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D 8512<br />

49. Jahrgang Nr. 34 Montag, 2. September 2013<br />

NaCHrICHtEN<br />

MINIStErIuM<br />

Prioritäten setzen<br />

Thomas de Maizière spricht im<br />

Interview über Sommerreise,<br />

Nachwuchsgewinnung und das<br />

Projekt „Euro Hawk“. Seite 3<br />

Stippvisite hoch im Norden<br />

Thomas de Maizière beim Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr der Marine in Neustadt.<br />

EINSatz<br />

Erfolg gegen Piraterie<br />

Fregattenkapitän Bernhard Veitl<br />

zieht ein Resümee seines Einsatzes<br />

als CTG am Horn von<br />

Afrika. Seite 5<br />

EINSatz<br />

CIMIC am Hindukusch<br />

Kapitänleutnant R., ehemaliger<br />

Uboot-Fahrer, über die zivil-militärische<br />

Zusammenarbeit der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> im Einsatz. Seiten 6/7<br />

Sport<br />

Chants und Cheers<br />

An der Helmut-Schmidt-Universität<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> trainieren<br />

die „Sniperettes“ professionelles<br />

Cheerleading. Seite 10<br />

DIE BuNDESwEHr IM INtErNEt<br />

Homepage der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

www.bundeswehr.de<br />

Bundesministerium<br />

der Verteidigung<br />

Das Ministerium im Internet:<br />

www.bmvg.de<br />

<strong>Bundeswehr</strong> auf YouTube:<br />

www.youtube.com/bundeswehr<br />

<strong>Bundeswehr</strong> auf Twitter:<br />

www.twitter.com/bundeswehrInfo<br />

<strong>Bundeswehr</strong>-Fotos auf flickr:<br />

www.flickr.com/photos/<br />

augustinfotos<br />

www.wirdienendeutschland.de<br />

Informationen aus erster Hand: Der Minister lässt sich von Brandbekämpfern<br />

Einzelheiten einer Vorführung erklären.<br />

von Oleg Dedikov<br />

Neustadt. Die Marine steht für<br />

Tradition, moderne Technik und<br />

anspruchsvolle Ausbildungsmöglichkeiten.<br />

Auf seiner Sommerreise<br />

konnte sich Verteidigungsminister<br />

Thomas de Maizière am<br />

vergangenen Mittwoch bei seinem<br />

Besuch des Einsatzausbildungszentrums<br />

Schadensabwehr der<br />

Marine (EAZS) in Neustadt in<br />

Holstein davon überzeugen.<br />

Der Minister wurde vom Kommandeur<br />

des EAZS, Kapitän zur<br />

See Mathias Metz, empfangen. Vom<br />

benachbarten Hafen der Bundespolizei<br />

ging es mit dem Schlepper<br />

„Aschau“ über die Neustädter Bucht<br />

zur ersten Station des Ministerbesuchs,<br />

dem vor der Küste ankernden<br />

Taucherschulboot „Juist“.<br />

Von Anfang an hatte der Besuch<br />

des Ministers eine familiäre Note.<br />

Ungezwungen plauderte Thomas<br />

de Maizière mit seinen Gastgebern<br />

während der Überfahrt über<br />

Fußball oder die Besonderheit<br />

der ehemaligen Fregatte „Köln“,<br />

die dem EAZS heute als Ausbildungsplattform<br />

zur Brand- und<br />

Leckabwehr dient.<br />

An Deck der „Juist“ stehen die<br />

angehenden Taucher und ihre<br />

Ausbilder, um den Verteidigungsminister<br />

zu begrüßen. Eine willkommene<br />

Abwechslung im harten<br />

Alltag der Taucherausbildung.<br />

Der Minister nimmt sich Zeit,<br />

jede ihm gereichte Hand zu schütteln<br />

und einige Worte zu wechseln.<br />

Dann wendet er sich einem<br />

jungen Lehrgangsteilnehmer zu,<br />

der erst vor wenigen Tagen seine<br />

Tauchausbildung angetreten hat.<br />

„Und, wie sieht der Bordalltag<br />

hier aus?“, fragt de Maizière<br />

und lässt sich die Tagesroutine<br />

würdigung für anspruchsvolle ausbildung: thomas de Maizière<br />

unterhält sich mit tauchschülern der Marine.<br />

erklären. Auch, ob abends noch<br />

etwas Zeit für Privates bleibt,<br />

will der Minister noch wissen.<br />

„Manchmal sitzen wir nach<br />

Dienst noch etwas in der Tauchermesse<br />

zusammen. Aber<br />

man ist nach dem harten Tag<br />

doch oft so geschafft, dass man<br />

sofort schlafen geht.“ Nach einer<br />

kurzen Inspektion der Ausrüstung<br />

und einer Stärkung an Bord<br />

geht es zur nächsten Station an<br />

Land.<br />

In der Brandhalle des EAZS<br />

zeigen die Brandbekämpfer ihr<br />

Können. Der Minister kann sich<br />

hier von der Professionalität der<br />

Spezialisten beim Feuerlöschen<br />

überzeugen. In nur wenigen<br />

Sekunden gelingt es den Soldaten,<br />

die meterhohen Flammen<br />

unter Kontrolle zu bekommen,<br />

um das Feuer anschließend gänzlich<br />

zu ersticken.<br />

Foto: Grauwinkel/BMVg<br />

Nach dieser kurzen Demonstration<br />

lässt sich de Maizère die<br />

Schutzanzüge der Brandbekämpfer<br />

zeigen und informiert sich ausführlich<br />

über die Qualitäten der<br />

Spezialkleidung sowie das Erfordernis<br />

einer möglichst intensiven<br />

Ausbildung für die Spezialisten.<br />

Im Abschlussgespräch am<br />

Standort dankt der Minister den<br />

Soldaten für die interessanten<br />

Einblicke in ihren Arbeitsalltag.<br />

Dabei betont er noch einmal<br />

sein persönliches Interesse<br />

am direkten Gespräch mit den<br />

<strong>Bundeswehr</strong>angehörigen. „Für<br />

mich ist es sehr wichtig, Kontakt<br />

mit den Soldaten zu haben, damit<br />

sie auch ihren Vorgesetzten einmal<br />

sehen, mit mir ins Gespräch<br />

kommen und ihr eigenes Empfinden<br />

oder eventuell auftretende<br />

Probleme auch an die erste Stelle<br />

herantragen können.“<br />

Dem Sprecher des Beirats für Fragen der Inneren Führung, reiner<br />

pommerin (Mitte), ist am vergangenen Freitag die Baudissin-Medaille<br />

verliehen worden. Die auszeichnung wurde bei<br />

einer Feierstunde im Berliner Hotel Maritim in anwesenheit des<br />

parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der<br />

Verteidigung thomas Kossendey (r.) durch den Vorsitzenden des<br />

Deutschen <strong>Bundeswehr</strong>Verbands (DBwV), oberst ulrich Kirsch (l.),<br />

überreicht. Mit der Verleihung wird pommerins engagiertes<br />

Eintreten für die Belange der Inneren Führung seit mehr als<br />

20 Jahren gewürdigt. Er ist bereits seit 1990 Mitglied des Beirats<br />

für Fragen der Inneren Führung und hat sich mit zahlreichen<br />

gutachterlichen Stellungnahmen zu Grundsatz- und Einzelfragen<br />

für die aktive umsetzung des Konzepts der Inneren<br />

Führung verdient gemacht. pommerin erklärte in seiner Dankesrede,<br />

dass er die Medaille stellvertretend für alle Beiratsmitglieder<br />

entgegen nehme. Die Baudissin-Medaille wird seit 2002<br />

durch die Karl-theodor-Molinari-Stiftung – dem Bildungswerk<br />

des DBwV – für eine zeitgemäße Fortentwicklung der Führungsphilosophie<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> verliehen.<br />

(mat)<br />

Fotos (2); Wilke /PIZ Marine


2 aktuell intern 2. September 2013<br />

iMPreSSUM<br />

ZitAt<br />

eDitOriAL<br />

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:<br />

Bundesministerium der Verteidigung<br />

Presse- und Informationsstab<br />

Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>Bundeswehr</strong> aktuell<br />

Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin<br />

Telefon: (0 30) 67 94 - App<br />

Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00<br />

E-Mail: aktuell@bundeswehr.de<br />

Chefredakteur:<br />

Oberstleutnant Frank Pflüger (fpf, App: 20 39)<br />

Stellvertreter und Redakteur Streitkräfte:<br />

Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 38)<br />

Redakteur Politik:<br />

Markus Tiedke (mat, App: 20 55)<br />

Sport und Vermischtes:<br />

Hauptmann Martin Gärtner (mag, App: 20 40)<br />

Chef vom Dienst:<br />

N.N.<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Eva Pfaender (ep, App: 20 37)<br />

Leutnant Dennis Abendroth (dab, App: 20 40)<br />

aktuell als E-Paper und im pdf-Format:<br />

Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />

Satz:<br />

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz<br />

und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />

Intranet: http://zentraldruckerei.iud<br />

Druck:<br />

Axel Springer AG, Druckhaus Spandau<br />

Brunsbütteler Damm 156 – 172, 13581 Berlin<br />

Erscheinungsweise:<br />

Wöchentlich montags<br />

Auflage:<br />

52000 Exemplare<br />

Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />

Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin<br />

Telefon: (0 22 41) 15 34 26, BwFw: 34 71<br />

E-Mail: Medienvertrieb@bundeswehr.org<br />

ISSN: 1618-9086<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />

und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />

Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />

wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />

der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />

Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />

werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />

außerdem behält sich die Redaktion das<br />

Recht auf Kürzung vor.<br />

„Ihn zu lesen, hat immer zum Leben ermuntert.“<br />

(Der Intendant des Deutschen Theaters, Ulrich Khuon, am vergangenen<br />

Dienstag zum Tod des Schriftstellers Wolfgang Herrndorf.)<br />

KALenDerBLAtt<br />

Vor 60 Jahren: Am 3. September 1953 tritt die am 4. November<br />

1950 in Rom unterzeichnete Europäische Menschenrechtskonvention<br />

in Kraft.<br />

Vor 100 Jahren: Am 7. September 1923 beschließt der Internationale<br />

Polizeikongress in Wien, die „Internationale Kriminalpolizeiliche<br />

Kommission“ zu gründen, eine Vorläuferorganisation von<br />

„Interpol“. Damit soll die Verbrechensbekämpfung über Grenzen<br />

hinweg verbessert werden.<br />

Vor 125 Jahren: Am 8. September 1888 findet die erste Saison der<br />

„Football League“ statt, der damals höchsten englischen Fußballliga.<br />

Vor 200 Jahren: Am 6. September 1813 besiegt Preußen in der<br />

Schlacht bei Dennewitz die französische Armee und die mit ihr verbündeten<br />

Sachsen. Damit wird Napoleon endgültig daran gehindert,<br />

nach Berlin vorzudringen. (Ein Interview zu den Befreiungskriegen<br />

und der Ausstellung „Blutige Romantik“ auf S. 9.)<br />

Vor 225 Jahren: Am 8. September 1788 entdeckt Kapitän William<br />

Bligh die Bountyinseln, die er nach seinem Schiff „HMS Bounty“<br />

benennt – eine Inselgruppe im Südpazifik, die heute politisch zu<br />

Neuseeland gehört.<br />

Vor 230 Jahren: Am 3. September 1783 wird der Frieden von Paris<br />

geschlossen. In diesem wird die Unabhängigkeit der Vereinigten<br />

Staaten von Amerika von Großbritannien anerkannt. Zudem tritt<br />

Großbritannien am selben Tag die beiden Kolonien Ost- und Westflorida<br />

an Spanien ab.<br />

(eb)<br />

Es sind noch knapp drei Wochen<br />

bis zur Bundestagswahl. Und<br />

scheinbar an jedem verfügbaren<br />

Laternenpfahl hängen mal mehr<br />

oder mal weniger bunte Wahlplakate.<br />

Das Thema ist omnipräsent.<br />

Und auch dieses Jahr ist die Wahl<br />

Anlass für die scheinbar riesigen<br />

Probleme in unserem Land. Doch<br />

geht es Deutschland – unabhängig,<br />

wer gerade das Land regiert<br />

– wirklich so schlecht?<br />

Beim Blick über unsere Landesgrenzen<br />

hinaus lässt sich schnell<br />

feststellen, dass in vielen Ländern<br />

die Arbeitslosenquote bedeutend<br />

höher ist. Im Europäischen Vergleich<br />

liegt Deutschland nach<br />

Angaben des Statistischen Amtes<br />

der Europäischen Union mit 5,3<br />

Prozent Arbeitslosen nur hinter<br />

Österreich (4,7). Der europäische<br />

Durchschnitt liegt immerhin bei<br />

rund elf Prozent. Bei meiner kürzlichen<br />

Reise in Ecuador musste<br />

ich feststellen, dass nahezu 50<br />

Prozent der Ecuadorianer keinem<br />

richtigen Beruf nachgehen.<br />

Und auch unserer Bündnispartner<br />

jenseits des Atlantik weist<br />

eine Arbeitslosenquote von annähernd<br />

acht Prozent auf – von der<br />

großen Einkommensschere ganz<br />

zu schweigen.<br />

Zudem gibt es im Ausland<br />

mehr Beschäftigte im so genannten<br />

Niedriglohnsektor, weniger<br />

Menschenrechte<br />

und<br />

mehr Korruption.<br />

Und<br />

gerade diese<br />

ist laut der<br />

Organisation<br />

Transparency<br />

International<br />

in Deutschland vergleichsweise<br />

niedrig.<br />

Im Ausland genießt Deutschland<br />

aufgrund vieler Faktoren ein<br />

sehr hohes Ansehen. Nicht nur die<br />

wirtschaftliche Stellung, auch das<br />

Sozialsystem findet Beachtung.<br />

So wird Deutschland im derzeit<br />

gültigen Wohlstandsindex des<br />

Legatum-Instituts in England auf<br />

Platz 14 von 142 Ländern geführt.<br />

Das soll nicht heißen, dass in<br />

Deutschland alles perfekt ist.<br />

Gerade die Chancengleichheit<br />

ist eines der gravierenden Probleme,<br />

das in der Gesellschaft<br />

angegangen werden sollte. Trotz<br />

alledem sollten wir uns bei allem<br />

Meckern immer wieder vor Augen<br />

halten: Wir jammern oftmals<br />

auf sehr hohem Niveau. Denn<br />

Deutschland ist ein Land, wo<br />

es den Menschen verhältnismäßig<br />

gut geht, und wo viele<br />

Menschen augenscheinlich auch<br />

gerne leben.<br />

Martin Gärtner<br />

BiLD Der WOCHe<br />

Übungsflug über der nordsee: Drei „tornado“-Kampfflugzeuge des Aufklärungsgeschwaders 51 „immelmann“ trainieren in der nähe der insel Helgoland.<br />

