Wein, Hefe und Trester: Destillate im Weingut - Der Deutsche Weinbau
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WEINBAU<br />
Hochwertige <strong>Destillate</strong> stammen nicht nur aus vielen Obstsorten – <strong>Wein</strong>, <strong>Trester</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Hefe</strong> sind ebenfalls Ausgangsprodukte für die <strong>im</strong>mer beliebter werdenden<br />
Brände. Häufig ergänzen sie das Produktportfolio vieler <strong>Wein</strong>güter – <strong>und</strong><br />
sogenannte »Abfallstoffe«, wie der <strong>Trester</strong>, können weiter verwertet werden.<br />
<strong>Wein</strong>, <strong>Hefe</strong> <strong>und</strong> <strong>Trester</strong>:<br />
<strong>Destillate</strong> <strong>im</strong> <strong>Wein</strong>gut<br />
Text <strong>und</strong><br />
Abbildungen:<br />
Dr. Klaus<br />
Hagmann<br />
Für <strong>Wein</strong>güter wird die Produktion der zunehmend<br />
beliebter werdenden <strong>Destillate</strong> aus <strong>Trester</strong>n, <strong>Wein</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Hefe</strong> sowie die Fasslagerung von <strong>Destillate</strong>n in<br />
eigenen, aus der <strong>Wein</strong>bereitung stammenden Fässern<br />
<strong>im</strong>mer interessanter. Welche Besonderheiten<br />
sind dabei zu beachten?<br />
<strong>Trester</strong>verarbeitung erfordert Mühe –<br />
oder besondere Destilliergeräte<br />
Vor allem das Verarbeiten von <strong>Trester</strong>n erfordert<br />
entweder viel Mühe oder besondere Destilliergeräte.<br />
In für »normale« Obst- <strong>und</strong> Getreiderohstoffe<br />
konzipierten Brennereien verursacht besonders der<br />
Ein- <strong>und</strong> Austrag der trockenen <strong>Trester</strong> auf Gr<strong>und</strong><br />
der Einfüll- <strong>und</strong> Entleeröffnungen sowie der Leitungen<br />
zur Entsorgung der Destillationsrückstände oder<br />
Schlempen große Probleme.<br />
Gerade be<strong>im</strong> Entleeren läuft aus der Blase oder<br />
spätestens in der Entsorgungsleitung die Flüssigkeit<br />
ab <strong>und</strong> die <strong>Trester</strong> formieren sich zu einem kompakten<br />
Gebilde, welches selbst von Hochdrucksprühdüsen<br />
kaum zu lösen ist. Aus diesem Gr<strong>und</strong> besitzen<br />
batchweise arbeitende <strong>Trester</strong>brennereien zumeist<br />
dampfbeheizte, kippbare oder unten aufklappbare<br />
Blasen, über die die entgeisteten <strong>Trester</strong> direkt in<br />
Schlempewägen oder über Schnecken abtransportiert<br />
werden können. Erleichterung bei der Destillation<br />
<strong>und</strong> be<strong>im</strong> Austrag der Destillationsrückstände ver-<br />
In kleineren <strong>Wein</strong>gütern, für die das<br />
Brennen nur eine Ergänzung ihres<br />
Geschäftsfeldes bedeutet, wird der<br />
<strong>Trester</strong> meistens mithilfe von E<strong>im</strong>ern<br />
in die Brennblase gefüllt<br />
22 <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Wein</strong>bau · 5.4.2013 · Nr. 7
Um bei der Destillation vor<br />
allem mit den heute fast überall<br />
eingesetzten Verstärkerkolonnen<br />
effektiv arbeiten zu können, ist<br />
ein gewisser Alkoholgehalt<br />
notwendig<br />
‘13<br />
schafft auch ein spezielles, leistungsstarkes<br />
