Magazin herunterladen - Gothaer Versicherungen
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Interview<br />
„Ein Roboter kann seine<br />
Arbeit nicht beurteilen“<br />
Roboter werden uns immer ähnlicher. Sie übernehmen lästige Tätigkeiten<br />
wie Staub saugen oder Rasen mähen. Der Neurobiologe und Roboter-Experte<br />
Dr. Fabian Kruse erklärt im Interview die schöne neue Welt.<br />
<strong>Gothaer</strong> <strong>Magazin</strong>: Herr Kruse, ob bei I Robot, Terminator<br />
oder Robocop: Im Kino wird der Mensch<br />
irgendwann immer Opfer der Roboter, die er selbst<br />
erfunden hat. Heißt das nicht eigentlich: Finger<br />
weg von der Technik?<br />
der gezeigt, dass durch den technischen Fortschritt<br />
auch neue Berufszweige entstanden sind.<br />
GM: Welche Tätigkeiten werden dem Menschen<br />
vorbehalten bleiben? Und wo helfen Roboter?<br />
Das können<br />
Roboter schon<br />
Lernen: Das Modell<br />
„Kate“ der Uni Ravensburg<br />
lernt durch „Trial<br />
and Error“. So kann es<br />
sogar Kaffee kochen –<br />
wenn es ihm Menschen<br />
einmal vorgemacht<br />
haben.<br />
Riechen: Forscher der<br />
Warwick University formten<br />
winzige Poren, die<br />
nur einzelne Moleküle<br />
passieren lassen und sie<br />
identifizieren können.<br />
So ähnlich arbeitet die<br />
menschliche Nase.<br />
Lächeln: Der Ingenieur<br />
Hiroshi Ishiguro hat<br />
Roboter entwickelt, die<br />
mehr als 60 menschenähnliche<br />
Gesichtsausdrücke<br />
beherrschen.<br />
Heben: Im Pflegeroboter<br />
„Riba 2“ arbeiten 60<br />
Gelenke und sechs Motoren.<br />
Damit können bis zu<br />
80 Kilogramm schwere<br />
Patienten gehoben<br />
werden.<br />
Fotos: Corbis, privat<br />
Dr. Fabian Kruse: Nein. Ich glaube, da können wir für<br />
die nächsten Jahrhunderte ganz entspannt bleiben.<br />
In all den Büchern und Filmen, die sich dem Thema<br />
,Künstliche Intelligenz‘ widmen, wird ja immer davon<br />
ausgegangen, dass die Technik bereits so weit fortgeschritten<br />
ist, dass sie ein eigenes Bewusstsein<br />
und den Bedarf entwickelt, sich über das hinwegzusetzen,<br />
was ihr einprogrammiert wurde. Die heutige<br />
Realität sieht nüchterner aus. Wir sind noch ganz am<br />
Anfang und haben damit zu kämpfen, Robotik-Systemen<br />
überhaupt einfache Tätigkeiten beizubringen,<br />
die uns die Alltagslast abnehmen.<br />
GM: Das klingt vielversprechend: Jeder Mensch hat<br />
also demnächst zu Hause einen oder mehrere Roboter,<br />
die ihm lästige Arbeiten abnehmen.<br />
Kruse: Darauf bewegen wir uns in der Tat hin, dass<br />
alles, was Menschen nur ungern tun, was gefährlich<br />
oder schwierig sein könnte, von Robotern erledigt<br />
werden kann. Ein großer Trend ist, dass Roboter nicht<br />
mehr festgeschraubt in der Fabrik stehen, sondern sich<br />
frei und sicher im Raum bewegen, wie zum Beispiel ein<br />
Staubsauger-Roboter. Die Unterstützung des Menschen<br />
steht also ganz klar im Fokus.<br />
GM: Aber wenn Roboter uns nach und nach immer<br />
mehr Aufgaben abnehmen können: Machen wir uns<br />
letzten Endes dann nicht selber überflüssig?<br />
Kruse: Nein. Grundsätzlich ist die Entwicklung, die<br />
wir in der Robotik sehen, sehr vergleichbar mit der<br />
Entwicklung, die es vor Jahrzehnten bei den Maschinen<br />
allgemein gab – in der Industrie und in Fabriken.<br />
Da kann es passieren, dass durch Roboter bestimmte<br />
Arbeitskräfte nicht länger gebraucht werden.<br />
Gleichzeitig hat die Vergangenheit aber immer wie-<br />
Kruse: Nehmen wir ein Beispiel: Ein Hotelzimmer<br />
muss sauber gemacht werden. Das klingt nicht übermäßig<br />
kompliziert, und doch kann man sagen, dass<br />
die Aufgabe für die heutige Robotik noch zu komplex<br />
ist. Das fängt bei der hohen Zahl unterschiedlicher<br />
Tätigkeiten an – vom Bettenmachen bis zum Badezimmer-Putz.<br />
Ein Roboter kann das nicht leisten.<br />
Nebenbei bemerkt, ist das Bettenmachen aus Sicht<br />
der Robotik sehr komplex. Hinzu kommt die Unfähigkeit<br />
des Roboters, die Qualität seiner Arbeit zu beurteilen:<br />
Wann ist das Zimmer so schön und ordentlich<br />
hergerichtet, dass der Gast sich darin wohl fühlt?<br />
Das ist eine Entscheidung, die kann ein Roboter gar<br />
nicht treffen, gutes Reinigungspersonal aber schon.<br />
In vielen anderen Bereichen aber können Roboter<br />
durchaus helfen, zum Beispiel bei Tätigkeiten wie<br />
der Straßenreinigung oder in der Gartenpflege. Oder<br />
zum Beispiel auch, indem sie eine menschliche Fachkraft<br />
gezielt unterstützen.<br />
30 magazin 02/12