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SOZIALE TECHNIK 4/13

SOZIALE TECHNIK ist die einzige Zeitschrift im deutschsprachigen Raum, die über umwelt- und sozialwissenschaftliche Technikforschung berichtet. Die Themen umfassen Technologie & Politik, Umwelt & Energie, Neue Biotechnologien und Frauen & Technik. SOZIALE TECHNIK informiert seit mehr als 20 Jahren über aktuelle Themen in den Bereichen umwelt- und sozialverträgliche Technikgestaltung, Technikbewertung und Technikfolgenabschätzung.

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Themenheft: Perspektiven nachhaltiger<br />

Lebensmittelversorgungssysteme


Europäische Landwirtschaftspolitik<br />

Wachsen, weichen, exportieren<br />

Wie die EU-Agrarpolitik Ernährungssouveränität verhindert und die<br />

kleinbäuerliche Landwirtschaft zerstört<br />

Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) schafft die Rahmenbedingungen<br />

für europäische Produzent_innen und bestimmt daher, wie in Europa Landwirtschaft<br />

betrieben wird. Sie hat aber auch gravierende Auswirkungen auf<br />

landwirtschaftliche Märkte weltweit – und damit auf die ökonomischen und<br />

sozialen Perspektiven von Kleinbäuer_innen in Nord und Süd.<br />

Irmi Salzer<br />

ist Biobäuerin im Südburgenland und Mitarbeiterin<br />

der ÖBV-Via Campesina Austria sowie Mitglied der<br />

Arbeitsgruppe GAP und Ernährungssouveränität<br />

der Europäischen Koordination Via Campesina<br />

(ECVC).<br />

E-Mail: irmi.salzer@via-campesina.at<br />

Der globale Agrarhandel<br />

Nur ein geringer Teil der global produzierten<br />

Lebensmittel wird auf dem Weltmarkt<br />

gehandelt. Indien beispielsweise ist der<br />

drittgrößte Milchproduzent weltweit, exportiert<br />

aber kaum Milch. Doch der Agrarhandel<br />

beeinflusst die Lebensmittelpreise<br />

weltweit. Preisschwankungen und Exportsteigerungen<br />

haben direkte Auswirkungen<br />

auf die Möglichkeit von Millionen Menschen,<br />

sich zu ernähren. Um beim Beispiel<br />

Milch zu bleiben: Die holländische Rabobank<br />

hat errechnet, dass 0,3% mehr (bzw.<br />

weniger) Milch auf dem Weltmarkt darüber<br />

entscheiden, ob der Weltmarktpreis noch<br />

als erträglich oder bereits als ruinös gelten<br />

muss. Wenn die EU als weltweit größte<br />

Milcherzeugerin also ihre Produktion ausweitet<br />

und mehr als bisher exportiert, hat<br />

das katastrophale Folgen für alle Milcherzeuger_innen<br />

in Nord und Süd. In Jamaika<br />

z. B. verkauften mehr als die Hälfte der<br />

Milchbäuer_innen ihre Kühe, nachdem billiges,<br />

mit Steuergeldern subventioniertes europäisches<br />

Milchpulver ab dem Jahr 2000<br />

den inländischen Markt überschwemmt<br />

hatte. Auch in Indien, Burkina Faso, Kenia<br />

und der Dominikanischen Republik trieb<br />

das subventionierte Milchpulver tausende<br />

Milchbäuer_innen in den Ruin.<br />

Aber nicht nur im Bereich Milch ist die EU<br />

eine der wichtigsten Akteurinnen auf dem<br />

globalen Markt für landwirtschaftliche Produkte.<br />

Sie führt beim Export von verarbeiteten<br />

Lebensmitteln, ist der zweitgrößte Exporteur<br />

von Schweinefleisch und Weizen<br />

sowie der drittgrößte Exporteur von Geflügel.<br />

Dabei haben die Exporte in arme Länder<br />

stark zugenommen (Wiggerthale 2011,<br />

5). Zudem ist die EU der größte Importeur<br />

von landwirtschaftlichen Produkten.<br />

Hunger und Freihandel<br />

Mehr als 900 Mio. Menschen sind weltweit<br />

von Hunger betroffen. Seit Mitte der 90er<br />

Jahre hat sich der seit den 70er Jahren bestehende<br />

positive historische Trend in sein Gegenteil<br />

verkehrt – die Zahl der Hungernden<br />

stieg wieder an. Die WTO, die OECD und die<br />

EU verfolgen seit Jahrzehnten den Grundsatz,<br />

dass Handel der Armutsbekämpfung<br />

dient, indem er ökonomisches Wachstum<br />

gewährleistet. Diese Theorie kann durch die<br />

vorliegenden Fakten nicht bestätigt werden.<br />

Durch die Nahrungsmittelpreiskrise<br />

2007/2008 sehen sich allerdings jene Akteur_innen<br />

bestätigt, die eine Verantwortung<br />

der EU zur „Ernährung der Welt“ proklamieren<br />

und damit die bestehende EU-<br />

Agrarpolitik rechtfertigen. Angesichts des<br />

prognostizierten Mehrbedarfs an Lebensmitteln<br />

müssten die Produktionskapazitäten der<br />

EU genützt und ausgebaut werden. Der 2008<br />

erschienene Weltagrarbericht fordert jedoch<br />

den Aufbau nachhaltiger landwirtschaftlicher<br />

Produktionskapazitäten in den armen<br />

Ländern, um die steigende Nachfrage zu erfüllen<br />

bzw. eine wachsende Bevölkerung mit<br />

Lebensmitteln zu versorgen. Anstatt ihre<br />

Überschussproduktion mit dem Argument,<br />

die Welt ernähren zu wollen, zu rechtfertigen,<br />

müssen die negativen Effekte der europäischen<br />

Agrar- und Handelspolitik auf die<br />

Ernährungssouveränität anderer Länder beendet<br />

werden.<br />

Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU<br />

Die oberste Maxime der europäischen<br />

Agrarpolitik ist die Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Im Prinzip ist es trotz aller Lippenbekenntnisse<br />

egal, wie viele Bauern und Bäuerinnen<br />

in Nord und Süd dabei auf der Strecke bleiben.<br />

In der EU schließt alle drei Minuten<br />

ein Bauernhof seine Pforten. Zwischen 2003<br />

und 2010 waren es 20% der registrierten Betriebe.<br />

Noch immer bewirtschaften knapp<br />

über 10 Mio. der <strong>13</strong>,4 Mio. EU-Betriebe weniger<br />

als 10 ha. Die GAP in ihrer derzeitigen<br />

Ausprägung hält zwar einige Instrumente<br />

für all diese Kleinbäuer_innen bereit, in ihrem<br />

Kern fördert sie jedoch Konzentrationsprozesse,<br />

Betriebsvergrößerungen und das<br />

Schließen sogenannter nicht wettbewerbs-<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

2


Europäische Landwirtschaftspolitik<br />

fähiger Betriebe – das „Wachsen oder Weichen“.<br />

Um die europäische Agrarpolitik zu verstehen,<br />

muss mensch einen Blick in ihre Geschichte<br />

werfen. Die Gemeinsame Agrarpolitik<br />

der EU (GAP) stammt aus einer Zeit, in<br />

der Hunger in Europa noch allgegenwärtig<br />

war. Deshalb war ihr oberstes Ziel auch, die<br />

Produktion von Lebensmitteln anzukurbeln.<br />

Garantierte Mindestpreise und der<br />

technologische Fortschritt sorgten dafür,<br />

dass aus der Mangelversorgung bald eine<br />

Überschussproduktion wurde – Stichwort<br />

Butterberge und Milchseen. Die EU (damals<br />

noch EWG) reagierte, indem sie begann, die<br />

Überschüsse auf dem Weltmarkt billig zu<br />

verkaufen. Um das zu ermöglichen, wurden<br />

Exportsubventionen gezahlt. Fehlende Zölle<br />

für pflanzliche Proteine wie Soja, die als<br />

Viehfutter dienen, verschärften die Überschussproduktion.<br />

Europa wurde zu einer<br />

riesigen Fleischfabrik, die importiertes Viehfutter<br />

in tierische Produkte (Fleisch, Milch,<br />

Eier…) verwandelte, um die erzeugten Überschüsse<br />

anschließend wieder zu exportieren<br />

(Choplin et al. 2011).<br />

Direktzahlungen und ihre<br />

Konsequenzen<br />

Wegen ihrer Exportsubventionen kamen die<br />

EU und die USA Anfang der 90er Jahre zunehmend<br />

unter Druck. Andere Agrarexporteure<br />

beschuldigten sie des Dumpings. Deswegen<br />

erklärten sich beide Regionen bereit,<br />

ihre handelsverzerrenden Beihilfen zu reduzieren.<br />

Um ihre Exportstrategie – im Inter -<br />

esse ihrer jeweiligen Agrarmultis – fortführen<br />

zu können, bedienten sie sich jedoch einer<br />

ausgeklügelten Taktik: Die WTO-Definition<br />

von Dumping verbietet die direkte Subventionierung<br />

von Exporten. Wenn Waren<br />

aber zu Inlandspreisen exportiert werden,<br />

gelten diese Exporte nicht als handelsverzerrend<br />

– selbst wenn diese Preise dank interner<br />

Beihilfen unter den realen Produktionskosten<br />

liegen (Berthelot 2009). Mit der schrittweisen<br />

Umstellung ihrer Subventionen auf<br />

Direktzahlungen ist es der EU möglich, ihre<br />

Produkte zu niedrigen Preisen auf den Weltagrarmärkten<br />

abzusetzen, ohne dafür des<br />

Dumpings gescholten zu werden. Statt also<br />

Instrumente zur Verringerung der Überschussproduktion<br />

einzuführen, änderte die<br />

EU lediglich die Methoden der Subventionierung.<br />

De facto gibt es also kaum mehr Exportsubventionen<br />

– die direkten Förderungen<br />

der GAP haben aber dieselben (wenn<br />

nicht sogar schlimmere) Auswirkungen auf<br />

die globalen Agrarmärkte.<br />

Aber auch in Europa sind die Direktzahlungen<br />

Kernstück einer aus sozialer und ökologischer<br />

Perspektive verfehlten Agrarpolitik.<br />

Zunächst einmal können die europäischen<br />

Bauern und Bäuerinnen ohne Direktzahlungen<br />

kein ausreichendes Einkommen mehr<br />

erzielen – sie sind abhängig von den Abgaben<br />

der Steuerzahler_innen und so besonders<br />

in Zeiten der Austeriätspolitiken in einer<br />

prekären Situation. Zudem sind die Zahlungen<br />

trotz angeblicher Entkoppelung von<br />

der Produktion indirekt an die Fläche gebunden<br />

– wer mehr Land bewirtschaftet, lukriert<br />

mehr öffentliche Gelder. Wachstumsund<br />

Verdrängungsprozesse sind die logische<br />

Konsequenz, denn Kleinbäuer_innen können<br />

dem Wettbewerb um Land und Märkte<br />

immer weniger standhalten. Die Konzentration<br />

der Produktion in Gunstlagen einerseits,<br />

Abwanderung und Verödung ganzer<br />

Landstriche andererseits sind die Folge.<br />

Nicht zuletzt zählen Umwelt und Kulturlandschaft<br />

zu den Verlierern des europäischen<br />

Agrarmodells: industrielle Landbewirtschaftung<br />

mit all ihren Umweltfolgeschäden<br />

wird mit Steuergeldern subventioniert.<br />

Die GAP-Reform: Vertane Chance<br />

Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU in ihrer<br />

derzeitigen Form hat viel an gesellschaftlichem<br />

Rückhalt eingebüßt. Jährlich werden<br />

ca. 60 Mrd. Euro in die EU-Landwirtschaft<br />

und die Entwicklung des ländlichen Raumes<br />

gepumpt. Dennoch schrumpft die Anzahl<br />

der europäischen Betriebe, während die<br />

stetig ansteigenden EU- Lebensmittelexporte<br />

desaströse Auswirkungen auf die<br />

Märkte des Südens haben. Die Ausgaben für<br />

ernährungsbedingte Krankheiten in Europa<br />

nehmen zu. Trotz der EU-Umweltförderungen<br />

geht Biodiversität in Europa weiterhin<br />

in rasantem Ausmaß verloren, und die industrialisierte<br />

Landwirtschaft ist für einen<br />

unvermindert hohen Anteil der klimaschädlichen<br />

Gase verantwortlich.<br />

Angesichts sinkender Budgets fragen sich<br />

immer mehr Politiker_innen wie auch Steuerzahler_innen,<br />

ob es weiterhin gerechtfertigt<br />

ist, mehr als ein Drittel des EU-Haushalts<br />

in eine Gemeinsame Agrarpolitik zu<br />

stecken, die die Herausforderungen und<br />

Schwierigkeiten, vor denen Europas Landwirtschaft<br />

steht, nicht bewältigen kann. Die<br />

Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />

hätte somit die höchst notwendige Gelegenheit<br />

geboten, die gesellschaftliche Legitimität<br />

der GAP wiederherzustellen.<br />

Im November 2011 stellte EU-Agrarkommissar<br />

Dacian Ciolos die lang erwarteten<br />

und bereits im Vorfeld heftig diskutierten<br />

Reformvorschläge vor. Zivilgesellschaftliche<br />

Organisationen und bäuerliche Bewegungen<br />

hatten gehofft, dass der aus Rumänien –<br />

einem Land mit einer durchschnittlichen<br />

Betriebsgröße von 3 ha – stammende Kommissar<br />

einen deutlichen Richtungswechsel<br />

hin zu einer ökologisch und sozial gerechteren<br />

Agrarpolitik vorgibt. Leider wurden<br />

diese Erwartungen zum großen Teil enttäuscht,<br />

und dennoch gab es einen Aufschrei<br />

innerhalb der konservativen Agrarlobby.<br />

Sie setzte alles daran, das Europäische<br />

Parlament, das erstmals mitentscheiden<br />

durfte, gegen den Kommissionsvorschlag<br />

einzustimmen. Die Beharrungs- und Verwässerungsstrategie<br />

zeigte Wirkung: Viele<br />

der ohnehin wenig ambitionierten Vorschläge<br />

der Kommission wurden in der Abstimmung<br />

des Parlaments im März 20<strong>13</strong><br />

noch weiter abgeschwächt. Die übrig gebliebenen<br />

positiven Elemente lehnte der Rat<br />

der Landwirtschaftsminister ab. Als am 24.<br />

September 20<strong>13</strong> die Verhandlungen über<br />

die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />

im sogenannten Trilog abgeschlossen wurden,<br />

blieb nur noch festzuhalten: Aus sozialökologischer<br />

Perspektive ist das Ergebnis<br />

eine herbe Enttäuschung.<br />

Greenwashing und ungerechte<br />

Verteilung der Förderungen<br />

Als Herzstück der GAP-Reform gilt die Neugestaltung<br />

der Direktzahlungen. Diese „entkoppelten“,<br />

d. h. produktionsunabhängigen<br />

Zahlungen bekamen Bauern und Bäuerinnen<br />

pro Hektar bisher ausbezahlt, wenn<br />

sie gewisse gesetzliche Auflagen und Richtlinien<br />

einhielten. Zukünftig sollen 30% dieser<br />

Gelder nur dann bezahlt werden, wenn<br />

ökologische Mindeststandards gewährleistet<br />

sind. Die Auflagen, die die Kommission den<br />

Produzent_innen europaweit vorschreiben<br />

wollte, wurden von allen Seiten heftig kritisiert.<br />

Umweltorganisationen bezeichneten<br />

die Maßnahmen als „Greenwashing“, warfen<br />

also der Kommission vor, der GAP nur<br />

ein hübsches grünes Mäntelchen umgeworfen<br />

zu haben und ihre umweltzerstörende<br />

Grundausrichtung unangetastet zu lassen.<br />

Andererseits protestierte auch die konservative<br />

Agrarlobby laut und malte den Untergang<br />

der produktiven europäischen Landwirtschaft<br />

an die Wand. Besonders die Verpflichtung,<br />

7% der Ackerfläche als ökologische<br />

Vorrangfläche (Blühstreifen, Brache,<br />

Bienenweiden, Hecken etc.) zu bewirtschaften,<br />

hatte es den Interessensvertretern angetan.<br />

Angesichts des Hungers in der Welt<br />

und der prognostizierten Bevölkerungszuwächse<br />

müsse die EU der Aufgabe, die Welt<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

