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„Einzigartige Rheinauenwälder“ - Kneipp-Bund

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Reisen______________________________________________________<br />

<strong>„Einzigartige</strong> <strong>Rheinauenwälder“</strong><br />

<strong>Kneipp</strong>-Verein Edenkoben unterwegs durch die Hördter Rheinauen<br />

Der <strong>Kneipp</strong>-Verein Edenkoben unternahm am 03. Oktober 2013 eine Wanderung durch<br />

die Hördter Rheinauen. Herr Rudolf Hoffmann, Fotograf und Weinwanderer, führte uns mit<br />

all seinem Wissen durch die einzigartigen Rheinauenwälder. Der urwüchsige, von verträumten<br />

Altrheinarmen durchzogene Auwald mit seiner reichen Tier- und Pflanzenwelt<br />

übte einen eigentümlichen und unverwechselbaren Reiz auf uns aus.<br />

In Sondernheim begann unsere Wanderung und hier bekamen wir an Hand einer Skizze<br />

die Hochwasserrückhaltung erklärt. Mitten in Deutschland, zwischen Karlsruhe und Mannheim,<br />

finden sich rechts und links des Rheins, mit seinen gemütlich dahin gleitenden Schiffen,<br />

noch Reste einer urtümlichen Auenlandschaft. Die wenigen in unserer Zeit noch regelmäßig<br />

überfluteten Auenbereiche Mitteleuropas, die noch nicht den rigiden Flussbegradigungen<br />

der letzten hundert Jahre zum Opfer gefallen sind, gehören zu den produktivsten<br />

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<strong>Kneipp</strong> Intern 2013 1


Reisen______________________________________________________<br />

Öko-Systemen unserer gemäßigten Breiten.<br />

Bis zu seiner Regulierung und Begradigung<br />

im frühen 19. Jahrhundert mäandrierte<br />

der Rhein in der Oberrheinischen<br />

Tiefebene in unzähligen Schleifen und<br />

Schlingen und änderte über die Jahrtausende<br />

beständig seinen Lauf. Die Oberrheinlandschaft<br />

hat sich durch die Rheinbegradigung<br />

im 19. Jahrhundert stark verändert.<br />

Wegen der Erhöhung der Fließgeschwindigkeit<br />

fiel der Grundwasserspiegel<br />

beträchtlich, wodurch Seitenarme trocken<br />

fielen und der Flussauen-Urwald stark zurückging.<br />

Auch nach der Regulierung ist die Landschaft am Rhein durch die zahlreichen noch immer<br />

vorhandenen bzw. wieder ausgekiesten Altrheinarme geprägt. Auch dort, wo sich keine<br />

Wasserflächen mehr befinden, lassen sich ehemalige Rheinarme am Bewuchs, Zuschnitt<br />

der Flure und am Verlauf der Niederterrassen nachvollziehen.<br />

Für die Rheinschifffahrt von Bedeutung<br />

ist die Sonderheimer Schwelle. An dieser<br />

Untiefe in Höhe des Ortes, die durch härteres<br />

Gestein im Flussbett verursacht<br />

wird, musste früher und teilweise auch<br />

noch heute bei Niedrigwasser der<br />

Schiffsverkehr relativ früh eingestellt<br />

werden. Erst die Rheinschifffahrt brachte<br />

für die ehemals 85 hauptberuflichen Fischern<br />

und Schiffsleute aus Sondernheim,<br />

zeitweise die größte Berufsgruppe<br />

in der Gemeinde, einen gewissen Wohlstand<br />

und die Öffnung zur großen, weiten<br />

Welt. Bedingt durch ihre genauen Kenntnisse<br />

der Untiefen vor Ort waren die Rheinschiffer aus Sondernheim begehrte Flußlotsen.<br />

Das erklärt auch das etwas „maritime“ Gepräge des Ortes mit Wandbildern von der Rheinschifffahrt.<br />

Wir marschierten auf gänzlich steigungsfreiem Weg durch das zweitgrößte Naturschutzgebiet<br />

in Rheinland Pfalz. Ein „Pfälzer Urwald“, von ganz eigentümlichem Reiz, der ihn<br />

von anderen Wäldern stark unterscheidet und ihn zu einem einzigartigen Naturdenkmal<br />

macht. Er erinnert an einen echten Urwald mit efeuumrankten Bäumen, Lianen und undurchdringlichem<br />

Unterholz. Buchen, Hainbuchen, Ahorn und Ulmen dominieren das<br />

Waldgelände, die Ufer werden von riesige Weiden, Pappeln und Eschen geprägt. An den<br />

Altrheintümpeln kann man Kormorane, Graureiher und mit etwas Glück auch den bunt<br />

schillernden Eisvogel, den „fliegenden Edelstein“, beobachten, auch anderer seltene Vogelarten<br />

sind hier zu Hause. In der Paarungszeit queren Unken, Frösche und Süßwasser-<br />

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<strong>Kneipp</strong> Intern 2013 2


