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Facharbeit - Online-Didaktik Deutsch

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Empfehlungen und Hinweise zur<br />

<strong>Facharbeit</strong> in der gymnasialen Oberstufe<br />

Herausgegeben vom<br />

Landesinstitut für Schule und Weiterbildung<br />

Verlag für Schule und Weiterbildung<br />

Druck-Verlag Kettler GmbH


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Aufgaben und Ziele der <strong>Facharbeit</strong> 3<br />

2 Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler 5<br />

3 Themen und Methoden 7<br />

4 Beratung 9<br />

5 Bearbeitung 10<br />

6 Umgang und Form 11<br />

7 Beurteilung und Bewertung 12<br />

8 Hinweise zu Problembereichen einer <strong>Facharbeit</strong> 14<br />

8.1 Themen finden und eingrenzen am Beispiel der Gesellschaftswissenschaften . . 14<br />

8.2 Nutzung der neuen Informations- und Kommunikationsmedien . . . . . . . . . 17<br />

9 Praxisbeispiele 20<br />

9.1 Praxisbericht aus der LISE-MEITNER-Schule Leverkusen . . . . . . . . . . . . 20<br />

9.2 Praxisbericht aus der FRIEDENSSCHULE Hamm . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

10 Erfahrungen mit vorbereitenden Hausarbeiten am OBERSTUFENKOLLEG<br />

BIELEFELD 31


1 Aufgaben und Ziele der <strong>Facharbeit</strong><br />

<strong>Facharbeit</strong>en sind besonders geeignet, die Schülerinnen und Schüler mit den Prinzipien und Formen<br />

selbstständigen, wissenschaftspropädeutischen Lernens vertraut zu machen. Die <strong>Facharbeit</strong><br />

ist eine umfangreichere schriftliche Hausarbeit und selbstständig zu verfassen.<br />

Wissenschaftspropädeutisches Lernen ist ein besonders akzentuiertes wissenschaftsorientiertes<br />

Lernen, das durch Systematisierung, Methodenbewusstsein, Problematisierung und Di-<br />

”<br />

stanz gekennzeichnet ist und das die kognitiven und affektiven Verhaltensweisen umfasst, die<br />

Merkmale wissenschaftlichen Arbeitens sind.“ (Richtlinientext, Kapitel 1.3.1)<br />

Ziel der <strong>Facharbeit</strong> ist es, dass die Schülerinnen und Schüler beispielhaft lernen, was eine<br />

wissenschaftliche Arbeit ist und wie man sie schreibt. Die umfassende oder wissenschaftliche<br />

Erarbeitung eines bestimmten Themas ist nicht Aufgabe einer <strong>Facharbeit</strong>. Dies unterscheidet die<br />

<strong>Facharbeit</strong> z. B. von der Besonderen Lernleistung nach § 17 APO-GOSt.<br />

Vom Referat unterscheidet sich die <strong>Facharbeit</strong> durch eine Vertiefung von Thematik und methodischer<br />

Reflexion sowie durch einen höheren Anspruch an die sprachliche und formale Verarbeitung.<br />

In der Jahrgangsstufe 12 wird nach Festlegung durch die Schule eine Klausur durch eine<br />

<strong>Facharbeit</strong> ersetzt. Sie kann die Klausur für den ganzen Kurs oder für einzelne Schülerinnen<br />

und Schüler ersetzen und hat den Schwierigkeitsgrad einer Klausur (§ 14 Abs. 3 APO-GOSt).<br />

Gleichartige Arbeiten können zum Beurteilungsbereich Sonstige Mitarbeit“ gehören.<br />

”<br />

Die erforderlichen Festlegungen in den Schulen betreffen insbesondere<br />

• die Zuordnung zu Grund- oder Leistungskursen bzw. Profilen<br />

• die Zuordnung zu Fächern oder Aufgabenfeldern<br />

• die Kontrolle und Informationssicherung<br />

• die Terminplanung<br />

• die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler (siehe unten).<br />

Bei der Anfertigung von <strong>Facharbeit</strong>en sollen die Schülerinnen und Schüler selbstständig<br />

insbesondere<br />

• Themen suchen, eingrenzen und strukturieren<br />

• ein komplexes Arbeits- und Darstellungsvorhaben planen und unter Beachtung der formalen<br />

und terminlichen Vorgaben durchführen<br />

• Methoden und Techniken der Informationsbeschaffung zeitökonomisch, gegenstands- und<br />

problemangemessen einsetzen<br />

• Informationen und Materialien ziel- und sachangemessen strukturieren und auswerten<br />

3


• bei der Überprüfung unterschiedlicher Lösungsmöglichkeiten sowie bei der Darstellung<br />

von Arbeitsergebnissen zielstrebig arbeiten<br />

• zu einer sprachlich angemessenen schriftlichen Darstellung gelangen<br />

• Überarbeitungen vornehmen und Überarbeitungsprozesse aushalten<br />

• die wissenschaftlichen Darstellungskonventionen (z. B. Zitation und Literaturangaben)<br />

beherrschen lernen.<br />

4


2 Vorbereitung der Schülerinnen und<br />

Schüler<br />

Die Schülerinnen und Schüler müssen die erforderlichen Fähigkeiten zur Bewältigung der genannten<br />

Aufgaben im Unterricht erwerben können. Die Erarbeitung von überzeugenden Ergebnissen<br />

muss ihnen auf dem Hintergrund des bisherigen Unterrichts möglich sein.<br />

Dafür sind nicht nur die sprachlichen Voraussetzungen und die fachlichen Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten von Bedeutung, sondern auch die Kenntnis der für die <strong>Facharbeit</strong> spezifischen Bedingungen<br />

wie z. B.<br />

• spezifische Anforderungen und Lernmöglichkeiten<br />

• Themenfindung und Strukturierung des Themenfeldes<br />

• Zeitplanung<br />

• Planung des Arbeitsprozesses<br />

• Arbeitsmethoden<br />

• Möglichkeiten der Informationsbeschaffung<br />

• Verfahren der Materialverarbeitung<br />

• inhaltliche, sprachliche und formale Beurteilungskriterien<br />

• Nutzung des Rechners als Arbeitsmittel.<br />

Die Erarbeitung eines Leitfadens für die Abfassung von <strong>Facharbeit</strong>en auf der Basis der gemeinsamen<br />

Überlegungen und von gelungenen Beispielen hilft hier, Kriterien bewusst zu machen<br />

und Vereinbarungen zu sichern.<br />

Schulen haben verschiedene Verfahren gefunden, die erforderliche Vorbereitung der Schülerinnen<br />

und Schüler auf die <strong>Facharbeit</strong> über den Fachunterricht hinaus durch spezifische Organsiationsformen<br />

zu sichern (vgl. Anhang), z. B.<br />

• vorbereitender Workshop<br />

• Einführungskurs in die Nutzung von Rechner und Internet<br />

• Methodenkurs<br />

• vorbereitende schriftliche Hausarbeit in der Jahrgangsstufe 11.<br />

Im <strong>Deutsch</strong>unterricht der Jahrgangsstufe 11 sollen Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen<br />

an die Darstellungsform in <strong>Facharbeit</strong>en vorbereitet werden. Im Fach <strong>Deutsch</strong> kann<br />

bereits im 2. Halbjahr der Einführungsphase (11/II) für alle Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer<br />

eine etwas umfangreichere schriftliche Hausarbeit vorgesehen werden. Dazu sind Absprachen<br />

in den einzelnen Schulen notwendig. So können die Schülerinnen und Schüler auf die<br />

5


<strong>Facharbeit</strong>en in den verschiedenen Fächern der Qualifikationsphase vorbereitet werden. Dem<br />

Übungscharakter dieser schriftlichen Hausarbeit soll dadurch Rechnung getragen werden, dass<br />

die Aufgabenstellungen konkret mit dem Unterricht verbunden sind und durch gezielte Aspektierungen<br />

zu eigenständigem Auswerten von Materialien anleiten. Die Bearbeitungszeit sollte<br />

ca. zwei Wochen und das Produkt den Umfang von 6 Seiten nicht überschreiten. Die Ergebnisse<br />

werden im Rahmen der ”<br />

Sonstigen Mitarbeit“ berücksichtigt. Die Entscheidung, eine <strong>Facharbeit</strong><br />

im Fach <strong>Deutsch</strong> in der Qualifikationsphase zu schreiben, ist von dieser Regelung unabhängig.<br />

6


3 Themen und Methoden<br />

Die Orientierung der Schülerinnen und Schüler über die Fächer der gymnasialen Oberstufe und<br />

über Gegenstände und Methoden sollte auch auf mögliche Themen für <strong>Facharbeit</strong>en eingehen.<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen vor der Wahl eines sie interessierenden Themas erfahren<br />

und gelernt haben, was fachspezifisch sinnvolle Fragestellungen sein können und wie<br />

sich diese einander fachbezogen und fächerverbindend zuordnen lassen. Sie sollen vor ihrer<br />

Entscheidung geübt habe, für die <strong>Facharbeit</strong> geeignete Fragestellungen zu entfalten und einzugrenzen.<br />

Dieser Prozess der Themenfindung kann ggf. selbst in die <strong>Facharbeit</strong> eingehen (z. B. in<br />

der Einleitung oder in einem Anhang, in dem Dispositionsentwürfe dokumentiert werden).<br />

Es sollte vermieden werden, dass die betreuenden Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern<br />

eine Aufgabe ohne vorbereitende Erörterung der Themenfindung lediglich vorgeben oder dass<br />

ein lang gehegtes Spezialgebiet oder Hobby unbesehen als Thema der <strong>Facharbeit</strong> gewählt wird.<br />

In jedem Fall sollten die Schülerinnen und Schüler Kriterien kennen lernen, mit deren Hilfe sie<br />

die Möglichkeit der Realisierung des sie interessierenden Themas kritisch prüfen können.<br />

Es ist eine wichtige Aufgabe der betreuenden Lehrerinnen und Lehrer darauf zu achten,<br />

dass die übernommene Aufgabe abgegrenzt und überschaubar ist. Besonders bei Themen mit<br />

experimentellen, empirischen oder praktischen Arbeitsanteilen muss der hierfür erforderliche<br />

Aufwand realistisch eingeschätzt werden.<br />

Mehrere Schülerinnen und Schüler können ein gemeinsames Oberthema bzw. einen gemeinsamen<br />

Materialfundus mit ausgewiesenen unterschiedlichen Schwerpunkten bearbeiten. Auch<br />

arbeitsteilige Gruppenarbeiten sind möglich. Die Aufgabenstellung muss der einzelnen Schülerin<br />

bzw. dem einzelnen Schüler eine individuelle Leistung ermöglichen und für jede Teilleistung<br />

berücksichtigen, dass die Anforderungen einer Klausur erfüllt werden.<br />

Die Schülerinnen und Schüler können sich für fachspezifische, aber auch für fachübergreifende<br />

und fächerverbindende Themen entscheiden; ggf. müssen Absprachen zwischen den beteiligten<br />