3


Europäische Landwirtschaftspolitik<br />

zu ernähren, nachkommen und dürfe nicht<br />

produktive Flächen „stilllegen“, so wurde<br />

argumentiert. Den Kassandrarufen wurde<br />

Gehör geschenkt: Auf den nur mehr 5%<br />

„Ökologischen Vorrangflächen“ dürfen<br />

auch Eiweißpflanzen wie Soja, Ackerbohnen<br />

und Erbsen angebaut werden. Zudem<br />

scheint es dort möglich zu sein, Pestizide<br />

und Handelsdünger einzusetzen. Von „ökologisch“<br />

kann in diesem Fall wohl keine<br />

Rede mehr sein. Die ungleiche Verteilung<br />

der Fördergelder – 80% der Betriebe bekommen<br />

20% der Zahlungen und vice versa –<br />

war Vertreter_innen der kleinbäuerlichen<br />

Landwirtschaft schon lange ein Dorn im<br />

Auge. Auch das EU-Parlament forderte eine<br />

ausgewogenere Zuteilung der Direktzahlungen.<br />

Auf Betreiben der Agrarlobbies aber<br />

wurden die Umverteilungsbestrebungen von<br />

Parlament und Kommission zu einem zahnund<br />

wirkungslosen Feigenblatt „wegverhandelt“.<br />

Betriebe mit mehr als 150.000 €<br />

Direktzahlungen werden 5% weniger bekommen.<br />

Löhne und auch ein Gehalt für<br />

den Betriebsführer können vor der Berechnung<br />

abgezogen werden. Der Kreis der Betroffenen<br />

dürfte daher überschaubar sein.<br />

Mit seinem Versuch, das Missverhältnis bei<br />

den FörderungsempfängerInnen zu entschärfen,<br />

ist Agrarkommissar Ciolos demnach,<br />

wie schon seine Amtsvorgängerin<br />

Mariann Fischer-Boel, an den Mitgliedstaaten<br />

gescheitert.<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt?<br />

Viele Bäuer_innen, aber auch kritische Bürger_innen,<br />

Umweltschützer_innen und<br />

Wissenschafter_innen haben hohe Erwartungen<br />

an diese GAP-Reform geknüpft. So,<br />

wie es jetzt aussieht, war dies vergeblich.<br />

Mittels immensem Aufwand für die Verwaltung<br />

dürfte ein neues System eingeführt<br />

werden, das letztendlich keine nennenswerten<br />

Änderungen im Sinne einer nachhaltigen<br />

Landbewirtschaftung oder aber auch<br />

adäquaten Aufteilung der Fördergelder<br />

schaffen wird. Allerdings hängt noch einiges<br />

von der nationalen Umsetzung ab. Die<br />

Mitgliedstaaten können Verbesserungen erzielen,<br />

wenn sie willens sind. Ohne nennenswerten<br />

gesellschaftlichen Druck und<br />

vor allem ohne Widerstand bzw. Forderungen<br />

von Seiten der Bäuer_innen wird diese<br />

Reform eine verpasste Chance sein.<br />

Literatur<br />

• Berthelot, J.: Käse aus Kenia. Die ärmsten<br />

Länder haben nur dann eine Chance, wenn<br />

sie ihre Landwirtschaft genauso schützen<br />

wie die EU und USA. In: Le Monde diplomatique,<br />

November 2009, S. 9.<br />

• Choplin, G. et al. (Hrsg.): Ernährungssouveränität.<br />

Für eine andere Agrar- und Lebensmittelpolitik<br />

in Europa. Wien: Mandelbaum<br />

2011.<br />

• Salzer, I.: Die Reform der Gemeinsamen<br />

Agrarpolitik. Großer Wu rf oder Kosmetik?<br />

In: Arche Noah Magazin 2/12.<br />

• Salzer, I.: Die Agrarhandelsstrategie der EU<br />

und das Recht auf Nahrung. Policy Paper der<br />

Taskgroup Recht auf Nahrung. Wien 2011.<br />

• Wiggerthale, M.: Die EU exportiert – die<br />

Welt hungert. Warum die EU-Agrarpolitik<br />

auf Kosten armer Länder geht. Oxfam<br />

Deutschland 2011. ■<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

4


Regionale Lebensmittelversorgung<br />

Lokale Lebensmittelnetzwerke<br />

Kollektives Engagement für Veränderung<br />

Durch die Dominanz der Strukturen, Dynamiken und Institutionen des<br />

globalen Finanz- und Handelssystems ist das globale System der Lebensmittelversorgung<br />

durch soziale Ungleichheit und Hunger – insbesondere im<br />

globalen Süden – wie durch Übergewichtigkeit und ernährungsbedingte<br />

Krankheiten im globalen Norden gekennzeichnet. Kleinbäuerliche Betriebe<br />

haben es schwer, in einem derartigen System zu überleben. Lokale Lebensmittelnetzwerke<br />

sind eine Möglichkeit, das System der Lebensmittelversorgung<br />

auf lokaler Ebene nachhaltig zu gestalten.<br />

Juliana Lutz<br />

forscht und lehrt am Institut für Soziale Ökologie<br />

der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt / Wien Graz.<br />

Sie arbeitet zum Thema soziale Dimensionen von<br />

Land nutzungsveränderungen, mit dem Fokus auf<br />

kleinbäuerliche Betriebe. Gender-Fragen und die<br />

Um setzung transdisziplinärer Forschungsansätze<br />

sind integraler Bestandteil ihrer Forschungstätigkeit.<br />

Seit einiger Zeit widmet sie sich den Themen<br />

Ernährungssouveränität, Local Food Movements<br />

und Alternative Lebensmittelsysteme.<br />

E-Mail: julia.lutz@aau.at<br />

Probleme und Herausforderungen<br />

der Lebensmittelversorgung<br />

Es wird vielfach darauf hingewiesen, dass<br />

das globale System der Lebensmittelversorgung<br />

– von der Produktion über die Verteilung<br />

bis hin zum Konsum – nicht nachhaltig<br />

ist (siehe z. B. Friedman 1993, Rosin et<br />

al. 2012): Die industrielle Landwirtschaft<br />

im globalen Norden ist abhängig von fossilen<br />

Energieträgern und trägt maßgeblich<br />

zum weltweiten Anstieg der CO 2 -Emissionen<br />

bei. Sie verbraucht mehr Energie als<br />

sie bereit stellt und nimmt Einfluss auf Bodenfruchtbarkeit<br />

und Biodiversität. Auch<br />

der Transport, die Verarbeitung, Verpackung<br />

und Verteilung von Lebensmitteln<br />

gehen mit einem hohen Verbrauch (fossiler)<br />

Energieträger und steigenden CO 2 -<br />

Emissionen einher. Internationale und nationale<br />

Handels- und Agrarpolitiken haben<br />

landwirtschaftliche Produkte und damit<br />

auch Lebensmittel primär zu (Handels-) -<br />

Waren gemacht. Derart dominieren die<br />

Strukturen, Dynamiken und Institutionen<br />

(insbesondere internationale Konzerne)<br />

des globalen Finanz- und Handelssystems<br />

auch die Lebensmittelversorgung. Profit-<br />

Maximierung steht dabei im Vordergrund,<br />

nicht soziale, ökologische oder moralische<br />

Aspekte, wie die Versorgung mit gesunden,<br />

leistbaren und ökologisch produzierten Lebensmitteln<br />

oder das Weiterbestehen<br />

kleinstrukturierter landwirtschaftlicher Betriebe.<br />

Infolgedessen ist das globale System<br />

der Lebensmittelversorgung durch soziale<br />

Ungleichheit und Hunger – insbesondere<br />

im globalen Süden – ebenso wie durch<br />

Übergewichtigkeit und ernährungsbedingte<br />

Krankheiten im globalen Norden<br />

gekennzeichnet. Für kleinbäuerliche Betriebe<br />

ist es schwierig geworden, in einem<br />

derartigen System zu überleben: Sie sind<br />

mit einer hohen Arbeitsbelastung und einem<br />

geringen Einkommen konfrontiert,<br />

das sie häufig dazu zwingt, ihren landwirtschaftlichen<br />

Betrieb aufzugeben. Vor diesem<br />

Hintergrund wird ersichtlich, dass<br />

technologische Innovationen nicht ausreichen,<br />

um die globale Lebensmittelversorgung<br />

nachhaltig zu gestalten. Vielmehr<br />

braucht es einen fundamentalen, strukturellen<br />

sozio-ökonomischen Wandel (Gimenez<br />

& Shattuck 2011). Dieser muss auf internationaler,<br />

nationaler und lokaler Ebene<br />

stattfinden.<br />

Lokale Lebensmittelnetzwerke<br />

Lokale Lebensmittelnetzwerke gelten als<br />

vielversprechende Vehikel einer nachhaltigen<br />

Transition unseres Systems der Lebensmittelversorgung<br />

(Brunori et al. 2011). In<br />

Anlehnung an das Konzept der „Ernährungssouveränität“<br />

fordern sie zivilgesellschaftliche<br />

Mitbestimmung und eine Demokratisierung<br />

der Lebensmittelversorgung<br />

(Renting et al. 2012). Dazu gilt es,<br />

neue Arten sozio-ökonomischer Beziehungen<br />

aufzubauen, die soziale Ungleichheit<br />

und eine Ausbeutung von Mensch und Natur<br />

vermeiden. Potenziell erlauben lokale<br />

Lebensmittelnetzwerke kurze Transportwege.<br />

Sie unterstützen kleinstrukturierte<br />

und kulturell vielfältige agro-ökologische<br />

landwirtschaftliche Praktiken. Ihr Ziel ist<br />

es, sich der Dominanz transnationaler<br />

Konzerne zu entziehen und die kleinbäuerliche<br />

Landwirtschaft zu stärken, um derart<br />

die Lebensgrundlage eines großen Teils der<br />

globalen Bevölkerung zu erhalten und einer<br />

Abwanderung der ländlichen Bevölkerung<br />

in Städte entgegen zu wirken. Lokale<br />

Lebensmittelnetzwerke fördern auch einen<br />

saisonalen Ernährungsstil.<br />

Auch in Österreich gibt es diverse Formen<br />

lokaler Lebensmittelnetzwerke, wie etwa<br />

Community Supported Agriculture (CSA),<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

5


Regionale Lebensmittelversorgung<br />

Food Coops oder solidarische Wiederverkauf-Systeme.<br />

Eines davon ist SpeiseLokal!,<br />

eine zivilgesellschaftliche Initiative, die in<br />

Maria Anzbach – einer ländlichen Gemeinde<br />

in Niederösterreich – vor etwa zwei<br />

Jahren ins Leben gerufen wurde. Hier werden<br />

Biolebensmittel, die in einem Umkreis<br />

von 0-100 km auf kleinbäuerlichen Betrieben<br />

erzeugt wurden, gegen Vorbestellung<br />

verkauft. Etwa 40 BäuerInnen liefern wöchentlich<br />

unterschiedliche Produkte: Gemüse,<br />

Obst, Fleisch, Wurst, Käse, Brot,<br />

Milchprodukte und vieles mehr. Es wird<br />

das angeboten, was saisonbedingt zur Verfügung<br />

steht. KonsumentInnen können<br />

wöchentlich via Webshop bestellen und<br />

holen die bestellten Produkte jeweils freitags<br />

ab. Etwa 80 Familien beziehen regelmäßig<br />

Lebensmittel über SpeiseLokal! SpeiseLokal!<br />

sieht sich auch als Plattform, die<br />

Menschen verbindet und Informationen<br />

oder praktische Tipps, wie etwa Rezepte,<br />

rund um das Thema Essen zur Verfügung<br />

stellt. Es besteht auch die Möglichkeit, mit<br />

ProduzentInnen in Kontakt zu treten (etwa<br />

im Rahmen von Exkursionen). SpeiseLokal!<br />

kooperiert auch mit einem alternativen<br />

Wirtschaftssystem (Tauschkreis Neulengbach)<br />

und mit einer nahegelegenen<br />

CSA, deren Mitglieder ihre Ernteanteile<br />

wöchentlich bei SpeiseLokal! abholen.<br />

Was bedeutet die Einbindung in ein<br />

lokales Lebensmittelnetzwerk wie<br />

SpeiseLokal!?<br />

BäuerInnen bei SpeiseLokal! schätzen den<br />

direkten Kontakt zu WiederverkäuferInnen<br />

und KonsumentInnen. Sie schätzen die Informations-<br />

und Vernetzungsarbeit seitens<br />

SpeiseLokal! und die Möglichkeit, Produkte<br />

nach eigener Wahl und zu selbst festgelegten<br />

Preisen anzubieten. In der Regel bekommen<br />

BäuerInnen in lokalen Lebensmittelnetzwerken<br />

wie SpeiseLokal! höhere<br />

Preise für ihre Produkte als im Großhandel.<br />

Andererseits werden häufig nur kleine<br />

Mengen an Produkten verkauft und der für<br />

die Verpackung und den Transport notwendige<br />

Arbeitsaufwand ist in Relation<br />

zum Einkommen hoch. Um ein ausreichendes<br />

Einkommen zu erzielen, sind viele<br />

BäuerInnen in mehrere lokale Lebensmittelnetzwerke<br />

involviert, verkaufen Produkte<br />

ab Hof oder auch an den Großhandel.<br />

Um Arbeitsaufwand und Kosten zu<br />

sparen, werden in einigen Fällen Kooperationen<br />

eingegangen. So teilt man etwa<br />

Transportwege, Logistik und Infrastruktur.<br />

Lebensmittelnetzwerke erleichtern und<br />

fördern derartige Kooperationsbestrebungen.<br />

Kooperationen und der direkte Kontakt<br />

zu KonsumentInnen und WiederverkäuferInnen<br />

benötigen Zeit und Bereitschaft,<br />

neue soziale Kontakte zu etablieren<br />

und zu pflegen. Nur bäuerliche Betriebe,<br />

die die Möglichkeit haben und bereit sind,<br />

hier Zeit zu investieren und sich gegebenenfalls<br />

neu zu organisieren, treten mit<br />

SpeiseLokal! in direkten, regelmäßigen<br />

Kontakt.<br />

KonsumentInnen freuen sich über die frischen<br />

und lokal produzierten Lebensmittel.<br />

Sie schätzen die Transparenz bezüglich<br />

Produktion und Herkunft der Lebensmittel,<br />

den Kontakt zu ProduzentInnen und<br />

WiederverkäuferInnen sowie die Bereitstellung<br />

von praktischen Tipps wie etwa saisonale<br />

Rezepte. Lebensmittel über ein lokales<br />

Lebensmittelnetzwerk wie SpeiseLokal!<br />

zu beziehen birgt Änderungen im Einkaufs-<br />

und Kochverhalten, die für viele<br />

eine Herausforderung darstellen. Es gilt,<br />

Koch-Zutaten und Abholung eine Woche<br />

im Voraus zu planen, mit einer saisonal begrenzten<br />

Auswahl an Lebensmitteln auszukommen,<br />

neue Rezepte auszuprobieren<br />

und herauszufinden, was man sich zeitlich<br />

und monetär leisten will und kann. All<br />

dies trägt dazu bei, dass vorwiegend Menschen<br />

mit einer kritischen Haltung gegenüber<br />

dem globalen System der Lebensmittelversorgung<br />

in SpeiseLokal! involviert<br />

sind. Voraussetzung ist allerdings auch,<br />

dass ausreichend Zeit, Geld und/oder Ver-<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

6


änderungswillen vorhanden sind.<br />

Ähnlich den BäuerInnen sind auch die<br />

Wiederverkäuferinnnen bei SpeiseLokal!<br />

mit logistischen Herausforderungen, einer<br />

tendenziell hohen Arbeitsbelastung und einem<br />

niedrigen Stundenlohn konfrontiert.<br />

Ihr Engagement bei SpeiseLokal! ist idealistisch<br />

motiviert und beruht auf dem<br />

Wunsch, alternative Einkaufsmöglichkeiten<br />

abseits der Supermärke zu schaffen und<br />

derart saisonale, kleinbäuerlich produzierte<br />

Produkte verfügbar zu machen. Die Wiederverkäuferinnen<br />

schätzen die Qualität<br />

der Produkte, die sie verkaufen, den Kontakt<br />

zu und zwischen ProduzentInnen und<br />

KonsumentInnen und die damit entstehenden<br />

sozialen Netzwerke. Besonders<br />

wichtig sind ihnen die reflexive und flexible<br />

Gestaltung der Teamarbeit und die<br />

Erhaltung des hohen Grades an Selbstbestimmtheit<br />

jeder Einzelnen; dies sind notwendige<br />

Voraussetzungen, um (Selbst-) -<br />

Ausbeutung der Arbeitskräfte zu vermeiden.<br />

Struktureller Wandel<br />

Das Beispiel SpeiseLokal! veranschaulicht,<br />

dass ein Engagement in lokalen Lebensmittelnetzwerken<br />

auf persönlicher und gemeinschaftlicher<br />

Ebene einiges voraussetzt.<br />

So braucht es etwa die Möglichkeit,<br />

das derzeitige System der Lebensmittelversorgung<br />

zu reflektieren und den Wunsch,<br />

neue Strukturen der Lebensmittelversorgung<br />

ins Leben zu rufen und diese langfristig<br />

zu unterstützen. Es braucht die Möglichkeit<br />

und den Willen, Zeit und Geld anders<br />

zu nutzen, Gewohnheiten zu ändern<br />

und neue (Arbeits-)Beziehungen zu etablieren.<br />

Persönliches und kollektives Engagement<br />

und Veränderungswillen sind jedoch nicht<br />

ausreichend, um lokale Lebensmittelnetzwerke<br />

zu stärken und eine Transition unseres<br />

Systems der Lebensmittelversorgung zu<br />

forcieren. Es bedarf auch eines strukturellen<br />

Wandels. Insbesondere gilt es, Bedingungen<br />

zu schaffen, die ein höheres Lohnniveau<br />

in der Lebensmittelerzeugung und<br />

-verteilung erlauben. Es braucht Handels-,<br />

Finanz- und Agrarpolitiken, die massive<br />

Schwankungen der Lebensmittelpreise vermeiden<br />

und kleinbäuerlichen Betrieben<br />

und Verteilungsstrukturen ein ökonomisches<br />

Überleben erleichtern. Es braucht<br />

Forschung, Infrastruktur und Hygiene-Bestimmungen,<br />

die den Bedürfnissen kleinbäuerlicher,<br />

ökologisch wirtschaftender Betriebe<br />

und kleinräumiger Verteilungssysteme<br />

gerecht werden (Mardsen et al. 2001).<br />

Es braucht ein landwirtschaftliches Bildungssystem,<br />

das BäuerInnen darin bestärkt,<br />

Kooperationen mit anderen ProduzentInnen,<br />

VerteilerInnen und KonsumentInnen<br />

aufzubauen und agro-ökologische<br />

Wirtschaftsweisen anzuwenden. Bildungsinitiativen,<br />

die Allgemeinwissen über<br />

Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung,<br />

-verteilung und -konsum bereitstellen,<br />

ermächtigen BürgerInnen, neue Handlungsspielräume<br />

zu entdecken. Systeme,<br />

die das gemeinsame Entwickeln und Teilen<br />

von Wissen, insbesondere im Bereich der<br />

Logistik, ermöglichen, wären essentiell für<br />

ein nachhaltiges Bestehen lokaler Lebensmittelsysteme.<br />

Kürzere Arbeitszeiten und<br />

ein bedingungsloses Grundeinkommen<br />

(Reitter 2012) würden selbstbestimmtes,<br />

flexibles Arbeiten erleichtern. Die Einbindung<br />

lokaler Lebensmittelnetzwerke in die<br />

öffentliche Versorgung (etwa Schulen und<br />

Krankenhäuser) wäre ein wesentlicher<br />

Schritt in Richtung Wandel.<br />

Literatur<br />

• Brunori, G., A. Rossi, V. Malandrin: Coproducing<br />

Transition: Innovation Processes<br />

in Farms Adhering to Solidarity-based<br />

Purchase Groups (GAS) in Tuscany, Italy.<br />

In: International Journal of Sociology of<br />

Agriculture and Food 18/2010, 28-53.<br />

• Friedman, H.: International Political Economy<br />

of Food: A Global Crisis. In: New Left<br />

Review 197/1993, 29-57.<br />

• Gimenez, E. H., A. Shattuck: Food crises,<br />

food regimes and food movements: rumblings<br />

of reform or tides of transformation?<br />

In: Journal of Peasant Studies 38/2011, 109-<br />

144.<br />

• Mardsen, T., J. Banks, H. Renting, J. D. van<br />

der Ploeg: The road towards sustainable rural<br />

development: issues of theory, policy and<br />

research practice. In: Journal of Environmental<br />

Policy & Planning 3/2001, 75-83.<br />

• Reitter, K.: Bedingungsloses Grundeinkommen.<br />

Wien: Mandelbaum 2012.<br />

• Renting, H., M. Schermer, A. Rossi:<br />

Building Food Democracy: Exploring Civic<br />

Food Networks and Newly Emerging Forms<br />

of Food Citizenship. In: International Journal<br />

of Sociology of Agriculture and Food<br />

19/2012, 289-307.<br />

• Rosin, C., P. Stock, H. Campbell: Food<br />

Systems Failure: The Global Food Crisis and<br />

the Future of Agriculture. New York:<br />

Earthscan 2012. ■<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

7


Nachhaltiges Beschaffungswesen<br />

Nachhaltigkeit am<br />

Kantinen-Teller<br />

Bio, fair und natürlich gut<br />

In öffentlichen Einrichtungen nimmt das Bewusstsein dafür zu, dass gesündere,<br />

saisonale und frisch zubereitete Gerichte, deren Zutaten aus biologischem<br />

Anbau stammen und unter fairen Bedingungen produziert wurden,<br />

einen wichtigen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung leisten können. Insbesondere<br />

