Ausgabe 1 / 2010 - Hessischer Landesverband
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Gezähekiste<br />
Heft 5 <strong>Ausgabe</strong>: 01/<strong>2010</strong><br />
Zeitschrift des Hessischen <strong>Landesverband</strong>es e. V. im Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e. V.<br />
Asse (Schachtgerüst)<br />
Ersatzbrennstoffkraftwerk<br />
der E.ON Energy from<br />
Waste Heringen<br />
750 Jahre Knappschaft<br />
Hauptverwaltung in<br />
Bochum
Impressum<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Editorial<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Hessischer</strong> <strong>Landesverband</strong> e.V. im Bund<br />
Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine<br />
e.V. (www.bergbau-hessen.de)<br />
Vorsitzender: Dieter Guderjahn, Bodenweg 8<br />
36266 Heringen (Werra)<br />
Telefon: (0 66 24) 13 84<br />
E-Mail: dieter.guderjahn@onlinehome.de<br />
Redaktion: Redaktionsteam „Gezähekiste“<br />
Kontakt: redaktion@gezaehekiste.de<br />
Auflage: 5.000<br />
Gestaltung: HABEKOST, Burg 1,<br />
36341 Lauterbach<br />
ISSN: 1867-0458<br />
Die „Gezähekiste“ erscheint zwei Mal im<br />
Kalenderjahr. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte, Fotos, Bücher und sonstige<br />
Publikationen wird keine Haftung übernommen.<br />
Die „Gezähekiste“ sowie alle in ihr<br />
enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Verbreitung von<br />
Beiträgen oder Auszügen in Druckerzeugnissen<br />
oder elektronischen Speichermedien<br />
(inklusive Hörfunk und Fernsehen) bedürfen<br />
der ausdrücklichen Genehmigung der Autoren<br />
oder der Redaktion/des Herausgebers. Die<br />
Redaktion behält sich das Recht zur Kürzung<br />
von Beiträgen in enger Abstimmung mit den<br />
Autoren vor.<br />
Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 2<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 2<br />
Terminvorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3<br />
„Angesprochen ...“ (Editorial) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3<br />
Informationen zur Zuarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3<br />
Aktivitäten im Hessischen <strong>Landesverband</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 4<br />
- Delegiertenversammlung des Bundesverbandes<br />
- Aktivitäten im <strong>Landesverband</strong><br />
- 16. Kirchschicht in Heringen – Ihr seid das Salz der Erde<br />
Das Bergwerk Asse (Teil I) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6<br />
Erlebnistouren durch das Erlebnis Bergwerk Merkers . . . . . . . . . . . . . . . Seite 13<br />
750 Jahre Knappschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14<br />
Die Abfall-Verbrennungsanlage der E.ON in Heringen . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16<br />
Titelbild: Ehemaliges Schachtgerüst der Grube Falkenstein, (Eisenerzbergbau im Dillrevier), (Mittelhessen)<br />
Fotonachweis Titelseite rechts: Mitte: Yvonne Balduf, unten: Knappschaft<br />
Angesprochen ……<br />
Liebe Bergkameradin, lieber<br />
Bergkamerad, verehrter Leser,<br />
Eine neue <strong>Ausgabe</strong> der Gezähekiste ist<br />
nunmehr erschienen. Es ist Heft 5. Die Resonanz<br />
nach der letzten Gezähekiste ist<br />
durchweg positiv. Das freut die Redaktion<br />
besonders, hat sich die Arbeit doch gelohnt.<br />
In diesem Heft werden wir, wie angekündigt,<br />
über das Ersatzbrennstoffkraftwerk<br />
der E.ON Energy from Waste Heringen<br />
und die Energieanbindung zum Standort<br />
Wintershall des Werkes Werra der K+S<br />
KALI GmbH berichten.<br />
Die Aktivitäten im Hessischen <strong>Landesverband</strong><br />
sind, wie in jeder <strong>Ausgabe</strong>, natürlich<br />
auch in diesem Heft nachzulesen.<br />
Die Bundesdelegiertenversammlung und<br />
Bundesvorstandssitzung hat unser <strong>Landesverband</strong><br />
im April dieses Jahres in Frie-<br />
Foto: Brigitte Striehn<br />
dewald ausgerichtet. Wir haben damit ein<br />
Rahmenprogramm für alle Teilnehmer<br />
verbunden. Der Bericht des Bundesvorsitzenden<br />
ist in dieser <strong>Ausgabe</strong> nachzulesen.<br />
Wir sind stolz, dass wir die Delegiertenversammlung<br />
hier in Hessen durchführen<br />
konnten.<br />
Die wechselvolle Geschichte des Bergwerks<br />
Asse ist Thema in dieser und der nächsten<br />
<strong>Ausgabe</strong>. Der Autor und die Redaktion haben<br />
bis kurz vor Redaktionsschluss an die-<br />
sem Artikel gearbeitet. Ein interessanter<br />
und brisanter Artikel.<br />
Die Knappschaft, die Sozialversicherung<br />
des Bergbaus für die Bergleute, besteht in<br />
diesem Jahr 750 Jahre. In der vorliegenden<br />
<strong>Ausgabe</strong> beschäftigen wir uns mit diesem<br />
Geburtstag.<br />
Ich habe mich sehr gefreut, dass die Krawatte<br />
unseres <strong>Landesverband</strong>es so gut<br />
angenommen wird. Bei meinen vielen Begegnungen<br />
hat die überwiegende Mehrheit<br />
unserer Kameradinnen und Kameraden<br />
die Krawatte getragen und damit unsere<br />
Gemeinsamkeit im Hessischen <strong>Landesverband</strong><br />
dokumentiert.<br />
Mit herzlichem Glückauf<br />
Dieter Guderjahn<br />
(Vorsitzender des HLV)<br />
Anzeige_Heringen_176x124,5_quer:Layout 1 18.06.<strong>2010</strong> 10:54 Seite 1<br />
31. Juli-1. August <strong>2010</strong> 4. Baden- Württembergischer Bergmannstag in Heilbronn<br />
11.-12. September <strong>2010</strong> 8. NRW Knappentag in Bochum<br />
2. Oktober <strong>2010</strong> <strong>Landesverband</strong> Brandenburg- Berlin der Bergmanns-<br />
Hütten- und Knappenvereine e.V. Weihung der Landesfahne<br />
3. Oktober <strong>2010</strong> 30. Ökumenische Bergandacht des Bergmannsvereins<br />
Glückauf Neuhof<br />
27. November <strong>2010</strong> Barbarafeier Knappenverein Sontra<br />
Termine<br />
3. Dezember <strong>2010</strong> Barbarafeier Bergbaumuseum Nentershausen<br />
4. Dezember <strong>2010</strong> Barbarafeier Bergmannsverein Borken<br />
4. Dezember <strong>2010</strong> Barbarafeier Bergmannsverein Neuhof<br />
11. Dezember <strong>2010</strong> Barbarafeier Knappenverein Hirschberg<br />
13. Februar 2011 17. Kirchschicht in Heringen<br />
13.-15. Mai 2011 14. Europäischer Knappentag in Heerlen Niederlande<br />
28. August 2011 Niedersächsischer Knappentag in Grasleben<br />
4. September 2011 3. Thüringer Bergmannstag in Sondershausen<br />
Weitere Termine und Veranstaltungen sind bei den Mitgliedsvereinen zu erfragen (siehe auch www.bergbau-hessen.de).<br />
Zündende Ideen für unsere Umwelt<br />
Manuskripte und Themenvorschläge<br />
sind per E-Mail an das Redaktionsteam<br />
1.600 x 1.200 Pixel; Minimum: 1 MB) –<br />
per E-Mail oder auf CD/DVD zur Verfü-<br />
Informationen zur Zuarbeit<br />
Der Einsender muss (elektr. bzw. per Post) Das Redaktionsteam behält sich die Entscheidung<br />
unbedingt seine Kontaktdaten übermit-<br />
vor, ob ein Beitrag für eine<br />
Moderne Abfallverbrennung ist ein bewährtes System für die Zukunft. Die im Abfall gebundene<br />
Energie wird in Strom und Wärme umgesetzt. Eine hochmoderne Rauchgasreinigung entzieht<br />
dem Umweltkreislauf außerdem sicher Schadstoffe. Deshalb arbeiten unsere technisch aufwändigen<br />
Anlagen als Schad stoffsenke und tragen damit zum Klimaschutz bei.<br />
unter redak tion@gezaehekiste.de zu senden.<br />
In Ausnahmefällen können Manuskripte<br />
inklusive Bildmaterial auf dem<br />
Postweg auch an den Vorsitzenden des<br />
gung stellen. Farb- oder S/W-Fotos – als<br />
Papierabzug – müssen eine Mindestgröße<br />
von 9 x 13 cm haben.<br />
Zu allen Bildern (elektronisch oder Pa-<br />
teln (Adresse, Telefon) zwecks evtl. erforderlicher<br />
Rücksprache. Gleichzeitig muss<br />
mitgeteilt werden, ob eine Rücksendung<br />
des zur Verfügung gestellten Originalma-<br />
Veröffentlichung geeignet ist.<br />
Es können nur Beiträge angenommen<br />
und veröffentlicht werden, wenn ein Abdruck<br />
honorarfrei erfolgen kann. Auto-<br />
E.ON Energy from Waste Heringen GmbH<br />
In der Aue 3, 36266 Heringen (Werra), T 0 66 24-54 21 00 0<br />
www.eon-energyfromwaste.com<br />
Hessischen <strong>Landesverband</strong>es,<br />
(Dieter Guderjahn, Bo denweg 8, 36266<br />
Heringen) geschickt wer den.<br />
Textdokumente sollen nur in einem<br />
pier abzug) müssen zuordnungsfähige<br />
Bildunterschriften beigefügt sein sowie<br />
ein Urheber-Hinweis (Copyright; Fotograf).<br />
Gleichzeitig benötigt die Redakti-<br />
terials (Bilder oder Manuskripte) gewünscht<br />
ist oder ob das Material beim<br />
Hessischen <strong>Landesverband</strong> verbleiben<br />
kann. Bei gewünschten Rücksendungen<br />
ren stellen mit der Einsendung des Materials<br />
(Texte/Bilder) die Redaktion und<br />
den Herausgeber von Forderungen Dritter<br />
frei. Dies gilt in besonderer Wei se für<br />
E.ON Energy from Waste<br />
gängigen Word- oder rtf-Format zur<br />
Verfügung gestellt werden. Bilddaten<br />
on einen Hinweis, ob das Bild honorarfrei<br />
abgedruckt werden darf.<br />
bitte einen ausreichend frankierten Rückumschlag<br />
beifügen.<br />
Zweitveröffentlichun gen aus anderen<br />
Publikationen.<br />
bitte hoch aufgelöst (Mindestgröße<br />
Redaktionsteam „Gezähekiste“<br />
2 3
Aktivitäten im Hessischen <strong>Landesverband</strong><br />
Vorsitzender des Bundes Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine, Kurt Wardenga<br />
Bilder Hans-Heinrich Hartmann<br />
Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e.V.<br />
Delegiertenversammlung des <strong>Landesverband</strong>es<br />
Der <strong>Landesverband</strong> von Hessen hatte zur<br />
