Studie: Die wahren Kosten der Kohle - Greenpeace
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Das Unternehmen CZN wurde von den 1980er Jahren bis<br />
2001 als Joint Venture zwischen ExxonMobil und <strong>der</strong><br />
kolumbianischen Regierung betrieben, dann wurde es von<br />
einem Konsortium europäischer Bergbaukonzerne<br />
übernommen, darunter BHP Billiton, Glencore und Anglo-<br />
American. 25 <strong>Die</strong> Anlage erstreckt sich über 380<br />
Quadratkilometer im Süden Guajiras und besteht aus<br />
einem integrierten Bergwerk, Eisenbahn und<br />
Küstenexportterminal .26 Derzeit produziert sie ungefähr 30<br />
Mio. Tonnen <strong>Kohle</strong> im Jahr, <strong>der</strong> Bergbaukonzern investiert<br />
jedoch US$ 1 Mrd. in die Erhöhung des För<strong>der</strong>volumens<br />
auf 40 Mio. Tonnen jährlich bis zum Jahr 2011. 27<br />
<strong>Die</strong> Regierung Kolumbiens behauptet, das Bergwerk<br />
bringe den Fortschritt in die notleidende Region La Guajira.<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit ist jedoch, dass sich die afrokolumbianischen<br />
und indigenen Gemeinden durch das Bergwerk in einem<br />
Zustand <strong>der</strong> Belagerung befinden. Große Gebiete in <strong>der</strong><br />
Nähe des Bergwerks sind aufgrund von Sprengarbeiten,<br />
Staubentwicklung und Verseuchung unbewohnbar.<br />
Bergarbeiter und örtliche Gemeinden leiden unter<br />
gesundheitlichen Beeinträchtigungen und verlieren ihr<br />
Land, ihre Häuser, ihr Einkommen und sogar ihr Leben.<br />
<strong>Die</strong> Luft in <strong>der</strong> Umgebung ist durch Flugasche und Methan<br />
verunreinigt und das Wasser ist durch Abfallschlamm und<br />
einem Cocktail aus an<strong>der</strong>en Chemikalien verseucht. 28<br />
<strong>Die</strong> Auswirkungen des CZN<br />
Bergwerks<br />
„Mit <strong>der</strong> Zeit wurden die Beziehungen zu den<br />
Bergbaukonzernen immer schlechter, und wir begannen, die<br />
schlimmen Auswirkungen des [Bergbau-] Angebots zu<br />
erkennen … <strong>Die</strong> Unternehmen verletzten ständig unsere<br />
Rechte, sie missachteten unsere überlieferten Gesetze, die<br />
angewandt werden müssen, um den irreversiblen Schaden<br />
wie<strong>der</strong> gut zu machen, den sie den Gemeinden und <strong>der</strong><br />
Natur zugefügt haben.“ 31<br />
Heute ist Tamaquito isoliert. Da die Dorfbewohner keine<br />
Möglichkeit haben, sich selbst zu ernähren, ist ihre Existenz<br />
bedroht. „Wir erkannten, dass wir einen Fehler gemacht<br />
hatten“, sagte Jairo. „Das Bergwerk hat uns vollständig<br />
eingekreist. Wir haben keinen Zugang zu Straßen, um unser<br />
Dorf zu verlassen, unsere Kin<strong>der</strong> haben keinen Zugang zu<br />
Schulen, wir müssen auf Pfaden gehen, und es dauert vier<br />
Stunden, um das nächstgelegene Dorf zu erreichen. CZN<br />
erlaubt uns nicht einmal, auf seinem Gebiet zu jagen, und<br />
unsere Jagdgründe sind wegen des Bergwerks erschöpft.<br />
Wir müssen uns durch Jagd und Anbau selber versorgen<br />
können, aber nun hat Cerrejón das gesamte Land<br />
aufgekauft, also haben wir keine Überlebenschance.“ 32<br />
Zwangsvertreibung und Isolation<br />
Im Jahr 1980 wurde die Gemeinde Media Luna ausgewählt,<br />
um dort den benötigten Hafen zu bauen, um die <strong>Kohle</strong> des<br />
CZN in die ganze Welt zu verschiffen. 33 Neben dem Hafen<br />
baute <strong>der</strong> Bergbaukonzern auch einen Flughafen, einen<br />
Umschlagbahnhof und einen kompletten Industriekomplex.<br />
Falsche Versprechungen<br />
Das einheimische Volk <strong>der</strong> Wayuu aus Tamaquito ist<br />
beson<strong>der</strong>s von <strong>der</strong> Mine betroffenen. Ursprünglich<br />
versprach man ihnen „an den Nutzen des <strong>Kohle</strong>bergbaus<br />
teilzuhaben. Das bedeutete ‚Entwicklung‘ und<br />
‚Fortschritt‘, was für die Wayuu eine Lösung ihrer<br />
Probleme hieß: Mängel in <strong>der</strong> Wasserversorgung, <strong>der</strong><br />
Ausbildung und im Gesundheitswesen“, sagte Remedios<br />
Fajardo Gómez. 29 „ Als die Bergarbeiten voranschritten,<br />
setzte die Kontaminierung ein. <strong>Kohle</strong>nstaub und <strong>der</strong> Lärm<br />
<strong>der</strong> Geräte und <strong>der</strong> Explosionen beeinträchtigten das<br />
Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen in den<br />
bergwerksnahen Gemeinden. Mehrere Wayuu starben<br />
und an<strong>der</strong>e erlitten dauerhafte Schäden aufgrund von<br />
Vergiftungen, nach dem Verzehr verseuchter Abfälle von<br />
den Müllkippen des Bergbaukonzerns.“ 30<br />
Jairo Dionisio Fuentes Epiayu, <strong>der</strong> Gouverneur von<br />
Tamaquito, erzählte uns, was dann geschah<br />
Zu dieser Zeit lebten 750 Wayuu in Media Luna. Zunächst<br />
führte <strong>der</strong> Konzern Verhandlungen mit den Bewohnern über<br />
ein Umsiedlungsprogramm. Doch die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Gemeinde wurden von Unternehmensvertretern bedroht und<br />
angebrüllt und schließlich brachen die Gespräche ab.<br />
<strong>Die</strong> Wayuu waren gezwungen, in ein nahe gelegenes Gebiet<br />
umzusiedeln, doch es dauerte nicht lange, da war auch ihr<br />
neues Zuhause durch Luft- und Wasserverschmutzung vom<br />
Bergwerk verseucht. Das Unternehmen wies die Wayuu an,<br />
erneut umzuziehen, aber 42 Personen aus sieben Familien<br />
weigerten sich. Der Bergbaukonzern errichtete daraufhin<br />
einen Maschendrahtzaun um diese Familien. An den Toren<br />
wurden Schlösser angebracht und bewaffnete Wachen<br />
patrouillierten. Außerdem wurden die Bewohner schikaniert<br />
und daran gehin<strong>der</strong>t, neue Häuser zu errichten, sogar <strong>der</strong><br />
Zugang zur Wasserversorgung wurde ihnen verwehrt.<br />
Trotzdem blieben sie und sie sind heute noch dort.<br />
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