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Moore - HU Berlin

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Abteilung:<br />

Klasse:<br />

Bodentyp:<br />

Substrattyp:<br />

Bodenform:<br />

<strong>Moore</strong> (hydromorphe Böden)<br />

Erd- und Mulmniedermoore<br />

Erdniedermoor (KV)<br />

amorpher Torf über Niedermoortorf über tiefem Flusssand<br />

(og-Ha/ og-Hn/// ff-ss)<br />

Erdniedermoor aus amorphem Torf über Niedermoortorf über<br />

tiefem Flusssand (KV: og-Ha/ og-Hn/// ff-ss)<br />

Bodenhorizonte<br />

diagnostischer Horizont: nHv<br />

rnHpnHv1<br />

rnHpnHv2<br />

nHa<br />

nHt<br />

nHr<br />

vererdeter (v) Oberbodenhorizont<br />

mäßig entwässerter Niedermoore (n)<br />

mit reliktischen (r) Merkmalen der<br />

Bodenbearbeitung<br />

Torfart: amorpherTorf<br />

vererdeter (v) Oberbodenhorizont<br />

mäßig entwässerter Niedermoore (n)<br />

Torfart: amorpher Torf<br />

H-Horizont mit Absonderungsgefüge<br />

infolge Entwässerung und Quellung<br />

& Schrumpfung<br />

Torfart: Seggentorf<br />

Torfschrumpfungshorizont mit Rissgefüge,<br />

leitet zum pedogen unveränderten<br />

Untergrund über<br />

Torfart: Seggen- u. Erlenbruchtorf<br />

ständig grundwassererfüllter<br />

H-Horizont mit Reduktionsmerkmalen<br />

Torfart: Seggen- u. Erlebruchtorf<br />

Dieses Erdniedermoor befindet sich auf einer<br />

Grünlandfläche in den Belziger Landschaftswiesen<br />

und wird heute extensiv genutzt.<br />

Die Horizonte rnHp-nHv1 und rnHp-nHv2<br />

machen deutlich, dass hier mal ein<br />

Grünlandumbruch stattgefunden hat, da<br />

üblicherweise der dunklere Horizont oben ansteht.<br />

Er ist stärker der Belüftung ausgesetzt und<br />

mineralisiert und humifiziert daher intensiver, was<br />

zu einer tiefdunklen, fast schwarzen Färbung<br />

führt.<br />

Im Bild rechts sieht man vergrößert den Holztorf<br />

(hier: Erlenbruchtorf) des nHt. Darunter steht<br />

bereits das Grundwasser an und sorgt für<br />

reduktive Verhältnisse im nHr.


Abteilung:<br />

Klasse:<br />

Bodentyp:<br />

Substrattyp:<br />

Bodenform:<br />

<strong>Moore</strong> (hydromorphe Böden)<br />

Erd- und Mulmniedermoore<br />

Mulmniedermoor (KM)<br />

amorpher Torf über Flusssand aus Strandablagerungen<br />

(og-Ha/ ff-ss (St))<br />

Mulmniedermoor aus amorphem Torf über Flusssand aus<br />

Strandablagerungen<br />

Bodenhorizonte<br />

diagnostischer Horizont: nHm<br />

rnHpnHm<br />

rnHpnHa<br />

nHt<br />

Gro<br />

vermulmter (m) Oberbodenhorizont<br />

stark entwässerter Niedermoore (n)<br />

mit reliktischen (r) Merkmalen der<br />

Bodenbearbeitung<br />

Torfart: amorpherTorf<br />

H-Horizont mit Absonderungsgefüge<br />

und reliktischen (r) Merkmalen der<br />

Bodenbearbeitung<br />

Torfart: amorpher Torf<br />

Torfschrumpfungshorizont, leitet zum<br />

Untergrund über<br />

Torfart: Seggentorf<br />

Grundwasserbeeinflusster Horizont,<br />

zeigt sowohl reduktive (r) als auch<br />

oxidative (o) Merkmale<br />

(Grundwasserschwankungsbereich)<br />

Dieses Mulmniedermoor befindet sich auf<br />

einer Grünlandfläche im Oberen Rhinluch<br />

und wird zur Zeit als Mahdgrünland<br />

genutzt.<br />

Im Vergleich zum Erdniedermoor ist hier<br />

die Moordegradierung weiter<br />

fortgeschritten. Das Foto rechts zeigt ein<br />

benachbartes Profil, dessen<br />

Torfmächtigkeit gerade so bei 30 cm liegt.<br />

Eine Torfmächtigkeit von < 30 cm führt zu<br />

einer Klassifizierung als Mineralboden.