Bundesvorstandssitzung und Bundesdelegiertenversammlung<br />
nach Friedewald/<br />
Hessen ins Schlosshotel Prinz von Hessen<br />
am 9. und 10. April <strong>2010</strong> eingeladen.<br />
An dem zweitägigen Programm hatten 60<br />
Teilnehmer aus zehn Landesverbänden im<br />
Bundesverband teilgenommen.<br />
Alle Bergkameraden hatten die Möglichkeit,<br />
vor den Versammlungen das Erlebnisbergwerk<br />
Merkers sowie das Kalimuseum<br />
in Heringen zu besuchen.<br />
Bundesdelegiertenversammlung<br />
Der Bundesvorstand hatte am Freitagnach<br />
mittag im Konferenzraum des<br />
Schloss hotels Göbel die Bundesvorstandssitzung<br />
abgehalten.<br />
Am Freitagabend wurde ein bergmännischer<br />
Abend mit zünftiger Unterhal-<br />
Natt eine auswärtige Seelsorgerin die Predigt.<br />
Dazu hatte sie als passendes Thema<br />
zum Anlass das Jesuswort aus der Bergpredigt<br />
„Ihr seid das Salz der Erde“ ausgewählt.<br />
Eine eher heitere Note brachten<br />
Erich Wolf, Bernd Busch, Wilfried Erbert<br />
und Bernd Stahl mit ihrem Wortvortrag<br />
in den Ablauf, in dem sie als Frührentner,<br />
Kurzarbeiter, Langzeitarbeitsloser und<br />
mobil-flexibler Arbeitnehmer über ihre<br />
Tageserlebnisse erzählten. Die musikalische<br />
Begleitung des Gottesdienst oblag<br />
wieder der von Elmar Sichler dirigierten<br />
Bergkapelle Wintershall. Unter ihren Klängen<br />
formierten sich die Traditionsvereine<br />
dann auch zu einer Bergparade Richtung<br />
Bürgerhaus, wo ihnen sowie weiteren Gästen<br />
das Tzscherperfrühstück gereicht<br />
wurde. Nach Begrüßung prominenter Betungsmusik<br />
der Bergkapelle Wintershall<br />
durchgeführt. Grußworte hatten der<br />
Landesvorsitzende aus Hessen, Dieter<br />
Guderjahn, der Landrat Dr. Karl-Ernst<br />
Schmidt, Dr. Rainer Gerling vom Werk<br />
Werra und der Bundesvorsitzende des<br />
Bundes Deutscher Bergmanns,- Hüttenund<br />
Knappenvereine e.V., Kurt Wardenga,<br />
überbracht.<br />
Am Samstagmorgen, den 10.4.<strong>2010</strong>, waren<br />
alle Teilnehmer um 9:30 Uhr zur Bundesdelegiertenversammlung<br />
im Bergkittel erschienen.<br />
Nach der Begrüßung durch den<br />
Landesvorsitzenden Dieter Guderjahn und<br />
den Bundesvorsitzenden Kurt Wardenga<br />
wurde die Bundesdelegiertenversammlung<br />
eröffnet.<br />
Zunächst wurden die Jubilare mit einer<br />
Urkunde und einem Bergmannskorn ausgezeichnet.<br />
Die geplanten Tagesordnungspunkte<br />
wurden zügig abgearbeitet.<br />
Große Sorgen bereiten den Bergleuten die<br />
geplanten Schließungen der Bergwerke bis<br />
2018. Die Termine für die Großveranstaltungen<br />
im Bundesverband von <strong>2010</strong> bis<br />
2016 wurden bekannt gegeben.<br />
Von jedem Landesvorsitzenden wurden<br />
die Berichte aus den Landesverbänden<br />
Bundesdelegierte mit Bundesvorstand und Gästen<br />
Bergkapelle Wintershall<br />
beim Bergmännischen Abend<br />
vorgetragen. Der <strong>Landesverband</strong> Hessen<br />
bekundete Interesse, den nächsten Deutschen<br />
Bergmannstag durchzuführen.<br />
Am Ende der Bundesdelegiertenversammlung<br />
wurde gemeinsam das Bergmannslied<br />
gesungen. Der abschließende Bergmannskorn<br />
rundete die Versammlung ab.<br />
Danach wurde das gemeinsame Mittagessen<br />
eingenommen.<br />
Der Bundesvorsitzende verabschiedete alle<br />
Bergkameraden mit einem herzlichem<br />
„Glückauf “.<br />
<strong>Hessischer</strong> Landesvorsitzender<br />
beim Grußwort<br />
Geschäftsführender Bundesvorstand<br />
Aktivitäten im <strong>Landesverband</strong><br />
Die Zeit um den 4. Dezember eines jeden<br />
Jahres nutzen viele Mitgliedsvereine des<br />
Hessischen <strong>Landesverband</strong>es für ihre Barbarafeiern.<br />
Sontra gestaltete seinen Gottesdienst<br />
zusammen mit dem Posaunenchor<br />
und dem Gesangverein. Der gesellige Teil<br />
wurde im Bürgerhaus fortgesetzt, wo auch<br />
anstehende Ehrungen stattfanden. Gabriele<br />
Nieter und Hans-Werner Wegehenkel<br />
erhielten die Ehrennadel in Silber und<br />
Werner Weinhardt in Gold.<br />
Barbarafeier in Großalmerode<br />
Hans-Heinrich Hartmann:<br />
16. Kirchschicht in Heringen – Ihr seid das Salz der Erde<br />
Heringen. Unter klarem Winterhimmel<br />
und bei knackigem Frost marschierten<br />
am Sonntagmorgen, dem<br />
14.2.<strong>2010</strong> Bergmannstraditionsvereine<br />
aus Hessen, Thüringen und<br />
Sachsen in die Heringer Stadtkirche.<br />
Dort hatten sich bereits zahlreiche<br />
Gäste aus der Werratalregion zur<br />
jährlichen Kirchschicht eingefunden.<br />
Zur Eröffnung bezeichnete Pfarrer Dr.<br />
Thorsten Waap den Gottesdienst auch als<br />
Dank, dass die Auswirkungen der wirtschaftlichen<br />
Krise in der Kaliregion nicht<br />
so deutlich zu spüren seien. Zusammen<br />
mit seinem katholischen Amtsbruder Samuel<br />
Rapu und Pröpstin Marita Natt gestaltete<br />
er die kirchliche Feier ökumenisch.<br />
Erstmals hielt in der nunmehr 15-jährigen<br />
Tradition der Kirchschicht mit Pröpstin<br />
Aktivitäten des Hessischen <strong>Landesverband</strong>es<br />
Nentershausen hatte zum Barbaragottesdienst<br />
in die stilvolle Fachwerkskirche eingeladen.<br />
Die Feier wurde im Gemeindehaus<br />
mit dem traditionellen Tzscherperessen<br />
fortgesetzt.<br />
Das Leben und Wirken der Heiligen Barbara<br />
war Thema des Gottesdienstes in<br />
Borken. Die anschließende Feier nutzte<br />
Klaus Friedrich für einen Vortrag über den<br />
Braunkohlenbergbau<br />
sowie der Vereinsvorstand für die Ehrung<br />
verdienter Mitglieder.<br />
Der altehrwürdige Rathaussaal in Großalmerode<br />
war der Rahmen für die Barbarafeier<br />
des Knappenvereins Hirschberg.<br />
Andacht und Feier wurden vom vereinseigenen<br />
Singkreis mitgestaltet. Marion Herrmann<br />
erhielt für ihre Verdienste die Ehrennadel<br />
in Gold.<br />
An allen vorgenannten Barbarafeiern nahm<br />
der Vorsitzende des Hessischen Landsverbandes,<br />
Dieter Guderjahn, teil, er dankte<br />
bei dieser Gelegenheit den Vereinen für ihre<br />
Arbeit im zurückliegenden Jahr.<br />
Zur Tradition ist der Jahresabschlussgottesdienst<br />
am 31. Dezember in Borken geworden.<br />
Viele Vereine des HLV sind dabei<br />
zu Gast, um unserem höchsten Bergherrn<br />
Dank zu sagen für das vergangene Jahr.<br />
Das anschließende Tzscherperfrühstück<br />
bot Gelegenheit für viele Gespräche rund<br />
um den Bergbau und das aktuelle Tagesgeschehen.<br />
Im Dezember 2009 verstarb Kamerad<br />
Hans-Georg Kleimann vom Bergmannsverein<br />
„Glückauf Frielendorf“, der 25 Jahre<br />
lang dort Vereinsvorsitzender war. In dieser<br />
Funktion war er auch Vorstandsmitglied<br />
im HLV. Kurz vor seinem Tod war er<br />
vom Vorsitzenden des HLV am Krankenbett<br />
mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet<br />
worden. Der HLV trauert um ihn,<br />
er wird seiner auch zukünftig stets ehrend<br />
gedenken.<br />
sucher durch den Vereinsvorsitzenden Dieter<br />
Guderjahn wies Kurt Wardenga in seiner<br />
Funktion als Bundesvorsitzender der<br />
Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine<br />
auf die Bedeutung der Traditionspflege<br />
hin.<br />
Mit dem Absingen der Kali-Regional-<br />
Hymne „Glück auf, der Steiger kommt“<br />
klang die Kirchschicht aus.<br />
Blick in die voll besetzte Kirche<br />
4<br />
5
Das Bergwerk Asse – Teil I<br />
Bergwerksdirektor i.R. Dr. Rudolf Kokorsch, Salzgitter:<br />
Das Bergwerk Asse – eine wechselvolle Geschichte, die noch<br />
nicht zu Ende ist:<br />
1901 bis 1924 Kali- und Steinsalzwerk,<br />
1925 bis 1964 Steinsalzbergwerk,<br />
1965 bis 1992 „Forschungsbergwerk“<br />
und Einlagerung radioaktiver<br />
Abfälle<br />
1992 bis heute Abschlussarbeiten und<br />
Diskussion um die<br />
Wiederauslagerung der<br />
eingelagerten Abfälle<br />
1. Bergbau auf Kali- und<br />
Steinsalz 1901 bis 1964<br />
Nachdem mehrere Tiefbohrungen im Gebiet<br />
Wittmar/Remlingen am zum Harz<br />
parallel streichenden Höhenzug der Asse,<br />
höchster Punkt 231 m NN (s. Abb.1),<br />
in den Jahren 1893 bis 1896 das Kalilager<br />
Staßfurt in Teufen zwischen 300 und<br />
680 m in carnallitischer Ausbildung nachgewiesen<br />
hatten, wurde am 13. Februar<br />
1899 die Gewerkschaft Kalisalzbergwerk<br />
Asse gegründet. Mehrheitsgewerke war der<br />
braunschweigische Staat mit 501 Kuxen.<br />
499 Kuxe befanden sich in Privathand 24) .<br />
Mit dem Ziel, ein Kaliwerk zu errichten,<br />
wurde von 1899 bis 1900 auf dem 20,5 km 2<br />
großen Grubenfeld der Schacht Asse I in<br />
Wittmar 360 m tief niedergebracht und in<br />
296 m Teufe das Kalilager angefahren. Für<br />
den Abbau des Kalisalzes wurden 4 Bausohlen<br />
angesetzt. Über Tage wurde eine<br />
Kalifabrik für die tägliche Verarbeitung<br />
Abb. 1: Höhenzug Asse, Luftaufnahme aus ca.<br />
600 m Höhe mit Blickrichtung SE<br />
Bild: Frank Stahlkopf (Heißluftballon der<br />
Firma Elm-Asse-Ballon)<br />
von 625 t Carnallitit (MgCl 2 .KCI.6 H 2 O und<br />
NaCI) gebaut. Für die Ableitung der<br />
MgCl 2 -haltigen Abwässer in Oker und<br />
Schunter wurden eine behördliche Genehmigung<br />
erteilt und Rohrleitungen verlegt.<br />
1901 ging das Werk in die Produktion von<br />
Kaliumchlorid, Magnesiumsulfat und bald<br />
auch Brom, das aus dem Magnesiumchlorid<br />
der Fabrikabwässer extrahiert werden<br />
konnte. Damit war das Werk Asse das 20.<br />
deutsche Kalibergwerk 16) .<br />
1860 hatte der Kalibergbau in Staßfurt bei<br />
Magdeburg begonnen. Im westlichen Vorharz<br />
