erschienen.<br />
Rudolf Schasching, Tenor<br />
DER IN ENGELhartszell/Oberösterreich<br />
geborene Tenor<br />
erhielt seine erste<br />
sängerische Ausbildung<br />
bei den St. Florianer<br />
Sängerknaben<br />
und später an der<br />
Wiener Musikhochschule<br />
bei Hilde Rössel-Majdan.<br />
Über die<br />
Wiener Kammer oper<br />
gelangte er an das<br />
Staatstheater Saarbrücken,<br />
wo er seit<br />
25 Jahren in mehr als<br />
80 Partien des jugendlichen<br />
Heldentenor-,<br />
aber auch des<br />
149
Charaktertenorfaches aufgetreten ist. Seit August 2000 ist er<br />
auch Ensemblemitglied der Zürcher Oper.<br />
Vorwiegend singt der Künstler Rollen von Richard Wagner und<br />
Richard Strauss, aber auch Partien wie den Max im „Freischütz“,<br />
den Idomeneo und Laca in „Jenufa“. 1996 gab er in Saarbrücken<br />
die drei Tenorpartien im Zyklus „Zweite Wiener Schule“: Aron in<br />
„Moses und Aron“, Alwa Schön in „Lulu“ und Tambourmajor im<br />
„Wozzeck“.<br />
Gastspiele führen und führten ihn an verschiedene Opernhäuser<br />
Europas wie die Wiener Staatsoper, das Teatro Gran Liceu Barcelona<br />
oder die Opera Bastille Paris, aber auch zu den Festspielen<br />
nach Glyndebourne, Salzburg, Bregenz und zur styriarte. Nebenbei<br />
brachte ihn seine Konzerttätigkeit vorwiegend mit Franz<br />
Schmidts „Buch mit sieben Siegeln“ sowie mit Beethovens<br />
9. Symphonie und Missa solemnis in die Konzerthäuser von<br />
Köln, London, Luxemburg, Prag und nach Tokio. Im Juni 2003<br />
wurde Rudolf Schasching vom Saarländischen Kultusminister<br />
der Titel Kammersänger verliehen.<br />
Yasushi Hirano, Bass<br />
WURDE IN SEINER HEIMATSTADT TOKIO UND ANschließend<br />
an der Wiener Musikuniversität bei Rotraut Hansmann,<br />
Michael Temme, Leo Plettner, Robert Holl und Charles<br />
Spencer ausgebildet. 2007 schloss er sein Studium mit Auszeichnung<br />
ab. Erste Engagements folgten an der Kammeroper Schloss<br />
Rheinsberg als Emirone („Ottone“), in Krakau als Colline („La<br />
Bohème“) sowie beim Tongyong International Music Festival in<br />
Südkorea. Beim KlangBogen Wien sang er 2003 unter Bertrand<br />
de Billy in „Idomeneo“.<br />
Zu seinem Repertoire zählen außerdem Mozarts „Figaro“ und<br />
Hauptrollen in Opern von Rossini, Lortzing, Tschaikowski, Wagner<br />
und Verdi. 2006 stand er in Viktor Ullmanns „Der Kaiser von<br />
Atlantis“ in Wien auf der Bühne und trat bei den Festspielen in<br />
150
Salzburg in „Gogo no Eiko“ von Hans Werner Henze und in Bregenz<br />
in „Blaubart“ von Jacques Offenbach auf. Gleicher maßen<br />
aktiv ist er auf dem Konzertpodium.<br />
Er ist Preisträger des Ada Sari Gesangswettbewerbes in Nowy<br />
Sacz, Polen. Seit Juni 2007 ist Yasushi Hirano Mitglied im<br />
Opernstudio Graz und Ensemblemitglied der Deutschen Oper<br />
am Rhein. Ab der Saison 2008/2009 wird er Ensemblemitglied<br />
an der Wiener Volksoper.<br />
Philipp Harnoncourt, Inszenierung<br />
ARBEITET AM THEATER IN DEN VERSCHIEDENSTEN BEreichen:<br />
Er inszeniert Theaterstücke und Opernaufführungen,<br />