<strong>Moore</strong>: Vorkommen, Nutzung und Gefährdung<br />

Vorkommen:<br />

Auf Standorten, auf denen mehr Biomasse<br />

produziert als mineralisiert wird (i.d.R. aufgrund von<br />

Wasserüberschuss). Dazu zählen vor allem<br />

Niederungen (Niedermoore oder topogene <strong>Moore</strong>)<br />

bei hohem Grundwasserstand und Bergland<br />

(Hochmoore oder ombrogene <strong>Moore</strong>) mit hohen<br />

Niederschlägen und geringer Evaporation.<br />

Etwa die Hälfte der globalen Moorvorkommen liegt in<br />

der borealen Nadelwaldzone Nordeurasiens und<br />

Kanadas. Des Weiteren kommen sie in den<br />

Feuchtgebieten der gemäßigten Klimate vor, in<br />

Mangroven und Überschwemmungsgebieten der<br />

Tropen.<br />

Niedermoorfläche unter Ackernutzung (Maisanbau) im Oberen<br />

Rhinluch bzw. Havelländischen Luch<br />

Nutzung:<br />

Eine agrarische Nutzung ist häufig problematisch<br />

aufgrund geringer Tragfähigkeit. Extensiver<br />

Torfabbau findet heute noch in Finnland, Russland<br />

und Kanada statt.<br />

Gefährdung:<br />

Eine intensive Landnutzung (Grün- oder Ackerland)<br />

und Entwässerung von Moorstandorten hat vielerorts<br />

(z.B. Nordostdeutschland) zu Moordegradierung<br />

(Moorsackung, Gefügebildung, Torfschwund) geführt.<br />

Im Hinblick auf die Emission klimarelevanter Gase<br />

(hier: CO 2<br />

) ist es heute besonders wichtig<br />

Feuchtgebiete zu schützen. Auch Torfabbau führt zu<br />

einer Absenkung des Grundwasserspiegels.<br />

Niedermoorfläche unter Extensivgrünland in den Belziger Landschaftswiesen


<strong>Moore</strong>: Bodenbildende Prozesse<br />

Definition <strong>Moore</strong>:<br />

Landschaften, in denen Torf gebildet wird oder Torf<br />

oberflächig ansteht (JOOSTEN & SUCCOW, 2001)<br />

A) Torf- und Moorbildung (aufbauende Prozesse → natürliche <strong>Moore</strong>):<br />

Langfristige Wassersättigung hemmt den Streuabbau und führt zu einer Akkumulation unvollständig zersetzter<br />

Pflanzenreste. Liegen die Humusgehalte im Oberboden > 30% spricht man von Torfen (organogenes Substrat) und<br />

ist die Torflage > 30 cm mächtig spricht man von Moorböden.<br />

Horizontausbildung natürlich wachsender <strong>Moore</strong>:<br />

Im nicht entwässerten wachsenden Moor lassen ständig neu gebildete Torfschichten die älteren fossil werden. In<br />

der Regel befindet sich unter der Geländeoberfläche zunächst ein Hw-Horizont, der im<br />

Grundwasserschwankungsbereich liegt und daher zeitweilig aerobe Verhältnisse zeigt. Den darauf folgenden Hr-<br />

Horizont kennzeichnen permanent reduktive Verhältnisse. Ein Substratwechsel, also ein Wechsel der Torfart, hängt<br />

mit einem Wechsel der lokalen Vegetationsdecke zusammen. Die Vegetation bildet demnach das Ausgangsmaterial<br />

(Substrat). Man unterscheidet z.B. Schilftorfe, Holztorfe und Sphagnumtorfe. Außerdem wird ein Wechsel im<br />

Zersetzungsgrad der Torfe als Zeichen für einen Horizontwechsel herangezogen.<br />

B) Moordegradierung (abbauende Prozesse → kultivierte, entwässerte <strong>Moore</strong>):<br />

Auch die o.g. Prozesse der Moordegradierung führen zu einer Ausbildung bestimmter Bodenhorizonte.<br />

Degradierung kann bewirken, dass ein zuvor als Moor klassifzierter Boden als Mineralboden eingestuft werden<br />

muss, wenn in Folge der Degradationprozesse die Mächtigkeit der Torflage auf < 30 cm zurückgegangen ist.<br />

Horizontausbildung kultivierter, entwässerter <strong>Moore</strong>:<br />

Eine Entwässerung bzw. Kultivierung von <strong>Moore</strong>n führt zu einer mehr oder weniger starken Veränderung der<br />

Wasser-, Nährstoff- und Gefügedynamik. Folgende Horizonte können sich - je nach Grad der Degradierung -<br />

ausbilden (Auswahl):<br />

Hv - Oberbodenhorizont mäßig entwässerter <strong>Moore</strong> unter extensiver Nutzung, durch aerobe Prozesse der<br />

Mineralisierung und Humifizierung vererdet, krümeliges bis feinpolyedrisch-körniges Aggregatgefüge<br />

Hm - Oberbodenhorizont stark entwässerter <strong>Moore</strong> unter intensiver Nutzung, die aeroben Prozesse der<br />

