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IRRTUM 7:<br />
In der Antike speiste man<br />
ganz entspannt im Liegen<br />
Die Vorstellung, seinen Körper über mehrere Stunden einseitig auf eine<br />
Liege zu betten, gestützt auf den linken Unterarm, während mit den<br />
Fingern der rechten Hand köstliche, in handliche Happen geschnittene<br />
Speisen genossen und Unmengen von Wein aus flachen Trinkschalen<br />
in sich hineingeschüttet werden – diese Vorstellung mag dem einen<br />
oder anderen von uns Heutigen einen wohligen Schauer erzeugen. Die<br />
meisten jedoch würden diese antiquierte Form der Tischsitte, wollten<br />
sie einen Versuch wagen, vermutlich nicht allzu lange durchhalten.<br />
Liegt es an unseren modernen Wohlstandsleibern, dass wir einem Gelage<br />
im wörtlichen Sinne nichts Rechtes mehr abzugewinnen vermögen?<br />
Oder sind die Nachrichten aus dem Altertum, die uns weismachen<br />
wollen, der antike Mensch habe sich grundsätzlich zum Zwecke<br />
der Nahrungsaufnahme zu Tisch gelegt, übertrieben?<br />
Die alten Griechen erweisen sich als recht knauserig in der Schilderung<br />
ihrer Sitten und Gebräuche bei Tisch. Wir hören davon in den<br />
homerischen Epen, in den dramatischen Werken des klassischen Hellas<br />
und gelegentlich in Geschichtswerken und philosophischen Abhandlungen.<br />
Am ausführlichsten schildert um 300 n. Chr. Athenaios<br />
von Naukratis das Alltagsleben seiner griechischen Vorfahren, indem<br />
er zahlreiche Schriften der Altvorderen zitiert. Dabei konzentriert er<br />
sich notgedrungen auf eine bestimmte soziale Schicht – die Reichen,<br />
Vornehmen, die in der Lage waren, Schriftliches zu hinterlassen oder<br />
als Staatsmänner Geschichte zu machen. Mobiliar und Brauch der