Das Abstimmen beginnt - Bundeswehr
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D 8512<br />
49. Jahrgang Nr. 12 Dienstag, 2. April 2013<br />
NAChRIChTeN<br />
eINSATz<br />
Im Kongo<br />
Oberfeldwebel Birte T. ist bei<br />
EUSEC RD Congo als Beschafferin<br />
eingesetzt und gibt Einblicke<br />
in ihren Dienst. Seite 5<br />
<strong>Das</strong> <strong>Abstimmen</strong> <strong>beginnt</strong><br />
Erste Beratungen der Partnernationen zur ISAF-Folgemission für den Norden Afghanistans.<br />
BuNDeSwehR<br />
Rettung aus der Luft<br />
Die Heeresflieger aus Faßberg<br />
haben in der Rolle „Forward Aeromedical<br />
Evacuation“ (FAM) für<br />
Afghanistan geübt. Seiten 6/7<br />
BuNDeSwehR<br />
Großes Zielfeld<br />
Auf dem Truppenübungsplatz<br />
Klietz kann die Panzertruppe im<br />
Kampfpanzer „Leopard 2“ mit modernster<br />
Technik üben. Seite 8<br />
SPoRT<br />
Trend-Wintersportart<br />
Beim Snowkiten können gut trainierte<br />
Sportler Geschwindigkeiten<br />
bis zu 100 Kilometer pro<br />
Stunde erreichen. Seite 10<br />
DIe BuNDeSwehR IM INTeRNeT<br />
Homepage der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />
www.bundeswehr.de<br />
Bundesministerium<br />
der Verteidigung<br />
<strong>Das</strong> Ministerium im Internet:<br />
www.bmvg.de<br />
<strong>Bundeswehr</strong> auf YouTube:<br />
www.youtube.com/bundeswehr<br />
15 Nationen an einem Tisch: Die Post-ISAF-Mission „Resolute Support“ befindet sich in ersten Abstimmungsphasen.<br />
von Torsten Sandfuchs-Hartwig<br />
Berlin. Auf dem Treffen der Verteidigungsminister<br />
im Februar<br />
dieses Jahres hatte Thomas de<br />
Maizière bereits angekündigt,<br />
dass man zügig in die Planung<br />
der ISAF-Folgemission „Resolute<br />
Support“ einsteigen wolle.<br />
Und vergangene Woche fand auf<br />
Einladung des Verteidigungsministeriums<br />
(BMVg), Abteilung<br />
Strategie und Einsatz, unter<br />
gemeinsamem Vorsitz des BMVg<br />
und des Einsatzführungskommandos<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> ein<br />
erstes Treffen der Partnernationen<br />
statt, die derzeit im Regionalkommando<br />
Nord in Afghanistan<br />
Truppen stellen.<br />
„<strong>Das</strong> Treffen diente zur Synchronisation<br />
der Planungen in<br />
Form von ‚Prudent Military Planning‘,<br />
wo wir mit den verschiedenen<br />
Nationen den Rahmen<br />
dieser möglichen künftigen Post-<br />
ISAF-Mission abstecken, selbstverständlich<br />
vorbehaltlich der<br />
jeweiligen nationalen politischen<br />
Entscheidungen und Richtlinien“,<br />
erklärt Oberstleutnant Duncan<br />
Kohl, Referent in der Abteilung<br />
Strategie und Einsatz im BMVg.<br />
Dazu waren kurzfristig alle Nationen<br />
eingeladen und die durchgängig<br />
hochrangige Beteiligung<br />
bestätigte den allseitigen Bedarf<br />
für dieses Vorgehen.<br />
Um dem unverändert geltenden<br />
„Vernetzten Ansatz“ gerecht zu<br />
werden, waren bereits in dieser<br />
frühen Abstimmungsphase<br />
auch Vertreter des Auswärtigen<br />
Amtes, des Bundeskanzleramtes,<br />
des Innenministeriums sowie des<br />
Entwicklungshilfeministeriums<br />
zur Konferenz eingeladen. Als<br />
Hausherr unterstrich der Generalinspekteur<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />
General Volker Wieker, die Wichtigkeit<br />
dieses Abstimmungsprozesses<br />
im Vorfeld der Mission, die<br />
ISAF ab 2015 folgen soll.<br />
Nach dem Prinzip „Hub and<br />
Spoke – Nabe und Speiche“<br />
soll der Schwerpunkt des inter-<br />
nationalen militärischen Engagements<br />
von „Resolute Support“<br />
in der Hauptstadt Kabul<br />
liegen, mit einer eingeschränkten<br />
Präsenz in der Fläche, konzentriert<br />
auf die bevölkerungsreichen<br />
und politischen Zentren<br />
des Landes. „Im Falle des Regionalkommandos<br />
Nord wird die<br />
Speiche die Region um Mazar-e<br />
Sharif sein“, erläutert Oberst<br />
Jürgen-Joachim von Sandrart,<br />
Referatsleiter in der Abteilung SE<br />
im BMVg und als solcher unter<br />
anderem verantwortlich für die<br />
einsatz- und militärstrategischen<br />
Belange der Regionen Zentralasien<br />
und Pazifik.<br />
Angedacht ist, dass der deutsche<br />
Beitrag sich künftig ausschließlich<br />
auf das Ausbilden und<br />
Beraten der afghanischen Sicherheitskräfte<br />
fokussieren soll. „<strong>Das</strong><br />
betrifft im Norden zum einen die<br />
Stäbe der afghanischen Sicherheitskräfte<br />
auf Korpsebene, regionale<br />
Lagezentren, aber auch die<br />
Lehreinrichtungen der afghanischen<br />
Streitkräfte. Der Schutz<br />
dieser Ausbilder und Berater<br />
genieße hierbei natürlich auch<br />
in Zukunft oberste Priorität“,<br />
ergänzt von Sandrart.<br />
Die nächsten Schritte im Planungsprozess<br />
sehen noch in diesem<br />
Monat eine multinationale<br />
Koordinierungskonferenz in Den<br />
Haag auf der Ebene der Einsatzführungskommandos<br />
vor, ehe<br />
voraussichtlich im Juni die Verteidigungsminister<br />
auf einer NATO-<br />
Tagung das so genannte Operationskonzept<br />
billigen. Dieses gilt<br />
als Grundlage für den Operationsplan,<br />
der dann im NATO-<br />
Hauptquartier im belgischen<br />
Mons entstehen und die Voraussetzung<br />
für die so genannte Truppenstellerkonferenz<br />
im vierten<br />
Quartal des Jahres sein wird.<br />
Welche Aufgaben und Anteile<br />
Deutschland dann real in Afghanistan<br />
übernimmt, wird allerdings<br />
erst feststehen, wenn auf politischer<br />
Ebene alle notwendigen<br />
Entscheidungen getroffen sind.<br />
Bärwald/EinsFüKdoBw<br />
<strong>Bundeswehr</strong> auf Twitter:<br />
www.twitter.com/bundeswehrrss<br />
<strong>Bundeswehr</strong>-Fotos auf flickr:<br />
www.flickr.com/photos/<br />
augustinfotos<br />
www.wirdienendeutschland.de<br />
Luftlanderettungszentrum einsatzbereit: <strong>Das</strong> deutsche<br />
einsatzkontingent für die Ausbildungsmission der europäischen<br />
union (euTM Mali) kann in Kürze den so genannten Status „FoC“<br />
(Full operational Capability) einnehmen: „Dann stehen wir offiziell<br />
in der Verantwortung“, betont oberfeldarzt Mathias Lippa<br />
(r.), der Chef des Luftlanderettungszentrums. Mit dieser einrichtung,<br />
unterstützt von mobilen elementen wie zwei Beweglichen<br />
Arzttrupps (BAT) sowie zwei belgischen Rettungshubschraubern<br />
vom Typ „Augusta A-109“, werden die Sanitäter vom Kommando<br />
Schnelle einsatzkräfte Sanitätsdienst aus Leer die medizinische<br />
Versorgung sicherstellen. Der Kommandierende General euTM<br />
Mali, der französische Brigadegeneral Francois Lecointre, hat vor<br />
Kurzem den deutschen und französischen Truppen in Koulikoro<br />
einen Besuch abgestattet und dabei auch die deutsche Sanitätseinrichtung<br />
besichtigt.<br />
(eb/dg)<br />
Berlin. Verteen.<br />
(kha)<br />
DEU EinsKtgt EUTM Mali
2 aktuell intern 2. April 2013<br />
iMPreSSUM<br />
ZitAt<br />
eDitOriAL<br />
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Bundesministerium der Verteidigung<br />
Presse- und Informationsstab<br />
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<strong>Bundeswehr</strong> aktuell<br />
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Redaktionelle Mitarbeit:<br />
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und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />
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Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />
Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />
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ISSN: 1618-9086<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />
und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />
Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />
wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />
der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />
Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />
werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />
außerdem behält sich die Redaktion das<br />
Recht auf Kürzung vor.<br />
„Ich kann mich schon selbst nicht mehr<br />
reden hören.“<br />
Der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes, Andreas Friedrich,<br />
der seit Wochen fast nur schlechtes Wetter verkünden kann.<br />
KALenDerBLAtt<br />
Vor 45 Jahren: Am 2. April 1968 hat der Film „2001: Odyssee im<br />
Weltraum“ in Washington Weltpremiere. Der Science Fiction-Film<br />
erhält 1968 den Oscar für die besten Spezialeffekte.<br />
Vor 45 Jahren: Am 4. April 1968 wird der Bürgerrechtler und<br />
Friedensnobelpreisträger Martin Luther King in Memphis, Tennessee,<br />
erschossen. King wollte mittels eines gewaltlosen Widerstands<br />
die vollen Bürgerrechte für schwarze US-Bürger erreichen.<br />
Vor 65 Jahren: Am 3. April 1948 unterzeichnet der US-amerikanische<br />
Präsident Harry S. Truman das Marshallplan-Gesetz. Im<br />
Rahmen des Marshallplans werden von April 1948 bis Juni 1949<br />
sechs Milliarden US-Dollar vom Kongress genehmigt.<br />
Vor 65 Jahren: Am 7. April 1948 wird in Genf die World Health<br />
Organisation (WHO) gegründet. Die UN-Einrichtung will unter anderem<br />
weltweit Seuchen und Epidemien bekämpfen und nationale<br />
Gesundheitsdienste aufbauen.<br />
Vor 80 Jahren: Am 7. April 1933 wird die Eigenständigkeit der deutschen<br />
Länder durch das zweite „Gleichschaltungsgesetz“ zerschlagen<br />
und die Regierungschefs durch Reichsstatthalter abgelöst.<br />
Vor 665 Jahren: Am 7. April 1348 gründet König Karl IV. in Prag<br />
die erste Universität Mitteleuropas. Die Hochschule umfasst eine philosophische,<br />
medizinische, juristische sowie theologische Fakultät<br />
und entwickelt sich rasch zum geistigen Zentrum Europas. (eb)<br />
Vielfalt, Hintergrundinformationen<br />
und Aktualität sind entscheidende<br />
Kriterien bei der Auswahl<br />
von Themen für eine Wochenzeitung.<br />
Dies hat sich auch die<br />
aktuell-Redaktion auf die Fahnen<br />
geschrieben. Bei der Themenauswahl<br />
berücksichtigen wir<br />
sowohl Belange aus dem militärischen<br />
und zivilen Bereich der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> als auch Entwicklungen<br />
im Bereich nationaler<br />
sowie internationaler Sicherheits-<br />
und Verteidigungspolitik.<br />
Hinzu kommt als weiterer wichtiger<br />
Aspekt das Darstellen der<br />
Einsatzrealität aus den unterschiedlichen<br />
Einsatzgebieten.<br />
Ihnen verehrte Leser, bietet<br />
das Team von aktuell in diesem<br />
Verständnis jede Woche,<br />
abwechslungsreiche und attraktive<br />
Informationen an.<br />
Vielfach können wir dabei auf<br />
eine erfreulich große Anzahl von<br />
Beiträgen zurückgreifen, die die<br />
Redaktion jede Woche erreichen.<br />
Nicht immer können jedoch alle<br />
in der Zeitung aufgenommen werden.<br />
Sehr oft müssen wir auswählen,<br />
in einigen Fällen sind auch<br />
nur kurze Formate realisierbar,<br />
obwohl eine ausführlichere<br />
Berichterstattung, also „en detail“,<br />
durchaus berechtigt wäre. Häufig<br />
zu unserem Bedauern und manchmal<br />
auch zum Ärger des Lesers.<br />
In den vergangenen<br />
Tagen haben<br />
wir Leserbriefe<br />
erhalten,<br />
in denen<br />
eine verkürzte<br />
Berichterstattung<br />
über<br />
eine sicherheitspolitische Veranstaltung,<br />
die „Petersberger<br />
Gespräche“, bemängelt wird.<br />
Für solche Hinweise sind wir<br />
dankbar, der kritische Dialog<br />
mit den Lesern ist uns wichtig.<br />
Er bildet unterschiedliche Standpunkte<br />
und damit den erklärten<br />
Anspruch von aktuell ab, objektiv<br />
zu berichten. Wir drucken deshalb<br />
auf Seite 3 einen QR-Code<br />
ab, über den Sie zu einer online<br />
hinterlegten Ergänzung unseres<br />
aktuell-Beitrages vom 18. März<br />
dieses Jahres über die „Petersberger<br />
Gespräche“ kommen.<br />
Für die Doppelseite (S. 6/7)<br />
haben wir diesmal eine Reportage<br />
ausgewählt über die Zertifizierungsübung<br />
der Heeresflieger<br />
zu „Forward Aeromedical<br />
Evacuation“ – die NH-90 werden<br />
demnächst nach Afghanistan<br />
verlegt. Des Weiteren liegt ein<br />