Rührwerk in zentraler Anordnung auf der<br />
Destillierblase <strong>und</strong> dadurch bedingter starker<br />
Effektivität. Solche Lösungen sind auch <strong>im</strong><br />
kleineren Maßstab durchaus einsetzbar.<br />
In der Praxis sind Lösungen zur<br />
Verarbeitung aller Rohstoffe gefragt<br />
In der Regel wird aber – besonders in Betrieben,<br />
wo nicht ausschließlich <strong>Trester</strong> destilliert<br />
wird – versucht, eine einfache Lösung<br />
für die Verarbeitung aller Rohstoffe zu finden.<br />
Dabei sind die Brennblasen mit großen Befüll<strong>und</strong><br />
Entleeröffnungen ausgerüstet, damit bei<br />
der <strong>Trester</strong>verarbeitung die Blase mit E<strong>im</strong>ern<br />
befüllt werden kann. Üblicherweise werden<br />
die <strong>Trester</strong> in der Brennblase solange mit<br />
Wasser gemischt, bis ein Wärmeübertrag zwischen<br />
Wasser- bzw. Dampfbad <strong>und</strong> Brenngut<br />
gewährleistet ist. Dies führt jedoch zu einer<br />
weiteren Verdünnung des Alkoholgehaltes,<br />
so dass es sinnvoll ist, in einer ersten Destillation,<br />
dem Rauhbrand, schnell <strong>und</strong> effektiv<br />
den Alkohol abzudestillieren <strong>und</strong> danach<br />
bei einer zweiten Destillation mit den gesammelten<br />
Raubränden, dem sogenannten<br />
Feinbrand, eine Abtrennung von Vorlauf <strong>und</strong><br />
Nachlauf vorzunehmen.<br />
Um bei der Destillation vor allem mit den<br />
heute fast überall eingesetzten Verstärkerkolonnen<br />
effektiv arbeiten zu können, ist ein<br />
gewisser Alkoholgehalt notwendig. Ansonsten<br />
funktionieren die Destillierböden nicht<br />
<strong>und</strong> der wichtige Wärmeaustausch zwischen<br />
auf dem Boden kondensierter Flüssigkeit <strong>und</strong><br />
aufsteigendem, alkoholhaltigem Dampf findet<br />
nicht statt. Für einen feinen <strong>Trester</strong>brand<br />
ist also eine zweifache Destillation durchaus<br />
sinnvoll, bei der die Perfektionierung des<br />
Produktes durch Abtrennung von Gärungsnebenprodukten<br />
(Vor- <strong>und</strong> Nachlauf), Erhöhung<br />
der Alkoholkonzentration <strong>und</strong> Aufkonzentrierung<br />
der Aromastoffe erfolgt.<br />
Neben den Destillierböden spielt auch der<br />
sogenannte Dephlegmator am Kopf der Verstärkerkolonne<br />
eine bedeutende Rolle. Zu Beginn<br />
der Destillation sorgt er dafür, dass ein<br />
100%iger Rückfluss <strong>und</strong> Gleichgewichtszustand<br />
in der Anlage entsteht. Dadurch haben<br />
Alkohole, Aromen, Gärungsnebenprodukte<br />
usw., die aus der Brennblase gemäß ihrem<br />
Siedeverhalten aufsteigen, die Möglichkeit,<br />
sich nach dem jeweiligen Siedepunkt bereits<br />
<strong>im</strong> Verstärker zu trennen. Deshalb konzentrieren<br />
sich die leichter siedenden Vorlaufprodukte<br />
gleich unterhalb des Dephlegmators,<br />
höher siedende Alkohole <strong>im</strong> unteren<br />
Teil. Somit ist bei entsprechender Zeitdauer<br />
gewährleistet, dass der Vorlauf in konzentrierter<br />
Form in möglichst kleiner Menge abgenommen<br />
werden kann. Durch die ständige<br />
Kühlung des Dephlegmators während der<br />
Einladung zum Wettbewerb:<br />
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Zum Wettbewerb zugelassen sind Müller-Thurgau,<br />
