PDF-Fassung - Advent-Verlag Lüneburg
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Extra<br />
<strong>Advent</strong>echo<br />
ADVENTECHO-EXTRA ist ein Angebot für alle Leserinnen und Leser,<br />
die sich vor allem für theologische Fragen und Themen interessieren.<br />
Diese Sonderbeilage erscheint drei- bis viermal jährlich.<br />
EINHEIT – das<br />
unveränderliche<br />
Kennzeichen<br />
der Gemeinde Jesu<br />
Die Einheit der weltweiten<br />
Gemeinde stützt<br />
sich im Wesentlichen<br />
auf vier Faktoren, die<br />
für Gottes Werk zeitlose<br />
Bedeutung haben<br />
FEBRUAR 2002 · ADVENTECHO-EXTRA<br />
Durch Paulus definiert Gott<br />
die Gemeinde als „Leib“<br />
Christi (Eph 1,22.23), der<br />
„zusammengefügt ist und<br />
ein Glied am andern hängt<br />
durch alle Gelenke, wodurch<br />
jedes Glied das andere unterstützt<br />
…“ Die Gemeinde ist eine quantitative<br />
und qualitative Einheit.<br />
Als echte Einheit kann die Gemeinde<br />
weder multipliziert noch dividiert werden.<br />
Das Multiplizieren würde ihre Identität<br />
zerstören, denn wenn sie zu groß<br />
würde, wäre sie nichts Besonderes mehr.<br />
Wenn sie in unabhängige Sektionen geteilt<br />
würde, wäre ihre globale Einheit dahin.<br />
Wenn jeder Teil sich selbstständig<br />
machte, hörte die ganze Weltgemeinde<br />
auf, einheitlich zu handeln. Damit würde<br />
die Weltgemeinde auch aufhören zu existieren.<br />
Kongregationalistische Gemeinschaften<br />
zum Beispiel, bei denen jede<br />
Ortsgemeinde ohne Verbindung mit den<br />
anderen Gemeinden handelt, haben keine<br />
universale Organisation, die sie zu einer<br />
Einheit integriert.<br />
Die gesamte Bibel, besonders das Neue<br />
Testament, lehrt eine unumstößliche Einheit.<br />
Ohne Einheit hört die Gemeinde auf,<br />
Gemeinde zu sein. Sie würde ihre Identität<br />
verlieren und könnte die besondere Aufgabe,<br />
die Gott selbst ihr für die Endzeit anvertraut<br />
hat, nicht erfüllen.<br />
Im Neuen Testament gibt es vier Abschnitte,<br />
die die Einheit der Gemeinde<br />
und ihre verschiedenen Aspekte deutlich<br />
erklären.<br />
Einheit durch Integration<br />
Zunächst resultiert die Einheit der Gemeinde<br />
aus ihrer Integration in der Person<br />
Christi (Jo 17, 20-26). Christus ist das wesentliche<br />
integrierende oder vereinende<br />
Element der Gemeinde. Ohne Christus<br />
gibt es keine Einheit. Die Einheit durch<br />
Christus ist keine Einheit mit einem Pluralismus<br />
in der Lehre. Sie lässt keine individuellen<br />
Vorstellungen zu, die trennend<br />
wirken. Echte christliche Einheit kann nur<br />
Einheit durch Integration sein. Bei der<br />
wahren christlichen Einheit überwindet<br />
die Verschiedenheit ihre normale Zentrifugalkraft,<br />
um sich in der Einheit zu konzentrieren,<br />
die die verschiedenen Sichtweisen<br />
in einer vereint, sodass die Unterschiede<br />
verschwinden und Einheit regiert.<br />
In seinem hohepriesterlichen Gebet bezieht<br />
sich Christus auf diese Art von Einheit.<br />
Seine Nachfolger, die ohne ihn so<br />
unterschiedlich sind, verzichten auf ihre<br />
Unterschiedlichkeit, um eins zu werden.<br />
Christus betet für seine Jünger und alle<br />
Gläubigen (also für die universelle Gemeinde),<br />
„damit sie alle eins seien … in<br />
uns …“ (Vers 21), das heisst im Vater und<br />
in Christus. Gemeint ist eine ähnliche Einheit<br />
