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Rahmenlehrplan (pdf-Datei, 16 kB) - Gsi-consult.de

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ESF 48 Plus – Betriebliche Ausbildung in Sozialunternehmen<br />

Referat <strong>Rahmenlehrplan</strong> <strong>de</strong>r Ausbildungspraxis<br />

1. GIBA gGmbH, 72108 Rottenburg<br />

GIBA (Gesellschaft für Integration, Beschäftigung und Ausbildung) ist ein Beschäftigungsund<br />

Ausbildungsbetrieb in <strong>de</strong>n Bereichen Metallbearbeitung und Textil. Angeboten wer<strong>de</strong>n<br />

Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für sozial benachteiligte Jugendliche und<br />

junge Erwachsene sowie für langzeitarbeitslose Menschen. GIBA ist von <strong>de</strong>r IHK Reutlingen<br />

als Ausbildungsbetrieb für die folgen<strong>de</strong>n Berufe anerkannt: Industriemechaniker,<br />

Zerspanungsmechaniker, Fertigungsmechaniker, Fräser, Mo<strong>de</strong>näherin und Mo<strong>de</strong>schnei<strong>de</strong>rin.<br />

Im Projekt 48Plus bil<strong>de</strong>t GIBA eine Mo<strong>de</strong>schnei<strong>de</strong>rin und 4 Industriemechaniker aus.<br />

2. Ziele <strong>de</strong>r betrieblichen Ausbildung in Sozialunternehmen<br />

• Vermittlung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

• Lernen lernen<br />

• Erwerb von sozialen Schlüsselkompetenzen<br />

3. Umsetzung durch folgen<strong>de</strong> Elemente <strong>de</strong>r betriebsnahen Ausbildung in<br />

Sozialunternehmen<br />

• Projektarbeiten in <strong>de</strong>r fachpraktischen Ausbildung<br />

• Fachpraktischer Unterricht<br />

• Bearbeitung von Kun<strong>de</strong>naufträgen<br />

• Stütz- und För<strong>de</strong>runterricht<br />

• Sozialpädagogische För<strong>de</strong>rplanung und Betreuung<br />

4. Fachpraktische Ausbildung<br />

Jonny bearbeitet ein Werkstück aus <strong>de</strong>m Ausbildungsprojekt „Schraubstock“.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r fachpraktischen Ausbildung soll Jonny nicht nur die nötigen fachlichen<br />

Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben, er soll auch lernen selbstständig zu planen, sich<br />

Wissen zu beschaffen und seine Arbeitsergebnisse zu bewerten. Dies soll an einem Beispiel<br />

aus <strong>de</strong>m Ausbildungsprojekt „Schraubstock“ ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n:<br />

Jonny soll von einem Werkstück einen Absatz mit Hilfe eines Metallkreissägeblattes auf <strong>de</strong>r<br />

Fräsmaschine abtrennen. Der Ausbil<strong>de</strong>r steht ihm während <strong>de</strong>s ganzen Prozesses als Berater<br />

zur Seite.<br />

1. Information: Jonny studiert die Werkstückzeichnung. Er versucht, sich das fertige<br />

Werkstück räumlich vorzustellen und prüft, ob er alle Zeichnungselemente kennt und<br />

versteht. Möglicherweise ist das Symbol für die Oberflächenbeschaffenheit nicht bekannt<br />

o<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> vergessen. In diesem Fall wird er im offenen Lerncenter in einem<br />

Nachschlagewerk die benötigte Information suchen.


2. Planen <strong>de</strong>r Herstellung: Jetzt geht es um die Frage, welches Werkzeug auszuwählen ist<br />

und wie es in die Fräsmaschine eingespannt wer<strong>de</strong>n muss. Außer<strong>de</strong>m muss das Werkstück<br />

sicher auf <strong>de</strong>r Fräsmaschine aufgespannt wer<strong>de</strong>n. Im Tabellenbuch müssen die benötigten<br />

Schnittdaten recherchiert wer<strong>de</strong>n. Drehzahl und Vorschub sollen berechnet und eingestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. In dieser Übung ist <strong>de</strong>r Arbeitsplan vorgegeben. Er muss also nachvollzogen und<br />

verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

3. Im Handlungsschritt 3 wird das Werkstück gefertigt. Das Sägeblatt wird in die<br />

Maschine eingespannt und auf das erfor<strong>de</strong>rliche Maß 41 sowie auf die notwendige<br />

Schnitttiefe eingestellt. Die Bearbeitung erfolgt hier mit Handvorschub, <strong>de</strong>r Kühlschmierstoff<br />

muss eingeschaltet wer<strong>de</strong>n und eine Schutzbrille ist dringend erfor<strong>de</strong>rlich. Während <strong>de</strong>r<br />