startete er 1896 mit dem Werk Vienenburg,<br />
im Südharz 1895 in Sondershausen,<br />
an der Werra 1899 in Bad Salzungen und<br />
1901 in Hannover mit dem Werk Hohenfels.<br />
Schon 1906 musste nach einem Laugeneinbruch,<br />
der sich auf der 294 m-Sohle im<br />
Herbst 1905 ereignet hatte, der Schacht<br />
Asse I aufgegeben werden. Man hatte den<br />
Kaliabbau zu nahe an den Salzhut geführt<br />
(s. Abb. 2).<br />
Darauf wurde von 1906 bis 1908 in Remlingen,<br />
1300 m südöstlich des abgesoffenen<br />
Schachtes I, der Schacht Asse II geteuft.<br />
Er erreichte in 631 m Tiefe das Kalilager.<br />
Die Sohlen wurden in 700 und 750 m<br />
Tiefe angesetzt. Dieser inzwischen 100 Jahre<br />
alte Schacht ist heute noch in Betrieb.<br />
Abb. 2: Geologischer Schnitt durch den Asse-Sattel 4) Seite 8 Abb. 3: Blockbild Grubengebäude Asse 5)<br />
links: Steinsalzabbaue im Leinesteinsalz<br />
Mitte: Steinsalzabbaue im Älteren Steinsalz<br />
rechts: Carnallitabbaue im Staßfurtlager<br />
rot: Einlagerungskammern<br />
Wenig Glück war auch dem Schacht Asse<br />
III in Klein-Vahlberg, weitere 3000 m südöstlich<br />
des Schachtes II, beschieden, mit<br />
dessen Teufarbeiten 1911 begonnen worden<br />
war und in dem 1912 in der Teufe von<br />
400 m ein starker Wassereinbruch auftrat.<br />
Der Krieg unterbrach die Sümpf- und Teufarbeiten,<br />
der Schacht soff ab.<br />
1911, 10 Jahre nach Inbetriebnahme des<br />
Werkes, förderte die Grube rund 120.000 t<br />
carnallitisches Kalisalz aus dem Nordflügel<br />
des über 20 m mächtigen Staßfurtlagers.<br />
Der Absatz betrug 25.000 t Rohsalz,<br />
9.000 t Kalifabrikate, 400 t Kieserit und<br />
32.000 kg Brom. Heute wird auf dem Kaliwerk<br />
Sigmundshall in Bokeloh diese Produktionsmenge<br />
in 10 Tagen erreicht. 1911<br />
führte sie zu einem Betriebsgewinn von<br />
1,2 Mio RM 19) . 1914 stand das Werk mit<br />
einer Beteiligungsquote von 8,1169 Promille<br />
an 51. Stelle von insgesamt 167 Kalischächten<br />
im Deutschen Reich.<br />
Zusätzlich zur Kaliförderung wurde am<br />
1.1.1916 auch mit der Förderung von<br />
Steinsalz aus dem Schacht II begonnen<br />
(s. Abb. 3). Für das Werk Asse wird 1925 vom<br />
Deutschen Steinsalzsyndikat eine Beteiligungsziffer<br />
von 2,7653 % ausgewiesen 19) .<br />
Mitte 1918 veräußerte der braunschweigische<br />
Staat seine 501 Kuxe an das Bankhaus<br />
Gumpel in Hannover. Unter Führung<br />
von Hermann Gumpel waren zu Beginn<br />
des Jahrhunderts die Hannoverschen Kaliwerke<br />
AG gegründet worden. Zu diesem<br />
Unternehmen gehörten u. a. die Werke<br />
Siegfried Giesen bei Hildesheim, Friedrichroda<br />
bei Salzgitter-Flachstöckheim,<br />
Königshall-Hindenburg bei Göttingen,<br />
Reinhardsbrunn bei Northeim und ab<br />
1918 auch das Werk Asse.<br />
Unter dem neuen Eigentümer wurden 1920<br />
die Abteufarbeiten am Schacht Asse III wieder<br />
aufgenommen, der Schacht gesümpft,<br />
zu Ende geteuft und in 600 m, 675 m und<br />
725 m Teufe drei Sohlen angesetzt. Schacht<br />
III erfüllte die Forderung der Bergbehörde<br />
nach einem 2. fahrbaren Ausgang, außerdem<br />
trachtete der Bergwerksbesitzer danach,<br />
mit dem zusätzlichen Schacht eine<br />
höhere Förderquote zu erreichen.<br />
Der wirtschaftliche Umbruch der deutschen<br />
Kaliindustrie in den 20er Jahren des vorigen<br />
Jahrhunderts führte jedoch dazu, dass<br />
dieser Schacht III nie in Betrieb ging, sondern<br />
die Kaliproduktion des Werkes Asse<br />
am 31.12.1925 ganz eingestellt wurde. Das<br />
Werk war seither ohne Unterbrechungen bis<br />
1964 produzierendes Steinsalzwerk, gehörte<br />
Abb. 4: Asse II – Grundriß der 750 m Sohle 8)<br />
bis 1928 zur Gumpel-Gruppe und wurde<br />
nach Liquidierungsbeschluss der Gewerkschaft<br />
Asse am 12.12.1928 an die Burbach-<br />
Kaliwerke AG veräußert.<br />
Als die Steinsalzförderung am 31.3.1964<br />
endgültig eingestellt wurde, besaß das<br />
Grubengebäude unter dem Schacht Asse<br />
II außer Schächten, Strecken und Nutzräumen<br />
folgende Abbauhohlräume<br />
18, 24)<br />
(s. Abb. 3, 4 u. 5):<br />
Abb. 5: Schematischer Schnitt durch den Asse-<br />
Sattel 5)<br />
links: Steinsalzabbaue im Leinesteinsalz in<br />
der Südflanke<br />
Mitte: Steinsalzabbaue im Älteren Steinsalz<br />
im Sattelkern<br />
6<br />
7
- Aus der Carnallititförderung 1909 -1925<br />
in der Nordflanke im Bereich der 750 m-<br />
Sohle nach Gewinnung von rund 2<br />
Mio. t Rohsalz war ein Hohlraum von<br />
900.000 m 3 entstanden, der zu 90 % mit<br />
Fabrikrückstand verfüllt worden war<br />
(s. Abb. 3 u. 4).<br />
- Die Steinsalzförderung 1916 bis 1964<br />
von rund 6,7 Mio. t Steinsalz in der Südflanke<br />
(s. Abb. 3, 4 u. 5) aus dem Horizont<br />
des Leine-Steinsalze (Na3) hinterließ<br />
131 unverfüllte Abbaukammern im<br />
Teufenbereich 490 bis 750 m (13 Sohlen<br />
mit durchschnittlich je 10 Kammern)<br />
mit einem ursprünglichen Volumen<br />
von rund 3,35 Mio. m 3 . Die in der Regel<br />
60 m langen, 40 m breiten und 15 m hohen<br />
Abbaukammern sind im Streichen<br />
durch 12 m breite Pfeiler voneinander<br />
getrennt. Die Schweben der untereinander<br />
liegenden Kammern sind 6 m stark.<br />
- Die Steinsalzförderung 1927 bis 1964<br />
aus dem Staßfurt-Steinsalz (Na2) im<br />
Sattelkern (s. Abb. 3, 4 u. 5) zwischen<br />
der 725 m- und der 775 m-Sohle hinterließ<br />
zusätzlich 20 unverfüllte Abbaukammern<br />
mit einem Volumen von etwa<br />
450.000 m 3 .<br />
- Zusammen ergaben sich daraus rund<br />
3,8 Mio. m 3 unverfüllter und 0,9 Mio. m 3<br />
verfüllter Hohlraum. Auf die unverfüllten<br />
Hohlräume und die intakte Infrastruktur<br />
des Werkes richtete sich das<br />
Hauptinteresse bei den Überlegungen,<br />
das stillgelegte Bergwerk Asse für Einlagerungsversuche<br />
von radioaktivem Abfall<br />
zu nutzen.<br />
Das vom Grubenfeld Asse II (Remlingen) getrennte<br />
kleine Teilgrubenfeld in 300 m Tiefe<br />
mit dem Schacht Asse I (Wittmar) und der<br />
Schacht Asse III (Klein-Vahlberg) waren geflutet,<br />
verschlossen und abgeworfen.<br />
2. Ausgangsfakten für<br />
die Endlagerung<br />
radioaktiver Abfälle<br />
2.1 Radioaktive Abfälle<br />
Bei der Spaltung von Atomkernen im<br />
Brennstoffkreislauf der Kernkraftwerke<br />
fallen Spaltprodukte an, die in einer Aufarbeitungsanlage<br />
in wieder verwendbare<br />
Kernbrennstoffe Uran und Plutonium und<br />
nicht weiter verwendbare radioaktive Abfälle<br />
getrennt werden. Weitere Abfälle ergeben<br />
sich aus dem Betrieb der Kernkraftwerke<br />
(z.B. Abluftfilter) und aus dem Abriss<br />
von Kernkraftwerken. Hinzu kommen<br />
Abfälle aus der Industrie (Strahlenquellen,<br />
Meßsonden, Tracer) und aus der Medizin<br />
(Diagnose und Therapie).<br />
Durch Konzentration und Fixierung dieser<br />
Rohabfälle werden Abfallprodukte (Glasblöcke,<br />
Fässer, Zementbehälter) hergestellt,<br />
die zusammen mit den für die Endlagerung<br />
ausgewählten Formationen ein<br />
Mehrfachbarrieren-System (siehe 2.2) gegen<br />
die Rückkehr der Nuklide in die Biosphäre<br />
bilden. Der Gesetzgeber hat in der<br />
geordneten Beseitigung der radioaktiven<br />
Abfälle wegen ihrer hohen und lang anhaltenden<br />
Gefährlichkeit eine staatliche Aufgabe<br />
gesehen und daher in der 4. Novelle<br />
vom 31.10.1976 zum Atomgesetz vom<br />
23.12.59 die Physikalisch-Technische Bundesanstalt<br />
als zuständig für die Errichtung<br />
und den Betrieb von Anlagen des Bundes<br />
zur Sicherstellung und Endlagerung radioaktiver<br />
Abfälle erklärt.<br />
Wiederaufarbeitung, Abfallbehandlung<br />
und Endlagerung sind durch intensive<br />
Forschung und Entwicklung in der ganzen<br />
Welt – in der Bundesrepublik in den Kernforschungszentren,<br />
bei den Einlagerungen<br />
in der Asse und in Morsleben und in den<br />
Untersuchungsbergwerken Konrad und<br />
Gorleben – Spezialgebiete geworden.<br />
Deutschland war in den sechziger und<br />
siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
weltweit führend in der Erforschung der<br />
Endlagerung generell giftiger, wasserlöslicher<br />
sowie strahlender, d.h. radioaktiver<br />
Abfälle in tiefen, der Biosphäre entzogenen<br />
Formationen. Die dabei unter Tage erforderlichen<br />
Untersuchungen und Entwicklungen<br />
geschahen in dem stillgelegten<br />
Grubenfeld Herfa-Neurode des Kalibergwerkes<br />
Wintershall in Heringen für chemische<br />
Sonderabfälle und in den stillgelegten<br />
Bergwerken Konrad und Asse und<br />
in dem Untersuchungsbergwerk Gorleben<br />
für radioaktive Abfälle. Sehr früh hatten<br />
sich die deutschen Forscher festgelegt, solche<br />
Abfälle nicht oberflächennah, sondern<br />
durch Gebirgsbarrieren abgeschottet endzulagern.<br />
International werden drei Kategorien von<br />
10) Seite 349<br />
radioaktivem Abfall unterschieden:<br />
− High Active Waste, HAW: hoch radioaktive,<br />
Wärme erzeugende, für die Endlagerung<br />
verglaste Wiederaufarbeitungsabfälle,<br />
− Middle Active Waste, MAW: konditionierte<br />
mittelradioaktive Wiederaufarbeitungsabfälle<br />
mit vernachlässigbarer<br />
Wärmeentwicklung.<br />
Diese beiden Gruppen werden z. Zt. in Gorleben<br />
über Tage zwischengelagert. Sie umfassen<br />
10 % des gesamten radioaktiven Abfallvolumens<br />
und 99 % der Radioaktivität.<br />
− Low Active Waste. LAW: gering radioaktive<br />
Betriebsabfälle aus Kernkraftwerken,<br />
Wiederaufarbeitungsanlagen, aus<br />
der Stilllegung von Kernkraftwerken<br />
und aus der Industrie sowie Medizin mit<br />
vernachlässigbarer Wärmeentwicklung.<br />