entwirft Raum- und Lichtkonzepte, organisierte als Technischer<br />
Direktor das ImPulsTanz-Festival in Wien, war Betriebsleiter am<br />
Wiener Schauspielhaus und schreibt auch selbst Theaterstücke<br />
(„Sei Partisan!“, UA 1987 in Wien; „Orfeus und Eurydike auf<br />
Alpha Centauri“, UA: 1996 in Klagenfurt, „Ein Tag in Khaleds<br />
Garten“, 1999, und „Der Blaue Ochs, 2003/04).<br />
Für Theater, Tanz und Oper machte er die Lichtgestaltung in<br />
zahlreichen Produktionen. Für Bühne und Licht verantwortlich<br />
war er etwa beim „Zigeunerbaron“ im Wiener Konzerthaus 1996,<br />
bei den Produktionen „in the Cage“ und „FLOWer“ von Karl<br />
Heinz Essl in der Kunsthalle Krems 1999 und 2000 oder in „Über<br />
Tiere“ von Elfriede Jelinek (Theater am Neumarkt Zürich). Von<br />
1993 bis 2002 organisierte er als Technischer Leiter des ImPuls-<br />
Tanz-Festivals Gastspiele und Eigenproduktionen im Wiener<br />
Burgtheater, in der Wiener Staatsoper, im Volkstheater, Museumsquartier<br />
und an vielen anderen Spielstätten. In der Opernsaison<br />
2000/2001 hatte er die Betriebsleitung am Wiener Schauspielhaus<br />
unter Hans Gratzer inne.<br />
Seit Mitte der 90er Jahre arbeitete Philipp Harnoncourt vermehrt<br />
als Regisseur in Inszenierungen, die von „Sommernachtstraum“<br />
bei styriarte 1996 über „Piramo e Tisbe“ im Wiener Schau-<br />
151
spielhaus 2001 und bei der styriarte 2002, „Der Bettelstudent“ im<br />
Landestheater Tirol, „Hoffmanns Erzählungen“ auf der Seebühne<br />
Stralsund, „Die Schuldigkeit des ersten Gebots“ von Mozart<br />
im Theater an der Wien/Osterklang 2006 bis zuletzt zu Mozarts<br />
„Entführung aus dem Serail“ im Schloss Kirchstetten reichen.<br />
Im Dezember 2007 inszenierte Philipp Harnoncourt die<br />
Humperdinck-Oper „Hänsel und Gretel“ in Rosenheim, im März<br />
2008 „Alcione“ von Marin Marais im Wiener Odeon.<br />
Heinz Spoerli, Choreographie<br />
DER AUS BASEL STAMMENDE HEINZ SPOERLI GEHÖRT ZU<br />
den wichtigsten Tanzschaffenden unserer Zeit und hat weit<br />
über seine Schweizer Heimat hinaus die Welt des Tanzes zutiefst<br />
beeinflusst. Seit 1996 ist er Direktor und Chefchoreograph<br />
des Züricher Balletts, welches unter seiner Leitung zu einer der<br />
bewundertsten Truppen Europas geworden ist. „Tanzmacher“,<br />
sagt Heinz Spoerli selbst, „diese Bezeichnung beschreibt meine<br />
Leidenschaft, meine Motivation und mein Schaffen schnörkellos“.<br />
Spoerli ist 1940 in Basel geboren; das Machen von Tänzen<br />
betreibt er seit 1967. Damals tanzte er beim Royal Winnipeg<br />
Ballet in Kanada: eine von einem halben Dutzend Stationen einer<br />
erfolgreichen Tänzerkarriere, die 1960 in seiner Heimatstadt<br />
begonnen hatte. In Köln traf er den amerikanischen Choreographen<br />
Tod Bolender, der ihn nach Winnipeg holte. Drei Jahre<br />
tanzte er dann in Montreal bei den Grands Ballets Canadiens. Im<br />
Herbst 1971 ließ er sich endgültig in der Schweiz nieder. Am<br />
Genfer Theater, das ihn nicht nur als Tänzer, sondern auch als<br />
