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KulTour<br />
Ein Kabarettist mit Understatement. Rolf Miller verkörpert<br />
auf der Bühne den Durchschnittstyp mit Standardweisheiten.<br />
Flachgebügelte Erkenntnisse ohne Tiefsinn<br />
auf Stammtischniveau. Scheinbar. Mit seinen Halbsätzen,<br />
verdrehten Redensarten, Gedankensprüngen und<br />
abrupten Wortverspieltheiten ist Miller ein Wortakrobat.<br />
Seine Figur drückt mit dem Ungesagten alle Peinlichkeiten<br />
der Welt aus, bringt Kompliziertes explizit auf den<br />
Punkt und zwingt sein Publikum zum permanenten Mitdenken.<br />
Und zum Mitlachen.<br />
Infos und Tourdaten unter<br />
www.rolfmiller.de<br />
Seine Komik liegt im Spannungsfeld zwischen<br />
Banalität, scharfzüngiger Sprachlosigkeit und<br />
entwaffnender Klarheit. Dabei werden nicht nur<br />
die Alltäglichkeiten betrachtet und – halbwegs<br />
– kommentiert, sondern Miller macht es sich<br />
mehr und mehr zur Aufgabe, auch Bezug auf die<br />
großen Themen zu nehmen. So wird die Energiesparlampe<br />
in Frage gestellt, die Überschuldung<br />
der privaten wie öffentlichen Haushalte („sind<br />
Kredite überhaupt Schulden?“), das Sendungsbewusstsein<br />
Prominenter („Wenn der Messmer<br />
auf dem Berg steht, steht er 3.000 Kilometer vom<br />
Problem weg.“), die Musik kommentiert („was<br />
Muhammad Ali früher nach einem Kampf gesagt<br />
hat, singt heute Ami-Man“), um dann wieder auf<br />
das tägliche Alltags-Allerlei zurückzukommen.<br />
Freunde aus der Schulzeit, deren Beziehungsstatus,<br />
Kinder („der Lukas ist der Seitensprung-Bu<br />
vom Jürgen“), die Austauschschülerin („hübsch<br />
und intelligenzmäßig im Soll“), um dann wieder<br />
auf den Witz von vorhin zurückzukommen, von<br />
dem er nicht mehr wusste, wie er noch ging…<br />
Miller ist ein grandioser Betrachter des Normalen<br />
und Experte der Meinungsvereinfachung<br />
in einer komplexen Welt. Die Binsenweisheiten<br />
verführen zum Nachdenken – und neu bewerten<br />
mit einfachsten Wortspielen („Die Frau ist zu<br />
wahr, um schön zu sein“).<br />
Rolf Miller gastierte Anfang Februar im Landauer<br />
Gloria Palast. Sein Publikum war so unterschiedlich,<br />
wie es nur sein kann. Und doch in einem ist<br />
es sich einig: Es sind Fans des seriösen Wortspiels,<br />
des kabarettistischen Könnens, des tiefsinnigen<br />
und vielsagenden Verschweigens, Ausweichens<br />
und Verstolperns. Das Publikum wurde<br />
von einem gut gelaunten Miller unterhalten, der<br />
sich sichtlich wohlfühlte in Landaus ehemaligem<br />
Kino, dem Gloria Palast, das bis auf den letzten<br />
Platz gefüllt war.