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Propädeutik Reptilien und Amphibien - Vetstudy

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<strong>Propädeutik</strong><br />

<strong>Reptilien</strong> <strong>und</strong> <strong>Amphibien</strong><br />

Klinik für Vögel, <strong>Reptilien</strong>,<br />

<strong>Amphibien</strong> <strong>und</strong> Fische<br />

Sabine Jäger


<strong>Reptilien</strong> <strong>und</strong> <strong>Amphibien</strong><br />

sind Wildtiere !!


<strong>Reptilien</strong>haltung –<br />

• v. a. Hobbyhaltung<br />

warum?<br />

• Giftschlangen auch zur Giftgewinnung


<strong>Amphibien</strong>haltung –<br />

warum?<br />

• physiologische Experimente (heute<br />

Ausweichmodelle z.B. Computer)<br />

• Schwangerschaftsdiagnostik (heute<br />

direkter Nachweis von HCG im Harn)<br />

• genetische, gentechnische,<br />

neurologische, pharmazeutische<br />

Forschung


<strong>Amphibien</strong>haltung –<br />

warum?<br />

• Hobby-Haltung<br />

• Nahrungsquelle (v.a. Südostasien,<br />

Europa, USA)


Der <strong>Reptilien</strong>patient<br />

Viele Erkrankungen sind<br />

Haltungsbedingt!<br />

fehlerhafte Haltung → Stress<br />

→ Immunsuppression


I. Anamnese


• Spezies<br />

Anamnese


Klasse der <strong>Reptilien</strong><br />

• > 8000 Arten<br />

• 3 Ordnungen:<br />

1. Squamata (7615 Spezies; Echsen,<br />

Schlangen, Schleichen, Brückenechse)<br />

2. Chelonia (302 Spezies; Schildkröten)<br />

3. Crocodylia (23 Spezies)


Iguana iguana (grüner Legua


Pogona vitticeps (Bartagame)


Phelsuma ornata (Ornament Taggekko)


Boa constrictor


Cryptodira (Halsberger):<br />

Griechische Landschildkröte<br />

(Testudo hermanni boettgeri)


Pleurodira (Halswender)<br />

Chelodina longicollis (Austr. Schlangenhals-SK)


Alligator mississipiensis<br />

Caiman crocodylus<br />

Crocodylus jonstoni


Klasse der <strong>Amphibien</strong><br />

• > 4000 Arten<br />

• 3 Ordnungen:<br />

1. Blindwühlen<br />

2. Schwanzlurche<br />

3. Froschlurche


Anamnese<br />

• Spezies<br />

• Herkunft (Wildfang oder Nachzucht)<br />

• Alter, wie lange im Besitz


Quelle: Erkrankungen der <strong>Amphibien</strong> von Frank Mutschmann


Anamnese<br />

• Spezies<br />

• Herkunft (Wildfang oder Nachzucht)<br />

• Alter, wie lange im Besitz<br />

• Terrarium (Ausstattung)/Freilandhaltung<br />

• Temperatur<br />

• Photoperiode, Lichtqualität<br />

• Fütterung (Qualität,Quantität)<br />

• Luftfeuchtigkeit


Anamnese<br />

• Wasser (Schale/Becken, Versprüht)<br />

• Kot- <strong>und</strong> Urinabsatz<br />

• Weitere Tiere im Bestand<br />

• Quarantäne<br />

• Frühere Probleme im Bestand<br />

• Häutung<br />

• Warum wird das Tier vorgestellt?


II. Allgemeine Untersuchung


Adspektion<br />

• Verhalten / Haltung<br />

• Ernährungszustand (EZ)<br />

• Hydratationszustand


deutlich<br />

geschwächter<br />

Leguan


s-förmige Haltung<br />

bei Schlangen<br />

→ Abwehrhaltung


Dreieckige Körperform<br />

Wirbelsäule tritt hervor<br />

→ schlechter EZ


eingefallene, faltige seitliche<br />

Bauchwand → Exsikkose


Exsikkose <strong>und</strong> Kachexie


Tigersalamander (Ambystoma tigrinum)<br />

in Abwehrstellung (Schwanzschlagen,<br />

Vorderkörper hoch gestreckt)


Pfeilgiftfrosch (Minyobates minutus)<br />

in Schockstellung


Unken-reflex<br />

Rotbauchunke<br />

(Bombina<br />

bombina)


Adspektion<br />

• Haut (Verfärbung, Umfangsvermehrung,<br />

Verletzungen, Parasiten)<br />

• Augen (Schwellung, Rötung, Trübung,<br />

Verklebungen, Brille)<br />

• Atmung (Frequenz, Tiefe, Exsudat an<br />

Nase oder Trachealöffnung)


Körpermaße<br />

• Größe bzw. Länge<br />

• Gewicht


Fixation von <strong>Reptilien</strong><br />

• je nach Art unterschiedlich<br />

• bei Biß abgebrochene Zähne<br />

entfernen <strong>und</strong> gut desinfizieren


Fixation von Echsen<br />

• mit einer Hand Vorderbeine <strong>und</strong> Kopf fixieren<br />

• mit der anderen Hand Knie seitlich an den<br />

Schwanzansatz drücken<br />

• Vorsicht vor Verletzungen der Haut z.B. bei Gekkos<br />

• auf Schwanz achten<br />

(Verletzungsgefahr für Tier <strong>und</strong> Mensch)<br />

• niemals nur am Schwanz fixieren !!