Choreographen haben wollte, brachte er im folgenden Frühjahr<br />
sein erstes wirklich professionelles Ballett heraus. „Le Chemin“<br />
erwies sich als doppelter Glücksfall. Werner Düggelin, damals<br />
Intendant am Basler Theater, sah die Fernseh-Aufzeichnung<br />
und bot dem 30-Jährigen auf der Stelle einen Vertrag als Ballettdirektor<br />
an.<br />
152
Spoerli blieb 17 Jahre lang in Basel, führte sein Ensemble zielstrebig<br />
unter die führenden klassischen Kompanien des Kontinents<br />
und entwickelte einen Bienenfleiß als Choreograph. Bis zu<br />
sechs oder acht einaktige Stücke pro Spielzeit waren eher die<br />
Regel als die Ausnahme. Zu Beginn der neunziger Jahre wird<br />
Spoerli seine Heimatstadt Basel zu eng. In fünf Jahren bringt er<br />
das abgewirtschaftete Ballett der Deutschen Oper am Rhein in<br />
Düsseldorf wieder unter die führenden klassischen Ensembles in<br />
Deutschland. Aber als ihm 1996 Zürich die Möglichkeit bietet,<br />
das wichtigste Schweizer Ballett zu übernehmen, hält ihn nichts<br />
in Düsseldorf. Seitdem mehrt Spoerli als Direktor des Züricher<br />
Balletts seinen Ruf als einer der führenden Choreographen des<br />
Kontinents.<br />
Rolf Glittenberg, Bühne<br />
ARBEITETE AN WICHTIGEN OPERNHÄUSERN, THEATERN<br />
und Festivals, wie z. B. dem Thalia Theater Hamburg, dem<br />
Zürcher Schauspielhaus, dem Wiener Burgtheater, der Wiener<br />
Staats oper, dem Edinburgh Festival, der Nederlandse Opera<br />
Amsterdam, der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Stuttgart<br />
und den Salzburger Festspielen.<br />
Er entwarf für so unterschiedliche Regisseure wie George Tabori,<br />
Johannes Schaaf, Dieter Giesing, Otto Schenk, Claus Peymann,<br />
Götz Friedrich und Peter Mussbach Bühnenbilder. Mit den<br />
Regisseuren Luc Bondy, Martin Kušej und Sven-Eric Bechtolf<br />
besteht ein besonders enger Arbeitskontakt.<br />
Am Opernhaus Zürich erarbeitete er die Bühnenräume für Martin<br />
Kušejs „Elektra“-Inszenierung, für „La finta giardiniera“ in der Inszenierung<br />
von Tobias Moretti und die Bechtolf-Inszenierungen<br />
von „Lulu“, „Nozze di Figaro“, „Die tote Stadt“, „Der Rosenkavalier“,<br />
„Pelléas et Mélisande“ und „Don Giovanni“. Kurz zurückliegende<br />
Premieren sind die „Walküre“- und „Siegfried“-Produktionen<br />
mit Franz Welser-Möst und Sven-Eric Bechtolf an der Wiener<br />
Staatsoper und „Die Zauberflöte“ mit Nikolaus Harnoncourt und<br />
153
Martin Kušej am Opernhaus Zürich. Der letzte gemeinsame<br />
Streich dieser Konstellation war die sensationelle „Genoveva“-<br />
Inszenierung, die im Februar dieses Jahres in Zürich lief.<br />
Renate Martin & Andreas Donhauser, Kostüme<br />
RENATE MARTIN UND ANDREAS DONHAUSER SIND SEIT<br />
vielen Jahren gemeinsam für Bühne, Spielfilm und Musikvideos<br />
tätig, u. a. bei Projekten mit den Regisseuren Michael Sturminger<br />
(Opernhaus Zürich, Wiener Staatsoper, Volksoper Wien, Oper<br />
Graz, Stadttheater Klagenfurt, Bregenzer Festspiele, Kinofilm<br />