Faltblatt bei zur Deregulierung.<br />
Frank Pflüger<br />
Chefredakteur<br />
BiLD Der WOCHe<br />
Parallelfahrt im Arabischen Meer: Die Fregatte „Hamburg“ (l.), Mehrzweck-Versorgungsschiff „USnS Bridge“ (M.) und der Flugzeugträger „USS Dwight D. eisenhower“(r.).<br />
McLearnon/USNavy
2. April 2013 ministerium / HinterGrunD aktuell 3<br />
„Hervorragende Arbeit“<br />
Staatssekretär Thomas Kossendey besucht deutsches ISAF-Einsatzkontingent in Afghanistan.<br />
Beeindruckt: Der staatssekretär im Gespräch mit soldaten.<br />
mazar-e sharif. Der Parlamentarische<br />
Staatssekretär<br />
Thomas Kossendey hat sich vergangene<br />
Woche im Rahmen<br />
eines dreitägigen Besuchs beim<br />
Einsatzkontingent ISAF in Kunduz<br />
und Masar-e Sharif über die aktuellen<br />
Rahmenbedingungen des<br />
Einsatzes und den Sachstand der<br />
Rückverlegung informiert.<br />
„Afghanistan ist mittlerweile in<br />
der Lage, in vielen Bereichen selbstständig<br />
für seine eigene Sicherheit<br />
zu sorgen. Allerdings braucht das<br />
Land dabei weiterhin unsere Unterstützung“,<br />
betonte Kossendey. Am<br />
31. Dezember 2014 endet das ISAF-<br />
Mandat. Derzeit läuft die internationale<br />
Abstimmung über die<br />
Modalitäten einer Folgemission.<br />
Entsprechende Entscheidungen<br />
sind aber noch nicht gefallen.<br />
„Fest steht, dass unsere Präsenz<br />
im Land gegenüber heute deutlich<br />
reduziert sein wird“, so Kossendey.<br />
<strong>Das</strong> führe zur größten logistischen<br />
Herausforderung, der sich<br />
die <strong>Bundeswehr</strong> je gegenüber sah.<br />
Etwa 1700 Fahrzeuge und mehr als<br />
6000 Container haben alleine die<br />
deutschen Streitkräfte in Afghanistan.<br />
Ein maßgeblicher Teil davon<br />
wird innerhalb der kommenden<br />
knapp zwei Jahre zurückgeführt.<br />
Einige Einsatzliegenschaften wie<br />
zum Beispiel Feyzabad sind bereits<br />
geschlossen, weitere wie der OP<br />
North und Kunduz werden noch<br />
in diesem Jahr folgen.<br />
Auch wenn die <strong>Bundeswehr</strong> Teile<br />
ihres Materials in Afghanistan<br />
zurücklassen wird, vieles wird dennoch<br />
nach Deutschland zurückgeführt.<br />
„Ich bin beeindruckt von der<br />
Präzision, mit der diese gewaltige<br />
Aufgabe angegangen wird. Man<br />
darf ja nicht vergessen, dass der<br />
Einsatz weiterläuft. Die Soldatinnen<br />
und Soldaten müssen gewährleisten,<br />
dass die Rückverlegung geordnet<br />
und sicher abläuft. Gleichzeitig<br />
Betreuung unter einem Dach<br />
Wilke/IMZBw<br />
muss das Kontingent aber weiterhin<br />
der afghanischen Regierung<br />
bei der Gewährleistung der<br />
Sicherheit im Land zur Seite stehen“,<br />
sagte der Staatssekretär.<br />
Die <strong>Bundeswehr</strong> hat dazu auch<br />
neue Fähigkeiten eingebracht, um<br />
die Bündnispartner zu entlasten.<br />
So stellt Deutschland seit Ende<br />
Januar ein „Air Weapon Team“<br />
mit dem Kampfhubschrauber<br />
„Tiger“. In naher Zukunft wird der<br />
NH-90 in der Konfiguration „Forward<br />
Aeromedical Evacuation“<br />
(FAM) folgen. Auch hierüber<br />
informierte sich der Staatssekretär.<br />
„Der ‚Tiger‘ hat sich hervorragend<br />
bewährt“, so Kossendey.<br />
Die Soldaten seien begeistert von<br />
der Zuverlässigkeit, die dieses<br />
Waffensystem seit Aufnahme des<br />
operativen Flugbetriebes in Afghanistan<br />
an den Tag gelegt habe.„<strong>Das</strong><br />
deutsche Einsatzkontingent leistet<br />
hervorragende Arbeit. Die Rückverlegung<br />
ist auf einem guten Weg.<br />
Gleichzeitig zeigen unsere Soldaten<br />
mit unermüdlichem Engagement,<br />
dass sich Afghanistan auf sie verlassen<br />
kann – auch in Zukunft“,<br />
betonte Kossendey. (cme)<br />
Fachberatungsseminar für <strong>Bundeswehr</strong>angehörige und ihre Familien geht in den Regelbetrieb.<br />
Berlin. <strong>Das</strong> „Fachberatungsseminar<br />
Betreuung und Fürsorge<br />
unter einem Dach“ wird künftig<br />
fester Bestandteil des Hilfsangebotes<br />
für <strong>Bundeswehr</strong>angehörige,<br />
die im Einsatz oder im Grundbetrieb<br />
körperliche oder psychische<br />
Schäden erlitten haben. Erstmals<br />
richtet sich dieses Angebot nun<br />
auch an die Familien der Betroffenen<br />
sowie an die Hinterbliebenen<br />
gefallener Soldaten.<br />
„Mir hat das Seminar sehr gut<br />
gefallen“, sagt Karsten Hartwig-<br />
Der 52-jährige Kapitänleut-<br />
sen.<br />
nant hat mit seiner Frau am ersten<br />
Seminar des Regelbetriebs in<br />
einem Ferienheim des Bundes-<br />
in Oberwie-<br />
wehrsozialwerkes<br />
sental teilgenommen. „Wir haben<br />
gemerkt, dass wir mit unseren<br />
Problemen nicht allein sind.“<br />
Auch Thomas Kossendey<br />
zeigte sich zufrieden: „Wir wollen<br />
W<br />
eine Beratung aus einer Hand und<br />
unter einem Dach.“ Der Parlamentarische<br />
Staatssekretär beim<br />
Bundesminister der Verteidigung<br />
hatte die Pilotphase des neuen<br />
Seminars kontinuierlich begleitet<br />
und unterstützt. Die <strong>Bundeswehr</strong><br />
beabsichtigt, bis zu vier einwöchige<br />
Seminare pro Jahr anzubieten.<br />
Ein Team, zu dem unter<br />
anderem Psychologen, Sozialberater<br />
und Militärseelsorger zählen,<br />
berät die bis zu 16 Teilnehmer<br />
in Gruppenveranstaltungen<br />
und individuellen Beratungen.<br />
Teilnehmen können Betroffene<br />
und jeweils eine Bezugsperson,<br />
insgesamt bis zu sechs Erkrankte<br />
und bis zu zwei Hinterbliebene<br />
sowie je ein Angehöriger. Kinder<br />
werden während der Seminarwoche<br />
durch die <strong>Bundeswehr</strong> betreut.<br />
Die angebotenen Fachberatungsseminare<br />
sind kostenfrei. (mbg)<br />
Korvettengeschwader komplett: Am<br />
21. märz wurde in rostock-Warnemünde<br />
die Korvette „Ludwigshafen am rhein“<br />
in Dienst gestellt. Die Zeremonie wurde<br />
von Konteradmiral michael mollenhauer,<br />
dem Abteilungsleiter einsatz des marinekommandos<br />
in rostock geleitet. Zudem<br />
war staatssekretär stéphane Beemelmans<br />
als Vertreter des Verteidigungsministeriums<br />
zu der Feier angereist.<br />
Die „Ludwigshafen am rhein“ ist die<br />
letzte der insgesamt fünf angeschafften<br />
Korvetten. „einen historischen tag“,<br />
nannte mollenhauer die indienststellung<br />
in seiner Ansprache. „Heute feiert das<br />
Geschwader die erlangung seines vollen<br />
operativen umfangs.“ im 1. Korvettengeschwader<br />
sind außerdem die Korvetten<br />
„magdeburg“, „Oldenburg“<br />
und „erfurt“ sowie drei unterstützende<br />
Landeinheiten zusammengefasst.<br />
rund 560 männer und Frauen dienen in<br />
iedbrauk/<strong>Bundeswehr</strong>„Braunschweig“,<br />
der einheit.<br />
(eb)<br />
Unterstellung wird<br />
demnächst wechseln<br />
Berlin. <strong>Das</strong> Planungsamt der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> wird künftig unmittelbar<br />
dem Verteidigungsministerium<br />
(BMVg) unterstehen. Eine entsprechende<br />
Weisung von Staatssekretär<br />
Stéphane Beemelmans wurde in der<br />
vorvergangenen Woche bekannt<br />
gegeben. Demnach wird die Dienststelle<br />
in Berlin-Köpenick mit Wirkung<br />
zum 1. Juli dieses Jahres aus<br />
dem militärischen Organisationsbereich<br />
der Streitkräftebasis herausgelöst<br />
und dem BMVg unmittelbar<br />
unterstellt. Die truppendienstliche<br />
Führung des Planungsamtes wird<br />
analog zum Einsatzführungskommando<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> in<br />
Schwielowsee dem Generalinspekteur<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>, Volker<br />
Wieker, übertragen. (eb)<br />
Befördert durch den<br />
Staatssekretär<br />
Bonn. Staatssekretär Stéphane<br />
Beemelmans hat am vergangenen<br />
Mittwoch mehrere Spitzenoffiziere<br />
und vergleichbare Beamte<br />
in den nächsthöheren Dienstgrad<br />
berufen. Bei dem feierlichen<br />
Appell im Moltkesaal des Verteidigungsministeriums<br />
in Bonn<br />
wurde der Präsident der ehemaligen<br />
Wehrbereichsverwaltung<br />
West, Georg Stuke, zum Präsidenten<br />
des Bundesamtes für das<br />
Personalmanagement der <strong>Bundeswehr</strong><br />
ernannt und die beiden<br />
Ministerialräte Rüdiger Huth und<br />
Roland Börger zu Ministerialdirigenten.<br />
Die Generalärzte Dirk<br />
Raphael und Michael Tempel beförderte<br />
Beemelmans zum Generalstabsarzt,<br />
die Brigadegenerale<br />
Heinrich Steiner, Hans-Werner<br />
Wiermann und Ansgar Rieks zum<br />
Generalmajor. Ihren neuen Dienstgrad<br />
Generalarzt erhielten auch die<br />
beiden Oberstärzte Ulrich Baumgärtner<br />
und Stephan Schmidt, Kapi-<br />
tän<br />
zur See Roland Hemeling wurde<br />
zum Flottillenadmiral befördert.<br />
Die Oberste Georg Klein, Wolfgang<br />
Renner, Stefan Perschke und<br />
Stefan Fix wurden zu Brigadegeneralen<br />
ernannt.<br />
(eb)<br />
Hinweis<br />
Berlin. Aufgrund von Leserreaktionen<br />
zu dem Beitrag über<br />
die sicherheitspolitische Veranstaltung<br />
„Petersberger Gespräche“,<br />
der am 18. März diesen Jahres<br />
in aktuell in gekürzter Form<br />
veröffentlicht worden ist (aktuell<br />
10/2013, S. 3), weisen wir mit dem<br />
nebenstehenden QR-Code auf eine<br />
im Internet bei<br />
www.bmvg.de<br />
hinterlegte<br />
Ergänzung<br />
zum Beitrag<br />
hin. (fpf)
4 aktuell politik / Hintergrund 2. April 2013<br />
Waffendeal perfekt<br />
Moskau/peking. China kauft<br />
24 Kampfflugzeuge vom Typ<br />
Su-35 und vier Unterseeboote von<br />
Moskau. <strong>Das</strong> Milliardengeschäft<br />
wurde kurz vor dem Besuch von<br />
Chinas neuem Staats- und Parteichef<br />
Xi Jinping Ende vorvergangener<br />
Woche in Moskau unterzeichnet.<br />
Allein für die Unterseeboote<br />
der Lada-Klasse wird China zwei<br />
Milliarden Dollar bezahlen. Zwei<br />
der Boote sollen in der Volksrepublik<br />
gebaut werden, was auf<br />
einen Technologietransfer hindeutet.<br />
Dies und die Lieferung der<br />
modernen Su-35 hat in Russland<br />
Sorge vor einem Technologieverlust<br />
ausgelöst. Dennoch sind weitere<br />
Geschäfte geplant: Auf der<br />
Einkaufsliste der Chinesen stehen<br />
Raketenabwehrsysteme vom<br />
Typ S-400, 117S-Triebwerke für<br />
die SU-35, das neueste Transportflugzeug<br />
Iljuschin 476 und<br />
Il-78M-Tankflugzeuge. (fab)<br />
Tote bei Anschlag<br />
dschalalabad. Während des<br />
Afghanistan-Besuchs von US-<br />
Außenminister John Kerry sind<br />
bei einem Selbstmordanschlag<br />
im Osten des Landes mindestens<br />
fünf einheimische Polizisten<br />
getötet worden. Offenbar sprengte<br />
sich ein Aufständischer vor dem<br />
Eingang zu einem Polizeigelände<br />
in die Luft, um anderen Angreifern<br />
den Weg frei zu machen.<br />
Danach kam es zu mehrstündigen<br />
Gefechten, bei denen auch mehrere<br />
Aufständische ums Leben<br />
kamen. Vier Polizisten und sechs<br />
Zivilisten wurden außerdem verletzt.<br />
Die radikal-islamischen<br />
Taliban bekannten sich zu dem<br />
Anschlag. (mor/cha)<br />
Sitz für Opposition<br />
doha. Vertreter der syrischen<br />
Opposition haben Anfang vergangener<br />
Woche bei einem<br />
Treffen der Arabischen Liga in<br />
Katar offiziell den Sitz Syriens<br />
übernommen. Die von Muas al-<br />
Chatib, dem ex-Präsidenten der<br />
Rebellen-Organisation Syrische<br />
Nationale Koalition geleitete<br />
Delegation folgte einer Einladung<br />
des Emirs von Katar. Eine<br />
Gruppe arabischer Außenminister<br />
hatte diesen Schritt<br />
empfohlen. Syriens Mitgliedschaft<br />
in der Arabischen Liga<br />
war 2011 wegen des Vorgehens<br />
des Regimes gegen die Rebellen<br />
ausgesetzt worden. Beinahe<br />
zeitgleich wurde bekannt, dass<br />
syrische Regierungstruppen das<br />
umkämpfte Viertel Baba Amr in<br />
Homs eingenommen haben. Es<br />
gilt als Symbol für den Kampf<br />
gegen Baschar al-Assad. In der<br />
EU herrscht weiter Uneinigkeit<br />
über Waffenlieferungen an die<br />
syrischen Rebellen. (enw)<br />
Aufruf löst Freude aus<br />
Inhaftierter PKK-Chef Öcalan ruft zu Waffenruhe auf – Beilegung des Kurdenkonfliks möglich.<br />
von Markus Tiedke<br />