Adspektion der Kloake


Vorsicht vor „Schockhäutung“ bei Geckos


Fixation von Schlangen<br />

• immer als erstes den Kopf fixieren<br />

• evtl. Schlangenhaken benutzen<br />

• an mindestens zwei Punkten fixieren<br />

• bei Riesenschlangen mehrere Personen<br />

nötig (1 Pers. / m)<br />

• kein Handling von Giftschlangen<br />

ohne ausreichende Fachkenntnis <strong>und</strong><br />

vorhandenem Antiserum!!!


Kopf mit Schlangenhaken<br />

am Boden fixieren<br />

danach Kopf mit der Hand<br />

greifen


• Schlange an<br />

mindesten zwei<br />

Punkten fixieren<br />

• niemals<br />

Schlange um<br />

den Hals legen<br />

• vom Schwanz<br />

aus „entwinden“


Fixation von Schildkröten<br />

• Landschildkröten (LSK)<br />

– mit beiden Händen seitlich<br />

• Wasserschildkröten (WSK)<br />

– von hinten zwischen den Beinen


Vorsicht:<br />

Tiere beißen <strong>und</strong> haben<br />

u.U. scharfe Krallen


Fixation von <strong>Amphibien</strong><br />

• nur mit Handschuhen anfassen<br />

(Hautdrüsensekrete!!)


Fixation von <strong>Amphibien</strong><br />

• nur mit Handschuhen anfassen<br />

(Hautdrüsensekrete!!)<br />

• teilweise kaum möglich, da Tiere zu<br />

klein


Eleutherodactylus limbatus<br />

(Kuba) 0,85 – 1,2 cm lang


Fixation<br />

• nur mit Handschuhen anfassen<br />

(Hautdrüsensekrete!!)<br />

• teilweise kaum möglich, da Tiere zu<br />

klein<br />

• evtl. auf feuchter Schaumstoffmatte<br />

mit feuchtem Tuch fixieren


Abwehrreaktionen bei<br />

<strong>Reptilien</strong><br />

• Kot- <strong>und</strong> / oder Urinabsatz (auffangen für<br />

weitere Untersuchung)<br />

• Beißen (Schlangen, Echsen, WSK)<br />

• Einziehen von Kopf <strong>und</strong> Gliedmaßen bei<br />

Schildkröten (v.a. LSK)<br />

• Schwanzschlagen (Leguan)


Verhalten bei Schlangenbiß<br />

zum Lösen der Schlange:<br />

• Kopf der Schlange unter Wasser halten<br />

• Heiße Flüssigkeit auf Maul geben<br />

• nach caudal geneigte Zähne!! (erst<br />

tiefer rein <strong>und</strong> Maul weiter öffnen, dann<br />

raus)<br />

• Bißstelle gut desinfizieren, evtl.<br />

Antibiose nötig


Abwehrmechanismen bei<br />

<strong>Amphibien</strong><br />

• Hautsekrete<br />

– Neurotoxine<br />

– Antibiotisch wirksame Substanzen<br />

– schmerzstillende Substanzen


Abwehrreationen bei<br />

<strong>Amphibien</strong><br />

•Beißen<br />

• Harnabsatz (Auffangen für Untersuchung)<br />

• Schockreaktion / Totstellen<br />

• Unkenreflex<br />

• Schwanzschlagen in Abwehrstellung<br />

• Autotomie (Schwanzabwerfen)


• Adspektion<br />

Öffnen der Maulhöhle<br />

• Abstrich für weitere Untersuchung<br />

(bakteriologisch / mykologisch / virologisch)<br />

• Zwangsernährung<br />

• Öffnen der Maulhöhle mit Hilfe eines<br />

Holzspatels (geringe Verletzungsgefahr für<br />

das Tier)


Adspektion der<br />

Trachealöffnung


Fixieren des<br />

Kopfes zur<br />

Untersuchung<br />

Vorsicht bissig!!