Foto: Bicker/PIZ Luftwaffe


2. September 2013 miniSterium / HinterGrunD aktuell 3<br />

„Mein Blick geht nach vorn“<br />

Thomas de Maizière spricht zur Sommerreise, zur Nachwuchsgewinnung und zu Konsequenzen aus dem „Euro Hawk“-Projekt.<br />

Berlin. Seit mehr als sechs Wochen<br />

bereist Verteidigungsminister Thomas<br />

de Maizière (Foto) im Rahmen<br />

seiner Sommerreise Standorte und<br />

Dienststellen der <strong>Bundeswehr</strong>, um<br />

sich über den Stand der Neuausrichtung<br />

zu informieren. Am Ende<br />

wird er bundesweit rund 40 Besuche<br />

absolviert haben. In Berlin schließt<br />

in dieser Woche der Untersuchungsausschuss<br />

des Deutschen Bundestages<br />

zum „Euro Hawk“ seine<br />

Arbeit weitgehend ab. In zwei<br />

Monaten hat er rund 1500 Akten<br />

gesichtet und 18 Zeugen befragt<br />

– darunter auch den Minister und<br />

andere Vertreter des Ministeriums.<br />

Herr Minister, welche Eindrücke<br />

nehmen Sie von der Sommerreise<br />

für sich mit?<br />

Die Sommerreise ist mir sehr<br />

wichtig. Sie bietet mir die Gelegenheit,<br />

intensiver und ausführlicher als<br />

sonst mit den Soldaten und zivilen<br />

Mitarbeitern zu sprechen. Ich habe<br />

viele interessante, offene, kritische<br />

und lehrreiche Gespräche geführt<br />

und wichtige Erkenntnisse gesammelt.<br />

Ich weiß auch die Anstrengungen<br />

zur Vorbereitung meiner Besuche<br />

sehr zu schätzen. Die Stimmung<br />

in der <strong>Bundeswehr</strong> ist unterschiedlich<br />

und insgesamt besser als in manchen<br />

Medienbeiträgen dargestellt.<br />

Wie? Von Verunsicherung oder<br />

gar Frust ist nichts zu spüren?<br />

Natürlich gibt es vor allem dort<br />

Fragen und Unsicherheit, wo die<br />

Personalentscheidungen zur Umsetzung<br />

der Neuausrichtung noch nicht<br />

getroffen oder noch nicht absehbar<br />

sind. Genauso habe ich an anderen<br />

Standorten aber auch Aufbruchstimmung<br />

erlebt. Insgesamt gilt:<br />

Wir müssen die Umsetzung vorantreiben<br />

und die interne Information<br />

und Kommunikation forcieren.<br />

Alle Vorgesetzten haben hier<br />

eine besondere Verantwortung. Die<br />

Voraussetzungen sind gut, denn fast<br />

alle Angehörigen der <strong>Bundeswehr</strong> –<br />

ob zivil oder militärisch – sind von<br />

der Notwendigkeit der Neuausrichtung<br />

überzeugt. Sie ist ein wichtiger<br />

Schritt nach vorn, der unbestritten<br />

viel Kraft kostet und allen, auch den<br />

Familienangehörigen unserer Soldaten<br />

und Mitarbeiter, viel abverlangt.<br />

Das weiß ich. Umso stolzer bin ich<br />

auf eine <strong>Bundeswehr</strong>, in der auf allen<br />

Ebenen eine klasse Arbeit geleistet<br />

wird, damit die Neuausrichtung ein<br />

Erfolg wird. Die größte Sorge ist,<br />

dass die Neuausrichtung keinen dauerhaften<br />

Bestand hat. Auch das ist<br />

eine Erfahrung der Sommerreise!<br />

Machen Sie sich Sorgen um<br />

die Nachwuchsgewinnung?<br />

In der jüngsten öffentlichen Diskussion<br />

wurde einiges durcheinander<br />

gebracht: Abbrecher-Quoten<br />

beim Freiwilligen Wehrdienst wurden<br />

zum Anlass genommen, die personelle<br />

Ausstattung der <strong>Bundeswehr</strong><br />

sowie unsere Nachwuchsgewinnung<br />

insgesamt in Frage zu stellen. Hier<br />

reden wir – trotz mancher Zusammenhänge<br />

– über unterschiedliche<br />

Dinge. Die Zeit- und Berufssoldaten<br />

sind die tragende Säule für den<br />

Erhalt der personellen Einsatzbereitschaft<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>. Der Freiwillige<br />

Wehrdienst ist eine wichtige<br />

Ergänzung dazu. Wir eröffnen<br />

jungen Männern und Frauen damit<br />

die Möglichkeit, für einen kürzeren<br />

Zeitraum einen wichtigen Dienst für<br />

unser Vaterland zu leisten und uns<br />

zudem im Hinblick auf die spätere<br />

Berufswahl näher kennen zu lernen.<br />

Die aktuellen Zahlen sind insgesamt<br />

gut. Die <strong>Bundeswehr</strong> braucht<br />

für die Zielstruktur von 170 000<br />

Zeit- und Berufssoldaten jedes Jahr<br />

rund 15 000 Neueinstellungen zum<br />

Zeitsoldaten. Dafür hatten wir allein<br />

im letzten Jahr rund 40 000 Bewerber.<br />

Das ist gut und bietet die Möglichkeit<br />

zur Auswahl. Für Offiziere<br />

haben wir sogar ein Verhältnis von<br />

Bewerbern zu Stellen von fünf zu<br />

eins. Über 80 Prozent unseres diesjährigen<br />

Bedarfs haben wir bereits<br />

jetzt gedeckt, vier Monate vor Jahresende.<br />

Genauso wichtig ist jedoch,<br />

dass die Qualität stimmt. Auch<br />

damit bin ich zufrieden. Wir haben<br />

ein sehr hohes Bildungsniveau bei<br />

den Bewerbern und auch die Grundeinstellung<br />

und Motivation unserer<br />

jungen Soldatinnen und Soldaten<br />

passt. Dies wird mir von den Ausbildern<br />

bei meinen Besuchen in der<br />

Truppe so geschildert.<br />

Wie sieht es speziell bei den Freiwillig<br />

Wehrdienstleistenden aus?<br />

Auch da sind die Zahlen zufriedenstellend.<br />

Wir haben derzeit 8500<br />

Freiwillig Wehrdienstleistende bei<br />

einer durchschnittlichen Verpflichtungszeit<br />

von 14 bis 15 Monaten. Das<br />

ist mehr als erwartet. Unsere minimale<br />

Zielgröße ist 5000 – die übertreffen<br />

wir deutlich. Viele nutzen den<br />

Freiwilligen Wehrdienst als Übergang<br />

von der Schulzeit in das Studium.<br />

Aber ebenso nutzen ihn viele<br />

als Einstieg in die <strong>Bundeswehr</strong>. Im<br />

letzten Jahr haben sich 3500 Freiwillige<br />

entschieden, ihren Weg in<br />

den Streitkräften als Zeitsoldat fortzusetzen.<br />

Für dieses Jahr erwarten<br />

wir ein ähnlich hohes Niveau.<br />

Das spricht für sich – und uns!<br />

Angesichts der demografischen<br />

Entwicklung bleibt die Nachwuchsgewinnung<br />

allerdings eine zentrale<br />

Herausforderung, an der wir ebenso<br />

wie die ganze Gesellschaft weiter<br />

arbeiten müssen. In einigen Bereichen,<br />

etwa bei den Spezialisten, ist<br />

es heute schon besonders schwierig,<br />

so beispielsweise im IT-Bereich.<br />

Ist die <strong>Bundeswehr</strong> denn<br />

attraktiv genug?<br />

Das Soldat-Sein mit all seinen<br />

Facetten ist ein Beruf mit besonderen<br />

Herausforderungen und besonderen<br />

Chancen. Ich kenne keinen<br />

anderen Arbeitgeber, der so viele<br />

verschiedene Arbeitsfelder und Aufstiegsmöglichkeiten<br />

bietet. Wie in<br />

kaum einem anderen Beruf ergibt<br />

sich bei uns die Möglichkeit, früh<br />

Verantwortung zu übernehmen,<br />

Werte zu erleben, gefordert aber<br />

auch früh gefördert zu werden.<br />

Heute Soldat zu sein, verlangt viel,<br />

gibt aber auch viel. Auch die Erfahrung<br />

von Kameradschaft und das<br />

davon geprägte Arbeitsklima zeichnen<br />

den Soldatenberuf in besonderer<br />

Weise aus. Wir unternehmen viel<br />

dafür, dass er attraktiv bleibt. Bei<br />

der Bezahlung, gerade für Berufsanfänger,<br />

sind wir gut. Auch im<br />

Vergleich zur Wirtschaft. Wir legen<br />

großen Wert auf die Weiterqualifizierung<br />

aller unserer Mitarbeiter,<br />

bieten Hochschulabschlüsse, Meister-<br />

und Gesellenbriefe. Man verlässt<br />

die <strong>Bundeswehr</strong> in der Regel<br />

mit einem höheren Bildungs- und<br />

Qualifizierungsniveau als bei Eintritt.<br />

Der Wechsel in den zivilen<br />

Arbeitsmarkt gelingt in fast allen<br />

Fällen in kürzester Zeit.<br />

Lebenslanges Lernen ist ein Kernelement<br />

unserer Philosophie einer<br />

modernen Personalentwicklung.<br />

Deshalb bauen wir das Bildungsangebot<br />

innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong><br />

weiter aus. In anderen Bereichen<br />

können und müssen wir besser werden,<br />

etwa im Hinblick auf die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Dienst.<br />

Dennoch: Der Soldatenberuf wird<br />

als attraktiv angesehen und genießt<br />

hohes Ansehen. Das zeigt auch eine<br />

aktuelle Studie, in der die <strong>Bundeswehr</strong><br />

als einer der drei beliebtesten<br />

Arbeitgeber bei 16- bis 18-jährigen<br />

Schülern abschneidet.<br />

Am 2. September wird der vorläufige<br />

Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses<br />

zum Vorgang<br />

„Euro Hawk“ vorgelegt. Welche<br />

Erwartungen knüpfen Sie daran?<br />

Es war zu erwarten, dass die<br />

unterschiedlichen Fraktionen im<br />

Deutschen Bundestag den Untersuchungsgegenstand<br />

unterschiedlich<br />

bewerten. Ich habe mit meiner<br />

Aussage vor dem Ausschuss so<br />

umfassend wie möglich zur Aufarbeitung<br />

des Vorgangs „Euro Hawk“<br />

beigetragen. Meine Bewertung ist<br />

bekannt und sie ist nachzulesen.<br />

Die Entscheidung, die Beschaffung<br />

des „Euro Hawk“ nicht weiter zu<br />

verfolgen, halte ich nach wie vor<br />

für richtig. Im Verfahren gab es<br />

Mängel. Jetzt gilt es, daraus die<br />

richtigen Konsequenzen zu ziehen.<br />

Mein Blick geht nach vorn!<br />

Foto: Wilke/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Welche Konsequenzen sind das?<br />

Ich habe ja schon am 5. Juni vor<br />

dem Verteidigungsausschuss und<br />

auch vor der Presse Vorschläge<br />

gemacht. Darunter Maßnahmen,<br />

die wir bereits in Angriff genommen<br />

haben. Wir haben mit dem Aufbau<br />

einer zentralen Behörde der <strong>Bundeswehr</strong><br />

für die Zulassung von militärischen<br />

Luftfahrzeugen begonnen.<br />

Sie soll bereits im kommenden<br />

Jahr ihre Arbeit aufnehmen. Ich<br />

habe außerdem auf EU- und NATO-<br />

Ebene die Initiative ergriffen, damit<br />

wir zu gemeinsamen internationalen<br />

Regelungen für zivile und militärisch<br />

genutzte Luftfahrzeuge kommen.<br />

Das Thema ist nun für die<br />

nächste Sitzung der Europäischen<br />

Verteidigungsagentur und für den<br />

Europäischen Rat zur Gemeinsamen<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

im Dezember gesetzt.<br />

Wir überarbeiten den neuen<br />

Beschaffungsprozess im Hinblick<br />

auf seine Frühwarnfunktion. Erste<br />

Vorschläge liegen vor. Wir entwickeln<br />

bereits die Maßstäbe der<br />

Statusberichte zu großen Rüstungsvorhaben,<br />

die regelmäßig und ohne<br />

besonderen Anlass der Leitung<br />

des Ministeriums und dem Parlament<br />

zugeleitet werden sollen.<br />

Und schließlich zur Fähigkeitslücke<br />

im Bereich der Signal erfassenden<br />

Aufklärung selbst: Hier<br />

prüfen wir bis Ende dieses Jahres<br />

alternative Plattformen, auf denen<br />

das erprobte Aufklärungssystem<br />

ISIS zum Einsatz kommen kann.<br />

Sie hatten darüber hinaus auch<br />

die Einrichtung einer Task Force<br />

zur Begutachtung der Fachaufsicht<br />

angekündet. Liegen hier auch<br />

schon Ergebnisse vor?<br />

Ja. Ich habe diese Task Force<br />

schon im Juni mit dem Ziel eingesetzt,<br />

insbesondere die Fachaufsicht<br />

im Rüstungsbereich zu untersuchen,<br />

zu bewerten und mögliche<br />

Konsequenzen aufzuzeigen.<br />

Das vorläufige Ergebnis der Task<br />

Force bestätigt im Wesentlichen,<br />

dass sowohl in der Fachaufsicht als<br />

auch bei der Berichterstattung und<br />

in den Arbeitsabläufen auf verschiedenen<br />

Ebenen Defizite bestehen. Es<br />

wird daher vorgeschlagen, die Organisation<br />

und Verfahrensabläufe mit<br />

geeigneten Maßnahmen zu verbessern.<br />

Hierzu zählen unter anderem<br />

die Einführung eines besseren ITgestützten<br />

Informationsmanagements<br />

und ein durchgängiges Projektcontrolling.<br />

Wann wird das umgesetzt?<br />

Bevor ich Entscheidungen treffe,<br />

möchte ich zunächst mit den<br />

zuständigen Abteilungsleitern im<br />

Ministerium darüber beraten.<br />

Was heißt das genau?<br />

Dass ich meine Entscheidungen<br />

sorgfältig und so schnell wie<br />

möglich treffe, aber mich nicht von<br />

Wahlterminen beeinflussen lasse.<br />

Das gilt auch für etwaige personelle<br />

Konsequenzen. Ich hoffe, dass ich<br />

in der nächsten Wahlperiode die<br />

Chance habe, die Dinge für die <strong>Bundeswehr</strong><br />

weiter gestalten zu können.<br />

Das würde mich freuen. (eb)


