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Münchner Natur und Umwelt - Bund Naturschutz in Bayern e.V. ...

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<strong>Natur</strong><br />

<strong>Umwelt</strong><br />

Foto: Mart<strong>in</strong> Hänsel<br />

Kapituliert die Stadt vor dem Konkurrenzkampf ?<br />

Großmarktwahn frisst Landschaft<br />

Im Jahr 2004 hat der BN alle Möbel-,<br />

Bau- <strong>und</strong> Gartenmärkte mit e<strong>in</strong>er<br />

Verkaufsfläche von über 5.000 qm im<br />

Großraum München (bis 30 km um<br />

den Marienplatz) gezählt <strong>und</strong> kam auf<br />

ca. 40 solcher „Großflächigen E<strong>in</strong>zelhandelse<strong>in</strong>richtungen“.<br />

Das fanden<br />

wir schon sehr viel. Bei unserer aktuellen<br />

Zählung im Jahr 2013 s<strong>in</strong>d es<br />

bereits 93 Stück! E<strong>in</strong>e solch immense<br />

Anzahl dieser Märkte stellt e<strong>in</strong>e massive<br />

Überversorgung dar, der Bedarf ist<br />

längst gedeckt. Der e<strong>in</strong>zige Gr<strong>und</strong> für<br />

den Bau solcher Märkte ist das Konkurrenzdenken<br />

der Unternehmen. Der<br />

Bau solcher Märkte geht immer zu<br />

Lasten von <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> Landwirtschaft<br />

i<br />

BN-Karte mit großen Baumärkten (rot),<br />

Gartencentern (grün) <strong>und</strong> Möbelmärkten (blau).<br />

Download der Karte unter<br />

www.bn-muenchen.de<br />

<strong>und</strong> befördert den ohneh<strong>in</strong> schon viel<br />

zu hohen Flächenverbrauch <strong>in</strong> <strong>und</strong> um<br />

München.<br />

Der Effekt ist, dass wir jeden Tag <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em anderen Möbelmarkt e<strong>in</strong>en Esstisch<br />

kaufen könnten - das Essen, das<br />

wir auf den Esstisch stellen, kommt<br />

jedoch nicht mehr aus unserer Region,<br />

da wir die landwirtschaftlichen<br />

Flächen mit Möbelmärkten zugebaut<br />

haben. Der Schaden dieses s<strong>in</strong>nlosen<br />

Flächenverbrauchs ist immens: Wir<br />

nehmen uns nicht nur die Möglichkeit,<br />

regional Lebensmittel anzubauen,<br />

auch viele ökologische Probleme werden<br />

befördert: Die Versiegelung des<br />

Bodens (im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes<br />

unsere Lebensgr<strong>und</strong>lage)<br />

hat beispielsweise zur<br />

Folge, dass Regenwasser<br />

nicht mehr versickern<br />

kann <strong>und</strong> trägt zu e<strong>in</strong>em<br />

nicht unwesentlichen Teil<br />

zur sich häufenden Hochwasserproblematik<br />

bei.<br />

Wertvolle, naturnahe<br />

Lebensräume, die im<br />

Raum München ohneh<strong>in</strong><br />

rar s<strong>in</strong>d, leiden durch die<br />

fortschreitende Zerstörung<br />

<strong>und</strong> Zerschneidung.<br />

Die Artenvielfalt im Boden<br />

wird schlicht zubetoniert.<br />

Zudem nimmt regelmäßig<br />

der Verkehr zu.<br />

Das heißt mehr Lärm für<br />

die Menschen im Umfeld<br />

des Großmarktes, sowie<br />

e<strong>in</strong>e höhere Belastung der<br />

Luft mit Abgasen <strong>und</strong> anderen<br />

Schadstoffen. Denn:<br />

E<strong>in</strong> solcher Großmarkt wird selten mit<br />

Anschluss an das öffentliche Nahverkehrssystem<br />

geplant. Zufahrtsstraßen<br />

<strong>und</strong> meist riesige ebenerdige Parkplätze<br />

erhöhen die Flächenversiegelung<br />

zusätzlich. Das Landschaftsbild, das<br />

Ortsbild <strong>und</strong> damit die Lebensqualität<br />

der Menschen werden auch optisch<br />

zerstört.<br />

Warum das alles? Weil viele Bürgermeister<br />

glauben, mit e<strong>in</strong>em solchen<br />

Markt Gewerbesteuere<strong>in</strong>nahmen bekommen<br />

zu können. Dies ist meist e<strong>in</strong><br />

Trugschluss, da diese E<strong>in</strong>nahmen fast<br />

nie <strong>in</strong> der gewünschten Höhe <strong>und</strong> vor<br />

allem nicht dauerhaft sprudeln. Denn<br />

nicht nur die Steuertricksereien der<br />

Konzerne reduzieren die Steuerzahlungen,<br />

auch der genannte gnadenlose<br />

Konkurrenzkampf trägt Früchte. Und<br />

wenn e<strong>in</strong> Markt pleite geht, wie kürzlich<br />

„Praktiker“, bleiben Gebäude,<br />

Parkplatz etc. natürlich trotzdem bestehen.<br />

Die beanspruchte Fläche wird<br />

nicht wieder der <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> den Menschen<br />

zurückgegeben. Zudem ist der<br />

E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong> der Umgebung meist<br />

aufgr<strong>und</strong> der Billigkonkurrenz ebenfalls<br />

am Ende. Also dürfen aus ökologischen<br />

wie ökonomischen Gründen<br />

ke<strong>in</strong>e weiteren solcher Märkte mehr<br />

errichtet werden. Aber genau das passiert<br />

derzeit unverm<strong>in</strong>dert weiter <strong>in</strong><br />

Stadt <strong>und</strong> Landkreis München. Deshalb<br />

braucht es den BN <strong>und</strong> engagierte<br />

Bürger. So konnten dieses Jahr unter<br />

Mithilfe des BN <strong>in</strong> Feldkirchen e<strong>in</strong><br />

weiterer Ikea mittels Bürgerentscheid<br />

verh<strong>in</strong>dert werden. Mögen viele andere<br />

diesem Beispiel folgen.<br />

Christian Hierneis<br />

8<br />

Heft 58, November 2013 bis April 2014

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