Lehrkräften getroffen werden.<br />

Die einzelnen Themen verlangen unterschiedliche fachliche Methoden zu ihrer Bearbeitung.<br />

Dabei können sich durchaus Methoden miteinander verbinden; z. B. können Informationen gewonnen<br />

werden durch<br />

• Interpretation ästhetisch geformter Texte, Bilder, Gegenstände, Klänge etc.<br />

• Analyse von Sachtexten<br />

• Auseinandersetzung mit mathematischen und logischen Problemen<br />

• Interviews und Befragungen<br />

• Beobachtung und Erkundung von künstlichen und natürlichen Lebenswelten.<br />

7


Die Schülerinnen und Schüler sollen durch die <strong>Facharbeit</strong> spezifische Methoden eines Faches<br />

kennen lernen und erproben. Sie gewinnen dabei zugleich ein Bewusstsein für die spezifischen<br />

Anforderungen, Leistungen und Grenzen der einzelnen Methoden der Erkenntnisgewinnung.<br />

Die Möglichkeiten der neuen Informations- und Kommunikationsmedien, besonders des Internets,<br />

stellen eine Herausforderung für Lehrende und Lernende dar. Sie legen für die Themenstellung<br />

nahe, eher standort- und schulspezifische und weniger bearbeitete Sachverhalte zum<br />

Thema zu machen als globale oder viel diskutierte.<br />

Exemplarische fachliche Themenstellungen finden sich in den Lehrplänen der Fächer in der<br />

Regel unter Kapitel 3.2.2.<br />

8


4 Beratung<br />

Selbstständiges Lernen benötigt gründliche Vorbereitung und auch Beratung im Prozess. Die<br />

Schülerinnen und Schüler müssen deshalb bei der Planung und Gestaltung ihres Arbeitsprozesses<br />

von der jeweiligen Lehrperson intensiv beraten werden.<br />

Das heißt für die Fachlehrerin bzw. den Fachlehrer u. a.<br />

• Beratung bei der Themenwahl<br />

• Beratung bei Auswahl und Beschaffung von Materialien<br />

• Verdeutlichung der Leistungserwartungen und Beurteilungskriterien, auch am konkreten<br />

Einzelfall<br />

• Unterstützung bei der Planung des Arbeitsprozesses<br />

• Beobachtung des Fortgangs der Erarbeitung und Kontrolle der Selbstständigkeit der Arbeit<br />

• regelmäßige, individuelle Gespräche über Zwischenergebnisse<br />

• Anleitung für ggf. erforderliche Überarbeitungsprozesse<br />

• abschließende Reflexion des Arbeitsprozesses und seines Ergebnisses.<br />

Die intensive Betreuung von <strong>Facharbeit</strong>en bedeutet eine zusätzliche Belastung der Kolleginnen<br />

und Kollegen (schon deshalb sind Absprachen im Kollegium erforderlich, wie diese berücksichtigt<br />

werden soll), sie ist aber als unersetzliche Lerngelegenheit für die Schülerinnen und<br />

Schüler in allen Phasen der Bearbeitung notwendig.<br />

9


5 Bearbeitung<br />

Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten das Thema selbstständig und fassen die Arbeit selbstständig<br />

ab. Alle Quellen und benutzten Hilfsmittel sind anzugeben.<br />

Die Arbeit an der <strong>Facharbeit</strong> gliedert sich für die Schülerinnen und Schüler in mehrere Phasen,<br />

die sich z. T. überschneiden:<br />

• Themensuche und -reflexion<br />

• Arbeitsplanung und -vorbereitung<br />

• Materialsuche und -sammlung<br />

• Ordnen und Durcharbeiten des Materials (Begriffsklärung, Bestimmung von Feldern und<br />

Bereichen; Methoden)<br />

• Entwurf von Gliederungen (umfassende, später eingegrenzte; Grob- und Feingliederungen)<br />

• ggf. praktische, empirische oder experimentelle Arbeiten<br />

• Textentwurf<br />

• Überarbeitungen<br />

• Reinschrift<br />

• Korrektur und Abgabe der Endfassung<br />

• Nachbetrachtung und Erfahrungssicherung auf der Basis der Bewertung.<br />

Jeder Schritt impliziert spezifische Anforderungen und Leistungen. Phasen der Krise sind<br />

meist unvermeidlich und es ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler hierfür Bewältigungsstrategien<br />

haben.<br />

Die – auch nachträgliche – Reflexion des Arbeitsprozesses ist ein wichtiger Bestandteil des<br />

Lernens bei <strong>Facharbeit</strong>en. Den Schülerinnen und Schülern soll deshalb empfohlen werden, ihr<br />

Vorgehen in einem Arbeitstagebuch o. Ä. zu dokumentieren. Es kann insbesondere für Gruppenarbeiten<br />

wichtig werden und zum abschließenden Bewertungsgespräch herangezogen werden.<br />

10


6 Umgang und Form<br />

Die Arbeit besteht aus<br />

• Deckblatt mit Thema, Name, Schul-, Kurs- und Schuljahresangabe<br />

• Inhaltsverzeichnis<br />

• Textteil mit<br />

– Einleitung als Entwicklung der Fragestellung<br />

– Hauptteil mit untergliedernden Zwischenüberschriften<br />

– Schlussteil als Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

• Literaturverzeichnis<br />

• ggf. Anhang mit fachspezifischen Dokumentationen, angefertigten Gegenständen, Objekten<br />

auf Datenträgern, Ton- und Videoaufnahmen, Materialien, Tabellen, Graphiken, Karten<br />

etc.<br />

• Erklärung über die selbstständige Anfertigung der Arbeit bzw. des Teils der Gruppenarbeit.<br />

Eine Dokumentation des Arbeitsprozesses (z. B. Themenentwürfe, Gliederungsentwürfe),<br />

die auch Probleme, Schwierigkeiten und Umwege aufführt, kann der Arbeit mitgegeben werden.<br />

Detailliertere Absprachen für die äußere Gestaltung und insbesondere für Literaturangaben<br />

trifft die einzelne Schule; ein Vorschlag findet sich im Anhang.<br />

Die Arbeit soll maschinenschriftlich abgefasst werden. Die Nutzung eines Rechners ist den<br />

Schülerinnen und Schülern – auch aus Gründen der Einübung in die Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

– dringend zu empfehlen und ggf. zu ermöglichen. Dabei ist zu beachten,<br />

dass eine ansprechende und vereinbarungsgemäße Gestaltung des Typoskriptes für Ungeübte eine<br />

zunächst schwierige und vor allem langwierige Aufgabe sein kann. Eine Vereinbarung bzw.<br />

die Übernahme von standardisierten Formatvorlagen erleichtert diese Arbeit erheblich.<br />

11


7 Beurteilung und Bewertung<br />

Die <strong>Facharbeit</strong> ersetzt eine Klausur in der Jahrgangsstufe 12. Dies kennzeichnet ihren Stellenwert<br />

und den Leistungsanspruch, der mit ihr verbunden ist.<br />

Allerdings muss den Schülerinnen und Schülern klar sein, dass der dafür erforderliche Zeitaufwand<br />

in der Regel nicht mit dem für die Vorbereitung einer Klausur verglichen werden kann.<br />

Bei der Bewertung sind u. a. die folgenden allgemeinen Kriterien einzubeziehen:<br />

• unter inhaltlichem Aspekt<br />

– Eingrenzung des Themas und Entwicklung einer zentralen Fragestellung<br />

– Selbstständigkeit im Umgang mit dem Thema<br />

– ggf. Umfang und Gründlichkeit der Materialrecherche<br />

– Souveränität im Umgang mit den Materialien und Quellen<br />

– Differenziertheit und Strukturiertheit der inhaltlichen Auseinandersetzung<br />

– Beherrschung fachspezifischer Methoden<br />

– logische Struktur und Stringenz der Argumentation<br />

– kritische Distanz zu den eigenen Ergebnissen und Urteilen<br />

• unter sprachlichem Aspekt<br />

– Beherrschung der Fachsprache<br />

– Verständlichkeit<br />

– Präzision und Differenziertheit des sprachlichen Ausdrucks<br />

– sinnvolle Einbindung von Zitaten und Materialien in den Text<br />

– grammatische Korrektheit<br />

– Rechtschreibung und Zeichensetzung<br />

• unter formalem Aspekt<br />

– Vollständigkeit der Arbeit.<br />

Die inhaltliche Bewertung erstreckt sich auf die drei Anforderungsbereiche<br />

I Wiedergabe von Kenntnissen (Reproduktion)<br />

II Anwendung von Kenntnissen (Reorganisation)<br />

III Problemlösen und Werten<br />

wie sie fachlich in den jeweiligen Lehrplänen ausgelegt sind. Dabei ist zu berücksichtigen, dass<br />

auch bei den Aufgabenstellungen im Abitur der Schwerpunkt im Anforderungsbereich II liegen<br />

soll.<br />

12


Viele <strong>Facharbeit</strong>en bestehen darin, Texte zu lesen und zu verarbeiten und aus den verarbeiteten<br />

einen neuen Text zu verfertigen. Bei entsprechender Aufgabenstellung ist dies gleichwohl<br />

eine anspruchsvolle Arbeit, die selbstständige Leistungen auf hohem Niveau erfordert. Andererseits<br />

ist die Gewinnung neuer Informationen (z. B. durch eine Befragung) nicht bereits in sich<br />

selbst schon eine besondere Leistung.<br />

Bei der Bewertung der sprachlichen Darstellungsleistung führen gehäufte Verstöße gegen<br />

die sprachliche Richtigkeit in der deutschen Sprache zur Absenkung bis zu einer Notenstufe<br />

(vgl. APO-GOSt § 13 (6)). In <strong>Facharbeit</strong>en ist die Fähigkeit zur abschließenden Korrektur eigener<br />

Texte ein wesentlicher Teil der geforderten Leistung, die zudem bei Nutzung von Textverarbeitung<br />

durch entsprechende Korrekturhilfen unterstützt wird. Die Korrektur steht zudem<br />

nicht unter vergleichbarem Zeitdruck wie in Klausuren. Deshalb ist hier in allen Fächern ein<br />

strengerer Maßstab als in Klausuren anzulegen.<br />

Andererseits sind Treffsicherheit, Verständlichkeit und Differenziertheit des sprachlichen<br />

Ausdrucks als positive Leistungen in allen Fächern zu würdigen und nicht bloße Selbstverständlichkeit.<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen die Gestaltungsmöglichkeiten von Textverarbeitungsund<br />

Graphikprogrammen mithilfe des Rechners kennen lernen und nutzen. Allerdings ist eine<br />

formal korrekte und im Layout aufwendig gestaltete, aber inhaltlich mangelhafte Arbeit nicht<br />

bereits als ausreichend anzusehen.<br />

Es ist zu empfehlen, dass in den Schulen verbindliche fachliche Kataloge von Beurteilungskriterien<br />

für <strong>Facharbeit</strong>en erstellt werden. Ein solcher Katalog kann auch jeweils das Ergebnis<br />

des gemeinsamen Reflexionprozesses eines Kurses über Aufgaben und Ziele von <strong>Facharbeit</strong>en<br />

sein. Er sollte den Schülerinnen und Schülern explizit und in schriftlicher Form vorliegen.<br />

