PDF , 1,4 MB - Bundeswehr
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D 8512<br />
49. Jahrgang Nr. 34 Montag, 2. September 2013<br />
NaCHrICHtEN<br />
MINIStErIuM<br />
Prioritäten setzen<br />
Thomas de Maizière spricht im<br />
Interview über Sommerreise,<br />
Nachwuchsgewinnung und das<br />
Projekt „Euro Hawk“. Seite 3<br />
Stippvisite hoch im Norden<br />
Thomas de Maizière beim Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr der Marine in Neustadt.<br />
EINSatz<br />
Erfolg gegen Piraterie<br />
Fregattenkapitän Bernhard Veitl<br />
zieht ein Resümee seines Einsatzes<br />
als CTG am Horn von<br />
Afrika. Seite 5<br />
EINSatz<br />
CIMIC am Hindukusch<br />
Kapitänleutnant R., ehemaliger<br />
Uboot-Fahrer, über die zivil-militärische<br />
Zusammenarbeit der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> im Einsatz. Seiten 6/7<br />
Sport<br />
Chants und Cheers<br />
An der Helmut-Schmidt-Universität<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> trainieren<br />
die „Sniperettes“ professionelles<br />
Cheerleading. Seite 10<br />
DIE BuNDESwEHr IM INtErNEt<br />
Homepage der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />
www.bundeswehr.de<br />
Bundesministerium<br />
der Verteidigung<br />
Das Ministerium im Internet:<br />
www.bmvg.de<br />
<strong>Bundeswehr</strong> auf YouTube:<br />
www.youtube.com/bundeswehr<br />
<strong>Bundeswehr</strong> auf Twitter:<br />
www.twitter.com/bundeswehrInfo<br />
<strong>Bundeswehr</strong>-Fotos auf flickr:<br />
www.flickr.com/photos/<br />
augustinfotos<br />
www.wirdienendeutschland.de<br />
Informationen aus erster Hand: Der Minister lässt sich von Brandbekämpfern<br />
Einzelheiten einer Vorführung erklären.<br />
von Oleg Dedikov<br />
Neustadt. Die Marine steht für<br />
Tradition, moderne Technik und<br />
anspruchsvolle Ausbildungsmöglichkeiten.<br />
Auf seiner Sommerreise<br />
konnte sich Verteidigungsminister<br />
Thomas de Maizière am<br />
vergangenen Mittwoch bei seinem<br />
Besuch des Einsatzausbildungszentrums<br />
Schadensabwehr der<br />
Marine (EAZS) in Neustadt in<br />
Holstein davon überzeugen.<br />
Der Minister wurde vom Kommandeur<br />
des EAZS, Kapitän zur<br />
See Mathias Metz, empfangen. Vom<br />
benachbarten Hafen der Bundespolizei<br />
ging es mit dem Schlepper<br />
„Aschau“ über die Neustädter Bucht<br />
zur ersten Station des Ministerbesuchs,<br />
dem vor der Küste ankernden<br />
Taucherschulboot „Juist“.<br />
Von Anfang an hatte der Besuch<br />
des Ministers eine familiäre Note.<br />
Ungezwungen plauderte Thomas<br />
de Maizière mit seinen Gastgebern<br />
während der Überfahrt über<br />
Fußball oder die Besonderheit<br />
der ehemaligen Fregatte „Köln“,<br />
die dem EAZS heute als Ausbildungsplattform<br />
zur Brand- und<br />
Leckabwehr dient.<br />
An Deck der „Juist“ stehen die<br />
angehenden Taucher und ihre<br />
Ausbilder, um den Verteidigungsminister<br />
zu begrüßen. Eine willkommene<br />
Abwechslung im harten<br />
Alltag der Taucherausbildung.<br />
Der Minister nimmt sich Zeit,<br />
jede ihm gereichte Hand zu schütteln<br />
und einige Worte zu wechseln.<br />
Dann wendet er sich einem<br />
jungen Lehrgangsteilnehmer zu,<br />
der erst vor wenigen Tagen seine<br />
Tauchausbildung angetreten hat.<br />
„Und, wie sieht der Bordalltag<br />
hier aus?“, fragt de Maizière<br />
und lässt sich die Tagesroutine<br />
würdigung für anspruchsvolle ausbildung: thomas de Maizière<br />
unterhält sich mit tauchschülern der Marine.<br />
erklären. Auch, ob abends noch<br />
etwas Zeit für Privates bleibt,<br />
will der Minister noch wissen.<br />
„Manchmal sitzen wir nach<br />
Dienst noch etwas in der Tauchermesse<br />
zusammen. Aber<br />
man ist nach dem harten Tag<br />
doch oft so geschafft, dass man<br />
sofort schlafen geht.“ Nach einer<br />
kurzen Inspektion der Ausrüstung<br />
und einer Stärkung an Bord<br />
geht es zur nächsten Station an<br />
Land.<br />
In der Brandhalle des EAZS<br />
zeigen die Brandbekämpfer ihr<br />
Können. Der Minister kann sich<br />
hier von der Professionalität der<br />
Spezialisten beim Feuerlöschen<br />
überzeugen. In nur wenigen<br />
Sekunden gelingt es den Soldaten,<br />
die meterhohen Flammen<br />
unter Kontrolle zu bekommen,<br />
um das Feuer anschließend gänzlich<br />
zu ersticken.<br />
Foto: Grauwinkel/BMVg<br />
Nach dieser kurzen Demonstration<br />
lässt sich de Maizère die<br />
Schutzanzüge der Brandbekämpfer<br />
zeigen und informiert sich ausführlich<br />
über die Qualitäten der<br />
Spezialkleidung sowie das Erfordernis<br />
einer möglichst intensiven<br />
Ausbildung für die Spezialisten.<br />
Im Abschlussgespräch am<br />
Standort dankt der Minister den<br />
Soldaten für die interessanten<br />
Einblicke in ihren Arbeitsalltag.<br />
Dabei betont er noch einmal<br />
sein persönliches Interesse<br />
am direkten Gespräch mit den<br />
<strong>Bundeswehr</strong>angehörigen. „Für<br />
mich ist es sehr wichtig, Kontakt<br />
mit den Soldaten zu haben, damit<br />
sie auch ihren Vorgesetzten einmal<br />
sehen, mit mir ins Gespräch<br />
kommen und ihr eigenes Empfinden<br />
oder eventuell auftretende<br />
Probleme auch an die erste Stelle<br />
herantragen können.“<br />
Dem Sprecher des Beirats für Fragen der Inneren Führung, reiner<br />
pommerin (Mitte), ist am vergangenen Freitag die Baudissin-Medaille<br />
verliehen worden. Die auszeichnung wurde bei<br />
einer Feierstunde im Berliner Hotel Maritim in anwesenheit des<br />
parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der<br />
Verteidigung thomas Kossendey (r.) durch den Vorsitzenden des<br />
Deutschen <strong>Bundeswehr</strong>Verbands (DBwV), oberst ulrich Kirsch (l.),<br />
überreicht. Mit der Verleihung wird pommerins engagiertes<br />
Eintreten für die Belange der Inneren Führung seit mehr als<br />
20 Jahren gewürdigt. Er ist bereits seit 1990 Mitglied des Beirats<br />
für Fragen der Inneren Führung und hat sich mit zahlreichen<br />
gutachterlichen Stellungnahmen zu Grundsatz- und Einzelfragen<br />
für die aktive umsetzung des Konzepts der Inneren<br />
Führung verdient gemacht. pommerin erklärte in seiner Dankesrede,<br />
dass er die Medaille stellvertretend für alle Beiratsmitglieder<br />
entgegen nehme. Die Baudissin-Medaille wird seit 2002<br />
durch die Karl-theodor-Molinari-Stiftung – dem Bildungswerk<br />
des DBwV – für eine zeitgemäße Fortentwicklung der Führungsphilosophie<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> verliehen.<br />
(mat)<br />
Fotos (2); Wilke /PIZ Marine
2 aktuell intern 2. September 2013<br />
iMPreSSUM<br />
ZitAt<br />
eDitOriAL<br />
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Bundesministerium der Verteidigung<br />
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<strong>Bundeswehr</strong> aktuell<br />
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Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />
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und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />
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Wöchentlich montags<br />
Auflage:<br />
52000 Exemplare<br />
Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />
Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />
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ISSN: 1618-9086<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos<br />
und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />
Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />
wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />
der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />
Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />
werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />
außerdem behält sich die Redaktion das<br />
Recht auf Kürzung vor.<br />
„Ihn zu lesen, hat immer zum Leben ermuntert.“<br />
(Der Intendant des Deutschen Theaters, Ulrich Khuon, am vergangenen<br />
Dienstag zum Tod des Schriftstellers Wolfgang Herrndorf.)<br />
KALenDerBLAtt<br />
Vor 60 Jahren: Am 3. September 1953 tritt die am 4. November<br />
1950 in Rom unterzeichnete Europäische Menschenrechtskonvention<br />
in Kraft.<br />
Vor 100 Jahren: Am 7. September 1923 beschließt der Internationale<br />
Polizeikongress in Wien, die „Internationale Kriminalpolizeiliche<br />
Kommission“ zu gründen, eine Vorläuferorganisation von<br />
„Interpol“. Damit soll die Verbrechensbekämpfung über Grenzen<br />
hinweg verbessert werden.<br />
Vor 125 Jahren: Am 8. September 1888 findet die erste Saison der<br />
„Football League“ statt, der damals höchsten englischen Fußballliga.<br />
Vor 200 Jahren: Am 6. September 1813 besiegt Preußen in der<br />
Schlacht bei Dennewitz die französische Armee und die mit ihr verbündeten<br />
Sachsen. Damit wird Napoleon endgültig daran gehindert,<br />
nach Berlin vorzudringen. (Ein Interview zu den Befreiungskriegen<br />
und der Ausstellung „Blutige Romantik“ auf S. 9.)<br />
Vor 225 Jahren: Am 8. September 1788 entdeckt Kapitän William<br />
Bligh die Bountyinseln, die er nach seinem Schiff „HMS Bounty“<br />
benennt – eine Inselgruppe im Südpazifik, die heute politisch zu<br />
Neuseeland gehört.<br />
Vor 230 Jahren: Am 3. September 1783 wird der Frieden von Paris<br />
geschlossen. In diesem wird die Unabhängigkeit der Vereinigten<br />
Staaten von Amerika von Großbritannien anerkannt. Zudem tritt<br />
Großbritannien am selben Tag die beiden Kolonien Ost- und Westflorida<br />
an Spanien ab.<br />
(eb)<br />
Es sind noch knapp drei Wochen<br />
bis zur Bundestagswahl. Und<br />
scheinbar an jedem verfügbaren<br />
Laternenpfahl hängen mal mehr<br />
oder mal weniger bunte Wahlplakate.<br />
Das Thema ist omnipräsent.<br />
Und auch dieses Jahr ist die Wahl<br />
Anlass für die scheinbar riesigen<br />
Probleme in unserem Land. Doch<br />
geht es Deutschland – unabhängig,<br />
wer gerade das Land regiert<br />
– wirklich so schlecht?<br />
Beim Blick über unsere Landesgrenzen<br />
hinaus lässt sich schnell<br />
feststellen, dass in vielen Ländern<br />
die Arbeitslosenquote bedeutend<br />
höher ist. Im Europäischen Vergleich<br />
liegt Deutschland nach<br />
Angaben des Statistischen Amtes<br />
der Europäischen Union mit 5,3<br />
Prozent Arbeitslosen nur hinter<br />
Österreich (4,7). Der europäische<br />
Durchschnitt liegt immerhin bei<br />
rund elf Prozent. Bei meiner kürzlichen<br />
Reise in Ecuador musste<br />
ich feststellen, dass nahezu 50<br />
Prozent der Ecuadorianer keinem<br />
richtigen Beruf nachgehen.<br />
Und auch unserer Bündnispartner<br />
jenseits des Atlantik weist<br />
eine Arbeitslosenquote von annähernd<br />
acht Prozent auf – von der<br />
großen Einkommensschere ganz<br />
zu schweigen.<br />
Zudem gibt es im Ausland<br />
mehr Beschäftigte im so genannten<br />
Niedriglohnsektor, weniger<br />
Menschenrechte<br />
und<br />
mehr Korruption.<br />
Und<br />
gerade diese<br />
ist laut der<br />
Organisation<br />
Transparency<br />
International<br />
in Deutschland vergleichsweise<br />
niedrig.<br />
Im Ausland genießt Deutschland<br />
aufgrund vieler Faktoren ein<br />
sehr hohes Ansehen. Nicht nur die<br />
wirtschaftliche Stellung, auch das<br />
Sozialsystem findet Beachtung.<br />
So wird Deutschland im derzeit<br />
gültigen Wohlstandsindex des<br />
Legatum-Instituts in England auf<br />
Platz 14 von 142 Ländern geführt.<br />
Das soll nicht heißen, dass in<br />
Deutschland alles perfekt ist.<br />
Gerade die Chancengleichheit<br />
ist eines der gravierenden Probleme,<br />
das in der Gesellschaft<br />
angegangen werden sollte. Trotz<br />
alledem sollten wir uns bei allem<br />
Meckern immer wieder vor Augen<br />
halten: Wir jammern oftmals<br />
auf sehr hohem Niveau. Denn<br />
Deutschland ist ein Land, wo<br />
es den Menschen verhältnismäßig<br />
gut geht, und wo viele<br />
Menschen augenscheinlich auch<br />
gerne leben.<br />
Martin Gärtner<br />
BiLD Der WOCHe<br />
Übungsflug über der nordsee: Drei „tornado“-Kampfflugzeuge des Aufklärungsgeschwaders 51 „immelmann“ trainieren in der nähe der insel Helgoland.<br />
Foto: Bicker/PIZ Luftwaffe
2. September 2013 miniSterium / HinterGrunD aktuell 3<br />
„Mein Blick geht nach vorn“<br />
Thomas de Maizière spricht zur Sommerreise, zur Nachwuchsgewinnung und zu Konsequenzen aus dem „Euro Hawk“-Projekt.<br />
Berlin. Seit mehr als sechs Wochen<br />
bereist Verteidigungsminister Thomas<br />
de Maizière (Foto) im Rahmen<br />
seiner Sommerreise Standorte und<br />
Dienststellen der <strong>Bundeswehr</strong>, um<br />
sich über den Stand der Neuausrichtung<br />
zu informieren. Am Ende<br />