Für diese Abfälle ist das ehemalige Eisenerzbergwerk<br />
Konrad endgültig genehmigt.<br />
Sie umfassen 90 % des Abfallvolumens<br />
und 1 % der Radioaktivität.<br />
Für die Abfälle von Kernkraftwerken gilt:<br />
HAW wird in Glasblöcken fixiert und in<br />
70 I-Edelstahlbehältern transportiert;<br />
MAW in 400 I-Fässern mit Abschirmung<br />
und Fixierung in Beton und Kunstharz<br />
und LAW in 200 I- und 400 I-Fässern ohne<br />
Abschirmung mit Beton als Fixiermittel.<br />
Bis zum Jahre 2000 gab es in der Bundesrepublik<br />
einen in Zwischenlagern auf<br />
die Endlagerung wartenden Bestand von<br />
8.400 m 3 HAW und 76.000 m 3 LAW. Bis<br />
zum Jahre 2040, dem z. Zt. gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Auslaufen der Kernenergie<br />
in Deutschland, werden es 24.000 m 3 HAW<br />
und 297.000 m 3 1) Seite 15<br />
LAW sein.<br />
Nicht zu klären waren zu dem genannten<br />
Mengenaufkommen zwei Punkte:<br />
1. In das Endlager der ehemaligen DDR,<br />
ERAM, einem aufgelassenen Steinsalzwerk<br />
in Morsleben bei Helmstedt, wurden von<br />
1971 bis 1991 14.432 m 3 LAW und MAW<br />
sowie 6.227 „umschlossene“ Strahlungsquellen<br />
und, nach Wiederaufnahme der<br />
Einlagerung, von 1994 bis 1998, weitere<br />
22.320 m 3 LAW und MAW sowie 394 umschlossene<br />
Strahlungsquellen endgelagert.<br />
3) Seite 16 Es ist unklar, ob diese Mengen<br />
in den oben genannten Mengen enthalten<br />
sind.<br />
2. In keiner der vielen zugänglichen Statistiken<br />
radioaktiver Abfälle werden die in<br />
dem Bergwerk Asse eingelagerten 125.000<br />
Stück 400 I-Fässer und 200 l-Fässer mit<br />
LAW und die 1.300 Behälter mit MAW erwähnt.<br />
Auch in diesem Falle war nicht feststellen,<br />
ob diese Mengen in der oben genannten<br />
Gesamtmenge enthalten sind.<br />
2.2 Endlagerung radioaktiver<br />
Abfälle, Mehrfachbarrieren-<br />
10) Seite 343 ff<br />
Prinzip<br />
Endlagerung von radioaktiven Abfällen<br />
bedeutet, dass die Abfälle so gelagert werden<br />
müssen, dass sie ohne direkte manuelle<br />
Überwachung für die erforderliche<br />
Isolationszeit (1000 bis 1 Mio. Jahre) von<br />
der Biosphäre isoliert bleiben.<br />
Den meisten Endlagerkonzepten, von<br />
denen man die Erfüllung dieser Bedingungen<br />
erwarten kann, liegt das „Mehrfachbarrieren-Prinzip“<br />
zugrunde. Dabei<br />
soll das Eindringen der radioaktiven Stoffe<br />
in die Biosphäre durch eine Reihe hintereinander<br />
geschalteter Sperren verhindert<br />
werden. Diese Abkapselung setzt sich aus<br />
künstlichen und natürlichen Barrieren<br />
zusammen. Als künstliche Barrieren gelten<br />
die Abfallmatrix (der durch die Konditionierung<br />
entstandene Feststoff Glas,<br />
Kunststoff, Keramik, kristallines Aggregat)<br />
und der Behälter sowie errichtete Dämme<br />
und Mauern. Natürliche Barrieren sind<br />
das umhüllende Wirtgestein und die geologische<br />
Umgebung, womit der Abschluss<br />
gegen Grundwasser bzw. Luft und Gas sicherzustellen<br />
ist.<br />
International werden heute vor allem<br />
sechs Gesteinstypen auf ihre Eignung als<br />
Wirtgesteine für die Endlagerung radioaktiver<br />
Abfälle untersucht 10) Seite 365 : Steinsalz,<br />
Anhydrit (Kalziumsulfat), „Tongesteine“<br />
und Tuff aus der Gruppe der Sedimente,<br />
sowie die kristallinen Gesteine Granit und<br />
Basalt. Dabei sei klargestellt, dass es sich<br />
bei dem Zechstein-Steinsalz, um das es<br />
bei den deutschen Einlagerungsstandorten<br />
geht, nach Textur und Gefüge ebenfalls<br />
um ein „kristallines“ Gestein handelt,<br />
weil Schichtfugen und Bruchlinien während<br />
der saxonischen Gebirgsbildung und<br />
Tektonik durch Rekristallisationsvorgänge<br />
vielfach überprägt und geschlossen worden<br />
sind.<br />
9) Seite 12/13<br />
Abb. 6: DBE – Endlagerkonzepte im Steinsalz<br />
2.3 Anforderungen an ein Endlager<br />
für radioaktive Abfälle<br />
Erfolgreiche Endlagerung heißt wartungsfreier<br />
Abschluss des Endlagers und sicherer,<br />
vom Biozyklus getrennter dauerhafter<br />
Einschluss im Wirtgestein.<br />
Daraus ergeben sich folgende Anforderungen<br />
an ein untertägiges Endlager:<br />
- Das Gestein muss eine möglichst geringe<br />
Porosität und Permeabilität besitzen,<br />
um als geologische Barriere einen<br />
sicheren Abschluss gegen Grundwasser<br />
zu bilden.<br />
- Das Gestein muss homogen sein, der<br />
geologische Körper muss in Mächtigkeit<br />
und Flächenausdehnung genügend Ausdehnung<br />
besitzen.<br />
- Die gebirgsmechanischen Eigenschaften<br />
des Gesteins sollten die Erstellung ausbauloser,<br />
standsicherer Hohlräume gestatten.<br />
- Das Gestein muss eine gute Wärmeleitfähigkeit<br />
besitzen, um die von den radioaktiven<br />
Abfällen ausgehende Zerfallswärme<br />
abzuführen.<br />
Die mit den Untersuchungen in Deutschland<br />
beauftragte BGR hat die endlagerrelevanten<br />
Eigenschaften potentieller Wirtgesteine<br />
wie folgt beurteilt 6) Seite 81 :<br />
8 9
Steinsalz Ton/Tongestein Kristallin, z.B. Granit<br />
Temp. Leitfähikeit hoch + gering - mittel +/-<br />
Durchlässigkeit undurchlässig + sehr gering - gering/groß +/-<br />
Festigkeit mittel +/- gering/mittel +/- hoch +<br />
Verformgsverhalten viskos + plast./spröde +/- spröde +<br />
Hohlraumstabilität eigenstabil + sehr gering - hoch/klüftig +/-<br />
in-situ-Spannugen isotrop + anisotrop - anisotrop -<br />
Lösungsverhalten hoch - sehr gering + sehr gering +<br />
Sorptionsverhalten sehr gering - sehr hoch + mittel/hoch +/-<br />
Temp. Belastbarkeit hoch + gering - hoch +<br />
Die hier offenkundig werdenden Vorteile des Wirtgesteins Steinsalz erklären, warum sich in Deutschland angesichts seiner riesigen Vorkommen an Zechsteinsteinsalzlagerstätten<br />
alle weiteren Untersuchungen auf dieses Wirtgestein konzentrieren.<br />
keit von Steinsalz (s. Abb. 9).<br />
Zu der damit angesprochenen wichtigen Problematik<br />
der Wärmeentwicklung von HAW<br />
und deren Beherrschung am Endlagerstandort<br />
sei hier ein kurzer Exkurs gestattet:<br />
Das Einbringen hochradioaktiver Abfälle<br />
bedeutet nicht nur eine hohe Strahlenbelastung<br />
in unmittelbarer Umgebung der<br />
Abfälle, sondern auch die Freisetzung großer<br />
Wärmemengen. Die Wärmeleistung in<br />
einem Endlager für die in Deutschland zu<br />
erwartenden HAW-Abfälle würde im Maximum<br />
20 bis 40 MW betragen. 10) Seite 353 Der<br />
Temperaturverlauf an beliebigen Punkten<br />
in einem Endlager und dessen Umfeld<br />
lässt sich mit Hilfe von Rechenmodellen<br />
mit großer Genauigkeit ermitteln.<br />
10) Seite<br />
461 ff<br />
Die in die Berechnungen eingehenden<br />
Stoffparameter und Ausgangsdaten sind:<br />
- Die mittlere Wärmeleitfähigkeit des<br />
9) Seite 18/19<br />
Abb. 7: DBE – Konzept eines Endlagerbergwerks<br />
Abb. 8: DBE – Konvergenzverlauf einer<br />
verfüllten Einlagerungsstrecke im Steinsalz<br />
9) Seite 26<br />
nach 50 Jahren<br />
Zechsteinssteinsalzes; sie beträgt bei<br />
35 °C 5,2 Watt/m und je 1 Grad Kelvin<br />
und liegt um den Faktor 2 bis 4 höher<br />
als für Ton- und kristalline Gesteine.<br />
- Die Wärmefreisetzung durch die endzulagernden<br />
Abfallbehälter ergibt sich aus<br />
ihrem Gehalt und der Menge an Radionukliden.<br />
Der standardisierte Kokillentyp<br />
für HAW (L = 1,25 m, Durchmesser<br />
= 0,3 m) hat 10 Jahre nach der Entnahme<br />
aus dem Reaktor (d. h. am Ende der<br />
vorgesehenen übertägigen Abkühlungsphase)<br />
eine Wärmeausgangsleistung<br />
von 900 Watt.<br />
Der zeitliche Verlauf der Wärmefreisetzung<br />
dieser Kokille stellt sich wie folgt dar:<br />
nach 6 Jahren 1.430 Watt<br />
nach 10 Jahren 900 Watt<br />
nach 20 Jahren 650 Watt<br />
nach 50 Jahren 300 Watt<br />
nach 100 Jahren 100 Watt<br />
nach 150 Jahren 40 Watt<br />
nach 800 Jahren 1 Watt<br />
Abb. 9: DBE – Zeitlicher Temperaturverlauf in einer verfüllten<br />
9) Seite 26<br />
Einlagerungsstrecke im Steinsalz<br />
Dieser zeitliche Verlauf der Wärmefreisetzung<br />
entspricht der abklingenden<br />
Radioaktivität der HAW-Glasblöcke und<br />
Brennelemente. 10) Seite 354 Sie beträgt:<br />
bei der Entnahme 8.000.000 Curie/<br />
aus dem Reaktor t Schwermetall<br />
nach 10 Jahren 300.000 "<br />
nach 100 Jahren 40.000 "<br />
nach 1000 Jahren 200 "<br />
nach 10.000 Jahren 5 "<br />
800 Jahre nach der Einlagerung sind Radioaktivität<br />
und Wärmeleistung der radioaktiven<br />
Spaltprodukte in den HAW-Kokillen<br />
so weit abgeklungen, dass sie das<br />
gleiche Gefährdungspotential besitzen<br />
10) Seite 354<br />
wie eine Uranerz-Lagerstätte.<br />
- Die Aufheizung der gesamten Endlagerzone<br />
ergibt sich als eine Funktion der<br />
Lagerungsdichte.<br />
- Der Einlagerungsraum liegt – abgesehen<br />
von den Zugangs- und Arbeitsstrecken –<br />
im bisher absolut unverritzten Gebirge.<br />
- Das Einlagerungsfeld hat eine Flächener<br />
streckung von 250 m mal 420 m und<br />
liegt im Teufenbereich zwischen 850 und<br />
1150 m. Darin befinden sich im Abstand<br />
von 50 m 54 Stück 300 m lange senkrechte<br />
Bohrungen (6 Bohrungen in der Breite<br />
und 9 Bohrungen in der Länge). Jede<br />
Bohrung nimmt 240 Kokillen auf, das<br />
ganze Feld, das in 6 Jahren befüllt wird,<br />
240 mal 54 = 12.960 Kokillen. Mehrere<br />
solcher Einlagerungsfelder reihen sich<br />
aneinander zu einem max. 2 km langen<br />
Gesamtfeld. Die Ausrichtung der Felder<br />
erfolgt von einem Streckengitter aus, die<br />
spätere Befüllung im Rückbau.<br />
- Die anfängliche Gebirgstemperatur im<br />