Gemeinsame Zusammenstellung eines allgemeinen, fachübergreifenden Katalogs sowie die<br />

Sammlung und der Vergleich der fachspezifischen Kataloge sind eine Herausforderung an die<br />

kollegiale Zusammenarbeit und können die Praxis der Bewertung von <strong>Facharbeit</strong>en an einer<br />

Schule erheblich stabilisieren. Ein Beispiel für einen solchen Katalog für die Hand der Schülerinnen<br />

und Schüler findet sich im Anhang.<br />

Gelungene Beispiele sind die beste Möglichkeit, die Leistungsansprüche von <strong>Facharbeit</strong>en<br />

deutlich zu machen.<br />

Wenn Zweifel bestehen, dass eine <strong>Facharbeit</strong> im erforderlichen Umfang selbstständig angefertigt<br />

wurde, sollte dem in einem klärenden Gespräch nachgegangen werden.<br />

Die Lehrkraft korrigiert die <strong>Facharbeit</strong> vor dem Ende des jeweiligen Halbjahres, bewertet sie<br />

in einem knappen Gutachten, das die verschiedenen Aspekte würdigt, erteilt eine Leistungsnote,<br />

gibt die Arbeit zurück und erläutert ihre Bewertung. Das Gespräch über die Bewertung sollte<br />

individuell geführt werden. Den Schülerinnen und Schülern sollte dabei noch einmal deutlich<br />

werden, in welchem Maße sie zukünftig immer wieder vor vergleichbaren Herausforderungen<br />

stehen werden und wie wichtig methodische Fähigkeiten für sie sind.<br />

Schülerinnen und Schüler können über die eine für alle verbindliche <strong>Facharbeit</strong> in der Jahrgangsstufe<br />

12 hinaus nach Absprache mit ihren Lehrkräften weitere Arbeiten vergleichbarer Art<br />

anfertigen. Solche Arbeiten werden im Rahmen der ”<br />

Sonstigen Mitarbeit“ bewertet. Die vorstehenden<br />

Empfehlungen gelten für sie in gleicher Weise.<br />

13


8 Hinweise zu Problembereichen einer<br />

<strong>Facharbeit</strong><br />

8.1 Themen finden und eingrenzen am Beispiel der<br />

Gesellschaftswissenschaften<br />

Typisierung von Vorschlägen<br />

Das gesellschaftswissenschaftliche Aufgabenfeld bietet eine Fülle von Möglichkeiten für sinnvolle<br />

<strong>Facharbeit</strong>en. Bei der Themenauswahl ist es jedoch ratsam, bestimmte Gesichtspunkte zu<br />

beachten.<br />

Problematische ”<br />

Standard“-Themen<br />

Eine CD-ROM, die von einer Hausaufgabenseite im Internet abgeleitet ist (cheat.net), beinhaltet<br />

zum Beispiel allein zum Bereich der Geschichte der Weimarer Republik Materialien für 25<br />

Standardthemen wie:<br />

• Die deutsche Revolution und die Gründung der Weimarer Republik<br />

• Die <strong>Deutsch</strong>e Revolution 1918/1919: um Frieden und Demokratie<br />

• Die Anfänge der NSDAP<br />

• Gründe und Erklärungen für die Weltwirtschaftskrise<br />

• . . .<br />

Die im Internet vielfach verfügbaren Materialien stellen häufig die Bearbeitung von solchen<br />

Standardthemen bzw. Unterrichtsabschnitten in Hausaufgaben bzw. Referaten dar. Themen dieser<br />

Art eignen sich unter anderem deshalb weniger als Themen für <strong>Facharbeit</strong>en. Es kommt<br />

hinzu, dass gefragt werden muss, welche Themen von Schülerinnen und Schülern innerhalb des<br />

gesetzten Rahmens ernsthaft zu bewältigen sind.<br />

Eingrenzung tut deshalb Not. Eine wichtige Möglichkeit besteht in der Begrenzung der Bearbeitung<br />

auf einen bestimmten Ausschnitt der (Sekundär-)Literatur. Ist die Begrenzung nicht<br />

ausdrücklich schon in der Themenformulierung genannt, so sollte sie mit der oder dem Bearbeitenden<br />

abgesprochen werden und muss dann in der <strong>Facharbeit</strong> selbst Erwähnung finden.<br />

Vorschläge<br />

Eine wichtige andere Form der Eingrenzung besteht in der genaueren Bestimmung eines Untersuchungsgegenstands.<br />

Oft bietet sich der lokale Bezug an. Zur Auffindung von <strong>Facharbeit</strong>sthe-<br />

14


men im Bereich Gesellschaftswissenschaften sollen hier einige Zugangsweisen vorgeschlagen<br />

werden, die durch verschiedene Blickrichtungen evtl. die Bestimmung konkreter Themen erleichtern<br />

können:<br />

• problemorientiert: Untersuchung eines sozialen, politischen, wirtschaftlichen, geschichtlichen,<br />

sozialräumlichen, ethischen, erzieherischen Problems<br />

– Einbindung von Ausländerkindern in die Kindergruppen des nn-Kindergartens<br />

– Auswirkungen der Umstellung auf den Euro im Sparverhalten der Bürgerinnen und<br />

Bürger von nn<br />

• historisch orientiert: Untersuchung der Geschichte eines Gebildes (Dieser Ansatz ist keineswegs<br />

nur auf das Fach Geschichte beschränkt und bietet Ansatzpunkte für fächerverbindende<br />

<strong>Facharbeit</strong>en.)<br />

– Geschichte eines (bes. bedeutsamen oder interessanten) Gebäudes oder Ortes, einer<br />

Straße, eines Friedhofs etc.<br />

– Geschichte der Volkshochschule in nn<br />

– Geschichte der nn-Schule zwischen 1933 und 1939<br />

• an der Struktur orientiert: Untersuchung der Beschaffenheit, des Aufbaus oder der Implikationen<br />

eines Gebildes oder Prozesses<br />

– Die Arbeit der Wohlfahrtsverbände in nn<br />

– Marktchancen der TransFair-Produkte in nn<br />

• inhaltsanalytisch: Untersucht werden mit inhaltsanalytischen Methoden Produkte in Medien<br />

– Die Berichterstattung über Themen der ’<br />

Einen Welt‘ im Programm der ARD zwischen<br />

dem 01. 01. 1999 und dem 31. 01. 1999<br />

– Die Rolle der Frau in der Anzeigenwerbung der Zeitschrift nn vom . . . bis zum . . .<br />

• handlungsorientiert: Untersuchung von Strategien zur Lösung eines Problems, der zugrundeliegenden<br />

Interessen, Widerstände und von Lösungsmöglichkeiten im demokratischen<br />

Prozess des Interessenausgleichs<br />

– Der Konflikt um die nn -Straße<br />

– Halfpipe in nn – unmöglich?<br />

• biographisch orientiert: Untersuchung der Biographie und der persönlichen Erlebnisse<br />

von Personen als Widerspiegelung historischer oder zeitgeschichtlicher Ereignisse<br />

– Die 68er Revolte in nn im Erleben damaliger Jugendlicher<br />

– Schicksal eines Deserteurs im Zweiten Weltkrieg<br />

• Kombinationen der o. g. Möglichkeiten:<br />

– Die Arbeit des Ausländerbeirats in nn<br />

15


– Das Wahlverhalten der Jungwählerinnen und Jungwähler in nn bei der Kommunalwahl<br />

vom ...<br />

• fachübergreifend: Besonders in Kombination mit dem Fach Geschichte ergeben sich fachübergreifende<br />

und fächerverbindende Möglichkeiten. Sie sollten dann in Betracht kommen,<br />

wenn die Anlage der <strong>Facharbeit</strong> über die Untersuchung der Entwicklung eines Problems<br />

oder eines Gegenstands bzw. Prozesses hinausgeht und historische Kenntnisse notwendig<br />

macht. <strong>Facharbeit</strong>en im Bereich von Umweltproblemen oder Themen der ’Einen<br />

Welt’ enthalten ebenfalls schnell fachübergreifende Aspekte, die über den Bereich der<br />

Gesellschaftswissenschaften hinausgehen können. Ebenso werfen beispielsweise inhaltsanalytische<br />

Untersuchungen schnell auch Fragestellungen des Faches <strong>Deutsch</strong> auf. Immer<br />

sollte dabei gefragt werden, ob ein solches Thema als fachübergreifendes innerhalb eines<br />

Faches bewältigt werden kann oder ob eine Kooperation mit anderen Fächern notwendig<br />

ist. Beispiele:<br />

– Bunker in der Stadt nn<br />

– ihre Geschichte und heutige Nutzung<br />

– Klimaverhältnisse im Stadtteil<br />

– Rolle von Grünzügen in der Stadt.<br />

Zugangsweisen<br />

Themensuchende oder Schülerinnen und Schüler, die mit einem Themenvorschlag kommen,<br />

sollten sich über einige Fragen Klarheit verschaffen. Bei der Themenformulierung mit der Fachlehrerin<br />

bzw. dem Fachlehrer sollten diese Fragen bereits beantwortbar sein.<br />

Fragen an die/den Themensuchende(n)<br />

• zur Themenfindung<br />

– Sind Ihnen im Unterricht der Sekundarstufe II Fragestellungen aufgefallen, die Sie<br />

auf einen Ihnen selbst besonders interessant oder wichtig erscheinenden Bereich beziehen<br />

können?<br />

– Schien Ihnen die Behandlung eines Themas im Unterricht der Sekundarstufe II als<br />

zu knapp? Gibt es ein Thema, das eine Vertiefung verdient hätte?<br />

– Halten Sie andere Themen für wichtig und interessant, die Sie bearbeiten wollen?<br />

– Ist das ausgesuchte Thema ein Thema des Faches nn ?<br />

– Welche Aspekte des Themas lassen sich mit dem Fach nn verbinden?<br />

– Welche persönlichen Interessen verbinden Sie mit dem Thema?<br />

• zur Themenformulierung<br />

– Wie hoch stellen Sie sich den erforderlichen Aufwand vor?<br />

– Haben Sie Ideen, wie Sie an entsprechende Materialien (Bücher, Aufsätze, Erfahrungsberichte<br />

etc.) kommen?<br />

– Welche Methoden wollen Sie einsetzen, um das Thema zu untersuchen?<br />

– Lässt sich die Themenstellung präzise formulieren?<br />

16


– Welche Eingrenzungen (zeitlicher, räumlicher Art usw.) sind bei diesem Thema notwendig?<br />