wird er bundesweit rund 40 Besuche<br />
absolviert haben. In Berlin schließt<br />
in dieser Woche der Untersuchungsausschuss<br />
des Deutschen Bundestages<br />
zum „Euro Hawk“ seine<br />
Arbeit weitgehend ab. In zwei<br />
Monaten hat er rund 1500 Akten<br />
gesichtet und 18 Zeugen befragt<br />
– darunter auch den Minister und<br />
andere Vertreter des Ministeriums.<br />
Herr Minister, welche Eindrücke<br />
nehmen Sie von der Sommerreise<br />
für sich mit?<br />
Die Sommerreise ist mir sehr<br />
wichtig. Sie bietet mir die Gelegenheit,<br />
intensiver und ausführlicher als<br />
sonst mit den Soldaten und zivilen<br />
Mitarbeitern zu sprechen. Ich habe<br />
viele interessante, offene, kritische<br />
und lehrreiche Gespräche geführt<br />
und wichtige Erkenntnisse gesammelt.<br />
Ich weiß auch die Anstrengungen<br />
zur Vorbereitung meiner Besuche<br />
sehr zu schätzen. Die Stimmung<br />
in der <strong>Bundeswehr</strong> ist unterschiedlich<br />
und insgesamt besser als in manchen<br />
Medienbeiträgen dargestellt.<br />
Wie? Von Verunsicherung oder<br />
gar Frust ist nichts zu spüren?<br />
Natürlich gibt es vor allem dort<br />
Fragen und Unsicherheit, wo die<br />
Personalentscheidungen zur Umsetzung<br />
der Neuausrichtung noch nicht<br />
getroffen oder noch nicht absehbar<br />
sind. Genauso habe ich an anderen<br />
Standorten aber auch Aufbruchstimmung<br />
erlebt. Insgesamt gilt:<br />
Wir müssen die Umsetzung vorantreiben<br />
und die interne Information<br />
und Kommunikation forcieren.<br />
Alle Vorgesetzten haben hier<br />
eine besondere Verantwortung. Die<br />
Voraussetzungen sind gut, denn fast<br />
alle Angehörigen der <strong>Bundeswehr</strong> –<br />
ob zivil oder militärisch – sind von<br />
der Notwendigkeit der Neuausrichtung<br />
überzeugt. Sie ist ein wichtiger<br />
Schritt nach vorn, der unbestritten<br />
viel Kraft kostet und allen, auch den<br />
Familienangehörigen unserer Soldaten<br />
und Mitarbeiter, viel abverlangt.<br />
Das weiß ich. Umso stolzer bin ich<br />
auf eine <strong>Bundeswehr</strong>, in der auf allen<br />
Ebenen eine klasse Arbeit geleistet<br />
wird, damit die Neuausrichtung ein<br />
Erfolg wird. Die größte Sorge ist,<br />
dass die Neuausrichtung keinen dauerhaften<br />
Bestand hat. Auch das ist<br />
eine Erfahrung der Sommerreise!<br />
Machen Sie sich Sorgen um<br />
die Nachwuchsgewinnung?<br />
In der jüngsten öffentlichen Diskussion<br />
wurde einiges durcheinander<br />
gebracht: Abbrecher-Quoten<br />
beim Freiwilligen Wehrdienst wurden<br />
zum Anlass genommen, die personelle<br />
Ausstattung der <strong>Bundeswehr</strong><br />
sowie unsere Nachwuchsgewinnung<br />
insgesamt in Frage zu stellen. Hier<br />
reden wir – trotz mancher Zusammenhänge<br />
– über unterschiedliche<br />
Dinge. Die Zeit- und Berufssoldaten<br />
sind die tragende Säule für den<br />
Erhalt der personellen Einsatzbereitschaft<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>. Der Freiwillige<br />
Wehrdienst ist eine wichtige<br />
Ergänzung dazu. Wir eröffnen<br />
jungen Männern und Frauen damit<br />
die Möglichkeit, für einen kürzeren<br />
Zeitraum einen wichtigen Dienst für<br />
unser Vaterland zu leisten und uns<br />
zudem im Hinblick auf die spätere<br />
Berufswahl näher kennen zu lernen.<br />
Die aktuellen Zahlen sind insgesamt<br />
gut. Die <strong>Bundeswehr</strong> braucht<br />
für die Zielstruktur von 170 000<br />
Zeit- und Berufssoldaten jedes Jahr<br />
rund 15 000 Neueinstellungen zum<br />
Zeitsoldaten. Dafür hatten wir allein<br />
im letzten Jahr rund 40 000 Bewerber.<br />
Das ist gut und bietet die Möglichkeit<br />
zur Auswahl. Für Offiziere<br />
haben wir sogar ein Verhältnis von<br />
Bewerbern zu Stellen von fünf zu<br />
eins. Über 80 Prozent unseres diesjährigen<br />
Bedarfs haben wir bereits<br />
jetzt gedeckt, vier Monate vor Jahresende.<br />
Genauso wichtig ist jedoch,<br />
dass die Qualität stimmt. Auch<br />
damit bin ich zufrieden. Wir haben<br />
ein sehr hohes Bildungsniveau bei<br />
den Bewerbern und auch die Grundeinstellung<br />
und Motivation unserer<br />
jungen Soldatinnen und Soldaten<br />
passt. Dies wird mir von den Ausbildern<br />
bei meinen Besuchen in der<br />
Truppe so geschildert.<br />
Wie sieht es speziell bei den Freiwillig<br />
Wehrdienstleistenden aus?<br />
Auch da sind die Zahlen zufriedenstellend.<br />
Wir haben derzeit 8500<br />
Freiwillig Wehrdienstleistende bei<br />
einer durchschnittlichen Verpflichtungszeit<br />
von 14 bis 15 Monaten. Das<br />
ist mehr als erwartet. Unsere minimale<br />
Zielgröße ist 5000 – die übertreffen<br />
wir deutlich. Viele nutzen den<br />
Freiwilligen Wehrdienst als Übergang<br />
von der Schulzeit in das Studium.<br />
Aber ebenso nutzen ihn viele<br />
als Einstieg in die <strong>Bundeswehr</strong>. Im<br />
letzten Jahr haben sich 3500 Freiwillige<br />
entschieden, ihren Weg in<br />
den Streitkräften als Zeitsoldat fortzusetzen.<br />
Für dieses Jahr erwarten<br />
wir ein ähnlich hohes Niveau.<br />
Das spricht für sich – und uns!<br />
Angesichts der demografischen<br />
Entwicklung bleibt die Nachwuchsgewinnung<br />
allerdings eine zentrale<br />
Herausforderung, an der wir ebenso<br />
wie die ganze Gesellschaft weiter<br />
arbeiten müssen. In einigen Bereichen,<br />
etwa bei den Spezialisten, ist<br />
es heute schon besonders schwierig,<br />
so beispielsweise im IT-Bereich.<br />
Ist die <strong>Bundeswehr</strong> denn<br />
attraktiv genug?<br />
Das Soldat-Sein mit all seinen<br />
Facetten ist ein Beruf mit besonderen<br />
Herausforderungen und besonderen<br />
Chancen. Ich kenne keinen<br />
anderen Arbeitgeber, der so viele<br />
verschiedene Arbeitsfelder und Aufstiegsmöglichkeiten<br />
bietet. Wie in<br />
kaum einem anderen Beruf ergibt<br />
sich bei uns die Möglichkeit, früh<br />
Verantwortung zu übernehmen,<br />
Werte zu erleben, gefordert aber<br />
auch früh gefördert zu werden.<br />
Heute Soldat zu sein, verlangt viel,<br />
gibt aber auch viel. Auch die Erfahrung<br />
von Kameradschaft und das<br />
davon geprägte Arbeitsklima zeichnen<br />
den Soldatenberuf in besonderer<br />
Weise aus. Wir unternehmen viel<br />
dafür, dass er attraktiv bleibt. Bei<br />
der Bezahlung, gerade für Berufsanfänger,<br />
sind wir gut. Auch im<br />
Vergleich zur Wirtschaft. Wir legen<br />
großen Wert auf die Weiterqualifizierung<br />
aller unserer Mitarbeiter,<br />
bieten Hochschulabschlüsse, Meister-<br />
und Gesellenbriefe. Man verlässt<br />
die <strong>Bundeswehr</strong> in der Regel<br />
mit einem höheren Bildungs- und<br />
Qualifizierungsniveau als bei Eintritt.<br />
Der Wechsel in den zivilen<br />
Arbeitsmarkt gelingt in fast allen<br />
Fällen in kürzester Zeit.<br />
Lebenslanges Lernen ist ein Kernelement<br />
unserer Philosophie einer<br />
modernen Personalentwicklung.<br />
Deshalb bauen wir das Bildungsangebot<br />
innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong><br />
weiter aus. In anderen Bereichen<br />
können und müssen wir besser werden,<br />
etwa im Hinblick auf die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Dienst.<br />
Dennoch: Der Soldatenberuf wird<br />
als attraktiv angesehen und genießt<br />
hohes Ansehen. Das zeigt auch eine<br />
aktuelle Studie, in der die <strong>Bundeswehr</strong><br />
als einer der drei beliebtesten<br />
Arbeitgeber bei 16- bis 18-jährigen<br />
Schülern abschneidet.<br />
Am 2. September wird der vorläufige<br />
Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses<br />
zum Vorgang<br />
„Euro Hawk“ vorgelegt. Welche<br />
Erwartungen knüpfen Sie daran?<br />
Es war zu erwarten, dass die<br />
unterschiedlichen Fraktionen im<br />
Deutschen Bundestag den Untersuchungsgegenstand<br />
unterschiedlich<br />
bewerten. Ich habe mit meiner<br />
Aussage vor dem Ausschuss so<br />
umfassend wie möglich zur Aufarbeitung<br />
des Vorgangs „Euro Hawk“<br />
beigetragen. Meine Bewertung ist<br />
bekannt und sie ist nachzulesen.<br />
Die Entscheidung, die Beschaffung<br />
des „Euro Hawk“ nicht weiter zu<br />
verfolgen, halte ich nach wie vor<br />
für richtig. Im Verfahren gab es<br />
Mängel. Jetzt gilt es, daraus die<br />
richtigen Konsequenzen zu ziehen.<br />
Mein Blick geht nach vorn!<br />
Foto: Wilke/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Welche Konsequenzen sind das?<br />
Ich habe ja schon am 5. Juni vor<br />
dem Verteidigungsausschuss und<br />
auch vor der Presse Vorschläge<br />
gemacht. Darunter Maßnahmen,<br />
die wir bereits in Angriff genommen<br />
haben. Wir haben mit dem Aufbau<br />
einer zentralen Behörde der <strong>Bundeswehr</strong><br />
für die Zulassung von militärischen<br />
Luftfahrzeugen begonnen.<br />
Sie soll bereits im kommenden<br />
Jahr ihre Arbeit aufnehmen. Ich<br />
habe außerdem auf EU- und NATO-<br />
Ebene die Initiative ergriffen, damit<br />
wir zu gemeinsamen internationalen<br />
Regelungen für zivile und militärisch<br />
genutzte Luftfahrzeuge kommen.<br />
Das Thema ist nun für die<br />
nächste Sitzung der Europäischen<br />
Verteidigungsagentur und für den<br />
Europäischen Rat zur Gemeinsamen<br />
Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />
im Dezember gesetzt.<br />
Wir überarbeiten den neuen<br />
Beschaffungsprozess im Hinblick<br />
auf seine Frühwarnfunktion. Erste<br />
Vorschläge liegen vor. Wir entwickeln<br />
bereits die Maßstäbe der<br />
Statusberichte zu großen Rüstungsvorhaben,<br />
die regelmäßig und ohne<br />
besonderen Anlass der Leitung<br />
des Ministeriums und dem Parlament<br />
zugeleitet werden sollen.<br />
Und schließlich zur Fähigkeitslücke<br />
im Bereich der Signal erfassenden<br />
Aufklärung selbst: Hier<br />
prüfen wir bis Ende dieses Jahres<br />
alternative Plattformen, auf denen<br />
das erprobte Aufklärungssystem<br />
ISIS zum Einsatz kommen kann.<br />
Sie hatten darüber hinaus auch<br />
die Einrichtung einer Task Force<br />
zur Begutachtung der Fachaufsicht<br />
angekündet. Liegen hier auch<br />
schon Ergebnisse vor?<br />
Ja. Ich habe diese Task Force<br />
schon im Juni mit dem Ziel eingesetzt,<br />
insbesondere die Fachaufsicht<br />
im Rüstungsbereich zu untersuchen,<br />
zu bewerten und mögliche<br />
Konsequenzen aufzuzeigen.<br />
Das vorläufige Ergebnis der Task<br />
Force bestätigt im Wesentlichen,<br />
dass sowohl in der Fachaufsicht als<br />
auch bei der Berichterstattung und<br />
in den Arbeitsabläufen auf verschiedenen<br />
Ebenen Defizite bestehen. Es<br />
wird daher vorgeschlagen, die Organisation<br />
und Verfahrensabläufe mit<br />
geeigneten Maßnahmen zu verbessern.<br />
Hierzu zählen unter anderem<br />
die Einführung eines besseren ITgestützten<br />
Informationsmanagements<br />
und ein durchgängiges Projektcontrolling.<br />
Wann wird das umgesetzt?<br />
Bevor ich Entscheidungen treffe,<br />
möchte ich zunächst mit den<br />
zuständigen Abteilungsleitern im<br />
Ministerium darüber beraten.<br />
Was heißt das genau?<br />
Dass ich meine Entscheidungen<br />
sorgfältig und so schnell wie<br />
möglich treffe, aber mich nicht von<br />
Wahlterminen beeinflussen lasse.<br />
Das gilt auch für etwaige personelle<br />
Konsequenzen. Ich hoffe, dass ich<br />
in der nächsten Wahlperiode die<br />
Chance habe, die Dinge für die <strong>Bundeswehr</strong><br />
weiter gestalten zu können.<br />
Das würde mich freuen. (eb)
4 aktuell MINISTERIUM / polITIk 2. September 2013<br />
Unterstützung zugesagt<br />
Islamabad. Die pakistanische<br />
Regierung und die Militärführung<br />
haben dem afghanischen<br />
Präsidenten Hamid Karsai<br />
Unterstützung für Friedensgespräche<br />
mit den Taliban zugesagt.<br />
Premierminister Nawaz Sharif<br />
und Armeechef Ashfaq Parvez<br />
Kayani erklärten Karsai, dass<br />
sie Einfluss auf die Taliban nutzen<br />
wollten, um diese zu direkten<br />
Gesprächen mit der Führung<br />
in Kabul zu bewegen. Die Aufständischen<br />
lehnen das bisher ab,<br />
weil sie Karsai für einen Handlanger<br />
der USA halten. Man sei<br />
sich einig, dass Pakistan gefangene<br />
afghanische Taliban freilassen<br />
werde. Mit dem Schritt<br />
solle ein Verhandlungsprozess<br />
mit den Aufständischen gefördert<br />
werden. (zik/cn)<br />
Offensive gegen M23<br />
kinshasa. Seit Mittwoch vergangener<br />
Woche kämpfen kongolesische<br />
Soldaten gemeinsam<br />
mit der neuen UN-Interventionsbrigade<br />
gegen die M23-Rebellen,<br />
um sie aus dem Rückzugsgebiet<br />
im Umland der Provinzhauptstadt<br />
Goma zu vertreiben. Die UN-<br />
Truppe besteht aus Soldaten aus<br />
Tansania, Südafrika und Malawi,<br />
