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Ausgabe 1 / 2010 - Hessischer Landesverband

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Steinsalz Ton/Tongestein Kristallin, z.B. Granit<br />

Temp. Leitfähikeit hoch + gering - mittel +/-<br />

Durchlässigkeit undurchlässig + sehr gering - gering/groß +/-<br />

Festigkeit mittel +/- gering/mittel +/- hoch +<br />

Verformgsverhalten viskos + plast./spröde +/- spröde +<br />

Hohlraumstabilität eigenstabil + sehr gering - hoch/klüftig +/-<br />

in-situ-Spannugen isotrop + anisotrop - anisotrop -<br />

Lösungsverhalten hoch - sehr gering + sehr gering +<br />

Sorptionsverhalten sehr gering - sehr hoch + mittel/hoch +/-<br />

Temp. Belastbarkeit hoch + gering - hoch +<br />

Die hier offenkundig werdenden Vorteile des Wirtgesteins Steinsalz erklären, warum sich in Deutschland angesichts seiner riesigen Vorkommen an Zechsteinsteinsalzlagerstätten<br />

alle weiteren Untersuchungen auf dieses Wirtgestein konzentrieren.<br />

keit von Steinsalz (s. Abb. 9).<br />

Zu der damit angesprochenen wichtigen Problematik<br />

der Wärmeentwicklung von HAW<br />

und deren Beherrschung am Endlagerstandort<br />

sei hier ein kurzer Exkurs gestattet:<br />

Das Einbringen hochradioaktiver Abfälle<br />

bedeutet nicht nur eine hohe Strahlenbelastung<br />

in unmittelbarer Umgebung der<br />

Abfälle, sondern auch die Freisetzung großer<br />

Wärmemengen. Die Wärmeleistung in<br />

einem Endlager für die in Deutschland zu<br />

erwartenden HAW-Abfälle würde im Maximum<br />

20 bis 40 MW betragen. 10) Seite 353 Der<br />

Temperaturverlauf an beliebigen Punkten<br />

in einem Endlager und dessen Umfeld<br />

lässt sich mit Hilfe von Rechenmodellen<br />

mit großer Genauigkeit ermitteln.<br />

10) Seite<br />

461 ff<br />

Die in die Berechnungen eingehenden<br />

Stoffparameter und Ausgangsdaten sind:<br />

- Die mittlere Wärmeleitfähigkeit des<br />

9) Seite 18/19<br />

Abb. 7: DBE – Konzept eines Endlagerbergwerks<br />

Abb. 8: DBE – Konvergenzverlauf einer<br />

verfüllten Einlagerungsstrecke im Steinsalz<br />

9) Seite 26<br />

nach 50 Jahren<br />

Zechsteinssteinsalzes; sie beträgt bei<br />

35 °C 5,2 Watt/m und je 1 Grad Kelvin<br />

und liegt um den Faktor 2 bis 4 höher<br />

als für Ton- und kristalline Gesteine.<br />

- Die Wärmefreisetzung durch die endzulagernden<br />

Abfallbehälter ergibt sich aus<br />

ihrem Gehalt und der Menge an Radionukliden.<br />

Der standardisierte Kokillentyp<br />

für HAW (L = 1,25 m, Durchmesser<br />

= 0,3 m) hat 10 Jahre nach der Entnahme<br />

aus dem Reaktor (d. h. am Ende der<br />

vorgesehenen übertägigen Abkühlungsphase)<br />

eine Wärmeausgangsleistung<br />

von 900 Watt.<br />

Der zeitliche Verlauf der Wärmefreisetzung<br />

dieser Kokille stellt sich wie folgt dar:<br />

nach 6 Jahren 1.430 Watt<br />

nach 10 Jahren 900 Watt<br />

nach 20 Jahren 650 Watt<br />

nach 50 Jahren 300 Watt<br />

nach 100 Jahren 100 Watt<br />

nach 150 Jahren 40 Watt<br />

nach 800 Jahren 1 Watt<br />

Abb. 9: DBE – Zeitlicher Temperaturverlauf in einer verfüllten<br />

9) Seite 26<br />

Einlagerungsstrecke im Steinsalz<br />

Dieser zeitliche Verlauf der Wärmefreisetzung<br />

entspricht der abklingenden<br />

Radioaktivität der HAW-Glasblöcke und<br />

Brennelemente. 10) Seite 354 Sie beträgt:<br />

bei der Entnahme 8.000.000 Curie/<br />

aus dem Reaktor t Schwermetall<br />

nach 10 Jahren 300.000 "<br />

nach 100 Jahren 40.000 "<br />

nach 1000 Jahren 200 "<br />

nach 10.000 Jahren 5 "<br />

800 Jahre nach der Einlagerung sind Radioaktivität<br />

und Wärmeleistung der radioaktiven<br />

Spaltprodukte in den HAW-Kokillen<br />

so weit abgeklungen, dass sie das<br />

gleiche Gefährdungspotential besitzen<br />

10) Seite 354<br />

wie eine Uranerz-Lagerstätte.<br />

- Die Aufheizung der gesamten Endlagerzone<br />

ergibt sich als eine Funktion der<br />

Lagerungsdichte.<br />

- Der Einlagerungsraum liegt – abgesehen<br />

von den Zugangs- und Arbeitsstrecken –<br />

im bisher absolut unverritzten Gebirge.<br />

- Das Einlagerungsfeld hat eine Flächener<br />

streckung von 250 m mal 420 m und<br />

liegt im Teufenbereich zwischen 850 und<br />

1150 m. Darin befinden sich im Abstand<br />

von 50 m 54 Stück 300 m lange senkrechte<br />

Bohrungen (6 Bohrungen in der Breite<br />

und 9 Bohrungen in der Länge). Jede<br />

Bohrung nimmt 240 Kokillen auf, das<br />

ganze Feld, das in 6 Jahren befüllt wird,<br />

240 mal 54 = 12.960 Kokillen. Mehrere<br />

solcher Einlagerungsfelder reihen sich<br />

aneinander zu einem max. 2 km langen<br />

Gesamtfeld. Die Ausrichtung der Felder<br />

erfolgt von einem Streckengitter aus, die<br />

spätere Befüllung im Rückbau.<br />

- Die anfängliche Gebirgstemperatur im<br />

Einlagerungsfeld beträgt 30 °C.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse der Berechnungen<br />