wie die zwischen dem Vater, dem<br />
Sohn und dem Heiligen Geist (Eph 4,3).<br />
Was die Beziehung der Trinität – des<br />
Vaters, des Sohnes und des Heiligen Gei-<br />
I
stes – zueinander betrifft,<br />
so gibt es keine<br />
Autonomiebestrebungen,<br />
individuellen<br />
Vorhaben und auch<br />
keine Verfolgung individueller<br />
Interessen.<br />
Jedes Mitglied der Trinität<br />
handelt so in<br />
Übereinstimmung mit<br />
den anderen, dass eine<br />
Trennung zwischen ihnen undenkbar ist.<br />
Dasselbe kann man von der Einheit ihres<br />
Handelns gegenüber den Menschen sagen.<br />
Einheit durch Integration hat intensive<br />
missionarische Konsequenzen. Christus<br />
betete, „damit sie alle eins seien“, damit<br />
„die Welt glaube“ (Jo 17,21). Wenn die<br />
Unterschiede betont werden, geht die Einheit<br />
verloren, doch ohne Einheit ist die<br />
Gemeinde nicht mehr Gemeinde. Sie handelt<br />
gegen ihre Aufgabe des Wachstums<br />
sowohl der Mitgliederzahlen als auch der<br />
Qualität ihrer christlichen Erfahrung.<br />
Einheit durch Veränderung<br />
WENN DIE<br />
UNTERSCHIEDE<br />
BETONT WERDEN,<br />
GEHT DIE EINHEIT<br />
VERLOREN, DOCH OHNE<br />
EINHEIT IST DIE<br />
GEMEINDE NICHT<br />
MEHR GEMEINDE.<br />
SIE HANDELT GEGEN<br />
IHRE AUFGABE, ZU<br />
WACHSEN<br />
Zweitens geschieht die Einheit durch<br />
Erneuerung (Rö 12,1-21). Hierbei handelt<br />
es sich nicht um eine rein formale Erneuerung,<br />
die keinen Fortschritt im Verständnis<br />
bringt. Im Gegenteil: Diese Veränderung<br />
erneuert und belebt unser Denken.<br />
Die zahlreichen Mitglieder mit ihren<br />
unterschiedlichen Gaben und ihrer Vielfalt<br />
an Funktionen, die den „Leib“, die Gemeinde,<br />
bilden, können alle durch radikale<br />
Erneuerung integriert werden. Das<br />
egozentrische Denken muss in eine völlige<br />
Hingabe an Gott, ein lebendiges Opfer<br />
verwandelt werden (Verse 1.2). Persönliche<br />
Wertigkeiten müssen sich in einem<br />
vernünftigen Rahmen halten („… daß niemand<br />
mehr von sich halte,, als sich’s gebührt<br />
zu halten…“, Vers 3). Die Veränderung<br />
bezieht sich auch darauf, Talente<br />
sorgfältig einzusetzen, große Begeisterung<br />
für den Dienst für Gott zu entwickeln<br />
(Vers 11), persönliche Beziehungen ohne<br />
Hintergedanken zu pflegen, sich nicht<br />
selbst für weise zu halten und mit jedermann<br />
in Frieden zu leben (Verse 16 und<br />
17). Die Erneuerung des Denkens, die Angleichung<br />
der Gedanken<br />
an das Denken<br />
Christi (1 Ko 2,16) und<br />
die Erfahrung der Versöhnung<br />
(Rö 5,1-11;<br />
Kol 1,21-23) gehören<br />
in den Schriften des<br />
Paulus zusammen. Sie<br />
bewirken bei einem<br />
wahren Christen den<br />
Frieden echter Rechtfertigung<br />
durch den Glauben und ein missionarisches<br />
Leben, dass ohne Vorbehalte<br />
dem Dienst der Versöhnung gewidmet ist<br />
(2 Ko 5,18.19). Die Einheit der Gemeinde<br />
ist die gemeinsame Erfahrung der „neuen<br />
Kreaturen“, der wieder geborenen Christen.<br />
Obwohl die Erfahrung der Wiedergeburt<br />
eine sehr persönliche Erfahrung ist,<br />
muss sie doch auch zur gemeinsamen Erfahrung<br />
der Gemeinde werden. Was jedes<br />
Mitglied auslebt, muss auch in den Aktivitäten<br />
der organisierten Gemeinde und<br />
in ihren Organisationsstrukturen sichtbar<br />
