Das Heft als PDF herunterladen - Advent-Verlag Lüneburg
Das Heft als PDF herunterladen - Advent-Verlag Lüneburg
Das Heft als PDF herunterladen - Advent-Verlag Lüneburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Freikirche aktuell<br />
Gute Worte helfen<br />
zum Verstehen<br />
Wie die Kommunikation mit der Welt gelingen kann<br />
Über die Medien erreicht uns eine Flut von<br />
Nachrichten aus aller Welt: Finanzskandale,<br />
politische Krisen, Naturkatastrophen,<br />
Spionageaffären oder düstere Gefahren der modernen<br />
Technik. Viele Menschen schütteln den Kopf,<br />
werden abgestumpft oder resignieren, weil sie die<br />
Menge der Ereignisse nicht mehr einordnen können<br />
und sich ihnen deren Sinnhaftigkeit entzieht.<br />
Es erreicht uns so viel und wir ringen nach Worten,<br />
damit wir das Neue und Ungewohnte oder den<br />
Schrecken und das Entsetzen verarbeiten können.<br />
<strong>Das</strong> schulden uns nicht nur unser Verstand, sondern<br />
mehr noch unsere Emotionen und unsere<br />
Seele.<br />
„Wer die Welt verstehen will, der muss sie lesen“,<br />
so lautete der Werbespruch einer bekannten<br />
überregionalen Tageszeitung. Diese Möglichkeit der<br />
Auseinandersetzung deutet bereits in eine interessante<br />
Richtung: Sind die Journalisten die „Deuter“<br />
dieser Welt? Sind sie die wahren Meinungsmacher<br />
und Trendsetter für Überzeugungen, indem sie<br />
die Öffentlichkeit mit ihren Ansichten fast beliebig<br />
füttern können? Fakt ist, dass die Medien<br />
nicht nur Informationen transportieren, sondern<br />
auch Realitäten herstellen können. Ihr Zugang<br />
zu den Menschen ist beinahe unbegrenzt und die<br />
Allianz von plakativen Bildern und geschliffener<br />
Rede zeigt immer noch eine mächtige Wirkung.<br />
Aber das darf nicht nur negativ verstanden oder<br />
gar <strong>als</strong> Makel beklagt werden, denn eine Gesellschaft<br />
braucht die freie und unabhängige Arbeit<br />
der Medien. Sie ist sogar durch das Grundgesetz<br />
garantiert.<br />
Offen bleibt die Frage, ob wir unsere Welt wirklich<br />
verstehen, wenn wir uns „nur“ den Medien zuwenden.<br />
Als <strong>Advent</strong>gemeinde lesen wir die Welt auf<br />
dem Hintergrund der Heiligen Schrift. Dort begegnet<br />
uns Gott in ganz unterschiedlichen Geschichten<br />
mit den Menschen. Er schreibt mit Menschen<br />
Geschichte und er gestaltet Geschichte entscheidend,<br />
indem er selbst <strong>als</strong> Mensch auf diese Erde<br />
gelebt hat, um uns und unsere Welt zu verstehen.<br />
So war Jesus vollständig „in der Welt“ und nur so<br />
konnte er das Evangelium glaubwürdig leben und<br />
erzählen. Noch immer ist dieser Weg Gottes ein-<br />
zigartig, voller unübertreffbarer Liebe, Kreativität<br />
und Phantasie. Immer wieder war Jesus für eine<br />
Überraschung gut.<br />
Sehen wir darin das göttliche Modell der Kommunikation<br />
für uns <strong>als</strong> Gemeinden? Es geht um<br />
unser eigenes Selbstverständnis <strong>als</strong> Freikirche, <strong>als</strong><br />
Ortsgemeinde oder <strong>als</strong> einzelner „Sprecher“. Möchte<br />
ich „in der Welt sein“ und kann ich sogar ethische<br />
und geistliche Weisung geben, so dass wir konkrete<br />
Ereignisse aus dem Tagesgeschehen deuten und<br />
somit Menschen helfen, jedoch dabei nicht richtend<br />
auftreten? Hier ist Sensibilität gefragt. Kommunikation<br />
dient nicht nur der Übermittlung von<br />
Fakten und Botschaften, sondern sie sollte auch<br />
ein Miteinander entstehen lassen. Entsteht durch<br />
meine Kommunikation eine Beziehung? Baut sich<br />
etwas auf und wird echte Begegnung ermöglicht,<br />
die ein Verstehen fördert? Oder bin ich eher der<br />
Skeptiker, der lieber schweigt, weil er den Einfluss<br />
seiner Rede im öffentlichen Raum <strong>als</strong> zu gering<br />
einschätzt? Können und müssen wir überhaupt zu<br />
allem einen Kommentar abgeben, oder hecheln wir<br />
in unserer Turbogesellschaft ohnehin nur hinterher?<br />
Werden wir <strong>als</strong> Kirche in der Öffentlichkeit<br />
nicht auch <strong>als</strong> etwas „schräg“ wahrgenommen?<br />
Sind wir die Moralisten, die Nörgler und Schwarzseher?<br />
<strong>Das</strong> stimmt zum Teil, wenn wir reflexhaft die<br />
„sündige Welt“ beschimpfen oder uns mit Parolen<br />
wie „Endzeit“ begnügen.<br />
Damit schrumpfen wir die Komplexität der Welt<br />
ein und reklamieren für uns <strong>als</strong> Mahner das gute<br />
Gewissen – so jedenfalls nehmen es Außenstehende<br />
wahr. Klar ist: Es gibt keine Patentrezepte, um<br />
die Gesellschaft mit der christlichen Botschaft zu<br />
durchdringen. Es schadet aber nicht und verursacht<br />
keine Schmerzen, wenn wir unsere Kommunikation<br />
ab und zu hinterfragen, damit die Alltagstauglichkeit<br />
des Evangeliums nach wie vor relevant<br />
vermittelt wird. Dazu zählt stets der kraft- und<br />
liebevolle Ruf zur Umkehr und Erneuerung, weil<br />
wir uns durch die Kraft des Evangeliums selbst erkennen<br />
und verstehen. So wird der Christ auch die<br />
Welt verstehen, und er wird die Menschen lieben<br />
lernen. ■<br />
© edp<br />
Kommunikation ist eine<br />
wichtige Angelegenheit<br />
für die Gemeinde, betonen<br />
Johannes Naether<br />
(re.) und Günther<br />
Machel.<br />
Günther Machel, Vorsteher<br />
des Süddeutschen<br />
Verbandes der Freikirche<br />
der Siebenten-Tags-<br />
<strong>Advent</strong>isten, Ostfildern<br />
Johannes Naether, Vorsteher<br />
des Norddeutschen<br />
Verbandes der Freikirche<br />
der Siebenten-Tags-<br />
<strong>Advent</strong>isten, Hannover<br />
adventisten heute | November 2013 | 19