4 aktuell MINISTERIUM / polITIk 2. September 2013<br />

Unterstützung zugesagt<br />

Islamabad. Die pakistanische<br />

Regierung und die Militärführung<br />

haben dem afghanischen<br />

Präsidenten Hamid Karsai<br />

Unterstützung für Friedensgespräche<br />

mit den Taliban zugesagt.<br />

Premierminister Nawaz Sharif<br />

und Armeechef Ashfaq Parvez<br />

Kayani erklärten Karsai, dass<br />

sie Einfluss auf die Taliban nutzen<br />

wollten, um diese zu direkten<br />

Gesprächen mit der Führung<br />

in Kabul zu bewegen. Die Aufständischen<br />

lehnen das bisher ab,<br />

weil sie Karsai für einen Handlanger<br />

der USA halten. Man sei<br />

sich einig, dass Pakistan gefangene<br />

afghanische Taliban freilassen<br />

werde. Mit dem Schritt<br />

solle ein Verhandlungsprozess<br />

mit den Aufständischen gefördert<br />

werden. (zik/cn)<br />

Offensive gegen M23<br />

kinshasa. Seit Mittwoch vergangener<br />

Woche kämpfen kongolesische<br />

Soldaten gemeinsam<br />

mit der neuen UN-Interventionsbrigade<br />

gegen die M23-Rebellen,<br />

um sie aus dem Rückzugsgebiet<br />

im Umland der Provinzhauptstadt<br />

Goma zu vertreiben. Die UN-<br />

Truppe besteht aus Soldaten aus<br />

Tansania, Südafrika und Malawi,<br />

die die rund 17 000 im Kongo<br />

stationierten UN-Blauhelmsoldaten<br />

unterstützen sollen. Bei<br />

den jüngsten Gefechten sind in<br />

den vergangenen Tagen Dutzende<br />

Menschen ums Leben<br />

gekommen. Der Aufstand der<br />

M23 begann 2012 als Meuterei.<br />

Desertierte Soldaten vertrieben<br />

die Regierungstruppen aus dem<br />

Osten des Kongos und besetzten<br />

Ende 2012 Goma, wo fast eine<br />

Million Menschen leben. Die<br />

Friedensgespräche stocken seit<br />

Langem.<br />

(enw/toz)<br />

Verdacht bestätigt<br />

Washington. Nordkorea hat nach<br />

Einschätzung eines Waffenkontrollinstituts<br />

die Sanktionen der<br />

Vereinten Nationen unterlaufen.<br />

Bei den auf einem nordkoreanischen<br />

Frachter sichergestellten<br />

Flugzeugteilen handelt es sich<br />

um einen Verstoß gegen die UN-<br />

Sanktionen, wie das Internationale<br />

Friedensforschungsinstitut in<br />

Stockholm erklärte. Das Institut<br />

widerspricht damit einer Darstellung<br />

Kubas, wonach die auf dem<br />

Schiff gefundenen Flugzeugteile,<br />

Raketen und andere Ausrüstungsgegenstände<br />

nur zur Reparatur<br />

nach Nordkorea geschickt<br />

worden seien und danach wieder<br />

zurückgebracht werden sollten.<br />

Die „Chong Chong Gang“ war<br />

am 15. Juli im Panama-Kanal<br />

aufgebracht worden. Das Equipment<br />

war unter einer Zuckerladung<br />

versteckt. (enw/ko)<br />

Hilfe in besonderen Notlagen<br />

Härtefall-Stiftung zieht erste Zwischenbilanz – Mehr als eine halbe Million Euro ausgezahlt.<br />

Berlin. Gut ein Jahr nach ihrer<br />

Gründung hat die „Treuhänderische<br />

Stiftung zur Unterstützung<br />

besonderer Härtefälle in<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> und der ehemaligen<br />

NVA“ (Härtefall-Stiftung)<br />

bereits mehr als eine halbe Million<br />

Euro an bislang 47 Betroffene<br />

ausgezahlt. Das wurde<br />

auf einer Pressekonferenz am<br />

Dienstag vergangener Woche<br />

im Verteidigungsministerium<br />

(BMVg)bekannt gegeben.<br />

Die Zwischenbilanz wurde<br />

durch den Parlamentarischen<br />

Staatssekretär beim Bundesminister<br />

der Verteidigung, Christian<br />

Schmidt, den Vorsitzenden des<br />

Stiftungsrates, Oberst a. D.<br />

Bernhard Gertz, das Mitglied<br />

des Verteidigungsausschusses<br />

und Vorsitzenden des Stiftungsbeirates,<br />

Jürgen Koppelin, sowie<br />

den Vorsitzenden des Vergabeausschusses,<br />

Oberstarzt Viktor<br />

Meineke, vorgestellt.<br />

Die Härtefall-Stiftung war am<br />

22. Mai 2012 mit der Unterzeichnung<br />

des Treuhandvertrages zwischen<br />

dem BMVg und dem Soldatenhilfswerk<br />

der <strong>Bundeswehr</strong><br />

errichtet worden. Auf der Grundlage<br />

des Stiftungsvertrages und<br />

der Satzung kann in besonderen<br />

Härtefällen, die auf die Ausübung<br />

der dienstlichen Pflichten<br />

zurückzuführen sein könnten,<br />

eine finanzielle Unterstützung<br />

geleistet werden.<br />

Die Unterstützungsleistung<br />

kann insbesondere Angehörigen<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> und der ehemaligen<br />

NVA zu Gute kommen, die<br />

bis in die 80er Jahre ionisierender<br />

Strahlung durch Radargeräte<br />

und sonstiges Wehrmaterial ausgesetzt<br />

sein konnten und schwer<br />

erkrankt sind. Auch in sonstigen<br />

Soldat bei ISAF: Auch einsatzbedingt traumatisierte <strong>Bundeswehr</strong>angehörige können einen Antrag<br />

auf Unterstützungsleistungen bei der Härtefall-Stiftung stellen.<br />

Fällen, insbesondere einsatzbezogener<br />

Gesundheitsschädigungen<br />

können die Betroffenen mit<br />

Hilfe rechnen. Die Zuwendungen<br />

stehen auch Hinterbliebenen<br />

oder Angehörigen des genannten<br />

Personenkreises zu. Gegenwärtig<br />

gebe es gut 4000 Betroffene. Von<br />

bisher gezahlten 537 000 Euro<br />

wurden den Betroffenen nach<br />

Einzelfallprüfung bislang Summen<br />

zwischen 1000 und 27 000<br />

Euro ausgezahlt<br />

Koppelin zeigte sich am Rande<br />

der Pressekonferenz optimistisch,<br />

dass die Härtefall-Stiftung die in<br />

sie gesetzten Erwartungen erfüllen<br />

können wird: „Die Stiftung<br />

kann das leisten.“ Mit einem<br />

Grundstockvermögen von sieben<br />

Millionen Euro und einem Verbrauchsvermögen<br />

von weiteren<br />

drei Millionen Euro sei sie finanziell<br />

gut ausgestattet. Allerdings<br />

stünden in der Zukunft noch viele<br />

Herausforderungen an. „Es gibt<br />

eine ganze Bandbreite von Problemen“,<br />

sagte Koppelin. Die<br />

Unterstützung von traumatisierten<br />

Soldaten sei eine ganz besondere<br />

Herausforderung. „Das ist ein<br />

sehr emotionales Thema, und wir<br />

stehen da noch am Anfang.“<br />

Staatssekretär Schmidt betonte,<br />

dass die Stiftung auf lange Sicht<br />

angelegt sei und gegebenfalls<br />

künftig auch mehr Personal zur<br />

Bearbeitung der Fälle eingesetzt<br />

werden könne. „Wir wollen das als<br />

dauerhafte Einrichtung sehen.“<br />

Zugleich hob er hervor, dass die<br />

Weichen im Verteidigungsausschuss<br />

über alle Fraktionen hinweg<br />

gestellt worden seien. Dies<br />

sei ein gelungenes Beispiel für<br />

die gemeinsame Übernahme von<br />

Verantwortung, so Schmidt.<br />

Die Vergabekriterien bei Anträgen<br />

sollen – ganz im Sinne des<br />

Siftungszwecks – weit ausgelegt<br />

werden. Der Stiftungsrats-Vorsitzende<br />

Gertz, früherer Chef des<br />

<strong>Bundeswehr</strong>verbandes, betonte,<br />

man helfe so großzügig wie möglich<br />

und entscheide im Zweifel<br />

für die Antragsteller. Dabei orientierten<br />

sich die Zahlungen am<br />

Bedarf, auch Überbrückungszahlungen<br />

bis zur endgültigen<br />

Entscheidung seien möglich. Die<br />

Grenze sei die Bedürftigkeit, hieß<br />

es weiter. Gleichwohl sollten die<br />

Zahlungen versorgungsrechtlichen<br />

Ansprüche verletzter Soldaten<br />

nicht ersetzen, sondern diese nur<br />

in besonderen Notlagen ergänzen.<br />

Bis Mitte August lagen der<br />

Härtefall-Stiftung 160 Anträge<br />

vor. Von diesen sind 89 Anträge<br />

abgeschlossen, 72 weitere<br />

Anträge wurden bislang dem<br />

Vergabeausschuss vorgetragen<br />

und durch diesen entschieden.<br />

17 Anträge wurden zwischenzeitlich<br />

zurückgenommen. Das<br />

Gros der Antragsteller stammt<br />

aus der Gruppe der Radargeschädigten.<br />

(mat/eb)<br />

Todesstrafe für Mord an Kameraden<br />

Massaker mit 13 Toten und 32 Verletzten – Militärgericht verurteilt US-Major Nidal Hasan zum Tod.<br />

Fort Hood. Knapp vier Jahre<br />

nach seinem Amoklauf auf dem<br />

US-Militärstützpunkt Fort Hood<br />

ist der frühere Armeepsychiater<br />

Nidal Hasan zum Tode verurteilt<br />

worden. Nach vierstündigen<br />

Beratungen verhängten die<br />

Geschworenen am Mittwoch<br />

vergangener Woche einstimmig<br />

die Höchststrafe gegen den<br />

42-jährigen Major, der im November<br />

2009 auf dem Stützpunkt im<br />

Bundesstaat Texas 13 Menschen<br />

erschossen und 32 weitere verletzt<br />

hatte.<br />

Der Soldat hatte sich zu der Tat<br />

bekannt und war zuvor bereits in<br />

allen 45 Anklagepunkten schuldig<br />

gesprochen worden. Seinen<br />

Pflichtverteidigern zufolge, die<br />

er aber abgelehnt hatte, zeigte<br />

Hasan kein Interesse an einer<br />

automatisch erfolgenden Überprüfung<br />

des Urteils. Sie mutmaßten<br />

daher, dass er selbst an<br />

einer Hinrichtung interessiert ist.<br />

Der US-Staatsbürger mit palästinensischen<br />

Wurzeln ist das<br />

erste Armeemitglied seit 2005,<br />

das zum Tode verurteilt wurde.<br />

prozess abgeschlossen: Nidal Hasan wurde zum Tode verurteilt.<br />

Foto: dpa/pa<br />

Hasan stand wenige Wochen vor<br />

einer Entsendung nach Afghanistan,<br />

als er am frühen Nachmittag<br />

des 5. November 2009 das<br />

Feuer auf unbewaffnete Kameraden<br />

eröffnete. Augenzeugen sagten<br />

damals aus, der Major habe<br />

„Allahu akbar“ geschrien, bevor er<br />

mit einer halbautomatischen Pistole<br />

um sich geschossen habe.<br />

Polizisten erwiderten das Feuer<br />

und verletzten Hasan schwer. Er<br />

ist seitdem querschnittsgelähmt.<br />

Der Angriff in Fort Hood gilt<br />

als bisher schlimmster Zwischenfall<br />

auf einem Militärstützpunkt<br />

in den USA. Er erschütterte die<br />

US-Streitkräfte und löste eine<br />

Debatte über Extremisten in den<br />

eigenen Reihen aus. (mk/hcy)<br />

Foto: dpa/pa


2. September 2013 einSatz aktuell 5<br />

Erfolge gemeinsam erreicht<br />

Fregattenkapitän Bernhard Veitl zieht ein Resumee seines Einsatzes als CTG am Horn von Afrika.<br />