werden. Haltungen und Entscheidungen,<br />
die Stolz, Unabhängigkeit, Separatismus,<br />
die Tendenz zum Konflikt oder die Suche<br />
nach einem Weg, der sich vom Rest der<br />
Gemeinde unterscheidet, zur Folge haben,<br />
stehen im Widerspruch zur Erneuerung<br />
des Einzelnen und zerstören die Einheit.<br />
Manchmal machen wir den Fehler zu<br />
meinen, dass Bekehrung und geistliche Erneuerung<br />
nur mit dem Leben von Individuen<br />
zu tun hätten (und besonders mit ihrer<br />
ganz persönlichen christlichen Lebenspraxis)<br />
und dass Institutionen oder Organisationen<br />
der Gemeinde sich nicht<br />
bekehren und nicht geistlich wachsen<br />
müssten. Diese Vorstellung ist eine Auswirkung<br />
des westlichen Individualismus,<br />
der soziale Werte und die Erfahrung der<br />
Gemeinschaft nicht anerkennt. Obwohl<br />
es so etwas wie eine kollektive Persönlichkeit<br />
nicht gibt, gibt es eine gemeinschaftliche<br />
Verantwortung und eine soziale Integration,<br />
die die Aktionen und das Auftreten<br />
der Gemeinde bestimmen.<br />
Einheit durch den Geist<br />
Drittens kommt die Einheit durch den<br />
Geist (1 Ko 12,1-31). Wie können Vielfalt<br />
und Verschiedenheit in Einheit zusammenwirken?<br />
Paulus beantwortet diese Frage<br />
im 12. Kapitel des 2. Korintherbriefes,<br />
besonders im Hinblick auf die Vielfalt von<br />
Gaben, Diensten und Aktionen und die<br />
Unterschiedlichkeit von Gemeindegliedern<br />
(Verse 4-6,14). Er betont, dass der<br />
Leib eine Einheit ist, und obwohl jedes<br />
Glied verschieden ist, sind wir als Gemeinde<br />
der „Leib Christi“ (Verse 20.27). Es<br />
gibt nur „einen Leib“ (Vers 12).<br />
Die Einheit der Gemeinde ist eine geistliche<br />
Einheit, sie wird durch den Heiligen<br />
Geist gewirkt. Wir erreichen sie nicht<br />
durch guten Willen, Zustimmung, Abstimmung,<br />
Entgegenkommen oder Kompromisse.<br />
Der Heilige Geist wirkt die Einheit<br />
als echte Integration der Gemeindeglieder<br />
zum Aufbau der Gemeinde.<br />
Keine Einzelperson, keine Gruppe<br />
(auch wenn sie sich unabhängig oder<br />
selbst unterhaltend nennt), und auch keine<br />
Dienststelle der Gemeinschaft hat das<br />
Recht, in der Gemeinde nach eigenem<br />
Gutdünken und unabhängig von der Gesamtheit<br />
Funktionen auszuüben, Verantwortung<br />
zu übernehmen, Regeln einzuführen<br />
oder Autorität auszuüben. Gott<br />
entscheidet diese Fragen durch die Gemeinde.<br />
„Und Gott hat in der Gemeinde<br />
eingesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten,<br />
drittens Lehrer, dann Wundertäter,<br />
dann Gaben, gesund zu machen, zu<br />
helfen, zu leiten und mancherlei Zungenrede.“<br />
(Vers 28) Paulus setzt auf seine Liste<br />
im Epheserbrief noch Evangelisten und<br />
Pastoren (Eph 4,11). Nur die Gemeinde als<br />
gemeinschaftliche Autorität oder Einheit,<br />
die durch den Heiligen Geist zusammengefügt<br />
ist und der Offenbarung Gottes<br />
folgt, kann diese Vollmachten ausüben<br />
und entscheiden, wie solche Funktionen<br />
eingesetzt werden sollen.<br />
Die Gemeinschaftsautorität der Gemeinschaft<br />
der Siebenten-Tags-<strong>Advent</strong>isten<br />
wird durch die Vollversammlung der<br />
Generalkonferenz ausgeübt. Während dieser<br />
Zeit handelt die Gemeinde als Einheit<br />
unter dem Einfluss des Heiligen Geistes.<br />
Ihre Entscheidungen müssen alle Ebenen<br />