III. Spezielle Untersuchung


Parasitologie<br />

• Kotuntersuchung<br />

(Nativpräparat, Flotation)<br />

– möglichst frischer, feuchter Kot<br />

• Kloakenspülprobe<br />

(Epithelzellen, Blutzellen, Flagellaten, etc.)


Kloakenspülprobe


Abstriche<br />

• Rachen (R/A)<br />

• Kloake (R)<br />

• Auge (R)<br />

• Haut (R/A)


Bildgebende Verfahren<br />

• Röntgen (R/A)<br />

• Ultraschall (R/A)<br />

• Endoskopie (R/A?)


Röntgen<br />

• immer zwei Ebenen<br />

• bei Schlangen abschnittweise


Hände immer abdecken <strong>und</strong><br />

außerhalb des Primärstrahls!


Ochsenfrosch l/l<br />

(Leptodactylus pentadactylus)


Ochsenfrosch<br />

v/d


trächtiger Alpensalamander v/d<br />

(Salamandra atra)


Blutuntersuchung<br />

• Blutbild<br />

• Blutchemie (Leber-, Nierenwerte)<br />

– Referenzwerte???<br />

• Serologische Untersuchung auf<br />

virusspezifische Antikörper


Blutentnahme <strong>Reptilien</strong><br />

• Schildkröte:<br />

– dorsale Schwanzvene, Jugularvene,<br />

(Herzpunktion)<br />

• Echse:<br />

– ventrale Schwanzvene<br />

• Schlange:<br />

– ventrale Schwanzvene, (Herzpunktion)


Blutentnahme bei<br />

<strong>Amphibien</strong><br />

• evtl. Narkose nötig (bei sehr wehrhaften<br />

Tieren)<br />

• Punktion des Lingualplexus<br />

• Froschlurche: Punktion der medianen<br />

Abdominalvene<br />

• Schwanzlurche: zusätzlich auch<br />

ventrale Schwanzvene möglich (nicht<br />

bei Arten, die zur Autotomie neigen!!!!)


Blutentnahme<br />

bei einer Kröte<br />

(Bufo<br />

melanostictus)


Blutuntersuchung<br />

• Blutbild<br />

• Blutparasitologie<br />

• Blutchemie: fehlende Referenzwerte,<br />

stark schwankende „Normalwerte“ in<br />

Abhängigkeit von Entwicklungs- <strong>und</strong><br />

Reproduktionsstadium


Medikamentenapplikation<br />

• Nieren-Pfortader-Kreislauf<br />

→ Injektionen in vordere Körperhälfte


Medikamentenapplikation<br />

• <strong>Reptilien</strong> <strong>und</strong> <strong>Amphibien</strong>:<br />

– per oral (p.o.)<br />

– subcutan (s.c.)<br />

– intraperitoneal (i.p.)<br />

– intramuskulär (i.m.)<br />

• <strong>Amphibien</strong> zusätzlich:<br />

– perkutan (abh. von der Spezies)<br />

– perkloakal<br />

– intravasal


Orale Medikation <strong>und</strong><br />

Zwangsernährung<br />

• Schl<strong>und</strong>sonde / Knopfkanüle<br />

– Hals muß gerade ausgestreckt sein<br />

– präparierte Futtertiere, v.a. stressanfällige<br />

Arten (A)<br />

• Oesophagussonde (R)<br />

– gute Fixation der Sonde nötig<br />

– nur bei längerfristiger Zwangsernährung


Subkutane Injektion<br />

<strong>Reptilien</strong><br />

• Schildkröten<br />

– Kniefalte<br />

• Echsen <strong>und</strong> Schlangen<br />

– cranial an der seitlichen Bauchwand


Intramuskuläre Injektion<br />

<strong>Reptilien</strong><br />

• Schildkröten <strong>und</strong> Echsen<br />

– Muskulatur des Vorderbeines<br />

(Oberarm)<br />

• Schlangen<br />

– Rückenmuskulatur


Medikamentenapplikation<br />

• subkutan:<br />

– nicht bei Froschlurchen (wegen<br />

Lymphsystem unter der Haut)<br />

– seitlich im vorderen Körperdrittel<br />

• intramuskulär:<br />

– Oberarmmuskulatur


Medikamentenapplikation<br />

• perkutan:<br />

– Salbe<br />

– Puder<br />

–Bad<br />

– beträufeln


Medikamentenapplikation<br />

• intravasal:<br />

– bei Froschlurchen<br />

– v.a. dorsale Lymphsäcke<br />

• intraperitoneal<br />

(nur sehr vorsichtig)


Intravasale Injektion in den<br />

dorsalen Lymphsack


Literatur<br />

• <strong>Amphibien</strong>propädeutik:<br />

– Frank Mutschmann<br />

Erkrankungen der <strong>Amphibien</strong><br />

– www.pfeilgiftfrosch.info<br />

– www.tropenfroesche.de

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