Ankara. Der inhaftierte Chef<br />
der verbotenen kurdischen Untergrundorganisation<br />
PKK (Arbeiterpartei<br />
Kurdistans), Abdullah Öcalan,<br />
hat seine Anhänger in der<br />
vorvergangenen Woche zu einer<br />
Waffenruhe aufgerufen. Öcalan<br />
sagte, es sei „Zeit, die Waffen<br />
schweigen zu lassen“ und „die<br />
Türkei zu verlassen“. Nunmehr<br />
müsse der Politik der Vorrang<br />
gelassen werden. Sein Appell<br />
könnte den Anfang vom Ende<br />
des Kurdenkonflikt markieren.<br />
Die Erklärung wurde zu Beginn<br />
des kurdischen Neujahrsfestes<br />
in der südostanatolischen Stadt<br />
Diyarbakir auf kurdisch verlesen.<br />
Rund eine Viertelmillion<br />
Menschen hatte sich in Diyarbakir<br />
versammelt. Die Stadt gilt<br />
als heimliche Kurdenhauptstadt<br />
in der Türkei, hier ist die PKK<br />
verwurzelt und kann auf viele<br />
Sympathisanten rechnen.<br />
Die Botschaft des seit gut 14 Jahren<br />
auf der Marmarameerinsel<br />
Imrali inhaftierten Öcalan wird in<br />
Diyarbakir mit Jubel aufgenommen.<br />
Aus dem Hauptquartier der<br />
PKK im Nordirak verlautet, dass<br />
sich die in der EU und den USA<br />
als Terrororganisation eingestufte<br />
Truppe dem Appell Öcalans fügen<br />
werde. Viele Menschen – Türken<br />
und Kurden – hoffen, dass der<br />
Konflikt endlich beigelegt wird.<br />
Er tobt seit knapp 30 Jahren und<br />
hat wohl mehr als 45 000 Tote<br />
gefordert.<br />
Öcalan hatte die PKK Ende<br />
1978 eben in der Provinz Diyarbakir<br />
mit zwei Dutzend Gleichgesinnten<br />
gegründet. Von Anfang<br />
an sollten die politischen und<br />
gesellschaftlichen Strukturen in<br />
diyarbakir ein Fahnenmeer: Zehntausende kurden feiern neujahr – und Öcalans erklärung.<br />
den Siedlungsgebieten der Kurden<br />
gewaltsam geändert werden.<br />
Neben dem türkischen Staat galten<br />
den PKK-Aktivisten auch kurdische<br />
Eliten als Feinde. Ziel der<br />
PKK war zunächst die Gründung<br />
eines kurdischen Staates. Von<br />
dieser Zielsetzung ist sie mittlerweile<br />
aber offiziell abgerückt.<br />
Seit Beginn der 80er Jahre<br />
bekämpfen PKK-Aktivisten die<br />
türkischen Sicherheitskräfte in<br />
Guerilla-Manier. Militärs sterben<br />
in Hinterhalten, Bomben<br />
gehen in Urlaubsregionen hoch,<br />
vermeintliche Verräter werden<br />
hingerichtet. Der Staat antwortet<br />
mit der Zerstörung kurdischer<br />
Dörfer, Luftangriffen und Strafexpeditionen.<br />
Obwohl längst<br />
nicht mehr so intensiv wie noch<br />
in den 90er Jahren, bindet dieser<br />
Kampf bis heute zehntausende<br />
Soldaten und Polizisten.<br />
Auch nach Öcalans Ergreifung<br />
1999 setzt die Organisation ihren<br />
Kampf fort. Mit der Implosion des<br />
Saddam-Regimes im benachbarten<br />
Irak kann sich die PKK dort<br />
– trotz vieler Luftangriffe – eine<br />
relativ sichere Basis schaffen, von<br />
der aus sie bis heute operiert. Und<br />
die soziale Krise in den Kurdengebieten<br />
sichert der PKK steten<br />
Nachschub an Kämpfern.<br />
Deshalb warnen Beobachter jetzt<br />
vor überspannten Erwartungen.<br />
Öcalan hat zu einer Waffenruhe<br />
aufgerufen, nicht zur endgültigen<br />
Niederlegung der Waffen. Und er<br />
hat de facto den politischen Preis<br />
für einen dauerhaften Gewaltverzicht<br />
genannt: Mehr Selbstverwaltung<br />
für die Kurden sowie<br />
Gleichberechtigung für ihre Sprache.<br />
Für nationalistisch gesinnte<br />
Türken ist das aber noch immer<br />
inakzeptabel.<br />
<strong>Das</strong>s sich dennoch vielfach Vorfreude<br />
auf den Frieden breitmacht,<br />
hat mit der starken Position des<br />
türkischen Ministerpräsidenten zu<br />
tun. Recep Tayyip Erdogan steht<br />
für eine selbstbewusste, wirtschaftlich<br />
aufstrebende Türkei.<br />
Als Gründer der herrschenden<br />
konservativen AKP (Partei für<br />
Gerechtigkeit und Aufschwung)<br />
hat Erdogan den eigentlich laizistisch<br />
orientierten Staat wieder<br />
stärker zum Islam hingewandt<br />
und das einst allmächtige Militär<br />
in die Schranken gewiesen. Unter<br />
seiner Führung versteht sich die<br />
Türkei heute als Regionalmacht.<br />
Als solche kann sie keine inneren<br />
Konflikte brauchen. <strong>Das</strong>s es<br />
eine friedliche Koexistenz geben<br />
kann, beweisen die glänzenden<br />
Beziehungen der Türkei zu den<br />
Kurden im Irak.<br />
Und noch etwas könnte Erdogans<br />
Friedenswillen stärken. Bei<br />
den Wahlen im kommenden Jahr<br />
darf er nicht mehr als Ministerpräsident<br />
kandidieren. Stattdessen<br />
will er Präsident werden. Dessen<br />
machtpolitische Befugnisse sollen<br />
zuvor massiv erweitert werden.<br />
Doch für die erforderliche<br />
Verfassungsänderung benötigt<br />
er auch die Stimmen der kurdischen<br />
Abgeordneten im türkischen<br />
Parlament.<br />
Staatsstreich im Herzen Afrikas<br />
Rebellenmiliz Séléka putscht in Zentralafrika und setzt Verfassung außer Kraft – Präsident flieht.<br />
Zentralafrikas Übergangspräsident: rebellenführer Michel djotodia.<br />
dpa/pa<br />
Bangui. In der zentralafrikanischen<br />
Republik haben Rebellentruppen<br />
die Hauptstadt Bangui<br />
unter ihre Kontrolle gebracht.<br />
Präsident François Bozizé setzte<br />
sich ins benachbarte Kamerun<br />
ab. Er war vor zehn Jahren selbst<br />
durch einen Putsch an die Macht<br />
gekommen. Nach dem Staatsstreich<br />
kam es in Bangui zu Plünderungen,<br />
auch UN-Einrichtungen<br />
waren betroffen.<br />
Die Kämpfer der siegreichen<br />
Rebellenallianz „Séléka“ waren<br />
am Palmsonntag in Bangui eingerückt,<br />
nachdem sie zuvor den<br />
Verteidigungsring der regionalen<br />
FOMAC-Eingreiftruppe (Multinational<br />
Force of Central Africa)<br />
ohne größeren Widerstand durchbrochen<br />
hatten. Lediglich mit<br />
südafrikanischen Soldaten gab<br />
es schwere Gefechte, auf deren<br />
Seite 13 Männer fielen und mindestens<br />
doppelt so viele verwundet<br />
wurden. Ein in Zentralafrika<br />
stationiertes Kontingent der ehemaligen<br />
Kolonialmacht Frankreich<br />
griff nicht in die Kämpfe ein.<br />
Séléka-Chef Michel Djotodia<br />
erklärte sich am Montag voriger<br />
Woche zum neuen Präsidenten.<br />
Zugleich kündigte er an, das Parlament<br />
und die Regierung aufzulösen.<br />
Die Verfassung werde<br />
außer Kraft gesetzt, Neuwahlen<br />
sollen in drei Jahren stattfinden.<br />
„Während der Übergangsphase,<br />
die uns zu freien, glaubwürdigen<br />
und transparenten Wahlen führen<br />
wird, werde ich per Verordnungen<br />
Gesetze erlassen“, so Djotodia.<br />
Die Rebellen begründeten<br />
ihren Vormarsch mit der teilweisen<br />
Nichteinhaltung des Friedensvertrages<br />
vom 11. Januar 2013<br />
durch Bozizé. Darin war unter<br />
anderem die Bildung einer Regierung<br />
der nationalen Einheit vorgesehen.<br />
Der UN-Sicherheitsrat<br />
und die Afrikanische Union (AU)<br />
verurteilten den Putsch, die Mitgliedschaft<br />
Zentralafrikas bei der<br />
AU liegt derzeit auf Eis. (mat)<br />
abaca/dpa/pa
2. April 2013 einsAtz aktuell 5<br />
Ungewohnter Dienstort<br />
Oberfeldwebel Birte T. ist seit Anfang des Jahres als Logistikerin im EUSEC-Einsatz im Kongo.<br />
Übergabe in Kunduz<br />
Militärische Heimat für sechs Monate: Oberfeldwebel Birte t. (l.) bei der eUseC-Mission im Kongo.<br />
impressionen eines afrikanischen Landes: Kongo-Fluss (l.) und einheimisches essen (r.).<br />
Kinshasa. Schon 2008 möchte<br />
Oberfeldwebel Birte T. in dieses<br />
Land, das sie bisher nur von der<br />
Karte aus dem täglichen Dienst<br />
als Eloka-Feldwebel (Elektronischer<br />
Kampf) im Fernmeldeaufklärungsabschnitt<br />
911 im<br />
nordfriesischen Stadum kennt.<br />
Doch bis der Kongo und die<br />
EUSEC-Mission auf ihrem<br />
Dienstplan stehen, soll es noch bis<br />
Anfang dieses Jahres dauern. Eine<br />
Woche einsatzvorbereitende Ausbildung<br />
beim Einsatzführungskommando<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> und<br />
ein Wohnzimmer, das T. kurzerhand<br />
vor dem Abflug in ein Materiallager<br />
verwandelt – und schon<br />
kann der sechsmonatige Einsatz<br />
beginnen.<br />
„Ich schaute mit gemischten<br />
Gefühlen auf diesen Einsatz“, sagt<br />
T. Vor allem, ob ihre Sprachkenntnisse<br />
– neben Französisch spricht<br />
sie auch Kisuaheli – ausreichend<br />
sein würden. In Kinshasa ist die<br />
Luftwaffensoldatin als „Logisticien<br />
Acheteur“ eingesetzt, sie<br />
beschafft unter anderem Material,<br />
Büroutensilien oder Ersatzteile<br />
und bewirtschaftet die gesamte<br />
Fahrzeugflotte der EU, plant und<br />
koordiniert Fahrten und teilt die<br />
einheimischen Fahrer ein. Und<br />
gerade dieser Bereich gestaltet<br />
sich manchmal ein wenig schwierig.<br />
„Es gibt Momente, da kann<br />
ich nicht mit Fahrzeugen aushelfen,<br />
weil alle im Einsatz sind“,<br />
erklärt sie. <strong>Das</strong> würde nicht immer<br />
von allen Kameraden verstanden<br />
werden.<br />
Die Soldaten der EUSEC-<br />
Mission sind eine multinationale<br />
Truppe: Belgier, Deutsche,<br />
Franzosen, Italiener, Luxemburger,<br />
Portugiesen, Rumänen,<br />
Ungarn und US-Amerikaner.<br />
Unter der offiziellen Bezeichnung<br />
„EUSEC RD Congo“ führt<br />
die Europäische Union im Rahmen<br />
der Reform des Sicherheitssektors<br />
in der Demokratischen<br />
Republik Kongo (DR Kongo) eine<br />
Beratungs- und Unterstützungsmission<br />
durch. Im Vordergrund<br />
stehen die politische Integration<br />
der verschiedenen regionalen<br />
Gruppierungen sowie die Unterstützung<br />
bei Umstrukturierung<br />
und Wiederaufbau der kongolesischen<br />
Armee. Die <strong>Bundeswehr</strong><br />
beteiligt sich derzeit mit drei<br />
Soldaten an der Mission, neben<br />
T. noch mit zwei Stabsoffizieren.<br />
Gefühlte 1000 Eindrücke seien<br />
nach der Landung im Kongo auf<br />
sie eingeprasselt, sagt T. Und<br />
sie weiß nicht, was ihr mehr zu<br />
schaffen macht: die Lebensverhältnisse<br />
der Einheimischen, das<br />
Klima oder der Straßenverkehr,<br />
der sich nicht gerade als ein Paradebeispiel<br />
der deutschen Straßenverkehrsordnung<br />
zeigt. Sie<br />
ist bei zehn Grad Minus in Berlin<br />
gestartet und steigt bei 34 Grad<br />
Plus aus dem Flugzeug. „Doch es<br />
PIZ MES<br />
DEU EinsKtgt EUSEC (4)<br />
soll in den nächsten Tagen kälter<br />
werden – nur noch 25 Grad,<br />
wie mir Einheimische erklärten,<br />
da kann einem schon der Kälteschutz<br />
fehlen“, lächelt T.<br />
Mittlerweile fährt die „Oberbeschafferin“<br />
auch selber Auto in der<br />
kongolesischen Hauptstadt. <strong>Das</strong><br />
Prinzip ist einfach: Lauter Hupen,<br />
grimmiger schauen oder einfach<br />
schneller fahren als der Rest. Bei<br />
einem Besuch bei den kongolesischen<br />
Streitkräften lernt sie auch<br />
etwas von der kulinarischen Seite<br />
des afrikanischen Landes kennen.<br />
Anlässlich eines Feiertages<br />
wird landestypische Küche serviert:<br />
Ziege, Krokodil, Maniok<br />
und geröstete Raupen, garniert mit<br />
Reis und Bohnen. Die Norddeutsche<br />
zeigt sich mutig und ist nach<br />
dem Genuss des Menüs erstaunt.<br />
Denn Raupen schmecken ihr deutlich<br />
besser als Krokodil. Doch<br />
Auswirkungen auf den heimischen<br />
Speiseplan wird der kulinarische<br />
Ausflug wohl nicht haben.<br />
Kürzlich macht T. dann auch<br />
die Bekanntschaft mit einigen<br />
Parasiten, die sich in ihrem<br />
Körper ausbreiten und sich nur<br />
von einem antibiotischen Mittel<br />
verdrängen lassen. Was die<br />
junge Frau beeindruckt sind vor<br />
allem die Lebensstandards im<br />
Kongo und wie die Menschen<br />
ihren Alltag trotzdem gestalten.<br />
Denn diese seien fernab von dem,<br />
was man aus Deutschland kenne.<br />
„Viele Menschen leben in Armut<br />
und doch wirken sie lebensfroher<br />
als mancher in der Heimat“,<br />
betont die Soldatin. <strong>Das</strong> Klagen<br />
auf verdammt hohem Niveau,<br />
die Wertschätzung für das, was<br />
in Deutschland geboten wird –<br />
vor allem diese Eindrücke wird<br />
