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Walter Staib - Gour-med

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Kulinaria der Welt<br />

Nur das Einhorn tanzt aus der Reihe. Mit<br />

dem Kopf eines Bären, dem Körper eines<br />

Nashorns und den Beinen eines Menschen<br />

könnte es ein Schamane mit Tierfell<br />

und Maske sein, ein Zeichnung gewordenes<br />

Gebet oder Ausdruck diffuser Albträume<br />

des Künstlers – niemand weiß es.<br />

Im September 1940 entdeckte ein Hund<br />

die Bilder. Er war in eine Felsspalte gestürzt,<br />

sein Besitzer und ein paar Freunde<br />

zogen ihn hinaus und entdeckten dabei<br />

die Höhle, die von Wissenschaftlern als<br />

„Sixtinische Kapelle der Frühgeschichte“<br />

gefeiert wird – was die Touristiker gern<br />

aufgriffen. Vor 8000 Jahren war der Eingang<br />

eingestürzt. Seither herrschten dort<br />

gleichmäßige klimatische Bedingungen:<br />

13 fröstelige Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit<br />

von 98 Prozent. Ein Tonstreifen<br />

über der Höhle schützte vor Nässe<br />

von oben.<br />

Schnell trafen die Experten ein; es wurde<br />

analysiert, datiert und eine Treppe<br />

gebaut. Ab 1948 kamen die Besucher.<br />

Mehr als eine Million. Sie brachten unter<br />

ihren Schuhen die „grüne Krankheit“ mit,<br />

Bakterien und Pilze. Es folgte die „weiße<br />

Krankheit“, helle Punkte, die sich durch<br />

Kohlendioxid und Feuchtigkeit auf den<br />

Gemälden verbreiteten. Gegen das Grün<br />

halfen Antibiotika, die Punkte erwiesen<br />

sich als unheilbar. 1963 schloss man die<br />

Höhle. Die Malerin Monique Peytral erhielt<br />

den Auftrag ihres Lebens: im selben<br />

Maßstab und mit den gleichen Techniken<br />

– mit Fingern, Händen, Stempeln und Pinseln<br />

– malte sie für die 200 Meter entfernte<br />

Höhle „Lascaux II“ die Bilder des „Saals<br />

der Stiere“ und des Längsgangs in gelber,<br />

roter und schwarzer Farbe neu.<br />

Heute weiß man, dass die ursprünglichen<br />

Maler Leiter und Wandgestelle nutzten und<br />

im Schein von Fettlampen arbeiteten. Doch<br />

warum sie Pferdeherden im gestreckten<br />

Galopp, riesige Stiere – alle mit unterschiedlichen<br />

Augen – und Hirsche mit eindrucksvollen<br />

Geweihen ausgerechnet hier und in<br />

solcher Zahl malten, das weiß man nicht.<br />

Um ihr Jagdglück zu beschwören? Doch<br />

Rentiere, die in erster Linie für die Fleischversorgung<br />

zuständig waren, sind nicht abgebildet.<br />

Eine Grabstätte zieren die Bilder<br />

auch nicht, wurden hier doch nie Knochen<br />

gefunden. Bleibt die These einer prähistorischen<br />

Gebetsstätte. Der Rest ist Träumerei.<br />

Tipps fürs Tal der Vézère:<br />

Anreise:<br />

Air France fliegt über Lyon oder Paris nach<br />

Bordeaux; Preis ab 194 Euro (www.airfrance.de).<br />

Flexibler ist man mit eigenem<br />

Wagen (über Orléans und Limoges). Die<br />

Autobahn A 20 führt bis Brive. Von dort ist<br />

man in etwa einer halben Stunde mitten<br />

im Tal der Vézère.<br />

Reisezeit:<br />

Im Sommer kann es sehr heiß werden,<br />

ideal sind der warme Frühling und Herbst.<br />

Letzterer ist als Steinpilz- und Trüffel-<br />

Saison auch kulinarisch besonders angenehm.<br />

Wegen der relativen Nähe zum<br />

Atlantik fallen die Temperaturen auch im<br />

Winter selten unter den Gefrierpunkt.<br />

Fotos: Stefanie Bisping<br />

Übernachten:<br />

Mobilheime mit Flussblick kann man auf<br />

dem „Camping d’hôtes Le Paradis“ mieten<br />

24290 Saint-Léon-sur-Vézère<br />

Tel. +33 (0)5 53 50 72 64<br />

Fax +33 (0)5 53 50 75 90<br />

www.le-paradis.com<br />

Wer feste Mauern bevorzugt, hat die<br />

Wahl zwischen diversen kleinen Hotels;<br />

hübsch und günstig gelegen ist z.B. die<br />

Hostellerie du Passeur<br />

Place de la Mairie<br />

24620 Les Eyzies-de-Tayac<br />

www.hostellerie-du-passeur.com<br />

Geöffnet von April bis Allerheiligen<br />

Prähistorie:<br />

La Roque Saint-Christophe ist ganzjährig<br />

zu besichtigen; Eintritt 7 Euro,<br />

ermäßigt 4 Euro<br />

www.roque-st-christophe.com<br />

Karten für Lascaux II müssen vor dem<br />

Besuch in der Touristeninformation<br />

von Montignac gekauft werden. Die<br />

Grotte ist nur im Rahmen einer geführten<br />

Tour zu besichtigen. Näheres:<br />

www.semitour.com<br />

Allgemeine Auskünfte:<br />

Atout France, Zeppelinallee 37<br />

60325 Frankfurt.<br />

Tel. +49 (0) 190 1570025<br />

Fax +49 (0) 900 159 9061<br />

www.rendezvousenfrance.com<br />

Fast 1000 Jahre alt: die Kirche von Saint-Léon-sur-Vézère<br />

Farbenfroh: Markttag in Montignac<br />

our-<strong>med</strong> G l www.gour-<strong>med</strong>.de l 9/10-2013<br />

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