Dschibuti. Fregattenkapitän<br />

Bernhard Veitl (Foto) war bis<br />

Anfang August als Commander<br />

Task Group (CTG) auf der Fregatte<br />

„Augsburg“ bei der Operation<br />

„Atalanta“ eingesetzt. Mit<br />

aktuell sprach der 45-Jährige über<br />

die derzeitige Situation am Horn<br />

von Afrika und die Besonderheiten<br />

des Einsatzes.<br />

Wie sind sie auf die Aufgabe<br />

bei „Atalanta“ vorbereitet<br />

worden?<br />

Wir haben das komplette vergangene<br />

Jahr intensiv genutzt, um<br />

uns auf die Aufgaben am Horn<br />

von Afrika vorzubereiten. In<br />

zahlreichen Ausbildungsfahrten<br />

in See haben wir die Abwehr von<br />

Gefahren gegen das eigene Schiff,<br />

das Durchsuchen von Handelsschiffen<br />

und kleineren Booten<br />

sowie das Ingewahrsamnehmen<br />

von piraterieverdächtigen Personen<br />

trainiert. Der Höhepunkt<br />

der einsatzvorbereitenden Ausbildung<br />

war das German Operational<br />

Seatraining (GOST) mit der<br />

„Augsburg“ im britischen Plymouth.<br />

Britische Ausbilder haben<br />

uns dabei geprüft und bewertet.<br />

Taktische Seminare und Einweisungen<br />

unmittelbar vor Auslaufen<br />

haben mich über den aktuellsten<br />

Stand informiert. Selbst den Transit<br />

in das Einsatzgebiet im März<br />

haben wir genutzt, um die letzten<br />

Feinheiten abzustimmen.<br />

Welche Einheiten<br />

aus welchen Nationen<br />

nehmen neben<br />

Deutschland derzeit<br />

noch an „Atalanta“<br />

teil?<br />

Es sind etwa 20 Einheiten<br />

in unterschiedlichsten<br />

Schiffsverbänden<br />

am Horn von<br />

Afrika eingesetzt – insgesamt<br />

rund 50 Schiffe<br />

im gesamten Einsatzgebiet,<br />

das fast zwanzigmal<br />

so groß ist wie<br />

Deutschland. Flaggschiff<br />

ist das niederländische<br />

Mehrzweckkampfschiff<br />

„Johann de Witt“.<br />

Derzeit sind deutsche, französische,<br />

spanische, italienische und<br />

niederländische Kriegsschiffe<br />

sowie spanische, französische<br />

und luxemburgische Seefernaufklärungsflugzeuge<br />

an „Atalanta“<br />

beteiligt.<br />

Wie funktionierte dabei die<br />

internationale Zusammenarbeit?<br />

Die Zusammenarbeit ist sehr<br />

gut und absolut professionell. Beispielsweise<br />

erfolgt das Versorgen<br />

mit Kraftstoff in See auch<br />

über britische und US-amerikanische<br />

Einheiten, die nicht an<br />

der „Atalanta“ beteiligt sind.<br />

Das gemeinsame Ziel ist es, die<br />

Hilfslieferungen des Welternährungsprogrammes<br />

sicher an ihren<br />

Bestimmungsort in Somalia zu<br />

geleiten, die Seewege sicherer zu<br />

machen und die Piraterie einzudämmen.<br />

Jede Einheit, egal welcher<br />

Nation, leistet dazu ihren Beitrag.<br />

PIZ Dschibuti<br />

Wie häufig musste der Einsatzverband<br />

gegen mutmaßliche<br />

Piraten vorgehen?<br />

Das schlechte Wetter des<br />

Monsuns, der starke militärische<br />

Einsatz, aber auch die privaten<br />

Sicherheitsteams an Bord von<br />

Handelsschiffen haben zu einem<br />

starken Rückgang der Übergriffe<br />

durch Piraten geführt. In unserem<br />

Einsatzzeitraum sind Schiffe der<br />

EU insgesamt dreimal gegen mutmaßliche<br />

Piratengruppen vorgegangen.<br />

Dies zeigt uns, dass diese<br />

Gruppierungen weiterhin vorhanden<br />

sind und jederzeit wieder<br />

zuschlagen können, sobald<br />

wir mit unserem Druck nachlassen<br />

würden.<br />

Welche Optionen haben Sie<br />

bei solch einem Einsatz?<br />

Unsere Hauptaufgabe ist der<br />

Schutz von Handelsschiffen des<br />

Welternährungsprogrammes.<br />

Diese Schiffe transportieren<br />

Hilfsgüter nach Somalia und<br />

werden durch uns begleitet,<br />

damit die sichere Ankunft im<br />

Bestimmungshafen gewährleistet<br />

ist. Jeder Kontakt, der sich<br />

dem Handelsschiff nähert, wird<br />

dabei von uns überprüft. Zusätzlich<br />

patrouillieren wir im International<br />

Recommended Transit<br />

Corridor (IRTC) – der empfohlenen<br />

Seestraße, die Handelsschiffe<br />

gebündelt durch den Golf<br />

von Aden führt. Darüber hinaus<br />

gewinnen wir Informationen über<br />

sämtliche Aktivitäten entlang der<br />

somalischen Küste, indem wie<br />

etwa lokale Fischer in See befragen<br />

oder verdächtige Fahrzeuge<br />

überprüfen.<br />

Weiterhin fliegen die beiden<br />

Bordhubschrauber entlang der<br />

Küste und beobachten Personenund<br />

Materialbewegungen und<br />

führen Seeraumüberwachung<br />

durch. Erkannte Piratengruppen<br />

können wir mit unserem Boardingteam<br />

an Bord der Fregatte<br />

bringen, in Gewahrsam nehmen<br />

Gut gerüstet im Kampf gegen Ungeziefer<br />

und der Gerichtsbarkeit an Land<br />

übergeben.<br />

Die Aktivitäten der Piraten<br />

sind seit Beginn der Mission so<br />

niedrig wie nie, wie bewerten Sie<br />

den Tiefstand?<br />

Der momentane Tiefstand an<br />

Piratenübergriffen ist für mich<br />

das primäre Ergebnis des militärischen<br />

Engagements aller<br />

beteiligten Nationen. Sobald<br />

diese nicht mehr vor Ort sind,<br />

kehrt die Piraterie vermutlich<br />

sehr schnell zurück.<br />

Wie häufig war es der Besatzung<br />

möglich, Kontakt mit der<br />

Heimat aufzunehmen?<br />

Jederzeit können private<br />

E-Mails geschrieben und empfangen<br />

werden. Darüber hinaus<br />

kann jedes Besatzungsmitglied<br />

in See mit selbstbeschafften<br />

Pre-Paid-Karten, im Rahmen<br />

freier Satellitentelefonkapazitäten,<br />

nach Hause telefonieren.<br />

Telefonate aus Fürsorgegründen<br />

sind jederzeit kostenfrei möglich.<br />

Zusätzlich erhält jedes Besatzungsmitglied,<br />

in jedem Auslandshafen<br />

für jede Woche im<br />

Einsatz, 30 Freiminuten für die<br />

privaten Mobiltelefone zur Verfügung<br />

gestellt. Der klassische<br />

Brief kann in jedem Hafen abgeschickt<br />

und empfangen werden.<br />

Und über den freut man sich<br />

übrigens am meisten. (tsh)<br />

Die Soldaten des Sanitäts-Hygiene-Trupps jagen Skorpione und Spinnen – doch gefährlich ist auch die kleine Sandfliege.<br />

Mazar-e Sharif. Knistert es an<br />

einer schattigen Mauer und läuft<br />

Sekunden später eine Spinne,<br />

ein Skorpion oder ein riesiger<br />

Käfer aus der Deckung, ist das<br />

ein Fall für den Sanitäts-Hygiene-<br />

Trupp. Aber Tiere jagen, die<br />

allen Soldaten gefährlich werden<br />

könnten, ist nicht alles, was<br />

Hauptfeldwebel Martin F. und<br />

seine fünf Kameraden im Einsatz<br />

in Afghanistan leisten.<br />

„In erster Linie garantieren<br />

wir durch Desinfektion und<br />

Hygienemaßnahmen den Betrieb<br />

der gesamten Klinik im Camp<br />

Marmal“, erläutert F. Die Soldaten<br />

seines Trupps stammen<br />

aus verschiedenen Einheiten des<br />

gesamten Bundesgebiets und sind<br />

Experten auf ihrem Gebiet. So<br />

brauchen sie beispielsweise für<br />

das Desinfizieren des gesamten<br />

Sanitätsbereiches lediglich zwei<br />

Tage – bei laufendem Betrieb.<br />

Über den Klinikbetrieb hinaus<br />

kontrollieren die Soldaten aber<br />

auch die Gefahr, die von unterschiedlichen<br />

Insekten ausgehen,<br />

technik des Hygienetrupps: Sandfliegenfalle und Heißnebelgerät.<br />

wie etwa der Sandfliege. Dieses<br />

kaum sichtbare Insekt nistet sich<br />

häufig im Fell der heimischen<br />

Wüstenmaus ein. Die Fliege ist<br />

Träger der Leishmaniose, einer<br />

ernsten und gegebenenfalls sogar<br />

tödlich verlaufenden Hautkrankheit.<br />

„Die Fliegen kommen in der<br />

Dämmerung raus, wenn es kühler<br />

wird. Darum erinnern wir immer<br />

wieder daran, besonders abends<br />

die Ärmel der Uniform nicht hochgekrempelt<br />

zu tragen“ erklärt<br />

Oberstabsgefreiter Felix P. – einer<br />

der Soldaten, die dazu Lichtfallen<br />

im Camp und auch außerhalb<br />

aufstellen und kontrollieren.<br />

Sobald die Sonne aufgeht,<br />

werden die Behälter der Fallen<br />

eingesammelt. Die Soldaten<br />

PIZ MES<br />

bestimmen Anzahl, Art, Gattung<br />

und Geschlecht der Fliegen und<br />

bereiten sie anschließend für den<br />

Kühltransport nach Deutschland<br />

vor. In Koblenz wird dann festgestellt,<br />

ob die Insekten den<br />

gefährlichen Erreger in sich tragen<br />

und weitere Maßnahmen<br />

einzuleiten sind.<br />

Die Ausrüstung des Trupps<br />

wirkt auf den ersten Blick wie<br />

„Marke Eigenbau“. Doch die<br />

Soldaten bestätigen, dass sie mit<br />

ihren Desinfektionsgeräten mit<br />

das Beste nutzen können, was<br />

der Markt hergibt. „Nachschub<br />

und Wartung der Geräte funktionieren<br />

reibungslos. Das ist wichtig,<br />

denn die Heißnebelgeräte zur<br />

großflächigen Desinfektion werden<br />

durch die Hitze hier doch sehr<br />

stark in Mitleidenschaft gezogen“,<br />

stellt Oberstabsgefreiter P. fest.<br />

Durch die Arbeit der Hygienespezialisten<br />

haben Schädlinge<br />

keine Chance. Weder auf einen<br />

Flug nach Deutschland noch auf<br />

die Übertragung von gefährlichen<br />

Krankheiten. Denn M.<br />

und seine Männer sorgen dafür,<br />

dass „Spinne, Fliege und Co.“<br />

den deutschen Soldaten nicht zu<br />

nahe kommen.<br />

(eb)<br />

Mehr zum Hygienetrupp auf<br />

www.einsatz-bundeswehr.de.<br />

Für den Einsatz...<br />

• wurden 22 Sätze „Infanterist<br />

der Zukunft-Erweitertes<br />

System“ (IdZ-ES) nach<br />

Afghanistan geliefert. Damit<br />

wird die Leistungsfähigkeit<br />

abgesessener Soldaten deutlich<br />

gesteigert. (eb)<br />

Foto: <strong>Bundeswehr</strong>


6 aktuell Einsatz aktuell 7<br />

CIMIC – der andere Weg<br />

Marineoffizier Christopher R. fährt lange Jahre im Uboot zur See. Seit einigen Jahren jedoch ist sein „militärischer Hafen“ die Zivil-Militärische Zusammenarbeit in den Auslandseinsätzen der <strong>Bundeswehr</strong> – Erkenntnisse aus Kunduz.<br />