die die rund 17 000 im Kongo<br />
stationierten UN-Blauhelmsoldaten<br />
unterstützen sollen. Bei<br />
den jüngsten Gefechten sind in<br />
den vergangenen Tagen Dutzende<br />
Menschen ums Leben<br />
gekommen. Der Aufstand der<br />
M23 begann 2012 als Meuterei.<br />
Desertierte Soldaten vertrieben<br />
die Regierungstruppen aus dem<br />
Osten des Kongos und besetzten<br />
Ende 2012 Goma, wo fast eine<br />
Million Menschen leben. Die<br />
Friedensgespräche stocken seit<br />
Langem.<br />
(enw/toz)<br />
Verdacht bestätigt<br />
Washington. Nordkorea hat nach<br />
Einschätzung eines Waffenkontrollinstituts<br />
die Sanktionen der<br />
Vereinten Nationen unterlaufen.<br />
Bei den auf einem nordkoreanischen<br />
Frachter sichergestellten<br />
Flugzeugteilen handelt es sich<br />
um einen Verstoß gegen die UN-<br />
Sanktionen, wie das Internationale<br />
Friedensforschungsinstitut in<br />
Stockholm erklärte. Das Institut<br />
widerspricht damit einer Darstellung<br />
Kubas, wonach die auf dem<br />
Schiff gefundenen Flugzeugteile,<br />
Raketen und andere Ausrüstungsgegenstände<br />
nur zur Reparatur<br />
nach Nordkorea geschickt<br />
worden seien und danach wieder<br />
zurückgebracht werden sollten.<br />
Die „Chong Chong Gang“ war<br />
am 15. Juli im Panama-Kanal<br />
aufgebracht worden. Das Equipment<br />
war unter einer Zuckerladung<br />
versteckt. (enw/ko)<br />
Hilfe in besonderen Notlagen<br />
Härtefall-Stiftung zieht erste Zwischenbilanz – Mehr als eine halbe Million Euro ausgezahlt.<br />
Berlin. Gut ein Jahr nach ihrer<br />
Gründung hat die „Treuhänderische<br />
Stiftung zur Unterstützung<br />
besonderer Härtefälle in<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> und der ehemaligen<br />
NVA“ (Härtefall-Stiftung)<br />
bereits mehr als eine halbe Million<br />
Euro an bislang 47 Betroffene<br />
ausgezahlt. Das wurde<br />
auf einer Pressekonferenz am<br />
Dienstag vergangener Woche<br />
im Verteidigungsministerium<br />
(BMVg)bekannt gegeben.<br />
Die Zwischenbilanz wurde<br />
durch den Parlamentarischen<br />
Staatssekretär beim Bundesminister<br />
der Verteidigung, Christian<br />
Schmidt, den Vorsitzenden des<br />
Stiftungsrates, Oberst a. D.<br />
Bernhard Gertz, das Mitglied<br />
des Verteidigungsausschusses<br />
und Vorsitzenden des Stiftungsbeirates,<br />
Jürgen Koppelin, sowie<br />
den Vorsitzenden des Vergabeausschusses,<br />
Oberstarzt Viktor<br />
Meineke, vorgestellt.<br />
Die Härtefall-Stiftung war am<br />
22. Mai 2012 mit der Unterzeichnung<br />
des Treuhandvertrages zwischen<br />
dem BMVg und dem Soldatenhilfswerk<br />
der <strong>Bundeswehr</strong><br />
errichtet worden. Auf der Grundlage<br />
des Stiftungsvertrages und<br />
der Satzung kann in besonderen<br />
Härtefällen, die auf die Ausübung<br />
der dienstlichen Pflichten<br />
zurückzuführen sein könnten,<br />
eine finanzielle Unterstützung<br />
geleistet werden.<br />
Die Unterstützungsleistung<br />
kann insbesondere Angehörigen<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> und der ehemaligen<br />
NVA zu Gute kommen, die<br />
bis in die 80er Jahre ionisierender<br />
Strahlung durch Radargeräte<br />
und sonstiges Wehrmaterial ausgesetzt<br />
sein konnten und schwer<br />
erkrankt sind. Auch in sonstigen<br />
Soldat bei ISAF: Auch einsatzbedingt traumatisierte <strong>Bundeswehr</strong>angehörige können einen Antrag<br />
auf Unterstützungsleistungen bei der Härtefall-Stiftung stellen.<br />
Fällen, insbesondere einsatzbezogener<br />
Gesundheitsschädigungen<br />
können die Betroffenen mit<br />
Hilfe rechnen. Die Zuwendungen<br />
stehen auch Hinterbliebenen<br />
oder Angehörigen des genannten<br />
Personenkreises zu. Gegenwärtig<br />
gebe es gut 4000 Betroffene. Von<br />
bisher gezahlten 537 000 Euro<br />
wurden den Betroffenen nach<br />
Einzelfallprüfung bislang Summen<br />
zwischen 1000 und 27 000<br />
Euro ausgezahlt<br />
Koppelin zeigte sich am Rande<br />
der Pressekonferenz optimistisch,<br />
dass die Härtefall-Stiftung die in<br />
sie gesetzten Erwartungen erfüllen<br />
können wird: „Die Stiftung<br />
kann das leisten.“ Mit einem<br />
Grundstockvermögen von sieben<br />
Millionen Euro und einem Verbrauchsvermögen<br />
von weiteren<br />
drei Millionen Euro sei sie finanziell<br />
gut ausgestattet. Allerdings<br />
stünden in der Zukunft noch viele<br />
Herausforderungen an. „Es gibt<br />
eine ganze Bandbreite von Problemen“,<br />
sagte Koppelin. Die<br />
Unterstützung von traumatisierten<br />
Soldaten sei eine ganz besondere<br />
Herausforderung. „Das ist ein<br />
sehr emotionales Thema, und wir<br />
stehen da noch am Anfang.“<br />
Staatssekretär Schmidt betonte,<br />
dass die Stiftung auf lange Sicht<br />
angelegt sei und gegebenfalls<br />
künftig auch mehr Personal zur<br />
Bearbeitung der Fälle eingesetzt<br />
werden könne. „Wir wollen das als<br />
dauerhafte Einrichtung sehen.“<br />
Zugleich hob er hervor, dass die<br />
Weichen im Verteidigungsausschuss<br />
über alle Fraktionen hinweg<br />
gestellt worden seien. Dies<br />
sei ein gelungenes Beispiel für<br />
die gemeinsame Übernahme von<br />
Verantwortung, so Schmidt.<br />
Die Vergabekriterien bei Anträgen<br />
sollen – ganz im Sinne des<br />
Siftungszwecks – weit ausgelegt<br />
werden. Der Stiftungsrats-Vorsitzende<br />
Gertz, früherer Chef des<br />
<strong>Bundeswehr</strong>verbandes, betonte,<br />
man helfe so großzügig wie möglich<br />
und entscheide im Zweifel<br />
für die Antragsteller. Dabei orientierten<br />
sich die Zahlungen am<br />
Bedarf, auch Überbrückungszahlungen<br />
bis zur endgültigen<br />
Entscheidung seien möglich. Die<br />
Grenze sei die Bedürftigkeit, hieß<br />
es weiter. Gleichwohl sollten die<br />
Zahlungen versorgungsrechtlichen<br />
Ansprüche verletzter Soldaten<br />
nicht ersetzen, sondern diese nur<br />
in besonderen Notlagen ergänzen.<br />
Bis Mitte August lagen der<br />
Härtefall-Stiftung 160 Anträge<br />
vor. Von diesen sind 89 Anträge<br />
abgeschlossen, 72 weitere<br />
Anträge wurden bislang dem<br />
Vergabeausschuss vorgetragen<br />
und durch diesen entschieden.<br />
17 Anträge wurden zwischenzeitlich<br />
zurückgenommen. Das<br />
Gros der Antragsteller stammt<br />
aus der Gruppe der Radargeschädigten.<br />
(mat/eb)<br />
Todesstrafe für Mord an Kameraden<br />
Massaker mit 13 Toten und 32 Verletzten – Militärgericht verurteilt US-Major Nidal Hasan zum Tod.<br />
Fort Hood. Knapp vier Jahre<br />
nach seinem Amoklauf auf dem<br />
US-Militärstützpunkt Fort Hood<br />
ist der frühere Armeepsychiater<br />
Nidal Hasan zum Tode verurteilt<br />
worden. Nach vierstündigen<br />
Beratungen verhängten die<br />
Geschworenen am Mittwoch<br />
vergangener Woche einstimmig<br />
die Höchststrafe gegen den<br />
42-jährigen Major, der im November<br />
2009 auf dem Stützpunkt im<br />
Bundesstaat Texas 13 Menschen<br />
erschossen und 32 weitere verletzt<br />
hatte.<br />
Der Soldat hatte sich zu der Tat<br />
bekannt und war zuvor bereits in<br />
allen 45 Anklagepunkten schuldig<br />
gesprochen worden. Seinen<br />
Pflichtverteidigern zufolge, die<br />
er aber abgelehnt hatte, zeigte<br />
Hasan kein Interesse an einer<br />
automatisch erfolgenden Überprüfung<br />
des Urteils. Sie mutmaßten<br />
daher, dass er selbst an<br />
einer Hinrichtung interessiert ist.<br />
Der US-Staatsbürger mit palästinensischen<br />
Wurzeln ist das<br />
erste Armeemitglied seit 2005,<br />
das zum Tode verurteilt wurde.<br />
prozess abgeschlossen: Nidal Hasan wurde zum Tode verurteilt.<br />
Foto: dpa/pa<br />
Hasan stand wenige Wochen vor<br />
einer Entsendung nach Afghanistan,<br />
als er am frühen Nachmittag<br />
des 5. November 2009 das<br />
Feuer auf unbewaffnete Kameraden<br />
eröffnete. Augenzeugen sagten<br />
damals aus, der Major habe<br />
„Allahu akbar“ geschrien, bevor er<br />
mit einer halbautomatischen Pistole<br />
um sich geschossen habe.<br />
Polizisten erwiderten das Feuer<br />
und verletzten Hasan schwer. Er<br />
ist seitdem querschnittsgelähmt.<br />
Der Angriff in Fort Hood gilt<br />
als bisher schlimmster Zwischenfall<br />
auf einem Militärstützpunkt<br />
in den USA. Er erschütterte die<br />
US-Streitkräfte und löste eine<br />
Debatte über Extremisten in den<br />
eigenen Reihen aus. (mk/hcy)<br />
Foto: dpa/pa
2. September 2013 einSatz aktuell 5<br />
Erfolge gemeinsam erreicht<br />
Fregattenkapitän Bernhard Veitl zieht ein Resumee seines Einsatzes als CTG am Horn von Afrika.<br />
Dschibuti. Fregattenkapitän<br />
Bernhard Veitl (Foto) war bis<br />
Anfang August als Commander<br />
Task Group (CTG) auf der Fregatte<br />
„Augsburg“ bei der Operation<br />
„Atalanta“ eingesetzt. Mit<br />
aktuell sprach der 45-Jährige über<br />
die derzeitige Situation am Horn<br />
von Afrika und die Besonderheiten<br />
des Einsatzes.<br />
Wie sind sie auf die Aufgabe<br />
bei „Atalanta“ vorbereitet<br />
worden?<br />
Wir haben das komplette vergangene<br />
Jahr intensiv genutzt, um<br />
uns auf die Aufgaben am Horn<br />
von Afrika vorzubereiten. In<br />
zahlreichen Ausbildungsfahrten<br />
in See haben wir die Abwehr von<br />
Gefahren gegen das eigene Schiff,<br />
das Durchsuchen von Handelsschiffen<br />
und kleineren Booten<br />
sowie das Ingewahrsamnehmen<br />
von piraterieverdächtigen Personen<br />
trainiert. Der Höhepunkt<br />
der einsatzvorbereitenden Ausbildung<br />
war das German Operational<br />
Seatraining (GOST) mit der<br />
„Augsburg“ im britischen Plymouth.<br />
Britische Ausbilder haben<br />
uns dabei geprüft und bewertet.<br />
Taktische Seminare und Einweisungen<br />
unmittelbar vor Auslaufen<br />
haben mich über den aktuellsten<br />
Stand informiert. Selbst den Transit<br />
in das Einsatzgebiet im März<br />
haben wir genutzt, um die letzten<br />
Feinheiten abzustimmen.<br />
Welche Einheiten<br />
aus welchen Nationen<br />
nehmen neben<br />
Deutschland derzeit<br />
noch an „Atalanta“<br />
teil?<br />
Es sind etwa 20 Einheiten<br />
in unterschiedlichsten<br />
Schiffsverbänden<br />
am Horn von<br />
Afrika eingesetzt – insgesamt<br />
rund 50 Schiffe<br />
im gesamten Einsatzgebiet,<br />
das fast zwanzigmal<br />
so groß ist wie<br />
Deutschland. Flaggschiff<br />
ist das niederländische<br />
Mehrzweckkampfschiff<br />
„Johann de Witt“.<br />
Derzeit sind deutsche, französische,<br />
spanische, italienische und<br />
niederländische Kriegsschiffe<br />
sowie spanische, französische<br />
und luxemburgische Seefernaufklärungsflugzeuge<br />
an „Atalanta“<br />
beteiligt.<br />
Wie funktionierte dabei die<br />
internationale Zusammenarbeit?<br />
Die Zusammenarbeit ist sehr<br />
gut und absolut professionell. Beispielsweise<br />
erfolgt das Versorgen<br />
mit Kraftstoff in See auch<br />
über britische und US-amerikanische<br />
Einheiten, die nicht an<br />
der „Atalanta“ beteiligt sind.<br />
Das gemeinsame Ziel ist es, die<br />
Hilfslieferungen des Welternährungsprogrammes<br />
sicher an ihren<br />
Bestimmungsort in Somalia zu<br />
geleiten, die Seewege sicherer zu<br />
machen und die Piraterie einzudämmen.<br />
Jede Einheit, egal welcher<br />
Nation, leistet dazu ihren Beitrag.<br />
PIZ Dschibuti<br />
Wie häufig musste der Einsatzverband<br />
gegen mutmaßliche<br />
Piraten vorgehen?<br />
Das schlechte Wetter des<br />
Monsuns, der starke militärische<br />
Einsatz, aber auch die privaten<br />
Sicherheitsteams an Bord von<br />
Handelsschiffen haben zu einem<br />
starken Rückgang der Übergriffe<br />
durch Piraten geführt. In unserem<br />
Einsatzzeitraum sind Schiffe der<br />
EU insgesamt dreimal gegen mutmaßliche<br />
Piratengruppen vorgegangen.<br />
Dies zeigt uns, dass diese<br />
Gruppierungen weiterhin vorhanden<br />
sind und jederzeit wieder<br />
zuschlagen können, sobald<br />
wir mit unserem Druck nachlassen<br />
würden.<br />
Welche Optionen haben Sie<br />
bei solch einem Einsatz?<br />
Unsere Hauptaufgabe ist der<br />
Schutz von Handelsschiffen des<br />
Welternährungsprogrammes.<br />
Diese Schiffe transportieren<br />
Hilfsgüter nach Somalia und<br />
werden durch uns begleitet,<br />
damit die sichere Ankunft im<br />
Bestimmungshafen gewährleistet<br />
ist. Jeder Kontakt, der sich<br />
dem Handelsschiff nähert, wird<br />
dabei von uns überprüft. Zusätzlich<br />
patrouillieren wir im International<br />
Recommended Transit<br />
Corridor (IRTC) – der empfohlenen<br />
Seestraße, die Handelsschiffe<br />
gebündelt durch den Golf<br />
von Aden führt. Darüber hinaus<br />
gewinnen wir Informationen über<br />
sämtliche Aktivitäten entlang der<br />
somalischen Küste, indem wie<br />
etwa lokale Fischer in See befragen<br />