ökologische Aspekte finden zunehmend Berücksichtigung. Im Forschungsprojekt<br />

FOODLINKS 1 wurde anhand von Beispielen aus Österreich,<br />

Schweden, Italien, Großbritannien und Dänemark untersucht, wie nachhaltige<br />

Beschaffung in öffentlichen Einrichtungen erfolgreich in der Praxis umgesetzt<br />

werden kann. 2<br />

Sandra Karner<br />

studierte Biologie mit Schwerpunkt Molekulargenetik<br />

an der Karl-Franzens-Universität Graz. Sie ist<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin am IFZ. Arbeitsschwerpunkte:<br />

nachhaltige Lebensmittelversorgung,<br />

Science Governance, insbesondere die Einbeziehung<br />

von Stakeholdern in Forschung und<br />

Innovationsprozesse.<br />

E-Mail: sandra.karner@aau.at<br />

David Barling<br />

ist Professor für Food Policy an der City University<br />

London und war Koordinator des Work Packages<br />

„Revaluing Public Procurement of Sustainable<br />

Food“ im Rahmen des EU-Projekts Foodlinks.<br />

E-mail: D.Barling@city.ac.uk<br />

Julie Smith<br />

ist Research Fellow am Centre for Food Policy, City<br />

University London und war Mitarbeiterin am EU-<br />

Projekt Foodlinks. Arbeitsschwerpunkte: globale<br />

und regionale Nahrungsketten in politischer Perspektive,<br />

die Rolle traditioneller Märkte bei der<br />

Lebensmittelversorgung und städtische Lebens -<br />

mittelstrategien.<br />

E-mail: julie.smith.1@city.ac.uk<br />

Nachhaltigkeit in öffentlichen<br />

Einrichtungen<br />

Die jährlichen Ausgaben von Institutionen<br />

des öffentlichen Sektors als Zentren der<br />

Beschaffung sind enorm. Gleichzeitig wird<br />

der Lebensmittelsektor europaweit für 20<br />

bis 30% der größten Umweltauswirkungen<br />

verantwortlich gemacht. 3 In Großbritannien<br />

werden beispielsweise in öffentlichen<br />

Einrichtungen wie Krankenhäusern, Pflegeheimen,<br />

Schulen, Universitäten, Gefängnissen,<br />

Kasernen und Kantinen rund 3,5<br />

Millionen Mahlzeiten pro Tag bereitgestellt.<br />

Die Ausgaben dafür belaufen sich auf rund<br />

zwei Milliarden Pfund. 4 Europaweit liegen<br />

die Gesamtausgaben in der öffentlichen<br />

Beschaffung bei ca. 16% der Bruttoinlandsprodukte.<br />

5 Über diese enorme Kaufkraft<br />

können Behörden Einfluss auf das Angebot<br />

und die Produktionsbedingungen von<br />

Lebensmitteln üben und darüber hinaus<br />

eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von<br />

Werten durch Vorbildwirkung spielen. 6<br />

Die Nachhaltigkeits-Strategie der Europäischen<br />

Union 7 ist auch in der öffentlichen<br />

Beschaffung verankert. Gerade im Zusammenhang<br />

mit der Nahrungsmittelversorgung<br />

wird das Zusammenspiel der drei<br />

Nachhaltigkeitssäulen sehr deutlich. So<br />

kann über die Bereitstellung von gesunden,<br />

fair und nachhaltig produzierten Mahlzeiten<br />

in öffentlichen Einrichtungen nicht<br />

nur ein signifikanter ökologischer Beitrag<br />

geleistet werden, sondern dies bringt auch<br />

eine Reihe von sozialen und wirtschaftlichen<br />

Vorteilen mit sich. Diese betreffen<br />

Gesundheitsförderung, die Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen oder die Unterstützung von<br />

nachhaltig wirtschaftenden heimischen<br />

Betrieben. Auch Aspekte wie ein verbessertes<br />

Umweltbewusstsein oder „spill-over“-<br />

Effekte auf das private Konsumverhalten<br />

können in diesem Zusammenhang angeführt<br />

werden.<br />

Vielerorts bleibt dieses Potenzial jedoch<br />

noch ungenutzt, da nach wie vor primär<br />

Wirtschaftlichkeitskriterien im Vordergrund<br />

von Beschaffungsentscheidungen<br />

stehen und herkömmliche Kosten-Nutzen-<br />

Rechnungen soziale und umweltrelevante<br />

Kosten bzw. Vorteile nicht berücksichtigen.<br />

8 Pilotprojekt-Untersuchungen belegen<br />

jedoch einen beeindruckenden gesellschaftlichen<br />

Mehrwert: Die Bewertung der<br />

„Food for Life“-Initiative in 26 Schulen in<br />

East Ayrshire mittels des „social return of<br />

investment“ (SROI) Indexes hat beispielsweise<br />

ergeben, dass pro investiertem Pfund<br />

(€ 1,17) ein ökologischer und sozialökonomischer<br />

Wert generiert wurde, der monetär<br />

mit £ 6,- (€ 7,-) bewertet werden kann. 9<br />

Auch wenn der SROI-Index von Fall zu Fall<br />

schwanken mag, so ist laut „Food for Life“<br />

Studie davon auszugehen, dass der aus<br />

einer nachhaltigen Beschaffungsstrategie<br />

generierte Mehrwert immer zumindest in<br />

einer Größenordnung von Faktor 3 liegt.<br />

Wie eine Krankenhaus-Studie 10 in Wales<br />

zeigt, kann über nachhaltige Beschaffung<br />

auch eine Reduktion der Abfallmengen<br />

erzielt werden. Die Autorinnen bestätigen,<br />

dass die Qualität der servierten Speisen und<br />

die Organisation der Versorgung wichtige<br />

Stellgrößen in der Abfallvermeidung<br />

darstellen. Schmackhafte, qualitativ hochwertige<br />

und abwechslungsreiche Menüs,<br />

deren Zusammenstellung und Portionsgrößen<br />

an die Bedürfnisse der PatientInnen<br />

angepasst sind, können maßgeblich zur<br />

Verringerung der Abfallmengen beitragen. 11<br />

Transparenz und Kommunikation über die<br />

Herkunft und Qualität der Speisen erhöht<br />

darüber hinaus die Wertschätzung für das<br />

Servierte. Durch ein entsprechend nachhaltig<br />

gestaltetes Krankenhaus-Catering in<br />

Wales könnten alleine durch Abfallredukti-<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

8


Nachhaltiges Beschaffungswesen<br />

on £ 758.000 pro Jahr eingespart<br />

werden. Darüber hinaus wäre auch<br />

der ökologische Nutzen, insbesondere<br />

durch Ressourcen-Schonung, Energieeinsparung<br />

und Emissionsverringerung<br />

12 beträchtlich.<br />

Good Practice-Beispiele zeigen,<br />

wie es geht<br />

Auch wenn der Grundgedanke eines<br />

nachhaltigen öffentlichen Beschaffungswesens<br />

unumstritten ist, erweist<br />

sich die praktische Umsetzung vielerorts<br />

noch als schwierig. Es gibt jedoch<br />

eine Reihe von Beispielen, die zeigen,<br />

dass eine erfolgreiche Implementierung<br />

durchaus möglich ist.<br />

■ Malmö – 100% Bio bis 2020<br />

Seit 1996 hat sich in der schwedischen<br />

300.000 EinwohnerInnen-Stadt der<br />

Einkauf von Bio-Lebensmitteln für<br />

öffentliche Einrichtungen erhöht; bis<br />

2020 will Malmö bei allen öffentlichen<br />

Verpflegungsdiensten nur noch ökologisch<br />

erzeugte Lebensmittel anbieten<br />

und damit seine Treibhausgas-Emissionen<br />

um 40% verringern. Hinter<br />

diesem ambitionierten Ziel steht eine<br />

Nachhaltigkeit-Strategie <strong>13</strong> , die im<br />

Rahmen eines partizipativen Prozesses<br />

entwickelt und schrittweise um neue Kriterien<br />

erweitert wurde. Neben EntscheidungsträgerInnen<br />

wurden auch jene Gruppen<br />

eingebunden, die von der Implementierung<br />

maßgeblich betroffen sein würden, wie<br />

beispielsweise BeamtInnen, KöchInnen,<br />

LehrerInnen und BäuerInnen. Seit 2007<br />

werden auch konsequent soziale Kriterien<br />

beim Beschaffungsverfahren angewendet.<br />

Als wichtigste Maßnahme zur Reduzierung<br />

der Treibhausgasemissionen wurde eine<br />

Reduktion des Anteils an Fleischerzeugnissen<br />

umgesetzt. Dadurch und durch ein<br />

größeres Angebot an saiso nalem Obst und<br />

Gemüse konnten auch die budgetären<br />

Auswirkungen in Grenzen gehalten werden.<br />

Insbesondere in Malmös kommunalen<br />

Schulkantinen war die Umstellung auf Bio<br />

erfolgreich. Heute fließen bereits 40% des<br />

Budgets für die täglich 35.000 dort ausgekochten<br />

Speisen in den Kauf von biologischen<br />

Nahrungsmitteln. Auch die frische<br />

Zubereitung vor Ort stellt ein wichtiges<br />

Kriterium in der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

dar. Während andernorts nicht mehr in<br />

renovierungsbedürftige Küchen in öffentlichen<br />

Einrichtungen investiert wird,<br />

sondern die Zubereitung der Speisen in<br />

wenige zentrale Großküchen verlagert bzw.<br />

ganz an Firmen ausgelagert wird 14 , ist in<br />

Schweden die frische vor-Ort-Zubereitung<br />

der Speisen wichtig. Es wäre undenkbar,<br />

eine Schule oder einen Kindergarten ohne<br />

eigene Küche zu bauen.<br />

■ Rom – Innovative Ausschreibungs -<br />

modelle<br />

Italien kann als Pionier in der biologischen<br />

Schulverpflegung angesehen werden. Hohe<br />

Qualitätsansprüche, die in der italienischen<br />

Essenskultur begründet liegen, werden dort<br />

durch Erziehungsprogramme zu nachhaltiger<br />

Ernährung begleitet. In Rom werden<br />

150.000 Schulkinder an 190 Tagen pro Jahr<br />

mit fast 150 Tonnen Lebensmittel pro Tag<br />

versorgt und der Gewichtsanteil an Bio-<br />

Produkten liegt mittlerweile bei 40%. Als<br />

wichtiger Erfolgsfaktor wird die schrittweise<br />

Umsetzung sowie die Kooperation von<br />

Schlüsselakteuren beurteilt. Alle Umsetzungsschritte<br />

waren von regelmäßig stattfindenden<br />

Round Tables begleitet, wo die<br />

VertreterInnen der öffentlichen Einrichtungen<br />

gemeinsam mit ProduzentInnen und<br />

Lieferanten Probleme erörtern und<br />

Lösungsmöglichkeiten erarbeiten konnten.<br />

In der ersten Phase (2002-2004) wurden<br />

jene Produkte identifiziert, die in ausrei-<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

