Lacht da wer? - Mediaculture online
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kehren zur alten Liebe, wie in Til Schweigers Ko kowääh (2011), wie in tausendundeiner<br />
der Fernseh-RomComs.<br />
new muSical exceSS. Die deutsche Film komödie dieser Jahre scheint ihren<br />
musika lischen Echoraum verloren zu haben. Bislang war es noch immer gelungen,<br />
die jeweils neu este Strömung der Popmusik (und ihrer Mo de) in <strong>da</strong>s Format der<br />
deutschen Filmkomödie zu integrieren, Beat, Disco, Neue deutsche Welle, noch die<br />
Neo Volksmusik von Gruppen wie Haindling konnte in die Regionalkomödie integriert<br />
<strong>wer</strong>den.<br />
Einer der Kniffe von Simon Verhoevens beiden Männerherzen-Filmen (2009, 2011),<br />
ein Ensemble-Plot um fünf sehr unterschied liche Männer, die sich in einem Fitnessstudio<br />
treffen, ist die Schlüsselrolle eines (schwulen) Schlagersängers, der mit seinem<br />
Idiom hadert und ihm zugleich verfallen ist. Die Krise der Popmusik spiegelt sich auch<br />
in der Krise des komischen Films; was bleibt, sind Reflexi onen der Freizeit-Eventkultur<br />
und Feuer, Eis & Dosenbier. Und lassen wir uns nicht von einem Soloalbum irritieren:<br />
Es ist offensicht lich «Musikalität», die der deutschen Filmko mödie fehlt.<br />
mulTiKulTi, ODer waS? Nach wie vor zu den populärsten Subgenres der<br />
deutschen Filmkomödie gehören die meist urbanen Cul ture-Clash-Filme. Kulturelle,<br />
reli giöse und an dere Brüche in der deutschen Gesellschaft <strong>wer</strong>den zugleich sichtbar<br />
und ad absurdum geführt – am Ende entsteht ein neues Heimat gefühl. Die Groteske<br />
entsteht zwischen Ableh nung, Anpassung und «Simulation»: So wie in Dani Levis<br />
Alles auf Zucker! (2004) <strong>da</strong>s «Jüdische» gespielt <strong>wer</strong>den muss, wird in Fa tih Akins<br />
Soul Kitchen (2009) <strong>da</strong>s Migran tische in der Subkultur aufgelöst.<br />
Dass <strong>da</strong>s Format der Multikultikomödie noch nicht ausgereizt ist, demonstrierten<br />
in diesem Jahr die Schwestern Yasemin und Nes rin Samdereli mit Almanya –<br />
Willkommen in Deutschland, zweifellos ein Feelgoodmo vie mit einer raren Eigenschaft,<br />
der Leichtig keit.<br />
KriSenfilme. Die Verhältnisse <strong>wer</strong>den här ter, die Schere zwischen Arm und Reich<br />
geht weiter auseinander, all <strong>da</strong>s hört man Tag für Tag und erlebt es womöglich am<br />
eigenen Leib. Mit kein Science Fiction (2003, Franz Mül ler) gelang eine durchaus<br />
treffliche Satire auf die Vertreter des neuen «Coaching»-Business. Was <strong>da</strong>gegen dem<br />
deutschen Film sehr, sehr selten gelingt, <strong>da</strong>s ist, Sympathie mit den Ver lierern in<br />
der Komödienform auszudrücken – am ehesten vielleicht noch in der Tradition des<br />
schieflaufenden Coups in Gaunerkomö dien wie Bang Boom Bang. Es scheint, als<br />
müsste sich die deutsche Filmkomödie mit dem Nebenziel der sozialen Versöhnung<br />
so manisch beschäftigen, <strong>da</strong>ss sie ihr Hauptziel, die Reaktion auf die gesellschaftlich<br />
produ zierte Absurdität, verpasst.<br />
Dass man nur mit Betrug weiterkommt (Viktor Vogel – Commercial Man), <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s<br />
Business die Romantik bedroht (Workaho lic) oder <strong>da</strong>ss es eine neoliberale Variante<br />
von She Married Her Boss geben muss – logisch. Doch selbst in Deutschland tritt<br />
neben <strong>da</strong>s fade Männermodell à la Til Schweiger und Männerherzen (Supermann<br />
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