„Hurensohn“ u. a.), Tobias Moretti (Mozarts „La Finta Gardiniera“),<br />
Ulrich Seidl (Kinofilme „Hundstage“ – Goldener Löwe Venedig<br />
2001; „Import Export“ – Festival de Cannes Official Selection<br />
Competition 2007), Wolfgang Murnberger (Spielfilme „Silentium“,<br />
„Komm süßer Tod“, „Ich gelobe“), Michael Kreihsl, Michael<br />
Glawogger, Florian Flicker, Stefan Ruzowitzky u. a.<br />
Zu ihren letzten Projekten zählen die Mozartausstellung im<br />
Zoom Kindermuseum in Wien und im Nationalmuseum Singapur,<br />
Mozarts „Il sogno di Scipione“ am Stadttheater Klagenfurt<br />
(in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen) und die Oper<br />
„I hate Mozart“ (Libretto und Regie: Michael Sturminger, Musik:<br />
Bernhard Lang) im Theater an der Wien sowie „Die Fledermaus“<br />
am Opernhaus Zürich. In Zusammenarbeit mit Nikolaus und<br />
Philipp Harnoncourt realisierten sie schon die Ausstattung für<br />
Mozarts „Die Schuldigkeit des ersten Gebots“ am Theater an der<br />
Wien (siehe auch www.supersets.at).<br />
Friedrich Rom, Lichtdesign<br />
WURDE 1956 IN WIEN GEBOREN. NACH SEINEM LEHRABschluss<br />
für Elektrotechnik schlug er eine künstlerische Laufbahn<br />
ein. Zunächst arbeitete er als Beleuchtungsmeister im Theater in<br />
der Josefstadt, in den Wiener Kammerspielen, und im Theater<br />
im Rabenhof (Wien).<br />
154
Als Lichtdesigner war er neben den wichtigsten Theatern in<br />
Wien (vor allem am Burgtheater) und am Landestheater Innsbruck<br />
auch in Antwerpen, Stuttgart, Hamburg, Japan, der<br />
Schweiz und Belgien tätig. Für das VOESTival 2000 in Linz (Renato<br />
Zanella) gestaltete Friedrich Rom die Lichtchoreographie,<br />
ebenso für die Seefestspiele Mörbisch das Licht- und Laserdesign.<br />
Dabei arbeitete er mit herausragenden Regisseuren zusammen,<br />
darunter: David Alden, Philippe Arlaud, Wolfgang Bauernfeind,<br />
Andrea Breth, Robert Carsen, Axel Corti, Harry Kupfer, Helmut<br />
Lohner, Christine Mielitz, Hans Neuenfels oder Siegfried<br />
Hartmann. In der „Carmen“-Produktion der styriarte 2005 war<br />
er nicht nur Lichtdesigner, sondern hatte wie für den heurigen<br />
„Idomeneo“ auch die technische Gesamtleitung inne. Friedrich<br />
Rom hat einen Lehrauftrag für die Regieklasse des Wiener Reinhardtseminars<br />
und einen Lehrauftrag für die Bühnenbild-<br />
Meisterklasse von Erich Wonder. Im Jahr 2005 wurde er für den<br />
Nestroy-Theaterpreis nominiert.<br />
Erwin Ortner<br />
GRÜNDER UND KÜNSTLERISCHER LEITER DES ARNOLD<br />
Schoenberg Chores, studierte an der Wiener Musikhochschule<br />
(Dirigieren bei Hans Swarowsky, Chordirigieren bei Hans Gillesberger)<br />
und ist seit 1980 ordentlicher Hochschulprofessor für<br />
Chorleitung und chorische Stimmbildung an der Hochschule<br />
für Musik und darstellende Kunst in Wien, der er auch als Rektor<br />
vorstand. Er leitet verschiedene Sommerkurse für Chor- und<br />
Orchesterleitung und kommt einer umfangreichen Dirigententätigkeit<br />
im In- und Ausland nach. Mit der Grammy-Auszeichnung<br />