Oberfeldwebel T. wieder mit in<br />
die Heimat zurücknehmen. (eb)<br />
Mehr zum EUSEC-Einsatz auf<br />
www.einsatz.bundeswehr.de.<br />
„Raubtierkäfig“ in Mazar-e sharif: nachdem<br />
der Unterstützungshubschrauber<br />
„tiger“ seit ende Januar einsatzbereit<br />
in Afghanistan verfügbar ist, nimmt<br />
auch die infrastruktur für technik und<br />
Logistik mehr und mehr Form an. Aus<br />
einer wüsten Ansammlung von Betonplatten,<br />
stahlträgern und eisenstangen<br />
entsteht derzeit der Hangar für die Luftfahrzeuge.<br />
Für die 60 Frauen und Männer<br />
der ersten stunde, die mit „harter<br />
Arbeit, persönlichem engagement und<br />
Herzblut die volle einsatzbereitschaft<br />
des ‚tigers‘ ermöglichten“, so Oberst<br />
Ulrich Ott kürzlich bei der Ansprache<br />
zur Medal Parade, heißt es nun, den<br />
staffelstab an die nachfolger zu übergeben.<br />
Rund 120 Flugstunden absolvierten<br />
die Crews mit dem Helikopter<br />
in den vergangenen gut vier Monaten<br />
am Hindukusch.<br />
(rcn)<br />
Kunduz. Der Kommandeur<br />
des Regionalkommandos Nord<br />
(RC North), Generalmajor Jörg<br />
Vollmer (M.), hat in der vergangenen<br />
Woche die Führung des<br />
Unterstützungsverbandes Kunduz<br />
von Oberst Ulrich Spannuth (l.) an<br />
Oberst York Freiherr von Rechenberg<br />
(r.) übergeben. Rückblickend<br />
betonte Vollmer, dass die Überführung<br />
des PRT Kunduz in<br />
zivile Hand ein Meilenstein gewesen<br />
sei. Wenngleich die Streitkräfte<br />
damit quasi in die zweite<br />
Reihe getreten seien, um der zivilen<br />
Seite Platz zu machen, so sei<br />
die Rolle der Soldaten in Kunduz<br />
dennoch eine Wesentliche geblieben.<br />
„Darüber hinaus haben Sie<br />
mit großem Engagement die Rückverlegung<br />
der militärischen Kräfte<br />
sowie die Nachfolgenutzung des<br />
Standortes Kunduz ausgeplant“,<br />
dankte der Generalmajor dem<br />
scheidenden Kommandeur. „Bei<br />
der Wahrnehmung der Sicherheitsverantwortung<br />
durch die<br />
afghanischen Sicherheitskräfte<br />
werden wir unsere afghanischen<br />
Partner weiter begleiten“, betonte<br />
Vollmer.<br />
(row)<br />
Für den Einsatz...<br />
• werden die bereits beschafften<br />
45 geschützten Fahrzeuge<br />
„Dingo 2 A2.3“ – Patrouillen<br />
und Sicherungsfahrzeuge<br />
– angepasst. Der Vertrag<br />
sieht vor, die Fahrzeuge mit<br />
der Fernbedienbaren Leichten<br />
Waffenstation FLW 200,<br />
einer Nebelmittelwurfanlage<br />
und zusätzlichen Führungsmitteln<br />
(Satellitenkommunikation<br />
und Navigationssystem) auszustatten.<br />
Ziel ist es, im Laufe des<br />
Jahres alle Fahrzeuge entsprechend<br />
umzurüsten.<br />
• wurden alle Schützenpanzer<br />
„Marder 1 A5A1“ mit der „Tiefwatfähigkeit<br />
Raumkühlanlage“<br />
ausgerüstet. Mit diesem neu<br />
adaptierten System können die<br />
Fahrzeuge Gewässer im Einsatzgebiet<br />
problemlos durchqueren.<br />
(eb)<br />
PIZ Kunduz<br />
KMW
6 aktuell bundeswehr aktuell 7<br />
von Volker Günter Schubert<br />
(Text und Fotos)<br />
Fritzlar. „Da habe ich zu Gott<br />
gebetet“, gesteht Oberstabsgefreiter<br />
Tore Harmsen* im Coffeeshop<br />
des Fritzlarer Kampfhubschrauberregiments<br />
36<br />
„Kurhessen“. Während der<br />
Hubschrauberübung „Decisive<br />
Dragon“, spricht der 25-jährige<br />
Zeitsoldat, als er gerade<br />
Flugbereitschaftsdienst hat,<br />
ganz offen über seine jüngsten<br />
Einsatzerlebnisse des vergangenen<br />
Herbstes in Afghanistan.<br />
Während einer laufenden<br />
Operation gegen regierungsfeindliche<br />
Gruppen erhielten<br />
er und die Piloten-Crew eines<br />
CH-53-Transport-hubschraubers<br />
damals den Befehl, ein zweites<br />
Mal in eine Kampfzone einzufliegen.<br />
Während seines Einsatzes<br />
wurde der junge Bordschütze<br />
mehrfach in schwere Gefechte<br />
mit radikal-islamistischen Aufständischen<br />
verwickelt. „Wir<br />
feuerten unter heftigem Feindbeschuss<br />
zurück“, so der junge<br />
Heeresflieger mit entschlossener<br />
Stimme.<br />
Unversehrt kehrte der Mannschaftssoldat<br />
aus Afghanistan<br />
zurück. Ängstlich oder nervös<br />
sei er nicht geworden, so<br />
Harmsen, der sich selbst als<br />
robuste Frohnatur bezeichnet.<br />
Vor allem die außergewöhnlich<br />
gute Kameradschaft hätte<br />
zur emotionalen Stabilisierung<br />
beigetragen, weil man sich „im<br />
Team nach dem Einsatz die persönlichen<br />
Gefechtseindrücke<br />
und Empfindungen regelrecht<br />
von der Seele bürsten“ konnte.<br />
Für seinen vierten Auslandseinsatz<br />
baut er erneut auf einen<br />
festen familiären Rückhalt.<br />
Demnächst wird der Oberstabsgefreite<br />
zum vierten Mal<br />
nach Mazar-e Sharif gehen.<br />
„Die brauchen uns da unten,<br />
wie die Luft zum Atmen, und<br />
meine Eltern stehen hinter mir<br />
und unserem Auftrag“, unterstreicht<br />
der Zeitsoldat, dessen<br />
Verpflichtungszeit 2019 endet.<br />
Die <strong>Bundeswehr</strong>zeit sei für ihn<br />
eine solide Startbasis für sein<br />
künftiges ziviles<br />
Standbein, das<br />
sich der Sicherungssoldat<br />
später aufbauen<br />
will.<br />
Auf der ISAF-Airbase im<br />
Camp Marmal stehen Harmsens<br />
militärische Qualitäten zu<br />
Frühlingsbeginn wieder hoch im<br />
Kurs. Denn im Einsatz kniet der<br />
so genannte „Bordsicherungssoldat<br />
Taktische Operationen“<br />
mit einem lafettierten Maschinengewehr<br />
bewaffnet hinter der<br />
geöffneten Laderaumtür des<br />
neuen Hubschraubers vom Typ<br />
NH-90. Der Auftrag des „Doorgunners“,<br />
wie seine Funktion<br />
im NATO-Englischen heißt: Bei<br />
Flügen einen zweiten Hubschrauber<br />
schützen – und zwar den<br />
NH-90 „Forward Aeromedical<br />
Evacuation“ (FwdAE oder kurz<br />
FAM). Seine Feuerkraft erhält<br />
der Sicherungshubschrauber, der<br />
von der NH-90-Crew als „Chase“<br />
bezeichnet wird, durch zwei in<br />
die seitlichen Schiebetüren eingebaute<br />
„Pintle“-MG (PMG).<br />
Dementsprechend werden die<br />
automatischen Schnellfeuerwaffen<br />
auch von zwei Bordschützen<br />
bedient. „Pintle“ bezeichnet dabei<br />
den Schwenkarm, an dem zurzeit<br />
das Maschinengewehr vom<br />
Typ MG3 angebracht ist und demnächst<br />
auch das M3M 12,7 Millimeter<br />
montiert werden kann.<br />
Der FAM-Hubschrauber ist<br />
ein „fliegender Notarztwagen“,<br />
der über einen hochmodernen<br />
Rettungsmedizin-Rüstsatz<br />
verfügt. Damit können zwei<br />
Schwerst- oder Schwerverwundete<br />
notfallmedizinisch optimal<br />
versorgt werden. Für die<br />
gefährliche Luftrettung hat die<br />
NH-90-Crew, in die ein Arzt und<br />
ein Rettungsassistent integriert<br />
sind, maximal 60 Minuten nach<br />
Medizinisches Evakuieren aus einer Kampfzone<br />
NH-90-Hubschrauber werden demnächst in Afghanistan für Luftrettungseinsätze eingesetzt. Die Abschlussübung verlangt den Soldaten alles ab.<br />
Alarmierung<br />
Zeit. Denn „die<br />
‚Golden Hour‘ bietet die besten<br />
Chancen für das Überleben<br />
des Verletzten“, betont Oberst<br />
Andreas Pfeifer, Kommandeur<br />
des Faßberger Transporthubschrauberregiments<br />
10<br />
„Lüneburger Heide“. Konkret<br />
sind in die FAM-Maschinen<br />
so genannte „Stretcher-<br />
Installation-Units“ eingerüstet,<br />
die als rettungstechnische<br />
Arbeitsebene im Transportraum<br />
längsseits montiert<br />
sind. Diese sind im notfallmedizinischen<br />
Standardtransport<br />
für zwei Krankentragen<br />
ausgelegt. Hinzu kommt<br />
ein entsprechender sanitätsdienstlicher<br />
Geräteträger, der<br />
unter anderem intensivmedizinisches<br />
Equipment, wie Patientenüberwachungsmonitore<br />
und<br />
Beatmungsgeräte, Spritzenpumpeninjektoren,<br />
Absaugpumpe<br />
und Defibrillator beinhaltet.<br />
„Damit ist der Laderaum komplett<br />
ausgestattet, für die qualifizierte<br />
Primärrettung und<br />
für die Sekundärverlegung<br />
mit intensivmedizinischer<br />
Betreuung“,<br />
erklärt Oberstabsarzt<br />
Ute Tessen.* In Afghanistan<br />
wird die 34-jährige<br />
Marineärztin zu den ersten<br />
FAM-Crews auf dem NH-90<br />
gehören, die mit solchen Rettungseinsätzen<br />
hautnah konfrontiert<br />
sein werden.<br />
Um das Training der FAM-<br />
Crews vor dem scharfen<br />
ISAF-Einsatz<br />
letzt- m a l i g<br />
zu forcieren, nutzten<br />
die Faßberger während<br />
„Decisive Dragon“ die<br />
Infrastruktur der hessischen<br />
Heeresflieger-Kameraden<br />
in Fritzlar. „Beim Kampfhubschrauberregiment<br />
36<br />
treffen wir auf optimale<br />
Voraussetzungen“, so<br />
Pfeifer, denn was zur<br />
technischen Bereitstellung<br />
der vier<br />
NH-90 benötigt wird, ist in den<br />
Hallen des Kampfhubschraubers<br />
„Tiger“ vollständig vorhanden.<br />
Und in der Tat, unter den Hallendächern,<br />
die symbolträchtig<br />
wie die Oberfläche eines Rotorblatts<br />
geformt sind, herrscht ein<br />
Arbeitsklima, das in puncto<br />
Attraktivität am Arbeitsplatz<br />
locker mit jedem zivilen Hightech-Standort<br />
mithalten kann.<br />
Weniger behaglich waren allerdings<br />
die Luftrettungsmanöver<br />
während der Hubschrauberübung<br />
„ D e c i s i v e<br />
Dragon“. So lag<br />
der missionsspezifische<br />
Trainingsakzent zunächst<br />
auf dem drillmäßigen Üben<br />
von Standardverfahren: Bei<br />
einer Alarmierung ist vom<br />
zügigen Sprint zu den Maschinen<br />
über das Anlegen der Fliegersonderausstattung<br />
mit Bordhelm,<br />
ballistischer Schutzweste<br />
und Stehhaltegurt bis hin zum<br />
„Ready-for-take-off“ purer<br />
Automatismus notwendig. Dieser<br />
umfasst das Anlassverfahren<br />
kurz vor dem Start ebenso wie die<br />
verzuglose Crew-Koordination<br />
während der ersten Flugphasen.<br />
<strong>Das</strong> reibungslose Vorlaufprozedere<br />
sei „die Grundbedingung<br />
für den erfolgreichen<br />
Rettungseinsatz innerhalb<br />
der vorgegebenen<br />
Zeit“, wie der Kommandeur<br />
des NH-90-Verbandes<br />
unterstreicht. Denn gut eintrainierte<br />
Standardverfahren seien<br />
der Garant für hohe Leistungsfähigkeit,<br />
die später im FAM-Einsatz<br />
unter Bedrohung und Stress<br />
von allen Crewmitgliedern rigoros<br />
abverlangt werde. So basiert<br />
der Schlüssel zum Erfolg deshalb<br />
auf einem nahtlosen Crew-<br />
Management-Prozess, bei dem<br />
die NH-90-Piloten, die Bordtechniker,<br />
die Sanitätskräfte und<br />
die Bordschützen alle missionstaktischen<br />
Verfahren in ihren<br />
jeweiligen Funktionen rundum<br />
beherrschen lernen.<br />
Kommt es zur Alarmierung,<br />
steigen die beiden NH-90 binnen<br />
15 Minuten als FAM-Rotte<br />
auf. Dann <strong>beginnt</strong> der Countdown<br />
für die „Golden Hour“<br />
unnachgiebig zu ticken. Um eine<br />
räumlich mit Nordafghanistan<br />
vergleichbare Einsatzlage zu simulieren,<br />
führten die bei Tag und<br />
Nacht praktizierten Rettungseinsätze<br />
zum rund 110 Kilometer<br />
entfernten Übungsplatz<br />
Wildflecken in Bayern. Heftige<br />
Schneefälle, zweistellige<br />
Minusgrade und versierte<br />
Rollenspieler – teils als regierungsfeindliche<br />
Kräfte, lokale<br />
Bevölkerung oder deutsche<br />
ISAF-Truppe instruiert oder einsatzgerecht<br />
als Schwerverwundete<br />
präpariert – sorgten neben<br />
nahezu authentischen Einsatzsituationen<br />
für gefechtstypisch<br />
nachgeahmte Verletzungsmuster.<br />
„Bei ‚Decisive Dragon‘<br />
haben wir uns ausnahmslos<br />
an dem im Einsatz zu praktizierenden<br />
24/7-Modus orientiert“,<br />
erläutert Major<br />
Norman Stahler*, Pilot eines<br />
NH-90-Hubschraubers, auf<br />
den in Afghanistan<br />
seine<br />
FAM-Feuertaufe<br />
wartet. Im Regionalkommando<br />
Nord wird die Notfallrettung<br />
von Schwer- und<br />
Schwerstverwundeten grundsätzlich<br />
durch eine NH-90-Rotte,<br />
also mit zwei taktisch zusammen<br />
fliegenden NH-90, durchgeführt.<br />
Eine Maschine (FAM)<br />
wird die Verwundeten innerhalb<br />
von möglichst zwei bis<br />
drei Minuten am Boden aufnehmen<br />
und während des Fluges<br />
zu einer qualifizierten Sanitätseinrichtung<br />
notfallmedizinisch<br />