der Gemeindeorganisation in der ganzen<br />
Welt umfassen, sodass die Gemeinde in<br />
ihrer allgemeinen Praxis ihre Einheit aufrecht<br />
erhält. Die Lehre ist universal, das<br />
Werk ist universal, die Organisationsstruktur<br />
ist universal, der Lebensstil ist<br />
II ADVENTECHO-EXTRA · FEBRUAR 2002
ADVENTECHO-EXTRA ZUM THEMA „EINHEIT – DAS UNVERÄNDERLICHE KENNZEICHEN…“<br />
universal, die Missionstätigkeit ist universal<br />
usw.<br />
Aus diesem Grund akzeptiert die Gemeinschaft<br />
der Siebenten-Tags-<strong>Advent</strong>isten<br />
keine kongregationalistische Form der<br />
Verwaltung. Sie möchte sich auch nicht in<br />
nationale oder territoriale Abschnitte aufteilen.<br />
Es gibt keine „<strong>Advent</strong>gemeinde in<br />
Afrika“, keine „<strong>Advent</strong>gemeinde in Europa“<br />
oder sonst einem Teil der Welt, weil<br />
die Gemeinde universal ist.<br />
Wir lassen auch nicht zu, dass in irgendeinem<br />
Gebiet der Weltgemeinde ein<br />
Lehrpunkt verworfen wird oder dass ein<br />
Teil der Gemeinde ausserhalb der beschlossenen<br />
Ordnungen und Praktiken<br />
der Gemeinde seinen eigenen Weg geht.<br />
Die Zerstörung der Einheit und das Verändern<br />
von Lehren sind Übel, die sich<br />
nicht nur auf die Gemeinde negativ auswirken<br />
und ihre Identität verzerren, sondern<br />
auch das Werk des Heiligen Geistes<br />
angreifen, der für Einheit in der Lehre und<br />
der Gemeinschaft steht.<br />
Einheit durch<br />
Wachstum in Christus<br />
FEBRUAR 2002 · ADVENTECHO-EXTRA<br />
Viertens kommt die Einheit aus dem<br />
Wachstum in Christus (Eph 4, 1-16). In<br />
diesem Textabschnitt definiert Paulus die<br />
Einheit des Geistes, zeigt das Ziel der Verantwortlichkeiten<br />
und Gemeindeämter<br />
auf und spricht von dem Wachstum in<br />
Christus als einem wichtigen Faktor für<br />
die Einheit der Gemeinde.<br />
Paulus erinnert uns daran, dass die Einheit<br />
der Gemeinde „Einigkeit im Geist“<br />
bedeutet, die die Gemeinde durch das<br />
„Band des Friedens“ erhalten sollte. Dann<br />
spricht Paulus von den sieben Elementen,<br />
die die vom Geist gewirkte Einheit ausmachen:<br />
„ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung,<br />
ein Herr, ein Glaube, eine Taufe und ein<br />
Gott“ (Verse 4 und 5). Hier wird uns die<br />
vollkommene Einheit beschrieben – in<br />
den Ordnungen, der Moral, dem Geist, der<br />
Lehre, der Mission und der Theologie. Die<br />
Ämter und Funktionen – Apostel, Propheten,<br />
Evangelisten, Hirten und Lehrer –<br />
sind unterschiedlich, aber das Ziel ist dasselbe:<br />
der Aufbau des Leibes Christi (Verse<br />
11 und 12). Diese Ämter und Funktionen<br />
– oder Gaben – sind nicht dazu da, dass<br />
Einzelne sich oder ihre Position in der Gemeinde<br />
in den Vordergrund stellen. Die<br />
Gaben sind zum Nutzen der Gemeinde gegeben,<br />
um Einheit im Glauben und der Erkenntnis<br />
des Sohnes Gottes zu erreichen,<br />
damit die Gemeinde in der Lehre nicht<br />
unsicher und von Irrtümern nicht<br />
getäuscht werden kann, denn andernfalls<br />
würde ihr Wachstum geschwächt (Verse<br />
13 und 14).<br />
Gott hat keinem Gemeindeglied und<br />
auch keiner Gruppe von Gemeindegliedern<br />
die Vollmacht gegeben, die Gaben,<br />
die er zur Förderung der Einheit und des<br />
Wachstums der Gemeinde geschenkt hat,<br />
als Mittel der Spaltung durch Lehrkonflikte<br />