für den Arnold Schoenberg Chor wurde zugleich auch<br />
seine Leistung als Dirigent gewürdigt.<br />
Als Dirigent führten ihn Projekte gemeinsam mit Maurizio Pollini<br />
nach New York, Paris, Tokyo, Rom und Salzburg. Regelmäßige<br />
Einladungen von Orchestern, Opernhäusern und Konzert-<br />
155
veranstaltern (RSO-Wien, Camerata Salzburg, Deutsche<br />
Staatsoper Berlin, Theater an der Wien, Salzburger Festspiele,<br />
Mozartwoche Salzburg, Musikverein Wien, Wiener Konzerthaus<br />
u. a.) dokumentieren seine zahlreichen Engagements als Gastdirigent<br />
und seine vielseitige Konzerttätigkeit im In- und Ausland.<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
DER VON ERWIN ORTNER 1972 GEGRÜNDETE ARNOLD<br />
Schoenberg Chor besteht vorwiegend aus Studenten und Absolventen<br />
der Wiener Musikuniversität.<br />
Er zählt heute zu den vielseitigsten und meistbeschäftigten<br />
Vokalensembles Österreichs. Das Repertoire reicht von der<br />
Renaissance- und Barockmusik bis zur Gegenwart mit Schwerpunkt<br />
zeitgenössischer Musik. Ein besonderes Interesse des<br />
Chores gilt der A-cappella-Literatur, aber auch große Chor-Orchester-Werke<br />
stehen auf dem Programm, ebenso die Mitwirkung<br />
bei szenischen Opernproduktionen: etwa Schuberts „Fierrabras“<br />
unter Claudio Abbado an der Wiener Saatsoper oder Messiaens<br />
„Saint Francois d’Assise“ unter Esa-Pekka Salonen bei den Salzburger<br />
Festspielen 1992. Weitere Fixpunkte der szenischen Tätigkeit<br />
des Chores sind die regelmäßige Mitwirkung beim Festival<br />
Aix en Provence und bei den Opernproduktionen des Theaters<br />
an der Wien unter anderem bei Janaceks Aus einem Totenhaus<br />
(Regie: Patrice Chéreau) unter der musikalischen Leitung von Pierre<br />
Boulez; diese Produktion wurde zur besten Aufführung des<br />
Jahres 2007 unter allen Opernproduktionen im deutschsprachigen<br />
Raum gewählt. Eine enge Zusammenarbeit verbindet den<br />
Chor mit Nikolaus Harnoncourt, unter dessen Leitung zahlreiche<br />
Konzerte gegeben und viele Schallplatten aufgenommen<br />
wurden, u. a. Bachs „h-Moll-Messe“, Monteverdis „Marienvesper“<br />
oder die beiden Haydn-Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die<br />
Jahreszeiten“.<br />
156
Neben regelmäßigen Konzertreisen ist der Arnold Schoenberg<br />
Chor seit Jahren Gast bei den be deutendsten Festivals Österreichs<br />
wie der styriarte, den Salz burger Festspielen, den Wiener<br />
Festwochen, dem Carinthischen Sommer und der Schubertiade<br />
Feldkirch. 1994 wurde der Arnold Schoenberg Chor mit dem<br />
„Classical Music Award“ als bester Chor des Jahres ausgezeichnet.<br />
1996 nahm der Chor unter seinem künstlerischen Leiter Erwin<br />
Ortner das gesamte weltliche Chorwerk Franz Schuberts auf<br />
und erhielt dafür den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“,<br />
den „Diapason d’or“, den „Prix Caecilia“ und den „Grand Prize of<br />
the Academy Awards 1997“. Die Aufnahme der „Matt häus Passion“<br />