oder verdächtige Fahrzeuge<br />
überprüfen.<br />
Weiterhin fliegen die beiden<br />
Bordhubschrauber entlang der<br />
Küste und beobachten Personenund<br />
Materialbewegungen und<br />
führen Seeraumüberwachung<br />
durch. Erkannte Piratengruppen<br />
können wir mit unserem Boardingteam<br />
an Bord der Fregatte<br />
bringen, in Gewahrsam nehmen<br />
Gut gerüstet im Kampf gegen Ungeziefer<br />
und der Gerichtsbarkeit an Land<br />
übergeben.<br />
Die Aktivitäten der Piraten<br />
sind seit Beginn der Mission so<br />
niedrig wie nie, wie bewerten Sie<br />
den Tiefstand?<br />
Der momentane Tiefstand an<br />
Piratenübergriffen ist für mich<br />
das primäre Ergebnis des militärischen<br />
Engagements aller<br />
beteiligten Nationen. Sobald<br />
diese nicht mehr vor Ort sind,<br />
kehrt die Piraterie vermutlich<br />
sehr schnell zurück.<br />
Wie häufig war es der Besatzung<br />
möglich, Kontakt mit der<br />
Heimat aufzunehmen?<br />
Jederzeit können private<br />
E-Mails geschrieben und empfangen<br />
werden. Darüber hinaus<br />
kann jedes Besatzungsmitglied<br />
in See mit selbstbeschafften<br />
Pre-Paid-Karten, im Rahmen<br />
freier Satellitentelefonkapazitäten,<br />
nach Hause telefonieren.<br />
Telefonate aus Fürsorgegründen<br />
sind jederzeit kostenfrei möglich.<br />
Zusätzlich erhält jedes Besatzungsmitglied,<br />
in jedem Auslandshafen<br />
für jede Woche im<br />
Einsatz, 30 Freiminuten für die<br />
privaten Mobiltelefone zur Verfügung<br />
gestellt. Der klassische<br />
Brief kann in jedem Hafen abgeschickt<br />
und empfangen werden.<br />
Und über den freut man sich<br />
übrigens am meisten. (tsh)<br />
Die Soldaten des Sanitäts-Hygiene-Trupps jagen Skorpione und Spinnen – doch gefährlich ist auch die kleine Sandfliege.<br />
Mazar-e Sharif. Knistert es an<br />
einer schattigen Mauer und läuft<br />
Sekunden später eine Spinne,<br />
ein Skorpion oder ein riesiger<br />
Käfer aus der Deckung, ist das<br />
ein Fall für den Sanitäts-Hygiene-<br />
Trupp. Aber Tiere jagen, die<br />
allen Soldaten gefährlich werden<br />
könnten, ist nicht alles, was<br />
Hauptfeldwebel Martin F. und<br />
seine fünf Kameraden im Einsatz<br />
in Afghanistan leisten.<br />
„In erster Linie garantieren<br />
wir durch Desinfektion und<br />
Hygienemaßnahmen den Betrieb<br />
der gesamten Klinik im Camp<br />
Marmal“, erläutert F. Die Soldaten<br />
seines Trupps stammen<br />
aus verschiedenen Einheiten des<br />
gesamten Bundesgebiets und sind<br />
Experten auf ihrem Gebiet. So<br />
brauchen sie beispielsweise für<br />
das Desinfizieren des gesamten<br />
Sanitätsbereiches lediglich zwei<br />
Tage – bei laufendem Betrieb.<br />
Über den Klinikbetrieb hinaus<br />
kontrollieren die Soldaten aber<br />
auch die Gefahr, die von unterschiedlichen<br />
Insekten ausgehen,<br />
technik des Hygienetrupps: Sandfliegenfalle und Heißnebelgerät.<br />
wie etwa der Sandfliege. Dieses<br />
kaum sichtbare Insekt nistet sich<br />
häufig im Fell der heimischen<br />
Wüstenmaus ein. Die Fliege ist<br />
Träger der Leishmaniose, einer<br />
ernsten und gegebenenfalls sogar<br />
tödlich verlaufenden Hautkrankheit.<br />
„Die Fliegen kommen in der<br />
Dämmerung raus, wenn es kühler<br />
wird. Darum erinnern wir immer<br />
wieder daran, besonders abends<br />
die Ärmel der Uniform nicht hochgekrempelt<br />
zu tragen“ erklärt<br />
Oberstabsgefreiter Felix P. – einer<br />
der Soldaten, die dazu Lichtfallen<br />
im Camp und auch außerhalb<br />
aufstellen und kontrollieren.<br />
Sobald die Sonne aufgeht,<br />
werden die Behälter der Fallen<br />
eingesammelt. Die Soldaten<br />
PIZ MES<br />
bestimmen Anzahl, Art, Gattung<br />
und Geschlecht der Fliegen und<br />
bereiten sie anschließend für den<br />
Kühltransport nach Deutschland<br />
vor. In Koblenz wird dann festgestellt,<br />
ob die Insekten den<br />
gefährlichen Erreger in sich tragen<br />
und weitere Maßnahmen<br />
einzuleiten sind.<br />
Die Ausrüstung des Trupps<br />
wirkt auf den ersten Blick wie<br />
„Marke Eigenbau“. Doch die<br />
Soldaten bestätigen, dass sie mit<br />
ihren Desinfektionsgeräten mit<br />
das Beste nutzen können, was<br />
der Markt hergibt. „Nachschub<br />
und Wartung der Geräte funktionieren<br />
reibungslos. Das ist wichtig,<br />
denn die Heißnebelgeräte zur<br />
großflächigen Desinfektion werden<br />
durch die Hitze hier doch sehr<br />
stark in Mitleidenschaft gezogen“,<br />
stellt Oberstabsgefreiter P. fest.<br />
Durch die Arbeit der Hygienespezialisten<br />
haben Schädlinge<br />
keine Chance. Weder auf einen<br />
Flug nach Deutschland noch auf<br />
die Übertragung von gefährlichen<br />
Krankheiten. Denn M.<br />
und seine Männer sorgen dafür,<br />
dass „Spinne, Fliege und Co.“<br />
den deutschen Soldaten nicht zu<br />
nahe kommen.<br />
(eb)<br />
Mehr zum Hygienetrupp auf<br />
www.einsatz-bundeswehr.de.<br />
Für den Einsatz...<br />
• wurden 22 Sätze „Infanterist<br />
der Zukunft-Erweitertes<br />
System“ (IdZ-ES) nach<br />
Afghanistan geliefert. Damit<br />
wird die Leistungsfähigkeit<br />
abgesessener Soldaten deutlich<br />
gesteigert. (eb)<br />
Foto: <strong>Bundeswehr</strong>
6 aktuell Einsatz aktuell 7<br />
CIMIC – der andere Weg<br />
Marineoffizier Christopher R. fährt lange Jahre im Uboot zur See. Seit einigen Jahren jedoch ist sein „militärischer Hafen“ die Zivil-Militärische Zusammenarbeit in den Auslandseinsätzen der <strong>Bundeswehr</strong> – Erkenntnisse aus Kunduz.<br />
CiMiC-Offizier mit Leidenschaft: Kapitänleutnant Christopher R.<br />
von Peter Straub<br />
Kunduz. Im Lager Kunduz nennen<br />
ihn alle nur „Nemo“. Kapitänleutnant<br />
Christopher R. (51)<br />
war 20 Jahre Elektronik- und<br />
Wachoffizier auf verschiedenen<br />
Ubooten. Mit Leidenschaft. Jetzt<br />
ist er CIMIC-Offizier und war<br />
im 31. Kontingent im Provincial<br />
Reconstruction Team (PRT)<br />
Kunduz im Einsatz. Auch mit<br />
Leidenschaft, wie man schnell<br />
merkt, wenn man mit ihm über<br />
seine Arbeit und die Projekte<br />
des CIMIC-Personals in Nordafghanistan<br />
spricht. Auf der Uniform<br />
tragen sie „NKWG“ – Non<br />
Kinetic Working Group. Dies<br />
beschreibt einen etwas anderen<br />
Weg der ISAF-Unterstützung.<br />
„In ähnlicher Tätigkeit war ich<br />
im Auftrag der UN und KSZE<br />
unter anderem auch mehrmals im<br />
Sudan tätig“, erzählt er, und weiß<br />
aus eigener Erfahrung, welcher<br />
Stellenwert der CIMIC-Arbeit<br />
Militärische Wurzeln: Das Uboot<br />
ist immer dabei.<br />
insbesondere bei solchen asymmetrischen<br />
Konflikten zukommt,<br />
bei denen sich Soldaten ständig<br />
inmitten der Zivilbevölkerung<br />
bewegen.<br />
CIMIC (Civil Military Cooperation)<br />
ist eine Fähigkeit der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />
die auch schon in den<br />
Auslandseinsätzen im Kosovo<br />
oder in Somalia zum Einsatz<br />
gekommen ist. Dabei setzt man<br />
vor allem auf die Schwerpunkte<br />
Informationsgewinnung, Netzwerkaufbau<br />
und Unterstützung<br />
der Zivilbevölkerung.<br />
Bei der ersten Aufgabe geht<br />
es darum, Verbindung aufzunehmen<br />
und zu halten. Einerseits<br />
zu den örtlichen Organisationen<br />
wie Armee und Polizei,<br />
andererseits zusammen mit diesen<br />
Organisationen direkt mit der<br />
Bevölkerung, mit den Ortsältesten<br />
und den so genannten Religious<br />
Culture Advisers (RCA), den religiösen<br />
Führern der Ortschaften<br />
und Städte. Diese Erkenntnisse<br />
dienen dann zum Aktualisieren<br />
des gesamten militärischen<br />
Lagebildes sowie zum Aufbau<br />
von Vertrauen innerhalb der<br />
Bevölkerung.<br />
Hierbei hat R. schon viele<br />
Erfahrungen gesammelt, und<br />
berichtet von einigen Beispielen.<br />
„Man muss sich einfach für die<br />
Foto: PIZ Kunduz (2)<br />
Menschen interessieren, sie fragen,<br />
woran es mangelt und ihnen<br />
auch mit ganz kleinen Dingen<br />
helfen. Dabei sind mir vor allem<br />
die Kinder in den Schulen wichtig.<br />
Wenn es uns gelingt, diesen<br />
einen geregelten Schulbetrieb zu<br />
ermöglichen, überträgt sich diese<br />
Zufriedenheit in die Familien und<br />
in die Dörfer hinein. Gleichzeitig<br />
entzieht eine solche Stimmung<br />
den Aufständischen den Nährboden“,<br />
so der Kapitänleutnant<br />
weiter.<br />
Die zweite Hauptaufgabe von<br />
CIMIC ist das Initiieren und<br />
Begleiten von Hilfsprojekten.<br />
Ein großes eigenes Budget oder<br />
eigene Gerätschaften stehen hierfür<br />
meist nicht zur Verfügung,<br />
aber die Soldaten wissen, wo man<br />
Unterstützung bekommen kann,<br />
und wer welche Ausstattung hat.<br />
Auf diese Weise wurden schon<br />
Schulen mit Tischen und Stühlen<br />
ausgerüstet oder Orte mit einer<br />
funktionierenden Trinkwasserversorgung<br />
ausgestattet.<br />
Die dritte Hauptaufgabe, das<br />
Unterstützen der Zivilbevölkerung,<br />
muss in Zukunft von den<br />
Afghanen selbst durchgeführt<br />
werden. Deshalb ist es wichtig,<br />
dass die afghanischen Streitkräfte<br />
in die Lage versetzt werden, nach<br />
Abzug der <strong>Bundeswehr</strong> die Unterstützungsleistungen<br />
für die eigene<br />
Bevölkerung zu erbringen und<br />
fortzuführen.<br />
Man muss diese Thematik insbesondere<br />
aus afghanischer Sicht<br />
sehen. Institutionen wie Technisches<br />
Hilfswerk gibt es hier<br />
nicht. Budgets aus Steueraufkommen<br />
für Gemeinschaftsaufgaben<br />
sind minimal vorhanden,<br />
und wenn, dann eher aus den<br />
Geldmitteln von weit entfernten<br />
Regierungs- und Regionalverwaltungen.<br />
Daher gewinnt diese<br />
Ausbildungsaufgabe in der letzten<br />
Phase der ISAF-Präsenz immer<br />
mehr an Bedeutung.<br />
Ausbilden im afghanischen<br />
Kandak<br />
Szenenwechsel. Camp Pamir.<br />
Dort sind zwei afghanische<br />
Kandaks (Bataillone) stationiert,<br />
die ausgebildet werden. Auch solche<br />
Fahrten sind zunächst einmal<br />
militärische Operationen. Vier<br />
„Dingos“ stehen am Abmarschplatz<br />
in Kunduz bereit, einer<br />
davon mit Lautsprecherausstattung<br />
des Trupps für Operative<br />
Information (OpInfo). Nach<br />
Ausgabe des Marschbefehls mit<br />
Angaben zur Marschstrecke, zu<br />
den Sicherungsbereichen und<br />
zum Verhalten bei Feindberührung<br />
erfolgt noch der Hinweis,<br />
dass sich suizidäre Personen in<br />
der Gegend aufhalten sollen.<br />
Also erhöhte Aufmerksamkeit.<br />
Bei Verlassen des Lagers wird die<br />
örtliche Operationszentrale informiert<br />
und in schneller Fahrt geht<br />
es in das nur wenige Kilometer<br />
entfernte Camp Pamir. Bei der<br />
Einfahrt in die Kaserne ist man<br />
angenehm überrascht über die<br />
schmucke Örtlichkeit. Vor vielen<br />
Gebäuden sind Gärten angelegt,<br />
afghanische Truppen müssen sich<br />
eben teilweise mit eigenen Lebensmitteln<br />
selbst versorgen.<br />
Im Hörsaal angekommen,<br />
merkt man gleich, dass sich hier<br />
Freunde treffen. Die deutschen<br />
Soldaten genießen eine hohe<br />
Wertschätzung. Man kennt sich,<br />
hat schon einige Projekte und<br />
Ausbildungsabschnitte miteinander<br />
durchgeführt. Gut zehn Soldaten<br />
sind in jedem Kandak für<br />
die CIMIC-Ausbildung und als<br />
Multiplikatoren ausgewählt. Führer<br />
ist jeweils ein Major. Schon<br />
diese Stellenbesetzung spiegelt<br />
die Wertigkeit wieder, die man<br />
in der afghanischen Armee dem<br />
Thema beimisst. Irgendwie hat<br />
man das Gefühl, dass die Afghanen<br />
denken: „Gut, dass ihr da<br />
seid.“<br />
Im Unterricht erzählt der ehemalige<br />
Uboot-Fahrer viel von<br />
seinen Erfahrungen aus früheren<br />
CIMIC-Projekten. Auf Englisch<br />
– der mitgereiste Dolmetscher<br />
übersetzt in die Landessprache.<br />
Es geht um ganz einfache Dinge,<br />
wie man die Bevölkerung unterstützen<br />
kann. Er gibt Beispiele für<br />
einfache sanitätsdienstliche Hilfestellungen,<br />
und spricht über die<br />
Notwendigkeit von regelmäßigen<br />
Besuchen. Der deutsche CIMIC-<br />
Offizier will Ideen geben, will<br />
die Afghanen mit der besonderen<br />
Rolle konfrontieren, in die sie<br />
hineinwachsen können und fordert<br />
immer wieder: „Erarbeitet Euch<br />
Vertrauen in der Bevölkerung,<br />
Ihr müsst bei Euren Landsleuten<br />
als Freund und Helfer im<br />
Bewusstsein verankert sein.“<br />
Ein weiterer Unterrichtsschwerpunkt<br />
ist die Zusammenarbeit<br />
der unterschiedlichen<br />
militärischen Ebenen –<br />
vom Bataillon über die Brigade<br />
bis zu den Korps. Auch diese<br />
Informations- und Befehlsketten<br />
sind für ein funktionierendes<br />
afghanisches CIMIC-System<br />