CiMiC-Offizier mit Leidenschaft: Kapitänleutnant Christopher R.<br />

von Peter Straub<br />

Kunduz. Im Lager Kunduz nennen<br />

ihn alle nur „Nemo“. Kapitänleutnant<br />

Christopher R. (51)<br />

war 20 Jahre Elektronik- und<br />

Wachoffizier auf verschiedenen<br />

Ubooten. Mit Leidenschaft. Jetzt<br />

ist er CIMIC-Offizier und war<br />

im 31. Kontingent im Provincial<br />

Reconstruction Team (PRT)<br />

Kunduz im Einsatz. Auch mit<br />

Leidenschaft, wie man schnell<br />

merkt, wenn man mit ihm über<br />

seine Arbeit und die Projekte<br />

des CIMIC-Personals in Nordafghanistan<br />

spricht. Auf der Uniform<br />

tragen sie „NKWG“ – Non<br />

Kinetic Working Group. Dies<br />

beschreibt einen etwas anderen<br />

Weg der ISAF-Unterstützung.<br />

„In ähnlicher Tätigkeit war ich<br />

im Auftrag der UN und KSZE<br />

unter anderem auch mehrmals im<br />

Sudan tätig“, erzählt er, und weiß<br />

aus eigener Erfahrung, welcher<br />

Stellenwert der CIMIC-Arbeit<br />

Militärische Wurzeln: Das Uboot<br />

ist immer dabei.<br />

insbesondere bei solchen asymmetrischen<br />

Konflikten zukommt,<br />

bei denen sich Soldaten ständig<br />

inmitten der Zivilbevölkerung<br />

bewegen.<br />

CIMIC (Civil Military Cooperation)<br />

ist eine Fähigkeit der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

die auch schon in den<br />

Auslandseinsätzen im Kosovo<br />

oder in Somalia zum Einsatz<br />

gekommen ist. Dabei setzt man<br />

vor allem auf die Schwerpunkte<br />

Informationsgewinnung, Netzwerkaufbau<br />

und Unterstützung<br />

der Zivilbevölkerung.<br />

Bei der ersten Aufgabe geht<br />

es darum, Verbindung aufzunehmen<br />

und zu halten. Einerseits<br />

zu den örtlichen Organisationen<br />

wie Armee und Polizei,<br />

andererseits zusammen mit diesen<br />

Organisationen direkt mit der<br />

Bevölkerung, mit den Ortsältesten<br />

und den so genannten Religious<br />

Culture Advisers (RCA), den religiösen<br />

Führern der Ortschaften<br />

und Städte. Diese Erkenntnisse<br />

dienen dann zum Aktualisieren<br />

des gesamten militärischen<br />

Lagebildes sowie zum Aufbau<br />

von Vertrauen innerhalb der<br />

Bevölkerung.<br />

Hierbei hat R. schon viele<br />

Erfahrungen gesammelt, und<br />

berichtet von einigen Beispielen.<br />

„Man muss sich einfach für die<br />

Foto: PIZ Kunduz (2)<br />

Menschen interessieren, sie fragen,<br />

woran es mangelt und ihnen<br />

auch mit ganz kleinen Dingen<br />

helfen. Dabei sind mir vor allem<br />

die Kinder in den Schulen wichtig.<br />

Wenn es uns gelingt, diesen<br />

einen geregelten Schulbetrieb zu<br />

ermöglichen, überträgt sich diese<br />

Zufriedenheit in die Familien und<br />

in die Dörfer hinein. Gleichzeitig<br />

entzieht eine solche Stimmung<br />

den Aufständischen den Nährboden“,<br />

so der Kapitänleutnant<br />

weiter.<br />

Die zweite Hauptaufgabe von<br />

CIMIC ist das Initiieren und<br />

Begleiten von Hilfsprojekten.<br />

Ein großes eigenes Budget oder<br />

eigene Gerätschaften stehen hierfür<br />

meist nicht zur Verfügung,<br />

aber die Soldaten wissen, wo man<br />

Unterstützung bekommen kann,<br />

und wer welche Ausstattung hat.<br />

Auf diese Weise wurden schon<br />

Schulen mit Tischen und Stühlen<br />

ausgerüstet oder Orte mit einer<br />

funktionierenden Trinkwasserversorgung<br />

ausgestattet.<br />

Die dritte Hauptaufgabe, das<br />

Unterstützen der Zivilbevölkerung,<br />

muss in Zukunft von den<br />

Afghanen selbst durchgeführt<br />

werden. Deshalb ist es wichtig,<br />

dass die afghanischen Streitkräfte<br />

in die Lage versetzt werden, nach<br />

Abzug der <strong>Bundeswehr</strong> die Unterstützungsleistungen<br />

für die eigene<br />

Bevölkerung zu erbringen und<br />

fortzuführen.<br />

Man muss diese Thematik insbesondere<br />

aus afghanischer Sicht<br />

sehen. Institutionen wie Technisches<br />

Hilfswerk gibt es hier<br />

nicht. Budgets aus Steueraufkommen<br />

für Gemeinschaftsaufgaben<br />

sind minimal vorhanden,<br />

und wenn, dann eher aus den<br />

Geldmitteln von weit entfernten<br />

Regierungs- und Regionalverwaltungen.<br />

Daher gewinnt diese<br />

Ausbildungsaufgabe in der letzten<br />

Phase der ISAF-Präsenz immer<br />

mehr an Bedeutung.<br />

Ausbilden im afghanischen<br />

Kandak<br />

Szenenwechsel. Camp Pamir.<br />

Dort sind zwei afghanische<br />

Kandaks (Bataillone) stationiert,<br />

die ausgebildet werden. Auch solche<br />

Fahrten sind zunächst einmal<br />

militärische Operationen. Vier<br />

„Dingos“ stehen am Abmarschplatz<br />

in Kunduz bereit, einer<br />

davon mit Lautsprecherausstattung<br />

des Trupps für Operative<br />

Information (OpInfo). Nach<br />

Ausgabe des Marschbefehls mit<br />

Angaben zur Marschstrecke, zu<br />

den Sicherungsbereichen und<br />

zum Verhalten bei Feindberührung<br />

erfolgt noch der Hinweis,<br />

dass sich suizidäre Personen in<br />

der Gegend aufhalten sollen.<br />

Also erhöhte Aufmerksamkeit.<br />

Bei Verlassen des Lagers wird die<br />

örtliche Operationszentrale informiert<br />

und in schneller Fahrt geht<br />

es in das nur wenige Kilometer<br />

entfernte Camp Pamir. Bei der<br />

Einfahrt in die Kaserne ist man<br />

angenehm überrascht über die<br />

schmucke Örtlichkeit. Vor vielen<br />

Gebäuden sind Gärten angelegt,<br />

afghanische Truppen müssen sich<br />

eben teilweise mit eigenen Lebensmitteln<br />

selbst versorgen.<br />

Im Hörsaal angekommen,<br />

merkt man gleich, dass sich hier<br />

Freunde treffen. Die deutschen<br />

Soldaten genießen eine hohe<br />

Wertschätzung. Man kennt sich,<br />

hat schon einige Projekte und<br />

Ausbildungsabschnitte miteinander<br />

durchgeführt. Gut zehn Soldaten<br />

sind in jedem Kandak für<br />

die CIMIC-Ausbildung und als<br />

Multiplikatoren ausgewählt. Führer<br />

ist jeweils ein Major. Schon<br />

diese Stellenbesetzung spiegelt<br />

die Wertigkeit wieder, die man<br />

in der afghanischen Armee dem<br />

Thema beimisst. Irgendwie hat<br />

man das Gefühl, dass die Afghanen<br />

denken: „Gut, dass ihr da<br />

seid.“<br />

Im Unterricht erzählt der ehemalige<br />

Uboot-Fahrer viel von<br />

seinen Erfahrungen aus früheren<br />

CIMIC-Projekten. Auf Englisch<br />

– der mitgereiste Dolmetscher<br />

übersetzt in die Landessprache.<br />

Es geht um ganz einfache Dinge,<br />

wie man die Bevölkerung unterstützen<br />

kann. Er gibt Beispiele für<br />

einfache sanitätsdienstliche Hilfestellungen,<br />

und spricht über die<br />

Notwendigkeit von regelmäßigen<br />

Besuchen. Der deutsche CIMIC-<br />

Offizier will Ideen geben, will<br />

die Afghanen mit der besonderen<br />

Rolle konfrontieren, in die sie<br />

hineinwachsen können und fordert<br />

immer wieder: „Erarbeitet Euch<br />

Vertrauen in der Bevölkerung,<br />

Ihr müsst bei Euren Landsleuten<br />

als Freund und Helfer im<br />

Bewusstsein verankert sein.“<br />

Ein weiterer Unterrichtsschwerpunkt<br />

ist die Zusammenarbeit<br />

der unterschiedlichen<br />

militärischen Ebenen –<br />

vom Bataillon über die Brigade<br />

bis zu den Korps. Auch diese<br />

Informations- und Befehlsketten<br />

sind für ein funktionierendes<br />

afghanisches CIMIC-System<br />

von elementarer Bedeutung.<br />

Jedem ist klar, dass die <strong>Bundeswehr</strong><br />

in ein paar Monaten<br />

nicht mehr da ist. Ob unter einem<br />

eventuellen Nachfolgeauftrag<br />

überhaupt noch solche CIMIC-<br />

Hilfestellungen gegeben werden<br />

können, ist unklar.<br />

Einweisung: soldaten der Operativen information schulen künftige afghanische CiMiC-soldaten.<br />

„Wir sind sehr dankbar für<br />

die Unterstützung, die wir hier<br />

erfahren“ sagt Major H. von der<br />

afghanischen Armee. „Wir nehmen<br />

die Hinweise und Ideen auf<br />

und würden gerne weiter mit den<br />

deutschen Kameraden zusammenarbeiten.<br />

Unsere Erfahrungen<br />

aus den bisherigen Projekten sind<br />

sehr positiv und stärken unsere<br />

Position in den Dörfern. Ziel ist<br />

es sogar, ein CIMIC-Bürgerbüro<br />

im Kandak einzurichten, an das<br />

sich die Bevölkerung immer<br />

wenden kann.“<br />

In einem zweiten Teil der Ausbildung<br />

wird den afghanischen Soldaten<br />

der Umgang mit dem Medium<br />

Lautsprecher näher gebracht. Ein<br />

wichtiges Instrument, wenn man<br />

Informationen an die Bevölkerung<br />

weitergeben möchte. Langsame,<br />

überlegte Sprechweise, der<br />

Einfluss von Wind und topographischen<br />

Gegebenheiten, Rückkopplung<br />

und Lautstärke, die<br />

Soldaten vom OpInfo-Team sind<br />

in ihrem Element. Die Afghanen<br />

staunen nicht schlecht, als die deutschen<br />

Soldaten ihren Lautsprechermast<br />

aus dem „Dingo“ ausfahren<br />

und die Kaserne beschallen. Auch<br />

sie haben eine mobile, netzunabhängige<br />

Lautsprecherausstattung,<br />

mit der Informationen verbreitet<br />

werden können.<br />

Ein Bild sagt mehr<br />

als tausend Worte<br />

Nach diesem Unterrichtstag<br />

wird klar, dass die CIMIC- Soldaten<br />

ein besonderes Einfühlungsvermögen<br />

und interkulturelle Kompetenz<br />

besitzen müssen. Gestik,<br />

Mimik und Verhalten der Afghanen<br />

unterscheiden sich oft von uns<br />

gewohnten Eigenschaften. Auch<br />

muss die hohe Analphabetenrate<br />

berücksichtigt werden. Bei<br />

den Unterrichten gilt da eben: „<br />

Ein Bild sagt mehr als tausend<br />

Worte.“<br />

Nach vier Stunden geht ein<br />

spürbar erfolgreicher Ausbildungsabschnitt<br />

zu Ende, der<br />

Rückmarsch verläuft unproblematisch.<br />

Wieder sicher im Lager<br />

angekommen resümiert der deutsche<br />

Marineoffizier zufrieden:<br />

„Das war heute wieder ein kleiner<br />

Schritt auf dem Weg zu<br />

einem afghanischen CIMIC. Es<br />

gibt noch so viele Themen die<br />

man ansprechen könnte, aber uns<br />

geht die Zeit aus.“ Man merkt ihm<br />

an, dass es noch viele Dinge gibt,<br />

die er noch im Hinterkopf hat.<br />

Ganz wichtig sind ihm die Kinder<br />

und Frauen, die es in eine solche<br />

Betreuung und Unterstützung<br />

einzubinden gilt, vor allem die<br />

vielen Waisenkinder. „Die sind<br />

wirklich das schwächste Glied<br />

in einer Gesellschaft, sie haben<br />

weder Heimat noch Familie“,<br />

betont R.<br />

Deutlich geworden ist, dass die<br />

Ausbildung der afghanischen<br />

Soldaten zum „Freund und Helfer“<br />

in ihrer jeweiligen Region<br />

ein wichtiger Beitrag ist, um die<br />

Bevölkerung zu unterstützen und<br />

der afghanischen Armee eine<br />

noch bessere Verankerung und<br />

Bedeutung in der Gesellschaft<br />

zu geben. Kapitänleutnant R.,<br />

der Uboot-Offizier, der seine<br />

Leidenschaft zum Beruf in den<br />

CIMIC-Projekten auslebt, erzählt<br />

am Ende des Tages noch von seinem<br />

größten Wunsch: „Zu gerne<br />

würde ich einmal in Berlin oder<br />

Potsdam über die CIMIC-Thematik<br />

und verschiedene Ideen<br />

sprechen“ – mal sehen, ob da<br />

eine Einladung kommt.“<br />

schulen und Waisenhäuser: Christopher R. spricht in einer Ortschaft über die nöte der Kinder.<br />

technik zum anfassen: Ein CiMiC-ausbilder stellt die Besonderheiten eines Lautsprechers dar.<br />

Wichtigstes CiMiC-Element: Der regelmäßige Kontakt der deutschen CiMiC-soldaten mit afghanischen Dorfältesten und Würdenträgern in den Dörfern.<br />

Foto: Straub (2)<br />

Foto: PIZ EinsFüKDo


8 aktuell bundeswehr 2. september 2013<br />

In den Ruhestand<br />

bonn. Vergangenen Mittwoch ist<br />

Generalleutnant Manfred Engelhardt<br />

auf der Bonner Hardthöhe<br />

mit einem großen Zapfenstreich<br />

in den Ruhestand verabschiedet<br />

worden. „Es ist der Dank der<br />

Streitkräfte für 44 Jahre treuen<br />

Dienst, und es ist die höchste<br />

mögliche Anerkennung Ihres<br />

Wirkens“, erklärte der Inspekteur<br />

der Streitkräftebasis, Vizeadmiral<br />

Manfred Nielson, gegenüber ranghohen<br />

Gästen aus Militär, Politik<br />

und Wirtschaft. „Für all das, was<br />

Sie in den zurückliegenden vier<br />

Jahrzehnten für unser Land, das<br />

Deutsche Heer, die Streitkräftebasis<br />

und unsere <strong>Bundeswehr</strong><br />

geleistet haben, danke ich Ihnen<br />

von Herzen.“ Engelhardt beendet<br />

Ende des Monats seine militärische<br />

Karriere, von der er einen<br />

Großteil in verschiedenen Verwendungen<br />

in der Panzertruppe<br />

des Deutschen Heeres durchlief.<br />

Zuletzt war der Generalleutnant<br />

als Stellvertreter des Inspekteurs<br />

der Streitkräftebasis tätig. (spa)<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.streitkraeftebasis.de<br />

Tag der offenen Tür<br />

Faßberg. Am diesem Samstag<br />

laden der Standort und die<br />

Gemeinde Faßberg von 9 bis 17<br />

Uhr zum AeroSpaceDay in den<br />

Fliegerhorst Faßberg ein. Neben<br />

der Ausstellung einer Vielzahl<br />

moderner und historischer Luftfahrzeuge<br />

werden viele Aktionen<br />

und Attraktionen diesen Tag<br />

bestimmen, ergänzt durch eine<br />

Leistungsschau – unter anderem<br />

des in Faßberg stationierten<br />

Transporthubschrauberregiments<br />

10 „Lüneburger Heide“. (phi)<br />

Wechsel vollzogen<br />

bonn. Der Inspekteur der<br />

Streitkräftebasis, Vizeadmiral<br />

Manfred Nielson, hat am vergangenen<br />

Donnerstag das Kommando<br />

über das Streitkräfteamt<br />

von Generalmajor Thomas<br />

Wollny an Brigadegeneral Werner<br />

Weisenburger übertragen.<br />

Wollny war seit Oktober 2007<br />

Amtschef des Streitkräfteamtes<br />

und wird nach 43 Dienstjahren<br />

in den Ruhestand versetzt. Weisenburger<br />

war die vergangenen vier<br />

Jahre als Verteidigungsattaché an<br />

der deutschen Botschaft in Paris<br />

eingesetzt.<br />

(skb)<br />

Unter heißen Bedingungen<br />

Nach der Kälteerprobung wird der neue Schützenpanzer nun bei extremer Hitze getestet.<br />

nach dem Kältetest in die hitze: der schützenpanzer „Puma“ – Großgerät der Panzergrenadiere.<br />

Leipzig. Nachdem im vergangenen<br />

Jahr die Kälteerprobung<br />

in Norwegen erfolgreich abgeschlossen<br />

wurde, testet die <strong>Bundeswehr</strong><br />

in den nächsten beiden<br />

Monaten die Leistungsfähigkeit<br />

des neuen Schützenpanzers<br />

„Puma“ bei heißem Klima.<br />

Hierfür ist am vergangenen<br />

Dienstag ein Transportflugzeug<br />

vom Typ „Antonov“ aus<br />

dem SALIS-Programm (Strategic<br />

Airlift Interim Solution) mit<br />

zwei Schützenpanzern „Puma“<br />

an Bord vom Flughafen Leipzig-<br />

Halle in die Vereinigten Arabischen<br />

Emirate gestartet.<br />

Durchgeführt wird die Erprobung<br />

unter Leitung des Bundesamtes<br />

für Ausrüstung, Informationstechnik<br />

und Nutzung<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> (BAAINBw)<br />

durch Personal der Wehrtechnischen<br />

Dienststelle (WTD) 91 in<br />

Meppen für den Bereich Waffen<br />

und der WTD 41 in Trier für den<br />

Anteil Mobilität. Hierfür werden<br />

je nach Erprobungsschwerpunkt<br />

zwischen 20 bis 30 Mitarbeiter<br />

vor Ort sein – die Truppe wird<br />

die Tests begleiten.<br />

„Die klimatischen und infrastrukturellen<br />

Gegebenheiten<br />

in den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten sind besonders gut<br />

geeignet, um die anspruchsvollen<br />

Tests durchführen zu können.<br />

Und unser Gastgeber unterstützt<br />

uns optimal“, erklärt Oliver<br />

Mader, Technischer Regierungsdirektor<br />

beim BAAINBw.<br />

Insbesondere das Ermitteln der<br />

Leistungsfähigkeit des Schützenpanzers<br />

in den Bereichen Waffenwirkung<br />

und Mobilität unter<br />

Zu Gast in Deutschland<br />

Foto: BAAINBw<br />

klimatischen Bedingungen weit<br />

über 40 Grad Celsius steht hierbei<br />

im Fokus. Das Testen unter<br />

solchen Bedingungen stelle eine<br />

hohe Belastung für Personal und<br />

Material dar, so Mader weiter.<br />

„Damit der ‚Puma‘ während der<br />

gesamten Erprobungszeit einsatzbereit<br />

zur Verfügung steht,<br />

unterstützt die Industrie mit entsprechendem<br />

Fachpersonal vor<br />

Ort“, betont er.<br />

Die Klimaerprobungen sind<br />

Bestandteil umfangreicher Untersuchungen,<br />

mit denen nachgewiesen<br />

werden soll, ob der „Puma“<br />

das vorgesehene Anforderungsprofil<br />

erfüllt. Neben Klimaerprobungen<br />

sind bereits größtenteils<br />

die Leistungsfähigkeit im<br />

Gelände untersucht sowie Waffensysteme<br />

und optische und elektronische<br />

Anteile getestet worden.<br />

Der „Puma“ soll den Schützenpanzer<br />

„Marder“ ersetzen, der seit<br />

mittlerweile mehr als 40 Jahren<br />

in der <strong>Bundeswehr</strong> genutzt wird.<br />

Abhängig vom Ergebnis der Klimaerprobung<br />

werden voraussichtlich<br />

im nächsten Jahr die<br />

ersten „Puma“ an die Truppe<br />

ausgeliefert.<br />

Mit dem Hersteller ist die Lieferung<br />

von insgesamt 350 Schützenpanzer<br />

„Puma“ bis 2020 vertraglich<br />

vereinbart. (ain)<br />

Ein afghanischer Austauschoffizier durchläuft die Offizierausbildung der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />

von Marco Harter<br />

bad reichenhall. Fähnrich<br />

O. N. ist 22 Jahre alt, in Kabul,<br />

der Hauptstadt von Afghanistan,<br />

geboren und stammt aus einer<br />

Soldatenfamilie. Sein Vater ist<br />

General, sein Großvater Oberstleutnant.<br />

Nach seinem Abitur und<br />

trotz einer Ausbildung in einer<br />

privaten Bank, kommt für ihn<br />

nichts anderes in Frage, als der<br />

Familientradition folgend auch<br />

den Soldatenberuf zu ergreifen.<br />

Im Zuge eines internationalen<br />

Austauschprogramms ist N. daher<br />

seit zwei Jahren in Deutschland<br />

und durchläuft die Offizierausbildung<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />

Zu Beginn absolvierte N.<br />

eine neunmonatige Sprachausbildung<br />

am Bundessprachenamt<br />

in Hürth. Seine Allgemeine<br />

Grundausbildung und<br />

seinen Offizieranwärterlehrgang<br />

schloss er in der 1. Kompanie<br />

des Offizieranwärterbataillons<br />

2 in Hammelburg ab.<br />

Im Anschluss daran ging es<br />

für N. an die Offizierschule<br />

des Heeres nach Dresden zum<br />

Offizierlehrgang Teil 1 und 2<br />

In deutscher uniform: der afghanische Offizieranwärter O. n.<br />

mit einer Dauer von jeweils drei<br />

Monaten.<br />

Nun ist der Fähnrich in der<br />

6. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons<br />

233 Mittenwald und wird<br />

in einem Truppenpraktikum mit<br />

einer Dauer von sechs Monaten<br />

an die Aufgaben als zukünftiger<br />

Foto: Harter/GebJgBrig 23<br />

militärischer Vorgesetzter herangeführt.<br />

Unterstützt wird er dabei<br />

von erfahrenen Gruppenführern<br />

des Verbandes.<br />

Er berichtet immer wieder von<br />

der Gastfreundschaft, mit der er<br />

aufgenommen wurde und von<br />

der Kameradschaft, die er täglich<br />

spürt und erlebt. „Probleme<br />

gibt es keine“, so der Fähnrich.<br />

Er betont die Menschlichkeit, den<br />

guten, respektvollen Umgang mit<br />

ihm und auch die Unterstützung<br />

die er bekommt. „Ich fühle mich<br />

richtig wohl, zu 100 Prozent“.<br />

Seine Familie steht hinter<br />

ihm. Diese sei sogar sehr glücklich<br />

darüber, dass er an dem<br />

Austauschprogramm teilnimmt.<br />

Doch die Trennung von der<br />

Familie – immerhin hat er zehn<br />

Geschwister – ist auch für N. nicht<br />

einfach. Eine Schwester sowie<br />

Tante und Cousine haben ihn nach<br />

Deutschland begleitet und wohnen<br />

derzeit in Sachsen. Diese besucht<br />

er einmal im Monat. Seine Eltern<br />

und anderen Geschwister musste<br />

er in Afghanistan zurücklassen<br />

und konnte er in den letzten zwei<br />

Jahren auch nur einmal sehen.<br />

Doch der afghanische Kadett<br />

nimmt dies gerne auf sich. Sein<br />

Wunsch ist es, die Offizierausbildung<br />

gut zu meistern um dann,<br />

als Offizier in der ANA (Afghan<br />

National Army) das Gelernte gut<br />

umzusetzen und so seinen Beitrag<br />

für die Sicherheit am Hindukusch<br />

zu leisten.


2. September 2013 Innere Führung / MIlItärgeSchIchte aktuell 9<br />

Legenden und Mythen<br />

Das Militärhistorische Museum der <strong>Bundeswehr</strong> zeigt die Sonderausstellung „Blutige Romantik“.<br />

Ausstellung. Diesen Donnerstag<br />

wird am Militärhistorischem<br />

Museum der <strong>Bundeswehr</strong> (MHM)<br />

in Dresden die Sonderausstellung<br />

„Blutige Romantik – 200 Jahre<br />

Befreiungskriege gegen Napoleon“<br />

eröffnet. Die Ausstellung<br />

lässt anhand von mehr als 500<br />

Exponaten die dramatische und<br />

gewaltgeprägte Epoche noch<br />

einmal lebendig werden. Zahlreiche<br />

Leihgaben kommen aus<br />

renommierten und international<br />

bekannten Museen, darunter das<br />

Musée de l‘Armée in Paris und das<br />

Brüsseler Musée Royal de l‘Armée<br />

Belge et d‘Histoire Militaire.<br />

Sie wird bis zum 16. Februar<br />

nächsten Jahres im MHM zu<br />

sehen sein. Gerhard Bauer (Foto)<br />

ist der Kurator der Ausstellung<br />

„Blutige Romantik – 200 Jahre<br />

Befreiungskriege gegen Napoleon“.<br />

Mit aktuell hat der Historiker<br />

und Sachgebietsleiter Uniformen<br />

im MHM über die Ausstellung<br />

gesprochen.<br />

Zur Völkerschlacht 1813 gibt<br />

es Ausstellungen in Berlin und<br />

in Leipzig. Warum noch eine<br />

großen Sonderausstellung im<br />

Militärhistorischen Museum<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> in Dresden?<br />

200 Jahre Befreiungskriege<br />

ist ein Gedenkdatum, an dem<br />

ein historisches Museum nicht<br />

vorbeikommt. Egal, ob es einen<br />

militärgeschichtlichen Schwerpunkt<br />

hat oder eher eine politikgeschichtliche<br />

Ausrichtung. Die<br />

preußischen Heeresreformen, die<br />

in den Befreiungskriegen 1813<br />

ihrem Härtetest unterzogen wurden,<br />

sind eine der drei Traditionssäulen<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>. So sind<br />

wir als Historiker im Dienst der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> zweifach gefragt,<br />

diesen Termin zu würdigen.<br />

Warum heißt die Ausstellung<br />

„Blutige Romantik“?<br />

Die Zeit der Napoleonischen<br />

Kriege ist auch die kulturgeschichtliche<br />

Epoche der „Deutschen<br />

Romantik“. Der Begriff<br />

„Romantik“ ist heute durchgehend<br />

positiv besetzt, man denkt<br />

eher an Candlelight Dinner<br />

und nur selten an patriotische<br />

Exzesse. Die Kunstschaffenden<br />

in der romantischen Bewegung,<br />

so heterogen sie auch gewesen<br />

sein mag, waren allerdings tatsächlich<br />

politisch aktiv. Manche<br />

wirkten eher zurückhaltend und<br />

kryptisch, wie der Maler Caspar<br />

David Friedrich. Der junge Dichter<br />

Theodor Körner machte dagegen<br />

als „embedded poet“ bei den<br />

„Lützower Jäger“ politisch und<br />

militärische Propaganda und<br />

Ernst Moritz Arndt betrieb<br />

blutigste Franzosenhetze. Es<br />

besteht also eine Wechselwirkung<br />

zwischen den Befreiungskriegen<br />

und der Romantik. Und<br />

die Romantiker legten auch den<br />

Grundstein für die Legende von<br />

der „nationalen Erhebung“.<br />

Wieso Legende?<br />

Die Überlieferung der letzten<br />

200 Jahre haben sich zu Legenden<br />

und Mythen verdichtet. Es gibt<br />

seit dem späten 19. Jahrhundert<br />

sehr festgefügte Vorstellungen in<br />

der deutschen Gesellschaft davon,<br />

wie die Befreiungskriege abgelaufen<br />

sein sollen. Schlagwörter, die<br />

es durch alle Systeme auf deutschem<br />

Boden seit 1813 gegeben<br />

hat, sind die von der „deutsche<br />

Erhebung“ gegen die „napoleonischen<br />

Fremdherrschaft“. Wenn<br />

man genau hinsieht, stellt man<br />

aber fest, dass es die „nationale<br />

Erhebung“ 1813 nicht gegeben hat<br />

– nicht einmal in Ansätzen. Es<br />

gab einen preußischen Schulterschluss<br />

mit dem russischen Zaren,<br />

aber bis zur entscheidenden Völkerschlacht<br />

bei Leipzig und der<br />

Niederlage Napoleons haben die<br />

meisten deutschen Staaten auf<br />

französischer Seite gekämpft.<br />

Was erwartet den Besucher<br />

neben entlarvten Legenden noch<br />

in der Ausstellung?<br />

Wir sind in ganz Deutschland<br />

und auch in Frankreich auf die<br />

Suche gegangen, in öffentlichen<br />

und privaten Sammlungen, kleinen<br />

Heimatmuseen, haben dazu<br />

mehr als 300 Briefe verschickt.<br />

Die Resonanz war überwältigend.<br />

Wir können nun 500 Objekte aus<br />

ganz Deutschland, Frankreich,<br />

Österreich und Polen präsentieren.<br />

Objekte mit Ortsbezügen<br />

werden in Abteilungen ausgestellt,<br />

die nach den Regionen<br />

und Gemeinden geliedert sind,<br />

aus denen diese Leihgaben stammen.<br />

Wir bieten eine Art Rundgang<br />

durch die Wirkungsstätten<br />

Napoleons.<br />

Gibt es in ihrer Ausstellung<br />

auch ganz besondere Exponate?<br />

Wir präsentieren einen Schlitten<br />

aus dem westfälischen Rheda,<br />

Eigentum der Fürsten von Bentheim-Tecklenburg,<br />

kunstvoll<br />

geschnitzt und sehr fragil. Zu<br />

diesem Schlitten gibt es die<br />

Geschichte, dass Napoleon mit<br />

diesem aus Russland 1812 geflohen<br />

sein soll. Wenn man sich<br />

Museumsbesuch 3D im Netz<br />

das Objekt jedoch anschaut,<br />

erkennt man, dass es für den russischen<br />

Winter gar nicht geeignet<br />

ist. Und schon ist man wieder<br />

beim Thema „Legenden“. Dieser<br />

Schlitten ist unser Auftaktobjekt,<br />

verbunden mit der Aufforderung,<br />

jedes historische Objekt kritisch<br />

zu hinterfragen. Wir präsentieren<br />

außerdem ein Pferdeskelett<br />

vom Schlachtfeld bei Leipzig<br />

und zeigen Helm, Kürass, Pallasch<br />

und Patronentasche eines<br />

französischen Kürassiers aus der<br />

Schlacht bei Bautzen. Überliefert<br />

ist, dass er vermutlich schwer<br />

verwundet in einem Schrank versteckt,<br />

elendig zugrunde gegangen<br />

ist. Das sind starke Exponate,<br />

mit denen man der Realität in<br />

den Befreiungskriegen näher<br />

kommen kann.<br />

Als Werbemotiv für die Ausstellung<br />

haben Sie ein durchschossenes,<br />

blutbeschmiertes<br />

Eichenblatt gewählt. Ist das<br />

nicht ein bisschen befremdlich?<br />

Das Eichenlaub ist seit den<br />

Befreiungskriegen ein deutsches<br />

Militärsymbol. Es wurde als<br />

Motiv von der Romantik adaptiert<br />

und später das Gegenstück<br />

zu dem in romanischen Ländern<br />

verbreiteten Lorbeerkranz. Das<br />

Eichenblatt ist romantisches<br />

Symbol und militärisches Kennzeichen<br />

in einem. Das ist perfekt.<br />

Wir wollen außerdem deutlich<br />

machen: Auch Kriege vor 200<br />

Jahre und in denen die Kämpfer<br />

schöne bunte Uniformen trugen,<br />

waren blutig und todbringend.<br />

Das Sterben war qualvoll und<br />

schmutzig.<br />

Die Fragen stellte Alexander<br />

Georgi.<br />

Militärische Flugzeuge, Hubschrauber und Flugabwehrsysteme können virtuell besichtigt werden.<br />

Ausstellung. Seit kurzem präsentiert<br />

der Förderverein des Luftwaffenmuseums<br />

das Militärhistorische<br />

Museum der <strong>Bundeswehr</strong> (MHM)<br />

Flugplatz Berlin Gatow auch mittels<br />

eines virtuellen Rundgangs<br />

im Internet. Der Nutzer kann sich<br />

so bequem von zuhause über das<br />

Gelände bewegen und das Außengelände<br />

besichtigen, auf dem vor<br />

allem Flugzeuge und Hubschrauber<br />

ausgestellt sind, die seit den<br />

50er Jahren in der <strong>Bundeswehr</strong><br />

und der Nationalen Volksarmee<br />

geflogen sind. Aber auch der Hangar<br />

3 mit dem Überblick über die<br />

deutsche Luftfahrtgeschichte seit<br />

1880 sowie der Hangar 7 mit der<br />

Sonderausstellung „50 Jahre Luftwaffe“<br />

kann besichtigt werden.<br />

Foto: MHM<br />

Das Media-Team Gerhard<br />

Bertling und Frank Zimmermann<br />

haben dafür im Frühjahr<br />

und Sommer dieses Jahres die<br />

Mehr über die Ausstellung im<br />

Militärhistorischen Museum<br />

unter www.mhmbw.de.<br />

360-Grad-Panoramen aufgenommen<br />

und so das Museum<br />

im Detail festgehalten. Für<br />

Besucher, die sich die Ausstellungsstücke<br />

lieber vor Ort ansehen<br />

möchten, hat das Museum<br />

Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr<br />

geöffnet.<br />

Zudem findet an diesem<br />

Wochenende ein Fest auf dem<br />

Flugplatz Berlin Gatow mit historischen<br />

Flugverkehr statt. (eb)<br />

Die 3D-Begehung des Luftwaffenmuseums<br />

unter<br />

www.360grad.me/LMG/.<br />

Die Marineflieger<br />

Buch. Vor<br />

hundert Jahren<br />

ließ Kaiser<br />

Wilhelm II.<br />

Marinefliegerkräfte<br />

aufstellen.<br />

1913 war<br />

das noch im<br />

Wege der „Allerhöchsten Kabinettsorder“<br />

möglich. Seither fährt<br />

die Deutsche Marine nicht nur<br />

zur See, sie fliegt auch über See.<br />

Im zurückliegenden Jahrhundert<br />

haben die Marineflieger erstaunliche<br />

technologische Fortschritte<br />

erlebt. In der Anfangsphase der<br />

Marinefliegerei dominierten noch<br />

Luftschiffe, mit denen während<br />

des Ersten Weltkriegs gleichermaßen<br />

Aufklärung betrieben und<br />

das gegnerische Hinterland bombardiert<br />

werden konnte. Bald aber<br />

zeichnete sich ab, dass die Zukunft<br />

dem Flugzeug gehören würde.<br />

Die wackeligen Ein-oder Doppeldecker<br />

wichen stabilen Konstruktionen.<br />

Die Spezialisierung<br />

begann: Bordflugzeuge, Bomber<br />

und Flugboote deckten die Anforderungsprofile<br />

der Marine ab.<br />

Während und nach dem Zweiten<br />

Weltkriegsetzte sich die technologische<br />

Entwicklung fort.<br />

Mit der Wiederbewaffnung in<br />

der Bundesrepublik begann das<br />

jüngste Kapitel in der Geschichte<br />

der Deutschen Marineflieger. Bis<br />

zur Wiedervereinigung erreichte<br />

die Truppe dank höchster Ausbildungsstandards<br />

und technisch<br />

ausgereifter Waffensysteme eine<br />

nie gekannte Schlagkraft. All<br />

diese Zusammenhänge werden<br />

von den Autoren kenntnisreich<br />

und glaubhaft vermittelt.<br />

Aus ihren Darlegungen<br />

spricht neben Expertise auch<br />

viel Stolz auf die Marinefliegerei.<br />

Und das hat sicher nicht<br />

zuletzt damit zu tun, dass beinahe<br />

alle Autoren aktive oder<br />

pensionierte Marineoffiziere<br />

sind. Neben technischen Details<br />

erhält der Leser zahlreiche<br />

Fotos, von denen etliche aus<br />

Privatsammlungen stammen.<br />

Neben der Betrachtung der<br />

vergangenen hundert Jahre<br />

enthält das Werk auch einen<br />

Ausblick auf die kommenden<br />

Herausforderungen für die<br />

Marinefliegerei. Als Extra ist<br />

dem Buch eine DVD beigelegt,<br />

auf der rund 300 Fotos enthalten<br />

sind.<br />

(mat)<br />

Heinrich Walle, Dt. Maritimes<br />

Institut (Hrsg.): „100 Jahre<br />

Marineflieger – 1913 bis 2013“;<br />

Mittler Verlag; Hamburg 2013;<br />

232 Seiten mit Foto-DVD; 29,80<br />

Euro; ISBN 978-3-8132-0947-1.<br />

aktuell verlost drei Exemplare<br />

des Buches „100 Jahre Marineflieger“.<br />

Einfach bis 13. September<br />

eine E-Mail mit Postanschrift und<br />

dem Betreff „Marineflieger“ senden<br />

an aktuell@bundeswehr.de.