unter Nikolaus Harnoncourt erhielt 2002 einen Grammy.<br />
Die heutige Besetzung:<br />
Sopran: Shirin Asgari, Nasrin Asgari-Doulabi,<br />
Rutana Calugarescu, Kamelia Dara, Susanne Grunsky,<br />
Maria Haid, Rie Kunikado, Constanze Klug,<br />
Christina-Anna Posch, Eva Reicher-Kutrowatz,<br />
Ilse Stangl, Brigitta Völkerer<br />
Alt: Johanna Aschenbrenner, Andrea Frosch-Radivo,<br />
Monika Girardi-Kampf, Elisabeth Kogler-Schoberwalter,<br />
Anna Krasser, Christina Röckelein, Generose Sehr,<br />
Kanako Shimada, Daniela Sonntag, Elisabeth Sturm,<br />
Katrin Valk, Molly Wurth<br />
Tenor: Stefan Adamski, Alexander Apostolov, Bernd Brunner,<br />
Guillaume Fauchere, Roland Girardi, Christian Horvath,<br />
Georg Kreuzbauer, Alexander Linner, Nenad Marinkovi ´ c,<br />
Thomas Palfner, Viktor Saxinger, Martin Schranz<br />
Bass: Alexander Arbeiter, Istvan Ban, Stefan Dolinar,<br />
Peter Goldner, Peter Kövari, Marcell Krokovay,<br />
Michal Kucharko, Daniel Mair, Guy Putz, Severin Prassl,<br />
Andreas Werner, Martin Zeller<br />
157
Solisten des Züricher Balletts<br />
UNTER SEINEM DIREKTOR UND CHEFCHOREOGRAPHEN<br />
Heinz Spoerli ist das Züricher Ballett seit 1996 zu einer der<br />
meistbeachteten und angesehensten Ballettcompagnien Europas<br />
geworden und bereist unter stetigem Zuspruch von Publikum<br />
und Presse zahlreiche Länder der Erde. Fünfzig Spitzentänzer<br />
und Ausnahmebegabungen aus 24 Nationen gehören der Ballettcompagnie<br />
der Oper Zürich an: „Die ganze Welt tanzt auf der<br />
Zürcher Bühne.“<br />
Um die Basis seiner Kompanie zu verbreitern, stellte Heinz<br />
Spoerli das Junior Ballett für junge Tänzer auf die Beine. Im<br />
Jahre 2007 zählte Spoerlis Züricher Ballett 56 Tänzer (und damit<br />
19 mehr als 1996 bei Spoerlis Züricher Start): 37 in der Hauptkompanie,<br />
15 bei den Junioren; dazu kommen vier Eleven.<br />
Concentus Musicus Wien<br />
ALS ORIGINALKLANGENSEMBLE DER ERSTEN STUNDE HAT<br />
der Concentus Musicus Wien der historischen Aufführungs praxis<br />
und ihrer Erfolgsgeschichte den Weg geebnet. Gegründet wurde<br />
das Orchester 1953 von Nikolaus Harnoncourt, der das Ensemble<br />
bis 1987 vom Cello aus leitete und bis heute künstlerischer Leiter<br />
ist. „Die Musik jeder Epoche kann mit den Klangmitteln ihrer Zeit<br />
am lebendigsten dargestellt werden“, lautet Harnoncourts Credo.<br />
Mehr als vier Jahre lang verbrachten die Musikerinnen und<br />
Musiker des Ensembles zunächst ausschließlich mit Probenarbeit,<br />
feilten am Klangbild und einer adäquaten Interpretation<br />
barocker und vorbarocker Werke, bis sie 1957 im Wiener Palais<br />
Schwarzenberg erstmals an die Öffentlichkeit traten.<br />
Das Ereignis fand rasch seine Fortsetzung: mit jährlichen<br />
Konzertzyklen in Wien, Gastspielreisen (ab 1960) und einer<br />
Vielzahl von Schallplatteneinspielungen. Zu den vielen spektakulären<br />
Projekten des Concentus Musicus Wien zählt u. a. die<br />
Gesamtaufnahme aller Bach’schen Kantaten, die zwischen 1970<br />
158
