Magazin 66 - Grüner Kreis
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| grünerkreisMedizin<br />
Die neue Ärztin<br />
im Verein<br />
Seit Oktober 2007 arbeite ich als praktische<br />
Ärztin beim „Grünen <strong>Kreis</strong>“. Es war ein beruflicher<br />
Wiedereinstieg nach einer 2-jährigen<br />
Karenzzeit für meine mittlerweile zweieinhalbjährige<br />
Tochter Rosa. Damit verbunden<br />
war auch ein schon lange ins Auge gefasster<br />
Ortswechsel von Wien, wo ich geboren und<br />
aufgewachsen bin, nach Seebenstein ins südliche<br />
Niederösterreich, wo auch meine Wurzeln<br />
liegen, denn meine Eltern stammen beide aus<br />
der Buckligen Welt, genau gesagt aus Kirchberg<br />
am Wechsel bzw. Otterthal. Nahezu alle<br />
Schulferien bis zum 16. Lebensjahr verbrachte<br />
ich bei meinen Großeltern auf dem Land, womit<br />
ich viele schöne Erinnerungen verbinde.<br />
Die folgenden Jahre kehrte ich dem Landleben<br />
immer mehr den Rücken, Besuche wurden sehr<br />
spärlich und ich war voll und ganz in Wien<br />
integriert. Ich nutzte die vielfältigen Kulturund<br />
Unterhaltungsangebote der Großstadt<br />
und konnte mir nicht vorstellen, ohne dieses<br />
Angebot jemals auszukommen. Lange konnte<br />
ich mich nicht entscheiden, Psychologie<br />
oder Medizin zu studieren. Die Medizin hat<br />
gewonnen und ich habe es seither noch nie<br />
bereut. Während meines Studiums, das mir<br />
recht leicht fiel, entdeckte ich die Leidenschaft<br />
fürs Reisen, was in meiner Familie lag. Ich war<br />
schon als Kind gewohnt, niemals zweimal an<br />
den gleichen Urlaubsort zu fahren.<br />
So unternahm ich während meines 7-jährigen<br />
Studiums zwischen den Prüfungen immer<br />
wieder Wochenendreisen in nahezu fast alle<br />
europäischen Hauptstädte und im Sommer<br />
längere Interrailreisen.<br />
Mein Interesse galt auch immer wieder der<br />
Psychologie und dem Bereich der psychosomatischen<br />
Medizin. Schon während der<br />
ersten Famulaturen auf der Internen und der<br />
Chirurgie war mir klar, dass mir die Schulmedizin<br />
allein zu wenig war. Somit entschloss<br />
ich mich in der Endphase meines Studiums,<br />
eine Psychotherapieausbildung zu beginnen,<br />
und meldete mich für das Propädeutikum an.<br />
Nach meiner Promotion war ich vier Monate<br />
als Gastärztin auf der Tropenmedizin im AKH<br />
tätig, eine zwar unbezahlte, aber faszinierende<br />
und sehr lehrreiche Stelle, denn ich lernte<br />
sehr viele verschiedene, auch seltene Erkrankungen<br />
zu diagnostizieren und therapieren<br />
– etwas worauf ich heute noch zurückgreifen<br />
kann, da es sehr einprägsam war.<br />
Schließlich begann ich meinen Turnus im<br />
Krankenhaus Wiener Neustadt, wo ich auch<br />
meinen jetzigen Lebensgefährten Paul kennen<br />
lernte (... übrigens ebenfalls sehr reiseinteressiert,<br />
habe ich doch mit ihm sicher die<br />
abenteuerlichsten Reisen nach Thailand und<br />
vor allem Indien unternommen). Insgesamt<br />
war es eine anstrengende, aber genauso lustige<br />
Zeit, in der ich viele verschiedene medizinische<br />
Abteilungen und auch verschiedene<br />
Krankenhäuser (... ich wechselte nach<br />
zwei Jahren in die Wiener Gemeindespitäler)<br />
kennen lernte. Wenn ich mich an diese dynamische<br />
Zeit zurück erinnere, so erscheint<br />
sie mir wie eine berufliche Reise. Sie endete<br />
mit dem Wunsch, Fachärztin für Psychiatrie<br />
zu werden, sodass ich die letzte Zeit meines<br />
Turnus im Otto-Wagner-Spital arbeitete. Eine<br />
Facharztstelle hat sich – schon allein wegen<br />
meiner Schwangerschaft – nicht ergeben.<br />
Ich begann stattdessen mit der Ausbildung<br />
zur systemischen Familientherapeutin und<br />
widmete mich meiner Mutterrolle, die ja in<br />
meinen Augen eine drastische und für mich<br />
positive Veränderung des beruflichen und<br />
privaten Konzeptes mit sich bringt.<br />
Insofern ist meine Tätigkeit beim Verein „<strong>Grüner</strong><br />
<strong>Kreis</strong>“ eine gute Kombination zwischen<br />
meinen Interessen – medizinische Tätigkeit im<br />
psychotherapeutischen und psychiatrischen<br />
Kontext – und meiner Anforderung, weder den<br />
Beruf, noch die Familie zu vernachlässigen.<br />
Bedingt durch diese „Konzeptänderung“ in<br />
meinem Leben habe ich also tatsächlich mein<br />
geliebtes Wien verlassen und bin zu meinen<br />
Wurzeln zurückgekehrt.<br />
Text und Fotos:<br />
Dr. Barbara Ditz,<br />
Ärztin für Allgemeinmedizin,<br />
medizinisches<br />
Team Marienhof<br />
24 sommer 2008