Camposanto in Halle - Stadt Halle (Saale)

Der Stadtgottesacker als Camposanto
Halles Camposanto (deutsch: heiliges Feld) ist nicht der
einzige Renaissancefriedhof Europas, der nach dem Vorbild
des alten Begräbnisplatzes in Pisa (Italien) angelegt worden
ist, aber er ist der bedeutendste. Das verdankt er vor
allem seiner architektonischen Geschlossenheit und den
einmaligen Verzierungen der umlaufenden Arkaden. Die
wohlhabenden Hallenser, die sich hier beisetzen ließen,
haben Künstler und Bauhandwerker beauftragt, die es
vermochten, der Individualität dieser Patrizier und
Gelehrten auch im Tode Ausdruck zu verleihen. Jeder
Grabbogen und jeder der sie voneinander abgrenzenden
Pfeiler und Pilaster unter dem gemeinsamen hohen
Satteldach ist reich geschmückt mit Blatt- und Rankenornamenten.
Und keiner gleicht dem anderen. Vorbild
der Steinmetze und Bildhauer waren u. a. die Kupferstiche
des Westfalen Heinrich Aldegrever. Symbole des christlichen
Glaubens und mythologische Zeichen fehlen nicht.
Ins Bild gesetzt sind auch Figuren und phantastische
Gestalten, dazu kommen Familienwappen. Die in den
Sandstein gehauenen Worte beider Testamente sind in
lateinischer, doch meist bereits in deutscher Sprache
geschrieben, denn Halle war auch Luthers Stadt.
Einst war jede Gruft mit einem Metall- oder Holzgitter
abgeschlossen. Trotz vieler Verluste haben sich auf dem
denkmalgeschützten Friedhof hervorragende Beispiele
hallescher Kunstschmiede erhalten und in den meisten
Grablegen eindrucksvolle Epitaphe aus mehreren Jahrhunderten.
Die Flügel der Gesamtanlage wurden an drei Seiten
durch eine fünf bis sechs Meter hohe Mauer gesichert.
Besonders aus Richtung Süden und Westen wirkt der
Stadtgottesacker dadurch wie ein stark befestigtes Kastell.
Der Eindruck täuscht: Hinter der Mauer öffnet sich ein
Ort der Ruhe und Besinnlichkeit inmitten der pulsierenden
Großstadt.