Rivaner- <strong>und</strong> Riesling x Silvaner- <strong>Wein</strong>e des Jahrgangs<br />
2012 aus allen <strong>Wein</strong>anbaugebieten der Welt.<br />
Einsendung der Proben bis 8. Mai 2013<br />
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Die Teilnahmebedingungen <strong>und</strong><br />
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Bodensee<strong>Wein</strong> e.V. / Veranstalter<br />
<strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Wein</strong>bau · 5.4.2013 · Nr. 7
WEINBAU<br />
In der Regel sind in den Betrieben<br />
einfache technische Lösungen<br />
für die Verarbeitung aller Rohstoffe<br />
zu finden. Große Befüllöffnungen<br />
erleichtern jedoch<br />
das Befüllen der Blase<br />
Destillation ist zudem noch die spätere Fraktionierung<br />
zum Nachlauf hin einfach <strong>und</strong> sauber machbar.<br />
Destillation aus Traubenrohstoffen:<br />
Weißweine ohne BSA gut geeignet<br />
Bei der Destillation von Rohstoffen aus Trauben<br />
ist es empfehlenswert, die bereits beschriebenen modernen<br />
Destillationsanlagen mit Verstärkerkolonnen<br />
einzusetzen. Gerade Traubenmaischen oder <strong>Wein</strong>e<br />
enthalten bei vorangegangener sauberer Vergärung<br />
sehr blumige <strong>und</strong> fruchtige Aromastoffe, die in best<strong>im</strong>mten<br />
Fraktionen während der Destillation ins<br />
Endprodukt übergehen.<br />
Zur Destillation eignen sich besonders Weißweine<br />
ohne biologischen Säureabbau, von denen hauptsächlich<br />
der Chardonnay sehr fruchtige Ausprägung<br />
zeigt. Dessen charakteristische Aromastoffe sind<br />
zum Großteil leichter flüchtig <strong>und</strong> erscheinen direkt<br />
nach den Vorlauffraktionen. Trennt man diese zu<br />
großzügig ab, ist auch das Aroma weg. So hat jede<br />
Traubensorte ihre ganz speziellen Eigenschaften, die<br />
sich durch Traube, Maische <strong>Wein</strong>, <strong>Trester</strong> <strong>und</strong> <strong>Hefe</strong><br />
ziehen. Besonders zur Destillation geeignet sind natürlich<br />
alle Muskat- <strong>und</strong> Traminersorten mit ihren<br />
intensiven Aromaausprägungen. <strong>Trester</strong> <strong>und</strong> <strong>Hefe</strong><br />
von solchen Trauben sind mittlerweile sehr gefragte<br />
Rohstoffe in der Brennerei <strong>und</strong> oft nur schwierig zu<br />
bekommen.<br />
Fasslagerung: für Traubendestillate die<br />
perfekte Wahl in Sachen Qualität<br />
Wie die <strong>Trester</strong>destillate sind auch die <strong>Hefe</strong>n aromaintensiver<br />
Bukettsorten einzigartige <strong>und</strong> oft nur<br />
selten zu findende Produkte. Die Kombination mit<br />
Die Lagerung der <strong>Destillate</strong> in einem<br />
Holzfass muss regelmäßig überwacht<br />
werden (links), um den Zeitpunkt<br />
für die opt<strong>im</strong>ale Einbindung der<br />
Holzaromen in den Destillatcharakter<br />
herauszufinden.<br />
Die Langzeitlagerung des<br />
<strong>Trester</strong>s erfolgt in großen Betrieben<br />
dicht gepresst in großen<br />
Mulden (rechts)<br />
24 <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Wein</strong>bau · 5.4.2013 · Nr. 7
WEINBAU<br />
Zur <strong>Trester</strong>lagerung empfiehlt sich für kleinere Betriebe<br />