von elementarer Bedeutung.<br />
Jedem ist klar, dass die <strong>Bundeswehr</strong><br />
in ein paar Monaten<br />
nicht mehr da ist. Ob unter einem<br />
eventuellen Nachfolgeauftrag<br />
überhaupt noch solche CIMIC-<br />
Hilfestellungen gegeben werden<br />
können, ist unklar.<br />
Einweisung: soldaten der Operativen information schulen künftige afghanische CiMiC-soldaten.<br />
„Wir sind sehr dankbar für<br />
die Unterstützung, die wir hier<br />
erfahren“ sagt Major H. von der<br />
afghanischen Armee. „Wir nehmen<br />
die Hinweise und Ideen auf<br />
und würden gerne weiter mit den<br />
deutschen Kameraden zusammenarbeiten.<br />
Unsere Erfahrungen<br />
aus den bisherigen Projekten sind<br />
sehr positiv und stärken unsere<br />
Position in den Dörfern. Ziel ist<br />
es sogar, ein CIMIC-Bürgerbüro<br />
im Kandak einzurichten, an das<br />
sich die Bevölkerung immer<br />
wenden kann.“<br />
In einem zweiten Teil der Ausbildung<br />
wird den afghanischen Soldaten<br />
der Umgang mit dem Medium<br />
Lautsprecher näher gebracht. Ein<br />
wichtiges Instrument, wenn man<br />
Informationen an die Bevölkerung<br />
weitergeben möchte. Langsame,<br />
überlegte Sprechweise, der<br />
Einfluss von Wind und topographischen<br />
Gegebenheiten, Rückkopplung<br />
und Lautstärke, die<br />
Soldaten vom OpInfo-Team sind<br />
in ihrem Element. Die Afghanen<br />
staunen nicht schlecht, als die deutschen<br />
Soldaten ihren Lautsprechermast<br />
aus dem „Dingo“ ausfahren<br />
und die Kaserne beschallen. Auch<br />
sie haben eine mobile, netzunabhängige<br />
Lautsprecherausstattung,<br />
mit der Informationen verbreitet<br />
werden können.<br />
Ein Bild sagt mehr<br />
als tausend Worte<br />
Nach diesem Unterrichtstag<br />
wird klar, dass die CIMIC- Soldaten<br />
ein besonderes Einfühlungsvermögen<br />
und interkulturelle Kompetenz<br />
besitzen müssen. Gestik,<br />
Mimik und Verhalten der Afghanen<br />
unterscheiden sich oft von uns<br />
gewohnten Eigenschaften. Auch<br />
muss die hohe Analphabetenrate<br />
berücksichtigt werden. Bei<br />
den Unterrichten gilt da eben: „<br />
Ein Bild sagt mehr als tausend<br />
Worte.“<br />
Nach vier Stunden geht ein<br />
spürbar erfolgreicher Ausbildungsabschnitt<br />
zu Ende, der<br />
Rückmarsch verläuft unproblematisch.<br />
Wieder sicher im Lager<br />
angekommen resümiert der deutsche<br />
Marineoffizier zufrieden:<br />
„Das war heute wieder ein kleiner<br />
Schritt auf dem Weg zu<br />
einem afghanischen CIMIC. Es<br />
gibt noch so viele Themen die<br />
man ansprechen könnte, aber uns<br />
geht die Zeit aus.“ Man merkt ihm<br />
an, dass es noch viele Dinge gibt,<br />
die er noch im Hinterkopf hat.<br />
Ganz wichtig sind ihm die Kinder<br />
und Frauen, die es in eine solche<br />
Betreuung und Unterstützung<br />
einzubinden gilt, vor allem die<br />
vielen Waisenkinder. „Die sind<br />
wirklich das schwächste Glied<br />
in einer Gesellschaft, sie haben<br />
weder Heimat noch Familie“,<br />
betont R.<br />
Deutlich geworden ist, dass die<br />
Ausbildung der afghanischen<br />
Soldaten zum „Freund und Helfer“<br />
in ihrer jeweiligen Region<br />
ein wichtiger Beitrag ist, um die<br />
Bevölkerung zu unterstützen und<br />
der afghanischen Armee eine<br />
noch bessere Verankerung und<br />
Bedeutung in der Gesellschaft<br />
zu geben. Kapitänleutnant R.,<br />
der Uboot-Offizier, der seine<br />
Leidenschaft zum Beruf in den<br />
CIMIC-Projekten auslebt, erzählt<br />
am Ende des Tages noch von seinem<br />
größten Wunsch: „Zu gerne<br />
würde ich einmal in Berlin oder<br />
Potsdam über die CIMIC-Thematik<br />
und verschiedene Ideen<br />
sprechen“ – mal sehen, ob da<br />
eine Einladung kommt.“<br />
schulen und Waisenhäuser: Christopher R. spricht in einer Ortschaft über die nöte der Kinder.<br />
technik zum anfassen: Ein CiMiC-ausbilder stellt die Besonderheiten eines Lautsprechers dar.<br />
Wichtigstes CiMiC-Element: Der regelmäßige Kontakt der deutschen CiMiC-soldaten mit afghanischen Dorfältesten und Würdenträgern in den Dörfern.<br />
Foto: Straub (2)<br />
Foto: PIZ EinsFüKDo
8 aktuell bundeswehr 2. september 2013<br />
In den Ruhestand<br />
bonn. Vergangenen Mittwoch ist<br />
Generalleutnant Manfred Engelhardt<br />
auf der Bonner Hardthöhe<br />
mit einem großen Zapfenstreich<br />
in den Ruhestand verabschiedet<br />
worden. „Es ist der Dank der<br />
Streitkräfte für 44 Jahre treuen<br />
Dienst, und es ist die höchste<br />
mögliche Anerkennung Ihres<br />
Wirkens“, erklärte der Inspekteur<br />
der Streitkräftebasis, Vizeadmiral<br />
Manfred Nielson, gegenüber ranghohen<br />
Gästen aus Militär, Politik<br />
und Wirtschaft. „Für all das, was<br />
Sie in den zurückliegenden vier<br />
Jahrzehnten für unser Land, das<br />
Deutsche Heer, die Streitkräftebasis<br />
und unsere <strong>Bundeswehr</strong><br />
geleistet haben, danke ich Ihnen<br />
von Herzen.“ Engelhardt beendet<br />
Ende des Monats seine militärische<br />
Karriere, von der er einen<br />
Großteil in verschiedenen Verwendungen<br />
in der Panzertruppe<br />
des Deutschen Heeres durchlief.<br />
Zuletzt war der Generalleutnant<br />
als Stellvertreter des Inspekteurs<br />
der Streitkräftebasis tätig. (spa)<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.streitkraeftebasis.de<br />
Tag der offenen Tür<br />
Faßberg. Am diesem Samstag<br />
laden der Standort und die<br />
Gemeinde Faßberg von 9 bis 17<br />
Uhr zum AeroSpaceDay in den<br />
Fliegerhorst Faßberg ein. Neben<br />
der Ausstellung einer Vielzahl<br />
moderner und historischer Luftfahrzeuge<br />
werden viele Aktionen<br />
und Attraktionen diesen Tag<br />
bestimmen, ergänzt durch eine<br />
Leistungsschau – unter anderem<br />
des in Faßberg stationierten<br />
Transporthubschrauberregiments<br />
10 „Lüneburger Heide“. (phi)<br />
Wechsel vollzogen<br />
bonn. Der Inspekteur der<br />
Streitkräftebasis, Vizeadmiral<br />
Manfred Nielson, hat am vergangenen<br />
Donnerstag das Kommando<br />
über das Streitkräfteamt<br />
von Generalmajor Thomas<br />
Wollny an Brigadegeneral Werner<br />
Weisenburger übertragen.<br />
Wollny war seit Oktober 2007<br />
Amtschef des Streitkräfteamtes<br />
und wird nach 43 Dienstjahren<br />
in den Ruhestand versetzt. Weisenburger<br />
war die vergangenen vier<br />
Jahre als Verteidigungsattaché an<br />
der deutschen Botschaft in Paris<br />
eingesetzt.<br />
(skb)<br />
Unter heißen Bedingungen<br />
Nach der Kälteerprobung wird der neue Schützenpanzer nun bei extremer Hitze getestet.<br />
nach dem Kältetest in die hitze: der schützenpanzer „Puma“ – Großgerät der Panzergrenadiere.<br />
Leipzig. Nachdem im vergangenen<br />
Jahr die Kälteerprobung<br />
in Norwegen erfolgreich abgeschlossen<br />
wurde, testet die <strong>Bundeswehr</strong><br />
in den nächsten beiden<br />
Monaten die Leistungsfähigkeit<br />
des neuen Schützenpanzers<br />
„Puma“ bei heißem Klima.<br />
Hierfür ist am vergangenen<br />
Dienstag ein Transportflugzeug<br />
vom Typ „Antonov“ aus<br />
dem SALIS-Programm (Strategic<br />
Airlift Interim Solution) mit<br />
zwei Schützenpanzern „Puma“<br />
an Bord vom Flughafen Leipzig-<br />
Halle in die Vereinigten Arabischen<br />
Emirate gestartet.<br />
Durchgeführt wird die Erprobung<br />
unter Leitung des Bundesamtes<br />
für Ausrüstung, Informationstechnik<br />
und Nutzung<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> (BAAINBw)<br />
durch Personal der Wehrtechnischen<br />
Dienststelle (WTD) 91 in<br />
Meppen für den Bereich Waffen<br />
und der WTD 41 in Trier für den<br />
Anteil Mobilität. Hierfür werden<br />
je nach Erprobungsschwerpunkt<br />
zwischen 20 bis 30 Mitarbeiter<br />
vor Ort sein – die Truppe wird<br />
die Tests begleiten.<br />
„Die klimatischen und infrastrukturellen<br />
Gegebenheiten<br />
in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten sind besonders gut<br />
geeignet, um die anspruchsvollen<br />
Tests durchführen zu können.<br />
Und unser Gastgeber unterstützt<br />
uns optimal“, erklärt Oliver<br />
Mader, Technischer Regierungsdirektor<br />
beim BAAINBw.<br />
Insbesondere das Ermitteln der<br />
Leistungsfähigkeit des Schützenpanzers<br />
in den Bereichen Waffenwirkung<br />
und Mobilität unter<br />
Zu Gast in Deutschland<br />
Foto: BAAINBw<br />
klimatischen Bedingungen weit<br />
über 40 Grad Celsius steht hierbei<br />
im Fokus. Das Testen unter<br />
solchen Bedingungen stelle eine<br />
hohe Belastung für Personal und<br />
Material dar, so Mader weiter.<br />
„Damit der ‚Puma‘ während der<br />
gesamten Erprobungszeit einsatzbereit<br />
zur Verfügung steht,<br />
unterstützt die Industrie mit entsprechendem<br />
Fachpersonal vor<br />
Ort“, betont er.<br />
Die Klimaerprobungen sind<br />
Bestandteil umfangreicher Untersuchungen,<br />
mit denen nachgewiesen<br />
werden soll, ob der „Puma“<br />
das vorgesehene Anforderungsprofil<br />
erfüllt. Neben Klimaerprobungen<br />
sind bereits größtenteils<br />
die Leistungsfähigkeit im<br />
Gelände untersucht sowie Waffensysteme<br />
und optische und elektronische<br />
Anteile getestet worden.<br />
Der „Puma“ soll den Schützenpanzer<br />
„Marder“ ersetzen, der seit<br />
mittlerweile mehr als 40 Jahren<br />
in der <strong>Bundeswehr</strong> genutzt wird.<br />
Abhängig vom Ergebnis der Klimaerprobung<br />
werden voraussichtlich<br />
im nächsten Jahr die<br />
ersten „Puma“ an die Truppe<br />
ausgeliefert.<br />
Mit dem Hersteller ist die Lieferung<br />
von insgesamt 350 Schützenpanzer<br />
„Puma“ bis 2020 vertraglich<br />
vereinbart. (ain)<br />
Ein afghanischer Austauschoffizier durchläuft die Offizierausbildung der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />
von Marco Harter<br />
bad reichenhall. Fähnrich<br />
O. N. ist 22 Jahre alt, in Kabul,<br />
der Hauptstadt von Afghanistan,<br />
geboren und stammt aus einer<br />
Soldatenfamilie. Sein Vater ist<br />
General, sein Großvater Oberstleutnant.<br />
Nach seinem Abitur und<br />
trotz einer Ausbildung in einer<br />
privaten Bank, kommt für ihn<br />
nichts anderes in Frage, als der<br />
Familientradition folgend auch<br />
den Soldatenberuf zu ergreifen.<br />
Im Zuge eines internationalen<br />
Austauschprogramms ist N. daher<br />
seit zwei Jahren in Deutschland<br />
und durchläuft die Offizierausbildung<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />
Zu Beginn absolvierte N.<br />
eine neunmonatige Sprachausbildung<br />
am Bundessprachenamt<br />
in Hürth. Seine Allgemeine<br />
Grundausbildung und<br />
seinen Offizieranwärterlehrgang<br />
schloss er in der 1. Kompanie<br />
des Offizieranwärterbataillons<br />
2 in Hammelburg ab.<br />
Im Anschluss daran ging es<br />
für N. an die Offizierschule<br />
des Heeres nach Dresden zum<br />
Offizierlehrgang Teil 1 und 2<br />
In deutscher uniform: der afghanische Offizieranwärter O. n.<br />
mit einer Dauer von jeweils drei<br />
Monaten.<br />
Nun ist der Fähnrich in der<br />
6. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons<br />
233 Mittenwald und wird<br />
in einem Truppenpraktikum mit<br />
einer Dauer von sechs Monaten<br />
an die Aufgaben als zukünftiger<br />
Foto: Harter/GebJgBrig 23<br />
militärischer Vorgesetzter herangeführt.<br />
Unterstützt wird er dabei<br />
von erfahrenen Gruppenführern<br />
des Verbandes.<br />
Er berichtet immer wieder von<br />
der Gastfreundschaft, mit der er<br />
aufgenommen wurde und von<br />
der Kameradschaft, die er täglich<br />
spürt und erlebt. „Probleme<br />
gibt es keine“, so der Fähnrich.<br />
Er betont die Menschlichkeit, den<br />
guten, respektvollen Umgang mit<br />
ihm und auch die Unterstützung<br />
die er bekommt. „Ich fühle mich<br />
richtig wohl, zu 100 Prozent“.<br />
Seine Familie steht hinter<br />
ihm. Diese sei sogar sehr glücklich<br />
darüber, dass er an dem<br />
Austauschprogramm teilnimmt.<br />
Doch die Trennung von der<br />
Familie – immerhin hat er zehn<br />
Geschwister – ist auch für N. nicht<br />
einfach. Eine Schwester sowie<br />
Tante und Cousine haben ihn nach<br />
Deutschland begleitet und wohnen<br />
derzeit in Sachsen. Diese besucht<br />
er einmal im Monat. Seine Eltern<br />
und anderen Geschwister musste<br />
er in Afghanistan zurücklassen<br />
und konnte er in den letzten zwei<br />
Jahren auch nur einmal sehen.<br />
Doch der afghanische Kadett<br />
nimmt dies gerne auf sich. Sein<br />
Wunsch ist es, die Offizierausbildung<br />
gut zu meistern um dann,<br />
als Offizier in der ANA (Afghan<br />
National Army) das Gelernte gut<br />
umzusetzen und so seinen Beitrag<br />
für die Sicherheit am Hindukusch<br />
zu leisten.
