Nephrotisches Syndrom im Kindesalter - Hauner Journal
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| Dr. von Hau nersche s K i nderspit a l–L M U<br />
Kind mit nephrotischen <strong>Syndrom</strong> – vor<br />
Therapie<br />
Kind mit nephrotischem <strong>Syndrom</strong> – nach<br />
Therapie<br />
Durch Schlafen auf der rechten Seite<br />
bedingtes Ödem der rechten Gesichtshälfte<br />
Unterschenkelödem bei nephrotischem<br />
<strong>Syndrom</strong><br />
WELCHE LABORDIAGNOSTIK IST NOTWENDIG?<br />
Bei klinisch sichtbaren Ödemen ist der erste Screeningtest die<br />
Überprüfung der Proteinurie mittels geeignetem Urinteststreifen<br />
und gelegentlich der Nachweis eines schaumigen Urins. Zur<br />
Sicherung der Diagnose sollte der Urin über 24 Stunden gesammelt<br />
werden und die quantitative Eiweißausscheidung respektive<br />
Albuminausscheidung berechnet werden. Eine Blutentnahme<br />
dient der weiteren Sicherung der Diagnose. Die Höhe des Albumins<br />
<strong>im</strong> Serum zeigt das Ausmaß des Verlustes über die Niere<br />
an. Es findet sich außerdem eine Hyperlipidämie mit betonter<br />
Hypercholesterinämie und bei schwerem nephrotischen <strong>Syndrom</strong><br />
auch einer Hypertriglyceridämie. Oft liegt eine Aktivierung<br />
des Gerinnungssystems mit Erhöhung des Fibrinogens und<br />
fast aller Gerinnungsfaktoren und gleichzeitiger Erniedrigung<br />
des Antithrombins III vor. Das Ausmaß des Volumenmangels<br />
<strong>im</strong> Gefäßsystem lässt sich anhand des Hämatokrits gut abschätzen.<br />
Circa eine Drittel aller Kinder mit nephrotischem <strong>Syndrom</strong><br />
haben bei Krankheitsbeginn eine leichte Kreatininerhöhung.<br />
WIE WIRD DAS NEPHROTISCHE SYNDROM THERAPIERT?<br />
Die Therapie des idiopathischen nephrotischen <strong>Syndrom</strong>s<br />
besteht in einer symptomatischen und in einer <strong>im</strong>munsuppressiven<br />
Therapie.<br />
1. Symptomatische Therapie:<br />
Die symptomatische Therapie ist um so wichtiger, je schwerer<br />
das nephrotische <strong>Syndrom</strong> ausgeprägt ist und je länger es<br />
besteht. In erster Linie ist der Rückgang der Ödeme Ziel der<br />
Behandlung. Außerdem sollen Komplikationen verhindert oder<br />
therapiert werden.<br />
Leichte Ödeme sind gut durch eine mäßige Einschränkung<br />
der Flüssigkeits- und Natriumzufuhr (natriumarme Kost) zu therapieren.<br />
Lediglich stärkere Ödeme und Aszites sollten mit Diuretika<br />
therapiert werden. Wegen der Gefahr einer Hypokaliämie<br />
müssen dann regelmäßige Elektrolytkontrollen durchgeführt<br />
werden. Nur bei äußerst schweren Ödemen, eindeutigen Hypovolämiezeichen<br />
oder vitaler Bedrohung ist die intravenöse Gabe<br />
von humanem Albumin 20% mit anschließender Furosemidgabe<br />
indiziert, um Flüssigkeit aus den Ödemen in das Gefäßbett zu<br />
mobilisieren und in der Folge auszuschwemmen. Da hierbei die<br />
Gefahr einer plötzlichen Hypervolämie mit hypertensiven Krise<br />
oder eines Lungenödems besteht, darf Albumin nur unter engmaschiger<br />
Überwachung gegeben werden.<br />
Eine Ernährung mit eiweißreicher Kost ist be<strong>im</strong> nephrotischen<br />
<strong>Syndrom</strong> nicht sinnvoll, da hierdurch das Eiweiß <strong>im</strong> Blut<br />
nicht ansteigt, sondern die Eiweißausscheidung zun<strong>im</strong>mt und<br />
der Eiweißkatabolismus eher erhöht wird. Anderseits führt eine<br />
eiweißarme Kost über längere Zeit zu einer Mangelernährung, so<br />
dass be<strong>im</strong> nephrotischen <strong>Syndrom</strong> auf eine normale Eiweißzufuhr<br />
und ausreichende Kalorienzufuhr zu achten ist.<br />
Der erhöhten Infektanfälligkeit bei Kindern mit nephrotischen<br />
<strong>Syndrom</strong> sollte Rechnung getragen werden, indem beginnende<br />
Infektionen großzügig antibiotisch therapiert werden. Eine<br />
generelle antibiotische Prophylaxe ist meist nicht notwendig.<br />
Die wirksamste Prophylaxe gegen Thromboembolien ist die<br />
frühzeitige Mobilisierung der Patienten. Bei schweren Verläufen<br />
oder Verdacht auf eine Thromboembolie ist eine antikoagulatorische<br />
Therapie angezeigt.<br />
2. Immunsuppressive Therapie:<br />
Nachdem in den 50iger Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckt<br />
wurde, dass die Proteinurie durch die Verabreichung von Glukokortikoiden<br />
therapierbar ist, stellt diese Substanzklasse auch