9


Nachhaltiges Beschaffungswesen<br />

chender Menge zur Verfügung standen.<br />

Durch eine Unterteilung des Stadtgebietes<br />

in Subeinheiten konnten etablierte Verträge<br />

mit Catering-Firmen aufgelöst und die<br />

Ausschreibungen für neue Anbieter geöffnet<br />

werden. In der Auftragsvergabe wurde<br />

verstärktes Augenmerk auf sozio-ökologischen<br />

Kriterien gelegt. Diese umfassen<br />

Arbeitszeiten der MitarbeiterInnen,<br />

Umwelt-Zertifizierungen, aber auch begleitende<br />

Bildungsangebote oder Maßnahmen,<br />

die z. B. auf eine Reduktion der Lärmbelastung<br />

in Schulen abzielten. Die Integration<br />

dieser neuen Vergabekriterien veranlasste<br />

eine Reihe von Anbietern dazu, die sozioökologische<br />

Qualität ihrer Produkte und<br />

Dienstleistungen zu steigern. In der zweiten<br />

Phase (2004-2007) wurden Grundsätze<br />

für die Gestaltung der Speisepläne eingeführt.<br />

Diese betreffen Aspekte wie Saiso -<br />

nalität, Vielfalt, Nährstoffgehalt und Territorialität<br />

(kurze Transportwege und frische<br />

Produkte ohne Zusatzstoffe). Die letzte<br />

Phase (2007-2012) erstreckte sich über<br />

einen längeren Zeitraum, um den Lieferanten<br />

Zeit zu geben, sich auf die neuen<br />

Anforderungen einstellen zu können und<br />

Investitionen zu tätigen. In der dritten<br />

Phase erfolgte zum Beispiel die Aufnahme<br />

ethnischer Gerichte in den Menüplan, die<br />

Verteilung der Essensreste an wohltätige<br />

Vereine und Tierheime, Recycling, Mehrweggeschirr<br />

etc. In der neuen Ausschreibung<br />

für den Zeitraum 20<strong>13</strong> bis 2018 bleibt<br />

das Ziel der Verwendung von 70% biologischer<br />

Lebensmittel unverändert; zusätzlich<br />

wurden neue Schwerpunkte, wie z. B. die<br />

Verwendung von Produkten aus sozialökonomischen<br />

Betrieben, eingeführt.<br />

■ Wien isst „natürlich gut“<br />

Die Initiative „ÖkoKauf Wien“ 15 , die 1998<br />

im Rahmen des Klimaschutzprogramms<br />

„KliPWien“ ins Leben gerufen wurde, folgt<br />

ebenfalls dem Ansatz, dass die Einbeziehung<br />

jener, denen die praktische Umsetzung<br />

obliegt, ein Schlüsselkriterium<br />

darstellt. Insgesamt arbeiten rund 200<br />

MitarbeiterInnen innerhalb und außerhalb<br />

der Stadtverwaltung in themenspezifischen<br />

Arbeitsgruppen an der Entwicklung von<br />

Nachhaltigkeitskriterien.<br />

Die Stadt Wien versorgt täglich ca. 85.000<br />

Menschen mit Mahlzeiten und gibt dafür<br />

jedes jahr mehrere Millionen Euro aus. Die<br />

Umstellung auf biologische Lebensmittel<br />

war in den städtischen Kindergärten, Ganztagesschulen,<br />

Spitälern und Pflegewohnhäusern<br />

des Wiener Krankenanstalten-<br />

Verbundes besonders erfolgreich. In Krankenhäusern<br />

liegt der Anteil der Ausgaben<br />

für biologische Zutaten bei 38%, in den<br />

360 Kindergärten bei mehr als 50% (für<br />

Milchprodukte sogar bei 91%) und in den<br />

90 ganztägig geführten Schulen bei ca.<br />

30%. In Pflegewohnhäusern werden über<br />

die Einführung des „Natürlich Gut Tellers“<br />

seit einem Jahr 4-5 mal pro Woche Gerichte<br />

angeboten, die mindestens zu 2/3 aus<br />

vegetarischen Zutaten bestehen und frisch<br />

zubereitet werden; Obst und Gemüse wird<br />

saisonal ausgewählt und Fleisch muss<br />

biologisch und aus artgerechter Tierhaltung<br />

sein; Fisch stammt aus österreichischer<br />

ökologischer oder nachhaltiger<br />

Fischerei. Mindestens eine Komponente<br />

muss biologisch sein, eine sollte Fair Trade<br />

zertifiziert und die Zutaten sollen mengenmäßig<br />

zu 1/3 aus regionalen Lebensmitteln<br />

zusammengesetzt sein. Kreative und<br />

abwechslungsreiche Rezepte sollen dazu<br />

animieren, häufiger vegetarische und<br />

fleischreduzierte Gerichte zu wählen.<br />

Die Umsetzung des gesamten Ökokauf-<br />

Programmes hat bis dato Einsparungen in<br />

Höhe von rund 17 Mio. Euro und 30.000 t<br />

CO 2 -Emissionen pro Jahr gebracht.<br />

Kooperationen und Kreativität als<br />

Schlüssel zum Erfolg<br />

Wie diese Beispiele zeigen, kann das öffentliche<br />

Beschaffungswesen als effizientes<br />

Instrument zur Gestaltung eines nachhaltigeren<br />

Lebensmittelversorgungssystems nur<br />

erfolgreich sein, wenn die betroffenen<br />

Akteure in die Planung miteinbezogen<br />

werden, denn Schwerpunktsetzungen für<br />

geplante Nachhaltigkeitsstrategien müssen<br />

den lokalen Gegebenheiten angepasst erfolgen.<br />

Nachhaltige Beschaffung erfordert<br />

häufig weitreichende Veränderungsprozesse,<br />

die leichter von statten gehen, wenn sie<br />

in umfassende Nachhaltigkeitsstrategien<br />

eingebettet sind und damit auch politisch<br />

breite Unterstützung erfahren. UmsetzerInnen<br />

müssen viel Kreativität in der Bewältigung<br />

auftretender Hürden zeigen und sich<br />

gegebenenfalls durch Weiterbildungsmaßnahmen<br />

angemessen auf die neuen Herausforderungen,<br />

die Veränderungen mit sich<br />

bringen, vorbereiten. Eine schrittweise<br />

Umstellung ist sowohl für öffentliche<br />

Einrichtungen als auch für die Lieferanten<br />

und Konsumierenden wichtig. Insbesondere<br />

während der Umstellungsphase ist kontinuierliches<br />

Feedback von allen Beteiligten<br />

notwendig, damit Maßnahmen aufeinander<br />

abgestimmt werden können.<br />

Stabile Versorgungsstrukturen können letztendlich<br />

nur auf Basis langfristig zuverlässiger<br />

Kooperationsbeziehungen entstehen.<br />

Anmerkungen<br />

1 http://www.foodlinkscommunity.net.<br />

2 D. Barling et al.: Revaluing Public Sector<br />

Food Procurement in Europe – An Action<br />

Plan for Sustainability. 20<strong>13</strong>. http://www.<br />

foodlinkscommunity.net/fileadmin/ documents_organicresearch/foodlinks/<br />

publications/Foodlinks_report_low.pdf.<br />

3 A. Tukker et al.: Environmental Impact of<br />

Products (EIPRO) – analysis of the life cycle<br />

environmental impact related to the final<br />

consumption of the EU-25. IPTS/ESTO<br />

project report 2006.<br />

4 R. Sonnino, S. McWilliam: Food waste,<br />

catering practices and public procurement.<br />

A case study of hospital food systems in<br />

Wales. In: Food Policy 36/2011, 823-829.<br />

5 K. Morgan, R. Sonnino: The School Food<br />

Revolution. Public Food and the Challenge<br />

of Sustainable Development. London:<br />

Earthscan 2008.<br />

6 C. Day: Buying green: the crucial role of<br />

public authorities. In: Local Environment<br />

10 (2) 2005, 201-209.<br />

7 2001 beschloss der Europäische Rat die<br />

erste EU-Strategie für eine nachhaltige<br />

Entwicklung, welche 2006 überarbeitet und<br />

2009 erneut geprüft wurde.<br />

8 T. Lang: From ‘value-for-money’ to<br />

‘values-for-money’? Ethical food and policy<br />

in Europe. In: Environment and Planning<br />

A 42 (8) 2010, 1814-1832.<br />

9 O. Lancaster, S. Durie: The Social Return<br />

on Investment of Food for Life School Meals<br />

in East Ayrshire. Technical Report 2008.<br />

10 Siehe Fußnote 4.<br />

11 Der Anteil von Nahrungsmittelabfällen<br />

in Spitälern bewegt sich zwischen 19% und<br />

66%.<br />

12 Mülldeponien stellen laut British Standards<br />

Institution die größte Quelle für<br />

Methanemissionen dar. British Standards<br />

Institution: Specification for the Assessment<br />

of the Life Cycle Greenhouse Gas<br />

Emissions of Goods and Services. PAS<br />

2050:2008. London 2008.<br />

<strong>13</strong> http://www.malmo.se/English/Sustainable-City-Development/Sustainable-foodin-Malmo.html.<br />

14 Als Beispiel kann hier die Schließung<br />

von Kücheneinrichtungen in den Wiener<br />

Spitälern genannt werden: Während es vor<br />

acht Jahren noch 21 Krankenhäuser mit<br />

eigenen Küchen gab, so waren es im Jahr<br />

2012 nur noch acht. In der 8,3 Millionen<br />

EinwohnerInnen-Stadt London ist dieser<br />

Trend noch deutlicher: dort sind es nur<br />

noch fünf Spitalsküchen.<br />

15 http://www.wien.gv.at/english/<br />

environment/protection/oekokauf/. ■<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

10


Gastredaktion<br />

The dynamics of rural and<br />

regional development in Europe<br />

The Rural Sociology Group of Wageningen University<br />

Rural Sociology Group<br />

Wageningen University<br />

Department of Social Sciences<br />

Hollandseweg 1<br />

6706 KN WAGENINGEN<br />

The Netherlands<br />

Han Wiskerke<br />

is head of the Rural Sociology Group and Professor<br />

for Rural Sociology at Wageningen University and<br />

Professor of Urban and Rural Food scapes at the<br />

Amsterdam School of Arts – Academy of Archi -<br />

tecture. His re search focuses on the interplay<br />

between urbani zation, healthy food and sustain -<br />

able rural development.<br />

E-Mail: Han.wiskerke@wur.nl<br />

Bettina Bock<br />

is Associate Professor for Rural Sociology. Her re -<br />

search projects include animal welfare governance,<br />

rural development and social innovation, rural<br />

gender relations as well as sustainable food consumption<br />

and production. She is editor in chief of<br />

Sociologia Ruralis and head of the assessment<br />

committee of the Wageningen School for Social<br />

Sciences.<br />

E-Mail: Bettina.bock@wur.nl<br />

Dirk Roep<br />

is Assistant-Professor for Rural Sociology. He has<br />

expertise in agricultural and rural development,<br />

sustainable modes of food provisioning, social<br />

learning and innovation. He has a particular<br />

interest in place-based development, grassroots<br />

innovation and institutional innovation. He participated<br />

in various EU-funded research projects. He is<br />

now research and education coordinator of the<br />

Rural Sociology Group.<br />

E-Mail: Dirk.roep@wur.nl<br />

Tel: +31/317/484507 or 483896<br />

Fax: +31/317/485475<br />

E-mail: office.sade@wur.nl<br />

Web: www.wageningenur.nl/en/rso<br />

In May 2007 the earth’s population became<br />

more urban than rural. This process<br />

of urbanization does not reduce the importance<br />

of rural areas. Quite on the contrary,<br />

rural areas will play an important role in<br />

resource provisioning. Rural sociologists<br />

face the challenging task of making sense<br />

of these processes, its drivers and consequences.<br />

The research programme of the Rural<br />

Sociology Group focuses on the complex<br />

whole of transformation processes<br />

in rural and metropolitan regions and<br />

in the food supply chain. In this, specific<br />

attention is paid to the different<br />

levels (from local to supra-national) at<br />

which these transformation processes<br />

are shaped and to the different (rural<br />

and urban) actors and institutions involved.<br />

The Rural Sociology Group stud -<br />

ies and analyses these transformation<br />

processes from an interpretative/constructivist<br />

and predominantly microsociological<br />

perspective, using different<br />

qualitative and quantitative research<br />

methods. A common denominator in<br />

empirical research, analysis and theoretical<br />

development is the focus on differential<br />

dynamics and processes of institutionalisation.<br />

Research projects of the<br />

Rural Sociology Group are often of a<br />

multi- or inter-disciplinary nature,<br />

embody an international and comparative<br />

dimension and are, in many cases,<br />

carried out in close collaboration with<br />

(organisations of) stakeholders.<br />

About the Rural Sociology Group<br />

Our group was established in its present<br />

form in the late 1990’s. Initially we focused<br />

on the dynamics of agricultural and rural<br />

development but in time expanded our<br />

focus to rural and regional development,<br />

including non-agricultural issues and actors.<br />

Today our group focuses on the processes of<br />

transformation in rural and metropolitan<br />

regions and in the food supply chain, and<br />

with it on the following themes:<br />

■ Urban food provisioning<br />

From alternative food networks and the<br />

role of producers, we broadened our food<br />

related research by including questions of<br />

consumption and urban food provisioning.<br />

By focussing on the links between<br />

food provisioning and employment, environment,<br />

transport, education, social welfare<br />

and spatial planning, we explore the<br />

role of food in sustainable urban development<br />

as well as the role of cities as food<br />

system innovators.<br />

■ Agricultural and rural transformation<br />

processes<br />

This theme examines if and how agriculture<br />

and the rural can respond to the<br />

growing demand for public goods that the<br />

rural context has to offer, such as health<br />

care, leisure, education, nature and landscape.<br />

It also addresses the growing concerns<br />

about modern agriculture (animal<br />

welfare, food safety and quality, pollution).<br />

■ Place-based development<br />

Our research studies how ‘place’ is constructed<br />

in social relations and through<br />

social interaction and how place-based<br />

approaches can contribute to the sustain -<br />

able development. By conceptualizing<br />

place in terms of social relations, attention<br />

is brought to places as the intersection of<br />

disparate trajectories that are marked by<br />

conflicts and different claims of identity.<br />

■ Reconstruction of technology<br />

We consider technologies as the product of<br />

knowledge-power and sites of negotiation<br />

of various interests and values. The research,<br />

however, is not only interested in<br />

‘reading’ technologies, but also in<br />

challeng ing contemporary arrangements<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

11


Education<br />

Besides research education is an important<br />

part of our work. We teach students at BSc<br />

and MSc level in a variety of education programmes<br />

such as International Development,<br />

Health and Society, Gastronomy and<br />

Organic agriculture. We offer the opportunity<br />

of doing a minor in sustainable food<br />

networks, regional development or multifunctional<br />

agriculture, and also supervise<br />

students during their internships and thesis<br />

writing. Our courses vary widely from Introduction<br />

to sociology, to Science, technology<br />

and society, Food cultures and customs,<br />

Place-based development, mirroring all of<br />

our research themes. We also (co)supervise<br />

about 33 PhD’s in a variety of subjects.<br />

Many of them participate in the PURE-<br />

FOOD programme. Others elaborate on animal<br />

welfare policy, multifunctional entrepreneurship,<br />

gender and agriculture in<br />

China, regional learning and innovation.<br />

and revealing the possibilities for alternative<br />

trajectories.<br />

Research policy<br />

We aim at a combination of theoretically<br />

inspired empirical research, attach great importance<br />

at comparative research, and want<br />

our research to be of threefold relevance: it<br />

should contribute to the scientific development<br />

of our field and our scientific discipline(s),<br />

it should be relevant to agro-food,<br />

rural and regional policy and it should provide<br />

support for practitioners. In this we<br />

collaborate with a wide variety of research<br />

groups within Wageningen UR as well as<br />

with universities and research institutes in<br />

the Netherlands and abroad. Project partners<br />

often have complementary disciplinary<br />

expertise to allow for multidisciplinary<br />

cooperation. This includes natural scientists<br />

from within Wageningen UR (e. g. animal<br />

sciences, soil sciences, irrigation) with<br />

whom we collaborate in research projects<br />

but also PhD-supervision as well as policymakers<br />

and civil society organisations.<br />

Most of our research projects are part of international<br />

EC-funded projects, in which<br />

we collaborate with planners, geographers,<br />

economists and political scientists but also<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

with (rural) sociologist. We have working<br />

relations with university departments and<br />

research institutes in most of the EU-member<br />

states, but recently started to collaborate<br />

also with partner institutes outside<br />

Europe, most notably in China, India,<br />

Tanzania, Uganda, Ghana, Brazil, Ecuador,<br />

United States and Canada.<br />

12<br />

On-going research<br />

At this moment we are engaged in seven<br />

European research projects, which we<br />

briefly describe below. More information<br />

can be found on the projects’ websites as<br />

well as on our blogs http://ruralsociologywageningen.wordpress.com/<br />

and<br />

http://foodnet.ning.com/.<br />

■ FOODLINKS (2011-20<strong>13</strong>)<br />

Knowledge brokerage to promote sustainable<br />

food consumption and production: linking<br />

scientists, policymakers and civil society<br />

organisations<br />

This project aims to develop and experiment<br />

with new integrative modalities of<br />

linking research to policy-making in the<br />

field of sustainable food consumption and<br />

production, thereby contributing to the<br />

establishment of new policy-relevant communities<br />

and the better use of research insights<br />

in policies to promote sustainable<br />

food systems. Three different Communities<br />

of Practice (CoP) have been developed<br />

focusing on short food supply chains,<br />

revaluing public food procurement, and<br />

urban food strategies.<br />

See also www.foodlinkscommunity.net.<br />

■ PUREFOOD (2010-2014)<br />

Urban, peri-urban and regional food dynamics:<br />

toward an integrated and territorial<br />

approach to food<br />

The PUREFOOD network is centred around<br />

food as an integrated and territorial mode<br />

of governance and studies the emergence<br />

of the (peri-)urban foodscape as an alternative<br />

(as opposed to a globalised) geography<br />

of food, including the ways in which, and<br />

the extent to which, sustainability aspects<br />

generally considered to be intrinsic to the<br />

alternative food geography are incorporated<br />

by the more conventional food com -<br />

panies. Its objective is to train social scientists<br />

in the socio-economic and socio-spatial<br />

dynamics of the (peri-)urban and regional<br />

foodscape through innovative methodology<br />

and within interdisciplinary Communities<br />

of Practice that include actors of<br />

different sectors of the food chain and its<br />

surrounding public and civic environment.<br />

See also www.purefoodnetwork.eu<br />

or the blog http://purefoodlinks.eu/.<br />

■ SUPURBFOOD (20<strong>13</strong>-2016)<br />

Towards sustainable modes of urban and<br />

peri-urban food provisioning<br />

The overall aim of this project is to improve<br />

the sustainability of agriculture and<br />

food delivery in city-regions in Europe and


Gastredaktion<br />

the global South by collaborating with<br />

small and medium enterprises in the development<br />

of innovative approaches to short<br />

food supply chain delivery, water, nutrient<br />

and waste management, and recycling;<br />

and multifunctional land use in cityregions.<br />

See also www.supurbfood.eu.<br />

■ GLAMUR (20<strong>13</strong>-2016)<br />

Global and Local food chain Assessment: a<br />

MUltidimensional peRformance-based approach<br />

The focus of this project is to compare<br />

local and global food supply chains for<br />

what regards their economic, environmental,<br />

social, health and ethical performance.<br />

The general objective of the project is to<br />

integrate scientific knowledge and<br />

practice-based knowledge on food chain<br />

impacts in order to inform public and private<br />

strategies for the improvement of<br />

food chain sustainability. Among others<br />

we will develop a ‘performance criteria matrix’<br />

for assessment and comparison of<br />

food chains operating at a range of geographical<br />

scales. For more information see<br />

www.glamur.eu.<br />

■ SOLINSA (2011-2014)<br />

Agricultural Knowledge Systems in Transition:<br />

Towards a more effective and efficient Support<br />

of Learning and Innovation Networks for Sustainable<br />

Agriculture<br />

This project aims at identifying effective<br />

and efficient approaches for the support of<br />

successful “Learning and Innovation Networks”<br />

as drivers of transition towards sustainable<br />

agriculture. In order to achieve<br />

this objective the project will explore such<br />

networks empirically and identify barriers<br />

to learning processes and develop a transdisciplinary<br />

learning methodology that<br />

helps to overcome such barriers.<br />

See also www.solinsa.net.<br />

■ TRANSMANGO (2014-2018)<br />

focuses on the vulnerability and resilience<br />

of European food systems in a context of<br />

socio-economic, behavioural, technological,<br />

institutional and agro-ecological<br />

change and aims to enhance our understanding<br />

of the new challenges and opportunities<br />

which the food sector will face in<br />

the future. Vulnerability assessment methodologies<br />

and dynamic modelling tools<br />

will be reviewed, upgraded and developed<br />

to assess the resilience of Europe’s agrofood<br />

sector and food security situation and<br />

to understand the sustainability frontiers<br />

of different food production systems under<br />

the new unfolding conditions. The project<br />

will collect analytical data that will be used<br />

to design scenarios for the desired transition<br />

pathways in the food system. Based<br />

on these scenarios, TRANSMANGO will<br />

provide guidance to support the transition<br />

towards sustainability and will offer recommendations<br />

to address Europe’s medium-<br />

and long-term food security.<br />

■ EuWElNet (20<strong>13</strong>)<br />

Coordinated European Animal Welfare<br />

Network – is a pilot project that studies the<br />

feasibility of a coordinated European animal<br />

welfare network, that supports the implementation<br />

of European legislation on<br />

farm animal welfare through the collaborative<br />

and trans-European development and<br />

exchange of knowledge. The project chooses<br />

the following legislation as a test-case:<br />

Council Directives 2008/120/EC and<br />

2007/43 for the protection of pigs and<br />

broiler chickens, respectively, and Council<br />

Regulation EC1099/2009 on protection at<br />

the time of killing. We map the implementation<br />

process across member states, inventory<br />

bottlenecks, develop and test<br />

knowledge strategies and recommend on<br />

the structure and function of a future<br />

Coordinated Network.<br />

See also www.euwelnet.eu.<br />

Farmer’s attitudes towards<br />

animal welfare<br />

The Welfare Quality ® project 1 focussed on<br />

integration of animal welfare in the food<br />

quality chain: from public concern to improved<br />

welfare and transparency quality.<br />

The project aimed to accommodate<br />

societal concerns and market demands,<br />

to develop reliable on-farm monitoring<br />

systems, product information systems, and<br />

practical species-specific strategies to improve<br />

animal welfare. The project com -<br />

bined natural and social sciences and research<br />

into the welfare of animals with research<br />

among consumers, retailers and farmers.<br />

Bettina Bock coordinated the research<br />

into farmers’ attitude and behaviour<br />

that took place in seven European countries<br />

(UK, Netherlands, Italy, France, Sweden,<br />

Norway and a small case-study in<br />

Hungary).<br />

The studies demonstrate that farmers’<br />

readiness to implement new animal welfare<br />

regulations differs according to their<br />

definition of animal welfare and the importance<br />

they attach to it. There is a strong<br />

relation with farmers different notions of<br />

‘proper farming’. These notions or ‘pro-<br />

fessional ethical orientations’ differ between<br />

farmers and may be related to different<br />

styles of farming. They are reflected in<br />

different discourses of good farming,<br />

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Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