2. September 2013 Innere Führung / MIlItärgeSchIchte aktuell 9<br />
Legenden und Mythen<br />
Das Militärhistorische Museum der <strong>Bundeswehr</strong> zeigt die Sonderausstellung „Blutige Romantik“.<br />
Ausstellung. Diesen Donnerstag<br />
wird am Militärhistorischem<br />
Museum der <strong>Bundeswehr</strong> (MHM)<br />
in Dresden die Sonderausstellung<br />
„Blutige Romantik – 200 Jahre<br />
Befreiungskriege gegen Napoleon“<br />
eröffnet. Die Ausstellung<br />
lässt anhand von mehr als 500<br />
Exponaten die dramatische und<br />
gewaltgeprägte Epoche noch<br />
einmal lebendig werden. Zahlreiche<br />
Leihgaben kommen aus<br />
renommierten und international<br />
bekannten Museen, darunter das<br />
Musée de l‘Armée in Paris und das<br />
Brüsseler Musée Royal de l‘Armée<br />
Belge et d‘Histoire Militaire.<br />
Sie wird bis zum 16. Februar<br />
nächsten Jahres im MHM zu<br />
sehen sein. Gerhard Bauer (Foto)<br />
ist der Kurator der Ausstellung<br />
„Blutige Romantik – 200 Jahre<br />
Befreiungskriege gegen Napoleon“.<br />
Mit aktuell hat der Historiker<br />
und Sachgebietsleiter Uniformen<br />
im MHM über die Ausstellung<br />
gesprochen.<br />
Zur Völkerschlacht 1813 gibt<br />
es Ausstellungen in Berlin und<br />
in Leipzig. Warum noch eine<br />
großen Sonderausstellung im<br />
Militärhistorischen Museum<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> in Dresden?<br />
200 Jahre Befreiungskriege<br />
ist ein Gedenkdatum, an dem<br />
ein historisches Museum nicht<br />
vorbeikommt. Egal, ob es einen<br />
militärgeschichtlichen Schwerpunkt<br />
hat oder eher eine politikgeschichtliche<br />
Ausrichtung. Die<br />
preußischen Heeresreformen, die<br />
in den Befreiungskriegen 1813<br />
ihrem Härtetest unterzogen wurden,<br />
sind eine der drei Traditionssäulen<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>. So sind<br />
wir als Historiker im Dienst der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> zweifach gefragt,<br />
diesen Termin zu würdigen.<br />
Warum heißt die Ausstellung<br />
„Blutige Romantik“?<br />
Die Zeit der Napoleonischen<br />
Kriege ist auch die kulturgeschichtliche<br />
Epoche der „Deutschen<br />
Romantik“. Der Begriff<br />
„Romantik“ ist heute durchgehend<br />
positiv besetzt, man denkt<br />
eher an Candlelight Dinner<br />
und nur selten an patriotische<br />
Exzesse. Die Kunstschaffenden<br />
in der romantischen Bewegung,<br />
so heterogen sie auch gewesen<br />
sein mag, waren allerdings tatsächlich<br />
politisch aktiv. Manche<br />
wirkten eher zurückhaltend und<br />
kryptisch, wie der Maler Caspar<br />
David Friedrich. Der junge Dichter<br />
Theodor Körner machte dagegen<br />
als „embedded poet“ bei den<br />
„Lützower Jäger“ politisch und<br />
militärische Propaganda und<br />
Ernst Moritz Arndt betrieb<br />
blutigste Franzosenhetze. Es<br />
besteht also eine Wechselwirkung<br />
zwischen den Befreiungskriegen<br />
und der Romantik. Und<br />
die Romantiker legten auch den<br />
Grundstein für die Legende von<br />
der „nationalen Erhebung“.<br />
Wieso Legende?<br />
Die Überlieferung der letzten<br />
200 Jahre haben sich zu Legenden<br />
und Mythen verdichtet. Es gibt<br />
seit dem späten 19. Jahrhundert<br />
sehr festgefügte Vorstellungen in<br />
der deutschen Gesellschaft davon,<br />
wie die Befreiungskriege abgelaufen<br />
sein sollen. Schlagwörter, die<br />
es durch alle Systeme auf deutschem<br />
Boden seit 1813 gegeben<br />
hat, sind die von der „deutsche<br />
Erhebung“ gegen die „napoleonischen<br />
Fremdherrschaft“. Wenn<br />
man genau hinsieht, stellt man<br />
aber fest, dass es die „nationale<br />
Erhebung“ 1813 nicht gegeben hat<br />
– nicht einmal in Ansätzen. Es<br />
gab einen preußischen Schulterschluss<br />
mit dem russischen Zaren,<br />
aber bis zur entscheidenden Völkerschlacht<br />
bei Leipzig und der<br />
Niederlage Napoleons haben die<br />
meisten deutschen Staaten auf<br />
französischer Seite gekämpft.<br />
Was erwartet den Besucher<br />
neben entlarvten Legenden noch<br />
in der Ausstellung?<br />
Wir sind in ganz Deutschland<br />
und auch in Frankreich auf die<br />
Suche gegangen, in öffentlichen<br />
und privaten Sammlungen, kleinen<br />
Heimatmuseen, haben dazu<br />
mehr als 300 Briefe verschickt.<br />
Die Resonanz war überwältigend.<br />
Wir können nun 500 Objekte aus<br />
ganz Deutschland, Frankreich,<br />
Österreich und Polen präsentieren.<br />
Objekte mit Ortsbezügen<br />
werden in Abteilungen ausgestellt,<br />
die nach den Regionen<br />
und Gemeinden geliedert sind,<br />
aus denen diese Leihgaben stammen.<br />
Wir bieten eine Art Rundgang<br />
durch die Wirkungsstätten<br />
Napoleons.<br />
Gibt es in ihrer Ausstellung<br />
auch ganz besondere Exponate?<br />
Wir präsentieren einen Schlitten<br />
aus dem westfälischen Rheda,<br />
Eigentum der Fürsten von Bentheim-Tecklenburg,<br />
kunstvoll<br />
geschnitzt und sehr fragil. Zu<br />
diesem Schlitten gibt es die<br />
Geschichte, dass Napoleon mit<br />
diesem aus Russland 1812 geflohen<br />
sein soll. Wenn man sich<br />
Museumsbesuch 3D im Netz<br />
das Objekt jedoch anschaut,<br />
erkennt man, dass es für den russischen<br />
Winter gar nicht geeignet<br />
ist. Und schon ist man wieder<br />
beim Thema „Legenden“. Dieser<br />
Schlitten ist unser Auftaktobjekt,<br />
verbunden mit der Aufforderung,<br />
jedes historische Objekt kritisch<br />
zu hinterfragen. Wir präsentieren<br />
außerdem ein Pferdeskelett<br />
vom Schlachtfeld bei Leipzig<br />
und zeigen Helm, Kürass, Pallasch<br />
und Patronentasche eines<br />
französischen Kürassiers aus der<br />
Schlacht bei Bautzen. Überliefert<br />
ist, dass er vermutlich schwer<br />
verwundet in einem Schrank versteckt,<br />
elendig zugrunde gegangen<br />
ist. Das sind starke Exponate,<br />
mit denen man der Realität in<br />
den Befreiungskriegen näher<br />
kommen kann.<br />
Als Werbemotiv für die Ausstellung<br />
haben Sie ein durchschossenes,<br />
blutbeschmiertes<br />
Eichenblatt gewählt. Ist das<br />
nicht ein bisschen befremdlich?<br />
Das Eichenlaub ist seit den<br />
Befreiungskriegen ein deutsches<br />
Militärsymbol. Es wurde als<br />
Motiv von der Romantik adaptiert<br />
und später das Gegenstück<br />
zu dem in romanischen Ländern<br />
verbreiteten Lorbeerkranz. Das<br />
Eichenblatt ist romantisches<br />
Symbol und militärisches Kennzeichen<br />
in einem. Das ist perfekt.<br />
Wir wollen außerdem deutlich<br />
machen: Auch Kriege vor 200<br />
Jahre und in denen die Kämpfer<br />
schöne bunte Uniformen trugen,<br />
waren blutig und todbringend.<br />
Das Sterben war qualvoll und<br />
schmutzig.<br />
Die Fragen stellte Alexander<br />
Georgi.<br />
Militärische Flugzeuge, Hubschrauber und Flugabwehrsysteme können virtuell besichtigt werden.<br />
Ausstellung. Seit kurzem präsentiert<br />
der Förderverein des Luftwaffenmuseums<br />
das Militärhistorische<br />
Museum der <strong>Bundeswehr</strong> (MHM)<br />
Flugplatz Berlin Gatow auch mittels<br />
eines virtuellen Rundgangs<br />
im Internet. Der Nutzer kann sich<br />
so bequem von zuhause über das<br />
Gelände bewegen und das Außengelände<br />
besichtigen, auf dem vor<br />
allem Flugzeuge und Hubschrauber<br />
ausgestellt sind, die seit den<br />
50er Jahren in der <strong>Bundeswehr</strong><br />
und der Nationalen Volksarmee<br />
geflogen sind. Aber auch der Hangar<br />
3 mit dem Überblick über die<br />
deutsche Luftfahrtgeschichte seit<br />
1880 sowie der Hangar 7 mit der<br />
Sonderausstellung „50 Jahre Luftwaffe“<br />
kann besichtigt werden.<br />
Foto: MHM<br />
Das Media-Team Gerhard<br />
Bertling und Frank Zimmermann<br />
haben dafür im Frühjahr<br />
und Sommer dieses Jahres die<br />
Mehr über die Ausstellung im<br />
Militärhistorischen Museum<br />
unter www.mhmbw.de.<br />
360-Grad-Panoramen aufgenommen<br />
und so das Museum<br />
im Detail festgehalten. Für<br />
Besucher, die sich die Ausstellungsstücke<br />
lieber vor Ort ansehen<br />
möchten, hat das Museum<br />
Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr<br />
geöffnet.<br />
Zudem findet an diesem<br />
Wochenende ein Fest auf dem<br />
Flugplatz Berlin Gatow mit historischen<br />
Flugverkehr statt. (eb)<br />
Die 3D-Begehung des Luftwaffenmuseums<br />
unter<br />
www.360grad.me/LMG/.<br />
Die Marineflieger<br />
Buch. Vor<br />
hundert Jahren<br />
ließ Kaiser<br />
Wilhelm II.<br />
Marinefliegerkräfte<br />
aufstellen.<br />
1913 war<br />
das noch im<br />
Wege der „Allerhöchsten Kabinettsorder“<br />
möglich. Seither fährt<br />
die Deutsche Marine nicht nur<br />
zur See, sie fliegt auch über See.<br />
Im zurückliegenden Jahrhundert<br />
haben die Marineflieger erstaunliche<br />
technologische Fortschritte<br />
erlebt. In der Anfangsphase der<br />
Marinefliegerei dominierten noch<br />
Luftschiffe, mit denen während<br />
des Ersten Weltkriegs gleichermaßen<br />
Aufklärung betrieben und<br />
das gegnerische Hinterland bombardiert<br />
werden konnte. Bald aber<br />
zeichnete sich ab, dass die Zukunft<br />
dem Flugzeug gehören würde.<br />
Die wackeligen Ein-oder Doppeldecker<br />
wichen stabilen Konstruktionen.<br />
Die Spezialisierung<br />
begann: Bordflugzeuge, Bomber<br />
und Flugboote deckten die Anforderungsprofile<br />
der Marine ab.<br />
Während und nach dem Zweiten<br />
Weltkriegsetzte sich die technologische<br />
Entwicklung fort.<br />
Mit der Wiederbewaffnung in<br />
der Bundesrepublik begann das<br />
jüngste Kapitel in der Geschichte<br />
der Deutschen Marineflieger. Bis<br />
zur Wiedervereinigung erreichte<br />
die Truppe dank höchster Ausbildungsstandards<br />
und technisch<br />
ausgereifter Waffensysteme eine<br />
nie gekannte Schlagkraft. All<br />
diese Zusammenhänge werden<br />
von den Autoren kenntnisreich<br />
und glaubhaft vermittelt.<br />
Aus ihren Darlegungen<br />
spricht neben Expertise auch<br />
viel Stolz auf die Marinefliegerei.<br />
Und das hat sicher nicht<br />
zuletzt damit zu tun, dass beinahe<br />
alle Autoren aktive oder<br />
pensionierte Marineoffiziere<br />
sind. Neben technischen Details<br />
erhält der Leser zahlreiche<br />
Fotos, von denen etliche aus<br />
Privatsammlungen stammen.<br />
Neben der Betrachtung der<br />
vergangenen hundert Jahre<br />
enthält das Werk auch einen<br />
Ausblick auf die kommenden<br />
Herausforderungen für die<br />
Marinefliegerei. Als Extra ist<br />
dem Buch eine DVD beigelegt,<br />
auf der rund 300 Fotos enthalten<br />
sind.<br />
(mat)<br />
Heinrich Walle, Dt. Maritimes<br />
Institut (Hrsg.): „100 Jahre<br />
Marineflieger – 1913 bis 2013“;<br />
Mittler Verlag; Hamburg 2013;<br />
232 Seiten mit Foto-DVD; 29,80<br />
Euro; ISBN 978-3-8132-0947-1.<br />
aktuell verlost drei Exemplare<br />
des Buches „100 Jahre Marineflieger“.<br />
Einfach bis 13. September<br />
eine E-Mail mit Postanschrift und<br />
dem Betreff „Marineflieger“ senden<br />
an aktuell@bundeswehr.de.