die Lagerung in Plastikwannen, überdeckt mit Folie <strong>und</strong><br />
Wasser. Luftzutritt wird so verhindert <strong>und</strong> entstehende<br />
Gärgase können abgeführt werden<br />
sauberer, frischer <strong>Hefe</strong> <strong>und</strong> gegebenfalls kurzer Fassreifung<br />
führt zu fast überaromatisierten Produkten<br />
mit komplexer, nachhaltiger Aromatik. Die Lagerung<br />
<strong>im</strong> Holzfass stellt für alle aus Trauben oder deren<br />
Verarbeitungsprodukten stammenden <strong>Destillate</strong> eine<br />
perfekte Variante zur Qualitätsverbesserung dar. Allerdings<br />
muss die Lagerung, die bei etwa 60 vol.-%<br />
erfolgt, regelmäßig überwacht werden, um den Zeitpunkt<br />
herauszufinden, an dem der Holzcharakter<br />
die <strong>im</strong> Destillat vorhandenen Aromastoffe perfekt<br />
unterstützt.<br />
Besonders geeignet sind neue oder besser noch<br />
gebrauchte L<strong>im</strong>ousin Eichenholzfässer, deren zarter<br />
Vanilleton zur Abr<strong>und</strong>ung des Produktes beiträgt.<br />
Bei sauber destillierten Produkten kann man auch in<br />
Erwägung ziehen, eine Sonderabfüllung in Fassstärke<br />
zu machen, wie dies vor allem bei der Whiskyherstellung<br />
durchaus üblich ist. Ebenfalls kann eine so<br />
genannte »strong spirit«-Füllung für Zigarrenraucher<br />
mit höherem Alkoholgehalt als Zusatzprodukt oder<br />
Besonderheit angeboten werden.<br />
Für die Qualität entscheidend:<br />
Rohware <strong>und</strong> Maische<br />
Ausschlaggebend für die Qualität ist aber hauptsächlich<br />
Rohware <strong>und</strong> Maische. Bei den <strong>Trester</strong>n<br />
ist eine perfekte Lagerung unabdingbar. In größeren<br />
Betrieben kommen die <strong>Trester</strong> in großen Mulden<br />
dicht gepresst <strong>und</strong> mit einer Folie überdeckt zur<br />
Langzeiteinlagerung. Für kleinere Betriebe empfiehlt<br />
sich die Lagerung in Plastikwannen, überdeckt mit<br />
Folie <strong>und</strong> Wasser.<br />
Das Wasser drückt die Folie unmittelbar auf die<br />
Oberfläche der Maische <strong>und</strong> verhindert so Luftzutritt.<br />
Trotzdem können entstehende Gärgase abgeführt<br />
werden. Auf diese Art <strong>und</strong> Weise ist eine<br />
saubere Vergärung <strong>und</strong> Maischelagerung auch über<br />
längere Zeit möglich. G<br />
Fazit:<br />
Insbesondere be<strong>im</strong> Rohstoff<br />
Traube gibt es unendliche<br />
Möglichkeiten der Verwertung<br />
<strong>im</strong> Brennereibetrieb. Nur selten<br />
ist es wie bei der Traube der<br />
Fall, dass praktische alle Teile<br />
der Frucht <strong>und</strong> Fermentation zu<br />
alkoholischen Produkten veredelt<br />
werden können. Dazu ist aber<br />
umfassende Sachkenntnis <strong>und</strong><br />
eine entsprechende Ausrüstung<br />
für Fermentation, Destillation<br />
<strong>und</strong> Lagerung sowie perfektes<br />
Marketing notwendig. Wenn dies<br />
gewährleistet ist <strong>und</strong> die<br />
Vermarktungspreise st<strong>im</strong>men,<br />
lohnt sich die Mühe.<br />
Noch Fragen?<br />
Fragen zu diesem Beitrag<br />
beantwortet unser Autor.<br />
Tel: 0173 3430 691<br />
E-Mail: dr.hagmann@t-online.de<br />
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