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1 INTERNE MEDIATION- KONFLIKTE ALS ENERGYDRINK ... - GWM

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<strong>INTERNE</strong> <strong>MEDIATION</strong>- <strong>KONFLIKTE</strong> <strong>ALS</strong> <strong>ENERGYDRINK</strong><br />

Unstimmigkeiten, Störungen, Streit, Konflikte zeigen uns an, dass irgendetwas nicht stimmt,<br />

etwas unrund läuft.<br />

Vorerst ist das Erkennen eines Konfliktes unangenehm. Die Erfahrung zeigt uns, dass<br />

Konflikte eine Eigendynamik entwickeln, die wir manchmal schlecht steuern können.<br />

Die nach F. Glasl in neun Stufen eingeteilte Eskalationsskala verdeutlicht diese manchmal<br />

schmerzhaften Erfahrungen. Denken Sie an einen persönlichen Streit mit Ihrer Ehe/<br />

Geschäfts/ Partnerin oder mit Ihren Kindern.<br />

- Verhärtung<br />

- Debatte, Polemik<br />

- Taten statt Worte<br />

- Images und Koalition<br />

- Gesichtsverlust<br />

- Drohstrategien<br />

- Begrenzte Vernichtungsschläge<br />

- Zersplitterung<br />

- Gemeinsam in den Abgrund<br />

Die unteren Stufen sind schnell erreicht.<br />

Konflikte lassen ein hohes Energiepotential erkennen. Da steckt viel Kraft drinnen, die<br />

destruktiv, jedoch auch sehr konstruktiv genutzt werden kann.<br />

In diesem Artikel will ich den möglichen Umgang mit Konflikten innerhalb eines<br />

Unternehmen, einer Organisation beschreiben. Störungen können innerhalb einer<br />

Unternehmung oder auch Organisation speziell entstehen durch Umstrukturierungen,<br />

Personalabbau, Differenzen zwischen zwei Abteilungen, innerhalb von Arbeitsabläufen, bei<br />

Mobbing, verschiedene kulturelle Hintergründe und vieles andere mehr.<br />

Konfliktbewältigungsstrategien können eingeteilt werden in trennende und<br />

zusammenführende Formen, personenbezogene und sachbezogene Formen.<br />

Umgangsformen mit Konflikten<br />

(vgl. Ende der Eiszeit)<br />

Trennende<br />

•Kündigung<br />

•Versetzung<br />

•Abkapselung/Isolation<br />

•Aufgabenänderungen<br />

•Dienst nach Vorschrift<br />

Personenbezogene<br />

•persönliches Gespräch<br />

•Suche nach Täter/Opfer<br />

•Individuelles Coaching<br />

Konflikt<br />

vermeidend<br />

Umgangsformen<br />

mit<br />

Konflikten in<br />

Organisationen<br />

Konflikt<br />

austragend<br />

•Fehlersuche<br />

•Faktenanalyse<br />

•Anweisung<br />

•Regeln & Richtlinien<br />

•Zielvereinbarung<br />

Sachbezogene<br />

•Mediation<br />

•Klärungsgespräch<br />

•Teamentwicklung<br />

•Diskussion<br />

Zusammenführende<br />

1


Konflikt vermeidender Umgang wird häufig praktiziert, da es ein bekannter Weg ist,<br />

Alternativen sind oft nicht bekannt.<br />

Konflikt austragender Umgang hat den Vorteil, dass Lösungen gesucht werden, die den<br />

Interessen, Problemen und Bedürfnissen der Teilnehmer tatsächlich gerecht werden.<br />

Die nachfolgende Graphik veranschaulicht, welches Verhalten sinnvoll sein kann:<br />

Umgang mit Konflikten<br />

fokussieren<br />

: sinnvoll<br />

Wahrnehmung<br />

Aufmerksames beobachten<br />

nicht die Finger verbrennen<br />

aussitzen...<br />

passiv<br />

Abstand gewinnen<br />

vergessen / nicht ablenken lassen<br />

auf Urlaub gehen...<br />

Fehlersuche<br />

Fehleranalyse<br />

Reparatur / Verbesserung...<br />

Ersatzhandlung, Ablenkung<br />

sich etwas Gutes tun<br />

Geselligkeit...<br />

aktiv<br />

Handlung<br />

wegschauen<br />

(vgl. Kastner 2002)<br />

Die folgende Graphik veranschaulicht welches Verhalten schädlich sein kann:<br />

Umgang mit Konflikten<br />

fokussieren<br />

: schädlich<br />

Wahrnehmung<br />

Lähmung, Angst<br />

Kommunikation nimmt ab<br />

Rückzug, Feindbilder...<br />

passiv<br />

Nichts tun = keine Fehler<br />

Unlust, Depression<br />

„3 Affen Taktik“...<br />

Schuldige suchen<br />

Aktion scharf<br />

Versetzungen, Kündigungen,...<br />

aktiv<br />

Fassaden- & Imagepolitur<br />

Daten & Fakten schönen<br />

Harmonisieren, Alibihandlungen,...<br />

Handlung<br />

wegschauen<br />

(vgl. Kastner 2002)<br />

Der hohe Energiepegel, den Konflikte in sich haben, kann als Energydrink angesehen werden.<br />

Die Energie wird konstruktiv für den nötigen Veränderungsprozess, der anfangs unangenehm<br />

empfunden wird, genutzt. Im Laufe des Veränderungsprozesses wird der konstruktive<br />

