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Rolf Wunderer* Vom Selbst- zum Fremdvertrauen - Rainer Hampp ...

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460 <strong>Rolf</strong> Wunderer: <strong>Vom</strong> <strong>Selbst</strong>- <strong>zum</strong> <strong>Fremdvertrauen</strong><br />

Bei handlungsorientiertem <strong>Selbst</strong>vertrauen leiten Maximen wie: „Es fällt mir nicht<br />

schwer, meine Ziele umzusetzen“ oder eben: „Frisch gewagt ist halb gewonnen“.<br />

Am tiefsten verankert und am frühesten sozialisiert ist das emotionale <strong>Selbst</strong>vertrauen.<br />

Es entspricht weitgehend dem sog. „Urvertrauen“ nach Erikson (1975) bzw. der erlebten<br />

Eltern-Kind-Bindung bzw. -Bestätigung nach Bowlby (1975). Dieses Vertrauen<br />

wird als „innere Gewissheit von Verlässlichkeit, Verfügbarkeit und positiver Antwortbereitschaft<br />

der wesentlichen Bezugspersonen“ verstanden (Scheuerer-Englisch/<br />

Zimmermann 1997, 28). Es stimmt auch weitgehend mit einer der fünf klassischen<br />

Persönlichkeitsvariablen („Big Five“ – Mc.Care/John 1992) überein – „emotionale<br />

Stabilität“ genannt. Letztere prägt unsere Märchenhelden erkennbar – auch im Ertragen<br />

von Vertrauensverletzungen! Und emotionale Stabilität scheint auch in neueren<br />

Messskalen die meist verwendete sowie besonders gültige und zuverlässige Dimension<br />

zu sein (vgl. Petermann 1996, Eberl 2003).<br />

Neben diesen Dimensionen eines internalen <strong>Selbst</strong>vertrauens wird nun ein external<br />

begründetes <strong>Selbst</strong>vertrauen in zwei Komponenten wieder grob operationalisiert:<br />

<br />

<br />

fatalistisches <strong>Selbst</strong>vertrauen gründet auf der grundsätzlichen – also nicht nur situativen<br />

– Erwartung von Hilfe durch ein günstiges bzw. gütiges Schicksal. Die entsprechenden<br />

Items könnten hier lauten: „Ich bin mit einer Glückshaut geboren,<br />

bin ein Glückspilz“, „Mit Gottes Hilfe wird mir das gelingen“, „Die Sterne stehen<br />

mir günstig“ oder „Ich kann auch Pechsträhnen ertragen“.<br />

soziales Netzwerkvertrauen rechnet generell mit dem Beistand von sozialen Bezugspartnern:<br />

„Da hilft mir schon jemand“, „Ich verlasse mich auf andere“,<br />

„Zwei kommen leichter durch die Welt“.<br />

3. Zur Operationalisierung von <strong>Selbst</strong>vertrauen und <strong>Fremdvertrauen</strong> in<br />

der Literatur<br />

Operationalisierungen fördern die Anschaulichkeit abstrakter Definitionen und informieren<br />

über deren Inhalt, Reichweite und Erfassungsmöglichkeiten.<br />

3.1 Beschreibungs- und Messansätze <strong>zum</strong> <strong>Selbst</strong>vertrauen<br />

<strong>Selbst</strong>vertrauen fördert eine personenspezifische wie vorwiegend stabile Überzeugung,<br />

auch mit risikoreichen und persönlich verletzungsanfälligen Interaktionen bzw. Situationen<br />

zurechtzukommen. Diese Überzeugung kann internal (kompetenzbezogen,<br />

emotional oder aktional) sowie external (fatalistisch oder sozial) beeinflusst sein. Davon<br />

unterscheidet sich das volatile <strong>Fremdvertrauen</strong> in eine spezifische Handlungssituation<br />

– z.B. in Aufgaben, Personen oder Institutionen. Mit einem rationalen Ansatz<br />

reflektiert und kalkuliert man jeweils die aktuelle oder erwartete Situation. Diese<br />

„Konstruktion der Wirklichkeit“ bildet den Fokus der heutigen wissenschaftlichen<br />

Vertrauensdiskussion. Die Motivation zu dieser Vertrauenseinschätzung kann mit<br />

Prozesstheorien der Motivation beschrieben und erklärt werden (Vroom 1967; Eberl<br />

2003). Mit ihr werden Chancen („Wahrscheinlichkeiten“) zu Handlungs- und Erfolgserwartungen<br />

abgeleitet. Hier beeinflusst das Vertrauen in die eigene <strong>Selbst</strong>wirksamkeit<br />

die Zuversicht (Erfolgswahrscheinlichkeit), „dass man es schaffen wird“.

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