Einlagerungsfeld beträgt 30 °C.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse der Berechnungen<br />
sind:<br />
- Im Zentrum des Endlagers liegen die Gesteinstemperaturen<br />
über 150 °C. Temperaturen<br />
über 100 °C treten nur innerhalb<br />
der Umgrenzung des Lagerfeldes auf. Das<br />
durch die 100 °C-Isotherme definierte<br />
Feld vergrößert sich im weiteren Zeitverlauf<br />
nicht mehr; vielmehr baut es sich<br />
10) Seite 473<br />
binnen 300 Jahren zur Gänze ab.<br />
- 500 Jahre nach der Einlagerung sind die<br />
Maximaltemperaturen auf 80 °C gefallen.<br />
Das durch die 100 °C-Isotherme definierte<br />
Feld hat sich abgebaut. Dafür hat<br />
eine Erwärmung des Gipshutbereiches<br />
eingesetzt, die 1700 Jahre später das Maximum<br />
von 7 °C über der Gebirgstemperatur<br />
erreicht.<br />
- Nach 1000 Jahren liegen die Gesteinstemperaturen<br />
im Endlager bei 60 °C, im<br />
Gipshut beträgt die Temperaturerhöhung<br />
4 Grad.<br />
- Nach 5000 Jahren werden die Flanken<br />
des Modellsalzstockes einer Temperaturerhöhung<br />
von 1 bis 3 °C ausgesetzt<br />
2.4 Steinsalz als Wirtgestein<br />
für Endlager von HAW (s. Abb. 6)<br />
Salzlagerstätten, insbesondere Salzstöcke,<br />
können die o. a. Anforderungen in nahezu<br />
idealer Weise erfüllen. Hinzu kommt<br />
der große Vorteil, dass mit dem bergmännischen<br />
Umgang mit Salzgestein eine sehr<br />
lange Erfahrung vorliegt und dass die maschinellen<br />
Einrichtungen zur Herstellung<br />
von Hohlräumen im Salz entwickelt und<br />
die Einlagerungsräume daher mit großer<br />
Genauigkeit planbar und erstellbar sind<br />
(s. Abb. 7). Steinsalz besitzt zudem in Teufen<br />
ab 800 m durch seine hohe Plastizität<br />
die für die Endlagerung von Abfällen<br />
sehr erwünschte Eigenschaft zur Konvergenz<br />
(s. Abb. 8). Dadurch werden die Abfälle<br />
mittelfristig bündig vom Wirtgestein<br />
Steinsalz umschlossen. Hinzu kommt<br />
schließlich die relativ gute Wärmeleitfähigsein,<br />
und das Endlager hat nur noch eine<br />
Temperatur von 40 bis 45 °C.<br />
- Unter den genannten Einlagerungsparametern<br />
sind demnach Erwärmungen an<br />
der Erdoberfläche über dem Salzstock,<br />
dessen Gipshut in 300 m Tiefe liegt, zu<br />
keiner Zeit zu erwarten.<br />
In einem kürzlich veröffentlichten Aufsatz<br />
31) Seite 543 ff wird die „Thermomechanische<br />
Auslegung und Entwicklung eines<br />
Referenz-Endlagerkonzeptes zur Einlagerung<br />
wärmeentwickelnder radioaktiver<br />
Abfälle im Tongestein in Deutschland“<br />
vorgestellt. Danach ergibt sich für die Endlagerung<br />
im Tongestein im Vergleich zu<br />
Steinsalz rein auf die Einlagerungsfelder<br />
bezogen (ohne bergmännische Ausrichtung)<br />
ein rund 8-facher Flächen- und ein<br />
rund 10-facher Volumenbedarf für die<br />
Einlagerung der gleichen HAW-Menge im<br />
Tongestein im Vergleich zu Steinsalz.<br />
Das Wirtgestein Steinsalz hat allerdings<br />
auch einige Eigenschaften, die für die Aufnahme<br />
von Endlagern nachteilig sind:<br />
- Verunreinigungen des Salzes durch Tonund<br />
Anhydriteinschlüsse<br />
- die geringe Dichte in Verbindung mit<br />
der Plastizität, die im Laufe der Jahrmillionen<br />
zu Diapirismus führt, zu Faltenbildungen,<br />
Ausdünnungen und Anstauchungen<br />
der Salzschichten<br />
- die hohe Wasserlöslichkeit des Steinsalzes<br />
- die korrosive Wirkung von Salzlösungen<br />
- die relativ niedrigen inkongruenten<br />
Schmelzpunkte (Freiwerden von Kristallwasser)<br />
der Evaporite. Daher darf die Erwärmung<br />
des die Abfälle umgebenden<br />
Salinars 90 °C +/- 10 °C für Steinsalz und<br />
75 °C für Carnallit nicht überschreiten. 10)<br />
Seite 433 ff<br />
Durch entsprechende Untersuchungen<br />
(geologische Aufnahme, Bohrungen,<br />
Untertage-Radar) ist sicherzustellen,<br />
dass das Einlagerungsfeld frei von<br />
Carnalliteinfaltungen ist. Carnallitfreie<br />
Steinsalzpakete sind z.B. im ungestörten<br />
10<br />
11
Erlebnistouren durch das Erlebnis Bergwerk Merkers<br />
Na2 und Na3 reichlich vorhanden.<br />
Diese Nachteile sind Im Vergleich zu allen<br />
anderen Wirtgesteinen beherrschbar,<br />
wenn die zu deren Neutralisierung erforderlichen<br />
Maßnahmen (genaue Erkundung<br />
des Standortes, Minimierung von<br />
Gebirgskonvergenz durch Minimierung<br />
der erstellten Hohlräume und Querschnitte,<br />
Grundwasserabschluss, Begrenzung der<br />
Erwärmung) strikt eingehalten werden.<br />
Im Besonderen ist darauf hinzuweisen,<br />
dass ein aufgelassenes Bergwerk mit großen<br />
Hohlräumen aus der früheren Gewinnung<br />
wegen der zu erwartenden Gebirgskonvergenzen<br />
und der daraus sich ergebenden<br />
Ersaufensgefahr die Sicherheitskriterien<br />
für ein Endlager nicht erfüllt.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass<br />
sich in Deutschland (auch in der früheren<br />
DDR) die überwiegende Zahl der Wissenschaftler<br />
auf die Salze der Zechsteinformation<br />
als das best geeignete Wirtgestein für<br />
die Endlagerung von HAW-Abfällen festgelegt<br />
9), 10) u. 11)<br />
hat.<br />
2.5 Weltweite Bedeutung<br />
der Endlagerung<br />
radioaktiver Abfälle<br />
Sie ergibt sich aus der Zahl der Kernkraftwerke<br />
insgesamt und aus der zunehmenden<br />
Anwendung radioaktiver Strahlungsquellen<br />
in der industriellen Messtechnik<br />
und Medizin:1978 waren in der<br />
alten Bundesrepublik 14, in der DDR 4<br />
Literaturverzeichnis:<br />
1) AKEND; Auswahlverfahren für Endlagerstandorte,<br />
2002<br />
2) Albrecht, E.; Die Tieflagerung radioaktiver Abfälle in<br />
der BRD, 1977<br />
3) BfS; Endlager Morsleben, 2001<br />
4) BfS; Jahresbericht 2008<br />
5) BfS; Asse Einblicke, 1-3/2009<br />
6) BGR; 50 Jahre BGR – ein Tätigkeitsbericht, 2008<br />
7) BMU; Strahlung und Strahlenschutz, 1992<br />
8) Brenk; Freigabe von Zutrittslösungen aus der<br />
Schachtanlage Asse, 2008<br />
9) DBE; Endlager- und Deponieprojekte – weltweit,<br />
1995<br />
10) DGG; Geowissenschaftliche Aspekte der Endlagerung<br />
radioaktiver Abfalle, 1980<br />
11) Enke F.; Angewandte Geowissenschaften III, 1984<br />
Kernkraftwerke in Betrieb und 13 bzw. 5<br />
in Bau. Das erste Versuchsatomkraftwerk<br />
Kahl war 1958, der Atomversuchsreaktor<br />
Jülich 1959 in Betrieb genommen worden.<br />
Weltweit waren zu diesem Zeitpunkt in 34<br />
Ländern 206 Kernkraftwerke in Betrieb<br />
und 244 im Bau.<br />
30 Jahre später, 2008, lauten die entsprechenden<br />
Zahlen für weltweit 31 Länder:<br />
439 Kraftwerke (davon 17 = 4 % in<br />
Deutschland) in Betrieb. 32 im Bau und<br />
etwa 400 in Planung. In den USA laufen<br />
104, in Frankreich 59, in Japan 54, in Russland<br />
31 KKW. Wenn man die amtlichen<br />
Mengenangaben für radioaktiven Abfall<br />
in Deutschland (321 000 m 3 ) im Verhältnis<br />
der in Deutschland und in der Welt in Betrieb<br />
befindlichen Kernkraftwerke hochrechnet,<br />
so kommt man schon heute weltweit<br />
auf weit über 6 Mio. m 3 radioaktiver<br />
Abfälle.<br />
2.6 Maßeinheiten für die<br />
Radioaktivität 25) Seiten 18 u. 19<br />
Strahlungsteilchen und Strahlungsquanten,<br />
die bei der Kernumwandlung entstehen,<br />
werden von einer radioaktiven Substanz<br />
willkürlich nach allen Seiten ausgesandt.<br />
Um angeben zu können, wie strahlungsaktiv<br />
eine Strahlungsquelle ist, hat man die<br />
Aktivität definiert. Die Aktivität gibt die<br />
Zahl der Kernumwandlungen pro Zeit an.<br />
Als Einheit wurde das Becquerel eingeführt:<br />
1 Bq = 1 Kernumwandlung je Sekunde.<br />
12) GSF; Salzbergwerk Asse, etwa 1980<br />
13) GSF; Versuchseinlagerung hoch radioaktiv strahlender<br />
Abfalle in die Schachtanlage Asse, 1992<br />
14) GSF; Jahresbericht 1995 – 30 Jahre Institut für Tieflagerung,<br />
1995<br />
15) GSF; Jahresbericht 1996<br />
16) Hoffmann. D.; 11 Jahrzehnte deutscher Kalibergbau,1972<br />
17) Kappei, G.; Arbeiten zur Schließung der Schachtanlage<br />
Asse II, 2006<br />
18) Kappei, G; 100 Jahre Schachtanlage Asse II, 2007<br />
19) Kuxenzeitung; Handbücher der Kalibergwerke…,<br />
1914 und 1925<br />
20) Möller, D.; Endlagerung radioaktiver Abfälle in der<br />
BRD, Diss. 1995<br />
21) Ns.MU; Endlagerung radioaktiver Abfälle in<br />
Deutschland, 2003<br />
Bis Ende 1985 wurde noch die Einheit Curie<br />
(Ci) verwendet.<br />
1 Ci = 3,7 x 10 10 Bq<br />
Die radioaktiven Abfallklassen sind wie<br />
21) Seite 25<br />
folgt definiert:<br />
HAW über 10 14 Bq je m 3<br />
= über 2700 Ci/m 3<br />
MAW 10 10 bis 10 14 Bq je m 3<br />
= 0,27 bis 2700 Ci/m 3<br />
LAW weniger als 10 10 Bq je m 3<br />
= weniger als 0,27 Ci/m 3<br />
Zum Verständnis: Natürliche Radionuklide,<br />
die mit der Atemluft, dem Trinkwasser<br />
und der Nahrung in den menschlichen<br />
Körper gelangen, rufen eine natürliche<br />
Radioaktivität des Menschen hervor. Die<br />
wichtigsten natürlichen Radionuklide im<br />
Menschen sind bestimmte Isotope des Kaliums<br />
(K-40), des Kohlenstoffs (C-14), des<br />
Rubidiums (Rb-87), des Bleis (Pb-210),<br />
des Wismuts (Bi-210), des Polloniums<br />
(Po-210), des Wasserstoffs (H-3 in Form<br />
von Tritium) und des Berylliums (Be-7).<br />
Daraus ergeben sich für uns und unsere<br />
Umwelt z. B. folgende<br />
7) und<br />
Aktivitäten:<br />
26) Seite 54<br />
„Standardmensch“ (70 kg schwer, 25 Jahre<br />
alt): 130 Bq/kg = 9.112 Bq gesamt<br />
Boden und Gestein: 1.500 Bq/kg = bis 4 x<br />
10 6 Bq je m 3 Gestein<br />
menschliche Nahrungsmittel: 40 Bq/kg<br />
zugelassene Baustoffe: 370-925 Bq/kg<br />