• zur ersten Themenvorbereitung<br />

– Welche Erwartungen an die Fachlehrerin bzw. den Fachlehrer haben Sie bezüglich<br />

der Vorbereitung des Themas?<br />

– Wer sonst unterstützt Sie bei der Bearbeitung des Themas?<br />

– Stehen die erforderlichen Quellen und Arbeitsmittel in der Bearbeitungszeit des Themas<br />

zur Verfügung?<br />

Einbettung der <strong>Facharbeit</strong>en<br />

Die Vorbereitung der <strong>Facharbeit</strong>en im Unterricht kann nicht nur formal, sondern muss auch<br />

inhaltlich erfolgen. Besonders wichtig sind dabei Untersuchungsmethoden und Möglichkeiten<br />

der Informationsbeschaffung.<br />

Zur Vorbereitung der <strong>Facharbeit</strong> in formaler Hinsicht zählen für den Bereich der Gesellschaftswissenschaften,<br />

in denen es häufig um Menschen und damit um Persönlichkeitsrechte<br />

gehen kann, auch Hinweise auf den Datenschutz, auf Bildrechte usw.<br />

Auch wenn die Informationsbeschaffung von den Schülerinnen und Schülern selbst organisiert<br />

werden soll, kann es nicht schaden, mit Institutionen, die davon betroffen sein werden, wie<br />

zum Beispiel dem Stadtarchiv, ein Vorgespräch zu führen und sich als die betreuende Lehrerin<br />

bzw. der betreuende Lehrer persönlich bekannt zu machen.<br />

Gute <strong>Facharbeit</strong>en oder Auszüge aus solchen sollten einer Schulöffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht werden. Viele Schulen veröffentlichen ausgewählte <strong>Facharbeit</strong>en in Broschüren oder<br />

im Internet. Manche <strong>Facharbeit</strong>en oder Auszüge aus ihnen eignen sich auch für Ausstellungen<br />

im schulischen Rahmen.<br />

Es empfiehlt sich, in den Fachschaften eine Sammlung guter <strong>Facharbeit</strong>en anzulegen, um einerseits<br />

den Schülerinnen und Schülern Beispiele an die Hand geben zu können und andererseits<br />

zur Selbstevaluation beizutragen und Fehler in der Vorbereitung zunehmend zu beheben.<br />

8.2 Nutzung der neuen Informations- und<br />

Kommunikationsmedien<br />

Die <strong>Facharbeit</strong> als Form selbstständigen Arbeitens wirft die Frage der Beschaffung von Material<br />

auf. Zur Informationsbeschaffung eignen sich die neuen Medien in vieler Hinsicht.<br />

Wann immer möglich, sollte den Schülerinnen und Schülern auch durch die Schule die<br />

Möglichkeit geboten werden, ihre Recherchen mit neuen Medien zu betreiben. Viele werden<br />

ohnehin deren Chancen nutzen. Schule muss aber auch denen die Möglichkeiten bieten, die sie<br />

sonst nicht haben. Sowohl eine reichhaltige Auswahl an CD-ROMs eignet sich zum Recherchieren<br />

und als Hilfe für das Schreiben wie auch der Zugang zum Internet, zumindest für alle<br />

Informationen, die nicht älter als etwa fünf Jahre sind.<br />

Manche Schülerinnen und Schüler, die Zugang zu <strong>Online</strong>-Medien haben, halten das Finden<br />

von Informationen und das Präsentieren des Ausdrucks auf Papier schon für eine (beachtliche)<br />

Leistung. Hier müssen die Beurteilungskriterien (s. o.) klar gestellt werden.<br />

17


Allerdings bestehen auch wissenschaftliche Texte zum Großteil aus Information, die fremden<br />

Quellen entstammt. Die Aneignung fremden Wissens und fremder Gedankengänge ist zudem<br />

der Normalfall schulischen Lernens. Entscheidend sind dabei zwei Dinge, wenn es um<br />

wissenschaftspropädeutisches Arbeiten geht:<br />

• Fremdes Wissen und fremde Gedanken müssen als solche gekennzeichnet werden.<br />

• Die Reorganisation fremder Wissensinhalte unter neuen Aspekten bildet einen wichtigen<br />

Teil der eigenen Leistung. Dazu ist allerdings die gedankliche Durchdringung der<br />

Erkenntnisse anderer erforderlich.<br />

Es kommt daher darauf an, dass diese Anforderungen für die Schülerinnen und Schüler feststehen.<br />

Dabei sollte man ihnen durchaus klar machen, dass auch den Lehrenden die Wege zur<br />

Beschaffung von Informationen aus den Netzen bis hin zu ”<br />

fertigen“ <strong>Facharbeit</strong>en bekannt sind.<br />

Hilfreich bei der Absicherung eigenständiger Leistungen ist eine Themenstellung der <strong>Facharbeit</strong>,<br />

die eine Eingrenzung vornimmt und die Formulierung von Themen vermeidet, die eine<br />

Beschaffung aus <strong>Facharbeit</strong>s-Archiven nahe legt. Zu einer Kontaktaufnahme mit Expertinnen<br />

und Experten etwa über E-Mail oder Newsgroups sollten die Schülerinnen und Schüler allerdings<br />

ermuntert werden. Denn so werden die neuen technischen Möglichkeiten sinnvoll genutzt.<br />

Den Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass sie an der Einhaltung nicht irgendwelcher<br />

Formalia, sondern der Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens gemessen werden.<br />

Für Lehrerinnen und Lehrer kann nicht alles offensichtlich sein, auch sie können nicht alles<br />

parat haben, womit sich eine Schülerin oder ein Schüler in einer <strong>Facharbeit</strong> beschäftigt. In einer<br />

Zeit des freien Zugangs zu einer breiten Palette von Informationen kann von niemand eine<br />

enzyklopäische Bildung erwartet werden. Fachlehrerinnen und Fachlehrer sind in der Regel keine<br />

Spezialisten, die etwa nur Arbeiten in ihren Spezialgebieten annehmen. Vielmehr können<br />

Schülerinnen und Schüler zu Recht erwarten, dass auf ihre Interessen Rücksicht genommen<br />

wird und somit eine Fülle von Themen möglich ist.<br />

Die Auswahl der Informationen und ihre sinnvolle Reorganisation dürften vielfach das Entscheidende<br />

sein. Deshalb muss in der <strong>Facharbeit</strong> strukturell deutlich sein, wie man Ergebnisse<br />

nachprüfen kann, damit eine solche Überprüfung für die Fachlehrerin bzw. den Fachlehrer<br />

möglich ist (Quellenangaben, Wiederholbarkeit in den Naturwissenschaften, hermeneutische<br />

Verfahren in den Geisteswissenschaften). Der beschrittene Weg muss transparent gemacht werden.<br />

Alle Tatsachen, aus denen Schlüsse gezogen werden, müssen belegt werden.<br />

18


Vorschlag für ein Merkblatt zum Umgang mit neuen Medien bei der<br />

<strong>Facharbeit</strong> (für Schülerinnen und Schüler)<br />

• Wenn Sie die Möglichkeit haben, nutzen Sie die Neuen Medien zur Erstellung Ihrer<br />

<strong>Facharbeit</strong>. Nicht nur beim Schreiben des Manuskripts können Computer hilfreich sein.<br />

• Nutzen Sie, wenn Sie die Möglichkeit haben, die Neuen Medien auch zur Kommunikation<br />

über Ihr Thema. Interessant kann zum Beispiel sein, sich per E-Mail auszutauschen<br />

oder in Newsgroups Anfragen zu stellen.<br />

• Die Recherche im Internet oder auf CD-ROMs kann viele Informationen zutage fördern.<br />

Behalten Sie immer das Thema Ihrer <strong>Facharbeit</strong> im Auge. Die Neuen Medien bieten<br />

viele Möglichkeiten – auch des Abschweifens.<br />

• Vergessen Sie nie: Auch elektronisch gespeicherte Information ist geistiges Eigentum<br />

der Verfasserin bzw. des Verfassers. Auch CD-ROMs und Internet sind Quellen. Texte<br />

daraus müssen in Ihrer <strong>Facharbeit</strong> als Zitat gekennzeichnet werden.<br />

• Beim Zitieren von Informationen aus dem Internet wird es in der Regel ausreichen, die<br />

Internet-Adresse (URL) und das Datum anzugeben.<br />

• Die Qualität von Informationen ist nicht identisch mit ihrer leichten Zugänglichkeit. Eher<br />

trifft das Gegenteil zu: Auf Web-Seiten ins Internet kann weitgehend unkontrolliert jede<br />

oder jeder schreiben, was ihr oder ihm einfällt. Dies kann auch schlichter Unfug sein.<br />

• Wissenschaftliche Literatur wird in der Regel in kontrollierten Zusammenhängen verfasst.<br />

Texte, die z. B. aus Universitätsvorlesungen stammen, oder Aufsätze renommierter<br />

Fachautoren, die im Internet publiziert werden, bieten größere Gewähr für Ernsthaftigkeit<br />

und Verlässlichkeit. Gehen Sie deshalb mit Informationen aus den Neuen Medien<br />

kritisch um.<br />

• Es ist bekannt, dass auch Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeit im Netz<br />

zur Verfügung stellen oder entsprechende Arbeiten sammeln und im Netz anbieten. Behalten<br />

Sie Ihr Thema im Auge, wenn Sie sich solche Arbeiten ansehen. Seien Sie kritisch<br />

auch gegenüber den Arbeiten Ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler. Häufig sind<br />

die Anbieter solcher Arbeiten reine Sammler. Achten Sie darauf, wenn Hinweise zur<br />

Beurteilung solcher Arbeiten gegeben werden. Das Fehlen solcher Angaben muss eher<br />

skeptisch machen.<br />

• Halten Sie bei der Nutzung des Internet die ”<br />

Netiquette“ ein. Schließlich wollen Sie und<br />

andere auch weiterhin ein nutzbares Medium haben.<br />

• Warum Ihre <strong>Facharbeit</strong> nicht als Webseite gestalten, wenn Sie sich dazu in der Lage<br />

sehen? Verwenden Sie dann aber nicht zu viel Aufwand auf das Äußere. Bewertet wird<br />

der Inhalt Ihrer Arbeit.<br />

19


9 Praxisbeispiele<br />

9.1 Praxisbericht aus der LISE-MEITNER-Schule Leverkusen<br />

Schon in der Sekundarstufe I ist eigenverantwortliches Arbeiten, vorbereitet durch die Freie Arbeit<br />

in der Eingangsstufe, weitergeführt in der Jahrgangsstufe 7 durch Projektarbeit, ein Schwerpunkt<br />

unseres Schulprogramms; in der Jahrgangsstufe 8 wird eine erste Jahresarbeit geschrieben.<br />