Reisen______________________________________________________<br />

krebse auf ihrer Partnersuche von Teich zu Teich, von Altarm zu Altarm, den Weg des<br />

Wanderers.<br />

Eine sehr seltene und für Weinfreunde als<br />

auch Biologen kulturhistorisch und wissenschaftlich<br />

wertvolle pfälzische Pflanzenart<br />

der Rheinauen ist die Wilde Weinrebe. Herr<br />

Hoffmann erklärte uns, dass die Europäische<br />

Wildrebe auch Wilder Weinstock oder<br />

Echter Wilder Wein genannt, ist eine Unterart<br />

von Vitis vinifera innerhalb der Gattung<br />

der Rebe (Vitis). Sie ist die Stammform unserer<br />

Kulturrebe und kommt nur noch an<br />

sehr wenigen Standorten in den Oberrheinauen<br />

vor. Die Wildform der Weinrebe zählt<br />

zu den bedrohtesten Pflanzen überhaupt<br />

und ist überall vom Aussterben bedroht. Zählte der Botaniker Bronner (1857) noch Tausende<br />

Wilder Reben in den deutschen Rheinauen zwischen Rastatt und Mannheim, so ist<br />

deren Bestand inzwischen auf etwa 25 Pflanzen an wenigen Standorten zwischen Mannheim<br />

und Karlsruhe zusammengeschrumpft. Stirbt die Europäische Wildrebe aus, ist ein<br />

kostbares Reservoir von Genen, die für die Züchtung neuer Rebsorten wichtig sind, unwiederbringlich<br />

verloren.<br />

Der nächste Wegabschnitt gehört dem Rhein, wo wir einem alten Treidelpfad folgen. Über<br />

ein Jahrtausend wurde hier "getreidelt": Knechte, Ochsen oder Pferde zogen Schiffe vom<br />

Ufer aus an einer langen Leine flussaufwärts; mindestens 8 Zugtiere oder 28 Tagelöhner<br />

brauchte es, um eine Schiffsladung von 200 Tonnen zu bewegen.<br />

Die Rheinaue selbst war bis ins 19. Jahrhundert hinein geprägt durch die periodischen<br />

Überflutungen der Rheinhochwasser, denen sich der Mensch jedoch anzupassen wusste.<br />

Die meisten Dörfer waren Fischerdörfer, deren Bevölkerung hauptsächlich vom Fischfang,<br />

als Korbmacher und von der Landwirtschaft lebte.<br />

Da die großen Überflutungs- und Sumpfgebiete des<br />

Rheins ein ideales Brutgebiet für Stechmücken darstellten,<br />

die Sumpffieber (eine leichtere Form der Europäischen<br />

Malaria) übertrugen, nahm der Bauingenieur Tulla<br />

im Auftrag der badischen Wasserbaubehörden im 19.<br />

Jahrhundert die erste große Rheinkorrektur mit den entsprechenden<br />

„Trockenlegungsmaßnahmen“ vor. Ihr folgte<br />

der Ausbau des Rheins zur Wasserstraße im 20. Jahrhundert<br />

mit allen ökologischen und ökonomischen Folgen,<br />

denen auch der gewerbemäßige Fischfang im Rhein<br />

bis auf ganz wenige Ausnahmen zum Opfer fiel.<br />

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<strong>Kneipp</strong> Intern 2013 3


Reisen______________________________________________________<br />

Einer der letzten Rheinfischer, Herr Franz Schwab, entführte uns vor der Mittagspause mit<br />

seinem Boot in die verwunschene Welt der Altrheinarme. Erzählte uns auf der Kahnfahrt<br />

durch die Hördter Flussaue aus seinem Fischerleben und dem Fischfang im Rhein gestern<br />

und heute.<br />

Anschließend gingen wir zum ehemaligen<br />

Fischerdorf Neupotz. Ein Fischerdorf<br />

wie es Beispielhaft für die<br />

Geschichte aller Fischerdörfer der<br />

Rheinniederungen steht, welche Opfer<br />

der Rheinbegradigungen wurden.<br />

Als Überbleibsel der alten Fischertradition<br />

haben sich einige Fischrestaurants<br />

erhalten. Hier im Fischerheim<br />

bei Neupotz hatten wir noch fangfrischen<br />

Fisch aus dem Rhein (Aal,<br />

Hecht, Wells und Zander) auf unserer<br />

Speisekarte. Frisch gestärkt machten<br />

wir uns gegen 17.00 Uhr auf unseren<br />

Heimweg nach Rheinzabern zum S-<br />

Bahnhof auf. Von hier aus fuhren wir zurück nach Sondernheim.<br />

Kontakt:<br />

<strong>Kneipp</strong>-Verein Edenkoben e.V.<br />

Brigitte Poth<br />

Blücherstraße 5a<br />

67480 Edenkoben<br />

Telefon 0 63 23 / 7 04 06 10<br />

info@praxis-poth.de<br />

www.kneippverein-edenkoben.de<br />

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<strong>Kneipp</strong> Intern 2013 4

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