Mineralisierung und Humifizierung sind intensiver abgelaufen, stark zersetzte Torfsubstanz, schwarz gefärbt und im<br />

trockenen Zustand pulvrig-staubig, im feuchten Zustand schmierig, vermulmt<br />

Hp - H-Horizont, der durch regelmäßige Bodenbearbeitung geprägt ist, kombiniert mit k = veränderte<br />

Nährstoffverhältnisse durch regelmäßige Düngung<br />

Ha - Unterbodenhorizont entwässerter <strong>Moore</strong>, Absonderungsgefüge infolge Schrumpfung und Quellung und<br />

teilweiser aerober Zersetzung, im trockenen Zustand bröckelig, zum Oberboden hin feineres Gefüge, insgesamt<br />

polyedrisches Gefüge, Torfart und Zersetzungsgrad sind meist noch ansprechbar<br />

Ht - Torfschrumpfungshorizont der zum Untergrund überleitet, durch Schrumpfung und gehemmte Zersetzung bildet<br />

sich ein grob-prismatisches Rissgefüge ohne horizontale Bruchlinien, Torfart und Zersetzungsgrad sind meist noch<br />

ansprechbar


<strong>Moore</strong>: Beispiele für Niedermoortorfarten<br />

Bild 1 Bild 2<br />

Bilder 1, 2 und 3 zeigen Schilfrohrtorfe als typischen Vertreter der<br />

Niedermoortorfe. In Bild 1 und 2 sind die gelb bis gelbbraunen,<br />

glatten, zweischichtigen Reste der röhrigen Rhizome deutlich<br />

erkennbar. Sie sind meistens 1 bsi 3 cm breit.<br />

Bild 3 zeigt ein gut erhaltenes Rhizom mit deutlichen Knoten in<br />

meist 5 bis 10 cm Abständen. Die Ränder sind gerade.<br />

Beimengungen von Radizellen- und/oder Seggentorfen treten<br />

häufig auf.<br />

Auf Bild 4 ist ein Stück Torf mit Resten von Blasenbinsen zu sehen.<br />

Bild 3<br />

Bild 4


Hydrogenetische Moortypen<br />

Definition hydrologisch-genetischer bzw. hydrogenetischer Moortyp:<br />

Der hydrogenetische Moortyp bezeichnet die Art der Moorbildung (Genese) und ist das komplexe Ergebnis<br />

• des Wasserdargebots (Wasserqualität, Zuflußmenge, -dauer und -frequenz)<br />

• des Geländereliefs, welches die Wasserströmung im Moor und den Wasserabfluss aus dem Moor beeinflusst<br />

• der hydrologischen Eigenschaften der Moorvegetation und der Torfarten<br />

→ es kommt zu vielfältigen Ausbildungsformen der <strong>Moore</strong>, die durch die Wechselwirkungen von Wasser, Vegetation<br />

und Torf entstehen und durch den Aufbau des Moorkörpers charakterisiert sind<br />

Beispiel eines hydrogenetisches Moortyps:<br />

Versumpfungsmoore<br />

• entstehen in Niederungen und Senkenbereichen der Moränenlandschaften<br />

• zeigen eine geringe Mächtigkeit der organogenen Ablagerungen<br />

• sind in der Regel durch ein Ansteigen des Grundwassers über Flur entstanden (klassische Versumpfungsmoore)<br />

• zeigen meistens eutrophe Nährstoffverhältnisse<br />

• sind in Ostdeutschland weitestgehend entwässert und in intensiver landwirtschaftlicher Nutzung und naturnah nur<br />

noch in Wäldern zu finden<br />

Weitere hydrogenetische Moortypen:<br />

• Verlandungsmoore<br />

• Quellmoore<br />

• Durchströmungsmoore<br />

• Kesselmoore<br />

Schematische Darstellung eines Versumpfungsmoores


Benutzerinformationen zu den Bodensteckbriefen<br />

Literatur:<br />

• AG BODEN (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung. 5. Aufl., Stuttgart<br />

• SCHEFFER, F. & SCHACHTSCHABEL, P (2002): Lehrbuch der Bodenkunde.15. Aufl.,<br />

Heidelberg<br />

• Succow, M. & Joosten, H. (2001): Landschaftsökologische Moorkunde. 2. Aufl.,<br />

Stuttgart<br />

• ZECH, W. & HINTERMAIER-ERHARD, G. (2002): Böden der Welt. Heidelberg<br />

Internetquellen:<br />

•http://www.umweltbundesamt.de/fwbs/publikat/reisef/index.htm (Reisefüher zu den<br />

Böden Deutschlands)<br />

•http://www.agrar.hu-berlin.de/boden/ (Bodenkunde Online)<br />

•http://www.webgeo.de/start/index.php / (recht gute Lernplattform)

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