Bearbeitung muss Jonny konzentriert bei <strong>de</strong>r Sache sein, um auf Störungen sofort reagieren<br />

zu können.<br />

4. Im 4. Handlungsschritt erfolgt die Prüfung <strong>de</strong>s fertigen Werkstückes. Jonny muss<br />

messen, ob das Werkstück die erfor<strong>de</strong>rliche Breite von 41 –0,3 mm hat. Hier muss er das<br />

richtige Prüfmittel auswählen und die Messung vornehmen. Außer<strong>de</strong>m muss er die<br />

Oberflächenbeschaffenheit mit Hilfe eines Oberflächenvergleichsmusters prüfen.<br />

5. Jetzt beurteilt Jonny, ob das gemessene Maß <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Zeichnung verlangten Maß<br />

entspricht und ob die Oberfläche die gefor<strong>de</strong>rte Qualität hat. Da hier zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

Ausbildung oft Unsicherheiten vorhan<strong>de</strong>n sind, kann <strong>de</strong>r Ausbil<strong>de</strong>r beratend eingreifen.<br />

6. Reflexion und Lernzielkontrolle:Wenn das Werkstück korrekt gefertigt wor<strong>de</strong>n ist,<br />

bekommt Jonny die entsprechen<strong>de</strong> Kenntnisprüfung und er arbeitet Fragen zum eben<br />

gefertigten Werkstück durch. Dabei stehen ihm alle Lern- und Hilfsmittel <strong>de</strong>s offenen<br />

Lerncenters zur Verfügung. Zum Abschluss gehen Jonny und <strong>de</strong>r Ausbil<strong>de</strong>r die Fragen durch<br />

und prüfen die gegebenen Antworten. Sollten Fragen offen sein o<strong>de</strong>r sich Fehler<br />

eingeschlichen haben, so wer<strong>de</strong>n diese jetzt besprochen. Falls bei Jonny hier größere<br />

fachliche Defizite festgestellt wer<strong>de</strong>n, fließen diese in die weitere För<strong>de</strong>rplanung mit ein (z.B.<br />

vertiefen<strong>de</strong>r Stützunterricht in Mathematik).<br />

7. Dokumentieren. Zum Abschluss <strong>de</strong>r Ausbildungsarbeit wird diese von Jonny<br />

dokumentiert. Dafür steht in <strong>de</strong>r Werkstatt ein PC mit einem von uns entwickelten<br />

Programm zur elektronischen Berichtsheftführung zur Verfügung. In dieses Programm gibt er<br />

seinen kurzen Arbeitsbericht ein. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Arbeitswoche wer<strong>de</strong>n diese Berichte<br />

ausgedruckt und als Ausbildungsnachweis in das Berichtsheft eingeheftet.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Erwerb <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Kenntnisse und Fähigkeiten wird durch dieses Vorgehen auf<br />

<strong>de</strong>n individuell vorhan<strong>de</strong>nen Wissenstand <strong>de</strong>s Teilnehmers und sein Lernvermögen sowie<br />

seine Sozialkompetenz abgestimmt. Gleichzeitig fließen die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Arbeitswelt in <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rprozess mit ein. Entschei<strong>de</strong>nd sind dabei die folgen<strong>de</strong>n Punkte:<br />

• Ansetzen am individuellen Wissensstand <strong>de</strong>s Teilnehmers,<br />

• individuell auf <strong>de</strong>n Teilnehmer abgestimmter Wissenserwerb,<br />

• <strong>de</strong>r Teilnehmer ist beim Wissenserwerb immer als aktiv han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>s Subjekt gefor<strong>de</strong>rt<br />

(Handlungsorientierung),<br />

• gleichzeitige För<strong>de</strong>rung von praktischen, sprachlichen und intellektuellen Fähigkeiten,<br />

• das Erlernen eines planmäßigen Vorgehens,<br />

• selbstständiger Wissenserwerb und selbstständige Informationsbeschaffung,


• das Erlernen <strong>de</strong>s ständigen Überprüfens <strong>de</strong>r eigenen Tätigkeiten,<br />

• das ständige Kommunizieren von Arbeitsinhalten,<br />

• die Ausbil<strong>de</strong>r nehmen die Rolle <strong>de</strong>s Beraters und Begleiters ein,<br />

5. Fachpraktischer Unterricht<br />

Parallel zu <strong>de</strong>n Ausbildungsprojekten und <strong>de</strong>n Fertigungsarbeiten fin<strong>de</strong>t ein wöchentlicher<br />

fachpraktischer Unterricht statt. Er dient in erster Linie <strong>de</strong>m Erwerb neuer Kenntnisse, aber<br />

auch <strong>de</strong>r Nachbereitung <strong>de</strong>r fachlichen Praxis o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vorbereitung von Klassenarbeiten in<br />