stabilisieren. Der andere<br />
Hubschrauber (Chase) eskortiert<br />
beim Hin- und Rückflug, klärt<br />
am Einsatzort vor der Landung<br />
des NH-90-FAM die Landezone<br />
auf und sichert diese zusätzlich<br />
zu den Bodenkräften mit<br />
bodennahen Flugmanövern, um<br />
bei Beschuss den Gegner unter<br />
gezieltem Einsatz von Bordwaffen<br />
niederzuhalten.<br />
Mit der Übung „Decisive<br />
Dragon“ ist der letzte Schliff<br />
zur FAM-Qualifikation erfolgt.<br />
Waren deutsche Verwundete<br />
nach Angriffen in Nordafghanistan<br />
bis dato überwiegend<br />
auf US-amerikanische „Black<br />
Hawk“-Helikopter angewiesen,<br />
schließt die zertifizierte<br />
FAM-Kompetenz nun eine<br />
Fähigkeitslücke auf hohem<br />
Niveau.<br />
* Namen geändert<br />
Nachgefragt<br />
Faßberg. Oberst Andreas Pfeifer (Foto) ist 1984<br />
in die <strong>Bundeswehr</strong> eingetreten. Nach seiner Ausbildung<br />
zum Hubschrauberführer auf dem leichten<br />
Transporthubschrauber „Bell UH-1D“ als Einsatzpilot,<br />
Schwarmführer und Abteilungskommandeur<br />
durchlief er mehrere Führungs- und Stabsverwendungen.<br />
Seit Januar 2012 ist der 48-jährige Kommandeur<br />
des Transporthubschrauberregiments 10<br />
„Lüneburger Heide“ im niedersächsischen Faßberg.<br />
Mit der Übung „Decisive Dragon“ wurde das Regiment „Mission<br />
Ready“ zertifiziert. Was bedeutet das konkret für den Verband?<br />
Mit dieser Übung wurden Ende Januar alle Teilnehmer des ersten<br />
und zweiten Einsatzkontingentes einschließlich des medizinischen<br />
Fachpersonals zusammengeführt, um Verfahren und Leistungsvermögen<br />
letztmalig in Deutschland zu überprüfen. Dazu wurde der<br />
Flugplatz Fritzlar als Forward Operating Base genutzt, die Übung<br />
sollte so realistisch wie möglich sein. Mit dem VN-Ausbildungszentrum<br />
in Wildflecken und der Stabskompanie der Division<br />
Spezielle Operationen (DSO) in Stadtallendorf haben zwei besonders<br />
einsatzerfahrene Truppenteile die Übungslagen am Boden<br />
dargestellt. Dabei konnte ich mir ein gutes Bild vom Leistungsvermögen<br />
der Soldaten machen und allen Teilnehmern den Status<br />
„Mission Ready“ zuerkennen.<br />
Die Rolle „Forward Aeromedical Evacuation“ (FAM) ist beim<br />
NH-90 Neuland. Was war besonders anspruchsvoll und was ist<br />
unter Crew Ressource Management zu verstehen?<br />
Zunächst muss ein Verständnis für die jeweilige Funktion und Aufgabe<br />
an Bord entstehen. Dies gilt sowohl für neue als auch bisherige<br />
Besatzungsmitglieder. <strong>Das</strong> übergeordnete Ziel ist die optimale Verwundetenversorgung<br />
an Bord durch die Rettungsmediziner und das<br />
gleichzeitige Verbringen der Verwundeten zu einer leistungsfähigen<br />
medizinischen Einrichtung innerhalb möglichst kurzer Zeit. Hierbei<br />
kommt dem Crew Ressource Management – unter dem Aspekt<br />
der Integration von Rettungsarzt und Rettungsassistent in die fliegende<br />
Besatzung – eine herausgehobene Bedeutung zu. Denn nur<br />
durch einen optimalen und richtig getakteten Informationsfluss<br />
innerhalb der Besatzung und unter dem Prinzip gegenseitiger Aufmerksamkeit<br />
und Rücksichtnahme können die unterschiedlichen<br />
parallelen Aufgaben bewältigt werden, ohne zusätzliche Risiken<br />
zu schaffen. Und diese reichen von der Flugführung im Cockpit,<br />
der Verbindungsaufnahme mit den Bodenkräften, dem Lageupdate<br />
zur Feindlage und Lage des Patienten, dem Halten der Verbindung<br />
zum Begleitschutzluftfahrzeug, der Einweisung des Bordmechanikers<br />
und des Rettungsassistenten, etwa in der Landezone, bis<br />
zur Kommunikation des Rettungsteams im „hinteren Kampfraum“.<br />
„One Team – One Mission“ klingt empathisch. Was verkörpert<br />
Ihre Maxime mit Blick auf Afghanistan?<br />
<strong>Das</strong> Motto „One Team – One Mission“ bezieht sich nicht nur<br />
auf die unterschiedlichen Bereiche im Transporthubschrauberregiment<br />
10. Es umfasst ausdrücklich auch die Kräfte des Sanitätsdienstes<br />
und die anderer Heeres- und Luftwaffenverbände – ein<br />
Einsatzkontingent mit einem starken inneren Gefüge. Dies erlaubt<br />
uns jederzeit, auch weitere Akteure im Einsatzland in das Team<br />
im Sinne einer bestmöglichen Auftragserfüllung schnell integrieren<br />
zu können.<br />
Anflug des FAM-hubschraubers: ein soldat sichert mit dem Maschinengewehr den Landebereich. es muss schnell gehen: die sanitäter transportieren den Verwundeten zum hubschrauber. hat den FAM-hubschrauer immer konzentriert im blick: der doorgunner.<br />
Der NH-90 wird oft als „fliegender Computer“ bezeichnet. Welche<br />
Möglichkeiten eröffnet das vollelektronische „Fly-by-Wire“,<br />
das weltweit ausschließlich im NH-90 verwendet wird?<br />
Im Vergleich zu älteren Luftfahrzeugen bietet „Fly-by-Wire“ –<br />
in Verbindung mit dem eingebauten Vier-Achsen-Autopiloten und<br />
der voll autonomen Navigationsausstattung – einen enormen Fähigkeitszuwachs<br />
bei gleichzeitigem Reduzieren der „Workload“ für die<br />
Besatzung. Ergänzt wird dies mit einer satten Triebwerksleistung,<br />
einer Standardnutzlast von zwei Tonnen, einer hohen Marschgeschwindigkeit<br />
bei geringem spezifischen Verbrauch und der daraus<br />
resultierenden größeren Reichweite. Aber auch die leistungsfähigen<br />
Sensoren, wie Restlichtverstärkung und Forward Looking Infra Red<br />
(FLIR) für die Flugführung bei Nacht, stellen wichtige technische<br />
Neuerungen dar. Hinzu kommt eine elektronische Schutzausstattungsanlage<br />
und eine international voll kompatible Kommunikationsfähigkeit<br />
für Sprache und Daten. Die Fähigkeiten des NH-90<br />
FAM werden uns beim Umsetzen des Auftrages unterstützen. Wir<br />
sind bereit für den Einsatz!<br />
(vsc)
8 aktuell bundeswehr 2. April 2013<br />
Neue Ausgabe verteilt<br />
berlin. Die<br />
Aprilausgabe<br />
des Y-Magazins<br />
wird zurzeit<br />
verteilt.<br />
Schwerpunktthemen<br />
sind<br />
d i e Ü b u n g<br />
der Fregatte<br />
„Hamburg“ mit dem Flugzeugträgerverband<br />
„USS Truman“<br />
vor der US-Ostküste sowie der<br />
Bürgerkrieg in Syrien. (eb)<br />
Mission abgeschlossen<br />
In see. Vergangene Woche<br />
hat die Fregatte „Hessen“, das<br />
Flaggschiff der Standing NATO<br />
Maritime Group 1 (SNMG 1), die<br />
zweite Aufklärungsmission im<br />
Rahmen der Operation Active<br />
Endeavour im östlichen Mittelmeer<br />
abgeschlossen. Der Fokus<br />
lag neben dem Aufzeichnen der<br />
Verkehrsflüsse im Seegebiet, vor<br />
allem im Durchführen von unangekündigten<br />
Informationsbesuchen<br />
auf kleineren Wasserfahrzeugen.<br />
Nach vier Wochen zog<br />
der Kommandant ein erstes positives<br />
Fazit. So sei eine beachtliche<br />
Anzahl an Seeleuten im direkten<br />
Gespräch erreicht worden,<br />
betonte Fregattenkapitän Dirk<br />
Jacobus. Daneben bot sich der<br />
„Hessen“ die Gelegenheit für eine<br />
Luftverteidigungsübung mit der<br />
Flugzeugträgergruppe der „USS<br />
Dwight D. Eisenhower“. (mb)<br />
Benefiz-Schwimmen<br />
Ortmann/<strong>Bundeswehr</strong><br />
662 Ziele auf Schießbahn 13<br />
Auf dem Truppenübungsplatz Klietz üben Kampfpanzer mithilfe modernster Technik.<br />
von Karen Haak<br />
Klietz. Direkt nach der Übung<br />
hat Hauptfeldwebel Sven Güttner<br />
ein richtig gutes Gefühl. Der<br />
35-Jährige führt den Delta-<br />
Zug der Panzerkompanie vom<br />
Gefechtsübungszentrum Heer.<br />
Die Soldaten des Zuges sind mit<br />
ihren Kameraden auf dem Truppenübungsplatz<br />
Klietz. 14 von<br />
18 Zielen müssen die Richtschützen<br />
der vier Kampfpanzer „Leopard<br />
2“ treffen, um die Übung zu<br />
bestehen. Keine leichte Aufgabe.<br />
„In der Bewegung sind die Ziele<br />
wegen der hohen Staubentwicklung<br />
schwer aufzuklären“, betont<br />
Güttner.<br />
Die Schießbahn 13 vom<br />
Truppenübungsplatz Klietz ist<br />
nicht nur eine sehr anspruchsvolle<br />
Bahn, sondern auch eine<br />
der modernsten für die übende<br />
Truppe. Alle Ziele können elektronisch<br />
gesteuert und kontrolliert<br />
werden. Dazu wurden<br />
auf der sechs Kilometer tiefen<br />
Schießbahn mehr als 100 Kilometer<br />
Kabel verlegt. Nahezu überall<br />
kann der Leitende nun Ziele<br />
aufstellen lassen, die im richtigen<br />
Augenblick für die Schützen<br />
aufklappen. Während der Übung<br />
kann er die Vorgaben noch per<br />
Computer ändern lassen.<br />
Die 3. Kompanie des Ausbildungsverbandes<br />
vom Gefechtsübungszentrum<br />
Heer ist eine der<br />
ersten Einheiten, die auf Bahn 13<br />
mit „Leopard“-Kampfpanzern<br />
übt. Im Turm selbst überwachen<br />
der Kompaniechef und die Ausbilder<br />
den Verlauf der Übung. Sie<br />
schauen sich das Vorgehen des<br />
Delta-Zuges an und werten die<br />
Schießergebnisse aus. Hier ist die<br />
Geballte Kraft: der delta-Zug schießt mit vier „Leopard 2“-Kampfpanzern auf der neuen schießbahn.<br />
moderne Ausstattung in Klietz<br />
von enormem Vorteil. Die elektronische<br />
Auswertung spart Zeit.<br />
Zeit, die die Truppe zum Üben<br />
und Schießen braucht.<br />
Insgesamt zehn Jahre wurde in<br />
Klietz an den beiden Abschnitten<br />
der Schießbahn 13 gearbeitet.<br />
Im Mai vergangenen Jahres<br />
endeten die umfangreichen Baumaßnahmen.<br />
Bei diesem großen<br />
Modernisierungsprojekt konnten<br />
sich auch die Lehrlinge aus<br />
der ansässigen Werkstatt der<br />
Wehrverwaltung einbringen.<br />
„Ihr Ausbildungsauftrag und<br />
unser Bauvorhaben ließen sich<br />
gut und sinnvoll miteinander verbinden“,<br />
erklärt Oberstleutnant<br />
Jörg Wiederhold.<br />
Wiederhold ist Kommandant<br />
eines Truppenübungsplatzverbundes.<br />
Neben Klietz gehören<br />
auch Lehnin und Altengrabow<br />
zu seiner Kommandantur. Mehr<br />
als 25 000 Hektar ist der Verbund<br />
groß und kann 1950 Soldaten<br />
feste Unterkünfte bieten.<br />
Neben der Panzertruppe finden<br />
in Klietz selbst Pioniereinheiten<br />
beste Voraussetzungen. Für<br />
sie gibt es einen Sonderübungsplatz<br />
mit einem Sperr-Parcours<br />
und einem Gelände für die Pioniermaschinenausbildung.<br />
Über<br />
Elbe und Havel können sie auch<br />
das Schlagen von Pontonbrücken<br />
trainieren und auf den Flüssen<br />
selbst Bootsführer ausbilden.<br />
Zurück auf Schießbahn 13 warten<br />
die Besatzungen vom Delta-Zug<br />
auf ihren zweiten Einsatz an diesem<br />
Tag. Jeder Schütze hat einen<br />
zugewiesenen Wirkungsbereich,<br />
den er genauestens beobachtet. Als<br />
der erste Schuss fällt, ist die Druckwelle<br />
noch in einiger Entfernung<br />
zu spüren. Gehörschutz ist für alle<br />
Anwesenden Pflicht.<br />
Die Bewohner in der Umgebung<br />
müssen aber nur mit<br />
einer minimalen Lärmbelästigung<br />
umgehen. „Für jedes angedachte<br />
Schießen, jede Sprengung<br />
erstellen wir lange vor der Übung<br />
eine Lärmprognose“, erklärt Wiederhold.<br />
Nur wenn die ermittelten<br />
Werte unter den gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Richtwerten<br />
liegen, darf die Übung so stattfinden.<br />
„Wenn es zu laut wird,<br />
muss die Übung eben angepasst<br />
werden“, sagt der Oberstleutnant.<br />
Mit 14 von 18 Treffern hat der<br />
Delta-Zug die Übung bestanden.<br />
Während die Kampfpanzer die<br />
Schießbahn 13 wieder verlassen,<br />
wird in der Nachbarschaft<br />
weiter gebaut. Hier soll eine<br />
Scharfschützenbahn entstehen.<br />
Für Kommandant Wiederhold ist<br />
es wichtig, die Truppenübungsplätze<br />
immer besser zu machen:<br />
„Wir müssen unsere Plätze immer<br />
weiter verbessern und pflegen.<br />
Denn hier üben die Soldaten im<br />
scharfen Schuss, bevor sie in den<br />
Einsatz gehen.“<br />
Im Kampf gegen den ewigen Schnee<br />
Die Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 gewinnen den „Edelweiß Raid 2013“ in Österreich.<br />
Wilke/<strong>Bundeswehr</strong><br />
hamburg. Vom 20. bis zum<br />
21. April veranstaltet die<br />
Schwimm- und Triathlon AG der<br />
Helmut-Schmidt-Universität der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> Hamburg zu Gunsten<br />
