Download pdf - Gregor Louisoder Umweltstiftung
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BAYERN WILD<br />
31<br />
Der Luchs ist kein Streuner und Wanderer, sondern heimattreu und<br />
verlässlich – wie seine Lieblingsbeute das Reh. Die großen Katzen<br />
sind Strategen, deren Jagderfolg und damit ihr Überleben davon<br />
abhängt, wie gut ihre Ortskenntnisse sind.<br />
Sybille Wölfl, Biologin im Bayerischen Wald, untersucht<br />
seit über zehn Jahren Luchse in ihrem bayerischen Lebensraum.<br />
Sie kennt ihr Forschungstier aus dem Effeff und erzählt,<br />
welchen Geheimnissen sie in ihren Untersuchungen<br />
auf der Spur ist.<br />
Frau Wölfl, was fasziniert Sie so an Luchsen?<br />
Sybille Wölfl: Der Luchs ist etwas ganz Besonderes: Wenige<br />
Waldtiere sind so perfekt auf ihren Lebensraum eingestellt<br />
wie der Luchs. Und natürlich finde ich ihn auch besonders<br />
schön, mit dem gefleckten Fell, dem markanten Backenbart<br />
und seiner geschmeidigen Eleganz. Obwohl er doch<br />
eigentlich ein großer Beutegreifer ist, kann man ihn praktisch<br />
kaum in seinem Revier überraschen und beobachten.<br />
Dazu braucht man schon moderne Hilfsmittel. Er ist für<br />
seine „Arbeit“ eben gut getarnt.<br />
Der Luchs gilt als „Spezialist“. Was heißt das denn?<br />
Sybille Wölfl: Bei uns hat sich der Luchs ganz auf Rehe als<br />
Beutetiere angepasst. Europaweit kann er zwar mehr als<br />
30 verschiedene Tierarten erbeuten. Doch wo es Rehe gibt,<br />
sind sie als Grundnahrung für den Luchs unübertroffen.<br />
An einem Reh kann sich die große Katze rund vier bis<br />
sechs Tage den Bauch voll schlagen. Dann sucht sie etwa<br />
eineinhalb bis drei Tage, bis sie wieder ein neues Beutetier<br />
erwischt. Rehe und Luchse sind sich recht ähnlich, beide<br />
beanspruchen ein eigenes Territorium und durchstreifen<br />
es auf mehr oder weniger festen Wegen. Rehe sind dadurch<br />
<br />
© Luchsprojekt Bayern (w)<br />
© Luchsprojekt Bayern (w)<br />
Erst mit modernen Hilfsmitteln wie Fotofallen – das sind Kameras, die auslösen, wenn sich<br />
ein Tier in der Nähe bewegt – oder mit Halsbandsendern kann man den großen Katzen ihre<br />
Geheimnisse entlocken.<br />
Sicher wie Seiltänzer balancieren Luchse gerne auf schmalen Stegen und über<br />
Baumstämme. Die Hinterpfoten treten dabei genau in die Spur der Vorderpfoten.