oder zur Zerstörung ihrer organisatorischen<br />
Einheit zu benutzen. Im Gegenteil:<br />
Verantwortungsträger<br />
und<br />
Gemeindeglieder,<br />
die von Liebe erfüllt<br />
sind und<br />
der von Gott offenbarten<br />
Wahrheit<br />
folgen, sollen<br />
sich für ihr eigenes<br />
persönliches<br />
Wachstum und<br />
das Wachstum<br />
der Gemeinde<br />
einsetzen. Jedes<br />
Wachsen in geistlicher<br />
Reife und<br />
jeder zahlenmäßige<br />
Zuwachs<br />
an Mitgliedern<br />
geschehen durch<br />
Christus, das<br />
Haupt der Gemeinde,<br />
die sein<br />
Leib ist. Er ist Objekt und Basis ihres<br />
Wachstums. Und Christus hat auch alle<br />
notwendige Kraft, um geistliche Vitalität,<br />
brüderliche Liebe, missionarische Begeisterung<br />
und die notwendigen Leiter für das<br />
Wachstum der Gemeinde in Einheit zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Durch die geistlichen Führer, die Gott<br />
beruft, wird die Gemeinde aufgebaut und<br />
die Einheit erhalten. Paulus sagt, dass „…<br />
der ganze Leib zusammengefügt ist und<br />
ein Glied am anderen hängt durch alle Gelenke,<br />
wodurch jedes Glied das andere unterstützt<br />
nach dem Maß seiner Kraft und<br />
macht, dass der Leib wächst und sich<br />
selbst aufbaut in der Liebe“ (Vers 16). Die<br />
Leiter müssen alles in ihrer Macht Stehende<br />
tun, um die Einheit der Gemeinde zu<br />
erhalten. Gegen die Einheit zu arbeiten,<br />
würde eine sehr eigenartige Vorstellung<br />
von Verantwortung in der Gemeinde offenbaren.<br />
Ein solches Konzept ist der Offenbarung<br />
Gottes völlig fremd.<br />
Der bessere Weg<br />
WIR LASSEN NICHT ZU,<br />
DASS IN IRGENDEINEM GEBIET DER<br />
WELTGEMEINDE EIN LEHRPUNKT<br />
VERWORFEN WIRD ODER DASS EIN TEIL<br />
DER GEMEINDE AUßERHALB DER<br />
BESCHLOSSENEN ORDNUNGEN UND<br />
PRAKTIKEN SEINEN WEG GEHT. DIE<br />
ZERSTÖRUNG DER EINHEIT UND DAS<br />
VERÄNDERN VON LEHREN SIND ÜBEL, DIE<br />
SICH NICHT NUR AUF DIE GEMEINDE NEGATIV<br />
AUSWIRKEN, SONDERN AUCH DAS WERK<br />
DES HEILIGEN GEISTES ANGREIFEN<br />
Wie viel besser wäre es, wenn wir unsere<br />
Energien nicht auf Verdächtigungen<br />
und Spaltungen, sondern auf die Mission<br />
konzentrieren würden! Wenn wir uns mit<br />
dem Heiligen Geist in diesem Werk vereinen,<br />
werden wir unsere Lehren besser verstehen,<br />
wir werden uns besser in den Leib<br />
Christi integrieren und wir werden von<br />
der Liebe Gottes statt von unserem persönlichen<br />
Ego motiviert. Kurz: Wir werden<br />
gleichermaßen individuelle Christen<br />
und Glieder des einen Leibes Christi sein<br />
– seine Gemeinde. Mario Veloso<br />
Mario Veloso ist stellvertretender Vorsteher<br />
der Euro-Asien-Division, Moskau. Den vorliegenden<br />
Text haben wir dem „<strong>Advent</strong>ist Review“<br />
vom 25. Mai 1995 entnommen.<br />
III
ADVENTECHO-EXTRA ZUM THEMA „EINHEIT – DAS UNVERÄNDERLICHE KENNZEICHEN…“<br />
Eine Erklärung<br />
der Generalkonferenz<br />
zum<br />
Thema Rassismus*<br />
* Diese – hier leicht gekürzte – öffentliche<br />
Erklärung wurde vom damaligen Präsidenten<br />
der Generalkonferenz, Neal C. Wilson, nach<br />
Beratung mit den 16 Welt-Vizepräsidenten<br />
der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-<strong>Advent</strong>isten<br />
am 27. Juni 1985 anlässlich der Generalkonferenz<br />
in New Orleans, Louisiana, herausgegeben.<br />