<strong>13</strong>


Gastredaktion<br />

practices of animal farming as well as expressed<br />

in particular definitions of animal<br />

welfare.<br />

All this also links up to their participation<br />

in farm assurance schemes. 2 Most farmers<br />

define animal welfare in terms of animal<br />

health and productivity; those farmers,<br />

however, who participate in farm assurance<br />

schemes that include higher norms<br />

for welfare, underline the importance of<br />

natural behaviour. The latter group feels a<br />

strong moral obligation to assure animal<br />

welfare but experiences also opportunities<br />

to market high animal welfare and earn a<br />

premium price. Farmers’ perception and<br />

observation of animal welfare as well as<br />

their attempts to regulate it depend also on<br />

the housing system and management technology<br />

chosen. 3 Farmers, who get closer to<br />

the animal (for instance through milking)<br />

and keep animals in places where they can<br />

see them play (for instance calves in group<br />

housing), better understand what animal<br />

welfare means, also for the animals, compared<br />

to farmers who remain more at distance<br />

to the animals.<br />

The research also demonstrates that the social<br />

and political debate around animal<br />

welfare has enormously affected farmers<br />

readiness to acknowledge the problematic<br />

aspects of animal welfare in intensive husbandry<br />

(Bock 2009). Farmers awareness of<br />

animal welfare is higher in those countries<br />

where farm animal welfare is a heavily politicized<br />

subject, such as it is in the Netherlands<br />

and UK. Here, NGO’s are powerful<br />

actors that push the implementation of<br />

tighter national regulations as well as the<br />

design of animal welfare oriented assurance<br />

schemes. 4 Farmer solidarity may be a<br />

motive to resist such pressures. In the<br />

group discussions that were organised for<br />

this study it was evident that farmers with<br />

prominent position in the farm union<br />

called upon the present farmers to close<br />

the ranks and unite against any new regulation.<br />

5 This collective conscience and call<br />

for political solidarity will be taken into<br />

account when individual farmers make up<br />

their mind. 6 Professional ethics and political<br />

solidarity may, hence, be considered as<br />

collective drivers, which influence individual<br />

decision-making and behaviour directly<br />

and indirectly by colouring individual<br />

understandings and feelings of pride<br />

and ambition, partly incorporated through<br />

the process of professional socialisation<br />

but partly also expressed and called upon<br />

explicitly in farmers’ meetings.<br />

A follow up study 7 investigates which<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

factors influence the implementation of<br />

enforcement of EU legislation on farm animal<br />

welfare across Europe. One successful<br />

factor identified regards public-private<br />

collaboration. In countries where the government<br />

involves farmers, processing industry,<br />

retailers as well as NGO’s in the development<br />

of a national animal welfare<br />

policy and the implementation of European<br />

regulation, the implementation proceeds<br />

more smoothly. The development of<br />

a common understanding of the legislation,<br />

its purpose and need is an important<br />

element in this, as well as the recognition<br />

and respect on the different stakeholders’<br />

roles and responsibilities. Where farmers<br />

feel respected for their expertise and believe<br />

to have a voice in the implementation<br />

and realisation of better welfare, their<br />

readiness to engage is much higher. At the<br />

end of the day most farmers engaged in intensive<br />

husbandry in Europe know very<br />

well that their investment in better animal<br />

welfare is also in their interest, and cannot<br />

be avoided without losing their reputabil -<br />

ity and, eventuality, their license to produce.<br />

Anmerkungen<br />

1 For more information on Welfare quality<br />

® see www.welfarequality.net.<br />

2 M.M. van Huik, B. B. Bock: Attitudes of<br />

Dutch pig farmers towards animal welfare. In:<br />

British Food Journal 109, 11/2007, 879-890.<br />

3 B. B. Bock et al: Famers’ relationship with<br />

different animals: the importance of getting<br />

close to the animals. Case studies of<br />

French, Swedish and Dutch cattle, pig and<br />

poultry farmers. In: International Journal<br />

of Sociology of Agriculture and Food 15,<br />

3/2007, 108-125.<br />

4 C. Toschi Maciel, B. B. Bock: Modern Politics<br />

in Animal Welfare: The Changing Character<br />

of Governance of Animal Welfare and<br />

the Role of Private Standards. In: International<br />

Journal of Sociology of Agriculture and<br />

Food 20, 2/20<strong>13</strong>, 219-235; B. B. Bock, H.<br />

Buller: Healthy, happy and humane: evidence<br />

in farm animal welfare policy. In: Sociologia<br />

Ruralis 53, 3/20<strong>13</strong>, 390-411.<br />

5 B. B. Bock, P. Swagemakers, E. Jacobsen,<br />

P. Ferrari (eds.): Dialogue between farmers<br />

and experts regarding farm animal welfare;<br />

farmers’ juries in Norway, the Netherlands<br />

and Italy. Welfare Quality® Reports no. 17,<br />

Cardiff: Cardiff University Press, May 2010,<br />

97-<strong>13</strong>1. http://www.welfarequality.net/<br />

everyone/44896/7/0/22.<br />

6 Bock et al. 2010.<br />

7 See EuWelNet project. ■<br />

14<br />

Bezahlte Anzeige


Städtische Lebensmittelversorgung<br />

Wenn viele Köche gemeinsam kochen<br />

Das Potenzial für eine Ernährungsstrategie am Beispiel der<br />

Stadt Basel<br />

Das moderne Ernährungssystem gerät als Verursacher von ökologischen und<br />

sozialen Problemen zunehmend in die Kritik. Insbesondere in den wachsenden<br />

globalen Städten, in denen sich das weltweite Bevölkerungswachstum am<br />

stärksten manifestiert, wächst der Druck, das Ernährungssystem aktiv zu gestalten.<br />

Obwohl Schweizer Städte auf behördlicher Ebene noch kaum Interesse<br />

an strategischen Veränderungen zeigen, gibt es in Basel seit einigen Jahren<br />

vermehrt Organisationen, die sich mit Fragen nachhaltiger Ernährung auseinandersetzen<br />

und dabei soziale, sozio-kulturelle, ökologische und ökonomische<br />

Komponenten einbeziehen. In einer Studie wurde untersucht, welche<br />

Themen verschiedene Akteure in der Stadt mit Essen und Ernährung verbinden.<br />

Madlen Portmann<br />

schließt Ende des Jahres den Master in Soziologie<br />

an der Universität Basel und allgemeine Ökologie<br />

an der Universität Bern ab. Ihre Masterarbeit hat<br />

sie zum Thema „Essen und Ernährung in der Stadt.<br />

Eine empirische Untersuchung zu Themen und<br />

Masterframes im Basler Ernährungssystem“ geschrieben,<br />

welches vom Forschungsinstitut für biologischen<br />

Landbau ausgeschrieben worden war.<br />

E-Mail: madlen.portmann@gmail.com<br />

Heidrun Moschitz<br />

arbeitet seit 2002 am Forschungsinstitut für biologischen<br />

Landbau (FiBL) in Frick, Schweiz. Sie studierte<br />

Agrarwissenschaften an der TU München<br />

und promovierte an der ETH Zürich. Ihr Forschungsinteresse<br />

gilt soziologischen und politischen<br />

Fragen von nachhaltiger Lebensmittelproduktion<br />

und -konsum. Sie ist an zahlreichen europäischen<br />

Forschungsprojekten zu nachhaltiger Lebensmittelwirtschaft,<br />

Stadt-Land Beziehungen, ländlicher<br />

Entwicklung und Inno vation beteiligt.<br />

E-Mail: heidrun.moschitz@fibl.org<br />

Die zur Zeit vorherrschende moderne Ernährungswirtschaft<br />

basiert auf einer agroindustriellen<br />

Produktion und bringt zunehmend<br />

negative Nebeneffekte mit sich. Auf<br />

der einen Seite erhöht sich der Kostendruck<br />

auf Landwirtinnen und Landwirte, auf der<br />

anderen Seite nehmen ökologische Beeinträchtigung<br />

durch Transport, Biodiversitätsverlust<br />

und Nährstoffeinträge zu. Die sinnliche<br />

Qualität von Lebensmitteln und ihre<br />

Diversität nehmen ab, während das Misstrauen<br />

der KonsumentInnen und ernährungsbedingte<br />

gesundheitliche Probleme<br />

zunehmen. Eine Antwort auf diese Herausforderungen<br />

ist die (Wieder-)Einbettung des<br />

Ernährungssystems in den regionalen Kontext<br />

und damit eine Verringerung der Distanz<br />

zwischen Produktion und Konsum, die<br />

Schaffung von regionalen Nährstoff-Kreisläufen<br />

sowie die Verflechtung von wirtschaftlichen<br />

und nicht-wirtschaftlichen Tätigkeiten<br />

einer Region zur Schaffung von<br />

Synergien (Wiskerke 2009).<br />

Stadtregionen erscheinen als prädestiniert,<br />

eine Rolle für die nachhaltige Entwicklung<br />

des Ernährungssystems zu spielen, zumal<br />

mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung (in<br />

entwickelten Ländern sogar 75%) in Städten<br />

lebt (United Nations 2012). Essen und Ernährung<br />

sind mit einer Vielzahl städtischer<br />

Politikfelder verbunden: von der Raumplanung<br />

zu Infrastruktur und Verkehr, zur Umwelt-<br />

und Gesundheitspolitik, hin zur Wirtschaftspolitik.<br />

Essen und Ernährung können<br />

daher ein strategisches Vehikel sein, um die<br />

ökonomische, ökologische und soziale Komponente<br />

von Nachhaltigkeit über alle Politikfelder<br />

hinweg zu vereinen (Moragues et<br />

al. 20<strong>13</strong>). Eine umfassende Ernährungsstrategie<br />

benötigt intensiven Austausch und Zusammenarbeit<br />

zwischen verschiedenen Politikfeldern<br />

und Akteuren. In diesem Artikel<br />

stellen wir am Beispiel der Schweizerischen<br />

Stadt Basel (190.000 EinwohnerInnen) dar,<br />

welchen potenziellen Raum es für Austausch<br />

und gemeinsames Handeln hin zu einer<br />

nachhaltigen Ernährungsstrategie gibt. Im<br />

Frühjahr/Sommer 20<strong>13</strong> wurden zwölf Interviews<br />

mit AkteurInnen des städtischen Ernährungssystems<br />

geführt, je vier aus den Bereichen<br />

Behörde, Markt und Zivilgesellschaft.<br />

Basierend auf einer qualitativen Inhaltsanalyse<br />

wurden die Themen, welche für<br />

die Akteure wichtig sind, extrahiert und die<br />

Überschneidungen analysiert. 1<br />

Soziale, sozio-kulturelle, ökologische<br />

und ökonomische Themen sind<br />

wichtig<br />

Die Themen der einzelnen AkteurInnen in<br />

den Interviews lassen sich nach den Kategorien<br />

Sozial, Sozio-Kulturell, Ökologisch und<br />

Ökonomisch einteilen. Unter letztere fallen<br />

am meisten Themen und die Kategorie hat<br />

dadurch insgesamt am meisten Nennungen.<br />

Dagegen weisen die Themen der Kategorie<br />

Sozial durchschnittlich am meisten<br />

Nennungen auf. In Abb. 1 (vgl. Seite 16)<br />

zeigt eine „Wortwolke“, welche Themen die<br />

Akteure in den Interviews am häufigsten erwähnt<br />

haben. Auch wenn Nennungen allein<br />

nicht zwingend auf die Wichtigkeit eines<br />

Themas schließen lassen, zeigt sie dennoch<br />

eine gewisse Tendenz der Schwerpunkte.<br />

Denn wenn eine interviewte Person<br />

ein Thema zehn Mal nennt, lässt dies auf<br />

die thematische Bedeutung für diesen Akteur<br />

schließen.<br />

Hervorstechend sind dabei einzelne Themen,<br />

die von mehreren Akteuren sehr intensiv<br />

diskutiert wurden. In der Kategorie<br />

Soziales und Sozio-Kulturelles wurde Bezug<br />

zum Essen mit Abstand am häufigsten thematisiert<br />

und von allen Akteuren mindestens<br />

einmal genannt. Dabei geht es um den<br />

Bezug der Basler Bevölkerung zu ihrem Essen<br />

und darum, weshalb dieser fehlt und<br />

wodurch dieser gestärkt werden kann. Insbesondere<br />

Bildung, aber auch der regionale<br />

Bezug zu Produkten wird dabei als zentrales<br />

Mittel gesehen, diesen Bezug wieder herzustellen<br />

und dadurch die Wertschätzung der<br />

Lebensmittel zu steigern. Auch Gesunde Er-<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

15


Städtische Lebensmittelversorgung<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

nährung wurde von drei Vierteln der Akteure<br />

genannt. Bei diesem Thema geht es<br />

um die gesunde, ausgewogene Ernährung –<br />

im Gegensatz zur krankhaften Ernährung<br />

bei Essstörungen – wobei die Akteure unterschiedliche<br />

Definitionen anwenden und<br />

verschiedene Aspekte betonen. Die Zufriedenheit<br />

mit dem eigenen Körper ist dabei<br />

ein wichtiger Faktor, der zu einer gesunden<br />

Ernährung beiträgt. Das Thema Gemeinschaft<br />

sticht ebenfalls hervor. Es umfasst<br />

den Austausch und die Gemeinschaft, die<br />

durch den Anbau, die gemeinschaftliche<br />

Zubereitung von Lebensmitteln oder die gemeinsame<br />

Mahlzeit entsteht.<br />

Auch die ökologischen Themen Klima und<br />

ökologische Sensibilisierung wurden häufig<br />

genannt, wenn auch nicht so immanent<br />

wie die zuvor genannten Themen. Das erste<br />

Thema wird häufig, jedoch von weniger als<br />

der Hälfte der Akteure diskutiert und umfasst<br />

alle genannten Einflüsse des heutigen<br />

Ernährungssystems auf das Klima. Insbesondere<br />

der CO 2 -Ausstoß beim Anbaus und<br />

der Produktion von Lebensmitteln wird von<br />

den Akteuren betont. Das Thema ökologische<br />

Sensibilisierung wurde von den meisten<br />

Akteuren genannt und bezeichnet die<br />

Sensibilisierung für ökologische Themen,<br />

insbesondere für eine nachhaltige Landwirtschaft<br />

sowie für die verschiedenen Aspekte<br />

des Umweltschutzes.<br />

Die beiden herausstechenden ökonomischen<br />

Themen schließlich sind Kommunikation<br />

und Marketing sowie Wirtschaftlichkeit,<br />

die beide häufig und von fast allen Akteuren<br />

genannt wurden. Das erste Thema<br />

beschreibt die Kommunikation von Werten<br />

und Projekten im Lebensmittelbereich und<br />

deren Nutzung zu Marketingzwecken. Wirtschaftlichkeit<br />

enthält schließlich die Erörterungen<br />

der Rentabilität von Produkten,<br />

Dienstleistungen und Organisationen. Interessanterweise<br />

wird das Thema häufiger von<br />

zivilgesellschaftlichen als von marktwirtschaftlichen<br />

Akteuren genannt.<br />

Thematische Überschneidungen<br />

Die Untersuchung der thematischen Überschneidungen<br />

zwischen den einzelnen Akteuren<br />

zeigt den potenziellen Raum für Austausch<br />

und Kooperationen. In Abb. 2 (vgl.<br />

Seite 17) sind exemplarisch die Überschneidungen<br />

hinsichtlich der sieben insgesamt<br />

am häufigsten genannten Themen dargestellt.<br />

Wie Abb. 2 zeigt, bewerten die Vertreter<br />

und Vertreterinnen von Behörden, Unternehmen<br />

oder zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />

die Themen unterschiedlich,<br />

auch innerhalb einer Akteurskategorie besteht<br />

keine einheitliche Sichtweise. Die<br />

Schwerpunkte der einzelnen Akteure sind<br />

von ihren spezifischen Interessen und Arbeitsgebieten<br />

geleitet und vom Kontext, in<br />

dem sie sich bewegen. Bestimmte Themen<br />

werden von einigen wenigen Akteuren besonders<br />

betont, während andere Themen<br />

sich in allen Interviews wiederfanden.<br />

Der Bezug zum Essen wurde sowohl von zivilgesellschaftlicher,<br />

behördlicher als auch<br />

von marktwirtschaftlicher Seite mehrfach<br />

erwähnt. Insbesondere der Anbau von Lebensmitteln<br />

wird von verschiedenen Akteuren<br />

als Instrument gesehen, einen Bezug<br />

zum eigenen Essen herzustellen. Für einige<br />

Akteure geht es hier um die fehlende Wertschätzung<br />

von Essen. Dazu betonen zwei<br />

Akteure, die sich mit gesundheitlichen Aspekten<br />

der Ernährung beschäftigen, Bildung<br />

als effizientes Mittel für die Vermittlung gesunder<br />

Ernährungsgewohnheiten.<br />

Wirtschaftlichkeit thematisieren beinahe<br />

Abb. 1: Wortwolke zu Essen und Ernährung in Basel<br />

16<br />

Erstellt mit wordle.net.<br />

alle Akteure zunächst jeweils auf ihren eigenen<br />

Betrieb oder das eigene Projekt bezogen.<br />

Dennoch wird deutlich, dass Projekte rund<br />

um Essen und Ernährung für alle (auch) in<br />

einem wirtschaftlichen Kontext stehen.<br />

Das Image einer Organisation und die Kommunikation<br />

von Werten und Projekten sind<br />

wichtige Marketinginstrumente. Den zivilgesellschaftlichen<br />

Organisationen geht es hierbei<br />

um die Kommunikation ihrer Projekte<br />

und Ideen, zum Teil mit pädagogischen Zielen,<br />

während die Marktakteure Kommunikation<br />

mit der Vermarktung ihrer Produkte verbinden.<br />

Wie beim Thema Wirtschaftlichkeit<br />

handelt es sich hier also um ein stark auf die<br />

eigene Organisation/das eigene Unternehmen<br />

bezogene Kategorie. Es zeigt sich aber,<br />

dass für zehn der zwölf befragten Akteure ein<br />

Engagement im Bereich Essen und Ernährung<br />

deutlich kommuniziert werden muss,<br />

wenn es Erfolg haben soll.<br />

Die meisten Akteure verbinden mit Essen<br />

und Ernährung eine ökologische Sensibilisierung<br />

der Bevölkerung oder Teilen davon.<br />

Es geht um eine Sensibilisierung für die<br />

nachhaltige Landwirtschaft in verschiedensten<br />

Formen sowie für verschiedene Aspekte<br />

des Umweltschutzes und somit eine<br />

Stärkung des individuellen Umweltbewusstseins.<br />

Alle Akteure verfügen über Projekte<br />

und Anschauungsmaterial (sei es durch einen<br />

Gemeinschaftsgarten, schulische Programme<br />

oder Informationskampagnen) für<br />

eine solche Sensibilisierung, jedoch wird<br />

zurzeit nur sehr punktuell zusammen gearbeitet.<br />

Drei Viertel der Akteure verbinden mit Essen<br />

und Ernährung den Aspekt der Gemeinschaft,<br />

womit der Austausch und die Gemeinschaft,<br />

die über das Essen entsteht, gemeint<br />

sind, sei es durch den Anbau, gemeinschaftliche<br />

Zubereitung oder die gemeinsame<br />

Mahlzeit. Insbesondere drei Akteure<br />

betonen dieses Thema. Zwei (Behörde<br />

4 und Organisation 1) arbeiten bereits in<br />

der Gestaltung von Flächen für Gemeinschaftsgärten<br />

zusammen.<br />

Das Thema Gesunde Ernährung wird vor<br />

allem von zwei Akteuren betont, die als<br />

Behörde bzw. zivilgesellschaftliche Organisation<br />

im Gesundheitsbereich arbeiten.<br />

Die beiden Akteure arbeiten zum jetzigen<br />

Zeitpunkt bereits zusammen, wodurch<br />

diese Überlappung expliziert wird. Auch<br />

für andere Akteure ist das Thema Gesunde<br />

Ernährung relevant, insbesondere interessant<br />

ist, dass auch ein Marktakteur (der als<br />

Caterer für Großküchen arbeitet) dies<br />

mehrfach erwähnt.<br />

Das Thema Klima wird vor allem von drei


Städtische Lebensmittelversorgung<br />

Abb. 2: Häufig genannte Themen zu „Essen und Ernährung“ in Basel je nach Akteur<br />