10 aktuell sport 2. september 2013<br />

Gold bei Hockey-EM<br />

Feldhockey. Die deutschen<br />

Hockey-Teams haben bei den<br />

Europameisterschaften im belgischen<br />

Boom am vorvergangenen<br />

Wochenende das historische<br />

Double geholt. Einen Tag nach<br />

dem Endspiel-Triumph der<br />

Frauen mit dem 2:0 im Penalty-<br />

Schießen gegen das Team aus England<br />

zogen die Männer nach. Die<br />

Olympiasieger mit den Hauptgefreiten<br />

Mats Grambusch und<br />

Felix Reuß der Sportfördergruppe<br />

Appen setzten sich im<br />

Finale gegen Gastgeber Belgien<br />

nach 0:1-Rückstand mit 3:1<br />

(0:0) durch. Damit revanchierte<br />

sich das deutsche Team für die<br />

1:2-Auftaktniederlage in der<br />

Vorrunde und gewann bereits<br />

zum achten Mal EM-Gold. Bundestrainer<br />

Markus Weise war<br />

voll des Lobes für seine Schützlinge:<br />

„Ich bin beeindruckt von<br />

der Mannschaft, weil sie sich nicht<br />

hat aus der Ruhe bringen lassen.<br />

Die Mannschaft hat immer wieder<br />

Lust und ist immer wieder heiß<br />

auf einen weiteren Titel.“ (sid)<br />

Tischtennis-Medaillen<br />

tischtennis. Tischtennis-Nationalspieler<br />

Stabsunteroffizier (FA)<br />

Ruwen Filus hat bei den Czech<br />

Open in Olmütz am vorvergangenen<br />

Wochenende den dritten Platz<br />

belegt. Nach vier überzeugenden<br />

Siegen ohne Satzverlust verlor<br />

der 25-jährige Soldat der Sportfördergruppe<br />

Mainz im Halbfinale<br />

0:4 gegen den Spanier Carlos<br />

Machado. Im Frauen-Doppel<br />

gab es zwei Bronzemedaillen für<br />

die Duos Hauptgefreiter Sabine<br />

Winter/Petrissa Solja und Oberfeldwebel<br />

Kristin Silbereisen/<br />

Unteroffizier (FA) Wu Jiaduo.<br />

In den U21-Wettbewerben waren<br />

Solja mit Silber, die Sportsoldatin<br />

Winter und Patrick Franziska<br />

jeweils mit Bronze erfolgreich.<br />

Die deutschen Top-Spieler Timo<br />

Boll und Dimitrij Ovtcharov sowie<br />

der Vorjahressieger Hauptgefreiter<br />

Christian Süß waren bei dem<br />

mit 122 000 Dollar (rund 91 000<br />

Euro) dotierten Turnier nicht am<br />

Start.<br />

(phü/eb)<br />

Hartes Training erforderlich<br />

An der <strong>Bundeswehr</strong>-Universität in Hamburg trainieren die „Sniperettes“ professionelles Cheerleading.<br />

Kunstvoll: Die Cheerleader trainieren neben tänzen und Cheers auch akrobatische Elemente.<br />

von Karen Haak<br />

Hamburg. „Let’s go, Snipers“<br />

– wenn die Footballer der Helmut-Schmidt-Universität<br />

der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> in Hamburg (HSU)<br />

das Spielfeld stürmen, darf lautstarke<br />

Unterstützung nicht fehlen.<br />

Dafür zuständig sind die<br />

Cheerleader des Uni-Teams: die<br />

„Sniperettes“.<br />

„Unsere Aufgabe ist es, unsere<br />

Mannschaft anzufeuern und das<br />

Publikum zu gewinnen“, erklärt<br />

Leutnant zur See Melanie Egerer<br />

das Ziel des Cheerleadings. Sie<br />

ist die Arbeitsgruppenleiterin<br />

der Hamburger Uni-Mannschaft.<br />

Im besten Fall lassen sich die<br />

Zuschauer mitreißen und skandieren<br />

für die eigene Mannschaft.<br />

Dieses Ziel verfolgen aber auch<br />

die Cheerleader der Gegner, so<br />

dass ein Spiel zwischen zwei<br />

Football-Mannschaften immer<br />

auch ein Wettkampf der mitgereisten<br />

Cheerleader-Teams ist.<br />

Zum Einheizen des Publikums<br />

haben die „Sniperettes“ ein ganzes<br />

Repertoire an Taktiken zur<br />

Auswahl. Grundlegend sind die<br />

so genannten Chants. Das sind<br />

aus wenigen Worten bestehende<br />

Anfeuerungsrufe, die lautstark<br />

skandiert sowie mit Gesten und<br />

Bewegungen unterstützt werden.<br />

„Let’s go, Snipers“ ist so<br />

ein Chant. Die Kombination aus<br />

Chant und Bewegung heißt im<br />

Fachjargon dann Cheer.<br />

„Cheers benutzen wir während<br />

des gesamten Spiels, vor allem in<br />

den Pausen zwischen den Spielzügen“,<br />

erklärt Egerer. Die wichtigste<br />

Waffe der „Sniperettes“<br />

sind jedoch die Halbzeitshows.<br />

Während sich die Footballer<br />

erholen, geben die Cheerleader<br />

alles. Die Showeinlagen bestehen<br />

aus Tänzen, Cheers, aber<br />

auch akrobatischen Elementen<br />

wie beispielsweise dreistöckigen<br />

Pyramiden.<br />

Damit die Show allerdings<br />

leicht und fröhlich aussieht, ist<br />

eine Menge hartes Training nötig.<br />

„Wir trainieren zwei Mal pro<br />

Woche. Vor wichtigen Spielen<br />

stehen aber zusätzliche Einheiten<br />

auf dem Programm“, so Egerer.<br />

Einmal pro Woche trainieren<br />

die Hamburger Cheerleader Turnen<br />

und Gymnastik. Handstand,<br />

Spagat und Flickflacks gehören<br />

zum Anfeuern wie Cheers<br />

und Chants. „Cheerleading ist<br />

eben mehr als Rumhüpfen. Wir<br />

haben uns turnerisch stark entwickelt“,<br />

schätzt AG-Leiterin Egerer<br />

ein. Seit 2007 gibt es die Sport-<br />

Arbeitsgruppe nun schon an der<br />

HSU. Die Marinesoldatin hatte<br />

Kopfüber in die Tiefe<br />

Foto: Snipers/HSU-HH<br />

jahrelang ganz klassisch im Verein<br />

Standard getanzt. Das Cheerleading<br />

entdeckte sie erst nach der<br />

Versetzung an die <strong>Bundeswehr</strong>universität<br />

für sich.<br />

Mit Cheerleading werden in<br />

der Regel nur Frauen assoziiert.<br />

Allerdings sind starke Männer<br />

für die Shows unverzichtbar.<br />

Denn sie bilden die Basis der<br />

Pyramiden, werfen die Mädels<br />

in die Luft und fangen sie wieder<br />

auf. Ein fordernder Sport,<br />

der neben Kraft und Koordination<br />

vor allem auch Konzentration<br />

fordert. „Ein kleiner Fehler kann<br />

zu schweren Unfällen und Verletzungen<br />

führen“, erklärt Fähnrich<br />

Sandro Schmidt. Seit dem vergangenen<br />

Jahr trainiert der Politikstudent<br />

mit den „Sniperettes“.<br />

Erst durch viel Training kann<br />

das nötige Vertrauen zwischen<br />

„Base“ und „Flyer“ entstehen.<br />

Wenn die Mädels ihre Choreografien<br />

tanzen, stehen die Männer<br />

allerdings im Hintergrund<br />

und warten mit verschränkten<br />

Armen auf ihren Einsatz.<br />

Die Cheerleader haben an der<br />

<strong>Bundeswehr</strong>-Universität jedoch<br />

nicht nur Fans. „Der Sport ist<br />

immer noch mit vielen Klischees<br />

behaftet“, erzählt Egerer.<br />

Die studierenden Offiziere<br />

und Offizieranwärter gelten bei<br />

einigen Kameraden als unsoldatisch<br />

und ihr Hobby nicht dem<br />

Offizierberuf angemessen. Das<br />

gilt in besonderem Maße für<br />

die männlichen Team-Mitglieder.<br />

„Das sagen aber nur Leute,<br />

die sich noch nicht mit Cheerleading<br />

beschäftigt haben“, so Egerer.<br />

Schließlich fördere der Sport<br />

Eigenschaften, die auch jeder<br />

Soldat braucht: Fitness, Selbstdisziplin,<br />

Teamfähigkeit und Vertrauen<br />

in die eigene und fremde<br />

Leistung.<br />

Die Fallschirmspringer aus Altenstadt holen acht Medaillen bei der Europameisterschaft.<br />

Erfolglos bei WM<br />

Moderner Fünfkampf. Zum<br />

Abschluss der Weltmeisterschaften<br />

im Modernen Fünfkampf<br />

vergangene Woche haben Unteroffizier<br />

(FA) Alexander Nobis,<br />

Oberfeldwebel Stefan Köllner<br />

und Fabian Liebig das Podest<br />

in der Staffel klar verpasst. Das<br />

deutsche Trio kam mit 5872<br />

Punkten beim Sieg der Ungarn<br />

(6148) auf Platz neun. Silber<br />

holte China vor dem Team aus<br />

Russland. Damit endet die WM<br />

im taiwanesischen Kaohsiung<br />

ohne deutsche Medaille. (sid)<br />

Cheboksary. Insgesamt 13<br />

Medaillen haben die Fallschirmspringer<br />

der Sportfördergruppe<br />

Altenstadt am vorvergangenen<br />

Wochenende im russischen Cheboksary<br />

geholt. Beim Welt Cup<br />

an der Wolga holten sie fünf mal<br />

Edelmetal, bei der gleichzeitig<br />

stattfindenden Europameisterschaft<br />

standen die Athleten acht<br />

mal auf dem Treppchen.<br />

Routinier Hauptfeldwebel<br />

Stefan Wiesner sicherte sich<br />

in beiden Wettbewerben Gold in<br />

der Kombination sowie Bronze<br />

im Einzelzielspringen in der<br />

EM-Wertung. Sein Teamkollege<br />

Hauptfeldwebel a.D. Marco Pflüger<br />

Das Ziel fest im Blick: Ein Fallschrimspringer in luftiger Höhe.<br />

konnte sich in beiden Wettbewerben<br />

Silber im Stilspringen sowie<br />

Bronze in der Kombination der<br />

EM -Wertung erspringen.<br />

Bei den Junioren glänzte<br />

wieder einmal Feldwebel Ralf<br />

Lautenbacher, der sowohl beim<br />

Weltcup als auch in der EM-<br />

Foto: SportFöGrp Altenstadt<br />

Wertung Gold im Stilspringen<br />

und Silber in der Kombination<br />

holte. Unteroffizier Lucia Lippold<br />

rundete den Juniorenerfolg mit<br />

einer Bronzemedaille bei der EM<br />

ab. Die Mannschaft um Wiesner,<br />

Pflüger, die Oberfeldwebel Wolfgang<br />

Lehner und Elischa Weber<br />

sowie Stabsunteroffizier a.D. Jan<br />

Herre sicherten sich in beiden<br />

Wettbewerben Bronze.<br />

„Wir sind sehr zufrieden mit<br />

den Leistungen“, sagte Oberfeldwebel<br />

Sascha Lautenbach von der<br />

Sportfördergruppe Altenstadt.<br />

Das deutsche Team feiere eine<br />

der erfolgreichsten Wettkampfteilnahmen<br />

aller Zeiten. (mag)


2. September 2013 VermiSchteS aktuell 11<br />

Roms vergessener Feldzug<br />

Braunschweigisches Landesmuseum zeigt eine Sonderausstellung zur Schlacht am Harzhorn.<br />

