SKIPPER – 100 Jahre Sprechfunk - Dietrich Hub
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Historie<br />
3<br />
Meer vereinbart. Bei der Kollision der<br />
Titanic mit einem Eisberg war ein anderes<br />
Schiff in Sichtweite gewesen. Es<br />
empfing die Notsignale des britischen<br />
Luxusliners jedoch nicht,weil dessen<br />
Funker bereits Feierabend hatte. So<br />
verschwand dieses Schiff vor den Augender<br />
todgeweihten Titanic-Passagiere<br />
in der Dunkelheit.Schiffeinder weiteren<br />
Entfernung hörten zwar die Notrufe,doch<br />
aufgrund der größeren Entfernung<br />
traf erst vier Stunden nach<br />
dem Sinken derTitanicdas erste dieser<br />
Schiffe amUnglücksort ein.<br />
Viele<strong>Jahre</strong>nochbliebderTelegrafiefunk,<br />
dass heißt die Übertragung für<br />
Morsezeichen, die wichtigste Kommunikationsform<br />
auf See. Es dauerte<br />
lange, bis Fessendens Erfindung, also<br />
die Übertragungsmöglichkeit von<br />
Sprache, umgesetzt wurde. Imersten<br />
SOLAS-Vertrag (International Convention<br />
for the Safety ofLife atSea) von<br />
1914 wurde vereinbart, dass alle Schiffe<br />
mit Funkanlagen auf der Frequenz<br />
500 kHz eine „Hörwache“ haben müssen.<br />
Auf dieser Mittelwellenfrequenz<br />
wurde der Telegrafienotverkehr abgewickelt.<br />
<strong>Sprechfunk</strong> über Kurzwelle<br />
wurde erst ab 1930 üblich.AlsWellenlänge<br />
für den <strong>Sprechfunk</strong>-Notverkehr<br />
wurde die Frequenz 2182 kHz auf<br />
„Grenzwelle“festgelegt.Ab1938 konnten<br />
über die Küstenfunkstelle NorddeichRadioSeefunkgespräche<br />
geführt<br />
werden,d.h.<strong>Sprechfunk</strong>gesendet werden,<br />
der ins öffentliche Telefonnetz<br />
weitergeleitet wurden. Mitte der 50er-<br />
<strong>Jahre</strong> wurde für den <strong>Sprechfunk</strong> auch<br />
Fotos: Skipper/<strong>Dietrich</strong> <strong>Hub</strong><br />
der Frequenzbereich von 152 bis 172<br />
MHz verwendet, die sogenannten Ultrakurzwellen.<br />
Auf diesen hohen Frequenzen<br />
war eine sehr gute Sprachqualitätmöglich.Diese<br />
Frequenzen folgen<br />
nicht der Erdkrümmung, da ihre<br />
Reichweite begrenzt ist. Dadurch<br />
konnten jedoch sehr viele Schiffe auf<br />
derselben Frequenz funken, ohne sich<br />
gegenseitig zu stören.<br />
Der Langwellenfunk, auf dem Fessenden<br />
1906 dieWeihnachtsgeschichte<br />
übertragen hatte, wurde später im<br />
Seefunk kaum nochverwendet.Nur in<br />
einem Verwendungszweck war dieser<br />
Frequenzbereich nach wie vor wichtig:Langwellensindals<br />
einzigeelektromagnetischeWelleninder<br />
Lage,inWasser<br />
bis zu einer gewissen Tiefe einzudringen.<br />
U-Boote unter Wasser können<br />
also mittels Langwelle per Funk erreicht<br />
werden, wobei Wellen mit extrem<br />
niedriger Frequenz zum Einsatz<br />
kommen (unter 30KHz).<br />
Bei Rettungseinsätzen auf See speieln die Küstenfunkstellen<br />
(hier das „Maritim rescue coordination centre“ Thorshavn auf<br />
den Faroer-Inseln) nach wie vor eine entscheidende Rolle<br />
Der <strong>Sprechfunk</strong> über UKW ist auch inder Berufsschifffahrt (hier die Brücke der HUCKLEBER-<br />
RY FINN der TT-Line) die wichtigste Kommunikationsform im Funkverkehr geworden<br />
Fessenden hatte für seine erste<br />
<strong>Sprechfunk</strong>aussendungam24. Dezember<br />
den richtigen Zeitpunkt gewählt,<br />
denn an keinem anderen Tag ist die<br />
Einsamkeit der Seeleute auf den Weltmeeren<br />
so groß wie am Heiligen<br />
Abend.Weihnachten blieb imSeefunk<br />
immer eine sehr betriebsame Zeit,<br />
denn viele Seeleute wollten an diesen<br />
Tagen mit ihren Familien an Land in<br />
Kontakt treten. Zu keiner anderen Zeit<br />
im Jahr übermittelten die Küstenfunkstellen<br />
so viele Seefunktelegramme<br />
wie an Weihnachten. In Norddeich Radio<br />
gab es für die Funker über die<br />
Weihnachtsfeiertage regelmäßig Urlaubssperre<br />
<strong>–</strong>sogroß war das Aufkommen<br />
an Seefunkgesprächen und Telegrammen<br />
andiesenTagen. Mit der Einführung<br />
der Satellitenkommunikation<br />
ab 1999 gehört auch dies der Vergangenheit<br />
an.<br />
<strong>Dietrich</strong> <strong>Hub</strong><br />
12/2006 Skipper