(Fortsetzung in der nächsten <strong>Ausgabe</strong>)<br />
22) PTB aktuell; Einlagerung radioaktiver Abfälle, 1983<br />
23) RWE; Das Minimierungskonzept, 1990<br />
24) Slotta, R.; Technische Denkmaler in der BRD, Teil 3,<br />
1980<br />
25) Volkmer, M.; Kernenergie – Basiswissen, 1993<br />
26) Volkmer, M.; Radioaktivität und Strahlenschutz,<br />
2005<br />
27) Wilsnak et al.; Flüssigkeitsdichte Verwahrung von<br />
Schächten, 2008<br />
28) Brschw. Ztg.; Zeitungsausschnitte ab Juni 2006<br />
29) FAZ; Zeitungsausschnitte ab Juni 2008<br />
30) HAZ; Zeitungsausschnitte ab Juni 2009<br />
31) Jobmann M. et al.; Thermomechanische Auslegung<br />
und Entwicklung eines Referenz-Endlagerkonzeptes<br />
zur Einlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver<br />
Abfälle im Tongestein in Deutschland, 2009<br />
Weltweit einzigartige Attraktionen<br />
Erlebnistouren durch das Erlebnis Bergwerk Merkers<br />
Im vergangenen Jahr haben<br />
fast 80.000 Personen aus nah<br />
und fern das Erlebnis Bergwerk<br />
Merkers (EBW) der K+S<br />
Gruppe besucht. Und das nicht<br />
ohne Grund. Denn das EBW<br />
bietet seinen Besuchern eine<br />
breite Palette an Angeboten:<br />
Seminare, Konzerte, Mountainbiketouren,<br />
die Austragung von<br />
Kindergeburtstagen und die<br />
Standesamtliche Trauung.<br />
Ganz oben auf der Liste stehen<br />
die Erlebnistouren. Hier erwarten<br />
den Besucher Attraktionen,<br />
die weltweit einzigartig sind:<br />
Begleitet von erfahrenen Bergleuten<br />
bringt der Förderkorb<br />
die Gäste in nur 90 Sekunden<br />
bis auf die 2. Sohle, in eine Teufe<br />
von über 500 Meter. Unter<br />
Tage angekommen, stehen allradgetriebene<br />
Fahrzeuge bereit.<br />
Nun heißt es „Aufsitzen“,<br />
denn es beginnt eine erlebnisreiche<br />
Tour durch ein unendlich<br />
erscheinendes Labyrinth<br />
von Strecken und Abbaukammern.<br />
Ein Befahrungspunkt ist das<br />
Museum, eine ehemalige<br />
Schrapperstrecke mit rund<br />
1500 m 2 Ausstellungsfläche.<br />
Arbeitsgeräte und Maschinen<br />
aus den Anfängen der Kaligewinnung<br />
bis in die Sechziger<br />
Jahre zeugen von der schweren<br />
und oft auch gefährlichen<br />
Arbeit der Bergleute in früherer<br />
Zeit.<br />
Die Fahrt geht weiter bis in<br />
den ehemaligen Großbunker<br />
des Bergwerkes, ein durch seine<br />
Abmessungen beeindruckender<br />
Hohlraum, in dem sich<br />
noch heute der größte untertägig<br />
eingesetzte Schaufelradbagger<br />
der Welt befindet. Die<br />
großräumige Kammer von 250<br />
Metern Länge, 22 Metern Breite<br />
und 14-17 Metern Höhe versetzt<br />
die Besucher immer wieder<br />
in Staunen. Bis 1993 diente<br />
der Großbunker der Speicherung<br />
von bis zu 50.000 Tonnen<br />
Rohsalz, um den Fahrbetrieb<br />
über die Wochenenden<br />
aufrecht zu erhalten. Heute ist<br />
daraus der größte Konzertsaal<br />
500 Meter unter der Tagesoberfläche<br />
entstanden. Er bietet<br />
die Akustik eines gotischen<br />
Kirchenschiffes und vermittelt<br />
ungewöhnliche Musikerlebnisse.<br />
Neuerdings malt eine<br />
Lasershow Farbspiele an die<br />
Firste des Konzertsaals und beeindruckt<br />
die Besuchergruppen.<br />
Auch ein im vergangenen<br />
Jahr in Betrieb genommener<br />
Kletterpark, DOWN UNDER,<br />
hat dort unten im großen Saal<br />
Platz.<br />
Ein weiteres Novum bei den<br />
Touren: Seit Neuestem können<br />
die Besucher auch eine simulierte<br />
Sprengung miterleben.<br />
Außerdem steht natürlich der<br />
historische Goldraum auf dem<br />
Programm: Hier wurden zum<br />
Ende des zweiten Weltkrieges<br />
die Gold- und Devisenbestände<br />
der Deutschen Reichsbank<br />
sowie in weiteren Kammern<br />
umfangreiche Bestände Berliner<br />
Museen eingelagert. Interessante<br />
Requisiten, Bilder<br />
und Filmberichte aus der damaligen<br />
Zeit und die Erläuterungen<br />
der Bergwerksführer<br />
versetzen die Besucher für kurze<br />
Zeit 65 Jahre zurück.<br />
Der Höhepunkt der Führung<br />
durch das Erlebnis Bergwerk<br />
Merkers ist auch gleichzeitig<br />
der tiefste Punkt der Befahrung.<br />
In 800 m Teufe befindet<br />
sich ein Schatz der Natur:<br />
die weltweit einmalige Kristallgrotte.<br />
Sie wurde erst 1980<br />
entdeckt. Die zehn Meter hohe<br />
Grotte ist an Wänden und<br />
Decke von milchig weißen bis<br />
wasserklaren Steinsalzkristallen<br />
bedeckt, die einem Schatz<br />
aus 1001 Nacht entstammen<br />
könnten. Eine eigens für die<br />
Kristallgrotte komponierte Musik-Licht-Installation<br />
schafft<br />
eine Atmosphäre, die ganz einfach<br />
fasziniert und jeden Besucher<br />
in seinen Bann zieht.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.erlebnisbergwerk.de<br />
Tickethotline: (0 36 95) 61 41 01<br />
12 13
750 Jahre Knappschaft<br />
750 Jahre Knappschaft<br />
Die Knappschaft als älteste Sozialversicherung<br />
der Welt kann in diesem Jahr<br />
auf ihr 750-jähriges Bestehen zurückblicken.<br />
Sie hat das deutsche und europäische<br />
Sozialsys tem geprägt wie kaum eine andere<br />
Institution und ist aus den besonderen Gefahren<br />
im Bergbau und der daraus erwachsenen<br />
Notwendigkeit einer sozialen Absicherung<br />
der Bergleute und ihrer Hinterbliebenen<br />
entstanden. Das Deutsche Bergbau-Museum<br />
Bochum stellt in einer Sonderausstellung<br />
die 750-jährige Geschichte<br />
der Knappschaft vor. Sie ist in der Zeit vom<br />
2. Juli <strong>2010</strong> bis zum 20. März 2011 zu sehen.<br />
Das Jubiläum ist auch Anlass für die<br />
Herausgabe eine Sonderbriefmarke, die im<br />
Herbst dieses Jahres erscheinen wird.<br />
Was bedeutet eigentlich Knappschaft?<br />
Nach einer gängigen Definition im Internet<br />
handelt es sich dabei um einen organisatorischen<br />
Zusammenschluss der in<br />
einem Bergwerk oder in einem Revier beschäftigten<br />
Bergleute mit dem Ziel der gegenseitigen<br />
Interessenvertretung der Beschäftigten<br />
und der gegenseitigen sozialen<br />
Absicherung. Die überlieferten Bräuche<br />
und Symbole dieser Kooperationen und<br />
Standesvertretungen wie Schlägel und Eisen,<br />
der Bergmannsgruß „Glück Auf“ und<br />
die traditionelle Tracht (Bergkittel) werden<br />
heute noch von Bergmannsvereinen<br />
im In- und Ausland bewahrt und gepflegt.<br />
Zusammengeschlossen sind diese Vereine<br />
im Inland im Bund Deutscher Bergmanns-,<br />
Hütten- und Knappenvereine.<br />
Ein Blick zurück: Der Hildesheimer Bischof<br />
Johann I. von Brakel sichert in einer<br />
Urkunde vom 28. Dezember 1260 der<br />
Sankt Johannis Bruderschaft am Rammelsberg<br />
bei Goslar, die zur Unterstützung<br />
kranker und verletzter Bergleute und deren<br />
Hinterbliebenen gegründet worden<br />
war, seinen Schutz zu (siehe Foto). Diese<br />
Urkunde beinhaltet erstmals einen Hinweis<br />
auf eine organisierte Sozialfürsorge<br />
und bildet den Ursprung der späteren<br />
Knappschaften und mithin der deutschen<br />
und europäischen Sozialversicherung.<br />
In vielen Bereichen der sozialen und gesundheitlichen<br />
Absicherung war die<br />
Knappschaft in den vergangenen Jahrhunderten<br />
vorbildhaft und hat als sozialer<br />
Pfadfinder gewirkt. Hier haben soziale Sicherung<br />
und Krankheitsfürsorge ihren Ursprung.<br />
In der Geschichte der Knappschaft<br />
liegt die Geburtsstunde der Rentenversicherung<br />
und der Krankenversicherung,<br />
der Hinterbliebenenversorgung, der ersten<br />
Rentenformel und des ersten ärztlichen<br />
Versorgungsvertrages, der Sozialversicherungspflicht,<br />
der gemeinsamen Beitragszahlung<br />
von Arbeitnehmern und Arbeitgebern<br />
sowie der Begründung der sozialen<br />
Selbstverwaltung. Die Knappschaft hat in<br />
ihrer Geschichte bis heute einen bedeutenden<br />
Beitrag zur Entwicklung des Sozialsystems<br />
in Deutschland und darüber<br />
hinaus geleistet. In ihrer Geschichte war<br />
sie immer abhängig von ihrem politischen<br />
und wirtschaftlichen Umfeld und ständigen<br />
Anpassungen an die soziale Wirklichkeit<br />
unterworfen. Die Geschichte der<br />
Knappschaft durchzieht bis heute 750 Jahre<br />
deutsche Geschichte mit allen ihren Besonderheiten<br />
sowie staatlichen und gesellschaftlichen<br />
Formationen.<br />
Viele Jahrhunderte waren die sozialen und<br />
gesundheitlichen Leistungen der Knappschaften<br />
ausschließlich ihren bergbaulichen<br />
Mitgliedern und Familienangehörigen<br />
vorbehalten. Sie waren geschlossene<br />
berufsständische Organisationen. Das hat<br />
sich geändert. Heute sind die ehemaligen<br />
Knappschaften und die 1969 daraus hervorgegangene<br />
Bundesknappschaft in die<br />
moderne Sozialversicherungsstruktur der<br />
Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See<br />
(KBS) aufgegangen. Die<br />
KBS ist heute neben ihrer Funktion als<br />
Sonderversicherungsträger für Bergleute,<br />
Seeleute und Bahnbeschäftigte auch Träger<br />
der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
für viele andere Berufsgruppen. Unter dem<br />
traditionellen Namen Knappschaft wird<br />
eine für alle sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten frei wählbare Kranken- und<br />
Pflegeversicherung angeboten, die zu den<br />
größten Kassen in Deutschland zählt.<br />
Die Wiege der Sozialversicherung steht in<br />
Goslar. Die Bergleute am dortigen Rammelsberg<br />
hatten sich, wie es in jener Zeit<br />
üblich war, zu vorwiegend religiösen Gemeinschaften<br />
zusammengeschlossen, die<br />
aber auch sozialkaritative Aufgaben wahrnahmen.<br />
Es ist nicht auszuschließen, dass<br />