und 1990 entstand und mit einem Gramophone Award ausgezeichnet<br />
wurde.<br />
Auch mit Operneinspielungen und -aufführungen ist das<br />
Ensemble hervorgetreten: Erwähnt seien zum Beispiel Mozarts<br />
„Lucio Silla“ und „Il re pastore“, Haydns „Armida“, Purcells „King<br />
Arthur“ zu den Salzburger Festspielen und „The Fairy Queen“<br />
oder Monteverdis „Orfeo“, außerdem zahlreiche Oratorien von<br />
Georg Friedrich Händel. Zuletzt erschien die bei der styriarte<br />
2005 eingespielte CD mit Haydns „Orlando Paladino“ und 2006<br />
kam eine Einspielung der „Zaïde“ Mozarts auf den Markt. 2007<br />
kam eine Einspielung von Bachs Weihnachtsoratorium dazu.<br />
Das Repertoire des Concentus Musicus spannt sich heute von<br />
der Renaissance bis zu Haydn und Mozart, es umfasst gleichermaßen<br />
geistliche und weltliche Werke. Konzertmeister in der<br />
Nachfolge von Alice Harnoncourt ist Erich Höbarth, für den<br />
Continuo an Cembalo und Orgel sorgt Herbert Tachezi.<br />
Die Besetzung:<br />
Violinen: Erich Höbarth (Konzertmeister),<br />
Maria Bader- Kubizek, Andrea Bischof, Christian Eisenberger,<br />
Editha Fetz, Annelie Gahl, Alice Harnoncourt, Silvia Iberer,<br />
Barbara Klebel-Vock, Veronika Kröner, Ingrid Loacker,<br />
Anita Mitterer, Peter Schoberwalter jun.,<br />
Peter Schoberwalter sen., Christian Tachezi, Irene Troi<br />
Violen: Ursula Kortschak, Gerold Klaus, Lynn Pascher,<br />
Herlinde Schaller, Dorle Sommer<br />
Violoncelli: Herwig Tachezi (Continuo), Dorothea Schönwiese,<br />
Peter Sigl<br />
Kontrabässe: Edi Hruza, Andrew Ackerman, Hermann Eisterer<br />
Oboen: Hans-Peter Westermann, Marie Wolf<br />
Flöten: Michael Schmid-Castorff, Reinhard Czasch<br />
159
Klarinetten: Wolfgang Meyer, Alvaro Iborra<br />
Fagotte: Milan Turkovi´c, Eleanor Froelich<br />
Hörner: Glen Borling, Edward Deskur. Sandor Endrödy,<br />
Michel Gasciarino<br />
Trompeten: Andreas Lackner, Herbert Walser<br />
Posaunen: Othmar Gaiswinkler, Johannes Fuchshuber,<br />
Josef Ritt<br />
Pauken: Dieter Seiler<br />
Cembalo: Herbert Tachezi<br />
Produktionsfotos: Werner Kmetitsch<br />
Die styriarte dankt der Internationalen Stiftung Mozarteum<br />
Salzburg für die Zurverfügungstellung der Übersetzung des<br />
Idomeneo-Textbuches für die weitere Verwendung.<br />
160
Sporgasse 22<br />
bei<br />
MODE AM HOF
Reisen mit Kultur<br />
Reisebüro LOGOS, Schießstattgasse 4, A-8010 Graz<br />
Tel. 0316 / 81 12 25, Fax. 0316 / 81 67 94
HAUS DER KUNST
Haltung<br />
HIMMER, BUCHHEIM & PARTNER<br />
Mit Rückgrat geschrieben.<br />
Erhobenen Hauptes gelesen.<br />
4 Wochen gratis lesen:<br />
derStandard.at/Abo<br />
oder 0810/20 30 40<br />
Die Zeitung für Leserinnen
DIE VIELEN SEITEN DES Ö1 CLUB. DIESMAL:<br />
© GRAZ TOURISMUS/HARRY SCHIFFER<br />
EINER UNSERER CLUBRÄUME.<br />
Ö1 CLUB-MITGLIEDER<br />
ERHALTEN BEI DER STYRIARTE<br />
VOM 27.6. BIS 27.7.2008<br />
10% ERMÄSSIGUNG AUF<br />
AUSGEWÄHLTE VERANSTALTUNGEN.<br />
(ALLE Ö1 CLUB-VORTEILE<br />
FINDEN SIE IN OE1.ORF.AT.)<br />
Ö1 GEHÖRT GEHÖRT.<br />
Ö1 CLUB GEHÖRT ZUM GUTEN TON.