sind:<br />

- Im Zentrum des Endlagers liegen die Gesteinstemperaturen<br />

über 150 °C. Temperaturen<br />

über 100 °C treten nur innerhalb<br />

der Umgrenzung des Lagerfeldes auf. Das<br />

durch die 100 °C-Isotherme definierte<br />

Feld vergrößert sich im weiteren Zeitverlauf<br />

nicht mehr; vielmehr baut es sich<br />

10) Seite 473<br />

binnen 300 Jahren zur Gänze ab.<br />

- 500 Jahre nach der Einlagerung sind die<br />

Maximaltemperaturen auf 80 °C gefallen.<br />

Das durch die 100 °C-Isotherme definierte<br />

Feld hat sich abgebaut. Dafür hat<br />

eine Erwärmung des Gipshutbereiches<br />

eingesetzt, die 1700 Jahre später das Maximum<br />

von 7 °C über der Gebirgstemperatur<br />

erreicht.<br />

- Nach 1000 Jahren liegen die Gesteinstemperaturen<br />

im Endlager bei 60 °C, im<br />

Gipshut beträgt die Temperaturerhöhung<br />

4 Grad.<br />

- Nach 5000 Jahren werden die Flanken<br />

des Modellsalzstockes einer Temperaturerhöhung<br />

von 1 bis 3 °C ausgesetzt<br />

2.4 Steinsalz als Wirtgestein<br />

für Endlager von HAW (s. Abb. 6)<br />

Salzlagerstätten, insbesondere Salzstöcke,<br />

können die o. a. Anforderungen in nahezu<br />

idealer Weise erfüllen. Hinzu kommt<br />

der große Vorteil, dass mit dem bergmännischen<br />

Umgang mit Salzgestein eine sehr<br />

lange Erfahrung vorliegt und dass die maschinellen<br />

Einrichtungen zur Herstellung<br />

von Hohlräumen im Salz entwickelt und<br />

die Einlagerungsräume daher mit großer<br />

Genauigkeit planbar und erstellbar sind<br />

(s. Abb. 7). Steinsalz besitzt zudem in Teufen<br />

ab 800 m durch seine hohe Plastizität<br />

die für die Endlagerung von Abfällen<br />

sehr erwünschte Eigenschaft zur Konvergenz<br />

(s. Abb. 8). Dadurch werden die Abfälle<br />

mittelfristig bündig vom Wirtgestein<br />

Steinsalz umschlossen. Hinzu kommt<br />

schließlich die relativ gute Wärmeleitfähigsein,<br />

und das Endlager hat nur noch eine<br />

Temperatur von 40 bis 45 °C.<br />

- Unter den genannten Einlagerungsparametern<br />

sind demnach Erwärmungen an<br />

der Erdoberfläche über dem Salzstock,<br />

dessen Gipshut in 300 m Tiefe liegt, zu<br />

keiner Zeit zu erwarten.<br />

In einem kürzlich veröffentlichten Aufsatz<br />

31) Seite 543 ff wird die „Thermomechanische<br />

Auslegung und Entwicklung eines<br />

Referenz-Endlagerkonzeptes zur Einlagerung<br />

wärmeentwickelnder radioaktiver<br />

Abfälle im Tongestein in Deutschland“<br />

vorgestellt. Danach ergibt sich für die Endlagerung<br />

im Tongestein im Vergleich zu<br />

Steinsalz rein auf die Einlagerungsfelder<br />

bezogen (ohne bergmännische Ausrichtung)<br />

ein rund 8-facher Flächen- und ein<br />

rund 10-facher Volumenbedarf für die<br />

Einlagerung der gleichen HAW-Menge im<br />

Tongestein im Vergleich zu Steinsalz.<br />

Das Wirtgestein Steinsalz hat allerdings<br />

auch einige Eigenschaften, die für die Aufnahme<br />

von Endlagern nachteilig sind:<br />

- Verunreinigungen des Salzes durch Tonund<br />

Anhydriteinschlüsse<br />

- die geringe Dichte in Verbindung mit<br />

der Plastizität, die im Laufe der Jahrmillionen<br />

zu Diapirismus führt, zu Faltenbildungen,<br />

Ausdünnungen und Anstauchungen<br />

der Salzschichten<br />

- die hohe Wasserlöslichkeit des Steinsalzes<br />

- die korrosive Wirkung von Salzlösungen<br />

- die relativ niedrigen inkongruenten<br />

Schmelzpunkte (Freiwerden von Kristallwasser)<br />

der Evaporite. Daher darf die Erwärmung<br />

des die Abfälle umgebenden<br />

Salinars 90 °C +/- 10 °C für Steinsalz und<br />

75 °C für Carnallit nicht überschreiten. 10)<br />

Seite 433 ff<br />

Durch entsprechende Untersuchungen<br />

(geologische Aufnahme, Bohrungen,<br />

Untertage-Radar) ist sicherzustellen,<br />

dass das Einlagerungsfeld frei von<br />

Carnalliteinfaltungen ist. Carnallitfreie<br />

Steinsalzpakete sind z.B. im ungestörten<br />

10<br />

11

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