der Soldatentumorhilfe Hamburg<br />
zum vierten Mal das 24-Stunden-Schwimmen.<br />
Dafür werden<br />
sowohl noch Teilnehmer als auch<br />
Sponsoren gesucht. Die Spenden<br />
können in Form einer einmaligen<br />
Geldspende, einer Geldspende pro<br />
geschwommenen Kilometer oder<br />
einer Sachspende für die Tombola<br />
abgegeben werden. (eb)<br />
Mehr auf www.24-stundenschwimmen-meets-hsu.de.<br />
Hense<br />
bad reichenhall. In der vorvergangenen<br />
Woche hat die Jägerbrigade<br />
6 des Österreichischen<br />
Bundesheeres den „Edelweiß<br />
Raid 2013“ im Gebiet der Tuxer<br />
Alpen ausgerichtet. Unter den<br />
Teilnehmern aus insgesamt acht<br />
Nationen stellten sich auch drei<br />
Mannschaften der Gebirgsjägerbrigade<br />
23 den Anforderungen<br />
des physisch äußerst anspruchvollen<br />
Wettkampfes. In zwei Tagen<br />
galt es 40 Kilometer sowie 4000<br />
Höhenmeter zu überwinden. Und<br />
das alles mit bis zu16 Kilogramm<br />
schweren Gepäck. <strong>Das</strong> wesentliche<br />
Ziel des Wettkampfes war es,<br />
die militärischen Grundfertigkeiten<br />
eines Gebirgsjägers nachzuweisen<br />
und Teamfähigkeit unter<br />
Beweis zu stellen.<br />
Auf 2611 Metern höhe: die soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23.<br />
Am ersten Tag mussten sich<br />
die Soldaten den Aufgaben<br />
„Aufklärung“, „Verschüttetensuche“,<br />
„Bergen eines Verwundeten<br />
im Gebirge“ und „Handgranatenzielwurf“<br />
stellen. <strong>Das</strong><br />
Biwak-Lager am 2050 Meter hoch<br />
gelegenen Mölser Hochleger war<br />
Schwaerzler/Bundesheer<br />
das erste Etappenziel, in dem die<br />
Soldaten die Nacht verbrachten.<br />
Der zweite Tag brachte für die<br />
Teilnehmer die Aufgaben „Gruppenabfahrt<br />
am Seil“, „Abseilen“,<br />
„Gefechtsschießen“, „Orientieren<br />
im Gelände ohne technische<br />
Hilfsmittel“ und „Abtransport<br />
eines Verletzten mit der Universaltrage<br />
2000“. Starker Schneefall<br />
erschwerte den Wettkampf<br />
zusätzlich.<br />
Am Ende überquerte „Team<br />
Eins“ der Gebirgsjägerbrigade 23<br />
als erstes die Ziellinie. Die Mannschaft<br />
des österreichischen Jägerbataillons<br />
23 wurde Zweiter, Platz<br />
Drei ging an „Team Drei“ der<br />
deutschen Gebirgsjäger – ein sensationelles<br />
Ergebnis für die deutschen<br />
Soldaten. (lab/sak)
2. April 2013 Innere Führung / MIlItärgeschIchte aktuell 9<br />
Die Kleider des Soldaten<br />
Von schneidig bis verlottert – Die Uniformen der Soldaten der Befreiungskriege.<br />
von Gerhard Bauer, Leiter Sachgebiet<br />
Uniformen und Kurator<br />
der Sonderausstellung „1813 –<br />
Blutige Romantik“, Militärhistorisches<br />
Museum der<br />
<strong>Bundeswehr</strong>, Dresden<br />
geschichte. Kaum eine Publikation,<br />
die derzeit zu den Befreiungskriegen<br />
erscheint, kommt<br />
ohne Re-enactment-Fotografien<br />
(nachgestellte Fotos) aus. <strong>Das</strong><br />
von Vielen sehr ernst genommene<br />
und mit großem Aufwand<br />
betriebene Hobby der „Lebendigen<br />
Geschichte“ vermittelt Bilder,<br />
die „echt“ anmuten. Unbenommen<br />
seien die vielen Verdienste<br />
dieser historischen Darstellungsgruppen,<br />
die uns zahllose Details<br />
aus dem Friedens- und Kriegsalltag<br />
vor 200 Jahren nahebringen.<br />
Was sie uns jedoch nicht vermitteln<br />
können, das sind die Härten<br />
des Lebens am Beginn des<br />
19. Jahrhunderts und auch nur in<br />
seltenen Fällen das tatsächliche<br />
Aussehen der Kombattanten im<br />
Zeitraum von 1792 bis 1815.<br />
Am ehesten gelingt dies noch<br />
mit akribischen Rekonstruktionen<br />
historischer Uniformen. Die<br />
Masse der Re-enactors darf sich<br />
aber in der Tat glücklich schätzen,<br />
physiognomisch und von<br />
der gesundheitlichen Verfassung<br />
her nichts mit den Männern und<br />
Frauen gemein zu haben, die einst<br />
zu Fuß Europa durchmaßen, die<br />
von Ungeziefer und Krankheiten<br />
geplagt waren und deren Knochen<br />
von endlosen Märschen und mitgeschleppten<br />
Lasten abgenutzt<br />
waren.<br />
In unserer Vorstellung, die<br />
durch Historiengemälde, Ausstattungsfilme<br />
und die erwähnten<br />
„lebendigen“ Schlachtendarstellungen<br />
unserer Tage geformt ist,<br />
waren die Kämpfer der Napoleonischen<br />
Kriege bunt und glänzend<br />
ausstaffiert. Und tatsächlich<br />
kannte die Epoche auch die prächtigsten<br />
Monturen der gesamten<br />
Militärgeschichte. Die Vielfalt<br />
der Uniformen war so groß, dass<br />
in diesem Beitrag nur die Grundformen<br />
erwähnt werden können.<br />
Die Fußtruppen vieler Staaten<br />
trugen frackartige Uniformröcke<br />
mit langen oder kurzen Schößen,<br />
dazu enge Kniehosen mit<br />
Gamaschen oder lange Leinenhosen.<br />
Erstmals gab es auch so<br />
etwas wie Nationaluniformen.<br />
Die französische Infanterie war<br />
nahezu ausnahmslos in die Farben<br />
der blau-weiß-roten Trikolore<br />
gekleidet. <strong>Das</strong> Gros anderer<br />
Heere trug Traditionsfarben wie<br />
britische Truppen ihr Scharlachrot,<br />
Österreicher Weiß und russische<br />
Soldaten Uniformröcke<br />
in verschiedenen Grünschattierungen.<br />
schneidige uniformen: Offizier einer husaren esquadron (l.) und preußische Infanteriesoldaten (r.).<br />
Die Ausrüstung und Bewaffnung<br />
der Fußtruppen, also Patronentaschen<br />
und Seitenwaffen,<br />
wurde an ledernen Bandeliers<br />
getragen, das Gepäck in Tornistern<br />
auf dem Rücken. Auf den<br />
Köpfen saßen bis in die Jahre<br />
1807/09 altmodische Zweispitze,<br />
die bis dahin allerdings in vielen<br />
Armeen von bereits um 1800<br />
erstmals aufgekommenen, zylindrischen<br />
Tschakos verdrängt<br />
waren. Elitekompanien trugen<br />
oft Bärenfellmützen oder andere<br />
Mützen, die die Statur ihrer Träger<br />
betonten.<br />
Die Gattungen der Reiterei,<br />
die, je nach Aufgabenspektrum,<br />
Ausrüstung und Bewaffnung in<br />
„schwer“, „mittelschwer“ und<br />
„leicht“ gegliedert waren, boten<br />
ein besonders buntes Bild.<br />
Kürassiere waren dafür vorgesehen,<br />
in Krisensituationen oder<br />
wenn der Feind<br />
erschüttert war,<br />
mit wuchtigen<br />
Angriffen eine<br />
Entscheidung<br />
herbeizuführen.<br />
Sie hatten<br />
deshalb<br />
große Pferde<br />
und waren oft<br />
mit Brust- und<br />
Rückenharn<br />
isch sowie<br />
Helm bewehrt<br />
und mit „Pallaschen“<br />
mit<br />
gerader Klinge<br />
bewaffnet. Dragoner,<br />
ehemals<br />
berittene Infanterie<br />
und deswegen<br />
außer<br />
mit reiterlichen<br />
Wa f fe n m it<br />
Gewehren ausgerüstet,<br />
sahen<br />
den Fußtruppen<br />
ähnlich, trugen<br />
aber Reithosen<br />
und Stiefel<br />
und in manchen<br />
Armeen Helme anstelle von<br />
Tschakos. Die Leichte Kavallerie,<br />
zumal die Husarenregimenter,<br />
waren in alle Farben des Regenbogens<br />
gekleidet, mit kurzen, als<br />
Dolmane bekannten Jacken, die<br />
prächtig verschnürt und betresst<br />
waren.<br />
Formationen wie die auf polnische<br />
Vorbilder zurückgehenden<br />
Ulanen oder Lanciers erstaunten<br />
mit ihren Tschapkas. Diese bestanden<br />
aus ledernen Kopfteilen mit<br />
einem viereckigen Aufsatz, der<br />
gewöhnlich aus Weidengeflecht<br />
gefertigt und mit Tuch überzogen<br />
war.<br />
Keine dieser Uniformen bot die<br />
Gewähr einer sicheren Freund-<br />
Feind-Erkennung. Die Silhouetten<br />
vieler Kombattanten ähnelten<br />
sich sehr stark. Aus der Ferne und<br />
im Pulverdampf einer Schlacht<br />
war ein preußischer Infanterist<br />
Bunter Mix: diese preußischen Kanoniere tragen<br />
uniformen, die wohl aus Beutestücken und britischen<br />
hilfslieferungen zusammengestellt sind.<br />
MHM/Herbert Knötel, Aquarellierte Federzeichnung<br />
kaum von einem französischen<br />
Fantassin zu unterscheiden, der<br />
ebenfalls einen dunkelblauen<br />
Rock trug. Nicht selten gab es<br />
Fälle von „friendly fire“, so 1809,<br />
als französische Truppen auf verbündete<br />
Sachsen feuerten, weil<br />
sie diese in ihren weißen Uniformen<br />
für gegnerische Österreicher<br />
hielten.<br />
In Wind und Wetter und fern<br />
von Monturdepots verkamen<br />
die prächtigsten Uniformen sehr<br />
schnell. Eine Neuerung der Epoche<br />
gegenüber dem Militärwesen<br />
des Ancien Régime bestand allerdings<br />
darin, dass den Soldaten<br />
ein breites Spektrum von feldtauglichen<br />
Bekleidungsstücken<br />
zur Verfügung gestellt wurde.<br />
Es gab einerseits die Paradeanzüge,<br />
die besonderen Gelegenheiten<br />
vorbehalten waren, auf<br />
Befehl aber auch für Kampfeinsätze<br />
angelegt wurden und es gab<br />
die weitaus schlichteren Feldzugsgarnituren.<br />
An alle Soldaten<br />
wurden Mäntel ausgegeben und<br />
alle besaßen lange Hosen aus<br />
Leinenstoff oder, bei der Reiterei,<br />
Überknöpfhosen aus Wollstoff,<br />
verstärkt mit Leder. Als<br />
Oberbekleidung waren einreihig<br />
zu knöpfende Uniformröcke,<br />
die so genannten surtouts<br />
besonders beliebt.<br />
Oft genug waren die Kapazitäten<br />
der eigenen Intendantur<br />
erschöpft oder es stand schlicht<br />
kein Ersatz für verschlissene<br />
Uniformen zur Verfügung.<br />
Preußen musste von 1813 bis<br />
1815 britische Hilfslieferungen<br />
in Anspruch nehmen, was für<br />
eine gänzlich unmilitärische<br />
Bekleidungsvielfalt sorgte. Aus<br />
zeitgenössischen Quellen geht<br />
zudem hervor, dass Soldaten aller<br />
beteiligten Armeen Bekleidungsstücke<br />
requirierten, wo sie ihrer<br />
habhaft werden konnten. Kaum<br />
ein Gefallener wurde in seiner<br />
Uniform begraben.<br />
Mehr unter www.mhmbw.de.<br />
Petersen/bpk<br />
Neu erschienen<br />
Magazin. <strong>Das</strong><br />
Magazin Militärgeschichte.<br />
Zeitschrift für<br />
historische Bildung,<br />
Ausgabe<br />
1/2013 wird in<br />
diesen Tagen<br />
verteilt. Es thematisiert diesmal<br />
unter anderem den deutschen Einmarsch<br />
in Österreich vor 75 Jahren<br />
im März 1938. <strong>Das</strong> Magazin<br />
ist auch online verfügbar und<br />
kann auf der Internetseite des<br />
Zentrums für Militärgeschichte<br />
und Sozialwissenschaften der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> (ZMSBw) als<br />
pdf-Datei kostenfrei heruntergeladen<br />
werden.<br />
(eb)<br />
Fliegergeschichten<br />
von Dieter Hartwig<br />
Buch. In seiner<br />
Publikation<br />
„Kommt Zeit,<br />
kommt Raum“<br />
hat der ehemalige<br />
„Starfighter“-<br />
und<br />
„Phantom“-<br />
Pilot, Oberstleutnant<br />
a.D. Jochen Missfeldt,<br />
23 Fliegergeschichten veröffentlicht,<br />
die fast alle zwischen 1982<br />
und 2009 schon einmal in überregionalen<br />
Zeitungen zu lesen<br />
waren. Doch auch heute liest man<br />
Geschichte um Geschichte einfach<br />
weg und muss sich bremsen,<br />
damit man nicht zu schnell<br />
liest. Denn auch heute sind sie<br />
noch lesenswert. Die Erlebnisse<br />
seines aktiven Pilotenlebens zwischen<br />
1961 und 1982 sowie weitere<br />
Flugerlebnisse im Anschluss<br />
sind leicht lesbar, gut nachvollziehbar,<br />
keineswegs trocken,<br />
sondern durchaus auch hintergründig-humorvoll<br />
geschildert.<br />
Was nur der eine oder die zwei in<br />
der Maschine erleben, den Nichtfliegern<br />
aber verschlossen bleibt,<br />
kommt sehr wirklichkeitsnah<br />
rüber. Man könnte sogar sagen:<br />
Nur so kann und muss die Fliegerwirklichkeit<br />
der Außen- und<br />
Nachwelt dargestellt werden. Flugtechnik-Freaks<br />
mögen begeistert<br />
versinken in der Schilderung der<br />
Fähigkeiten einer MiG-29 oder<br />
eines „Starfighters“. Aber Missfeldts<br />
zurückhaltende Sprache<br />
lässt es zu solch einer vordergründigen<br />
Begeisterung nicht kommen.<br />
Dieser ehemalige Soldat ist kein<br />
„Haudrauf“. Vielmehr stellt sich<br />
beim Leser immer auch Nachdenklichkeit<br />
ein.<br />
Jochen Missfeldt: „Kommt Zeit,<br />
kommt Raum“; 23 Fliegergeschichten;<br />
herausgegeben von<br />
Kurt Braatz; Neundzwanzig-<br />
Sechs Verlag; Moosburg 2012;<br />
241 Seiten; 29,80 Euro; ISBN<br />
978-3-9811615-9-5.