Ausstellung. Ein unscheinbarer<br />

Höhenzug etwa 60 Kilometer<br />

südwestlich von Braunschweig<br />

wurde vor fünf Jahren Schauplatz<br />

einer wissenschaftlichen Sensation:<br />

Archäologen entdeckten ein<br />

germanisch-römisches Schlachtfeld,<br />

direkt neben der Autobahn 7<br />

am „Harzhorn“. Nur wenige Zentimeter<br />

unter der waldigen Erdoberfläche<br />

verborgen, hatten<br />

tausende Relikte eines heftigen<br />

Kampfes die Zeiten überdauert.<br />

Die Geschichte der Entdeckung<br />

des Schlachtfeldes und die<br />

Rekonstruktion der historischen<br />

Ereignisse stehen im Zentrum<br />

der Ausstellung „Roms vergessener<br />

Feldzug – Die Schlacht<br />

am Harzhorn“ im Braunschweigischen<br />

Landesmuseum, die<br />

gestern eröffnet wurde. Zum<br />

ersten Mal werden dann die<br />

Original-Fundstücke vom<br />

Schlachtfeld am Harzhorn<br />

der Öffentlichkeit präsentiert,<br />

ergänzt durch Leihgaben aus<br />

aller Welt.<br />

Die archäologischen Untersuchungen<br />

der Funde offenbarten<br />

ein Geschehen, das es<br />

eigentlich nicht geben konnte.<br />

Denn die Objekte stammen<br />

aus dem 3. Jahrhundert<br />

nach Christus. Bisher wurde<br />

angenommen, dass die Römer<br />

nach der vernichtenden Niederlage<br />

in der Varus-Schlacht im<br />

Jahr 9 nach Christus mit Ausnahme<br />

kleinerer Strafexpeditionen<br />

auf großangelegte Feldzüge<br />

in Germanien verzichtet hatten.<br />

Die Harzhorn-Funde beweisen<br />

jedoch das Gegenteil. Mehr als<br />

200 Jahre nach der Schlacht im<br />

Teutoburger Wald drang ein riesiges<br />

römisches Heer weit nach<br />

Germanien vor.<br />

Das umfangreiche Fundmaterial<br />

versetzt die Archäologen in<br />

die Lage, durch Vergleiche mit<br />

schriftlichen Quellen die Ereignisse<br />

zu rekonstruieren. Folgendes<br />

Geschehen gilt inzwischen als<br />

weitgehend gesichert: Als am Ende<br />

der Herrschaft des Kaisers Severus<br />

Alexander (222 bis 235) der Rhein-<br />

Donau-Limes durch Truppenabzüge<br />

geschwächt worden war, eskaliert<br />

der Konflikt mit den Germanen.<br />

Zwischen 231 und 233<br />

werden weite Teile des Mittelrheingebietes<br />

von Germanen verwüstet.<br />

Als Reaktion darauf zieht der römische<br />

Kaiser im Jahr 234 eine mächtige<br />

römische Armee bei Mainz<br />

zusammen. Doch bevor das Heer<br />

den Rhein überqueren kann, wird<br />

der Kaiser von meuternden Soldaten<br />

erschlagen. Wenig später nimmt<br />

sein Nachfolger, Kaiser Maximinus<br />

Thrax, die Offensive auf und führt<br />

seine mit orientalischen Bogenschützen<br />

und persischen Panzerreitern<br />

verstärkte Armee in das<br />

Innere Germaniens.<br />

Ausstellungsstücke: Speerspitzen vom Schlachtfeld am harzhorn.<br />

Foto: Brandenburgisches Landesmuseum<br />

Das Schlachtfeld am Harzhorn<br />

spiegelt das Schicksal einer römischen<br />

Armee wider, die offenbar<br />

auf dem Rückweg nach Mainz von<br />

germanischen Kriegern attackiert<br />

wurde. Nach einem kurzen, aber<br />

heftigen Kampf setzten die Römer<br />

ihren Weg zurück zum Limes fort.<br />

Das Schlachtfeld wird kurz nach<br />

dem Kampf von den Germanen<br />

nach wertvollen Gegenständen<br />

durchkämmt, gerät dann aber<br />

vollständig in Vergessenheit, bis<br />

es im Jahr 2008 zufällig wiederentdeckt<br />

wird.<br />

Seit dem 1. September sind die<br />

spektakulären Funde des am bestenerhaltenen<br />

Schlachtfeldes der<br />

Antike, nun erstmals öffentlich zu<br />

sehen – präsentiert vom Braunschweigischen<br />

Landesmuseum<br />

im Auftrag des Landes Niedersachsen.<br />

(eb)<br />

Mehr über die Ausstellung<br />

und das Landesmuseum unter<br />

www.3landesmuseen.de.<br />

Zur Ausstellung<br />

ist auch<br />

ein Bildband<br />

erschienen, der<br />

nicht nur die<br />

Schlacht und<br />

ihre archäologische<br />

Entdeckung<br />

beleuchtet, sondern auch<br />

vom Leben der Römer und Germanen<br />

in dieser Zeit berichtet.<br />

„Roms vergessener Feldzug – Die<br />

Schlacht am Harzhorn“ Herausgegeben<br />

vom Braunschweigischen<br />

Landesmuseum; Theiss Verlag;<br />

Darmstadt 2013; 420 Seiten mit<br />

340 Abbildungen; 39,95 Euro;<br />

ISBN 978-3-8062-2822-9.<br />

Metal vom Feinsten<br />

musik. 35<br />

Jahre nach<br />

der letzten<br />

gemeinsamen<br />

Studio-<br />

LP und 43<br />

Jahre nach<br />

ihrer Gründung haben die britischen<br />

„Erfinder des Heavy<br />

Metal“, die legendäre Band Black<br />

Sabbath, ein neues Album veröffentlicht.<br />

Bis auf den neuen<br />

Schlagzeuger Brad Wilk spielen<br />

sie wieder in Originalbesetzung<br />

mit Tony Iommi, Geezer<br />

Butler und Ozzy Osbourne. Auf<br />

der Deluxe-Edition der CD „13“<br />

finden sich acht Titel plus drei<br />

Bonus-Tracks, die sich hören lassen<br />

können. Denn die drei Mitt-Sechziger<br />

und ihr jüngerer Kollege an<br />

den Drums zeigen, dass sie nichts<br />

verlernt haben: kraftvoll wie ehedem<br />

und kein bisschen abgestanden.<br />

Was nach all den Jahren,<br />

nach Krankheiten und vielfältigen<br />

Eskapaden wohl keiner mehr<br />

für möglich gehalten hätte. Black<br />

Sabbath-typische Stücke, rund<br />

um Iommis markante, schwerlastige<br />

Riffs, sind vor allem auch<br />

ein Werk des US-Produzenten<br />

Rick Rubin, der schon Johnny<br />

Cashs legendäres Spätwerk verantwortete<br />

und jetzt das „beste<br />

Black Sabbath-Album aller Zeiten“<br />

vorlegen wollte. Das ist ihm<br />

wohl auch gelungen, und so stehen<br />

nun einige ältere Herren in<br />

Schwarz wieder auf der Bühne<br />

und lehren die Jungen das Fürchten.<br />

Black Sabbath, man glaubt<br />

es kaum und traut auch seinen<br />

Ohren nicht, sind zurück und<br />

füllen wieder die großen Arenen<br />

– im Zentrum die neue CD.<br />

Aber auch der Song „Paranoid“<br />

mit dem damals alles begann, ist<br />

natürlich Teil des Programms.<br />

Mit „13“ ist Black Sabbath ein<br />

bemerkenswertestes Comeback<br />

gelungen.<br />

(gan)<br />

Ausblick auf die Technologien von übermorgen<br />

In wenigen Tagen öffnet in Berlin die weltweit führende Messe für Unterhaltungselektronik und Elektrohausgeräte.<br />

messe. Die Internationale<br />

Funkaustellung (IFA) in Berlin<br />

ist und bleibt ein Schlüsselloch<br />

für Technologien der Zukunft.<br />

Sie gestattet den Besuchern einen<br />

ersten Blick auf Produkte von<br />

morgen und Technologien von<br />

übermorgen. Dabei verblüfft<br />

sie jedes Jahr aufs neue, in welcher<br />

Geschwindigkeit sich heute<br />

Innovationen entwickeln und<br />

Trends durchsetzen.<br />

Nennenswert ist aber auch das<br />

Show-Programm. Denn die IFA<br />

Open-Air-Sommergarten-Konzerte<br />

sind bei den Besuchern<br />

beliebt. Der Mix aus Entertainment<br />

und Emotionen verzauberte<br />

bereits 2012 mehr als<br />

25 000 Konzert-Besucher.<br />

Foto: IFA<br />

In wenigen Tagen präsentieren<br />

die international führenden Marken<br />

ihre Innovationen. Die Produktvielfalt<br />

des digitalen Lebens,<br />

wie Ultra-HD Bildschirme, Smart<br />

TVs, Tablets, Smartphones oder<br />

vernetzte Hausgeräte, wird im<br />

Mittelpunkt des Interesses stehen.<br />

„Miss IFA“ (Foto) setzt bereits<br />

jetzt auf der offizielen Homepage<br />

einige Highlights der Messe in<br />

einer Bilderstrecke in Szene.<br />

Das Messegelände unter dem<br />

Funkturm in Berlin wird für<br />

Besucher vom 6. bis 11. September<br />

täglich von 10 bis 18 Uhr<br />

geöffnet sein. Den Fachbesuchern<br />

stehen zwei Stunden vor dem offiziellen<br />

Messebeginn, also bereits<br />

um 8 Uhr, die Tore offen. (eb)<br />

App. Mit den<br />

über die IFA-Sommergarten<br />

zwei kostenlo-<br />

Konzerte mit Helge Schneider<br />

sen IFA-Apps<br />

(5. September), Philipp Poisel<br />

wird der Mes-<br />

(6. September), Die Neuen Deutschsebesuch<br />

ein<br />

Poeten (7. September), Unheilig<br />

Kinderspiel.<br />

(8. September) und Heino (9. Sep-<br />

Egal ob mit dem Smartphone tember). Es können einzelne Veroder<br />

Tablet: Es gibt zwei Ver- anstalltungen als Favoriten gesionen,<br />

die „Business App“ für speichert werden, die dann im<br />

Fachbesucher und die „Event „myIFA Bereich“ abgerufen wer-<br />

App“ für Privatbesucher. den können. Beide Apps besitzen<br />

Die Business Version enthält außerdem ein Ausstellerverzeich-<br />

Informationen über die Messe, nis, eine Bookmark-Funktion, eine<br />

deren Öffnungszeiten und Events 2D- und 3D-Kartenansicht, sowie<br />

sowie Informationen zum Ticket- eine Multifloor-Karte. (eb)<br />

verkauf. Im Gegensatz dazu<br />

bietet die Event Version einen Mehr über die Internationale<br />

Überblick über das gesamte Pro- Funkausstellung (IFA) unter<br />

grammangebot, zum Beispiel http://b2b.ifa-berlin.com.


12 aktuell vermischtes 2. september 2013<br />

Ausgewählte<br />

Medienbeiträge<br />

4. september, 22.05 Uhr, rtL ii:<br />

Härtetest extrem – Die Kampfmittelbeseitiger<br />

Teil Eins. Wenn<br />

bei einem Auslandseinsatz der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> die Kampfmittelbeseitiger<br />

gerufen werden, dann<br />

geht es meist um Leben und Tod.<br />

Die Reportage zeigt das Härtetraining,<br />

die Anstrengungen und<br />

den Stress aus der Sicht der Prüflinge,<br />

der Ausbilder und der Prüfer.<br />

Mit jedem Tag wird die Auswahl<br />

strenger und die Wettkämpfe<br />

belastender. Am Ende des ersten<br />

Teils der Reportage steht fest, wer<br />

es geschafft hat und wer nicht.<br />

Im zweiten Teil zeigt RTL II die<br />

Umsetzung in der Praxis: Kampfmittelbeseitiger<br />

der <strong>Bundeswehr</strong><br />

bei Einsätzen in Afghanistan.<br />

Youtube-video der Woche:<br />

Schwertransport per Flugzeug:<br />

Mit Transportflugzeugen vom<br />

Typ „Antonov“ 124 werden<br />

Panzerhaubitzen vom Einsatzgebiet<br />

in Afghanistan direkt<br />

nach Deutschland geflogen.<br />

Doch das ist nicht alles: Wenn<br />

das Flugzeug wieder in Leipzig<br />

abhebt, hat es Material dabei,<br />

das an anderen Einsatzorten<br />

benötigt wird.<br />

(eb)<br />

Der Beitrag „Roll on Roll off“<br />

unter www.youtube.com/<br />

bundeswehr.<br />

Mehr als tanzen und hüpfen<br />

Leutnant Sophie Jähnert trainiert die Cheerleader der <strong>Bundeswehr</strong>universität Hamburg.<br />

hamburg. Kreativität und Führungsstärke<br />

sind Eigenschaften,<br />

die Leutnant Sophie Jähnert auch<br />

außerhalb des Dienstes braucht.<br />

Die 24-Jährige trainiert die Sniperettes<br />

– die Cheerleader der<br />

Helmut-Schmidt-Universität der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> in Hamburg. Zwei<br />

Mal pro Woche leitet sie das Training<br />

und führt das Team auch<br />

bei den Auftritten an. Höhepunkt<br />

der Saison ist jedes Jahr der Unibowl,<br />

der zuletzt von der Karlsruher<br />

Universität ausgerichtet<br />

wurde. Dort treffen Football-<br />

Mannschaften und ihre Cheerleader<br />

aus ganz Deutschland<br />

aufeinander. Ansonsten feuern<br />

die Hamburger Cheerleader ihre<br />

Footballer während der Testspiele<br />

an.<br />

Die Zeit zwischen den Auftritten<br />

nutzen die Sniperettes,<br />

um neue Choreografien einzustudieren<br />

(S.10). Die Tänze entwickelt<br />

Jähnert. „Zunächst suche<br />

ich mir ein Lied aus und probiere<br />

dann, welche Elemente dazu passen<br />

und gut aussehen“, erklärt sie.<br />

Inspiration holt sich die Soldatin<br />

auch von amerikanischen Profi-<br />

Teams in den USA, deren Videos<br />

im Internet sind. Aber auch die<br />

Ideen der Mannschaft werden in<br />

die Choreografie aufgenommen.<br />

„Wichtig ist tatsächlich, dass alle<br />

Spaß an dem Tanz haben. Sonst<br />

kann es gar nicht gut aussehen“,<br />

so Jähnert.<br />

Mit 13 Jahren begann die<br />

gebürtige Leipzigerin bei den<br />

„Leipzig Lions“ mit dem ausgefallenen<br />

Sport. „Als ich an die<br />

Uni kam und sah, dass es hier<br />

Cheerleader gibt, war gleich<br />

klar, dass ich mitmachen will“,<br />

erzählt sie.<br />

Um für die anstrengenden<br />

Shows fit zu sein, trainiert die<br />

BWL-Studentin regelmäßig.<br />

„Cheerleading ist viel mehr als<br />

nur Rumhüpfen.“ Neben dem<br />

Sportlichen schätzt sie besonders<br />

den Teamgeist der Sniperettes.<br />

„Wir nehmen uns Zeit füreinander<br />

und unterstützten uns auch<br />

im Uni-Alltag“, so Jähnert. Für<br />

die Cheerleader sind die Hamburger<br />

Sniperettes mehr als nur<br />

eine Sportgemeinschaft. (kha)<br />

Haak/HSU-HH<br />

Was ist Ihre größte Errungenschaft?<br />

Mein Auslandsstudium für vier Monate im kalifornischen San Diego.<br />

Wie können Sie am besten entspannen?<br />

Beim Sport und in der Sauna.<br />

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?<br />

Fliegen.<br />

Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen<br />

am meisten?<br />

Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Loyalität.<br />

Was ist Ihr Hauptcharakterzug?<br />

Zielstrebigkeit.<br />

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />

Zu Eis (lacht).<br />

Was wäre Ihre berufliche Alternative?<br />

Ärztin oder Managerin.<br />

Was können Sie besonders gut kochen?<br />

Italienisch.<br />

Welches Lied singen oder hören Sie gern?<br />

Ich mag sehr viele Lieder, derzeit „Impossible“ von James Arthur.<br />

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />

Soldaten, Polizisten, Feuerwehrleute und die Arbeiter beim Technischen<br />

Hilfswerk im Einsatz.<br />

Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?<br />

Meine Mutter.<br />

Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />

Gib jedem Tag die Chance, der Schönste deines Lebens zu werden.

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