Seit dem Schuljahr 1994/95 ist für die Schülerinnen und Schüler der LISE-MEITNER-Schule<br />

die Anfertigung einer <strong>Facharbeit</strong> verbindlich, an die durch einen Workshop herangeführt werden<br />

kann.<br />

Workshop als Hilfe zum Erstellen einer <strong>Facharbeit</strong><br />

Viele Schülerinnen und Schüler verfügen erfahrungsgemäß nicht über Kenntnisse darüber, wie<br />

sie an eine <strong>Facharbeit</strong> herangehen, wie sie die gefundene Literatur auswerten und welche Formalia<br />

bei einer wissenschaftspropädeutischen Arbeit eingehalten werden sollten. Es gibt jedoch<br />

Schulen, an denen in der Jahrgangsstufe 11 eine einwöchige Methodenwerkstatt angeboten wird,<br />

und andere, an denen diese Arbeit im Rahmen des <strong>Deutsch</strong>unterrichtes geleistet wird. Ist dies<br />

nicht der Fall, kann ein Workshop eine sinnvolle Vorbereitung auf eine <strong>Facharbeit</strong> sein.<br />

Die Idee, durch Workshops die Lernenden besser auf die Arbeit vorzubereiten, entstand auf<br />

Grund unserer Erfahrung nach dem ersten Probelauf mit <strong>Facharbeit</strong>en. Die Inhalte selbst wurden<br />

unserem jeweiligen Erfahrungsstand angepasst.<br />

Der Workshop sollte praktische Übungen enthalten. Deshalb sollte entsprechende Zeit eingeräumt<br />

werden und die Teilnehmerzahl unter Kursstärke liegen, damit auf individuelle Fragen<br />

der Teilnehmenden eingegangen werden kann. Ebenfalls bewährt hat es sich, Workshops entsprechend<br />

den Aufgabenfeldern, in denen die Arbeit geschrieben wird, anzubieten und u. U.<br />

innerhalb des Aufgabenfeldes noch weiter zu differenzieren, da sich die Probleme, die sich<br />

z. B. bei einer experimentellen Arbeit in einer Naturwissenschaft stellen, stark von denen einer<br />

Literatur-Arbeit unterscheiden.<br />

Dies so zu handhaben erleichtert außerdem den Informationsfluss zwischen den Kolleginnen<br />

und Kollegen, die eine Arbeit betreuen. Sie können Wünsche äußern, was eingeübt werden soll,<br />

und sie wissen, mit wem sie Rücksprache nehmen können, um zu erfahren, was in dem Workshop<br />

als verbindlich angegeben wurde. Alle Schülerinnen und Schüler, die in ihrem Fach eine<br />

<strong>Facharbeit</strong> schreiben, haben gleiche Workshop-Erfahrung. Neben der die Arbeit betreuenden<br />

Fachlehrerin bzw. dem betreuenden Fachlehrer, die ihre Erwartungen den Lernenden gegenüber<br />

formulieren müssen, schafft auch der Workshop eine Plattform für die Bewertung der Arbeit,<br />

20


auf die sich die begutachtende Lehrperson berufen kann.<br />

Inhalte eines Workshops sollten sein<br />

• Anleitung zur Arbeits- und Zeitplanung<br />

• Anregung und Anleitung zur Literatursuche<br />

• Planung der Beratungsgespräche<br />

• Organisation des Literaturlesens<br />

• Information über Bestandteile einer Arbeit<br />

• Bereitstellung von Informationsblättern, u. a. eines mit Bewertungskriterien.<br />

Manches erscheint selbstverständlich, ist es aber für viele Schülerinnen und Schüler nicht. Das<br />

entspricht jedenfalls unserer Erfahrung, die wir seit Einführung der <strong>Facharbeit</strong> 1995 in der Stufe<br />

12/II gesammelt haben. Daher werden in der nachfolgenden Beschreibung der Workshop-Inhalte<br />

auch aus Lehrersicht selbstverständliche Dinge mit aufgenommen.<br />

Arbeits- und Zeitplanung<br />

Es wird eine Kalenderübersicht angelegt für den Zeitraum der drei je sechswöchigen Phasen der<br />

<strong>Facharbeit</strong> – Themenfindung, Literatursuche und Schreibphase. Darin werden eingetragen:<br />

• alle Klausuren, die in der Zeit geschrieben werden müssen, die dafür vorgesehene Vorbereitungszeit<br />

• alle festen privaten Termine<br />

• ein Sicherheitszeitraum als Pufferzone am Ende von jeder der drei Phasen<br />

• mindestens drei Beratungsgespräche nach der Themenfindung.<br />

In diesem Zeitraster werden die Ferien ausgespart. Dann wird die eigene Planung festgesetzt.<br />

Zusätzlich sollte eventuell für das Schreiben mit einem Textverarbeitungssystem Zeit einkalkuliert<br />

werden, falls keine PC-Erfahrung vorhanden ist. Computerabstürze verschieben den strikten<br />

Abgabetermin nicht! Wenn die Arbeit geheftet werden soll, muss auch das im Zeitraster berücksichtigt<br />

werden.<br />

Literatursuche<br />

Literatur kann gefunden werden<br />

• in Schulbüchern<br />

• in Büchern und Zeitschriften von Schul-, Stadt-, Universitäts- und Kulturinstitutsbibliotheken<br />

und in Lesesälen<br />

• durch Hinweise der Lehrerin bzw. des Lehrers<br />

• im Internet<br />

• in Archiven<br />

• in Instituten<br />

21


• bei Firmen (schreibt man Firmen an, so sollte man unbedingt wegen der Kürze der Bearbeitungszeit<br />

um möglichst schnelle Rückäußerung bitten).<br />

Die Literatursuche sollte an Beispielen geübt werden. Jede Schülerin bzw. jeder Schüler sollte<br />

z. B. zu einem Stichwort aus dem anvisierten Bereich in der Schulbibliothek Quellen suchen,<br />

die Literaturangaben und Zitate herausschreiben. Verfügt die Schule nicht über eine entsprechende<br />

Bibliothek, sollte ein Teil des Workshops in eine Bibliothek verlagert werden. Auch zum<br />

Besuch einer Universitätsbibliothek und ihres Lesesaals sollen Schülerinnen und Schüler angeregt<br />

werden. Wünschenswert ist außerdem eine praktische Übung zur Materialsuche im Internet.<br />

Beratungsgespräch<br />

Die Beratungsgespräche haben eine große Bedeutung für die Erstellung der <strong>Facharbeit</strong>, daher<br />

sind an der LISE-MEITNER-Schule drei Beratungsgespräche in der zweiten und dritten Phase<br />

für beide Seiten verbindlich vorgeschrieben. Das heißt: Einerseits sind die Lernenden verpflichtet,<br />

sich um einen Gesprächstermin zu kümmern; andererseits muss die Lehrerin bzw. der<br />

Lehrer ggf. einen Termin setzen, damit es mindestens zu den drei Gesprächen kommt. Weitere<br />

Gespräche könnten notwendig werden.<br />

Alle Gespräche bieten den Schülerinnen und Schülern Sicherheit bezüglich ihrer Bemühungen.<br />

Denn sie sollen verhindern, dass die Arbeit ausufert und nicht mehr bewältigt werden kann.<br />

Alle Gespräche haben aber auch den Sinn, dass sich die beratende Fachlehrerin bzw. der beratende<br />

Fachlehrer von dem Fortgang und der Selbstständigkeit der Schülerarbeit überzeugen<br />

kann. Die Schülerinnen und Schüler müssen in dem Workshop darüber aufgeklärt werden, dass<br />

sie hier in der Pflicht sind.<br />

Alle Beratungsgespräche sollten daher vorgeplant werden. Die Lernenden sollten sich vor<br />

jedem Gespräch notieren: Was will ich im Gespräch erfahren? Welche Hilfen benötige ich? Wo<br />

komme ich nicht weiter? Was verstehe ich fachlich nicht? usw. Daher die Empfehlung, alle auftauchenden<br />

Fragen und Unsicherheiten sofort in einem jederzeit bereitliegenden Begleitheft zu<br />

notieren, damit nichts vergessen wird. Außerdem ist vor jedem Gespräch eine Reflexion wichtig:<br />

Wie weit bin ich voran gekommen? Welche Arbeitsinseln sind bereits geschaffen? Nur dann<br />

kann man der Lehrerin bzw. dem Lehrer den Entwicklungsstand der Arbeit erläutern.<br />

Die Gespräche haben dem jeweiligen Entwicklungsstand der Arbeit entsprechend unterschiedliche<br />

Schwerpunkte:<br />

1. Erstes Gespräch – nach der Themenfindung und während der Literatursuche. Es sollten<br />

mitgebracht werden<br />

• die bisherige Literaturliste, eventuell die Bücher<br />

• eine Grobgliederung nach bereits gefundener Literatur<br />

• ein Fragenkatalog, eine Problemliste<br />

Das Ergebnis des Gespräches könnte sein:<br />

• eine Information über die Brauchbarkeit der vorgelegten Literatur<br />

• eine Information über weitere Literatur<br />

• eine Einschränkung des Themas auf ausgewählte Gesichtspunkte<br />

22


• eine Schwerpunktverschiebung des Themas.<br />

2. Zweites Gespräch – gegen Ende der Literatursuche. Es sollten mitgebracht werden<br />

• eine Literaturliste<br />

• eine Gliederung<br />

Das Ergebnis des Gespräches könnte sein:<br />

• der Schwerpunkt der Arbeit wird festgelegt<br />

• neue Bearbeitungsaspekte werden ggf. abgesprochen.<br />

3. Drittes Gespräch – während der Schreibphase. Hier bietet sich die Gelegenheit, eine Probeseite<br />

oder problematisch erscheinende Passagen vorzulegen, um sich beraten zu lassen.<br />

Dies kann von Lehrerseite eingefordert werden, um den Fortgang der Arbeit zu beurteilen.<br />

Organisation des Literaturlesens<br />

Die Methode des Lesens in drei Schritten ( ” überfliegen – nach Schlüsselworten suchen und<br />

markieren – zusammenfassen“) wird von zahlreichen Lernmethodiken empfohlen und erläutert.<br />

Auch dazu ist eine praktische Übung im Workshop anhand eines Textes, der dem jeweiligen<br />

Aufgabenfeld entnommen ist, sinnvoll.<br />

Weitere Übungen sind notwendig: Das Zitieren von kurzen Textteilen und längeren Passagen<br />

sowie Auslassungen im Zitat und grammatikalische Anpassung müssen geübt, auf die häufigsten<br />

Fehler muss aufmerksam gemacht werden.<br />

Es sollte mit den Schülerinnen und Schülern über Verfahren gesprochen werden, wie die<br />

verschiedenen Quellen festgehalten werden können, damit sie auch wieder gefunden werden.<br />

Eine Möglichkeit ist, Karteikarten farbig zu markieren und jeder Literaturquelle eine Farbe zuzuordnen.<br />