10 aktuell sport 2. April 2013<br />
Licht und Schatten<br />
Fechten. Die deutschen<br />
Fechter waren bei den Weltcup-Turnieren<br />
in Moskau<br />
und Turin am vorvergangenen<br />
Wochenende unterschiedlich<br />
erfolgreich. Obergefreiter<br />
Maximilian Kindler erreichte<br />
in Russland seine bisher beste<br />
Einzelplatzierung und gewann<br />
Bronze. Der 19-jährige Säbelfechter<br />
der Sportfördergruppe<br />
Köln sorgte im Viertelfinale für<br />
eine Überraschung und gewann<br />
mit 15:12 gegen Olympiasieger<br />
Áron Szilágyi aus Ungarn. Der<br />
Sieg ging an den Russen Nikolai<br />
Kowalew, der im Finale Diego<br />
Occhiuzzi aus Italien mit 15:13<br />
bezwingen konnte. Stabsunteroffizier<br />
(FA) Carolin Golubytskyi<br />
verpasste hingegen im italienischen<br />
Turin mit Rang sechs einen<br />
Podestplatz. Die 27-Jährige der<br />
Sportfördergruppe Köln unterlag<br />
im Viertelfinale der späteren<br />
Drittplatzierten Astrid Guyart aus<br />
Frankreich klar mit 3:15. Siegerin<br />
wurde die Olympia-Zweite<br />
Arianna Errigo aus Italien. Sie<br />
konnte sich im Finale gegen<br />
die Russin Julia Birijukowa mit<br />
15:8 durchsetzen. (sid)<br />
Wintersport fürs Flachland<br />
Profis erreichen beim Snowkiting Geschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometer pro Stunde.<br />
Nicht nur im Flachland: snowkiter benötigen neben einer großen ebenen freien Fläche mit schnee vor allem Wind.<br />
Anzenberger-Fink/dpa/pa<br />
Silber im Heimweltcup<br />
Fechten. Die deutschen Florettfechter<br />
um Stabsunteroffizier<br />
(FA) Sebastian Bachmann haben<br />
am vorvergangenen Wochenende<br />
den Sieg beim Heimweltcup in<br />
Bonn verpasst. <strong>Das</strong> Quartett um<br />
Bachmann, Peter Joppich, Marius<br />
Braun und Johann Gustinelli verlor<br />
im Finale gegen Russland mit<br />
30:45. Die Olympia-Dritten von<br />
London hatten zuvor im Halbfinale<br />
Japan mit 38:33 geschlagen und<br />
sich so für die bittere Semifinal-<br />
Niederlage bei den Sommerspielen<br />
im Vorjahr revanchiert. Im<br />
Einzelwettbewerb am Samstag<br />
hatte beim Sieg des italienischen<br />
Ex-Weltmeisters Andrea Baldini<br />
kein deutscher Starter das<br />
Achtelfinale erreicht. (sid)<br />
Undankbarer Vierter<br />
Wasserspringen. Der siebenmalige<br />
Europameister Unteroffizier<br />
(FA) Patrick Hausding hat<br />
vorvergangenes Wochenende in<br />
Dubai bei der Weltserie der Wasserspringer<br />
vom 3-Meter-Brett das<br />
Podium nur um 17,25 Punkte verpasst.<br />
Der 24-Jährige, der wegen<br />
einer Knieverletzung noch Trainingsrückstand<br />
hat, musste sich<br />
nach sechs Sprüngen mit 449,10<br />
Zählern und dem undankbaren<br />
vierten Platz zufrieden geben.<br />
Den Sieg sicherte sich überraschend<br />
deutlich der Ukrainer Illya<br />
Kwascha (493,40) vor dem Spanier<br />
Javier Illana Garcia (468,20).<br />
Chong He (466,35) aus China<br />
sprang auf Platz drei. (sid)<br />
von Martin Gärtner<br />
Berlin. Fährt man in diesen Tagen<br />
mit der Berliner Ringbahn am<br />
Flughafen Berlin-Tempelhof vorbei,<br />
bietet sich einem ein fantastisches<br />
Bild: Nein, der Flughafen<br />
Tempelhof ist nicht als Ersatz für<br />
den Großflughafen Berlin-Brandenburg<br />
(BER) wieder in Betrieb<br />
genommen worden. Auf den verschneiten,<br />
alten Rollbahnen, auf<br />
denen sich im Sommer zahlreiche<br />
Menschen zum Skaten, Radfahren<br />
oder Drachen-Fliegen treffen,<br />
gleiten einige Snowkiter mit ihren<br />
Lenkdrachen und Snowboards in<br />
der Sonne.<br />
Snowkiting ist die Wintervariante<br />
des Kitesurfens oder<br />
des Kitesailings. Dafür benötigt<br />
man einen geeigneten Zugdrachen<br />
– ein so genanntes Kite – und<br />
ein Paar Ski oder ein Snowboard.<br />
Schon kann man einen kalten<br />
Wintertag in ein brandheißes<br />
und adrenalingeladenes Abenteuer<br />
verwandeln. Die Einsatzmöglichkeiten<br />
sind nahezu grenzenlos:<br />
Mit einem Kite erreicht<br />
man Tiefschneeflächen, die jedem<br />
Alpinfahrer verborgen bleiben.<br />
Zudem kann man, nur vom Wind<br />
gezogen, kilometerweit und sogar<br />
bergauf fahren. Ein teurer Skipass<br />
ist nicht erforderlich. Vom Wind<br />
im Power-Kite angetrieben können<br />
die Sportler auch ohne Funpark<br />
hohe und zugleich sehr sichere<br />
Sprünge absolvieren. Zudem<br />
unternehmen erfahrene Snowkiter<br />
richtige Kite-Touren, beispielsweise<br />
durch Alaska oder gar zum<br />
Nordpol.<br />
Anfang der 1980er Jahre fingen<br />
im US-amerikanischen Bundesstaat<br />
Pennsylvania die ersten alpinen<br />
Skifahrer an, mit rechteckigen<br />
Fallschirmen und dem Wind Ski<br />
zu fahren. Auch in Deutschland<br />
und der Schweiz perfektionierten<br />
einige Skifahrer das Skifahren<br />
mit Fallschirmen. Später<br />
kamen auch bei Polarexpeditionen<br />
Zugdrachen zum Einsatz, um<br />
mit den Schlitten zu segeln. Mittlerweile<br />
ist Snowkiting eine richtige<br />
Trendsportart geworden und<br />
aus den Skigebieten kaum noch<br />
wegzudenken. Die professionellen<br />
Snowkiter treffen sich alljährlich<br />
auf dem Silvaplanersee im Engadin<br />
– dem „Snowkite-Mekka“<br />
der Schweiz – oder auf dem<br />
italienischen Reschensee, um ihre<br />
Rennen auszutragen.<br />
Snowkiten erlernt man recht<br />
einfach, denn im Gegensatz zum<br />
Kitesurfen, das ja bekanntlich<br />
auf dem Wasser stattfindet, kann<br />
man auf Schnee stehen. Zudem<br />
ist der Widerstand geringer und<br />
somit auch der Kraftaufwand<br />
niedriger. In zahlreichen Skigebieten<br />
in Deutschland werden<br />
schon Snowkite-Kurse angeboten.<br />
Ein Zweitageskurs kostet<br />
rund 200 Euro, Material inbegriffen.<br />
Sicher, die Ausrüstung und<br />
auch die Kurse sind nicht preiswert,<br />
aber beim Anblick der<br />
Snowkiter auf dem alten Flughafen<br />
Berlin-Tempelhof in der<br />
Frühjahrssonne bekommt vielleicht<br />
doch der ein oder andere<br />
Lust, die Trendsportart einmal<br />
auszuprobieren.<br />
Erwartungen des Verbandes übertroffen<br />
<strong>Bundeswehr</strong>sportler holen zwei Bronzemedaillen bei den Europameisterschaften im Ringen.<br />
tbilisi. Drei Bronzemedaillen,<br />
drei fünfte Plätze und Freude über<br />
den gelungenen Neustart: Die<br />
deutschen Ringer haben bei der<br />
EM in Georgien vorvergangene<br />
Woche die Erwartungen des Präsidenten<br />
des Deutschen Ringerbundes<br />
(DRB) Manfred Werner<br />
sogar übertroffen. „Wir können<br />
mit der Ausbeute wirklich sehr<br />
zufrieden sein. So kann es weitergehen.<br />
Die Trainer und die Athleten<br />
haben gute Arbeit geleistet“,<br />
sagte Werner, der im Vorfeld eine<br />
Medaille und gute Anschluss-<br />
Platzierungen als Ziel ausgegeben<br />
hatte. Zwei der drei Bronze-<br />
medaillen und einen fünften<br />
Platz konnten dabei die Ringer<br />
der Sportfördergruppe Bruchsal<br />
erkämpfen.<br />
Bereits am ersten Wettkampftag<br />
holte sich Unteroffizier (FA)<br />
Jaqueline Schellin die erste<br />
Medaille. Die 23-Jährige, die sich<br />
im Halbfinale der Russin Walerija<br />
Schepsarakowa geschlagen geben<br />
musste, setzte sich im kleinen<br />
Finale der Klasse bis 48 Kilogramm<br />
gegen Sumeyya Sezer aus<br />
der Türkei mit 2:1 Runden durch<br />
und erkämpfte sich wie bei den<br />
Titelkämpfen im Vorjahr Bronze.<br />
„<strong>Das</strong> war eine konzentrierte Leistung<br />
von Jaqueline, sie hat hier<br />
verdient eine Medaille gewonnen“,<br />
sagte Sportdirektor Jannis<br />
Zamanduridis.<br />
Hauptgefreiter Tim Schleicher<br />
sorgte einen Tag später für die<br />
zweite Medaille. Der 24 Jahre<br />
alte Nürnberger gewann in der<br />
Klasse bis 60 Kilogramm im kleinen<br />
Finale gegen den Ukrainer<br />
Nikolai Aiwasjan ebenfalls in 2:1<br />
Runden und holte Bronze. Zuvor<br />
hatte er nach seinem Auftaktsieg<br />
gegen den Litauer Sarunas Jurcys<br />
auch den Spanier Yunier Castillo<br />
Silveira in 2:0 Runden von der<br />
Matte geschickt und musste sich<br />
erst im Halbfinale dem Bulgaren<br />
Wladimir Dubow nach 0:2 Runden<br />
geschlagen geben. „<strong>Das</strong> war<br />
eine hervorragend herausgekämpfte<br />
Leistung. Schön wie er<br />
sich im kleinen Finale nach dem<br />
Rückstand aus Runde eins noch<br />
zum Sieg gekämpft hat“, sagte<br />
Bundestrainer Sven Thiele.<br />
Stabsunteroffizier (FA) Pascal<br />
Eisele verpasste zum Abschluss<br />
der EM eine Bronzemedaille. In<br />
der Klasse bis 74 Kilogramm<br />
im griechisch-römischen Stil<br />
unterlag er im kleinen Finale<br />
dem Kroaten Bozo Starcevic in<br />
zwei Runden. (sid/eb)
2. April 2013 Vermischtes aktuell 11<br />
Vielfalt unter einem Dach<br />
Schloss Gottorf in Schleswig beherbergt die „Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen“.<br />
von Inga-Christien Dittmar<br />
schleswig-holstein. Auf der<br />
Burginsel am Ende der Schlei<br />
in Schleswig befindet sich das<br />
Schloss Gottorf. Dieses geht<br />
auf die Burg Gottorf zurück,<br />
die im 12. Jahrhundert erstmals<br />
erwähnt wurde. Es folgte<br />
eine wechselvolle Geschichte,<br />
ehe die Landesregierung Schleswig-Holsteins<br />
1948 entschied,<br />
das Schloss zum Sitz der Landesmuseen<br />
für Archäologie und<br />
Kunst und Kulturgeschichte zu<br />
machen. Bei seinem Antrittsbesuch<br />
in Schleswig-Holstein weilte<br />
Bundespräsident Joachim Gauck<br />
am vorvergangenen Freitag auch<br />
auf der Schleswiger Schlossinsel<br />
und lies sich dort über die Museumslandschaft<br />
informieren.<br />
In der Stiftung sind heute insgesamt<br />
acht Museen und das<br />
„Zentrum für Baltische und<br />
Skandinavische Archäologie“ vereint.<br />
Diese befinden sich in einem<br />
Radius von etwa 50 Kilometern<br />
um das Schloss, das selbst zwei<br />
Museen und den „Barockgarten“<br />
mit dem Gottorfer „Globushaus“<br />
beheimatet.<br />
Der „Barockgarten“ gilt als<br />
Nordeuropas frühester Terrassengarten,<br />
in dessen Mitte das<br />
„Globushaus“ steht. Der originalgetreue<br />
Nachbau des begehbaren<br />
Gottorfer Globus bildet in<br />
seinem Innern den vollständigen<br />
Sternenhimmel des 17. Jahrhunderts<br />
ab. Er bietet etwa zwölf Personen<br />
Platz, die während einer<br />
Überaus facettenreich: schloss Gottorf (m.) wartet mit zahlreichen sehenswürdigkeiten auf.<br />
achtminütigen Fahrt den Lauf<br />
der Gestirne über das Firmament<br />
beobachten können. Der Riesenglobus<br />
gilt als ältestes Planetarium<br />
der Geschichte.<br />
Beide zählen zum „Landesmuseum<br />
für Kunst und Kulturgeschichte“,<br />
das in seinen Sammlungen<br />
Kunstgegenstände vom<br />
Mittelalter bis zur Gegenwart enthält.<br />
Seit 20 Jahren gehört auch<br />
die „Stiftung Horn“ zum Landesmuseum.<br />
Diese widmet sich<br />
hauptsächlich dem deutschen<br />
Expressionismus – eine Antwort<br />
auf die von gesellschaftlichen<br />
und politischen Wandlungen<br />
geprägte Zeit zwischen 1905 und<br />
