31.12.2013 Aufrufe

Es soll nicht aufhören Saat und Ernte Es soll nicht ... - die Apis

Es soll nicht aufhören Saat und Ernte Es soll nicht ... - die Apis

Es soll nicht aufhören Saat und Ernte Es soll nicht ... - die Apis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

22 CHRISTEN UND LANDWIRTSCHAFT<br />

GEMEINSCHAFT 5/2009<br />

Was wir Landwirte von der Kirche erwarten<br />

Gastkommentar von Helmut Bleher, Untermünkheim, Geschäftsführer des Bauernverbands<br />

Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems, Mitglied im Kreis- <strong>und</strong> Gemeinderat<br />

Zuallererst: <strong>Es</strong> gibt keinen Beruf,<br />

der näher an der Schöpfung<br />

dran ist als der Beruf des<br />

Landwirts. <strong>Saat</strong>, Wachstum, Reife,<br />

<strong>Ernte</strong> – das ist der Kreislauf<br />

des Lebens. Das tagtägliche Sorgen<br />

um das Leben, das Fördern,<br />

Schützen, aber auch das Eingreifen<br />

in <strong>die</strong> Natur <strong>und</strong> das Gestalten<br />

sind wesentliche Elemente<br />

des Berufsalltags der Bauern.<br />

Und – natürlich: An der Verantwortung<br />

um Natur <strong>und</strong> anvertraute<br />

Schöpfung hat man<br />

schwer zu tragen.<br />

Der erste große<br />

Fachkongress der<br />

Gemeinschaftsverbände<br />

»Forum für<br />

Christen in der<br />

Landwirtschaft«<br />

am 14. Februar<br />

2009 auf dem<br />

Schönblick hatte<br />

denn auch genau das richtige<br />

Thema: <strong>Es</strong> ging um <strong>die</strong> Unternehmensethik<br />

im landwirtschaftlichen<br />

Betrieb, um <strong>die</strong> Frage, wie<br />

wir mit unserer Verantwortung<br />

als Mitgestalter in der Schöpfung,<br />

in Betrieb <strong>und</strong> Familie umgehen<br />

können <strong>und</strong> <strong>soll</strong>en. Die<br />

große Anzahl der Besucher hat<br />

deutlich gemacht: <strong>Es</strong> ist den Bauern<br />

wichtig, ihr Tun zu hinterfragen.<br />

Die Suche nach ethischen<br />

Maßstäben in bedrängenden Fragen<br />

wie Gentechnik, chemischem<br />

Pflanzenschutz, artgerechter<br />

Tierhaltung <strong>und</strong> ständig<br />

wachsenden Betriebsgrößen<br />

stellt <strong>die</strong> zwischenzeitlich zu mittelständischen<br />

Unternehmern<br />

gewordenen Bauern vor neue<br />

Herausforderungen.<br />

Dabei kommt uns Landwirten<br />

zugute, dass wir – gerade in<br />

Württemberg – eine hervorragende<br />

Ausbildungsstruktur haben.<br />

<strong>Es</strong> ist zum Glück <strong>nicht</strong> mehr<br />

so, dass <strong>die</strong> dümmsten Bauern<br />

<strong>die</strong> größten Kartoffeln haben,<br />

sondern <strong>die</strong> Fachschul- <strong>und</strong> anschließende<br />

Meisterausbildung<br />

wie zum Beispiel an der Akademie<br />

Kupferzell vermitteln <strong>nicht</strong><br />

nur das Knowhow in Produktion<br />

<strong>und</strong> Betriebsführung. Der Umweltschutz<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Stellung des<br />

Landwirts in der Gesellschaft<br />

stehen ganz im Mittelpunkt. Die<br />

Für »gut gemeinte<br />

Ratschläge«, wie<br />

Landwirtschaft unter dem<br />

welt- <strong>und</strong> umweltpolitischen<br />

Umfeld<br />

betrieben werden <strong>soll</strong>te,<br />

ist gerade das kirchliche<br />

Umfeld sehr anfällig.<br />

Ländliche Heimvolkshochschule<br />

Hohebuch leistet<br />

im Rahmen <strong>die</strong>ser<br />

Ausbildung einen<br />

wertvollen Beitrag<br />

durch ein mehrwöchiges<br />

Pflichtseminar.<br />

Hier beginnt<br />

aber auch bereits das Problem:<br />

Die Landwirte erwarten von der<br />

Kirche mit Sicherheit keine neuen<br />

Vorgaben, wie sie ihren Beruf<br />

ausüben <strong>und</strong> ihren Betrieb führen<br />

<strong>soll</strong>en, sondern Unterstützung<br />

<strong>und</strong> ernsthaften Dialog in<br />

einem schwierigen Umfeld zwischen<br />

Ökonomie, Globalisierung<br />

<strong>und</strong> Ökologie.<br />

Die Vielzahl von geisteswissenschaftlich<br />

geprägten Vertretern<br />

in den kirchlichen Gremien,<br />

Werken <strong>und</strong> Gruppierungen<br />

sieht <strong>die</strong> Landwirtschaft natürlich<br />

anders als derjenige, der tagtäglich<br />

mit seinen Händen <strong>die</strong><br />

Arbeit tut. Für »gut gemeinte<br />

Ratschläge«, wie Landwirtschaft<br />

unter dem welt- <strong>und</strong> umweltpolitischen<br />

Umfeld betrieben werden<br />

<strong>soll</strong>te, ist deshalb gerade das<br />

kirchliche Umfeld sehr anfällig.<br />

Daraus resultiert das Phänomen,<br />

dass »positive Landwirtschaft«<br />

oft mit Nischen- <strong>und</strong> Bioproduzenten,<br />

mit Aktionsgruppen <strong>und</strong><br />

Sonderformen von landwirtschaftlicher<br />

Vermarktung gleichgesetzt<br />

wird.<br />

Für den Landwirt sind aber<br />

zuerst ganz praktische Fragen<br />

ausschlaggebend: Frisst <strong>die</strong> Raupe<br />

des Maiszünslers (Foto) den<br />

Mais, oder schütze ich den Bestand<br />

für meine Kühe? Wie behandle<br />

ich einen Weizenschlag<br />

so, dass aus dem Korn Mehl gewonnen<br />

werden kann <strong>und</strong> es<br />

<strong>nicht</strong> wegen Pilzbefalls in der<br />

Biogasanlage landen muss? Wie<br />

kann ich meine <strong>Ernte</strong> <strong>und</strong> mein<br />

Schlachtvieh vermarkten? Wie<br />

entwickeln sich <strong>die</strong> globalen<br />

Märkte, von denen ich abhängig<br />

bin?<br />

Dies gilt auch in einer so<br />

schwierigen Frage wie der Gentechnik.<br />

Die Kirche gerät dabei<br />

in Gefahr, allein weltanschaulich<br />

zu argumentieren. Hier ist eine<br />

Versachlichung dringend erforderlich.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!