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Hamburg gegen den Schlaganfall Wenn im Gehirn der Blitz einschlägt

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<strong>Hamburg</strong> <strong>gegen</strong> <strong>den</strong> <strong>Schlaganfall</strong><br />

"<strong>Hamburg</strong> <strong>gegen</strong> <strong>den</strong> <strong>Schlaganfall</strong>" - unter diesem Titel ist <strong>im</strong> August dieses<br />

Jahres weltweit eine <strong>der</strong> größten Aufklärungsinitiativen gestartet wor<strong>den</strong>,<br />

organisiert von <strong>der</strong> <strong>Hamburg</strong>er Arbeitsgemeinschaft <strong>Schlaganfall</strong>, Kliniken,<br />

Feuerwehr und Gesundheitsbehörde. Schirmherr ist <strong>Hamburg</strong>s Bürgermeister Ole<br />

von Beust. Ziel dieser sechsmonatigen Aktion ist es, durch breite<br />

Information <strong>der</strong> Bevölkerung über diese Erkrankung die Zeitspanne zwischen<br />

dem <strong>Schlaganfall</strong> und <strong>der</strong> gezielten lebensretten<strong>den</strong> Behandlung so kurz wie<br />

möglich zu halten. Nur wer die Symptome kennt, kann schnell und richtig<br />

reagieren und die "112" wählen. Deshalb weisen jetzt viele Plakate in <strong>der</strong><br />

Stadt auf die Gefahren des <strong>Schlaganfall</strong>s und nötige Maßnahmen hin.<br />

Patienten mit einem <strong>Schlaganfall</strong> sollen in <strong>Hamburg</strong> schnellstmöglich in<br />

sogenannten Stroke Units versorgt wer<strong>den</strong>. Diese <strong>Schlaganfall</strong>-<br />

Spezialstationen gibt es <strong>im</strong> UKE, in <strong>den</strong> Asklepios-Kliniken Altona, Harburg,<br />

Klinikum Nord-Heidberg, Barmbek, Wandsbek, St.Georg, <strong>im</strong> Marienkrankenhaus<br />

und <strong>im</strong> Albertinen-Krankenhaus. Alle beteiligten Kliniken veranstalten Tage<br />

<strong>der</strong> offenen Tür. Geplant sind Aufklärungsbriefe an alle <strong>Hamburg</strong>er Haushalte,<br />

Risiko-Checks in Apotheken und Vorträge.<br />

Infos: www.hamburg-<strong>gegen</strong>-<strong>den</strong>-schlaganfall.de<br />

erschienen am 20. Oktober 2007<br />

SCHLAGANFALL HAMBURGER EXPERTEN GEBEN LESERN TIPPS<br />

<strong>Wenn</strong> <strong>im</strong> <strong>Gehirn</strong> <strong>der</strong> <strong>Blitz</strong> <strong>einschlägt</strong><br />

Gesichtslähmung, Sprach- und Sehstörungen, plötzlich einsetzen<strong>der</strong><br />

Schwindel - das deutet auf einen <strong>Schlaganfall</strong> hin. Experten gaben in einer<br />

Telefonaktion von NDR 90,3 und <strong>Hamburg</strong>er Abendblatt Tipps, wie man sich<br />

verhalten soll und wie man vorbeugen kann.<br />

An welchen Symptomen zeigt sich ein <strong>Schlaganfall</strong>?<br />

Typisch für einen <strong>Schlaganfall</strong> ist das plötzliche Auftreten von Symptomen, die je nach Größe<br />

und Ort <strong>der</strong> Schädigung <strong>im</strong> <strong>Gehirn</strong> sehr unterschiedlich sein können. Die häufigsten<br />

Symptome sind halbseitige Gesichtslähmung mit Schwierigkeiten be<strong>im</strong> Sprechen, Kauen und<br />

Schlucken, <strong>der</strong> Mund ist oft schief, Lähmung o<strong>der</strong> Taubheitsgefühl meist an einer Körperseite,<br />

Sehstörungen wie Doppelbil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Gesichtsfeldausfälle mit Einschränkungen des


Gesichtsfeldes zu einer Seite, Sprech- o<strong>der</strong> Sprachstörungen, plötzlich einsetzen<strong>der</strong><br />

Schwindel o<strong>der</strong> Gangstörung, schlagartig auftretende heftigste Kopfschmerzen. Bei diesen<br />

Zeichen sollte unverzüglich 112 angerufen und <strong>der</strong> Patient mit dem Rettungswagen in die<br />

nächstgelegene neurologische klinik mit einer <strong>Schlaganfall</strong>-Spezialstation (Stroke Unit)<br />

gebracht wer<strong>den</strong>. Das Gleiche gilt auch, wenn sich diese Symptome nach einigen Minuten<br />

wie<strong>der</strong> zurückbil<strong>den</strong>. Denn solche sogenannten transitorisch ischämischen Attacken (TIA)<br />

gehen oft einem <strong>Schlaganfall</strong> voraus und stellen daher einen absoluten Notfall dar.<br />