1925. <strong>Das</strong> ebenfalls im Schloss<br />
Gottorf ansässige „Archäologische<br />
Landesmuseum“ ist eine<br />
Schatzkammer der norddeutschen<br />
Archäologie. In fußläufiger Weite<br />
zur Schlossinsel liegt das „Volkskunde<br />
Museum“. In fünf denkmalgeschützten<br />
Speicherbauten<br />
informiert es auf mehr als<br />
3000 Quadratmetern über die<br />
schleswig-holsteinische Kultur.<br />
Nur wenige Kilometer davon<br />
entfernt, ebenfalls an der Schlei<br />
gelegen, präsentiert das „Wikinger<br />
Museum Haithabu“ die<br />
Geschichte der Wikinger. In sieben<br />
Wikingerhäusern, auf dem<br />
Freigelände und einer Landebrücke<br />
können Besucher das<br />
Wikingerleben erkunden. Die<br />
Ausstellung beherbergt einzigartige<br />
Funde und lädt Jung und<br />
Alt zu einer Reise in die Vergangenheit<br />
ein – mit allen Sinnen.<br />
Etwa 40 Kilometer entfernt in<br />
Rendsburg ist das einzige „Jüdische<br />
Museum“ nördlich von Berlin.<br />
Die Ausstellung und Gedenkstätte<br />
Ein Schiff entsteht<br />
befindet sich seit 1988 in den vollständig<br />
erhaltenen Gebäuden der<br />
früheren jüdischen Gemeinde<br />
Rendsburgs: in der Synagoge aus<br />
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />
<strong>Das</strong> Zentrum des Museums<br />
bildet der Betsaal.<br />
Jüngstes Mitglied in der Museumslandschaft<br />
der Stiftung ist das<br />
„Freilichtmuseum Molfsee“. Auf<br />
dem 60 Hektar großen Gelände<br />
mit Wiesen, Gärten, Feldern und<br />
Teichen sind mehr als 70 historische<br />
Gebäude, Hofanlagen und<br />
Mühlen der verschiedenen Landschaften<br />
Schleswig-Holsteins mit<br />
Mobiliar, Hausrat und Arbeitsgeräten<br />
zu sehen und zu erleben.<br />
Mehr Informationen zur Stiftung<br />
und den einzelnen Museen<br />
unter www.schloss-gottorf.de und<br />
www.freilichtmuseum-sh.de.<br />
Mit dem Buch „Schiffbau heute“ wird kompliziertes Zusammenwirken fassbar.<br />
Buch. Der Bau eines Schiffes<br />
<strong>beginnt</strong> lange bevor die ersten<br />
Materialien die Form des Schiffskörpers<br />
erkennen lassen. Doch<br />
welche Prozesse müssen durchlaufen<br />
werden, bis das fertige<br />
Schiff zur See fahren kann? Der<br />
1962 geborene Buchautor und<br />
Foto-Journalist Peter Andryszak<br />
nimmt sich der Abläufe von der<br />
Idee bis zum Endprodukt an. Da<br />
sein Interesse den maritimen<br />
Themengebieten gilt, pflegt er seit<br />
Jahren gute Kontakte zu Schifffahrtsorganisationen,<br />
Werften<br />
und Reederein.<br />
In seinem Buch „Schiffbau<br />
heute – Wie ein Schiff entsteht“,<br />
gelingt es ihm einzigartige Bilder<br />
mit interessanten Informationen<br />
zur Entstehung eines Schiffes<br />
zu verknüpfen. Dabei muss der<br />
Leser kein Kenner der Branche<br />
sein, denn Andryszak versteht es,<br />
das komplexe Thema in einfachen<br />
Worten zu beschreiben und so<br />
auch dem Laien den Schiffbau<br />
greifbar zu erklären.<br />
<strong>Das</strong> Buch setzt weit vor der<br />
Bauphase an. In übersichtlichen<br />
Schritten nähert er sich von der<br />
Entscheidung, dass ein Schiff<br />
gebaut werden soll, über die unterschiedlichen<br />
Arbeitsabschnitte<br />
schließlich der Fertigstellung des<br />
Schiffes. Andryszak schildert die<br />
einzelnen Abläufe sehr detailliert<br />
und anschaulich, während er<br />
mit aussagekräftigen Bildern die<br />
Arbeit festhält und die Bedeutung<br />
für die Gesamtkonstruktion<br />
herausstellt.<br />
Er zeigt dabei auf, dass der<br />
Schiffsbau weit mehr ist, als der<br />
bloße Zusammenbau der einzelnen<br />
Teile. Da das Buch den<br />
gesamten Prozess umfasst, der<br />
beim Bau eines Schiffes zum<br />
Tragen kommt, sind auch Themen<br />
wie die Werfterprobung, die<br />
unterschiedlichen Schiffstypen,<br />
einzuhaltende Vorschriften und<br />
natürlich die festlichen Anlässe<br />
enthalten.<br />
(icd)<br />
Peter Andryszak: „Schiffbau<br />
heute – Wie ein Schiff entsteht“;<br />
Koehler Verlagsgesellschaft;<br />
Hamburg 2013; 104 Seiten;<br />
14,95 Euro; ISBN 978-3-<br />
7822-1077-5.<br />
aktuell verlost ein Buch „Schiffbau<br />
heute – Wie ein Schiff entsteht“.<br />
Einfach bis 15. April eine<br />
E-Mail mit Postanschrift und<br />
dem Betreff „Schiffbau“ senden<br />
an aktuell@bundeswehr.de.<br />
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen (3)<br />
Nimm es mit Humor<br />
Buch. Der Autor Raymund<br />
Krauleidis beschreibt in seinem<br />
Buch „Bürokrankheiten“<br />
die alltäglichen Tücken, Ärgernisse<br />
und Gepflogenheiten, die<br />
jedem Arbeitnehmer sicherlich<br />
nicht unbekannt sein dürften. Mit<br />
viel Wortwitz und Ironie schildert<br />
er Situationen und Verhaltensweisen,<br />
die den meisten Lesern ein<br />
zustimmendes Nicken abringen<br />
werden. Denn wer kennt Sie nicht,<br />
die Aufschieberitis, das Kekskoma<br />
oder die Negativsinsuffizienz? Auf<br />
rund 240 Seiten werden die wichtigsten<br />
Bürokrankheiten mit viel<br />
Humor beleuchtet. Krauleidis<br />
erfasst diese in ihrer jeweiligen<br />
Erscheinungsform und beschreibt<br />
detailliert die Symptome, den<br />
Verlauf und deren Behandlungsmöglichkeiten.<br />
<strong>Das</strong> Buch ist eine<br />
willkommene Abwechslung zum<br />
Büroalltag. Es legt das tägliche<br />
Miteinander auf lustige Weise<br />
offen und wird dem Leser mit<br />
Sicherheit ein Lächeln auf die<br />
Lippen zaubern. (icd)<br />
Raymund Krauleidis: „Bürokrankheiten“;<br />
Bastei Lübbe<br />
GmbH Co. KG; Köln 2013; 239<br />
Seiten; 12,99 Euro; ISBN 978-<br />
3-7857-6091-8.<br />
aktuell verlost zwei Bücher<br />
„Bürokrankheiten“. Einfach<br />
bis 15. April eine E-Mail mit<br />
Postanschrift und dem Betreff<br />
„Bürokrankheiten“ senden an<br />
aktuell@bundeswehr.de.<br />
Gewinnauslosung<br />
aktuell 10/2013: Je ein Buch<br />
„Politiker mit Leib und Seele“<br />
geht an Volker Jansen und Gary<br />
Andreessen.<br />
aktuell 10/2013: Je ein Heft der<br />
wieder aufgelegten, erwachsenen<br />
Yps geht an Johann Mader,<br />
Klaus Langwieder, Rainer Hallmann,<br />
Henning Rübenstahl und<br />
Dorothea Schröder.<br />
Herzlichen Glückwunsch.
12 aktuell vermischtes 2. April 2013<br />
Ausgewählte<br />
Medienbeiträge<br />
4. April, 08.05 Uhr, N24: Die<br />
Spezialisierten Einsatzkräfte der<br />
Marine (SEK M) sind in Eckernförde<br />
beheimatet. Eins ist den<br />
Soldaten gemein: Sie haben Nerven<br />
aus Stahl, eine hohe Kondition<br />
und einen starken Willen, um weltweit<br />
zu Wasser, zu Land und in der<br />
Luft zu operieren. Der N24-Reporter<br />
Mick Locher hat die Soldaten<br />
des SEK M über einen längeren<br />
Zeitraum begleitet. Daraus entstanden<br />
ist die rund 40-minütige<br />
Dokumentation „SEK M – Die<br />
Seals von der Förde“.<br />
Youtube-video der Woche:<br />
Die „Magdeburg“ war die erste<br />
Korvette der Marine im multinationalen<br />
Einsatz. Für drei Monate<br />
hatte sie sich bei UNIFIL bewährt.<br />
Ihr Auftrag war die Seeraumüberwachung<br />
vor der Küste des Libanon.<br />
Für die Einsatzzeit hatte sie<br />
in Limassol/Zypern festgemacht.<br />
Von dort ging der Transit ins Einsatzgebiet.<br />
Dank neuester Technik<br />
an Bord konnte die Korvette ihren<br />
Auftrag problemlos erfüllen und<br />
sich nahtlos in den UN-Verband<br />
einfügen.<br />
(eb)<br />
Der Beitrag „Korvette<br />
im Einsatz“<br />
auf www.youtube.<br />
com/bundeswehr.<br />
Busfahrer mit Leib und Seele<br />
Andreas Pfeuffer ist seit 40 Jahren bei der <strong>Bundeswehr</strong> – als Soldat und ziviler Mitarbeiter.<br />
veitshöchheim. Er hat<br />
bereits mehr als 20 Fahrten-<br />
Nachweishefte und ist etwa zwei<br />
Millionen Kilometer auf Lkw,<br />
Pkw und Bus gefahren – und<br />
auch nach 40 Jahren ist Andreas<br />
Pfeuffer noch mit genausoviel<br />
Herzblut bei der Arbeit wie<br />
zu Beginn. Der 59-Jährige begann<br />
seine Karriere am 2. April 1973<br />
als Zeitsoldat in der Saarpfalz-<br />
Kaserne. Er verpflichtete sich für<br />
15 Jahre und bereicherte mehrere<br />
Dienststellen mit seinem frohen<br />
und fleißigen schwäbischen<br />
Gemüt. Schon als Hauptfeldwebel<br />
bekam der damalige Ausbilder<br />
für den SLT 50-2 „Elefant“<br />
die Urkunde für 100 000 Kilometer<br />
unfallfreies Fahren auf diesem<br />
Schwerlasttransporter, bevor<br />
er seinen aktiven Dienst als Soldat<br />
in der <strong>Bundeswehr</strong> beendete.<br />
Stark mit der <strong>Bundeswehr</strong> verbunden,<br />
bewarb sich Pfeuffer als<br />
Zivilkraftfahrer bei der Standortverwaltung<br />
in Stuttgart und<br />
wurde eingestellt. Im Laufe der<br />
Jahre wurde er zum zivilen Busfahrer<br />
weitergebildet. Seitdem<br />
könnten die Tage für den passionierten<br />
Busfahrer gar nicht<br />
lang genug sein, denn er hat sein<br />
Hobby zum Beruf machen können.<br />
Angetrieben durch seine<br />
Neugierde auf neue Orte und den<br />
Kontakt zu seinen Fahrgästen<br />
privat<br />
ist er stets humorvoll und hilfsbereit<br />
bei der Arbeit und übernimmt<br />
auch gerne eine zusätzliche<br />
Schicht.<br />
Nun kann er auf insgesamt<br />
40 abwechslungsreiche Dienstjahre<br />
zurückblicken: als aktiver<br />
Soldat und Ausbilder, als Zivilkraftfahrer<br />
beim Militärischen<br />
Abschirmdienst oder als erster<br />
Fahrer des Heeresmusikkorps 12<br />
in Veitshöchheim. Pfeuffer kennt<br />
nahezu keine Berührungsängste<br />
und ist immer zuverlässig, so dass<br />
seine Kollegen und Vorgestzen<br />
von ihm sagen: „Viele fahren<br />
Kreisklasse, aber Andy Champions<br />
League.“ Wenn jemand seine<br />
Hilfe benötigt oder einfach nur<br />
eine Frage hat, sei Pfeuffer zur<br />
Stelle. Deshalb wünschen ihm<br />
seine Kollegen zum 40-jähriges<br />
Dienstjubiläum „Alles Gute“ und<br />
sagen „Danke“. (icd)<br />
Was ist Ihre größte Errungenschaft?<br />
Meine Familie und meine Arbeit.<br />
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen?<br />
Gute Freundschaft und Zuverlässigkeit.<br />
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?<br />
Mit einem Berufskraftfahrer (der zivilen Wirtschaft), der vier Wochen<br />
lang mit einem 40-Tonner durch Europa fährt.<br />
Was wäre Ihre berufliche Alternative?<br />
Lokführer eines ICE-Zuges.<br />
Was können Sie überhaupt nicht leiden?<br />
Wenn man mich anlügt.<br />
Wie können Sie am besten entspannen?<br />
Beim Busfahren.<br />
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />
Wenn meine Disponentin anruft: „Andy, könntest du bitte am Wochenende<br />
noch eine Fahrt übernehmen?“<br />
Was können Sie besonders gut kochen?<br />
Schweinebraten und selbstgemachte Spätzle.<br />
Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />
<strong>Das</strong>s man mir den Führerschein abnimmt.<br />
Welche Musik singen oder hören Sie gern?<br />
Die Flippers und die Amigos.<br />
Was mögen Sie an sich selbst nicht?<br />
Ich bin zu gutmütig.<br />
Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />
Leben und leben lassen.