Anm.: Mit „Organisation“ sind zivilgesellschaftliche Organisationen und Vereine gemeint<br />

Akteuren besonders betont: von zwei<br />

Marktakteuren und der Behörde, die für<br />

Umwelt und Energie in Basel zuständig ist.<br />

Einer der Marktakteure arbeitet mit einem<br />

eigenen Programm zum Klimaschutz im<br />

Nahrungsmittelkonsum und versucht die<br />

Klimabilanz der angebotenen Menüs zu verbessern.<br />

Der andere Marktakteur zielt ebenfalls<br />

auf eine Verbesserung seiner Klimabilanz.<br />

Eine Zusammenarbeit in diesem Bereich<br />

ist nicht bekannt.<br />

Abgesehen von den oben dargestellten<br />

Überschneidungen zwischen den Akteuren<br />

zu den am häufigsten genannten Themen<br />

gibt es auch Überschneidungen zwischen<br />

zwei oder mehreren Akteuren in seltener genannten<br />

Themen, die hier nicht näher dargestellt<br />

werden können. So spielen beispielsweise<br />

für Personen aus allen Akteurskategorien<br />

die möglichen Zielkonflikte der<br />

Raumnutzung und -planung eine Rolle,<br />

wenn es um potenzielle Flächen zur Lebensmittelerzeugung<br />

in und um eine Stadt geht,<br />

und zahlreiche Akteure erwähnen, dass es<br />

wichtig ist, die Bevölkerung frei über ihre<br />

Ernährung bestimmen zu lassen. Darüber<br />

hinaus spielt der Faktor Genuss für die meisten<br />

befragten Akteure in der Diskussion um<br />

Essen und Ernährung eine Rolle.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Durch den Aufbau einer temporären oder<br />

ständigen Austauschplattform könnten<br />

durchaus auch auf strategischer Ebene Instrumente<br />

hervorgebracht und somit der<br />

Weg für eine Basler Ernährungsstrategie geebnet<br />

werden. Wir konnten zeigen, dass<br />

verschiedene relevante Akteure in Basel unterschiedliche<br />

Aspekte betonen, wenn sie<br />

über Essen und Ernährung sprechen. Aber<br />

es gibt verbindende Themen, vor allem im<br />

sozio-kulturellem Bereich. Ein Fokus auf solche<br />

Themen, wie die Schaffung eines stärkeren<br />

Bezugs der Bevölkerung zu Lebensmitteln<br />

oder die Sensibilisierung für ökologische<br />

Aspekte und Lebensmittelanbau,<br />

könnte die Akteure miteinander ins Gespräch<br />

bringen, den Austausch fördern und<br />

Beziehungen zwischen ihnen aufbauen.<br />

Wenn sich aus den Gesprächen konkrete<br />

gemeinsame Projekte oder strategische Instrumente<br />

ergeben, wäre das ein erster<br />

Schritt hin zu einer umfassenden Ernährungsstrategie.<br />

Eine urbane Ernährungsstrategie baut auf<br />

das Zusammenspiel verschiedener Handlungsebenen<br />

von politischen, marktwirtschaftlichen<br />

und zivilgesellschaftlichen<br />

Akteuren, um das Ernährungssystem bezüglich<br />

sozialen, sozio-kulturellen, ökologischen<br />

und ökonomischen Dimensionen<br />

nachhaltiger zu gestalten. Sie ist ein fortlaufender<br />

Prozess, der sich kontinuierlich<br />

an die Rahmenbedingungen, Bedürfnisse<br />

und Handlungsmöglichkeiten der Beteiligten<br />

anpassen muss. Als Ausgangspunkt bedarf<br />

es aber eines gemeinsamen Verständnisses<br />

über die Relevanz konkreter Themen<br />

rund um Essen und Ernährung in einer<br />

Stadt.<br />

Anmerkung<br />

1 Dieser Artikel basiert auf der Masterarbeit<br />

von Madlen Portmann „Essen und Ernährung<br />

in der Stadt. Eine empirische Untersuchung<br />

zu Themen und Masterframes im<br />

Basler Ernährungssystem“, die Anfang Oktober<br />

20<strong>13</strong> am Soziologischen Seminar der<br />

Universität Basel eingereicht wurde. Die Arbeit<br />

wurde im Rahmen des FOODLINKS-<br />

Projektes GA No. 265287 durchgeführt.<br />

Literatur<br />

• Moragues, A., K. Morgan, H. Moschitz, I.<br />

Neimane, H. Nilsson, M. Pinto, H. Rohracher,<br />

R. Ruiz, M. Thuswald, T. Tisenkopfs, J. Halliday<br />

(20<strong>13</strong>): Urban Food Strategies: The Rough<br />

Guide to Sustainable Food Systems. Document<br />

developed in the framework of the FP7 project<br />

FOODLINKS (GA No. 265287).<br />

http://www.foodlinkscommunity.net/<br />

fileadmin/documents_organicresearch/food<br />

links/publications/Urban_food_strategies.pdf.<br />

• United Nations (2012): World Urbanization<br />

Prospects, the 2011 Revision. Highlights. New<br />

York: United Nations, Department of Economic<br />

and Social Affairs, Population Division.<br />

• Wiskerke, J. S. C. (2009): On Places Lost and<br />

Places Regained: Reflections on the Alternative<br />

Food Geography and Sustainable Regional<br />

Development. In: International Planning<br />

Studies 14, 4/2009, 369-387. ■<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

17


Städtische Landwirtschaft der Zukunft<br />

Nahrungsmittel und<br />

Wärme vom Dach<br />

Ressourceneffizienz durch vielfach integrierte Dachgewächshäuser<br />

Nahrungsmittel rein, Abfälle raus: Im Sinne einer „Durchflussökonomie“ gelten<br />

Städte als Ressourcensenken, die aus einem vermeintlich unerschöpflichen<br />

Ressourcenpool versorgt werden. Tatsächlich wird dieser immer kleiner,<br />

die Städte immer größer. Was kann die gebäudegebundene Landwirtschaft<br />

zur städtischen Ressourceneffizienz beitragen?<br />

Axel Dierich<br />

arbeitet als Diplom-Politologe beim inter 3 Institut<br />

für Ressourcenmanagement u.a. zu den Themen<br />

Ressourcen-Recycling und Versorgungssicherheit. Er<br />

beschäftigt sich insbesondere mit der gebäudegebundenen<br />

Landwirtschaft aus technologischer, sozio-ökonomischer<br />

und ökologischer Perspektive.<br />

E-Mail: dierich@inter3.de<br />

Shahrooz Mohajeri<br />

ist Mitbegründer und Geschäftsführer des inter 3<br />

Instituts für Ressourcenmanagement. Der Schwerpunkt<br />

seiner Arbeit liegt in der technischen sowie<br />

der unternehmerischen Umweltressourcenforschung.<br />

Er gilt insbesondere als ausgewiesener Experte<br />

im Bereich Wasserinfrastrukturmanagement<br />

und -politik und berät nationale und internationale<br />

Organisationen im Wassersektor.<br />

E-Mail: mohajeri@inter3.de<br />

Sven Wurbs<br />

ist Diplom-Politologe und beschäftigt sich mit dem<br />

Thema regionale, effiziente Flächennutzungen,<br />

dem Ausbau Erneuerbarer Energien und Beteiligungs-<br />

und Akzeptanzfragen. Darüber hinaus ist<br />

er bei inter 3 zuständig für die Wissensintegration<br />

u. a. mittels der Konstellationsanalyse.<br />

E-Mail: wurbs@inter3.de<br />

Erfolg und Misserfolg von<br />

ressourceneffizienten Technologien<br />

Industrielle Nahrungsmittelproduktion benötigt<br />

große Mengen fossilen Phosphors<br />

und oft wird gerade in heißen Ländern mit<br />

Grundwasser bewässert. Beide Ressourcen<br />

sind lebensnotwendig, werden aber zunehmend<br />

knapper, denn am Ende der Kette landen<br />

sie unwiederbringlich in den Meeren.<br />

Es gilt also, die Ketten zu schließen – und<br />

zwar auf möglichst direktem und kostengünstigem<br />

Wege.<br />

Eine Reihe von Technologien wurde in den<br />

letzten Jahren entwickelt, um den Ressourcenbedarf<br />

der Städte zu reduzieren und sie<br />

im besten Fall zur Ressourcen-Produktionsstätte<br />

zu entwickeln. Einige dieser Technologien<br />

wie solare Energiegewinnung haben<br />

Verbreitung gefunden. Andere jedoch<br />

konnten sich trotz langjähriger Entwicklung<br />

und erfolgreicher praktischer Erprobung<br />

nicht etablieren. Z. B. verbleiben Abwasser-<br />

und Nährstoffrecycling als bislang<br />

kaum angewandte Nischentechnologien.<br />

Auch die urbane Landwirtschaft leistet<br />

noch lange nicht das, was sie könnte.<br />

Ein Hauptproblem solcher alternativen<br />

Technologien und Konzepte ist, dass sie<br />

meistens für die ressourceneffiziente Stadt<br />

nur Einzellösungen liefern und kaum Synergien<br />

ermöglichen oder nutzen. So lässt sich<br />

beispielsweise Abwasser-Stoffstromtrennung<br />

1 nur im Neubau realisieren, im Bestand<br />

nicht; zudem ist die Technologie aufwändig<br />

und erfordert ein verändertes Verhalten<br />

der NutzerInnen. Woran es mangelt,<br />

sind integrierte, nachrüstbare Konzepte,<br />

welche Symbiosen zwischen Gebäuden und<br />

den verschiedenen Versorgungsinfrastruk-<br />

turen ermöglichen und erst damit ökonomisch<br />

interessant werden.<br />

ZFarming: Integrierte Lösungsansätze<br />

Die gebäudegebundene Landwirtschaft,<br />

kurz „ZFarming“ mit Z = zero acreage / null<br />

Flächenverbrauch, bietet als Sektor-übergreifendes<br />

Infrastrukturkonzept vielfaches<br />

Potenzial zur direkten Verwertung lokaler<br />

Abfallströme. Gerade in schnell wachsenden<br />

Städten mit Platzmangel am Boden ernähren<br />

sich immer mehr Menschen von ihrer<br />

Dachterasse, legen neue Dachgärten<br />

oder ganze Äcker an und betreiben dies teilweise<br />

auch im kommerziellen Maßstab. Innovationstreiberin<br />

ist z. B. die Firma Schaduf<br />

in Kairo, welche Wasser sparende Anbausysteme<br />

auf Dächern ärmerer Familien<br />

installiert und einen Teil ihrer Ernte auf<br />

Märkten vertreibt. Aber vor allem in den<br />

USA sprießen Dachgärten, Dachgewächshäuser,<br />

vertikale Gärten und Indoor-Farmen<br />

überall „aus den Gebäuden“. Vereinzelt finden<br />

sich solche auch in den Niederlanden,<br />

in England, in Südostasien und in Deutschland<br />

(siehe die interaktive Weltkarte des<br />

Forschungsprojektes „ZFarm“ unter<br />

www.zfarm.de).<br />

Durch Kompostierung organischer Abfälle,<br />

Nutzung von Niederschlagswasser und die<br />

Wiederverwertung gereinigten häuslichen<br />

Abwassers zum Zweck der Produktion insbesondere<br />

von Gemüse steigert ZFarming die<br />

städtische Ressourceneffizienz und schließt<br />

bestenfalls Kreisläufe. Darüber hinaus<br />

schirmt das Pflanzenwachstum auf Dächern<br />

und an Fassaden die Gebäude gegen Sonne<br />

und Wind ab und produziert Verdunstungskälte.<br />

So lässt sich der Energieverbrauch im<br />

Gebäude reduzieren und die Aufenthaltsqualität<br />

verbessern. Ebenso profitiert das<br />

städtische Mikroklima und die Gebäudesubstanz<br />

wird vor Witterungsschäden geschützt.<br />

Und letztendlich produzieren das<br />

Selbstgärtnern oder auch einfach nur der<br />

Blick auf ein grünes Dach/eine grüne Fassade<br />

nachweislich Glücksgefühle. Dass die<br />

produzierten Mengen bei weitem nicht ausreichen,<br />

um die StadtbewohnerInnen zu ernähren,<br />

liegt auf der Hand; es geht vielmehr<br />

darum, von den lokalen Synergieeffekten zu<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

18


Städtische Landwirtschaft der Zukunft<br />

Abb. 1: Funktionen von Dachgewächshäusern<br />

Nutzung der<br />

Niederschläge<br />

Abwasser-<br />

Recycling<br />

frische<br />

Lebensmittel<br />

Wärmeisolierung<br />

Wärmeproduktion<br />

Kälteproduktion<br />

Aufenthaltsqualität<br />

Quelle: inter 3 GmbH<br />

profitieren und der Verschwendung von<br />

Ressourcen Einhalt zu gebieten.<br />

Dachgewächshäuser bieten ein<br />

besonderes Potenzial<br />

Ökonomische wie qualitative Vorteile haben<br />

die EigentümerInnen vor allem von einem<br />

Dachgewächshaus, denn neben einem<br />

Gemüsebeet kann es zugleich Wintergarten<br />

und Wärme- bzw. Kältekollektor sein. Idealerweise<br />

kann das Gewächshaus an tragenden<br />

Punkten der Seitenwände und des<br />

Flachdaches abgestützt werden, bei mangelnder<br />

Statik kann ein zusätzliches Gerüst<br />

helfen. Im Gewächshaus können besonders<br />

gewichtsarme und pflegeleichte Pflanztechnologien<br />

zum Einsatz kommen: Das „Hydroponic“<br />

genannte Verfahren kommt<br />

ohne Substrat aus, die Pflanzen wachsen<br />

stattdessen in Rinnen, in denen die Wurzeln<br />

dauerhaft mit einem Nährfilm benetzt<br />

oder regelmäßig geflutet werden. Je nach<br />

Größe kann das Gewächshaus entweder der<br />

kommerziellen oder der privaten Nahrungsmittelproduktion<br />

dienen, mit oder ohne externe<br />

DienstleisterInnen für Pflege und Wartung.<br />

Wird ein größeres Dachgewächshaus<br />

mit einem ganzen Gebäudekomplex integriert,<br />

können Kosten und Nutzen geteilt<br />

werden und ein professioneller Betrieb wird<br />

vereinfacht. Aber auch für einzelne Wohngebäude<br />

kann sich die Investition lohnen.<br />

Durch die Integration des Dachgewächshauses<br />

mit der Gebäudeinfrastruktur lassen<br />

sich die oben genannten allgemeinen Vorteile<br />

von ZFarming mit weiteren Funktionen<br />

verknüpfen (siehe Abb. 1). Die Synergien<br />

sind vor allem die folgenden:<br />

■ In einer dezentralen Kleinkläranlage aufbereitetes<br />

Abwasser dient gemeinsam mit<br />

aufgefangenem Niederschlagswasser und<br />

zerkleinerten organischen Küchenabfällen<br />

zur Bewässerung und Düngung. So lassen<br />

sich die im Abwasser enthaltenen Phosphate<br />

und anderen Nährstoffe mit weniger<br />

Aufwand recyceln als durch Stoffstromtrennung<br />

oder Rückgewinnung von Phosphor<br />

aus Klärschlämmen bzw. Klärschlamm-Asche.<br />

Ebenso fällt bei Nutzung<br />

der Niederschläge das Niederschlagswasserentgelt<br />

weg. Da das hydroponische Bewässerungsverfahren<br />

direkt an den Wurzeln<br />

ansetzt und ein Kontakt mit den Blättern<br />

und Früchten (z. B. Salat oder Tomaten)<br />

vermieden wird, ist es aus hygienischer<br />

Sicht ausreichend, das Abwasser zu Badewasserqualität<br />

aufzubereiten. 2 Abwasserreinigung<br />

und -wiederverwertung lassen sich<br />

problemlos im Bestand umsetzen, da im<br />

Gebäude keine neuen Leitungen verlegt<br />

werden müssen. Die benötigte Kleinkläranlage<br />

und Speicherzisterne sowie eine Transportleitung<br />

zwischen Zisterne und Dachgewächshaus<br />

können (unterirdisch) in Innenhöfen<br />

installiert werden.<br />

■ Zusätzlich zum Anbau von Nahrungsmitteln<br />

kann ein Gewächshaus zur Produktion<br />

von Wärme und Kälte genutzt werden, was<br />

gerade für private NutzerInnen ökonomisch<br />

im Vordergrund stehen kann: Bereits im<br />

Frühjahr oder Herbst heizt sich das Gewächshaus<br />

schon bei leicht bedecktem<br />

Himmel und Außentemperaturen um den<br />

Gefrierpunkt auf 20-30° C auf. Nachts hingegen<br />

kühlt sich das Gewächshaus dank der<br />

Verdunstungsleistung der Pflanzen schneller<br />

und stärker herunter als das Gebäude<br />

und die umgebende Luft, ein Vorteil gerade<br />

im Sommer. Sowohl Wärme als auch Kälte<br />

können in unterschiedlichen Speichermedien<br />

über mehrere Stunden oder auch Tage<br />

und Monate 3 gespeichert werden und mittels<br />

Wärmetauscher und -pumpe die Raumluft<br />

im Gebäude konditionieren oder<br />

Warmwasser erzeugen.<br />

In einem professionell betriebenen Dachgewächshaus<br />

können 10-fach höhere Ernteerträge<br />

als mit einem offenen Dachgarten erzielt<br />

werden, wie Praxisbeispiele aus Nordamerika<br />

zeigen. Im kommerziellen Maßstab<br />

(ab ca. 1.000 m²) werden Preise im Bereich<br />

hochwertiger Frischware erzielt. Die komparativen<br />

Vorteile sind insbesondere<br />

■ die unmittelbare Nähe zu den VerbraucherInnen,<br />

sodass die Erzeugnisse reif geerntet<br />

und sofort verkauft werden können;<br />

■ die abgeschlossene und damit kontrollierbare<br />

Atmosphäre, sodass a) keine Pestizide<br />

und Fungizide eingesetzt werden müssen<br />

und b) das Gewächshaus zur Steigerung der<br />

Ernteerträge mit CO 2 aus der Gebäude-Abluft<br />

angereichert werden kann; sowie<br />

■ insbesondere die Möglichkeit zur ganzjährigen,<br />

energieeffizienten Produktion.<br />

Letztere wird durch Nutzung der zahlreich<br />

in der städtischen Nachbarschaft verfügbaren<br />

Wärmequellen wie z. B. Abwasserkanäle,<br />

Prozesswärme (z. B. aus Bäckereien)<br />

oder Abwärme aus Gebäudelüftungen ermöglicht.<br />

Hemmnisse und Herausforderungen<br />

Integrierte ZFarming-Systeme, welche die<br />

skizzierten vielfältigen Synergien zusam-<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