solche Bruderschaften im Bergbaubereich<br />
noch älter sind, aber es gibt bis heute keine<br />
auffindbare Urkunde darüber. Der Name<br />
„Knappschaft“ entstand nachweislich<br />
im Jahr 1426. Damals wurde erstmals die<br />
Belegschaft des sächsischen Bergbaureviers<br />
zu Freiberg als „dy knabschafft“ be-<br />
zeichnet. 1479 wird die Knappschaft in<br />
der Bergordnung für Schneeberg genannt.<br />
1496 gründeten Bergleute im Erzgebirge<br />
die Stadt Annaberg und zwei Jahre später<br />
eine „Knappschaft“.<br />
Auch in anderen europäischen Ländern<br />
und Regionen, wie beispielsweise in Österreich,<br />
in Elsass-Lothringen und in Schlesien,<br />
haben sich in den dortigen Bergbaurevieren<br />
frühzeitig Knappschaften gebildet.<br />
Um 1300 – Die erste<br />
Hinterbliebenenversorgung<br />
Die Knappschaften haben sich sehr früh<br />
in ihrer Geschichte auch als sozialfürsorgliche<br />
Zusammenschlüsse verstanden. Die<br />
Versorgung der Hinterbliebenen war von<br />
Anfang an ein fester Bestandteil dieser<br />
Sozialfürsorge. Die Hinterbliebenenversorgung<br />
der Knappschaften vor rund 700<br />
Jahren lässt sich natürlich nicht mit den<br />
Erwartungen an eine ausreichende Versorgung<br />
in unserer heutigen Zeit vergleichen.<br />
Es ging im Spätmittelalter vorrangig darum,<br />
Witwen und Waisen zu unterstützen.<br />
Die Versorgung der Hinterbliebenen war<br />
zudem völlig abhängig von den verfügbaren<br />
Mitteln aus der Knappschaftskasse.<br />
Im Vergleich zur übrigen mittelalterlichen<br />
Gesellschaft war die Hinterbliebenenversorgung<br />
der Knappschaften jedoch ein<br />
richtungsweisender sozialer Fortschritt.<br />
Viele Jahrhunderte später wurden aus den<br />
knappschaftlichen Gebräuchen der Hinterbliebenversorgung<br />
schließlich Gesetze.<br />
1832 – Traditionsreicher<br />
Krankenhausträger<br />
Die Errichtung von Hospitälern für verunglückte<br />
Bergleute hat bei der Knappschaft<br />
eine Jahrhunderte alte Tradition. Sie hat<br />
bereits in einer Zeit, in der es weder einen<br />
umfassenden Krankenversicherungsschutz<br />
noch eine flächendeckende Krankenhausversorgung<br />
gab, eigene Krankenhäuser<br />
für die Regionalversorgung ihrer<br />
Mitglieder errichtet und damit Maßstäbe<br />
für das damalige Gesundheitswesen gesetzt.<br />
Einige dieser frühen Krankenhäuser<br />
sind heute noch in Betrieb und dienen<br />
der allgemeinen Gesundheitsversorgung.<br />
Die Knappschaft kann heute auf eine fast<br />
180-jährige moderne Krankenhausgeschichte<br />
zurückblicken. Damit ist sie einer<br />
der ältesten und traditionsreichsten Krankenhausträger<br />
und Gesundheitsversorger<br />
in Deutschland.<br />
Mit solchen „Büchsen“ wurden die so<br />
genannten „Büchsenpfennige“ erhoben,<br />
die in die Knappschafts- bzw.<br />
Bruderschaftskasse flossen und unmittelbar<br />
Unterstützungsleistungen dienten.<br />
Mit dem Büchsenpfennig sollten kranke<br />
oder berufsunfähige Bergleute sowie<br />
deren Witwen und Waisen unterstützt<br />
werden.<br />
1854 – Grundsteinlegung der<br />
deutschen Sozialversicherung<br />
Das Jahr 1854 war ein Meilenstein für die<br />
Sozialpolitik in Deutschland. Denn in diesem<br />
Jahr wurde das „Gesetz über die Vereinigung<br />
der Berg-, Hütten-, Salinen- und<br />
Aufbereitungsarbeiter in Knappschaften“,<br />
kurz als Preußisches Knappschaftsgesetz<br />
bekannt, verabschiedet. Dieses Gesetz<br />
gilt weithin als Grundstein der deutschen<br />
und europäischen Sozialversicherung und<br />
ist damit Ursprung der modernen deutschen<br />
und europäischen Sozialgesetzgebung.<br />
Ohne die Vorbildfunktion des Preußischen<br />
Knappschaftsgesetzes und seine<br />
praktische Bewährung für die allgemeine<br />
Sozialgesetzgebung nach 1881 sähe unser<br />
heutiger moderner Sozialstaat anders aus.<br />
Das Preußische Knappschaftsgesetz von<br />
1854 hat die Solidarität zum Grundprinzip<br />
erhoben und die Erfolgsgeschichte der solidarischen<br />
Finanzierung der Sozialversicherung<br />
begründet.<br />
Quellen:<br />
Die Knappschaft als sozialer Pfadfinder, Herausgeber:<br />
Knappschaft-Bahn-See, Bochum <strong>2010</strong><br />
Homepage der KBS und zum 750-jährigen Jubiläum<br />
Alle Fotos: Knappschaft Bahn See<br />
Das bereits im Jahr 1832 gegründete<br />
Knappschaftskrankenhaus in Waldenburg<br />
14<br />
15
Die Abfall-Verbrennungsanlage der E.ON in Heringen<br />
Dirk Böhme, Projektleiter, E.ON Energie from Waste AG, Helmstedt<br />
Dr. Ralf Borghardt, Geschäftsführer der E.ON Energie from Waste Heringen GmbH<br />
Ingmar Guhl, Kraftwerksleiter Werk Werra der K+S KALI GmbH<br />
Ein neuer Weg der Energiegewinnung für ein Kaliwerk –<br />
Die Abfall-Verbrennungsanlage der E.ON in Heringen<br />
1. Von der Projektidee<br />
zur Inbetriebnahme<br />
Am Standort Wintershall der K+S KALI<br />
GmbH, Werk Werra, (K+S) wurde durch<br />
die E.ON Energy from Waste Heringen<br />
GmbH (EEW) eine Abfallverbrennungsanlage<br />
errichtet und im Jahr 2009 in Betrieb<br />
genommen (s. Abb. 1). Die erzeugte<br />
Energie in Form von Dampf wird vollständig<br />
am Standort Wintershall genutzt, einerseits<br />
zur Verstromung und andererseits<br />
als Prozesswärme im Industrieprozess der<br />
Kaliproduktion. K+S kann daher die eigenen<br />
vorhandenen erdgasbefeuerten Kessel<br />
in Ihrer Leistung auf ein Minimum zurücknehmen.<br />
Dadurch werden große Mengen<br />
Erdgas eingespart.<br />
Grundlage für die Dimensionierung der<br />
Abfallverbrennungsanlage in Heringen<br />
war der Energie- und damit der Dampfbedarf<br />
des K+S-Standortes Wintershall. Unter<br />
Berücksichtigung der im Kraftwerk bereits<br />
vorhandenen Gasturbine sowie der Reserve-Gaskessel<br />
wurde eine Dampflieferung<br />
von bis zu 160 t/h zwischen EEW und K+S<br />
vereinbart. Aus Gründen der Versorgungssicherheit<br />
wurde eine 2-linige Anlage mit<br />
jeweils 80 t/h Dampferzeugung konzipiert.<br />
Die pro Jahr zu liefernde Wärmemenge soll<br />
ca. 900.000 MWh betragen. Dazu ist eine<br />
Verbrennungsleistung von bis zu 273.000<br />
t/a Abfall notwendig. Der Energieinhalt des<br />
Abfalls entspricht mit ca. 12MJ/kg etwa<br />
demjenigen von Altholz. Eine Tonne Abfall<br />
hat einen äquivalenten Energiegehalt wie<br />
330 Liter Heizöl oder 330m³ Erdgas.<br />
Die Planungen für das Projekt begannen<br />
im Jahr 2005 und die notwendigen Verträge<br />
wurden zwischen K+S und EEW Ende<br />
2006 unterzeichnet. Parallel lief auch das<br />
Genehmigungsverfahren, welches mit der<br />
Genehmigung zur Errichtung und zum<br />
Betrieb im März 2007 abgeschlossen werden<br />
konnte.<br />
Baubeginn für den Tiefbau und die Gründung<br />
war dann sofort nach der Genehmigungserteilung<br />
im April 2007. Entsprechend<br />
der bautechnischen Fortschritte konnte die<br />
Stahl- und Anlagenbaumontage im Dezember<br />
2007 beginnen. Nach Fertigstellung des<br />
Anlagenbaus im Oktober 2008 wurde die<br />
Inbetriebnahme insoweit vollzogen, dass<br />
zum März 2009 plangemäß das erste Müllfeuer<br />
gezündet werden konnte.<br />
Das Vorhaben hatte ein Investitionsvolumen<br />
von ca. 150 Millionen Euro erfordert.<br />
Zeitweise waren bis zu 500 Mitarbeiter<br />
Abb. 1: Abfall-Verbrennungsanlage der E.ON und Standort Wintershall der K+S Kali GmbH<br />
gleichzeitig mit der Errichtung und der Inbetriebnahme<br />
auf der Baustelle beschäftigt.<br />
Es wurden ca. 20.000 m 3 Beton und<br />
10.000 t Stahl verbaut, 6.000 km Schweißnähte<br />
gefertigt, 200 km Kabel verlegt und<br />
ca. 6.000 Signale in der Elektro- und Leittechnik<br />
verarbeitet.<br />
2. Technik der<br />
Abfallverbrennung<br />
Da das grundlegende Kraftwerkskonzept<br />
des Standortes Wintershall beibehalten<br />
werden sollte, waren die Dampfparameter<br />
von Seiten K + S mit 520 °C und 80<br />
bar vorgegeben. Diese Dampfparameter<br />
sind aber wegen des Korrosionspotentials<br />
der Abfallverbrennung ungewöhnlich<br />
hoch. Daher wurde die Überhitzung des<br />
Dampfes bei EEW 2-stufig aufgebaut. In<br />
den Dampferzeugern der Abfallverbrennungsanlage<br />
wird der Dampf zuerst auf<br />
400 °C erhitzt. In einem zweiten Schritt<br />
wird dieser Dampf gasbefeuerten Überhitzern<br />
mit einer Austrittstemperatur von<br />
520 °C zugeführt.<br />
Abb. 2 zeigt eine Prinzipdarstellung des<br />
technischen Aufbaus des Kraftwerks.<br />
Nachfolgend werden nähere Erläuterungen<br />
zu den einzelnen Bauteilen, die im Bild<br />
dargestellt sind, gegeben:<br />
Abb. 2: Prinzipdarstellung des<br />
technischen Aufbaus des Kraftwerks<br />
Für die Brennstoffversorgung der Anlage<br />
werden pro Werktag ca. 1.200 t Abfall angenommen.<br />
Bei der Anlieferung (1) (siehe<br />
auch Abb. 3) wird der Abfall aus den LKW<br />
in den 15.000 m 3 fassenden Abfallbunker<br />
(2) entleert. Um Geruchsemissionen<br />
zu vermeiden, wird die Verbrennungsluft<br />
für die Rostfeuerung aus dem Bunker abgesaugt,<br />
so dass dieser stets unter Unterdruck<br />
steht. Im Abfallbunker wird neben<br />
der Anlieferung und Speicherung auch die<br />
Vormischung des heterogenen Abfalls für<br />
einen gleichmäßigen Verbrennungsvorgang<br />
mit Abfallkränen vorgenommen.<br />
Mittels eines Greifers wird der Abfall über<br />
einen Aufgabetrichter dem Verbrennungsrost<br />
(3) zugeführt. Die Bewegung des Abfalls<br />
durch den Verbrennungsraum erfolgt<br />
durch eine Schrägstellung des Rostes und<br />
die Schubbewegung der Roststäbe. Die Primärluftzufuhr<br />
zum Verbrennungsrost erfolgt<br />
