Aufbauschema Verfassungsbeschwerde - und Verwaltungsrecht ...
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FREIE UNIVERSITÄT BERLIN<br />
Juristische Fakultät<br />
Lehrbeauftragter Olaf Gast,<br />
c/o Prof. Dr. Helge Sodan<br />
Lehrstuhl für Staats- <strong>und</strong> <strong>Verwaltungsrecht</strong>,<br />
Öffentliches Wirtschaftsrecht <strong>und</strong> Sozialrecht<br />
Ü33<br />
Übung „Öffentliches Recht für Wirtschaftswissenschaftler“ WS 2002/2003<br />
<strong>Aufbauschema</strong>: <strong>Verfassungsbeschwerde</strong> (VB), betr. Gesetze<br />
I. Zulässigkeit:<br />
1. Ordnungsgemäßer Antrag:<br />
- schriftliche Einreichung <strong>und</strong> Begründung (§ 23 I 1 BVerfGG <strong>und</strong> 92 BVerfGG)<br />
2. Beteiligtenfähigkeit:<br />
- „Jedermann“ (§ 90 I BVerfGG), Beteiligtenfähigkeit = Gr<strong>und</strong>rechtsfähigkeit, d.h. bei<br />
Bürgerrechten nur Deutsche<br />
- juristische Personen: nach Art. 19 III GG<br />
3. Prozeßfähigkeit:<br />
- Fähigkeit, Prozeßhandlungen selbst oder durch Vertreter vorzunehmen: Reife, im<br />
Gr<strong>und</strong>rechtsbereich eigenverantwortlich zu handeln<br />
4. Beschwerdegegenstand:<br />
- Akt der öffentlichen Gewalt (§ 90 I BVerfGG): Handlungen/ Unterlassungen der<br />
Legislative, Exekutive, Judikative ( §§ 93, 94 II, 95 BVerfGG)<br />
5. Beschwerdebefugnis:<br />
- Behauptung einer Gr<strong>und</strong>rechtsverletzung (§ 90 I BVerfGG)<br />
a) Möglichkeit der Gr<strong>und</strong>rechts (GR)-Verletzung (nicht offensichtliche Ausschließbarkeit<br />
der Verletzung, etwa wegen offensichtlicher Nichtbetroffenheit des Schutzbereiches)<br />
b) Eigene Beschwer (i.d.R. bei VB gegen Gesetze): BF (Beschwerdeführer) muß Adressat<br />
des Aktes der öffentlichen Gewalt sein)<br />
c) Gegenwärtige Beschwer (i.d.R. bei VB gegen Gesetze): aktuelle Betroffenheit des BF<br />
d) Unmittelbare Beschwer (bei VB gegen Gesetze): Gesetz muß ohne Vollzugsakt<br />
unmittelbar wirken<br />
e) GR-Verletzung (bei VB gegen Gerichtsentscheidungen):<br />
- Gerichtsverfahren verletzt Gr<strong>und</strong>rechte<br />
- Entscheidung auf gr<strong>und</strong>rechtswidrige Norm gestützt<br />
- Gr<strong>und</strong>rechte bei Auslegung <strong>und</strong> Anwendung einfachen Rechts nicht beachtet<br />
6. Rechtswegerschöpfung (§ 90 II BVerfGG), Gr<strong>und</strong>satz der Subsidarität der VB, aber Ausnahmen<br />
der VB-Zulässigkeit: Allgemeine Bedeutung oder sonst drohender schwerer <strong>und</strong> unabwendbarer<br />
Nachteil<br />
7. Fristeinhaltung ( 93 BVerfGG)<br />
II. Begründetheit
Bei Vorliegen eines GR-Eingriffs (§§ 90 I, 95 I BVerfGG), welcher verfassungsrechtlich (<strong>und</strong><br />
zwar formell <strong>und</strong>/oder materiell) nicht gerechtfertigt ist = rechtswidriger Eingriff in den<br />
Schutzbereich eines GRs<br />
2<br />
Freiheitsrechte (z.B. Art. 5 I, 9 III, 12 I, 14 I GG)<br />
1. Akt der öffentl. Gewalt als Eingriff in Schutzbereich?<br />
- Prüfung von 1. sachl./person./funktion. Schutzbereich, 2. Eingriff in denselben,<br />
<strong>und</strong> zwar durch einen 3. Akt d. öff. Gewalt<br />
2. Verfassungsrechtliche Rechtfertigung des Eingriffs?:<br />
a) Prüfung der Rechtmäßigkeit des (GR-beschränkenden) Gesetzes<br />
1) formelle Rechtmäßigkeit ?:<br />
- insb. Gesetzgebungskompetenz <strong>und</strong> -verfahren (Art. 70 ff. GG):<br />
- föderaler Gr<strong>und</strong>satz d. Art. 70 i.V.m. Art. 30 GG zug. d. Länder-Komp.<br />
- ausschl. Bd.Kptz. Art. 71 i.V.m. 73 GG<br />
- konkurrierende B<strong>und</strong>esKptz. Art. 72 I GG?, einzelner Kptz.Titel aus Art.<br />
74 GG ?, teleol. + system. wg. Föderalismus + Art. 70/30 GG eng auslegen,<br />
- zuletzt gemäß Art. 72 II GG (n.F., mit neuer, diesen Grds. verstärk. RSpr.<br />
des BVerfG!): Prüfung der Erforderlichkeit einer b<strong>und</strong>esgesetzl.<br />
Kompetenzausübung f. Rechts-/Wirtschaftseinheit in D<br />
2) materielle Rechtmäßigkeit ? (Wahrung der Schranken-Schranken?):<br />
a) Verhältnismäßigkeitsgr<strong>und</strong>satz (Art. 20 III GG): legitimer<br />
Zweck, Geeignetheit, Erforderlichkeit, Angemessenheit<br />
b) Wesensgehaltsgarantie (Art. 19 II GG)<br />
c) Bestimmtheitsgr<strong>und</strong>satz (Art. 20 III GG)<br />
d) Einzelfallgesetzverbot (Art. 19 I 1 GG)<br />
e) Zitiergebot (Art. 19 I 2 GG)<br />
b) gegebenenfalls Prüfung der Rechtmäßigkeit des Einzelaktes<br />
1) Verhältnismäßigkeitsgr<strong>und</strong>satz<br />
2) Willkürverbot: keine offensichtliche Unsachgemäßheit der Anwendung der<br />
Rechtsgr<strong>und</strong>lagen