Download - Detecon
Download - Detecon
Download - Detecon
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ihnen gelingt, zwei oder sogar alle drei der oben beschriebenen<br />
Rollen einzunehmen. Diese Unternehmen sind dann insgesamt<br />
besonders erfolgreich, so dass eine Analyse ihres Erfolgsrezepts<br />
wichtige Hinweise auch für andere Unternehmen liefern kann.<br />
Ein besonders geeignetes Beispiel ist Amazon. Das ursprünglich<br />
als Internet-Versandbuchhändler gestartete Unternehmen<br />
hat sich über Verkaufsplattformen und Zahlungslösungen<br />
(„Business as a Service“) zu einem weltweit führenden Infrastrukturanbieter<br />
entwickelt. Mit Blick auf die Kompetenzfelder<br />
ist es Amazon gelungen, sein Geschäftsmodell von einem reinen<br />
Internet-Versandhändler für Konsumentenprodukte („Consumer<br />
Interface“) durch zusätzliche Plattformdienste signifikant<br />
auszuweiten. Amazon bietet seit einiger Zeit mit dem Marktplatz<br />
und damit verbundenen Diensten wie Fulfillment und<br />
Payment Plattformdienste im B2B- Bereich für Partner an.<br />
Kleine Händler können damit sowohl ihre Verkaufsplattform<br />
(„Shop“), als auch ihre Logistik und die Zahlungsabwicklung<br />
von Amazon durchführen lassen und sich dadurch vor allem auf<br />
Vertrieb, Produktauswahl und Einkauf konzentrieren. Zusätzlich<br />
profitieren sie von dem Vertrauen, dass hinter der Marke<br />
Amazon steht. Mit seiner Sparte Amazon Web Services hat sich<br />
Amazon dann in einem zweiten Schritt als Infrastrukturanbieter<br />
im Bereich Cloud Computing etabliert. Das grundlegende<br />
Prinzip, das dieser Entwicklung zugrunde liegt, ist die strategische<br />
Entscheidung, alle intern genutzten Dienste wie Logistik<br />
oder auch die Rechenzentrumsinfrastruktur Dritten zugänglich<br />
zu machen.<br />
Zukünftige Rollen für Energieversorgungsunternehmen<br />
Was bedeuten nun diese Erkenntnisse und die zunehmend<br />
komplexer werdenden Wertschöpfungsnetzwerke für EVUs?<br />
Ohne Zweifel werden sie weiterhin einen wesentlichen Teil ihrer<br />
Erträge aus dem angestammten Infrastrukturgeschäft realisieren<br />
und auf eine investitionsintensive Erzeugungs- und Netzbasis<br />
zurückgreifen. Dieses Geschäft steht jedoch bereits heute unter<br />
einem sehr großen Kosten- und Finanzierungsdruck. Wie in den<br />
Beispielen am Anfang des Artikels erläutert, liegen Wachstumspotenziale<br />
vor allem in den komplexeren Geschäftsmodellen,<br />
die auf Basis von Partnerschaften realisiert werden. Die werthaltigste<br />
Rolle ist die des Platt formanbieters, der als zentraler Player<br />
des Netzwerks „Business as a Service“-Dienstleistungen für<br />
andere Unternehmen bereitstellt. Für Energieversorger bieten<br />
sich dementsprechend Chancen, durch die Öffnung von bereits<br />
heute existierenden Leistungselementen zentraler Player bei energiebezogenen<br />
Wertschöpfungsnetzen zu werden. Hierzu sind<br />
allerdings auch neue Kompetenzen erforderlich, die rechtzeitig<br />
aufgebaut werden müssen. Neben den Fähigkeiten, Partnerund<br />
Kundenbeziehungen zu gestalten, gehören dazu insbesondere<br />
der Umgang mit Informationen im Wertschöpfungsnetz<br />
und der gezielte Aufbau und die Monetarisierung von Vertrauen<br />
in ihre Marke.<br />
Dies sei abschließend noch einmal am Beispiel Smart Cities<br />
illustriert. Getrieben von der Urbanisierung – 2050 werden<br />
70 Prozent aller Menschen in Städten wohnen – werden<br />
nachhaltige Stadtentwicklungskonzepte essentiell sein, um die<br />
Lebensqualität der Stadtbewohner sicherzustellen. Wird heute<br />
das Thema Smart City noch stark von Unternehmen wie IBM<br />
oder Siemens besetzt, bieten sich hier insbeson dere für EVUs<br />
Chancen für neue Geschäftsmodelle. Sie können ihr Know-how<br />
in den Bereichen Energieerzeugung, dem Energiemanagement<br />
und der Energieeffizienz einbringen und ihre Managementkompetenz<br />
Städten, Bürgern und weiteren Dienstleistern anbieten.<br />
Innerhalb der Aktionsfelder intelligente Energieversorgung, integrierte<br />
Verkehrssysteme, Gebäudetechnik, Gesundheitswesen,<br />
Sicherheit und Bildung können Energieversorgungsunternehmen<br />
sich als Partner der Bürger und Kommunen etablieren.<br />
Partnerschaften führen zum Erfolg<br />
Nach der vertikalen Desintegration, das heißt dem Aufbrechen<br />
der linearen Wertschöpfungskette – Stichwort: Unbundling –,<br />
steht die Energiebranche nun vor der Herausforderung, neue<br />
Wertschöpfungskonstellationen zu schaffen. Der Ansatz der<br />
Smart Business Networks liefert ein Modell, das neue Möglichkeiten<br />
in Verbindung mit der digitalen Transformation<br />
aufzeigt. Den Energieversorgungsunternehmen bietet sich dabei<br />
die Chance, durch eine intelligente Ausdehnung ihres Geschäftsmodells<br />
über die Bildung partnerschaftlicher Netzwerke<br />
mit Unternehmen anderer Branchen neue Kunden und neues<br />
Wertschöpfungspotenzial zu erschließen. Je aktiver EVUs diese<br />
Rolle für sich entwickeln, desto höher kann ihr Anteil an der<br />
Wertschöpfung des Netzwerks sein.<br />
Dr. Volker Rieger, Managing Partner, berät Klienten aus<br />
den Energie- und Telekommunikationssektoren zu neuen<br />
Geschäftsmodellen im Rahmen der digitalen Transformation.<br />
41 <strong>Detecon</strong> Management Report blue • 1 / 2013