Beim Lesen werden auf einer Karteikarte ein Stichwort, die Seitenzahl und eine Zusammenfassung<br />

notiert. Dies Verfahren hat den Vorteil, dass beim Schreiben die Karteikarten<br />

nach Stichworten bzw. Kapiteln der Arbeit sortiert werden können. Der Farbe entnimmt man<br />

die Quelle.<br />

Bestandteile einer <strong>Facharbeit</strong><br />

Die Funktion der einzelnen Teile der <strong>Facharbeit</strong> sind auch nicht allen Schülerinnen und Schülern<br />

geläufig und sollten geklärt werden:<br />

• ein Titelblatt (mit Name, Thema der Arbeit, Fach, Datum)<br />

• ein Vorwort (falls etwas zur Entstehung der Arbeit oder über aufgetretene Schwierigkeiten<br />

geschrieben wird oder falls man sich z. B. bei einem Institut für Informationsmaterial<br />

bedanken will)<br />

• ein gegliedertes Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben<br />

• eine Einleitung (hierin wird das Vorhaben skizziert, die Absicht der Arbeit, die zentrale<br />

Fragestellung erläutert)<br />

• der Hauptteil<br />

23


• eine Zusammenfassung<br />

• ein Literaturverzeichnis<br />

• ein Anhang mit Materialliste, Fotos usw.<br />

• die Selbstständigkeitserklärung.<br />

Beurteilungskriterien<br />

Für die Schülerinnen und Schüler von besonderem Interesse sind die Kriterien, nach denen die<br />

Arbeit begutachtet und bewertet wird. Hier ist die Lehrerschaft gefordert. Es muss ein Anforderungskatalog<br />

zusammengestellt und von der Lehrerkonferenz für verbindlich erklärt werden.<br />

An der LISE-MEITNER-Schule wurde von einer Lehrer- und Schülergruppe in pädagogischen<br />

Tagen das Papier ”<br />

Beurteilungsfragen an eine <strong>Facharbeit</strong>“ erarbeitet. Die Fragen beziehen<br />

sich auf vier Aspekte, wobei die Reihenfolge dem Prinzip gesteigerter Wichtigkeit folgt (siehe<br />

Kasten Beurteilungsfragen an eine <strong>Facharbeit</strong> )<br />

Lernende haben immer auch Fragen etwa zum Umfang und der Seitenzahl der Arbeit usw.,<br />

die sich nicht schematisch beantworten lassen. Auch dazu kann ein Informationsblatt nützlich<br />

sein, wenn darin noch weitere aufgabenfeldspezifische Hinweise enthalten sind. Das Formblatt<br />

mit der Selbständigkeitserklärung, die unterschrieben werden muss, verdient eine eindringliche<br />

Erklärung. Eine kurze Literaturliste mit der gängigen Ratgeber-Literatur (siehe unten) und<br />

ein kurzer Überblick darüber, was diese Bücher leisten, sollten den Schülerinnen und Schülern<br />

ebenfalls zur Verfügung gestellt werden.<br />

Nicht nur die Schülerinnen und Schüler haben viele Fragen zur <strong>Facharbeit</strong>. Die <strong>Facharbeit</strong><br />

als neuer Lerngegenstand und noch unvertrautes Instrument wissenschaftspropädeutischen Lernens<br />

stellt auch die Schulen und die Kollegien vor viele Fragen und Aufgaben. Die nachstehende<br />

Checkliste führt einiges auf, was an unserer Schule zu klären und zu entscheiden war, und kann<br />

an einiges erinnern, was generell Gegenstand der Überlegungen in den Schulen werden sollte<br />

(siehe Kasten Checkliste . . . ).<br />

24


Beurteilungsfragen an eine <strong>Facharbeit</strong><br />

(Die Abschnitte sind nach ansteigender Bedeutung geordnet, die einzelnen Fragen nicht.)<br />

1. Formales<br />

• Ist die Arbeit vollständig?<br />

• Findet sich hinter dem Textteil ein Katalog sinnvoller Anmerkungen?<br />

• Sind die Zitate exakt wiedergegeben, mit genauer Quellenangabe?<br />

• Ist ein sinnvolles Literaturverzeichnis vorhanden mit Angaben zur in der Arbeit<br />

benutzten Sekundärliteratur, ggf. zur Primärliteratur?<br />

• Wie steht es mit der sprachlichen Richtigkeit (Rechtschreibung, Zeichensetzung,<br />

Grammatik) und dem sprachlichen Ausdruck (Satzbau, Wortwahl)?<br />

• Wie ist der äußere Eindruck, das Schriftbild; sind die typographischen Vereinbarungen<br />

eingehalten (Einband, Seitenspiegel, Seitenangaben, gliedernde Abschnitte<br />

und Überschriften)?<br />

2. Inhaltliche Darstellungsweise<br />

• Ist die Arbeit themengerecht und logisch gegliedert?<br />

• Werden Thesen sorgfältig begründet; sind die einzelnen Schritte schlüssig aufeinander<br />

bezogen?<br />

• Ist die Gesamtdarstellung in sich stringent?<br />

• Ist ein durchgängiger Themenbezug gegeben?<br />

3. Wissenschaftliche Arbeitsweise<br />

• Sind die notwendigen fachlichen Begriffe bekannt? Werden die Begriffe klar definiert<br />

und eindeutig verwendet?<br />

• Werden die notwendigen fachlichen Methoden beherrscht und kritisch benutzt?<br />

• In welchem Maße hat sich die Verfasserin bzw. der Verfasser um die Beschaffung<br />

von Informationen und Sekundärliteratur bemüht?<br />

• Wie wird mit der Sekundärliteratur umgegangen (nur zitierend oder auch kritisch)?<br />

• Wird gewissenhaft unterschieden zwischen Faktendarstellung, Referat der Positionen<br />

anderer und der eigenen Meinung?<br />

• Wird das Bemühen um Sachlichkeit und wissenschaftliche Distanz deutlich?<br />

• Wird ein persönliches Engagement der Verfasserin bzw. des Verfassers in der Sache,<br />

am Thema erkennbar?<br />

4. Ertrag der Arbeit<br />

• Wie ist das Verhältnis von Fragestellung, Material und Ergebnissen zu einander?<br />

• Wie reichhaltig ist die Arbeit gedanklich?<br />

• Kommt die Verfasserin bzw. der Verfasser zu vertieften, abstrahierenden, selbstständigen<br />

und kritischen Einsichten?<br />

25


Checkliste für Schulen bei der Einführung der <strong>Facharbeit</strong><br />

• Bildung einer Arbeitsgruppe, in der möglichst alle Fächer vertreten sein sollten, die die<br />

Einführung der <strong>Facharbeit</strong> plant, begleitet und die Erfahrungen auswertet; Erstellung von<br />

Vorlagen für eine Lehrerkonferenz, in der die Modalitäten für die <strong>Facharbeit</strong> diskutiert<br />

werden und die darüber ein Konsenspapier verabschiedet<br />

• Festlegung des Zeitpunkts im 2. Halbjahr der Jahrgangsstufe 12, zu dem die Wissensvoraussetzungen<br />

und die fachlichen Qualifikationen der Schülerinnen und Schüler gegeben<br />

sind, unter Berücksichtigung von Terminbindungen für Studienfahrten, Berufsorientierungswochen,<br />

Praktika etc. und der Belastung der Kolleginnen und Kollegen durch das<br />

Abitur; z. B. Arbeitsphase der Schülerinnen und Schüler in der klausurfreien Zeit im Januar<br />

und Februar, Abgabe so weit vor den Osterferien, dass die Korrektur nicht mit der<br />

der Abiturarbeiten zusammenfällt<br />

• Einigung über die der einzelnen Kollegin bzw. dem einzelnen Kollegen zumutbare Zahl<br />

an <strong>Facharbeit</strong>en; Klärung der Bereitschaft, Betreuung und Korrektur von <strong>Facharbeit</strong>en<br />

auch kursfremder Schülerinnen und Schüler zu übernehmen<br />

• Abstimmung und Einigung über einen allgemeinen Bewertungskatalog in der Lehrerkonferenz;<br />

über fachspezifische Kataloge in den Fachkonferenzen<br />

• Befassung von Schulkonferenz, Elternpflegschaft, Schülervertretung mit den Vorschlägen<br />

und Modalitäten<br />

• eingehende Information und besonders intensive Vorbereitung des Jahrgangs, der erstmals<br />

eine <strong>Facharbeit</strong> schreiben soll<br />

• Vereinbarung der bindenden Termine für Benennung des Themas und Abgabe der Arbeit<br />

• Bestimmung eines Verantwortlichen für Kontrolle und Organisation der Verfahren: Abgabe<br />

der Themen und der Arbeit, Entscheidung in Abstimmung mit den Fachlehrkräften<br />

über eine Verlängerung im Krankheitsfall, Erinnerung von Lehrkräften und Lernenden<br />

zu bestimmten Phasen an den bis dahin zu erreichenden Entwicklungsstand<br />

• Schaffung und Nutzung von Möglichkeiten der Präsentation von Arbeitsergebnissen,<br />

auch als Anreiz für die Lernenden<br />

• Sammlung von exemplarischen Arbeiten, Anlegen einer Themenliste, Sicherung der Erfahrungen<br />

und Evaluation.<br />

9.2 Praxisbericht aus der FRIEDENSSCHULE Hamm<br />

Oberstufenprofil der FRIEDENSSCHULE<br />

Seit dem Schuljahr 1992/93 gibt es an der Friedensschule eine gymnasiale Oberstufe. Ihr pädagogisches<br />

und didaktisches Profil ist wesentlich gekennzeichnet durch die Einrichtung von Leistungsschwerpunkten,<br />

in denen fachübergreifend gearbeitet wird. Es sind dies die Schwerpunkte<br />

” Technik“ mit der Koppelung Technik (LK) und Physik (GK), Umwelt“ mit der Koppelung<br />

”<br />

26


Biologie (LK) und Chemie (GK) sowie ”<br />

Kultur“ mit der Koppelung Geschichte (LK) und Kunst<br />

(GK).<br />

Fachpraktikum<br />

Eine zentrale Rolle innerhalb des Oberstufenprofils spielt das Fachpraktikum, das die Schülerinnen<br />

und Schüler im Rahmen ihres Leistungsschwerpunktes für die Dauer von zwei Wochen<br />

absolvieren. Dieses Praktikum findet vor den Herbstferien in der Jahrgangsstufe 12 statt. Es zielt<br />

darauf ab, die bereits in der Sekundarstufe I angelegten Praxiserfahrungen der Schülerinnen und<br />

Schüler weiter zu vertiefen und ihnen neben der Studierfähigkeit auch Kenntnisse in beruflichen<br />

Situationen zu vermitteln. Hier sollen sie, soweit möglich, die im Unterricht erworbenen<br />

theoretischen Kenntnisse in einem praktischen Umfeld anwenden und trainieren.<br />

Fachpraktikum und <strong>Facharbeit</strong><br />

Zur gleichzeitigen Vertiefung ihrer fachlichen Qualifikation schreiben die Schülerinnen und<br />

Schüler im Rahmen des Praktikums eine <strong>Facharbeit</strong>. Dabei soll im Sinne wissenschaftspropädeutischen<br />