Prof. Christian Gerloff, Direktor <strong>der</strong> Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Eppendorf<br />

Wie kann ich dafür sorgen, dass <strong>der</strong> Rettungswagen bei einem <strong>Schlaganfall</strong> das richtige<br />

Krankenhaus anfährt?<br />

Prinzipiell sind alle Notärzte und auch die Feuerwehrleitstelle darüber <strong>im</strong> Bilde, dass <strong>der</strong><br />

Rettungswagen bei Symptomen eines <strong>Schlaganfall</strong>es ein Krankenhaus anfährt, das eine<br />

<strong>Schlaganfall</strong>-Spezialstation vorhält.<br />

Prof. Wolfgang von Renteln-Kruse, Chefarzt <strong>im</strong> Albertinen-Haus, Zentrum für Geriatrie und<br />

Gerontologie<br />

Warum ist es so wichtig, dass ein <strong>Schlaganfall</strong> schnell behandelt wird?<br />

Je früher <strong>der</strong> Patient behandelt wird, umso größer ist die Chance, die durch <strong>den</strong> <strong>Schlaganfall</strong><br />

eingetretenen Krankheitssymptome zu lin<strong>der</strong>n und die Prognose, also die Erholungschancen<br />

des Patienten, zu verbessern. Bei <strong>der</strong> Behandlung, <strong>der</strong> so genannten Lyse-Therapie, wird<br />

durch ein best<strong>im</strong>mtes Medikament das Blutgerinnsel <strong>im</strong> <strong>Gehirn</strong> aufgelöst, das <strong>den</strong><br />

<strong>Schlaganfall</strong> verursacht hat.<br />

Prof. Gerloff<br />

Was kann man präventiv <strong>gegen</strong> einen <strong>Schlaganfall</strong> tun, wenn man schon Ablagerungen<br />

in <strong>der</strong> Halsarterie hat?<br />

Man sollte das regelmäßig mit speziellen Ultraschalluntersuchungen kontrollieren lassen.<br />

Außerdem müssen die an<strong>der</strong>en Risikofaktoren für einen <strong>Schlaganfall</strong> günstig beeinflusst<br />

wer<strong>den</strong>, also hoher Blutdruck, Zuckerkrankheit, Rauchen, hohe Blutfette, Übergewicht und<br />

Bewegungsmangel. Der Hausarzt kann all diese Dinge in die Wege leiten und Sie, wenn nötig,<br />

zum Neurologen überweisen.<br />

Prof. von Renteln-Kruse<br />

Ich habe vor Kurzen zum dritten Mal einen kurzfristigen Sehausfall gehabt. Was soll ich tun?<br />

Es ist sehr wichtig, das rasch abklären zu lassen. Plötzlicher Sehverlust auf einem Auge o<strong>der</strong><br />

bei<strong>den</strong> Augen ist ein gefährliches Warnsymptom für einen <strong>Schlaganfall</strong>. Es ist dringend<br />

erfor<strong>der</strong>lich, dass Sie die Blutgefäße am Hals, die das <strong>Gehirn</strong> versorgen, untersuchen lassen,<br />

mit Ultraschall o<strong>der</strong> Kernspintomografie. Ich rate Ihnen, mit Ihrem Hausarzt zu sprechen,<br />

damit diese Untersuchungen zügig in die Wege geleitet wer<strong>den</strong>.<br />

Dr. Nicolaj Witt, nie<strong>der</strong>gelassener Neurologe am Israelitischen Krankenhaus


Kann ein hoher Blutdruck Vorbote eines <strong>Schlaganfall</strong>s sein?<br />

Nicht direkt, aber durch ständig erhöhten Blutdruck verän<strong>der</strong>n sich die Gefäßwände und<br />

dadurch entsteht ein höheres Risiko für einen <strong>Schlaganfall</strong>. Durch eine 24-Stun<strong>den</strong>-Messung<br />

des Blutdruckes kann man untersuchen, wie hoch die Werte <strong>im</strong> Durchschnitt liegen. Dann<br />

sollte <strong>der</strong> Blutdruck mit Medikamenten gut eingestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Prof. Axel Müller-Jensen, Chefarzt <strong>der</strong> Neurologie an <strong>der</strong> AK Altona<br />

Was ist eine Forced-use-Therapie?<br />

Bei <strong>der</strong> Forced-use-Therapie wer<strong>den</strong> für zwei Wochen sämtliche Bewegungen des gesun<strong>den</strong><br />

Armes des Patienten stark eingeschränkt. Gleichzeitig wird täglich ein sechsstündiges<br />

Training mit dem gelähmten Arm durchgeführt. Es ist eine vergleichsweise neue<br />

Therapieform, die inzwischen gut wissenschaftlich untersucht wurde. Patienten, die einen<br />

schon etwas länger zurückliegen<strong>den</strong> <strong>Schlaganfall</strong> haben und <strong>im</strong>mer noch unter relevanten<br />