2


Umgang mit dem Konflikt äußerst positiv erlebt. Das Unternehmen, die Organisation kann<br />

diese Energie für sich nutzen.<br />

Mediation wird als eine mögliche Konfliktmanagementmethode, die konstruktiv Störungen<br />

bearbeitet, angesehen.<br />

Verhältnis der Methoden zueinander:<br />

Konfliktmanagement-Kleeblatt<br />

Supervision<br />

OE<br />

Teamentwicklung<br />

Mediation<br />

Konflikmanagement<br />

Moderation Coaching<br />

OE<br />

OE = Organisationsentwicklung<br />

Das strukturierte Verfahren hat Freiwilligkeit, Allparteilichkeit der Mediatorin,<br />

Lösungsorientierung im Gegensatz zur Vergangenheitsorientierung, Verschwiegenheit und<br />

Offenheit zur Regel.<br />

Mediation unterstützt die Selbstverantwortung in der Lösungsfindung. Die Medianden<br />

erarbeiten mit Unterstützung der Mediatorin die Lösung.<br />

Das Verfahren durchläuft die Phasen der Eröffnung, Bestandsaufnahme, Bearbeitung,<br />

Lösungssuche, Vereinbarung und Implementierung.<br />

In der Phase der Konfliktbearbeitung, wobei es um die Interessen und Bedürfnisse der<br />

Beteiligten geht, wird die Öffnung der Vielfalt der Lösungsoptionen möglich. Hier findet der<br />

kreative Schritt statt. Hier entfaltet der Energydrink seine Kraft.<br />

Aufgrund einer Befragung von Unternehmen konnten in einem Arbeitskreis „Interne<br />

Mediation“ interne Konflikte in drei Kategorien eingeteilt werden.<br />

Persönliche Konflikte:<br />

z. B. Streitigkeiten wegen Urlaubsplanung<br />

Hierarchiebezogene Konflikte<br />

z. B. Mitarbeiter respektiert Vorgesetzten nicht, weil er meint, dass der Chef nichts vom<br />

Fach versteht. Chef erlebt den Mitarbeiter als arrogant und nicht kooperativ<br />

Strukturelle Konflikte<br />

z.B. Verkaufsabteilung beschwert sich über Produktabteilung, da die Lieferzeiten so lang<br />

sind.<br />

3


Je nach Konfliktart und der Zahl der Teilnehmenden wird das Setting und der<br />

Mediationsverlauf von der Mediatorin geplant. In einem persönlichen Konflikt wird ein<br />

anderes Knowhow gefragt sein als in einem Strukturproblem. Die Energie des Konflikts kann<br />

in jedem Fall bei Mediation genutzt werden.<br />

In der Mediation kann die Kommunikation wieder aufgebaut werden, die andere Sichtweise<br />

wird gesehen, gute und tragfähige Lösungen werden erzielt. Durch die Verlangsamung und<br />

Transparenz werden die Unterschiedlichkeiten vor Augen geführt und können als Ressourcen<br />

genutzt werden.<br />

Grenzen der Mediation sind gesetzt, wenn die Freiwilligkeit fehlt, die Handlungsfähigkeit<br />

fehlt oder eingeschränkt ist oder wenn das Machtgefälle zu groß ist.<br />

Für die Entscheidung, ob ein externer, unternehmensfremder Mediator oder ein interner<br />

Mediator eingesetzt wird, sind Faktoren maßgeblich wie Vertrauen, Befangenheit,<br />

Gewährleistung der Verschwiegenheit, hierarchische oder sonstige Abhängigkeiten und<br />

Bindungen. Die Verfügbarkeit des Mediators kann eine Rolle speziell bei der Nachbetreuung<br />

spielen.<br />

Unternehmen müssen in der heutigen Zeit rasch auf die Änderungen reagieren können, um zu<br />

überleben. Wir als Wirtschaftstreuhänder und Berater orten als Außenstehende oft rasch eine<br />

Störung, Probleme, Konflikte innerhalb eines Unternehmens. Diese gilt es möglichst sinnvoll<br />

zu bearbeiten. Konfliktvermeidende Methoden rauben Energie. Vielleicht wäre Mediation<br />

eine Möglichkeit die Störung, Probleme, Konflikte in einen Energydrink um zu wandeln!!<br />

In der Gesellschaft für Wirtschaftsmediation (<strong>GWM</strong>) haben sich professionell ausgebildete<br />

MediatorInnen (durch die Akademie der Wirtschaftstreuhänder oder vergleichbare<br />

Ausbildung) zusammengeschlossen. Über die <strong>GWM</strong> – www.gwm.or.at- erhalten Sie weitere<br />

Informationen über Wirtschaftsmediation und eine Liste der <strong>GWM</strong> Mitglieder, die gerne auch<br />

für Fragen zur Verfügung stehen.<br />

Mag. Gudrun Schubert<br />

Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin<br />

Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Wirtschaftsmediation<br />

Mitautorin „ Das Ende der Eiszeit: Konfliktmanagement und Mediation in Unternehmen“,<br />

WKÖ 2004<br />

www.minwin.at<br />

Dieser Artikel ist geschlechtsneutral abgefasst. Im Interesse einer besseren Lesbarkeit wurde<br />

auf die Nennung beiderlei Geschlechts verzichtet.<br />

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