Lernens die eigenständige Aufarbeitung eines Themas von der Entwicklung eines<br />

Untersuchungsansatzes bis zur Auswertung und der angemessenen Präsentation der Resultate<br />

geübt werden. Das Thema der <strong>Facharbeit</strong> soll eng gefasst sein und wird zwischen den Lernenden,<br />

ihren Tutorinnen und Tutoren sowie den Betreuungspersonen im Praktikumsbetrieb abgesprochen.<br />

Es hat – sofern möglich – einen Bezug zu den bis dahin bearbeiteten Kursthemen und<br />

ergibt sich inhaltlich aus der Tätigkeit im Praktikum.<br />

Vorbereitung auf die <strong>Facharbeit</strong>en im Jahrgang 11<br />

<strong>Facharbeit</strong>en stellen komplexe Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler, die ohne eine<br />

intensive Einarbeitung und geeignete organisatorische Voraussetzungen nicht zufrieden stellend<br />

erfüllt werden können. In der Friedensschule werden drei parallele Ansätze verfolgt, um die<br />

Basis für eine erfolgreiche Arbeit zu schaffen:<br />

• Fachunterricht<br />

Der Fachunterricht vermittelt primär fachspezifische methodische Ansätze. Nach Ausbildung<br />

von Grundlagen bieten sich den Schülerinnen und Schülern Trainingsmöglichkeiten<br />

für die <strong>Facharbeit</strong> im Rahmen von Referaten und kleineren Projektarbeiten, die sich an<br />

halbjährlich stattfindende Projektphasen anschließen.<br />

• Arbeitsgemeinschaft zu Grundkenntnissen in der EDV<br />

Zur Einhaltung der formalen Kriterien der <strong>Facharbeit</strong>en sind Grundkenntnisse in der EDV<br />

und der Zugriff auf einen Computer hilfreich. Um Benachteiligungen einzelner Schülerinnen<br />

und Schüler auszuschließen, wird im AG-Bereich über das reguläre Informatik-<br />

Angebot hinaus die Möglichkeit gegeben, sich im Umgang mit dem Computer zu üben.<br />

Das Training umfasst die Einführung in das Betriebssystem und die Arbeit mit Textverarbeitung,<br />

Tabellenkalkulation, Datenbank, Grafikprogramm sowie den Umgang mit dem<br />

Internet. Zum Schreiben der <strong>Facharbeit</strong>en wird ein Rechnerzugang nach Terminabsprache<br />

ermöglicht.<br />

27


• Methodenkurs<br />

Als Ergänzung der Qualifikationen im Bereich fachlicher Bildung wurde mit Beginn des<br />

Schuljahres 1997/98 ein eigener Kurs zur Vermittlung von Methodenkenntnissen eingerichtet.<br />

Hier sollen Schülerinnen und Schüler einerseits systematisch in die Grundlagen<br />

wissenschaftlich-methodischen Arbeitens eingeführt und in deren Gebrauch geübt und<br />

zum anderen in die Methodik des Lernens selbst eingeführt werden. Der Kurs verfolgt<br />

einen fachübergreifenden Ansatz. Die im Kurs entwickelten Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

werden in den einzelnen Fächern wieder aufgegriffen, sodass durch die zentrale Bearbeitung<br />

allgemeiner methodischer Aspekte die Fächer eine Entlastung erfahren und lediglich<br />

die Integration in die Fachmethodik leisten müssen. Umgekehrt liefern sie in vielen Situationen<br />

das Ausgangsproblem und die Motivation zur Auseinandersetzung mit dem Stoff.<br />

Der Methodenkurs ist mit einer Wochenstunde ausgestattet und läuft über den gesamten<br />

Jahrgang 11. Eine Benotung erfolgt nicht, sodass das Kurskonzept selbst hinreichenden<br />

Anreiz für die Teilnehmenden bieten muss, wenn es langfristig Bestand haben soll. Von<br />

den Inhalten sind die folgenden vorbereitend oder direkt auf die <strong>Facharbeit</strong> zu beziehen:<br />

Bewertung<br />

– Lesetechniken<br />

– Markierungstechniken<br />

– Umgang mit Texten<br />

⊲ Texte richtig auffassen<br />

⊲ Texte beschreiben<br />

⊲ Texte erklären und erörtern<br />

– Erstellung von Referaten und von <strong>Facharbeit</strong>en<br />

⊲ Themenfindung<br />

⊲ Gliedern eines Themas<br />

⊲ Materialbeschaffung<br />

⊲ Bibliographieren<br />

⊲ Exzerpieren.<br />

Ein unmittelbarer Vergleich der Bewertung der <strong>Facharbeit</strong>en in den einzelnen Leistungsschwerpunkten<br />

ist nicht ganz einfach. Unter den jeweiligen fachspezifischen Bedingungen ergeben sich<br />

Verschiebungen hinsichtlich der Anforderungen und der Gewichtung. So geht im Schwerpunkt<br />

Technik“ z. B. das Einhalten von DIN-Normen bei der zeichnerischen Darstellung mit in die<br />

”<br />

Wertung ein, eine Größe, die in der Bewertung einer bildlichen Darstellung in einer Arbeit des<br />

Schwerpunktes Kultur“ keinerlei Relevanz haben kann.<br />

”<br />

Unabhängig von dieser Problematik wurden allgemeine Beobachtungsschwerpunkte entwickelt.<br />

Sie haben Leitliniencharakter und werden im vorliegenden Grad ihrer Konkretisierung für<br />

alle Leistungsschwerpunkte verbindlich akzeptiert. (Vgl. die Kriterien oben Seite 13.)<br />

Die <strong>Facharbeit</strong>en werden von den beiden Tutoren des Schwerpunktes in Absprache korrigiert<br />

und bewertet. Die Note wird im Leistungskurs gewertet.<br />

28


Formale Vorgaben<br />

Formale Vorgaben Die formalen Bedingungen, die an die <strong>Facharbeit</strong> gestellt werden, haben<br />

sich im Laufe der Jahre entwickelt. Nach Beobachtung und Prüfung unterschiedlicher Ansätze<br />

gelten inzwischen die folgenden Vorgaben, die den Schülerinnen und Schülern in Form eines<br />

Merkblatts ausgehändigt werden:<br />

Vorgaben<br />

• Format: DIN A 4, einseitig beschrieben<br />

• Schrift: sauber korrigierte Maschinenschrift<br />

• Satzspiegel:<br />

– ca. 40 Zeilen zu ca. 60 Anschlägen (bei Verwendung eines Computers ist der<br />

Schriftgrad entsprechend einzustellen)<br />

– Zeilenabstand: 1,5-zeilig (längere Zitate einzeilig)<br />

– linker Randabstand (Heftrand): ca. 4 cm<br />

– rechter Randabstand: ca. 2 cm<br />

• Heftung: Schnellhefter (um ein Beiheften von Blättern durch den Korrektor zu ermöglichen).<br />

Verfasser und Thema müssen auf der Vorderseite des Schnellhefters stehen (außer<br />

bei Klarsichtdeckel).<br />

• Nummerierung und Anordnung:<br />

– Titelblatt zählt als Seite 1, wird nicht nummeriert<br />

– Inhaltsverzeichnis zählt als Seite 2, wird nicht nummeriert<br />

– Die folgenden Textseiten werden mit -3- beginnend jeweils oben in der Mitte nummeriert.<br />

– Dem fortlaufenden Text beigeheftete Materialien (Tabellen, Skizzen, Illustrationen<br />

usw.) werden in die Seitenzählung einbezogen. Dasselbe gilt ggf. für einen Anhang.<br />

– Die vorletzte nummerierte Seite enthält das Verzeichnis der verwendeten Literatur<br />

bzw. anderer benutzter Hilfsmittel (z. B. Tonträger, Bildmaterial).<br />

– Als letzte nummerierte Seite folgt die vom Schüler unterschriebene Erklärung.<br />

• Literaturhinweise: Für die Literaturhinweise im laufenden Text werden folgende Alternativen<br />

empfohlen:<br />

a) (BAYER, 1975, 219 f.)<br />

b) (BAYER, Der missverstandene Leistungskurs, 219 f.)<br />

Diese Kurzangaben verweisen auf die vollständigen bibliographischen Angaben im Literaturverzeichnis.<br />

Auf jeden Fall muss die Abkürzung mit Hilfe des Literaturverzeichnisses<br />

eindeutig auflösbar sein.<br />

. . .<br />

29


. . . Vorgaben<br />

• Zitate: Jedes wörtlich übernommene Zitat muss durch Anführungszeichen kenntlich gemacht<br />

werden. Auslassungen innerhalb von Zitaten werden durch 3 Punkte in Klammern<br />

vermerkt. Hervorhebungen in Zitaten durch den Verfasser der <strong>Facharbeit</strong> müssen<br />

gekennzeichnet sein. Dies geschieht im Anschluss an den Literaturhinweis durch den<br />

Zusatz: (Hervorhebung durch ”<br />

Name“). Alle Zitate werden nachgewiesen durch eine<br />

vollständige bibliographische Angabe der Quelle und der jeweils zitierten Seite. Im Text<br />

kann dabei eine einheitlich abgekürzte Form der bibilographischen Angabe verwendet<br />

werden (siehe oben).<br />

• Bibliographische Angaben:<br />

– bei Büchern<br />

⊲ Verfasser bzw. Herausgeber (Zuname, Vorname abgekürzt)<br />

⊲ Titel (u. U. mit Untertiteln)<br />

⊲ Erscheinungsort und Erscheinungsjahr (beim Fehlen dieser Angaben auf dem<br />

Titelblatt oder im Impressum ist anzugeben: ”<br />

o. O.“ = ohne Ort, bzw. ”<br />

o. J.“ =<br />

ohne Jahr)<br />

⊲ Auflagenangabe durch hochgestellte Ziffern beim Erscheinungsjahr<br />

⊲ z. B.: Finkelnburg, W., Einführung in die Atomphysik, Berlin-Göttingen-Heidelberg<br />

1956 2<br />

– bei Zeitschriften<br />

⊲ Verfasser (Zuname, Vorname abgekürzt)<br />

⊲ Titel des Aufsatzes<br />

⊲ in: Titel der Zeitschrift<br />

⊲ Jahrgang und Nummer der Zeitschrift<br />

• Erklärung (auf der letzten Seite der <strong>Facharbeit</strong>): ”<br />

Ich erkläre, dass ich die <strong>Facharbeit</strong><br />

ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen<br />

und Hilfsmittel benutzt habe.“<br />

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10 Erfahrungen mit vorbereitenden<br />