10 aktuell sport 2. september 2013<br />
Gold bei Hockey-EM<br />
Feldhockey. Die deutschen<br />
Hockey-Teams haben bei den<br />
Europameisterschaften im belgischen<br />
Boom am vorvergangenen<br />
Wochenende das historische<br />
Double geholt. Einen Tag nach<br />
dem Endspiel-Triumph der<br />
Frauen mit dem 2:0 im Penalty-<br />
Schießen gegen das Team aus England<br />
zogen die Männer nach. Die<br />
Olympiasieger mit den Hauptgefreiten<br />
Mats Grambusch und<br />
Felix Reuß der Sportfördergruppe<br />
Appen setzten sich im<br />
Finale gegen Gastgeber Belgien<br />
nach 0:1-Rückstand mit 3:1<br />
(0:0) durch. Damit revanchierte<br />
sich das deutsche Team für die<br />
1:2-Auftaktniederlage in der<br />
Vorrunde und gewann bereits<br />
zum achten Mal EM-Gold. Bundestrainer<br />
Markus Weise war<br />
voll des Lobes für seine Schützlinge:<br />
„Ich bin beeindruckt von<br />
der Mannschaft, weil sie sich nicht<br />
hat aus der Ruhe bringen lassen.<br />
Die Mannschaft hat immer wieder<br />
Lust und ist immer wieder heiß<br />
auf einen weiteren Titel.“ (sid)<br />
Tischtennis-Medaillen<br />
tischtennis. Tischtennis-Nationalspieler<br />
Stabsunteroffizier (FA)<br />
Ruwen Filus hat bei den Czech<br />
Open in Olmütz am vorvergangenen<br />
Wochenende den dritten Platz<br />
belegt. Nach vier überzeugenden<br />
Siegen ohne Satzverlust verlor<br />
der 25-jährige Soldat der Sportfördergruppe<br />
Mainz im Halbfinale<br />
0:4 gegen den Spanier Carlos<br />
Machado. Im Frauen-Doppel<br />
gab es zwei Bronzemedaillen für<br />
die Duos Hauptgefreiter Sabine<br />
Winter/Petrissa Solja und Oberfeldwebel<br />
Kristin Silbereisen/<br />
Unteroffizier (FA) Wu Jiaduo.<br />
In den U21-Wettbewerben waren<br />
Solja mit Silber, die Sportsoldatin<br />
Winter und Patrick Franziska<br />
jeweils mit Bronze erfolgreich.<br />
Die deutschen Top-Spieler Timo<br />
Boll und Dimitrij Ovtcharov sowie<br />
der Vorjahressieger Hauptgefreiter<br />
Christian Süß waren bei dem<br />
mit 122 000 Dollar (rund 91 000<br />
Euro) dotierten Turnier nicht am<br />
Start.<br />
(phü/eb)<br />
Hartes Training erforderlich<br />
An der <strong>Bundeswehr</strong>-Universität in Hamburg trainieren die „Sniperettes“ professionelles Cheerleading.<br />
Kunstvoll: Die Cheerleader trainieren neben tänzen und Cheers auch akrobatische Elemente.<br />
von Karen Haak<br />
Hamburg. „Let’s go, Snipers“<br />
– wenn die Footballer der Helmut-Schmidt-Universität<br />
der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> in Hamburg (HSU)<br />
das Spielfeld stürmen, darf lautstarke<br />
Unterstützung nicht fehlen.<br />
Dafür zuständig sind die<br />
Cheerleader des Uni-Teams: die<br />
„Sniperettes“.<br />
„Unsere Aufgabe ist es, unsere<br />
Mannschaft anzufeuern und das<br />
Publikum zu gewinnen“, erklärt<br />
Leutnant zur See Melanie Egerer<br />
das Ziel des Cheerleadings. Sie<br />
ist die Arbeitsgruppenleiterin<br />
der Hamburger Uni-Mannschaft.<br />
Im besten Fall lassen sich die<br />
Zuschauer mitreißen und skandieren<br />
für die eigene Mannschaft.<br />
Dieses Ziel verfolgen aber auch<br />
die Cheerleader der Gegner, so<br />
dass ein Spiel zwischen zwei<br />
Football-Mannschaften immer<br />
auch ein Wettkampf der mitgereisten<br />
Cheerleader-Teams ist.<br />
Zum Einheizen des Publikums<br />
haben die „Sniperettes“ ein ganzes<br />
Repertoire an Taktiken zur<br />
Auswahl. Grundlegend sind die<br />
so genannten Chants. Das sind<br />
aus wenigen Worten bestehende<br />
Anfeuerungsrufe, die lautstark<br />
skandiert sowie mit Gesten und<br />
Bewegungen unterstützt werden.<br />
„Let’s go, Snipers“ ist so<br />
ein Chant. Die Kombination aus<br />
Chant und Bewegung heißt im<br />
Fachjargon dann Cheer.<br />
„Cheers benutzen wir während<br />
des gesamten Spiels, vor allem in<br />
den Pausen zwischen den Spielzügen“,<br />
erklärt Egerer. Die wichtigste<br />
Waffe der „Sniperettes“<br />
sind jedoch die Halbzeitshows.<br />
Während sich die Footballer<br />
erholen, geben die Cheerleader<br />
alles. Die Showeinlagen bestehen<br />
aus Tänzen, Cheers, aber<br />
auch akrobatischen Elementen<br />
wie beispielsweise dreistöckigen<br />
Pyramiden.<br />
Damit die Show allerdings<br />
leicht und fröhlich aussieht, ist<br />
eine Menge hartes Training nötig.<br />
„Wir trainieren zwei Mal pro<br />
Woche. Vor wichtigen Spielen<br />
stehen aber zusätzliche Einheiten<br />
auf dem Programm“, so Egerer.<br />
Einmal pro Woche trainieren<br />
die Hamburger Cheerleader Turnen<br />
und Gymnastik. Handstand,<br />
Spagat und Flickflacks gehören<br />
zum Anfeuern wie Cheers<br />
und Chants. „Cheerleading ist<br />
eben mehr als Rumhüpfen. Wir<br />
haben uns turnerisch stark entwickelt“,<br />
schätzt AG-Leiterin Egerer<br />
ein. Seit 2007 gibt es die Sport-<br />
Arbeitsgruppe nun schon an der<br />
HSU. Die Marinesoldatin hatte<br />
Kopfüber in die Tiefe<br />
Foto: Snipers/HSU-HH<br />
jahrelang ganz klassisch im Verein<br />
Standard getanzt. Das Cheerleading<br />
entdeckte sie erst nach der<br />
Versetzung an die <strong>Bundeswehr</strong>universität<br />
für sich.<br />
Mit Cheerleading werden in<br />
der Regel nur Frauen assoziiert.<br />
Allerdings sind starke Männer<br />
für die Shows unverzichtbar.<br />
Denn sie bilden die Basis der<br />
Pyramiden, werfen die Mädels<br />
in die Luft und fangen sie wieder<br />
auf. Ein fordernder Sport,<br />
der neben Kraft und Koordination<br />
vor allem auch Konzentration<br />
fordert. „Ein kleiner Fehler kann<br />
zu schweren Unfällen und Verletzungen<br />
führen“, erklärt Fähnrich<br />
Sandro Schmidt. Seit dem vergangenen<br />
Jahr trainiert der Politikstudent<br />
mit den „Sniperettes“.<br />
Erst durch viel Training kann<br />
das nötige Vertrauen zwischen<br />
„Base“ und „Flyer“ entstehen.<br />
Wenn die Mädels ihre Choreografien<br />
tanzen, stehen die Männer<br />
allerdings im Hintergrund<br />
und warten mit verschränkten<br />
Armen auf ihren Einsatz.<br />
Die Cheerleader haben an der<br />
<strong>Bundeswehr</strong>-Universität jedoch<br />
nicht nur Fans. „Der Sport ist<br />
immer noch mit vielen Klischees<br />
behaftet“, erzählt Egerer.<br />
Die studierenden Offiziere<br />
und Offizieranwärter gelten bei<br />
einigen Kameraden als unsoldatisch<br />
und ihr Hobby nicht dem<br />
Offizierberuf angemessen. Das<br />
gilt in besonderem Maße für<br />
die männlichen Team-Mitglieder.<br />
„Das sagen aber nur Leute,<br />
die sich noch nicht mit Cheerleading<br />
beschäftigt haben“, so Egerer.<br />
Schließlich fördere der Sport<br />
Eigenschaften, die auch jeder<br />
Soldat braucht: Fitness, Selbstdisziplin,<br />
Teamfähigkeit und Vertrauen<br />
in die eigene und fremde<br />
Leistung.<br />
Die Fallschirmspringer aus Altenstadt holen acht Medaillen bei der Europameisterschaft.<br />
Erfolglos bei WM<br />
Moderner Fünfkampf. Zum<br />
Abschluss der Weltmeisterschaften<br />
im Modernen Fünfkampf<br />
vergangene Woche haben Unteroffizier<br />
(FA) Alexander Nobis,<br />
Oberfeldwebel Stefan Köllner<br />
und Fabian Liebig das Podest<br />
in der Staffel klar verpasst. Das<br />
deutsche Trio kam mit 5872<br />
Punkten beim Sieg der Ungarn<br />
(6148) auf Platz neun. Silber<br />
holte China vor dem Team aus<br />
Russland. Damit endet die WM<br />
im taiwanesischen Kaohsiung<br />
ohne deutsche Medaille. (sid)<br />
Cheboksary. Insgesamt 13<br />
Medaillen haben die Fallschirmspringer<br />
der Sportfördergruppe<br />
Altenstadt am vorvergangenen<br />
Wochenende im russischen Cheboksary<br />
geholt. Beim Welt Cup<br />
an der Wolga holten sie fünf mal<br />
Edelmetal, bei der gleichzeitig<br />
stattfindenden Europameisterschaft<br />
standen die Athleten acht<br />
mal auf dem Treppchen.<br />
Routinier Hauptfeldwebel<br />
Stefan Wiesner sicherte sich<br />
in beiden Wettbewerben Gold in<br />
der Kombination sowie Bronze<br />
im Einzelzielspringen in der<br />
EM-Wertung. Sein Teamkollege<br />
Hauptfeldwebel a.D. Marco Pflüger<br />
Das Ziel fest im Blick: Ein Fallschrimspringer in luftiger Höhe.<br />
konnte sich in beiden Wettbewerben<br />
Silber im Stilspringen sowie<br />
Bronze in der Kombination der<br />
EM -Wertung erspringen.<br />
Bei den Junioren glänzte<br />
wieder einmal Feldwebel Ralf<br />
Lautenbacher, der sowohl beim<br />
Weltcup als auch in der EM-<br />
Foto: SportFöGrp Altenstadt<br />
Wertung Gold im Stilspringen<br />
und Silber in der Kombination<br />
holte. Unteroffizier Lucia Lippold<br />
rundete den Juniorenerfolg mit<br />
einer Bronzemedaille bei der EM<br />
ab. Die Mannschaft um Wiesner,<br />
Pflüger, die Oberfeldwebel Wolfgang<br />
Lehner und Elischa Weber<br />
sowie Stabsunteroffizier a.D. Jan<br />
Herre sicherten sich in beiden<br />
Wettbewerben Bronze.<br />
„Wir sind sehr zufrieden mit<br />
den Leistungen“, sagte Oberfeldwebel<br />
Sascha Lautenbach von der<br />
Sportfördergruppe Altenstadt.<br />
Das deutsche Team feiere eine<br />
der erfolgreichsten Wettkampfteilnahmen<br />
aller Zeiten. (mag)
2. September 2013 VermiSchteS aktuell 11<br />
Roms vergessener Feldzug<br />
Braunschweigisches Landesmuseum zeigt eine Sonderausstellung zur Schlacht am Harzhorn.<br />
Ausstellung. Ein unscheinbarer<br />
Höhenzug etwa 60 Kilometer<br />
südwestlich von Braunschweig<br />
wurde vor fünf Jahren Schauplatz<br />
einer wissenschaftlichen Sensation:<br />
Archäologen entdeckten ein<br />
germanisch-römisches Schlachtfeld,<br />
direkt neben der Autobahn 7<br />
am „Harzhorn“. Nur wenige Zentimeter<br />
unter der waldigen Erdoberfläche<br />
verborgen, hatten<br />
tausende Relikte eines heftigen<br />
Kampfes die Zeiten überdauert.<br />
Die Geschichte der Entdeckung<br />
des Schlachtfeldes und die<br />
Rekonstruktion der historischen<br />
Ereignisse stehen im Zentrum<br />
der Ausstellung „Roms vergessener<br />
Feldzug – Die Schlacht<br />
am Harzhorn“ im Braunschweigischen<br />
Landesmuseum, die<br />
gestern eröffnet wurde. Zum<br />
ersten Mal werden dann die<br />
Original-Fundstücke vom<br />
Schlachtfeld am Harzhorn<br />
der Öffentlichkeit präsentiert,<br />
ergänzt durch Leihgaben aus<br />
aller Welt.<br />
Die archäologischen Untersuchungen<br />
der Funde offenbarten<br />
ein Geschehen, das es<br />
eigentlich nicht geben konnte.<br />
Denn die Objekte stammen<br />
aus dem 3. Jahrhundert<br />
nach Christus. Bisher wurde<br />
angenommen, dass die Römer<br />
nach der vernichtenden Niederlage<br />
in der Varus-Schlacht im<br />
Jahr 9 nach Christus mit Ausnahme<br />
kleinerer Strafexpeditionen<br />
auf großangelegte Feldzüge<br />
in Germanien verzichtet hatten.<br />
Die Harzhorn-Funde beweisen<br />
jedoch das Gegenteil. Mehr als<br />
200 Jahre nach der Schlacht im<br />
Teutoburger Wald drang ein riesiges<br />
römisches Heer weit nach<br />
Germanien vor.<br />
Das umfangreiche Fundmaterial<br />
versetzt die Archäologen in<br />
die Lage, durch Vergleiche mit<br />
schriftlichen Quellen die Ereignisse<br />
zu rekonstruieren. Folgendes<br />
Geschehen gilt inzwischen als<br />
weitgehend gesichert: Als am Ende<br />
der Herrschaft des Kaisers Severus<br />
Alexander (222 bis 235) der Rhein-<br />
Donau-Limes durch Truppenabzüge<br />
geschwächt worden war, eskaliert<br />
der Konflikt mit den Germanen.<br />
Zwischen 231 und 233<br />
werden weite Teile des Mittelrheingebietes<br />
von Germanen verwüstet.<br />