19


Frauen & Technik<br />

zung ergeben könnte. Wie auch für andere<br />

Technologien in ihrer Pionierphase ist es<br />

schwer, beispielsweise den Nutzen aus der<br />

Verschattung für das Gebäudeklima monetär<br />

zu bestimmen, Kennzahlen für social<br />

impacts aufzustellen oder die Einsparpotenziale<br />

durch die Wärmeproduktion im Gewächshaus<br />

genau zu beziffern.<br />

Ein weiteres Hindernis sind die Investitionskosten.<br />

Klassische InvestorInnen und Kreditinstitute<br />

halten sich, aufgrund der erwähnten<br />

Wissensdefizite und einer gewissen Unübersichtlichkeit,<br />

eher zurück: Der Gesamtnutzen<br />

des Projektes setzt sich schließlich<br />

aus dem Zusammenspiel der verknüpften<br />

Technologien, einzelnen Einsparungen und<br />

Einkünften zusammen. Hinzu kommt, dass<br />

bei nichtkommerzieller Nutzung einige Vorteile<br />

eher indirekt wirken, z. B. ein stärkerer<br />

sozialer Zusammenhalt von BewohnerInnen<br />

bzw. Beteiligten, Bildungszuwächse oder die<br />

höhere Wohnqualität.<br />

Nach Inbetriebnahme gilt es schließlich, die<br />

Funktionsfähigkeit dauerhaft zu gewährleisten<br />

und die kontinuierliche Pflege der<br />

Pflanzen sicher zu stellen. Bisherige Erfahrungen<br />

haben gezeigt, dass dies über ehrenamtliches<br />

Engagement der AnwohnerInnen,<br />

MitarbeiterInnen oder Projektinteressierten<br />

kaum möglich ist. Professionelle<br />

DienstleisterInnen, die mehrere Dachgewächshäuser,<br />

Dachgärten oder Ähnliches<br />

betreiben und die jeweiligen technischen<br />

Anlagen warten, gibt es in der Form bisher<br />

noch nicht. 4<br />

Da es eine gebäudegebundene Landwirtschaft<br />

ohne Gebäude nicht gibt, sind bei<br />

der Umsetzung eines integrierten Dachgewächshauses,<br />

eines Dachgartens oder einer<br />

begrünten Fassade natürlich auch klassische<br />

Vorgaben des Baurechts, der technischen Sicherheit,<br />

der Statik oder des Brandschutzes<br />

zu berücksichtigen. Diese stellen per se<br />

keine unüberwindbaren Hindernisse dar. Allerdings<br />

besteht die Herausforderung darin,<br />

dass Normen und Förderprogramme diese<br />

Formen der Gebäudenutzung nicht vorsehen<br />

oder rechtliche Vorgaben für entsprechende<br />

Projekte nicht klar geregelt sind.<br />

Kombinierte Pflanzen- und Fischzucht mit hydroponischer Anbautechnologie im Dachgewächshaus auf<br />

der Manhattan School for Children<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

menführen, sind gegenwärtig weltweit<br />

noch die Ausnahme: Eli Zabar z. B. produziert<br />

zwar nicht selbst Wärme im Dachgewächshaus,<br />

nutzt dafür aber die kostenlos<br />

verfügbare Abwärme der Bäckerei seines<br />

New Yorker Feinkostladens, um auf dem<br />

Dach darüber ganzjährig hochwertiges Gemüse<br />

zu produzieren. Der Wintergarten auf<br />

dem „Maison Productive“ in Montreal wird<br />

durch die Abluft des Gebäudes beheizt und<br />

dient den BewohnerInnen als Aufenthaltsraum<br />

und zur Gemüse- oder Salatproduktion.<br />

Das „Greenhouse Perth“ nutzt Grauwasser<br />

aus der Bar, um damit den Dachgarten<br />

zu bewässern. Dies sind jedoch alles Einzelaspekte,<br />

ein Praxisbeispiel für die konsequente<br />

Integration mit Gebäudeinfrastruktur<br />

und Nutzung ihrer Vorteile sucht man<br />

bislang vergeblich. Die Technologien stehen<br />

hingegen bereit: Der Prototyp der Firma<br />

Watergy in Berlin-Dahlem produziert beinahe<br />

ganzjährig ausreichend Wärme zum<br />

Beheizen des Gebäudes und auch die verbrauchsarme<br />

Testanlage des Zineg-Projektes<br />

an der Humboldt-Universität Berlin erwirtschaftet<br />

nicht nur hohe Gemüseernten,<br />

sondern auch große Mengen an Energie.<br />

Welche Faktoren hemmen bislang die Verbreitung<br />

dieser Technologien? Die gebäudegebundene<br />

Landwirtschaft ganz allgemein<br />

und die Idee der integrierten Dachgewächshäuser<br />

im Speziellen sind recht neue und<br />

innovative Konzepte. Wichtige Akteure wie<br />

z. B. InvestorInnen und GebäudeeigentümerInnen,<br />

aber auch politische EntscheidungsträgerInnen<br />

und die Öffentlichkeit<br />

wissen in der Regel wenig über eine integrative<br />

Gebäudeinfrastruktur. Folglich fehlt<br />

erst recht das Bewusstsein für Potenziale<br />

und Vorteile integrativer Dachgewächshäuser,<br />

aus dem sich eine breitere Unterstüt-<br />

20<br />

Foto: © inter 3 GmbH<br />

Fazit<br />

Das steigende Interesse an regionaler Produktion<br />

und die Weiterentwicklung der<br />

KonsumentInnen zu ProsumentInnen 5 sind<br />

Beispiele für ein langsames, aber stetiges<br />

Umdenken im Hinblick auf städtischen Ressourcenverbrauch<br />

und dessen Folgen. Diesem<br />

Umdenken wird – auf abstrakter Ebene<br />

– durch Klimawandel und Umweltschäden<br />

oder – in konkreter Form – durch steigende<br />

Ressourcen- und Lebensmittelpreise Vorschub<br />

geleistet. Vor diesem Hintergrund<br />

bieten Dachgewächshäuser das Potenzial,<br />

echte Katalysatoren für eine effiziente, integrierte<br />

Ressourcennutzung zu werden. Erste<br />

Impulse zur Aktivierung des Potenzials<br />

kommen von Seiten der Wissenschaft, Medien<br />

und Politik, so z. B. der Leitfaden des<br />

ZFarm-Projekts für Planung und Bau von<br />

Dachgewächshäusern (siehe<br />

www.zfarm.de). Was nun folgen muss ist<br />

Learning by Doing.<br />

Anmerkungen<br />

1 Stoffstromtrennung = getrennte Sammlung<br />

und Aufbereitung von Urin, Schwarzwasser<br />

und Grauwasser.<br />

2 Unterschiedliche Verfahren zur dezentralen<br />

Aufbereitung von Abwasser für hydroponische<br />

Anbausysteme werden derzeit im<br />

Forschungsprojekt „Roof-Water-Farm“ untersucht:<br />

www.roofwaterfarm.com.<br />

3 Laut der Firma watergy, die einen Prototypen<br />

für ein Gewächshaus als Wärmekollektor<br />

entwickelt hat, eignet sich Salzsole besonders<br />

gut, um große Mengen von Wärme<br />

im Sommer zu speichern und bis in den<br />

Winter hinein zu nutzen.<br />

4 Ansätze für solche Contracting-Modelle<br />

bieten allerdings z. B. Bright Farms in den<br />

USA, Schaduf in Ägypten oder kleinere urban<br />

farming-Akteure auch in Deutschland,<br />

die ihr Beratungsangebot ausweiten wollen<br />

(siehe www.zfarm.de).<br />

5 Der Begriff „Prosument“ bezeichnet Personen,<br />

die gleichzeitig Konsumenten, also<br />

Verbraucher (englisch: „consumer“), als<br />

auch Produzenten, also Hersteller (englisch:<br />

„producer“), des von ihnen Verwendeten<br />

sind (http://de.wikipedia.org/wiki/<br />

Prosument). ■


Aus dem IFZ<br />

Critical Issues in Science and<br />

Technology Studies – Call for abstracts<br />

<strong>13</strong> th Annual STS Conference Graz 2014: May 5-6, 2014, Graz, Austria<br />

We invite interested researchers in the areas<br />

of science and technology studies and sustainability<br />

studies to give presentations. The<br />

conference provides a forum to discuss on a<br />

broad variety of topics in these fields –<br />

especially abstracts are encouraged which<br />

refer to aspects of the mentioned conference<br />

themes and special sessions.<br />

Conference Themes<br />

■ Gendered careers and disciplinary<br />

cultures in science and technology<br />

■ Life Sciences/Biotechnology<br />

■ Towards Low-Carbon Energy Systems<br />

■ Challenges in Green Public Procurement<br />

Research<br />

■ Sustainable Food Systems.<br />

Special Sessions<br />

1: Social justice and Diversity<br />

2: Energy systems in transition – strategies<br />

of incumbent actors<br />

3: Energy Consumption in Organizational<br />

Settings<br />

4: Foodscapes Beyond the Alternative/<br />

Conventional Food Networks Binary<br />

5: Key Concepts of Agro-Food Studies<br />

6: Bodies – Technologies – Gender<br />

7: The politics of ICTs<br />

8: Inside the Parliament<br />

9: From STS to SSH: Translating STS<br />

concepts for the study of social sciences and<br />

humanities (SSH)<br />

10: Societal discourse on Synthetic Biology.<br />

Submission of abstracts<br />

Abstracts should be sent to Thomas Berger<br />

(thomas.berger@aau.at) until<br />

January 31 st , 2014 as a DOC/DOCX-file.<br />

Abstracts should include no more than<br />

250 words, comprising detailed contact<br />

information, affiliation and specification<br />

of the conference theme or special session<br />

you are referring to. The STS Conference<br />

Graz 2014 is the joint annual conference<br />

of STS – Institute of Science and<br />

Technology Studies at Alpen-Adria-<br />

Universität Klagenfurt | Vienna | Graz,<br />

IFZ – Inter-University Research Centre<br />

for Technology, Work and Culture and<br />

IAS-STS – Institute for Advanced Studies<br />

on Science, Technology and Society.<br />

More Information<br />

For more information on the call and the<br />

specific outlines of the conference themes<br />

and special sessions please visit:<br />

http://www.ifz.aau.at/ias/IAS-STS/<br />

Upcoming-Activities/STS-<br />

Conference-Graz-2014<br />

Jugendliche werden kreativ: IT umweltbewusst nutzen<br />

Für viele junge Menschen spielen Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien<br />

eine große Rolle im alltäglichen Leben.<br />

Bewusstsein über deren<br />

Auswirkungen auf die Umwelt und Wissen<br />

um energiesparende Nutzung sind hingegen<br />

spärlich vorhanden. Die Unsichtbarkeit<br />

der scheinbar immateriellen, virtuellen<br />

Dienstleistungen und Produkte und<br />

deren Energiebedarf sind deshalb wichtige<br />

Herausforderungen, die gemeinsam mit<br />

Europas Zielen 2020 zu bearbeiten sind.<br />

Das neue EU-Projekt „useITsmartly“ will<br />

diese Lücke durch die Entwicklung innovativer<br />

Lösungen schließen, um „smarte<br />

IT-Nutzung“ junger Menschen zu unterstützen.<br />

Im Rahmen des Projekts werden<br />

von Jugendlichen selbst Ideen generiert<br />

und Prototypen erstellt, damit zugleich<br />

mehr Interessierte über ihr Wirken als<br />

Multiplikatoren erreicht werden. Das Projekt<br />

mit dem Titel „Environmental peerto-peer<br />

education for youths with focus<br />

on smart use of Information and Communication<br />

Technologies“ ist Teil des „Intelligent-Energy-Europe“-Programms.<br />

Es wird<br />

mit Partnerorganisationen aus Dänemark,<br />

Deutschland, Niederlande, Norwegen und<br />

Österreich durchgeführt und dauert bis<br />

2016. Das IFZ ist neben den Arbeitspaketen<br />

zu „Process Evaluation and Impact“<br />

(Anita Thaler) und „Communication“<br />

(Daniela Freitag) auch für die wissenschaftliche<br />

Koordination verantwortlich.<br />

Mehr Infos: www.useitsmartly.com.<br />

Kontakt: Anita Thaler, anita.thaler@aau.at<br />

Vorbereitung eines ERA-Net-Programms zu Auswirkungen<br />

genetisch veränderter Organismen (GVOs)<br />

(PreSto GMO ERA-NET)<br />

Am IFZ hat im September 20<strong>13</strong> ein auf<br />

zwei Jahre ausgelegtes Projekt im 7. EU-<br />

Rahmenprogramm begonnen, das darauf<br />

abzielt, ein ERA-Net Programm zur transnationalen<br />

Koordination der Forschung<br />

zu gesundheitlichen, umweltbezogenen,<br />

technoökonomischen und sozioökonomischen<br />

Auswirkungen von genetisch veränderten<br />

Organismen (GVOs) zu entwickeln.<br />

Dieses ERA-Net soll dann im Rahmen von<br />

Horizon 2020 umgesetzt werden. In diesem<br />

gemeinsam mit 21 Partnern aus <strong>13</strong><br />

EU-Staaten, Schweiz und Türkei durchgeführten<br />

Projekt werden WissenschafterInnen<br />

in Kooperation mit Vertretern von<br />

nationalen Behörden und von Forschungsförder-<br />

und Projektträgereinrichtungen<br />

und unter Einbeziehung von Stakeholder<br />

gruppen eine detaillierte<br />

Forschungsagenda samt Implementierungsplan<br />

entwickeln.<br />

Das IFZ ist in zwei Workpackages involviert:<br />

Ein Workpackage zur Einbeziehung<br />

von Stakeholdern wird geleitet, in einem<br />

anderen Workpackage werden die Partizipationsmaßnahmen<br />

für die Implementierungsphase<br />

entwickelt.<br />

Kontakt:<br />

Armin Spök, armin.spoek@aau.at<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

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Magazin<br />

Green Products<br />

Informationen zur ökologischen Beschaffung und Produktbewertung<br />

Umsatz mit FAIRTRADE-Produkten<br />

steigt in Österreich weiterhin an<br />

In Österreich steigt der Umsatz mit FAIR-<br />

TRADE-Produkten seit dem Jahr 2002 kontinuierlich<br />

an, zuletzt im Jahr 2012 um 7%.<br />

Im letzten Jahr wurden in Österreich FAIR-<br />

TRADE-Produkte im Wert von 107 Millionen<br />

Euro eingekauft. Besonders groß war<br />

der Zuwachs bei Süßwaren (Anstieg um<br />

23%), bei Kaffee und Früchten (Anstieg um<br />

6%) sowie bei Rosen (Anstieg um 5%). Zum<br />

Vergleich: In Deutschland, das bei der EinwohnerInnenzahl<br />

Österreich um den Faktor<br />

10 übertrifft, betrug der Umsatz mit fair<br />

gehandelten Produkten (nicht nur FAIR-<br />

TRADE-Produkten) im Jahr 2012 „nur“ 650<br />

Millionen Euro.<br />

Derzeit werden in Österreich rund 800 unterschiedliche<br />

Produkte mit dem FAIR-<br />

TRADE-Siegel angeboten. Etwa 70% dieser<br />

Produkte tragen zusätzlich ein Biosiegel.<br />

Die FAIRTRADE-Standards stellen zudem sicher,<br />

dass auch bei der Herstellung der Produkte<br />

ohne Biosiegel ein Mindestmaß an<br />

Umweltschutz beim Anbau berücksichtigt<br />

wurde: So ist es etwa Pflicht, dass in jeder<br />

Kooperative von KleinbäuerInnen eine Person<br />

für das Umweltmanagement verantwortlich<br />

ist. Verpflichtend ist auch, dass die<br />

KleinbäuerInnen zu umweltrelevanten<br />

Themen geschult werden, etwa zu vorbeugenden<br />

Maßnahmen zum chemischen<br />

Pflanzenschutz, zum Umgang mit Pestiziden<br />

und zum Abfallmanagement. Zudem<br />

sind Daten zum Verbrauch nicht erneuerbarer<br />

Energien zu erfassen und Berichte zu<br />

den Aktivitäten zu erarbeiten, die zur Steigerung<br />

der Biodiversität durchgeführt wurden.<br />

Ganz wichtig ist auch das Verbot der<br />

Anwendung gentechnisch veränderter Organismen.<br />

Für weitere Informationen:<br />

www.fairtrade.org<br />

Über mundraub.org „freie“ Obstund<br />

Nussbäume finden<br />

Auch wenn es für dieses Jahr wahrscheinlich<br />

schon zu spät ist – mit Hilfe der Webseite<br />

www.mundraub.org können auch im<br />

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nächsten Jahr wieder Äpfel, Zwetschgen,<br />