geregelt durch Spalten zwischen den<br />
Roststäben. Die aufsteigenden Brenngase<br />
werden unter Zufuhr von Sekundärluft<br />
im Verbrennungsvorgang so geschürt und<br />
vermischt, dass Temperaturen von mehr<br />
als 1.000 °C im über dem Verbrennungsrost<br />
angeordneten Brennraum (gleichzeitig<br />
erster Zug des Kessels) erreicht werden.<br />
Die bei der Verbrennung zurückbleibende<br />
Schlacke, ca. 25-30 % des eingesetzten Abfalls,<br />
fällt zur Kühlung in ein Wasserbad<br />
Abb. 3: Vorderansicht Abfallannahme<br />
16<br />
17
(4) und wird anschließend im Schlackenbunker<br />
(5) gelagert. Sie wird als Baustoff,<br />
z. B. beim Straßenbau, weiterverwertet.<br />
Bereits im Verbrennungsraum wird mit<br />
der Reinigung der Rauchgase begonnen.<br />
Hier wird Ammoniakwasser (6) eingedüst,<br />
dadurch werden die im Rauchgas enthaltenen<br />
Stickoxyde in Stickstoff und Wasser<br />
aufgespalten.<br />
Der aus Membranwänden und Heizflächenbündeln<br />
bestehende Dampferzeuger<br />
(Kessel) nimmt die bei der Verbrennung<br />
frei werdende Wärme über Strahlungs-<br />
und Konvektionsheizflächen auf.<br />
Im Dampferzeuger finden die Prozesse der<br />
Verdampfung und der Dampfüberhitzung<br />
statt.<br />
Die bei der Verbrennung freiwerdende<br />
Wärmeenergie erzeugt in den beiden Kesseln<br />
(7) pro Stunde 160 t Dampf mit einem<br />
Druck von 80 bar und 520 °C Temperatur.<br />
Der Dampf wird über eine ca. 300 m lange<br />
Leitung der Turbine (8) mit einer Leistung<br />
von 52 MW im Kraftwerk Wintershall zugeführt.<br />
In der Dampfturbine wird die<br />
Wärmeenergie in mechanische Energie<br />
umwandelt. Diese wird dann in einem mit<br />
der Turbine verbundenen Generator (9)<br />
in elektrische Energie umgesetzt. Ein großer<br />
Teil des Dampfes wird nach Abgabe<br />
des größten Teils der Wärmeenergie aus<br />
der Turbine entnommen und als Prozessdampf<br />
im Fabrikbetrieb genutzt (12). Ein<br />
kleinerer Teil des Dampfes wird in der Turbine<br />
komplett entspannt und dann dem<br />
Kondensator (10) zugeführt, in dem der<br />
nun drucklose Dampf wieder in Wasser<br />
kondensiert wird. Die Kondensate werden<br />
nach entsprechender Erwärmung erneut<br />
dem Kessel zugeführt.<br />
Über den Transformator (11) wird die<br />
elektrische Energie ins Stromnetz gegeben,<br />
ein großer Teil wird direkt im Fabrikbetrieb<br />
Wintershall genutzt.<br />
Nach Verlassen des Kessels werden die<br />
Rauchgase, die hier noch eine Temperatur<br />
Abb. 4: Turbine Montage<br />
von 200 °C haben, weiter gereinigt (grauer<br />
Bereich in Abb. 2). Im Sprühabsorber (13)<br />
wird Kalkmilch eingedüst, die Chlor und<br />
Schwefeldioxyd zu Salzen umwandelt und<br />
bindet. Im nachgeschalteten Flugstromumlenkreaktor<br />
(14) werden Schwermetalle,<br />
Dioxine und Furane mittels Aktivkohle<br />
extrahiert, weiterhin werden Reste<br />
von Chlor und SO 2 in einem zweiten Behandlungsschritt<br />
nochmals durch Kalkhydrat<br />
gebunden. Feststoffpartikel, die in<br />
geringer Menge vom Rauchgas mitgeführt<br />
werden, lagern sich an Schläuchen im Gewebefilter<br />
(15) ab. Diese werden in regelmäßigen<br />
Zeitabständen automatisch abgepulst<br />
und so gereinigt. Die dabei anfallenden<br />
Filterstäube werden durch die K+S<br />
Entsorgung GmbH verwertet.<br />
Nach Passieren der Reinigungseinheiten<br />
führt der Saugzugventilator (16) das gereinigte<br />
Rauchgas mit einer Temperatur von<br />
ca. 140 °C zum Kamin (18). An diesem ist<br />
die Messstation (17) angebracht, die die<br />
Emissionen lückenlos und kontinuierlich<br />
überwacht und damit dokumentiert, dass<br />
die 17. Bundesemissionsschutzverordnung<br />
(17. BimSchV) eingehalten wird.<br />
3. Die neue Turbinenanlage<br />
des Standortes Wintershall<br />
Um den in der Abfallverbrennungsanlage<br />
erzeugten Dampf möglichst effektiv zu<br />
nutzen, hat die K+S KALI GmbH das existierende<br />
Kraftwerk Wintershall um einen<br />
neuen Dampfturbosatz erweitert. Bei<br />
diesem neuen Dampfturbosatz handelt es<br />
sich um eine Entnahme-Kondensations-<br />
Turbine. Die neue Turbine hat einen höheren<br />
Wirkungsgrad als die bestehenden<br />
Maschinen, so dass bei gleichem Dampfdurchsatz<br />
mehr Strom erzeugt werden<br />
kann. Der ausgekoppelte Dampf wird vorwiegend<br />
zur Kaliproduktion verwendet.<br />
Somit wird Strom in hocheffizienter Kraft-<br />
Wärme-Kopplung erzeugt.<br />
Die Anlage ist dazu ausgelegt, ganzjährig,<br />
Technische Daten des Turbosatzes<br />
Doppel-Entnahme-Anzapf-Kondensations-Turbine<br />
Typ: SST400<br />
Nenndrehzahl:<br />
Turbi ne 5 797 U/min. Generator: 1 500 U/min<br />
Nennleistung Generator: 65 MVA, cos phi = 0,81<br />
Wirkleistung Turbosatz: 52.65 MW<br />
Frischdampf:<br />
81 bara, 520 °C, max. 200 t/h<br />
Entnahme 1:<br />
3,3 – 6 bara, 376 – 461 °C, max 108 t/h<br />
Entnahnme 2:<br />
1,4 – 2,2 bara, 119 – 217° C, max 108 t/h<br />
Kondensator:<br />
0,088 bara, max 120 t/h bei 5 000 m3/h<br />
also auch in Zeiten mit niedrigem Prozessdampfbedarf<br />
bei K+S, z.B. in Reparaturpausen<br />
oder bei Störungen der Produktionsanlagen,<br />
den Weiterbetrieb der<br />
Abfallverbrennungsanlage weitgehend<br />
zu gewährleisten und den dort erzeugten<br />
Dampf sinnvoll zur Stromerzeugung zu<br />
nutzen.<br />
Die Turbine vom Typ SST400 aus dem<br />
Hause SIEMENS ist eine auf die speziellen<br />
Bedürfnisse des Kraftwerkes Wintershall<br />
ausgelegte Baureihenmaschine. Der in das<br />
Turbinengehäuse mit einem Druck von 80<br />
bar (entspricht dem Druck in 800 m Wassertiefe<br />
oder einem Gewicht von 80 kg<br />
auf einer Fläche vom 1cm x 1cm) und einer<br />
Temperatur von 520 °C einströmende<br />
Frischdampf durchläuft 20 Schaufelreihen<br />
(s. Abb. 4) und gibt an jeder Schaufelreihe<br />
einen Teil seiner Energie ab. Der dadurch<br />
in Drehung versetzte Turbinenrotor treibt<br />
über ein Getriebe einen Generator an. An<br />
zwei Stellen der Turbine wird Dampf mit<br />
unterschiedlichen Drücken (4 bar und 2<br />
bar) und Temperaturen zwischen 150 °C<br />
und 250 °C aus der Turbine geregelt entnommen.<br />
Dieser Dampf wird über ein<br />
Rohrleitungssystem der Kalifabrik zugeführt,<br />
wo er als Wärmequelle bei der Erzeugung<br />
der Produkte verwendet wird.<br />
Eine kleine Teilmenge des Frischdampfes<br />
durchläuft die Turbine komplett und wird<br />
bis in den Bereich des Vakuums entspannt.<br />
Hier hat der Dampf nur noch eine Temperatur<br />
von ca. 30-40 °C. Der nachgeschaltete<br />
Kondensator, der von Kühlwasser durchströmt<br />
wird, kühlt den Restdampf um einige<br />
Grad Celsius ab. Das dabei entstehende<br />
Kondensat wird wieder dem Dampferzeugungskreislauf<br />
zugeführt.<br />
Abb. 5: Turbine<br />
Die Bauzeit für den Turbosatz (s. Abb. 5),<br />
der im Wesentlichen aus der Turbine, dem<br />
Getriebe, dem Generator, dem Kondensator,<br />
der Schmier- und Hydraulikölversorgung<br />
und dem Steuerungssystem besteht,<br />
betrug von Auftragsvergabe bis zum ersten<br />
Beaufschlagen mit Dampf ca. 25 Monate.<br />
Die einzelnen Komponenten wurden<br />
durch eine Wandöffnung im neuen Turbinenhaus<br />
in ca. 9 m Höhe eingebracht<br />
und auf dem Turbinentisch montiert. Dieser<br />
Tisch mit einem Gewicht von ca. 500 t<br />
steht auf Federn und eigenen Fundamenten,<br />
um eine Schwingungsentkopplung<br />
zum Gebäude zu erreichen. Somit kann<br />
ein ruhiger Lauf des ca. 40 t schweren Antriebsstranges<br />
bei Drehzahlen bis ca. 5.800<br />
Umdrehungen pro Minute erreicht werden.<br />
Das fast vollautomatische Steuerungssystem<br />
ermöglicht ein Anfahren der Turbine<br />
mit wenigen Knopfdrücken von der<br />
Leitwarte aus, so dass bei vorgewärmter<br />
Maschine das Erreichen der Volllast von<br />
52 MW, was umgerechnet ca. 70.000 PS<br />
oder der Leistung von 77 Formel-1-Autos,<br />
entspricht, innerhalb von ca. 40 Minuten<br />
möglich ist. Das Steuerungssystem überwacht<br />
weiterhin ständig für den sicheren<br />
Betrieb wichtige Parameter und schaltet<br />
die Maschine ab, sobald einer dieser Parameter<br />
überschritten wird.<br />
18<br />
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D I E W E L T<br />
DES<br />
WEISSEN GOLDES<br />
Tief unter den grünen Hügeln der Rhön haben die<br />
Kräfte der Natur in Jahrmillionen eine faszinierende<br />
Kristallgrotte geschaffen. Funkelnde Salzkristalle<br />
von einzigartiger Größe. Kommen Sie zu<br />
uns! Wir laden Sie ein zu einem spannenden Ausflug<br />
in die Welt des „weißen Goldes“. Fahren Sie mit dem<br />
Förderkorb auf 500 Meter Tiefe. Erleben Sie Technik<br />
zum Anfassen und sehen Sie Kalibergbau wie er<br />
früher war – und wie er heute ist. Begeben Sie sich im<br />
historischen Goldraum auf die Spuren des legendären<br />
Reichsbank-Schatzes.<br />
B84<br />
EISENACH / A4<br />
E R L E B N I S B E R G W E R K<br />
M E R K E R S<br />
BAD HERSFELD / A4<br />
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HÜNFELD / FULDA / A7<br />
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MERKERS<br />
Führungen ganzjährig, Dienstag bis Sonntag,<br />
9.30 und 13.30 Uhr. Bitte lassen Sie Ihren Besuchstermin<br />
telefonisch reservieren.<br />
Telefon 03695-614101. Telefax 0 36 95 - 61 24 72.<br />
Internet www.erlebnisbergwerk.de<br />
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B278<br />
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VACHA<br />
DORNDORF<br />
KALTENNORDHEIM<br />
B285<br />
BAD SALZUNGEN<br />
B62