Unsere Nahrung in der Globalisierungsfalle - Greenpeace
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nährungskonzerne günstige Rohstoffe bekommen<br />
und auch, dass ihre Bevölkerung auch zukünftig<br />
preisgünstige Produkte wie Kaffee o<strong>der</strong><br />
Bananen, aber auch Hühnchen o<strong>der</strong> Bratwürste<br />
verzehren kann. Häufig auf Kosten <strong>der</strong> Menschen<br />
<strong>in</strong> den Entwicklungslän<strong>der</strong>n.<br />
Mit zweierlei Maß gemessen –<br />
Agrarsubventionen:<br />
Seit Jahrzehnten wird die landwirtschaftliche<br />
Produktion <strong>in</strong> den USA und Europa durch<br />
Agrarsubventionen unterstützt. Die gezahlten<br />
Subventionen führen zu Milchseen und Kartoffelbergen.<br />
Damit wir zum Beispiel <strong>in</strong> Europa<br />
o<strong>der</strong> den USA nicht auf unseren Produktionsüberschüssen<br />
sitzen bleiben, exportieren wir sie<br />
weltweit. Wer hätte z.B. gedacht, dass Milch<br />
für Deutschland e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>n br<strong>in</strong>gendsten<br />
landwirtschaftlichen Exportgüter ist.<br />
Dabei berufen sich die Wirtschaft und die Politik<br />
<strong>der</strong> Industrienationen gerne auf den so genannten<br />
freien Handel und for<strong>der</strong>n <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
die Entwicklungslän<strong>der</strong> dazu auf, ihre<br />
Märkte für unsere Produkte zu öffnen. Doch<br />
<strong>der</strong> hier e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>te „freie“ Handel ist e<strong>in</strong><br />
Trugbild und die Exportpolitik <strong>der</strong> reichen<br />
Län<strong>der</strong> zerstört häufig die lokalen - und Exportmärkte<br />
<strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>.<br />
Denn die Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d ungleich: Die<br />
mult<strong>in</strong>ationalen Konzerne werden von den Regierungen<br />
des Nordens politisch vertreten und<br />
durch Exportsubventionen unterstützt Auch trat<br />
2002 <strong>in</strong> den USA <strong>der</strong> so genannte Farm Bill 6 <strong>in</strong><br />
Kraft, <strong>der</strong> den US-amerikanischen Bauern bis<br />
2007 <strong>in</strong>sgesamt 190 Milliarden US-Dollar Subventionen<br />
zusichert. Solch gigantische Subventionen<br />
führen zu e<strong>in</strong>er globalen Überproduktion<br />
von wichtigen <strong>Nahrung</strong>spflanzen wie<br />
Weizen und Mais, die auf dem Weltmarkt die<br />
Preise drücken. Entwicklungslän<strong>der</strong> können<br />
sich solche Subventionen nicht leisten und<br />
folglich ihre Bauern und Märkte nicht schützen.<br />
Sie s<strong>in</strong>d nicht mehr konkurrenzfähig. Zudem<br />
überschwemmen die zu Dump<strong>in</strong>g-Preisen<br />
verhökerten Exporterzeugnisse die lokalen<br />
Märkte <strong>in</strong> den Entwicklungslän<strong>der</strong>n. Mit dem<br />
Ergebnis, dass US-amerikanischer Mais z.B. <strong>in</strong><br />
Afrika billiger verkauft wird, als <strong>der</strong> heimisch<br />
angebaute. So verkaufen die USA zum Beispiel<br />
überschüssigen Weizen auf dem Weltmarkt zu<br />
46 Prozent unterhalb <strong>der</strong> Produktionskosten.<br />
6<br />
Farm Security and Rural Investment Act of 2002<br />
Bei zahlreichen an<strong>der</strong>en Exportgütern verstieße<br />
dies gegen so genannte Anti-dump<strong>in</strong>g-Regelungen.<br />
Für Agrarerzeugnisse gibt es solche<br />
Regelungen allerd<strong>in</strong>gs nicht. 7<br />
Was bedeutet die<br />
Globalisierung für die agrarische<br />
Artenvielfalt?<br />
<strong>Unsere</strong> Landwirtschaft wird zunehmend von<br />
e<strong>in</strong>igen großen Agrar-Konzernen beherrscht,<br />
die durch ihre Monopolstellung bestimmen,<br />
welches Saatgut zu welchen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
angebaut wird. Der Saatgut-Markt ist e<strong>in</strong> lukratives<br />
Geschäft. Doch nur wirtschaftlich profitable<br />
Pflanzen werden vertrieben, entwickelt und<br />
gezüchtet. Vieles, was früher auf den Fel<strong>der</strong>n<br />
wuchs, ist deshalb heute e<strong>in</strong>e Rarität bzw. existiert<br />
nicht mehr.<br />
In Indien wurden e<strong>in</strong>st 30.000 Reissorten<br />
angebaut, heute spielen für die Ernährung nur<br />
noch zehn e<strong>in</strong>e Rolle. Die Vielfalt wird durch<br />
uniforme Supersorten ersetzt. Dabei s<strong>in</strong>d es<br />
diese robusten traditionellen Kulturpflanzen,<br />
die sich den regionalen Gegebenheiten optimal<br />
anpassen und <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Erforschung und Erhalt<br />
daher <strong>in</strong>vestiert werden muss. Die Züchtungsziele<br />
entscheiden über die Anbaubed<strong>in</strong>gungen.<br />
Denn ist e<strong>in</strong>e Sorte auf großflächigen Anbau<br />
getrimmt und steht <strong>der</strong> Ertrag im Vor<strong>der</strong>grund,<br />
gehen häufig natürliche Resistenzen verloren,<br />
und die Pflanzen brauchen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive, aufwändige<br />
und teure „Pflege“, wie verstärkten<br />
E<strong>in</strong>satz von Kunstdüngern und Pestiziden, sowie<br />
<strong>in</strong>tensive Bewässerung.<br />
Genmanipulierte Pflanzen, die neueste Kreation<br />
<strong>der</strong> mult<strong>in</strong>ationalen Konzerne, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Bedrohung für die genetische und agrarische<br />
Vielfalt. Schwere Folgen für die Welternährung<br />
drohen durch die Verschmutzung<br />
traditioneller und e<strong>in</strong>heimischer Sorten mit<br />
Gentechnik, da sich die Gen-Pflanzen mit<br />
an<strong>der</strong>en Pflanzen vermischen (so genannte<br />
Auskreuzung) und so die Vielfalt bedrohen.<br />
Wissenschaftler fanden zum Beispiel im Jahr<br />
2001 <strong>in</strong> dem mexikanischen Staat Oaxaca<br />
e<strong>in</strong>heimische Maissorten, die gentechnisch ver-<br />
7<br />
Warren Vieth, „Bill Will Export Misery to Africa“, Los<br />
Angeles Times, 27. Mai 2002<br />
V.i.S.d.P.: Ulrike Brendel, <strong>Greenpeace</strong> e.V., Große Elbstraße 39, 22767 Hamburg 8/2004 Seite 3