Als Reaktion darauf zieht der römische<br />
Kaiser im Jahr 234 eine mächtige<br />
römische Armee bei Mainz<br />
zusammen. Doch bevor das Heer<br />
den Rhein überqueren kann, wird<br />
der Kaiser von meuternden Soldaten<br />
erschlagen. Wenig später nimmt<br />
sein Nachfolger, Kaiser Maximinus<br />
Thrax, die Offensive auf und führt<br />
seine mit orientalischen Bogenschützen<br />
und persischen Panzerreitern<br />
verstärkte Armee in das<br />
Innere Germaniens.<br />
Ausstellungsstücke: Speerspitzen vom Schlachtfeld am harzhorn.<br />
Foto: Brandenburgisches Landesmuseum<br />
Das Schlachtfeld am Harzhorn<br />
spiegelt das Schicksal einer römischen<br />
Armee wider, die offenbar<br />
auf dem Rückweg nach Mainz von<br />
germanischen Kriegern attackiert<br />
wurde. Nach einem kurzen, aber<br />
heftigen Kampf setzten die Römer<br />
ihren Weg zurück zum Limes fort.<br />
Das Schlachtfeld wird kurz nach<br />
dem Kampf von den Germanen<br />
nach wertvollen Gegenständen<br />
durchkämmt, gerät dann aber<br />
vollständig in Vergessenheit, bis<br />
es im Jahr 2008 zufällig wiederentdeckt<br />
wird.<br />
Seit dem 1. September sind die<br />
spektakulären Funde des am bestenerhaltenen<br />
Schlachtfeldes der<br />
Antike, nun erstmals öffentlich zu<br />
sehen – präsentiert vom Braunschweigischen<br />
Landesmuseum<br />
im Auftrag des Landes Niedersachsen.<br />
(eb)<br />
Mehr über die Ausstellung<br />
und das Landesmuseum unter<br />
www.3landesmuseen.de.<br />
Zur Ausstellung<br />
ist auch<br />
ein Bildband<br />
erschienen, der<br />
nicht nur die<br />
Schlacht und<br />
ihre archäologische<br />
Entdeckung<br />
beleuchtet, sondern auch<br />
vom Leben der Römer und Germanen<br />
in dieser Zeit berichtet.<br />
„Roms vergessener Feldzug – Die<br />
Schlacht am Harzhorn“ Herausgegeben<br />
vom Braunschweigischen<br />
Landesmuseum; Theiss Verlag;<br />
Darmstadt 2013; 420 Seiten mit<br />
340 Abbildungen; 39,95 Euro;<br />
ISBN 978-3-8062-2822-9.<br />
Metal vom Feinsten<br />
musik. 35<br />
Jahre nach<br />
der letzten<br />
gemeinsamen<br />
Studio-<br />
LP und 43<br />
Jahre nach<br />
ihrer Gründung haben die britischen<br />
„Erfinder des Heavy<br />
Metal“, die legendäre Band Black<br />
Sabbath, ein neues Album veröffentlicht.<br />
Bis auf den neuen<br />
Schlagzeuger Brad Wilk spielen<br />
sie wieder in Originalbesetzung<br />
mit Tony Iommi, Geezer<br />
Butler und Ozzy Osbourne. Auf<br />
der Deluxe-Edition der CD „13“<br />
finden sich acht Titel plus drei<br />
Bonus-Tracks, die sich hören lassen<br />
können. Denn die drei Mitt-Sechziger<br />
und ihr jüngerer Kollege an<br />
den Drums zeigen, dass sie nichts<br />
verlernt haben: kraftvoll wie ehedem<br />
und kein bisschen abgestanden.<br />
Was nach all den Jahren,<br />
nach Krankheiten und vielfältigen<br />
Eskapaden wohl keiner mehr<br />
für möglich gehalten hätte. Black<br />
Sabbath-typische Stücke, rund<br />
um Iommis markante, schwerlastige<br />
Riffs, sind vor allem auch<br />
ein Werk des US-Produzenten<br />
Rick Rubin, der schon Johnny<br />
Cashs legendäres Spätwerk verantwortete<br />
und jetzt das „beste<br />
Black Sabbath-Album aller Zeiten“<br />
vorlegen wollte. Das ist ihm<br />
wohl auch gelungen, und so stehen<br />
nun einige ältere Herren in<br />
Schwarz wieder auf der Bühne<br />
und lehren die Jungen das Fürchten.<br />
Black Sabbath, man glaubt<br />
es kaum und traut auch seinen<br />
Ohren nicht, sind zurück und<br />
füllen wieder die großen Arenen<br />
– im Zentrum die neue CD.<br />
Aber auch der Song „Paranoid“<br />
mit dem damals alles begann, ist<br />
natürlich Teil des Programms.<br />
Mit „13“ ist Black Sabbath ein<br />
bemerkenswertestes Comeback<br />
gelungen.<br />
(gan)<br />
Ausblick auf die Technologien von übermorgen<br />
In wenigen Tagen öffnet in Berlin die weltweit führende Messe für Unterhaltungselektronik und Elektrohausgeräte.<br />
messe. Die Internationale<br />
Funkaustellung (IFA) in Berlin<br />
ist und bleibt ein Schlüsselloch<br />
für Technologien der Zukunft.<br />
Sie gestattet den Besuchern einen<br />
ersten Blick auf Produkte von<br />
morgen und Technologien von<br />
übermorgen. Dabei verblüfft<br />
sie jedes Jahr aufs neue, in welcher<br />
Geschwindigkeit sich heute<br />
Innovationen entwickeln und<br />
Trends durchsetzen.<br />
Nennenswert ist aber auch das<br />
Show-Programm. Denn die IFA<br />
Open-Air-Sommergarten-Konzerte<br />
sind bei den Besuchern<br />
beliebt. Der Mix aus Entertainment<br />
und Emotionen verzauberte<br />
bereits 2012 mehr als<br />
25 000 Konzert-Besucher.<br />
Foto: IFA<br />
In wenigen Tagen präsentieren<br />
die international führenden Marken<br />
ihre Innovationen. Die Produktvielfalt<br />
des digitalen Lebens,<br />
wie Ultra-HD Bildschirme, Smart<br />
TVs, Tablets, Smartphones oder<br />
vernetzte Hausgeräte, wird im<br />
Mittelpunkt des Interesses stehen.<br />
„Miss IFA“ (Foto) setzt bereits<br />
jetzt auf der offizielen Homepage<br />
einige Highlights der Messe in<br />
einer Bilderstrecke in Szene.<br />
Das Messegelände unter dem<br />
Funkturm in Berlin wird für<br />
Besucher vom 6. bis 11. September<br />
täglich von 10 bis 18 Uhr<br />
geöffnet sein. Den Fachbesuchern<br />
stehen zwei Stunden vor dem offiziellen<br />
Messebeginn, also bereits<br />
um 8 Uhr, die Tore offen. (eb)<br />
App. Mit den<br />
über die IFA-Sommergarten<br />
zwei kostenlo-<br />
Konzerte mit Helge Schneider<br />
sen IFA-Apps<br />
(5. September), Philipp Poisel<br />
wird der Mes-<br />
(6. September), Die Neuen Deutschsebesuch<br />
ein<br />
Poeten (7. September), Unheilig<br />
Kinderspiel.<br />
(8. September) und Heino (9. Sep-<br />
Egal ob mit dem Smartphone tember). Es können einzelne Veroder<br />
Tablet: Es gibt zwei Ver- anstalltungen als Favoriten gesionen,<br />
die „Business App“ für speichert werden, die dann im<br />
Fachbesucher und die „Event „myIFA Bereich“ abgerufen wer-<br />
App“ für Privatbesucher. den können. Beide Apps besitzen<br />
Die Business Version enthält außerdem ein Ausstellerverzeich-<br />
Informationen über die Messe, nis, eine Bookmark-Funktion, eine<br />
deren Öffnungszeiten und Events 2D- und 3D-Kartenansicht, sowie<br />
sowie Informationen zum Ticket- eine Multifloor-Karte. (eb)<br />
verkauf. Im Gegensatz dazu<br />
bietet die Event Version einen Mehr über die Internationale<br />
Überblick über das gesamte Pro- Funkausstellung (IFA) unter<br />
grammangebot, zum Beispiel http://b2b.ifa-berlin.com.
12 aktuell vermischtes 2. september 2013<br />
Ausgewählte<br />
Medienbeiträge<br />
4. september, 22.05 Uhr, rtL ii:<br />
Härtetest extrem – Die Kampfmittelbeseitiger<br />
Teil Eins. Wenn<br />
bei einem Auslandseinsatz der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> die Kampfmittelbeseitiger<br />
gerufen werden, dann<br />
geht es meist um Leben und Tod.<br />
Die Reportage zeigt das Härtetraining,<br />
die Anstrengungen und<br />
den Stress aus der Sicht der Prüflinge,<br />
der Ausbilder und der Prüfer.<br />
Mit jedem Tag wird die Auswahl<br />
strenger und die Wettkämpfe<br />
belastender. Am Ende des ersten<br />
Teils der Reportage steht fest, wer<br />
es geschafft hat und wer nicht.<br />
Im zweiten Teil zeigt RTL II die<br />
Umsetzung in der Praxis: Kampfmittelbeseitiger<br />
der <strong>Bundeswehr</strong><br />
bei Einsätzen in Afghanistan.<br />
Youtube-video der Woche:<br />
Schwertransport per Flugzeug:<br />
Mit Transportflugzeugen vom<br />
Typ „Antonov“ 124 werden<br />
Panzerhaubitzen vom Einsatzgebiet<br />
in Afghanistan direkt<br />
nach Deutschland geflogen.<br />
Doch das ist nicht alles: Wenn<br />
das Flugzeug wieder in Leipzig<br />
abhebt, hat es Material dabei,<br />
das an anderen Einsatzorten<br />
benötigt wird.<br />
(eb)<br />
Der Beitrag „Roll on Roll off“<br />
unter www.youtube.com/<br />
bundeswehr.<br />
Mehr als tanzen und hüpfen<br />
Leutnant Sophie Jähnert trainiert die Cheerleader der <strong>Bundeswehr</strong>universität Hamburg.<br />
hamburg. Kreativität und Führungsstärke<br />
sind Eigenschaften,<br />
die Leutnant Sophie Jähnert auch<br />
außerhalb des Dienstes braucht.<br />
Die 24-Jährige trainiert die Sniperettes<br />
– die Cheerleader der<br />
Helmut-Schmidt-Universität der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> in Hamburg. Zwei<br />
Mal pro Woche leitet sie das Training<br />
und führt das Team auch<br />
bei den Auftritten an. Höhepunkt<br />
der Saison ist jedes Jahr der Unibowl,<br />
der zuletzt von der Karlsruher<br />
Universität ausgerichtet<br />
wurde. Dort treffen Football-<br />
Mannschaften und ihre Cheerleader<br />
aus ganz Deutschland<br />
aufeinander. Ansonsten feuern<br />
die Hamburger Cheerleader ihre<br />
Footballer während der Testspiele<br />
an.<br />
Die Zeit zwischen den Auftritten<br />
nutzen die Sniperettes,<br />
um neue Choreografien einzustudieren<br />
(S.10). Die Tänze entwickelt<br />
Jähnert. „Zunächst suche<br />
ich mir ein Lied aus und probiere<br />
dann, welche Elemente dazu passen<br />
und gut aussehen“, erklärt sie.<br />
Inspiration holt sich die Soldatin<br />
auch von amerikanischen Profi-<br />
Teams in den USA, deren Videos<br />
im Internet sind. Aber auch die<br />
Ideen der Mannschaft werden in<br />
die Choreografie aufgenommen.<br />
„Wichtig ist tatsächlich, dass alle<br />
Spaß an dem Tanz haben. Sonst<br />
kann es gar nicht gut aussehen“,<br />
so Jähnert.<br />
Mit 13 Jahren begann die<br />
gebürtige Leipzigerin bei den<br />
„Leipzig Lions“ mit dem ausgefallenen<br />
Sport. „Als ich an die<br />
Uni kam und sah, dass es hier<br />
Cheerleader gibt, war gleich<br />
klar, dass ich mitmachen will“,<br />
erzählt sie.<br />
Um für die anstrengenden<br />
Shows fit zu sein, trainiert die<br />
BWL-Studentin regelmäßig.<br />
„Cheerleading ist viel mehr als<br />
nur Rumhüpfen.“ Neben dem<br />
Sportlichen schätzt sie besonders<br />
den Teamgeist der Sniperettes.<br />
„Wir nehmen uns Zeit füreinander<br />
und unterstützten uns auch<br />
im Uni-Alltag“, so Jähnert. Für<br />
die Cheerleader sind die Hamburger<br />
Sniperettes mehr als nur<br />
eine Sportgemeinschaft. (kha)<br />
Haak/HSU-HH<br />
Was ist Ihre größte Errungenschaft?<br />
Mein Auslandsstudium für vier Monate im kalifornischen San Diego.<br />
Wie können Sie am besten entspannen?<br />
Beim Sport und in der Sauna.<br />
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?<br />
Fliegen.<br />
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen<br />
am meisten?<br />
Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Loyalität.<br />
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?<br />
Zielstrebigkeit.<br />
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />
Zu Eis (lacht).<br />
Was wäre Ihre berufliche Alternative?<br />
Ärztin oder Managerin.<br />
Was können Sie besonders gut kochen?<br />
Italienisch.<br />
Welches Lied singen oder hören Sie gern?<br />
Ich mag sehr viele Lieder, derzeit „Impossible“ von James Arthur.<br />
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />
Soldaten, Polizisten, Feuerwehrleute und die Arbeiter beim Technischen<br />
Hilfswerk im Einsatz.<br />
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?<br />
Meine Mutter.<br />
Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />
Gib jedem Tag die Chance, der Schönste deines Lebens zu werden.