Hausarbeiten am OBERSTUFENKOLLEG<br />

BIELEFELD<br />

Zur Vorbereitung der Kollegiaten auf die Anforderungen einer <strong>Facharbeit</strong> und zur Einübung in<br />

die erforderlichen Arbeitstechniken wird am Oberstufenkolleg eine längere schriftliche Hausarbeit,<br />

eine sogenannte Mini-<strong>Facharbeit</strong> angefertigt.<br />

Vorbereitende Hausarbeit: Verfahren und Vorgaben<br />

Auf Grund der Erfahrung in Kursen zum Anfertigen wissenschaftlicher Arbeiten empfiehlt sich<br />

folgendes Vorgehen:<br />

• ein einheitliches Rahmenthema für den ganzen Kurs<br />

• differenzierte individuelle Fragestellung innerhalb des Rahmenthemas<br />

• einheitliche Materialgrundlage (2–3 von den Lehrenden zur Verfügung gestellte überschaubare<br />

Texte)<br />

• begrenzter Umfang (ca. 5 Seiten)<br />

• Vereinbarung über äußere Form (Maschinenschrift, Deckblatt, Gliederung, Literaturverzeichnis)<br />

• begrenzte, nicht zu lange Bearbeitungszeit (z. B. 2–3 Wochen), einheitlicher Abgabetermin<br />

• Führen eines einfachen Arbeitstagebuchs, um festzuhalten, wann und wie lange gearbeitet<br />

wurde<br />

• sorgfältige Begutachtung und Rückmeldung (teilweise im Plenum, teils individuell)<br />

• Verbesserung, sodass jede Schülerin und jeder Schüler am Ende eine ”<br />

Musterarbeit“ haben.<br />

Funktion einer vorbereitenden Hausarbeit<br />

• Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Kollegiatinnen und Kollegiaten eine solche<br />

Hausarbeit ernst nehmen und sich dabei von den Lehrenden ernst genommen fühlen. Sowohl<br />

zwischen Lehrenden und Kollegiaten als auch zwischen den verschiedenen Lehrenden<br />

eines Faches entsteht eine intensivere Kommunikation über Ansprüche und Maßstäbe<br />

im Fach.<br />

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• Die Kollegiatinnen und Kollegiaten üben sich in gezielter Auswertung von Texten und in<br />

genauer Verwendung von Begriffen, weil sie aufgefordert sind, unter ihrer eigenen Fragestellung<br />

die Texte genau zu lesen und ihre Fragestellung unter dem Rahmenthema genau<br />

auszudrücken.<br />

• Sie können lernen, die Gliederung als Werkzeug zur Organisation ihrer Arbeit zu benutzen,<br />

was für die bei der Gruppenarbeit notwendigen Absprachen sehr wichtig ist.<br />

• An einer solchen Arbeit zu einem relativ frühen Zeitpunkt ihrer Ausbildung kann die<br />

Frage ”<br />

Was ist wissenschaftliches Arbeiten?“ ein Stück weit geklärt werden.<br />

• Die Thematisierung des Arbeitsprozesses und der je eigenen, von Person zu Person sehr<br />

verschiedenen Zeitökonomie bei der Anfertigung einer Hausarbeit (Arbeitstagebuch) sowie<br />

die Regelung, die Arbeit innerhalb einer begrenzten Zeit fertig zu stellen, hilft den<br />

Kollegiatinnen und Kollegiaten, ihre Arbeitsweise kennen zu lernen und zu finden.<br />

• In den Naturwissenschaften können die Fähigkeiten, ein Experiment zu beschreiben und<br />

auszuwerten oder einen Projektbericht zu verfassen, mit Hilfe eines einheitlichen Rahmenthemas<br />

und einer deutlichen Konzentration auf Methodisches möglicherweise besser<br />

gefördert werden als mit den üblichen individuellen Experimentprotokollen.<br />

Checkliste zur vorbereitenden Hausarbeit<br />

Zur Zeitplanung<br />

Der Zeitraum, in dem die vorbereitende Hausarbeit geschrieben wird, sollte genau festgelegt<br />

sein. Die Lehrenden sollten mit den Schülerinnen und Schülern zu Beginn des Kurses geklärt<br />

haben, wann die Arbeit anfällt, sodass sie sich rechtzeitig auf den Zeitraum einstellen können<br />

(ebenso wie die Lehrenden auf die Korrekturzeit). Der Kurs sollte sich über die Dauer der Arbeit<br />

verständigt haben; Vorschlag: nicht mehr als 2 Wochen (einschließlich Wochenenden). Die<br />

pünktliche Abgabe ist Teil der Anforderung und für das Konzept der vorbereitenden Hausarbeit<br />

sehr wichtig.<br />

Zur Materialplanung<br />

Die Materialbeschaffung sollte nicht Teil der vorbereitenden Hausarbeit sein. Die Auswahl des<br />

Materials sollte genau überlegt sein. Die bzw. der Lehrende nimmt die Auswahl vor. Es sollte ein<br />

eng umgrenztes, aber für die wissenschaftliche Arbeit im Fach charakteristisches und ergiebiges<br />

Material gewählt werden; möglicherweise verschiedene, aufeinander abgestimmte Textsorten, je<br />

nach Fach z. B. ein Lexikonartikel, ein Fachartikel, ein populärwissenschaftlicher Beitrag oder<br />

ein Werk bzw. Texte, die zu interpretieren sind, und ausgewählte Sekundärliteratur.<br />

Zur Fragestellung<br />

Vorschlag: Die Schülerinnen und Schüler erhalten ein gemeinsames allgemeines Rahmenthema,<br />

das sie systematisch in seinen Ober- und Unterpunkten entfalten. Sie formulieren dann auf Grund<br />

ihrer besonderen Interessen und unter Bezug auf das Material ihre spezielle Fragestellung, die<br />

sie schriftlich herausarbeiten. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass die allgemeinen Fragen der<br />

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Materialauswertung und Gliederung gemeinsam im Plenum besprochen werden können; es gibt<br />

aber sicherlich Fächer und Kurse, in denen der Vorschlag variiert werden muss.<br />

Zur Methode<br />

Es kann sinnvoll sein, dass die Schülerinnen und Schüler zunächst ohne Kenntnis des Materials<br />

das allgemeine Rahmenthema in seinen Ober- und Unterpunkten ausdifferenzieren und dann erst<br />

in einem zweiten Schritt – nach der Lektüre der zur Verfügung gestellten Texte – die Disposition<br />

ergänzen und ihr Spezialthema wählen und ausarbeiten.<br />

Zum Umfang<br />

Der Umfang sollte – entsprechend der bewusst kurz angesetzten Arbeitszeit – klar begrenzt sein<br />

(ca. 5 Seiten).<br />

Zur Form<br />

Die Arbeit sollte in der äußeren Form einer wissenschaftlichen Arbeit entsprechen; sie soll<br />

• mit Schreibmaschine oder PC geschrieben sein<br />

• Deckblatt, Inhaltsverzeichnis (Disposition, Gliederung), Einleitung, Hauptteil, Schluss,<br />

Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis (d. h. hier die korrekten Literaturangaben der<br />

zur Verfügung gestellten Materialien) enthalten.<br />

Es ist nicht zu erwarten, dass die Arbeit – selbst mit intensiver Betreuung – perfekt ausfällt.<br />

Aber auch die Bewältigung der formalen Anforderungen lernt man offensichtlich am besten ”<br />

by<br />

doing“. Es ist natürlich von Vorteil, wenn die Schülerinnen und Schüler gewisse Erfahrungen<br />

z. B. im Umgang mit Zitaten mitbringen.<br />

Zur Arbeits- und Zeiteinteilung<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollten – um sich selbst in diesem Punkt genauer kennen zu lernen<br />

– knapp festhalten, wann sie jeweils mit welchem Punkt wie lange beschäftigt waren.<br />

Rückmeldung<br />

Die Rückmeldung ist zentraler Bestandteil des Konzeptes der vorbereitenden Hausarbeit. Sie<br />

ist sehr vereinfacht, wenn Rahmenthema und Material allen Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern<br />

gemeinsam ist, sodass sich für die Ausarbeitung bestimmte inhaltliche und formale<br />

Zentralpunkte ergeben. Die Rückmeldung kann so ein alle betreffender und interessierender Gegenstand<br />

sein.<br />

Vorschlag zur Ökonomie der Rückmeldung: Die bzw. der Lehrende entwickelt auf einem<br />

Blatt die Stichworte, unter denen sie bzw. er die Arbeit im Allgemeinen analysiert, und benutzt<br />

dieses Blatt als Raster, in das die jeweiligen inhaltlichen Beobachtungen zu den einzelnen Arbeiten<br />

eingetragen werden. Auf diese Weise lassen sich die individuellen Rückmeldungen in die<br />

gemeinsame Besprechung einbinden.<br />

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Verbesserungen<br />

Funktion für spätere Arbeiten: Gezielte, sinnvolle Verbesserungen sollten eingeplant werden.<br />

Wenn die Arbeit am Computer geschrieben wird, können die Korrekturen ohne übermäßigen<br />

Aufwand eingearbeitet werden. Das Produkt sollte – mit seinen Stärken, Schwächen und Korrekturen<br />

– als Orientierung für spätere Arbeiten dienen können.<br />

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Literaturverzeichnis<br />

[Kastner 1979] KASTNER, Peter: Die <strong>Facharbeit</strong> in der neugestalteten Oberstufe. In: Der DU<br />

1 (1979), S. 98–100<br />

[Knobloch 1998] KNOBLOCH, Jörg: Referate halten lernen. Lichtenau : AOL-Verlag, 1998<br />

[Meyer et al. 1997] MEYER, Meinert A.: Lernmethoden, Lehrmethoden: Wege zur Selbstständigkeit.<br />

Seelze : Friedrich Verlag, 1997 (Jahresheft 1997)<br />

[Poenicke 1989] POENICKE, Klaus: Die schriftliche Arbeit: Materialsammlung und Manuskriptgestaltung<br />

für Fach-, Seminar- und Abschlussarbeiten an Schule und Universität.<br />

Zweite Auflage. Mannheim : Duden-Verlag, 1989<br />

[Schardt und Schardt 1991] SCHARDT, Friedel ; SCHARDT, Bettina: Referat und <strong>Facharbeit</strong>.<br />

Hannover : Schroedel-Verlag, 1991<br />

[Stückrath 1993] STÜCKRATH, Jörn: Der verborgene böse Wolf“, Anregungen zum Lesen<br />

”<br />

und Schreiben von Sachtexten, Bericht aus einem Kurs Anfertigen wissenschaftlicher Arbeiten“.<br />

In: Diskussion <strong>Deutsch</strong> 134 (1993), S. ”<br />

451–457<br />

[Theisen 1995] THEISEN, Manuel René: ABC des wissenschaftlichen Arbeitens. Zweite Auflage.<br />

München : Beck/dtv, 1995<br />

[Zeisel 1977] ZEISEL, Herbert: Die <strong>Facharbeit</strong> in der Kollegstufe: Vorschläge für die Erstellung<br />

selbstständiger wissenschaftlicher Arbeiten, mit Materialien für Lehrkräfte und Schüler.<br />

Zweite Auflage. Donauwörth : Auer-Verlag, 1977<br />

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