<strong>de</strong>r Schule. Der Unterricht fin<strong>de</strong>t in Unterrichtsräumen statt, die in unmittelbarer Nähe zu <strong>de</strong>n<br />

Werkstatträumen liegen. So kann das Gelernte durch unmittelbare praktische Umsetzung in<br />

Form von Demonstrationen und Übungen vertieft wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Vielfalt an Trainingsmetho<strong>de</strong>n z.B. Ausfüllen von Lückentexten, Erläuterungen von<br />

Grafiken, Referaten, Fachdiskussionen, Recherchen im Internet, Umgehen mit<br />

Werkzeugkatalogen spricht mehrere Lernkanäle (siehe Kapitel B.2.3.) an und sorgt dafür,<br />

dass auch Teilnehmer, die bisher wenig Lernerfahrung o<strong>de</strong>r Lernschwierigkeiten haben, die<br />

für ihren Lerntyp geeignete Lernmetho<strong>de</strong> erkennen und selbstständig einsetzen können.<br />

Das strukturierte Selbstlernen soll <strong>de</strong>n Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n zum selbstständigen Anwen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

neuen Wissens, zur Wissensvertiefung und zum Wissenserwerb befähigen. Im Anschluss an<br />

<strong>de</strong>n fachpraktischen Unterricht bekommt je<strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> als Hausaufgabe eine Liste<br />

mit Fragen zum behan<strong>de</strong>lten Stoff, o<strong>de</strong>r auch zu Themen, die im Unterricht noch nicht<br />

behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Diese Fragen muss er zu Hause mit Hilfe <strong>de</strong>r RKL - Unterlagen, <strong>de</strong>s<br />

Fachkun<strong>de</strong>buches o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Medien beantworten. Das strukturierte Selbstlernen wird<br />

ergänzt durch <strong>de</strong>n Einsatz von zum Teil selbstentwickelter Lern-Software (Messkurs<br />

Metalltechnik, Micro - Trainer, Multiple - Choice Fragen, CNC-Trainingssoftware,<br />

Christiani-LUK Lernsoftware). In <strong>de</strong>r Werkstatt stehen immer alle Tabellen, Fachbücher und<br />

Computerprogramme zur Verfügung. Wir halten die Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n dazu an, sich aus diesen<br />

Quellen selbst zu informieren, wenn sie etwas nicht wissen.<br />

6. Reale Kun<strong>de</strong>naufträge in <strong>de</strong>r fachpraktischen Ausbildung<br />

Reale Fertigungsarbeiten haben einen höheren Realitätscharakter als die Bearbeitung von<br />

Ausbildungsprojekten. Sie dienen <strong>de</strong>r Vertiefung und <strong>de</strong>m Training von Kenntnissen und<br />

Fertigkeiten und eröffnen auch zusätzliche Qualifizierungsmöglichkeiten. Hier kommen im<br />

Vergleich zur Projektarbeit folgen<strong>de</strong> neue Anfor<strong>de</strong>rungen auf Jonny zu:<br />

• Er kommt mit Fragen <strong>de</strong>r Material- und Werkzeugbeschaffung in Berührung.<br />

• Er lernt eine Vielfalt von Arbeitstechniken kennen, die in <strong>de</strong>r reinen Projektausbildung<br />

nicht geboten wer<strong>de</strong>n kann.<br />

• Er muss <strong>de</strong>n Arbeitsablauf unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten planen,<br />

• <strong>de</strong>n Arbeitsablauf nach Gesichtspunkten <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Qualität planen,<br />

• die erfor<strong>de</strong>rlichen Werkzeuge auswählen und überprüfen,<br />

• eine vorgegebene Lieferzeit einhalten und seine Arbeiten auf Termine bezogen planen,<br />

• das Arbeitsergebnis laufend überwachen und das Ergebnis selbst überprüfen, bewerten<br />

und dokumentieren,<br />

• Korrekturen <strong>de</strong>s Arbeitsablaufes nach wirtschaftlichen und qualitativen<br />

Gesichtspunkten durchführen.


In diesem Prozess entstehen neben <strong>de</strong>r vertieften Fachlichkeit zusätzlich Sicherheit,<br />

Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein. Jonny weiß, dass er richtige Teile<br />

hergestellt hat, die in eine Maschine eingebaut wer<strong>de</strong>n. Fertigungsarbeiten stellen aber auch<br />

höhere Anfor<strong>de</strong>rungen an die Konzentration, an <strong>de</strong>s Durchhaltevermögen und an Ehrlichkeit<br />

und Selbstkritik. Zusätzlich muss Jonny oftmals auftreten<strong>de</strong> Probleme kommunizieren und er<br />

muss in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Ausbil<strong>de</strong>rn nach Lösungen suchen.

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