Ihr vollständiger Wortlaut findet<br />
sich in der Broschüre „Erklärungen, Richtlinien<br />
und andere Dokumente”, die im <strong>Advent</strong>-<br />
<strong>Verlag</strong> <strong>Lüneburg</strong> erschienen ist.<br />
Eines der schlimmsten Übel unserer<br />
Zeit ist der Rassismus, der<br />
Glaube oder die Praxis, die bestimmte<br />
Rassen als minderwertig<br />
ansieht oder sie so behandelt<br />
und damit ihre Beherrschung,<br />
Diskriminierung und Isolation<br />
rechtfertigt.<br />
Während die Sünde des Rassismus ein<br />
uraltes Phänomen darstellt, das auf Ignoranz<br />
und Furcht, Entfremdung und<br />
falschem Stolz beruht, haben sich einige<br />
besonders hässliche Manifestationen in<br />
unserer Zeit ereignet. Rassismus und irrationale<br />
Vorurteile bilden einen Teufelskreis.<br />
Rassismus ist eines der am tiefsten<br />
verwurzelten Vorurteile sündiger Menschen.<br />
Seine Folgen sind im Allgemeinen<br />
noch vernichtender, denn Rassismus wird<br />
leicht auf Dauer institutionalisiert und<br />
legalisiert, und in seinen extremen Formen<br />
kann er zu systematischer Verfolgung<br />
bis hin zum Völkermord führen. Die<br />
Gemeinschaft der Siebenten-Tags-<strong>Advent</strong>isten<br />
beklagt alle Formen von Rassismus<br />
...<br />
Siebenten-Tags-<strong>Advent</strong>isten möchten<br />
dem Versöhnungsauftrag treu bleiben, der<br />
der christlichen Gemeinde anvertraut<br />
wurde. Als weltweite Glaubensgemeinschaft<br />
möchte die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-<strong>Advent</strong>isten<br />
die Einheit und<br />
Liebe, die die Rassenschranken und die<br />
bisherige Entfremdung zwischen den Rassen<br />
überwindet, sowohl nach außen als<br />
auch in ihren eigenen Reihen demonstrieren.<br />
Die Heilige Schrift lehrt eindeutig, dass<br />
jeder Mensch zum Bild Gottes erschaffen<br />
wurde, der „aus einem Menschen das<br />
ganze Menschengeschlecht gemacht<br />
(hat), damit sie auf dem ganzen Erdboden<br />
wohnen“ (Apg 17,26).<br />
Rassendiskriminierung ist ein Angriff<br />
auf unsere Mitmenschen, die nach dem<br />
Bild Gottes geschaffen wurden. In Christus<br />
„ist nicht Jude noch Grieche“ (Gal<br />
3,28). Deshalb ist Rassismus tatsächlich eine<br />
Form der Häresie und seinem Wesen<br />
nach eine Form des Götzendienstes, denn<br />
er beeinträchtigt die Vaterrolle Gottes, indem<br />
er verleugnet, dass die Menschen<br />
Brüder sind, und statt dessen die eigene<br />
Rasse zur höchsten erhebt.<br />
Der Maßstab für Siebenten-Tags-<strong>Advent</strong>isten<br />
wird im biblisch fundierten<br />
Glaubensgrundsatz Nr. 13 der Gemeinschaft<br />
deutlich.<br />
Dort heißt es: „In Christus ist der Gläubige<br />
eine neue Schöpfung. Rassische, kulturelle,<br />
bildungsmäßige, nationale, soziale<br />
und gesellschaftliche Unterschiede sowie<br />
Unterschiede zwischen Mann und<br />
Frau dürfen nicht zu Spaltungen in der<br />
Gemeinde führen. In Christus sind alle<br />
gleich; durch einen Geist zur Gemeinschaft<br />
mit ihm und untereinander zusammengefügt.<br />
Wir sollen einander dienen,<br />
ohne Voreingenommenheit und Vorbehalt.“<br />
(Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-<strong>Advent</strong>isten)<br />
Jede andere<br />
Auffassung zerstört den Kern der christlichen<br />
Botschaft.<br />
IV ADVENTECHO-EXTRA · FEBRUAR 2002