Ausfallerscheinungen lei<strong>den</strong>, wie zum Beispiel einer Armlähmung, können davon profitieren.<br />

Die Kostenübernahme für diese Therapie von <strong>den</strong> Krankenkassen muss für je<strong>den</strong> Einzelfall<br />

individuell geklärt wer<strong>den</strong>.<br />

Dr. Michael Rosenkranz, Oberarzt <strong>der</strong> <strong>Schlaganfall</strong>-Station in <strong>der</strong> Neurologischen Klinik am<br />

Universitätsklinikum Eppendorf<br />

Wie entsteht Schwindel nach einem <strong>Schlaganfall</strong>?<br />

Schwindel infolge eines <strong>Schlaganfall</strong>es entsteht fast <strong>im</strong>mer durch eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>im</strong><br />

Hirnstamm. Dort wird das Gleichgewicht gesteuert. Das ist oft ein ungerichteter Schwindel,<br />

das heißt, die Patienten sind unsicher auf <strong>den</strong> Beinen. Dieser Schwindel kann sehr hartnäckig<br />

sein und es gibt keinen Behandlungsansatz, mit dem man diesen Schwindel gut in <strong>den</strong> Griff<br />

bekommt. Manchmal hilft ein gezieltes Gangtraining, <strong>den</strong> Schwindel zu min<strong>der</strong>n.<br />

Dr. Rosenkranz<br />

Was ist eine Elektrost<strong>im</strong>ulation?<br />

Es gibt mittlerweile sehr interessante neue Behandlungsansätze. Einer davon ist diese<br />

Elektrost<strong>im</strong>ulation, die an <strong>der</strong> Uni Göttingen untersucht wird. Dabei wer<strong>den</strong> die Nerven in<br />

<strong>den</strong> gelähmten Extremitäten direkt st<strong>im</strong>uliert. Es gibt aber auch eine Methode, die noch näher<br />

am eigentlichen Ort <strong>der</strong> Schädigung angreift, also am <strong>Gehirn</strong>. Dabei wer<strong>den</strong> kleine<br />

Elektro<strong>den</strong> nahe am <strong>Gehirn</strong> <strong>im</strong>plantiert. Zusätzlich erhalten die Patienten ein ambulantes<br />

intensives physiotherapeutisches Training über zwölf Wochen. Zu dieser Methode gibt es<br />

bereits eine abgeschlossene US-Studie mit 161 Patienten. Jetzt ist diese Studie auch in<br />

Deutschland angelaufen, mit Beteiligung unserer Klinik. Die Erfolge in <strong>den</strong> ersten Studien<br />

sind sehr beeindruckend und haben Verbesserungen bis zu 30 Prozent gezeigt. Je näher man<br />

in einer solchen Therapie an die Zentren <strong>im</strong> <strong>Gehirn</strong> herankommt, die für die Funktion<br />

zuständig sind, desto besser ist die Wirkung. Wer an <strong>der</strong> Studie teilnehmen möchte, kann<br />

unter <strong>der</strong> Telefonnummer 428035573 weitere Informationen erhalten.<br />

Prof. Gerloff


Ist es sinnvoll, einen Patientenausweis bei sich zu haben, in dem Krankheiten und<br />

Medikamente eingetragen sind?<br />

Bei <strong>der</strong> Stiftung Deutsche <strong>Schlaganfall</strong>hilfe können Sie solche Ausweise anfor<strong>der</strong>n. Sie<br />

können Ihr Risikoprofil für einen <strong>Schlaganfall</strong> berechnen, indem Sie ein paar Fragen<br />

beantworten und auch einen Ausweis erstellen, auf dem Ihr behandeln<strong>der</strong> Arzt die<br />

Medikamente, die Sie einnehmen, einträgt. Das ist für die Notfallbehandlung eine durchaus<br />

wichtige Information. In <strong>Hamburg</strong> können Sie einen solchen Ausweis <strong>im</strong> Regionalzentrum<br />

Nord <strong>der</strong> Stiftung erhalten, Tel. 23994546.<br />

Dr. Heike Stein, Neurologin und leitende Ärztin <strong>im</strong> Reha-Zentrum Berliner Tor<br />

Nach einem <strong>Schlaganfall</strong> mit Einblutung in <strong>den</strong> Sehnerv vor zwei Monaten leide ich unter<br />

Sehstörungen mit Ausfall des rechten Gesichtsfeldes. Bildet sich das wie<strong>der</strong> zurück?<br />

Zwei Monate nach einem solchen Ereignis ist durchaus noch ein Verbesserungspotenzial<br />

vorhan<strong>den</strong>. Es gibt ein so genanntes Rehabilitations-Gesichtsfeld-Training, das zumindest<br />

einen gewissen Anteil des Gesichtsfeldes verbessern kann. Dieses Training wird auch <strong>im</strong><br />

Reha-Zentrum Berliner Tor angeboten.<br />

Prof. Müller-Jensen<br />

erschienen am 20. Oktober 2007

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