Ausgabe 63 | Dezember2012 Die vermutete Jahresendralley wurde ...
Ausgabe 63 | Dezember2012 Die vermutete Jahresendralley wurde ...
Ausgabe 63 | Dezember2012 Die vermutete Jahresendralley wurde ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ALPHA STAR KOLUMNE<br />
Behavioral Finance II<br />
In der vergangenen <strong>Ausgabe</strong> haben wir uns den kognitiven<br />
Verzerrungen gewidmet. Wir haben festgestellt,<br />
dass kognitive Verzerrungen mit Disziplin und einem<br />
langfristig orientierten Ansatz überwunden und so die<br />
Renditebeiträge verbessert werden können. <strong>Die</strong> zweite<br />
Form der Verzerrungen auf dem Themengebiet des<br />
Behavioral Finance sind die emotionalen Verzerrungen.<br />
Emotionen sind nicht steuerbar. Sie überkommen uns<br />
spontan und bestimmen unser Handeln, ob wir das wollen<br />
oder nicht. Oftmals lassen sich Emotionen zudem<br />
nicht kontrollieren. Entsprechend sind emotionale Verzerrungen<br />
deutlich schwieriger zu adressieren als kognitive<br />
Verzerrungen, da sie aus einem Impuls heraus entstehen<br />
und keine bewussten Überlegungen dahinter stecken.<br />
Auf Grund der Tatsache, dass emotionale Verzerrungen<br />
nicht korrigiert werden können, bereiten sie auch größere<br />
Probleme bei der Optimierung der Rendite. Uns<br />
bleibt nichts anderes übrig, als die Verzerrungen zumindest<br />
zu identifizieren und zu lernen, mit ihnen umzugehen,<br />
denn emotionale Verzerrungen können unser<br />
Handeln genauso wie kognitive Verzerrungen unangebracht<br />
beeinflussen und uns zu ungünstigeren Anlagen<br />
bewegen.<br />
Im Folgenden werden wir Ihnen nun die sechs häufigsten<br />
emotionalen Verzerrungen, deren Auswirkungen sowie<br />
Möglichkeiten der Adressierung vorstellen:<br />
Menschen haben die<br />
Eigenschaft, es vorzuziehen,<br />
Verluste zu vermeiden, als<br />
Gewinne zu machen.<br />
Verlustaversion<br />
Menschen haben die Eigenschaft, es vorzuziehen, Verluste<br />
zu vermeiden, als Gewinne zu machen. Es ist unser<br />
ureigener Instinkt, zunächst darauf zu schauen, dass sich<br />
unser Vermögen nicht minimiert. Verluste haben eine<br />
größere Wirkung auf uns, bzw. der Wert dem wir einen<br />
vermiedenen Verlust beimessen, ist höher, als der Wert<br />
eines Gewinns. Aus dieser Einstellung heraus ergibt sich<br />
das Paradoxon, dass wir ein höheres Risiko eingehen, um<br />
Verluste zu vermeiden, anstatt ein höheres Risiko einzugehen,<br />
um Gewinne zu erhöhen. Zum Beispiel, wenn wir<br />
eine Aktie halten, die stark ins Negative gefallen ist, versuchen<br />
wir den aufgelaufenen Verlust auszusitzen, wenngleich<br />
die Wahrscheinlichkeit einer Kurserholung gering<br />
ist. Andersherum verkaufen wir Aktien zu früh, um die<br />
aufgelaufenen Gewinne zu sichern. Wir fühlen uns mit<br />
dem realisierten Gewinn gut, obwohl uns weitere Anstiege<br />
der Aktie verloren gegangen sind.<br />
Aus dieser Beobachtung heraus ist auch die Börsenweisheit<br />
"Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen." entsprungen.<br />
Ein handeln nach dieser Maxime kann dazu<br />
beitragen die negativen Effekte der Verlustaversion zu<br />
begrenzen und das Portfolio ein ganzes Stück näher an<br />
das Optimum zu bringen. Denn wer Verluste laufen lässt<br />
und Gewinne begrenzt, wird keine optimale Performance<br />
erzielen können. Im Gegenteil. Viel mehr noch wird sich<br />
die Risikostruktur des Portfolios verändern, im Zweifel<br />
zum Nachteil des Anlegers.<br />
Es kommt ein weiterer Aspekt hinzu. Wenn ein Anleger<br />
mit seinen Positionen stark im Minus ist, tendiert er<br />
häufig dazu, das Risiko zu erhöhen, um den Verlust auszugleichen.<br />
<strong>Die</strong>s bringt ihn häufig noch stärker in Bedrängnis<br />
als er vorher schon war. So begibt er sich in einen<br />
Teufelskreis, aus dem er nur schwer einen Ausweg<br />
finden wird.<br />
Verluste werden uns immer ärgern. Daran werden wir<br />
nichts ändern können. Aber mit einer soliden fundamentalen<br />
Analyse des Investments lassen sich die Wahrscheinlichkeiten<br />
von Gewinn und Verlust besser abschätzen<br />
und ermöglichen so eine rationalere Entscheidung.<br />
Selbstüberschätzung<br />
Wir neigen dazu unsere eigenen Fähigkeiten zu überschätzen.<br />
Wir denken, dass wir besser informiert sind<br />
oder überdurchschnittliche Investmentfähigkeiten haben.<br />
In einem globalisierten und riesigen Markt wie dem<br />
Aktienmarkt, mit tausenden von Teilnehmern, ist die<br />
Wahrscheinlichkeit in der Tat eher gering, dass unsere<br />
Fähigkeiten überdurchschnittlich sind. Aber genau so<br />
verhalten sich viele. Der Hintergrund ist der, dass sich die<br />
meisten Menschen sehr schwer tun, sich ihre eigenen<br />
4<br />
ALPHA STAR MAGAZIN DEZEMBER 2012