Kirschen und andere Obstsorten sowie<br />

Nüsse und Beeren vor dem Verfaulen bewahrt<br />

werden.<br />

Die Idee für die Webseite stammt aus Berlin<br />

– statt das Obst vom Baum fallen und<br />

verfaulen zu lassen, soll es von denjenigen<br />

geerntet werden, die etwas damit anfangen<br />

wollen. Die Webseite mundraub.org stellt<br />

eine Landkarte zur Verfügung, auf der die<br />

Standorte von Bäumen und Sträuchern<br />

verzeichnet sind, die geerntet werden können.<br />

Entweder sind sie von den Besitzern<br />

selbst freigegeben oder sie sind Allgemeingut.<br />

Diejenigen, die ernten wollen, können<br />

mit Hilfe der Landkarte die Standorte der<br />

Bäume und Sträucher ausfindig machen,<br />

sollten dann aber vor dem Ernten noch<br />

einmal sicherstellen, dass sie keine Eigentumsrechte<br />

verletzen.<br />

Ein Großteil der auf mundraub.org gelisteten<br />

Bäume und Sträucher steht zwar in<br />

Deutschland, doch auch in Österreich sind<br />

bereits einige Standorte zu finden – insbesondere<br />

in und um Wien, in und um Linz<br />

und einige wenige auch in und um Graz.<br />

Der Idee wäre zu wünschen, dass die Anzahl<br />

der Standorte in den nächsten Jahren<br />

weiter wächst – also bitte, BesitzerInnen<br />

von Obst- und Nussbäumen, die ihr nicht<br />

selber ernten wollt: Die Standorte auf<br />

www.mundraub.at eintragen.<br />

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Beschaffungs<br />

S e r v i c e<br />

A u s t r i a<br />

Tel.: +43/664/88796975<br />

E-mail: beschaffung@ifz.aau.at<br />

www.nachhaltigebeschaffung.at<br />

Environmental Product Declaration<br />

(EPD) – das etwas andere Umweltzeichen<br />

Das Österreichische Umweltzeichen, der<br />

Blaue Engel, der Energy Star – diese Umweltzeichen<br />

werden Ihnen möglicherweise<br />

auf dem einen oder anderen Produkt<br />

schon aufgefallen sein. Sie informieren darüber,<br />

dass das Produkt den Umweltanforderungen<br />

entspricht, die von einer Organisation,<br />

die das Umweltzeichen betreut, zusammen<br />

mit interessierten Parteien entwickelt<br />

wurde.<br />

Nun gibt es eine relativ neue Art des Umweltzeichens,<br />

die Environmental Product<br />

Declaration (EPD) oder Umweltproduktdeklaration.<br />

Eine EPD gibt die Umweltwirkungen<br />

wieder, die im Lebensweg des Produktes<br />

entstanden sind, stellt also die Ergebnisse<br />

einer Ökobilanz für das Produkt<br />

dar. Das Vorhandensein einer EPD sagt jedoch<br />

noch nichts darüber aus, ob das Produkt<br />

umweltfreundlich ist. Es informiert<br />

„lediglich“ über die Umweltwirkungen.<br />

In Europa gibt es eine überschaubare Anzahl<br />

von Organisationen, die Programme<br />

für EPD anbieten. Im Rahmen dieser Programme<br />

werden zusammen mit interessierten<br />

Parteien die Regeln festgelegt, nach denen<br />

die EPD bzw. die Ökobilanzen zu erarbeiten<br />

sind. Unternehmen können dann<br />

auf Basis dieser Regeln Ökobilanzen für<br />

ihre Produkte erarbeiten (lassen) und sie<br />

über den Programmträger veröffentlichen.<br />

Das erste Programm für EPD ist in Schweden<br />

entstanden, es heißt „The International<br />

EPD System“ (http://environdec.<br />

com/en/). Während EPDs derzeit insbesondere<br />

bei den Baustoffen an Beliebtheit gewinnen,<br />

bietet das Schwedische Programm<br />

auch schon 75 EPDs zu Lebensmitteln an,<br />

etwa zu Teigwaren der Firma Barilla.<br />

Die Vorteile der bekannten Umweltzeichen<br />

wie „Der Blaue Engel“ – umweltfreundliche<br />

Produkte schnell und einfach erkennbar<br />

zu machen – erfüllen die EPDs nicht.<br />

Für alle diejenigen, die sich etwas mehr<br />

Zeit nehmen wollen, bieten sie jedoch interessante<br />

Informationen an, nicht nur zu<br />

den Umweltwirkungen im Lebensweg der<br />

Produkte, sondern auch zur Art und Weise,<br />

wie die Produkte hergestellt werden. ■


Magazin<br />

Neue Bücher zum Thema<br />

Welternährung<br />

oekom e. V. Verein für ökologische Kommunikation<br />

(Hrsg.): Welternährung.<br />

Global denken – lokal säen. München:<br />

oekom 2012 (= politische ökologie 128),<br />

143 S., € 17,50<br />

Der Skandal, dass eine Milliarde Menschen<br />

Hunger leidet, während sich in anderen Teilen<br />

der Welt Fettleibigkeit und durch Fehlernährung<br />

bedingte Zivilisationskrankheiten<br />

ausbreiten, hat vielschichtige Ursachen und<br />

Hintergründe. Die „Grüne Revolution“, Spekulationen<br />

auf Nahrungsmittel und Land<br />

sowie eine dem Export huldigende Agrarpolitik<br />

haben die Lage von Kleinbauern und<br />

-bäuerinnen in Entwicklungsländern enorm<br />

verschlimmert.Die Probleme sind zahlreich<br />

und die Zeit drängt, denn die Nahrungsmittelproduktion<br />

stagniert, während die Weltbevölkerung<br />

wächst. Fernab der von Agrarindustrie<br />

und Politik ausgetretenen Denk -<br />

pfade finden sich Ansätze, die eine zukunftsfähige<br />

Landwirtschaft und die Ernährung<br />

der Weltbevölkerung ebenso im Auge haben<br />

wie die Gewährleistung von Menschenrechten<br />

und den Schutz von Klima, Ressourcen<br />

und Biodiversität.<br />

Vom Gärtnern in der Stadt<br />

Martin Rasper: Vom Gärtnern in der<br />

Stadt. Die neue Landlust zwischen Beton<br />

und Asphalt. München: oekom<br />

2012, 208 S., € 20,60<br />

Sie gärtnern in grob gezimmerten Hochbeeten<br />

oder in Plastikkisten, produzieren Gemüse<br />

und Obst auf Brachflächen in der City<br />

oder am Stadtrand und bepflanzen auch<br />

mal Verkehrsinseln: die neuen urbanen<br />

GärtnerInnen sorgen für Farbe in den Städten.<br />

Was sie treibt, ist das archaische Vergnügen,<br />

zu pflanzen und zu säen und einen<br />

Teil ihrer Nahrung selbst zu erzeugen – aber<br />

auch der erklärte politische Wille, die Lebensmittelproduktion<br />

und die Landwirtschaft<br />

nicht einer zunehmend gewissenlosen<br />

Industrie zu überlassen. Das Buch ist ein<br />

kundiger und aktueller Führer durch die urbane<br />

Gartenszene und ihre vielfältigen Initiativen.<br />

Aber es erzählt auch von der tiefen<br />

Verwurzelung des Gartens in unserer Kultur,<br />

von der bedrohten Vielfalt der Obst- und<br />

Gemüsesorten, vom Garten als Ökosystem<br />

und seinem wichtigsten Bestandteil, einem<br />

lebendigen Boden.<br />

Systemische Risiken der Gentechnik<br />

Broder Breckling, Gunther Schmidt,<br />

Wilfried Schröder (Hrsg.): GeneRisk.<br />

Systemische Risiken der Gentechnik.<br />

Analyse von Umweltwirkungen gentechnisch<br />

veränderter Organismen in der<br />

Landwirtschaft. Berlin: Springer 2012,<br />

318 S., € 82,19<br />

Das Buch gibt einen Einblick in systemische<br />

Verknüpfungen, denen der Anbau von gentechnisch<br />

veränderten Pflanzen in Deutschland<br />

unterliegen würde. Es thematisiert Verknüpfungen,<br />

die sich zwischen ökologischen<br />

und sozialen Systemzusammenhängen<br />

herstellen lassen. Bisherige Betrachtungen<br />

widmeten sich dem Thema entweder<br />

aus ökologischer Perspektive oder thematisieren<br />

(agrar-)politische Zusammenhänge.<br />

Das Buch resultiert aus einem Forschungsprojekt,<br />

in welchem das deutsche BMBF die<br />

Erforschung sozialökologischer Wechselwirkungen<br />

gefördert hat.<br />

Landschaft und Landnutzung<br />

Dieter Apel: Landschaft und Landnutzung.<br />

Vom richtigen Umgang mit begrenzten<br />

Flächen. München: oekom<br />

2012, 178 S., € 20,60<br />

Ein neues Gewerbegebiet hier, eine weitere<br />

Umgehungsstraße dort. Etwa achtzig<br />

Hektar Land werden allein in Deutschland<br />

jeden Tag für Siedlungs- und Verkehrsflächen<br />

verbraucht. Städte dehnen sich in<br />

die umgebende Landschaft aus. Für die<br />

Landwirtschaft wird es enger. Auch erneuerbare<br />

Energien brauchen ihren Platz.<br />

Weil die Erdoberfläche aber begrenzt ist<br />

und Landschaften unsere maßgebliche Lebensbasis<br />

bilden, sind Konzepte gefragt,<br />

die den Flächenverbrauch begrenzen helfen.<br />

Dies umso mehr, da die Frage der<br />

Land- und Flächennutzung eine Schlüsselstrategie<br />

zur Lösung ökologischer und gesellschaftlicher<br />

Krisen bildet. Dieter Apel<br />

beschreibt kenntnisreich, wie weitere Verluste<br />

durch Bebauung, industrialisierte<br />

Landwirtschaft und Straßenbau begrenzt<br />

werden können, damit gewachsene europäische<br />

Kulturlandschaften erhalten bleiben.<br />

Besonders Erfolg versprechend erscheinen<br />

ihm die ökologische Orientierung<br />

der Agrar- und Forstwirtschaft sowie<br />

die Renaturierung bereits geschädigter<br />

Landflächen.<br />

Der große Bio-Schmäh<br />

Clemens G. Arvay: Der große Bio-<br />

Schmäh. Wie uns die Lebensmittelkonzerne<br />

an der Nase herumführen. Berlin,<br />

Wien: Ueberreuter 2012, 207 S., € 19,95<br />

Biologische Lebensmittel liegen im Trend,<br />

die Umsätze steigen jährlich. Den größten<br />

Teil des Kuchens sichern sich in Österreich<br />

mittlerweile die Handelsmarken der<br />

großen Supermarktkonzerne wie REWE<br />

(Billa & Co.), SPAR und HOFER. Was steckt<br />

aber wirklich hinter deren Bio-Handelsmarken?<br />

Ausgehend von den vollmundigen<br />

Versprechen der Werbung macht sich<br />

der Agrarbiologe Clemens G. Arvay in<br />

Wallraff-Manier auf die Suche nach der<br />

Realität. Anstatt auf idyllische Bio-Bauernhöfe<br />

und glückliche Schweinchen stößt er<br />

auf Tierfabriken, endlose Monokulturen<br />

und industrialisierte Landwirtschaft. Arvay<br />

hat nur das getan, was wir von kritischen<br />

KonsumentInnen erwarten würden: Er vergleicht<br />

die romantisierende Bio-Werbung<br />

mit den tatsächlichen Produktions-Verarbeitungs-<br />

und Arbeitsbedingungen, indem<br />

er quer durch Österreichs „Bioindustrie“<br />

reist und alles penibel recherchiert und<br />

dokumentiert. Dabei stellt sich heraus,<br />

dass die „Konventionalisierung“ des Bio -<br />

betriebs weiter fortgeschritten ist als befürchtet.<br />

Aber der Autor zeigt auch echte<br />

Bio-Alternativen auf.<br />

Zeitschrift „Wege für eine<br />

BÄUERLICHE ZUKUNFT“<br />

erscheint 5 mal im Jahr, Jahresabonnement<br />

€ 25,- (€ 29,- im Ausland)<br />

Einer der Schwerpunkte der ÖBV-Via Campesina<br />

Austria/Österreichischen Berg- und<br />

Kleinbäuer_Innen Vereinigung liegt in der<br />

Herausgabe der Zeitschrift „Wege für eine<br />

BÄUERLICHE ZUKUNFT“. Mit Aufklärung<br />

und Information leistet sie einen Beitrag zur<br />

Unterstützung von Kleinbauern und -bäuerinnen.<br />

Sie bringt kritische Analysen und Informationen<br />

zur Situation der Berg-, Kleinund<br />

Mittelbauern und -bäuerinnen in Österreich<br />

und international und liefert Beiträge<br />

zur Agrarpolitik sowie zu sozialen und ökologischen<br />

Themen. Die Anliegen der Bauern<br />

und Bäuerinnen stehen im Mittelpunkt.<br />

Weiters sollen die Bereiche Land und Stadt<br />

sowie ProduzentInnen und KonsumentInnen<br />

einander näher gebracht werden. ■<br />

Soziale Technik 4/20<strong>13</strong><br />

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<strong>SOZIALE</strong> <strong>TECHNIK</strong> Nummer 4 – Dezember 20<strong>13</strong>, 23. Jg., Einzelpreis € 7,- / SFr 10,-<br />

P.b.b. Verlagspostamt 8010; GZ 02Z032468M – Erscheinungsort Graz<br />

INHALT<br />

Themenheft: Perspektiven nachhaltiger<br />

Lebensmittelversorgungssysteme<br />

Europäische Landwirtschaftspolitik<br />

Irmi Salzer<br />

Wachsen, weichen, exportieren.<br />

Wie die EU-Agrarpolitik Ernährungssouveränität verhindert<br />

und kleinbäuerliche Landwirtschaft zerstört . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

Regionale Lebensmittelversorgung<br />

Juliana Lutz<br />

Lokale Lebensmittelnetzwerke.<br />

Kollektives Engagement für Veränderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Nachhaltiges Beschaffungswesen<br />

Sandra Karner, David Barling, Julie Smith<br />

Nachhaltigkeit am Kantinen-Teller.<br />

Bio, fair und natürlich gut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Gastredaktion<br />

Han Wiskerke, Bettina Bock, Dirk Roep<br />

The dynamics of rural and regional development in Europe.<br />

The Rural Sociology Group of Wageningen University . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Städtische Lebensmittelversorgung<br />

Madlen Portmann, Heidrun Moschitz<br />

Wenn viele Köche gemeinsam kochen. Das Potenzial für<br />

eine Ernährungsstrategie am Beispiel der Stadt Basel . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

Städtische Landwirtschaft der Zukunft<br />

Axel Dierich, Shahrooz Mohajeri, Sven Wurbs<br />

Nahrungsmittel und Wärme vom Dach.<br />

Ressourceneffizienz durch vielfach integrierte Dachgewächshäuser . . . . . 18<br />

Aus dem IFZ<br />

Critical Issues in Science and Technology Studies –<br />

Call for abstracts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

Jugendliche werden kreativ: IT umweltbewusst nutzen /<br />

Vorbereitung eines ERA-Net-Programms zu Auswirkungen<br />

genetisch veränderter Organismen (GVOs)<br />

(PreSto GMO ERA-NET) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

Eigentümer, Herausgeber, Verleger:<br />

IFZ, A-8010 Graz, Schlögelgasse 2<br />

Tel.: +43/316/81 39 09-0, Fax: +43/316/8<strong>13</strong>909-11<br />

E-Mail: ifz@aau.at, http://www.ifz.aau.at<br />

Redaktion: Peter Wilding, Sandra Karner<br />

Aboverwaltung: Reinhard Wächter<br />

ISSN 1022-6893 DVR 0637955<br />

Gefördert durch die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria).<br />

Fotos: Anna Korzensky<br />

Basisdesign & typographisches Konzept: RoRo + Zec, Satz: www.koco.at.<br />

Druck: Druckerei Bachernegg, Kapfenberg. Gedruckt auf Cyclus Print 90g<br />

(Recyclingpapier aus 100% Altpapier), Umschlag: Magno matt 115g,<br />

chlorfrei gebleicht.<br />

Dieser Ausgabe liegt eine Beilage des oekom-Verlages bei.<br />

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Als Dankeschön stehen<br />

drei Bücher zur Auswahl!<br />

Kostenloses Probeabo<br />

(2 Ausgaben)<br />

und Abobestellungen:<br />

IFZ Graz<br />

Tel.: 0316/8<strong>13</strong>909<br />

E-Mail: ifz@aau.at<br />

www.ifz.aau.at/sote<br />

Erscheint vierteljährlich,<br />

Jahresabo € 16,- (Studierende € 12,-)<br />

Magazin<br />

Green Products . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Neue Bücher zum Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Fotos: Anna Korzensky<br />

macht ihr Doktoratsstudium in Soziologie an der<br />

Universität Wien zum Thema „Außerfamiliäre<br />

Hofübergabe und ihre speziellen Charakteristika in<br />

der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Österreich“<br />

und arbeitet als Koordinatorin in der Europäischen<br />

Nyéléni Bewegung für Ernährungssouveränität<br />

(Nyéléni Europe Movement for Food Sovereignty).<br />

Neben ihrem Soziologiestudium hat sie eine Ausbildung<br />

an der Fachschule für Handwerk, Budapest, in Fotografie gemacht.<br />

Seitdem hat sie viele Fotos in verschiedenen Plattformen<br />

(Zeitschriften, Zeitungen, Ausstellungen) veröffentlicht.<br />

Kontakt: korzanna@gmail.com<br />

Das IFZ ist der Grazer Standort des STS – Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung<br />

der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt | Wien | Graz

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